fflnmb genug für die verantwortlichen Träger des demokratischen Slaatsgedankens. auf der chut zu sein und allen Erscheinungen rück- sichtsloe nachzugehen, die die Annahme nahelegen, dah sie mit um- stiirzlerischen Bestrebungen in Verbindung stehen. Auf eine der- artige Sicherstellung seines Daseins hat der alte Staat keinen Augen- blick verzichtet. Es wäre lächerlich, vom neuen Staat in dieser hin- ficht weniger Wachsamkeit oder mehr Gutmütigkeit voraussehen zu wollen, als sie der alte Staat bewiesen hat. Die überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes steht zur Demokratie und hat reine Lust, sich die Staatssorm antasten zu lassen. Zu dieser überwälti- gcnden Mehrheit gehört auch die deutsche Zentrumspartei . Deshalb erwartet auch die Zentrumsfrakion des preußischen Landtage» von der Staatsregierung, daß diese zur Sicherstellung der Verfassung und damit zur Verteidtauna der republikanischen Staatssorm u n- ablässig auf dem Posten ist, gestützt letzten Endes auch auf die für die Staatsgewalt unerläßlichen Machtmittel. Unser Volt will keine Erschütterung des Saatsgedankens, sondern eine ruhige Entwicklung seiner innen- und außenpolitischen Ver- hältniste, weil dies die erste Voraussetzung dafür ist, daß unsere wirtschaftliche Lage nach den schweren Erschütterungen, die chr der verlorene Krleg gebracht hat, wieder in Ordnung kommt. Wir haben zur gegenwärtigen preußischen Staatsregierung das volle Vertrauen, daß sie alles tut, was in ihren Kräften steht, um frühzeitig alle Gefahren abzubiegen, die dieser ruhigen Aufwärtsentwicklung unseres Wirtschaftslebens durch unruhige Cle» mente drohen könnten.(Lebhafter Beifall in der Mitte.) Abg. vartels-Krefeld(Komm.) weist auf das Streben der Herr» schenden Kapitalistenklasse hin, die Gewaltherrschast auszurichten und die sogenannte Demokratie zu beseitigen. Beweis dafür seien der Vorstoß gegen die Vereins- und Versammlungsfreiheit und die bewußten Verfassungsbrüche, wie zum Beispiel in der Flaggen» frage. Die.Vossische Zeitung" Hab« nochgewiesen, daß ISO Rechtsorganisationen beständen, deren Dachorganisation die Bereinigten Vaterländischen Verbände sind. Die Art der Erledigung von Putsch- Vorbereitungen beweise, daß man zur preußischen Regierung a b- solut kein Vertrauen haben könne. Die Demokraten zeigten eine jämmerliche Haltung. Al» der Redner erklärt, der Krön- prinz fühle sich sehr wohl in Preußen, seine Frau klaue Vasen, wird er durch stürmische Zurufe der Rechten unterbrochen und vom Präsidenten ermahnt, sich zu mäßigen. Man müsse sich zur Abwehr außerhalb des Parlaments zusammenschließen. Statt der Regierung des schwarzweißroten Staatsstreichs müsse die Ein- heitsfront der Arbeiterschaft ausgerichtet werden. Abg. Eichhosf(D. Vp.) erklärt, die Ausführungen des Vor» redners hätten ihm jeden Zweifel genommen, von welcher Seite des Hauses dem Staate größere Gefahren drohten. Seine Frak- tion lehne jede gewaltsame Aenderung der Verfasiung nach wie vor entschieden ab Das Vorgehen der Regierung gegen Putschplön» müsse sich gleichmäßig nach allen Seiten richten. Das Vertrauen, das der Zentrumsrevner der Staatsregierung ausgesprochen hat, teilen wir nicht. Ist der Verdacht gerecht fertigt, daß die Regie- rung bei ihrem Vorgehen eine Einwirkung auf das Reich im Auge hatte, so müssen wir da» aufs schärfste ver- urteilen. Wir sind der Ueberzeugung, daß»ine viel größere Gefahr aus der linken Seite, bei den Kommunisten, steht, als auf der Rechten.(Stürmisches Sehr richtig! rechts.— Heftige Unterbrechungen bei den Kommunisten.) Wir müsien unter allen Um- ständen oerlangen, daß die Regierung mit gleichem Maße auch gegen links mißt. Wir haben gegen die Art de« Vorgehens die schwersten Bedenken und erheben zu«� Teil gegen die Maß- nahmen schärfsten Einspruch. Das gerichtliche Verfahren muß ab- gewartet werden. Wir fordern auch Genugtuung für die- jcnigen Persönlichkeiten, gegen die ohne ausreichenden Grund vor- gegangen Ist. Die Regierung muß gegen die verantwortlichen Be- amten einschreiten.(Beifall rechts.) Das Wort nimmt hierauf der ZNinisterpräflüent Sraun. Gr etwöhnt zunächst, daß in der Preß« geschrieben worden sei. daß man Gespenster sähe, daß es sich um Ammenmärchen handele. (Zuruf rechts- Sehr richtig!) Meine Herren! Bei dem, von dem ich spreche, handelt e» sich um Aeußerungen des„Berliner Lokal» Anzeiger" uvd der„Deutschen Tageszeitung" am 13. März 1 9 2 l).(Stürmische Heiterkeit links.) Als diese Ar» tikel in die Hönde des Publikums kamen, da schwenkten die Kapp» Leute bereit» In die Linden«in und trafen Herrn Ludendorff, der bekanntlich damals zufällig spazieren ging. �(Heiterkeit links.) In der Reichskanzlei war man bereits zusammengetreten. Was mir heute in derselben Presse lesen, Ist aus den gleichen Ton ge» stimmt. Ich kann beweisen, daß es sich um ähnliche Dinge handelt wie 1920.(Zurufe rechts: Beweisen Sic es!) Von der Rechten wird es ja immer so dargestellt, als ob nur gewisse Phantasten ihr Wesen trieben. Selbst wenn dem so ist— leider ist dem nicht so!—. so hat die Polizei diese Dinge ernst zu nehmen.(Zuruf des Abg Eemmler(Dnat.): Und die Kommunisten?!) Von Phantasten kann ein furchtbares Unheil angerichtet werden.(Erneuter Zuruf rechts: Panzerkreuzer„Potemkin"! Hörsing!) Es wird er. klärt, daß wir vor einer zweiten revolutionären Periode stünden, vor einer Linksdiktatur. Das geschieht doch nur zu dem Zwecke, um da» Streben einer Recht sdiktatnr zu verbergen. Besonders ein Artikel in der„Deutschen Zeitung" sucht die Oesfent- lichkeit klarzumachen, daß wir vor einer solchen Link sdiktotur ständen. Ich verweise demgegenüber aus die tatkräftige Tätigkeit de» Herrn Ehrhardt, der auf eine Einigkeit aller rechtsstehenden Verbände hinarbeitet.(Zuruf recht«: Ist das verboten?!) Ja, es wird immer so daraestsllt, als ob diese Verbände ganz harmlos feien. Es ist aber festgestellt worden, daß sie nicht nur das treiben, was sie nach ihren Statuten vorgeben. Sie sind zum Teil b e» w a f s n e t: sie halten Schießübungen ab. Sie haben Pläne cüsgestellt, die direkt auf den Umsturz eingestellt sind. Der Minister zitiert dann Stellen aus einem ganz detailliert gehaltenen Auf- marschplan für, wie es dort heißt, „die große Auseinandersetzung mit den Rovember-Verbrechern von 191#".(Großer Lärm recht») In den letzten Wochen ist wiederholt ausgesprochen worden, daß man vor der großen Auseinandersetzung steht und daß die Verbände bereit sein müßten, einzugreifen. Man sollte ober nicht einen Putsch vom Zaune brechen, sondern man müßt«— und da bitte ich Sie, meine Herren von der Linken, besonders gut aufzupassen— einen Linksputsch abwarten(Zurufe rechts: 'Na also!): im Notfall müsse man diesen Linksausstand provozieren!(Stürmische Unterbrechungen recht.) Es sollte dann nicht bei der Niederschlagung des Kommunistenauf- s.'andes verbleiben, sondern man müßte mit politischen Forderungen der Verbände, vor allem auf vefeitigung der parlamentarischen Verfassung und der gegen- wärtigen Staatsmänner hervortreten. Das find die politischen Bestrebungen dieser an» geblichen Sportverbänd«.(Immer wiederholte stürmische Unterbrechungen bei den Deutschnationalen und Zurufe: Spitzelberichte!) In den Sitzungen des Nationaloerbandes der deut- scheu Offiziere und bei den Alldeutschen wurde ganz offen darauf hingewiesen, daß eine völkische Diktatur anzustreben sei. Sollte nicht nach alledem, was vorliegt, zweifelsfrei...(in den neuen lärmenden Unterbrechungen der Rechten gehen die weiteren Ausführungen de» Ministerpräsidenten verloren). Der Weg, der den Herren vorschwebt, geht au» dem vorgefundenen Material mit aller Deutlichkeit hervor, soweit er uns nicht vorher schon bekannt war. Es wird von dieser Seite nicht ein Putsch angestrebt, sondern man will die Oefsentlichkeit beunruhigen und so den Herrn Reichspräsidenten veranlassen. aus Grund des Artikel 4#
die vollziehende Gewalt in die Hände der Militär» zu legen. (Zurufe bei den Deutschnationalen: Sehr richtig!) Der Minister- Präsident teill dann folgendes au» einem beschlagnahmten Briefe mit. Dort heißt es:»Der von uns zuerst vertretene Gedanke der Diktatur hat sich durchgesetzt. Mindestens bei allen nicht intematio- nalpolitischen Leuten gibt es heute keinen Streit mehr darüber, daß nur auf diesem Wege die Rettung des Vaterlandes erreicht werden kann. Wie kommt man aber zur Diktatur? Der weg zur Diktatur geht heute nur über den � 4# der Reichsversassung." Weiter heißt es in dem Brief:„Es muß alles geschehen, um den Herrn Reich»- Präsidenten für die Anwendung dieses Artikels zu gewinnen. Der Reichspräsident muß davon unterrichtet werden, daß nur eine brauchbare Diktatur charaktervoller Versönlichkciten(Lebhaftes: Sehr richtig! bei den Deutschnationalen ) mit dem Parlamentariimus Schluß machen kann. Schriftlich kann ich mich nicht näher äußern. Aber Eure Exzellenz dürfen sich darauf verlassen, daß alle» in unserer Macht Stehende geschieht, den Herrn R e I ch» p r ä s i- denken von der Richtigkeit dieses Schrittes zu überzeugen."(Großer Lärm rechts und auf der äußersten Linken und Zurufe: Unterschrift! Beweise!). Der Herr Reichspräsi- dent ist diesen Angriffen nicht unterlegen.(Lebhaftes: Na, na! bei den Sozialdemokraten.) Der Herr Reichspräsi- dent hat mir auf meine Anfrage erklärt,«» sei ganz selbstverständlich, daß er all diesen Plänen fernsteht.(Gelächter bei den Kommunisten.) Die Bestrebungen der Leute, die den Herrn Reichspräsidenten gewinnen wollen, gehen ainb dahin, ihn über seine(somilienangehöriqen aus die große kommunistische Gefahr aufmerksam zu machen.(Abg. Wied«. mann(Dnat.): Das ist ganz richtig!) Sie können sagen, daß der aufgefundene Entwurf einer Notoerordnung da» Produkt irregeleiteter Phontasten ist. Aber man muß auch bei der Beurtei- lung solcher Machenschaften vorsichtig sein, wie uns die Vergangen- heit gelehrt Hab. Wir haben bei unseren Haussuchungen leider nicht alles Material bekommen können, weil wir vor den Herren halt- machten, die in ihrer Eigenschaft als Abgeordnete oder wegen sonstiger hoher Aemter gewisse Rechte haben.(Lärm links.) Auch bei den Haussuchungen, die vorgenommen wurden, ist uns nicht alles Material in die Hände gefallen, weil die betroffenen Herren leider vorher bereits unterrichtet waren.(Lebhaite Entrüstung rechts.) Einer hat erklärt:„Ich habe die Sachen, die die Polizei nicht sehen soll, bereits auf die Seite geschafft!" DI« Dinge seien durchaus nicht harmlos. Das preußische Volk, das in seiner überwiegenden Mehrheit republikanisch sei(Widerspruch rechts), werde sich das nicht bieten lassen. Die Regierung werde alle Macht- mittel amvenden, um hochverräterische Unternehmungen niederzu- ringen.(Stürmische Protestkundgebungen rechts: anhaltender starker Beifall und Händeklatschen in der Mitte.) Abg. Stelnhoss(Dnat.) erklärt, seine Partei lehne den Rot- etat schon aus der Einstellung gegen das Softem Braun-Se- v e r i n g ab. Dazu käme jetzt das Vorgehen aus Anlaß des so- genannten R e ch t s p u t s ch e s. Die Maßnahmen stellten lediglich einen Wandschirm dar, um zunächst die Tatsachen zu verstecken, daß wir vor einer zweiten Revolution, vor einem r o t e n A u s» rühr stehen. Die öffentliche Meinung werde durch den P o t e m- k i n f i l m aufgeregt. Man gehe ober gegen allen diesen Unfug nicht vor. Die Kommunisten schaffen Organisationen in der Beamten- fchnst. In den Arbeiterbetrieben bestehen Betriebszellen kommu- nistischer Organisationen. Man versucht die Zersetzung der Po- l i z e i und will zuletzt an die Reichswehr herangehen. Es bat sich herausgestellt, daß die Maßnahmen des svaenannten Wehrkartelle in den vaterländischen Verbänden reine Abwehr maß- nahmen gegen den roten Terror gewesen sind. Es be- steht ein« ungeheure Erregung in der I n d u st r i e.(Huhu-Ruse links.) Auch in der L a n d w i r t s ch a f t des Westens herrscht große Aufregung wegen des Vorgehens gegen den Freiherrn v. Lüningen. Herr Braun hat einen beschlagnahmten Brief zitiert, der den Reichspräsidenten für eine Diktatur gewinnen will. Dieser Brief ist gar nicht abgesandt worden. Es bandelt sich um einen E n t- w u r f, auf den die Polizei hereingefallen ist. Auch gegen den ver- dienten Admiral v. Schröder ist nian in unerhörter Weise vor- gegangen. Man wollte mit alledem ablenken van dem Rein- fall mit dem unfehlbaren Mittel de» Generalstreiks in Eng- l a n d.(Gelächter links.) Das letzte Ziel ging dabin, endlich die sozialdemokratisch« Absicht durchzuführen, aus der Reichswehr eine Miliz zu machen.(Andauernde Unruhe im Hause.) Das ist ja klar ausgesprochen worden in Magdeburg auf dem R e: ckz s- bannertag. Es wurde dort ja gesagt, daß wir den F a s ch! s- mu» hätten, wenn da» Reichsbanner nicht da wäre. Der Kampf. der von der preußischen Regierung vom Zaun gebrochen ist(Lachen In der Mitte und link»), ist tatsächlich der Kampf gegen die R-ichs- wehr. Es handelt sich nicht um einenWutsch der vaterländischen Verbände, sondern um einen putsch der preußischen Regierung (stürmisches Gelächter links), um einen Putsch der Polizei- g e w a l t gegen die R e i ck s w e h r. An der preußischen Krankheit jeidet das ganze Deutsche Reich. Wir werden nicht nachlassen, das System Braun-Severing zu bekämpfen und halten an unserem Mißtrauen fest.(Lebhafter Beifall rechts. Lachen und Gegenkund- gedungen links.) �bg. tzettmann(Soz.): Die kommunistische Fraktion wollte vor einigen Tagen schon das Verbot der kommunistischen gestrigen Gegendemonstration erörtern. Durch Gegendemonstrationen hätten die nationalistischen Umzüge in Berlin , an denen sich nur ein winziges H ä u s l e i n beteiligte, nur eine Bedeutung bekommen, die sie gar nicht verdienen. Es ist eine Grundregel der Politik, den Gegner, der sich b l a- mteren will, nicht daran zu verhindern. Aber über Kleinigkeiten soll hier nicht gesprochen werden. Es handelt sich vielmehr um die Frage, ob der preußische Staat durch monarchistische Umtriebe bedroht ist oder nicht. Das Reichsgericht hat den Begriff der vor- bereitenden Handlung zum Hochverrat sehr weitgehend ausgedehnt. Da» Vorgehen der Polizei bat sich als begründet erwiesen. Ich will beweisen, daß in den Verbänden, gegen die die Polizei vorging und von den Personen, gegen die sich die poli- zeilichen Maßnahmen richteten, planmäßig der Hochverrat an der Republik vorbereitet wird.(Lebh. hört, hört rechts.) Aus den Briefen, die der Ministerpräsident verlesen hat(Zurufe rechts: Ohne Namen!)... Die Briefe waren selbstverständlich von Iustizrat C l a ß, der der geistige Führer der Deutschnationalen und der Völkischen ist. Diese Briefe sind ganz eindeutig. Die ausgesundene Notverordnung ist gewiß irrsinnig. Unter den 30 Paraaravhen der Notverordnung werde ich allein nach 26 erschossen. (Heiterkett.) Es wurde von der Polizei eine Menge Muni- tion zu 98 er Gewehren aufgefunden, die Gewehre aber nicht, weil der darüber befragte Hauptmann a. D. Seidel erklärt hat, er verweigere jede Auskunft, weil er nur der Reichswehr unterstellt sei. wer von einem drohenden kommunistenpuksch spricht, lügt bewußt. Ehrhardt selbst hat anerkannt, daß an einen solchen Putsch aar nicht zu denken sei. Sollte der Kommunistenputsch doch kommen, so bedeute er keine Gefahr für den heutigen Staat. Der Redner verliest dann den Brief eines Mitgliedes des Alldeutschen Der- bandes an den Justizrat Claß, in dem Claß gebeten werde, den „neuerdings beschrittenen Weg", der zu einer Entladunq der über- begeisterten Köpfe führen müsse, wie bei Hitler in München , zu verlassen, weil dadurch der Alldeutsche Verband leiden könnte.— Iustizrat Claß erklärt in seiner Antwort auf diesen Brief, die All- deutschen trügen sich nicht mit Putschplänen. Weiter heißt es: „Ossenbar sind wir un, aber mit Ihnen nicht einig über den Begriff der völkischen Diktatur, die der Alldeutsche verband mit größter Unzweideutigkeil fordert. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß ein Putsch vielleicht vermieden wird, und daß eine Diktatur auf völlia legalem Wege aus Grund des Art. 48 der Reichsversassung
errichtet wird." Weiter wird von den Mdeutschen und insbesondere von ihrem Führer, dem Justizrat Claß, angestrebt, daß unter dem Ausnahmezustand der Reichstag aufgelöst und so der parlamentari»wu» beseittgl werde. Einige Kreise innerhalb der Alldeutschen hätten dabei die Auf- fassung, daß sie den Reichspräsidenten von Htndenburg noch für ihren ganzen Plan zu gewinnen vermöchten, während Herr Claß meint, der(sall des Reichspräsidenten von htndenburg sei hoffnungsloc. Hindenburg sei von soviel Weimaranern umgeben und willenlos in ihrer Hand, daß man ihn zur Durchführung der völkischen Diltatur schleckterdings nicht gebrauchen könne. Claß nennt al» einzigen, der diese völkische Diltatur durchführen könnte, Herrn Hugenberg und fügt hinzu, er sei der einzige denkende Kops in den ganzen Fraktionen der Deutschnationalen.(Große Heiterkeit.) Kronprinz R u p p r e ch t wird vom Iustizrat Claß für rettungslos vcrschwarzt erklärt, so daß ein ehrlicher alldeutscher Mann auf ihn für feine Zwecke nicht mehr rechnen könne. In diesem Sinne werden noch einige andere prominente Persönlichkeiten der Rechten be- handelt. Der gesamte plan der Alldeutschen ist aber von Ansang bis zu Ende Hochverrat.(Stürmische Zustimmung links.) Den Ausnah-nezustand zu verhängen, um unter seinem Schutze die Verfassung zu beseitigen, das wäre bereit» Hochverrat. Sollte sich ein Reichspräsident finden, derausdiesem Grunde den Ausnahmezustand verhängt, dann sei schon heut« erklärt, daß jede versassungstreue Regierung dl« Pflicht hat. sich diesem.Ausnahmezustande nicht zu fügen, sondern sich zu wider- sehen(Hört, hört! rechts) und jeder Republikaner hätte die Pflicht, gegen einen solchen Ausnahmezustand sich mit allen Mitteln zu widersetzen.(Lebhaste Zustimmung links.) Kein Mensch hat aber irgendeinen begründeten Anlaß, an der Verfassungstreue de» Reichspräsidenten zu zweifeln. Und der Brief des Iustizrat» Claß an den Major von H i n d e n- bürg, den der Abg. Steinhoff hier bekanntgegeben hat, ist noch nicht in der Presse veröfsentlicht worden. Diese Behauptung des Herrn Steinhoff ist unwahr. In den Führerbesprechungen der Rechtsoerbände sei deutlich hervorgehoben worden, daß, wenn e, mit hindenburg nicht gebe, es eben ohne den Alten gehen müsse, und daß dann nach seinem Rücktritt der neu zu wählende Reichskanzler an feine Stelle zu treten hätte, also etwa Herr Dr. Reumann oder sonst wer. Wenn so eindeutig der Verdacht des Hochverrats vorliegt, ist es für die Polizei eine Pflicht, auch Haussuchungen bei jenen Kreisen vorzunehmen, die eventuell als Geldgeber in Frage kommen.(Lärm rechts und Zuruf: Beweise!) Ich habe hier das Protokoll einer Führerbesprechung. C, handelt sich um eine Führerbesprechung in Berlin im Hause Kleiststraße 39, wo der Nationaloerband Deutscher O s f i� I e r e ein Heim hat. Die Einladungen gehen vom Obersten von Luck aus. Auf der Einladung ist ausdrücklich vermerkt: „Keinen Begleiter mitbringen und keine Vertreter schicken, da nur die Führer selbst teilnehmen sollen!" Unter den Erschienenen zu dieser Besprechung befand sich auch der Major von S o d e n st e r n, der Chesredakteur de»„Deutschen Zeitung", ferner Oberst Bode, Oberst Luck. ein Vertreter des Jungdeutschen Orden », des Nationalverbandes Deutscher Ossiziere und des Wer wolfs. Luck erklärte den Herren, es handle sich um die Wahl eines einheitlichen Führers für den Fall notwendiger militäri- scher Maßnahmen in Berlin „zur Abwehr des bekannten Kommu» nistenputsches".(Gelächter links.) Der Führer der Vaterländischen Verbände. Friedrich», hätte zwar bereits«inen Führer, der noch außerhalb der Bewegung stehe und dessen Name noch nicht ge- nannt werden solle— Ich weiß nicht, warum die Herren den Ramen des Generals von Lütlwih nicht nennen wollten.(Heiterkeit.) Di« Versammlung lehnte ober die Wahl dieses ungenannten Führers ab und wählte einstimmig den Obersten von Luck, der erklärte. daß er bereits mit den zuständigen Reichswehrstcllen die notwendigen Vereinbarungen gelrossen habe.(Lebh. Hört, hört!) Das Zu- sammenarbeiten mit der Reichswehr müsse ober versteckler erfolgen. woraus die Reichswehr selbst den größten wert lege.(Zuruf rechts: Woher haben Sie das?) Aus der Umgebung des Masors von Soden st er n, und die Idee, die Arbeiter auf die Straße zu werfen, um damit im geeigneten Augenblick Unruhen zu ent- fesseln, wird ebenfalls vorgetragen vom Major von Soden st ern. (Hört, hört! links.) Es heißt nämlich in dem Protokoll:„Falls die Unruhen sich n i ch t v o n s e l b st einstellen, müssen sie eben mit allen Mitteln künstlich provoziert werden. Die Groß- i n d u st r i e müsse veranlaßt werden, im gegebenen Moment möa- lichst große Arbeitermassen auf die Straße zu werfen..(Lebh. Hört, hörtl) Oberst v. Luck erklärte seine Uebereinstlmmung mit diesen Ausführungen Sodenstcrns und versprach, diese Gedanken- gänge den zuständigen Reichswehr stellen zu unter» breiten. Reichswehrminister Gehler mißbilligt unter allen Um- ständen die Verbindung der Reichswehr mit politischen Verbänden, und man darf annehmen, daß Herr o. Seeckt auf dem gleichen Standpunkt steht, so führt der Redner weiter aus. Das ändert nichts daran, daß zwischen einer großen Anzahl von kommandostellen der Reichs wehr und Teilen der wehrverbände fortwährend planmäßig zusammengearbeiiel wird. um für den Fall eines Putsche? eine gefügige Armee zu haben. Major o. Zedlitz -Wartenberg , der auf Privatdienst- v e r t r a g bei der Reichswehr angestellt ist, ist für Berlin Mittels- mann zwischen Verbänden und Reichswehr . Er sucht von den Wehrverbänden in gewissen Zeitabständen mehrere hundert Mann aus, die in wünsborf für die hochoerratsarmee ausgebildet werden. Run ist das Schlimmste das. daß wir nicht mehr wissen, wie im Falle eine» Hochverrats die Reichswehr selber steht. Abgesehen von der ober st en Spitze kann man nicht wissen, was im Ernstsalle Unterbesehlshaber machen werden. Es werden ja bei der Reichswehr nur noch Leute eingestellt, die ein ausführ- liches Führungszeugnis der wehrverbände besitzen.(Lebh. Hört, hört!) Ich habe In meinem Besitz ganze Stapel von Schreiben. in denen die Reichswehr zurückfragt, so z. B. beim Sporwerein Olympia:„Sie haben uns den... zur Einstellung in die Reichs- wehr empfohlen. Es fehlen aber außer der Mitgliedsbescheinigung und der Bescheinigung über körperliche Eignung das notwendige ausführliche Gutachten über zweifellose vaterländische Gesinnung. Wir bitten Sie, un» ausführlich zu berichten, ob nach Ihrer Kenntnis des jungen Manne« und feiner Familie es sicher ist, daß er aus völkischem podeu stehlt"(Stürmische Zuruf« links.) So schreiben die amtlichen Reichswehrstellen an jetzt aufgelöste Sportvereinigungen. Da gestatten Sie mir vielleicht eine Frage an den Herrn Abg. Wulle. Er hat bei seiner Aussage vor dem Fememord-Unterfuchungsausschuß erklärt, die Deutsch - völkisch« Freiheitspartei habe mit der Schwarzen Reichs- wehr nichts zu tun gehabt und nichts zu tun haben wollen, weil sie im Zweifel gewesen sei, ob diese Schwarze Reichswehr nicht im Ernstfalle mit der regulären Reichswehr m verfassungstreuem Sinne zusammenhalte. Ich möchte gern vom Herrn Abg. Wulle wissen. ob er jetzt dieses etwas zu weitgehend« Vertrauen in die Ver- saisungstreue der Reichswehr verloren bat und sich jetzt der Reichswehr , von seinem hochverräterischen Standpunkte aus.... (stürmssche Unterbrechungen rechts und Zurufe bei den Volk: Juden- lümmel! Staatsbetrüger! Hochverräter von 1918!— Vizepräsident Garnich rujt den Redner und die Zwischenrufer zur Ordnung).