vkeastag T8. Mai 7�2»
Unterhaltung unö �Nissen
Seklage ües vorwärts
Debs' Traum. Vau Zack Cootaa. Ich enBörfrte ein- vnlle Stunde vor der gewoiMen Zeit. Das war an sich schon bctnetfcnsnjert, und ich lag ganz wach da>">d ze» brach mir den Kopf darüber. Irgend«was war los, irgend etwa» nicht in Ordnung— ich wußte nicht, was. Die Ahnung von etwas
Fürchterlichem, das geschehen war oder geschehen sollte, bedrückte mich. Aber was? Ich oersuchte es zu ergründen. Wie ich mich entsann, hatten viele Leute erzählt, daß sie bei dem großen Erdbeben im Jahre lgyS einige Augenblicke vor dem ersten Stoß mit einem seltsamen Gefühl von Entsetzen erwacht waren. Sollte San Franzislo wieder von einem Erdbeben heimgesucht werden? Eine ganze Minute lag ich in starrer Erwartung da. aber nichts dergleichen geschah, weder stürzten die Mauern ein, noch war etwas davon zu spüren, daß Häuser barsten und zermalmt wurden. Alles war still. Da» war e»! Die Stille! Kein Wunder, daß ich ver- wirrt war. Der Lärm der Großstadt war seltsam fern. Zu dieser
Tageszeit durchfuhr die Hochbahn sonst alle drei Minuten mein« •straße: aber es oergingen zehn Mi D vielleicht ein Unfall und der Strom oersagte. Aber nein, die Stille
l muten, ohne daß ein Wagen kam.
war zu tief. Ich hörte weder da» Raffeln und Knirschen von Wage» rädern, noch das Klappern der Hufeisen auf dem stellen Pflaster. Ich drückte den Klingelkontakt, um den Klang der Glocken zu hören, obwohl ich wußte, daß chr Schrillen, selbst wenn sie schellte. nicht die drei Stockwert« zu mir heraufdringen konnte. E» auch ganz richtig, denn wenige Minuten später trat Brown mit dem Teebrett und den Morgenzeillmgen ein. Obgleich seine Züge so un- beweglich wie immer waren, bemerkt« ich doch ein bestürzte» ängst- liches Licht in seinen Augen. Ich sah auch, daß die Sahne auf dem Teebrett fehlte. .Die Meieret hat heute morgen nicht geliefert/ erklärt« er;-h der Bäcker nicht.' Ich warf wieder«in«» Blick auf da» Teebrett. Es waren keine frischen Semmeln da— nur Scheiben altbackenen Grahambrote» von gestern, für mich da, abscheulichste Brot, da» ich mir denken kann. .Es ist heute morgen nicht geliefert worden.' rechtfertigte Brown si� weitergab« ich unterbrach ihn:
.Ja, aber dies ist auch dos einzig«, und da» auch zum letzte» mal. Morgen gibt es keine Zeitungen mehr. So steht es wenigstens darin. Soll ich etwas kondmsierte Milch für Sie holen laffea?'
Ich schüttelte den Kopf, begnügte mich mit dem schwarzen Kaffee und faltete die Zeitung auseinander. Die Unterschrist sagte alles— sagte wirklich zu viel mit ihrem unendlichen Pessimismus, den da» Blatt mit Lächerlichkeiten würzte. Ein Generalstreit, hieß es, der in den ganzen Dereinigten Staaten verkündigt worden war: und die jurchtbarsteu Prophezerungen über die Versorgung der Großstädte wurden gemacht. Ich las hastig weiter, und blitzschnelle Erinnerungen an frühere Arbeiteninruhen rauchten in mir auf. Eine ganze Generation organisierter Arbeiter hatte von dem Generalstreik geträumt, und dieser Traum war in dem Kopfe von Debs, eines der großen Arbester- führer von vor dreißig Iahreu entstanden. Ich erinnert« mich, daß ich in meinen ersten Umversstätsjahren selbst einen Auflotz über diese« Thema für eine Zestschrift geschrieben hotte, den ich.Debs Traum' nannte. Und ich muß gestehen, daß ich die Idee sehr überlegen und akademisch lediglich als Traum und nichts anderes behandelt hatte. vjest und Welt waren weiteroerollt. Gompers existierte nicht mehr. die Amerrcan Federalion os Labour und Deb » mit all seinen wilden >.'»olutionären Ideen existierten nicht mehr; doch der Traum war ge- blieben, und letzt war er zur Wirklichkest geworden. Aber ich lachte > dm Lesen über die finsteren Ausblick« des Blattes. Ich wußte es l ester. Ich hotte zu oft gesehen, wie die organisierten Arbeiter m Streitfällen übers Ohr gehauen worden waren. Nur ein paar Tage, dann war die Sache beigelegt. E» war ein nationaler Streik, und es war ein Kinderspiel für die Regierung, mit ihm fertig zu werden. Ich warf die Zeitung beiseite und zog mich an. CF» muß sicher interessant sein, durch die Straßen San Franziskas zu gehen, wenn sich nicht ein Rad drehte und die ganze Stadt feiern mußte. .Verzeihung»' sagte Brown und reichte mir meine Zigarren, .Herr Hormmed wollte Sie gern sprechen, bevor Sie gingen.' »Lasten Sie ihn gleich kommen,' antwortete ich, Harmmed war der Kellermeister: als er eintrat, konnte ich sehen, daß er seine Er- regung nur schwer beherrscht«. Er kam sofort zur Sache. .Was soll ich tun? Wir brauchen Vorräte, und die Kutscher des Lieferanten streiken. Auch der elektrische Strom versagt— ich glaube� die streiken auch.' .Sind die Läden geöffnet?' fragte ich. .Nur die kleinen. Di« Verkäufer streiken auch, und die großen Geschäfte können nicht aiifmochen: aber in den kleinen arbeiten die Besitzer und ihre Familien selbst.' .Dann nehmen Sie das Auto.' sagte ich,„machen Sie die Rund« und kaufen Sie ein. Kaufen Sie. soviel Sie brauchen oder brauchen können. Kaufen Sie ein« Scha«htel Kerzen— nein, ein Dutzend Schachteln Und wenn da, getan ist, sagen Sie Harrison, daß er mst dem Auto zum Klub kommen soll— nicht später als elf.' Harmmed schütteste ernst den Kopf..Herr Harrison ist in der Ehaufseur-lNewerkschast. und ich selbst oerstehe nicht, ein Auto zu lenken.' ..Oho, wirklich, steht e» so?' sagt« ich..Schön, wenn Herr Harrison nicht zu erscheinen geruht, so sagen Sie ihm, daß er sich nach einer anderen Stellung umsehen kann.' .Jawohl.' „Sie gehören doch wohl keiner Kellermeister Gewerkschaft an. .Harmmed? „Nein,' lautete die Antwort..Und selbst, wenn e» der Fall wäre, würde ich meinen Herrn imter solchen Umständen nicht im Stich lassen. Nein, ich würde—' „Schön, ich danke Ihnen,' sagte ich..Machen Sie sich letz- fertig, daß sie mich begleiten können. Ich werde das Auto selbst fahren, und ich werde Vorräte einkaufen, al» ob es eine Belagerung nuszuhatten gelte.' Es war ein wundervoller erster Mai. gerade so, wie ein Maitag sdn soll. Der Himmel war wolkenlos, kein Lüftchen regte sich, und es war warm— balsamisch duftend. Viele Autos waren unterwegs, a'-er alle Besitzer fuhren selber. Die Straßen waren belebt, ober bill Die Arbeiter schöpften in ihrem besten Sonntagsstaat Lust und beobachteten die Wirkungen des Streiks. Alles war so ungewöhnlich und dabei doch so friedlich, daß ich mich sogar darüber freute. Meine Nerven zitterten vor leiser Erregung. Es war ein stilles Abenteuer. Ich traf Fräulein Chickcring. Sie saß am Steuer ihre« kleinen Wagens. Sie macht« kehrt, kam mir nach und holte mich an der (Tjjg ..Ach. Herr Ems!' begrüßt« sie mich. Können Sie mir nicht sogen wo ich Kerzen taufen kann? Ich bin in einem Dutzend Läden gewesen und sie wo«» all- au»oer kaust. Es ist ganz furchtbar, mchi vmhr?' Aber die blitzenden Augen straften ihre Worte Limen. Wie alle anderen, amüsierte sie sich köstlich. D.ese Jagd noch Kerzen war ein ganzes Abenteuer. Erst als wir die«mdt durchfahren und das Arbeiterviertel im Süden der Marted Street erreicht hatten, fanden wir endlich einig« Eckläden, die noch nicht ausverkauft waren. ,uau« l-in Thickering meinte, daß eine schachtel genügte, aber ich über- redete sie. vier m nehmen. Mein Wage» war groß und ich belud jhB mit Dutzend Schachtel" Man tonnt««cht voraussehe».
Reichskanzlei.
Spinae» am Morgen Kummer uuü Sorgen.
her mit öem Lesen, vann fiaü sie gewesen!
was geschehe« konnte, bis der Streik beendet mar. Ich belud de» Wagen serner mft Säcken voll Mehl. Backpuloer. Dosenkonserven und allem, was zum täglichen Leben gehörte, unter dem Einfluß Harmmcds, der aufgeregt und laut wie eine alte ängstliche Henne die Verkäufer angluckste. Da« Bemerkenswerte an diesem erste» Streittage war, daß nicht ein einziger wirklich ernste der organisierten Arbeiter ii vorbereitet hatten, einen Monat, oder auch drei, ouszuhalten. wurde verlacht. Und doch hätten wir gerade am ersten Tag« merken müffen. daß die Arbetterklasse tatsächlich nicht an dem Sturm aus die Leben». mittelgeschäste teilnahm. Natürlich nicht. Woche» und Monate hatten die Arbeiter ganz in der Still« große Äbensmitteloorräte aufgespeichert. Da» war der Grund, weshalb sie un» erlaubten. ganz bis in ihre Nochbors chost zu komme» und die steinen Geschäfte auszukaufen.
cm diesem ersten ivtrecNog« war. baß ntcht !« Befürchtungen hegt«. Di« Ankündigung in den Morgenblätter», daß sie sich darauf
Schreck zu spüren. Alle» war in Verwirrung. E» gab kein« Oliven für die Cocktail», und die Bedienung erfolgt- ruckweile und stockend. Die meisten waren ärgerlich und alle beforgt. Ein Babel von Stimmen begrüßte mich bei meinem Eintritt. General Folsom, der strich, verteidigie fich gegen ein halbes Dutzend aufgeregter
sich feinen
erbauch in einer Fensternische im Rauchzimmer fich gegen ei» halbes Dutzend aufgeregter Herren. die von ihm verlangten, daß er irgendetwas tun sollte. .Was kann ich mehr tun, al» ich schon getan habe?' sagte er. .Es sind keine Befehle von Washington eingetroffen. Denn e« einem von den Herren gelingt, ein Telegramm durchzubekommen, so will ich alles tun. was man von mir befiehlt. Aber ich weiß nicht was man tun kann. Das erste, was ich deute morgen, sobald ich vom Streik hörte, tat. war. daß ich Truppen vom Prcsidio— dreitausend Mann— hereinbeorderte. Sie bewachen die Banken. die Münze, die Post und alle anderen öffentlichen Gebäude. E» herrscht nicht die geringst« Unordnung. Die Streikenden verhaften sich„öllig ruhig. Sie können doch nicht gut von mir verlangen, daß ich st« niederknall«, wenn sie ruhig in ihrem besten Staat mft Weib
und Kind durch die Straßen ziehen/ .Ich möchte gern wissen, wie e» in Wall Street aussieht,' hört« ich Jimmy Wombold im Vorübergehen sagen. Ich konnte mir seine Angst vorstellen, denn ich wußte, daß er stark in Tonsolidated. Western engagiert war. »Sagen Sie, Tofs,' wandte Atfinson sich eifrig an mich,.ist Ihr Auto in Ordnung?' .So,' antwortete ich,»aber wo» fft mft Ihm» to«T" .Kaputt, und alle Werkstätten geschloffen. Und meine Frau steckt irgendwo in Truckee. ich nehme an. daß ste unterweg» sestsitzi. Ich kann chr weder für Gew noch für gute Worte telegraphieren. Sie hätte heute abend ankommen sollen. Vielleicht hungert fi«. Leihen Sie mir Ihr Auto.'„ V~ .Sie kommen nicht über die Bucht, meinte Halfteab. /vi« Fähren gehen nicht. Aber ich will Ihnen sagen, was Sie tun kön» ten: Rollison— ach, Rollison, kommen Sie mal einen Augenblick her. Atkinson möchte mft dem Auto über die Bucht. Seine Frau liegt aus dem Lande bei Truckee fest, können Sie die L« r l« t t e von Tiburon herüberbringen>md das Auto übersetzen?' Die L u r l« t t« war eine Hochsee-Schonerjacht von zweihundert Tonnen-„. Rollison schüttelte den Kopf.„Sie könnten keinen Hafenarbeiter bekommen, um das Auto an Bord zu schaffen, selbst wenn ich die Lnrlette herüberbringen könnte, und da» kann ich auch nicht. denn die Besatzung gehört der Seeleute-Gewerkschaft an. die ebenso streitt wie alle anderen.' „Aber meine Frau muß vielleicht hungern,' hörte ich Amman jammern, während ich mich abwandte.(Fortsetzung folgt.)
Die Ursache» der Erdachsen verschirbung. De« amerikanisch« Astronom Thomas I. I. See in San Franzisko v«röft»iftlicht soeben «in Buch, in d«m«r da» Ergebnis vierzigjährig«« Studien über die Erdochsenverschiebung darlegt. Roch seiner Anficht ist diese Beweauntz. die Wanderung der geographischen Pol«, zurückzuführen auf die Flutbewegung des Stillen Ozeans. Zur Begründung seiner Theorie sühn er die Ergebniffe der Meeressorschung und eine große Anzahl astronomischer Beobachtungen aus den letzten ZS Iahren an. Die Periodizüät der Erscheinung glaubt Proseffor See ans 427 Tage fest- legen zu können.
Wiesen so voller Himmelschlüssel wie hier, und an sruchten Stellen bemerken wir oft maffenhast die reizend« Mehlprimel mft ihr«» fleischroten bis violetten Blüten nnd dann die große gelb« Troll- blume, die im Norden fetten oder gar nicht vorkommt. Aber vor allem freut un» der Anblick de» steinen Frühlingsenzians mft seinen himmelblauen Blumen und dem weißen Stern in der Mitte. Große Flächen sind oft mft dieser lleblichen Blume bedeckt, die hier so häufig ist, daß die Einheimischen sie kaum beachten. In den mitteldeutschen Berggegenden ist der Frühlingserizian selten, nnd in Rorddeutschland kommt er überhaupt nicht vor, mit Ausnahm« einer einzigen Stelle in der Nähe Berlins , bei F----"'--- deckt wurde.
Französisch-Buchhol� wo er schon 1838 ent-
Die meisten Enzian« find ausgesprochene Gebirgspflanzen, und mir wenige Arten verirren sich in die Eben«. Zu den herrlichste» �- der im Juni an« aus einer Blatt-
und da» Blau ist tief dunkel ultramarinfarben. Dieser Pflanze wurde bi» vor wenigen Iahren arg von den Händlern nochgestellt, die die Blumen zu Tausenden nach München brachten, wo sie zu prachtvollen Kränzen verarbeitet wurden. Da« ist setzt vorbei; nach den neuesten Derord- inmgen darf nicht«in« einzig« Blume mehr abgepflückt werden, und der Handel mft dieser Pflanz« wie mft anderen geschützten Blumen ist völlig untersagt, auch wenn die Pflanzen aus dem Aus- lande kommen. Es besteht die große Gefahr, daß gerade die schönsten Sommerfrischler i
Blumen durch Händler und wen» man sie nicht schützt. Zu diesen Pflanzen gehören auch Alpenrosen, das Alpenveilchen und der Türkenbii
ausgerottet werden, � die band.
ian nötig, daß ast völlig ausgerottet durch die nach feinen Wurzeln gruben für brenn«. Die Enzianwurzel F
sein« annahm. Er ist schon
Die Enzian« sind setzt sämtlich geschützt, und vor allem hatte«» d« man sich Wo' ür t ist«in heute noch in der Medizin wie in d« volksheilkund« viel gebraucht.
Wurzelgräber. die seit Jahrhunderten ir die Apotheken und die Schnaps- ein uraltes Heilmittel und wird auch
Sie ist ein Bestandteil viel« Tinkturen und d« sogenannten Lebens- elixir« und wirst mogenstärkend und appetitanregend. Durch Gärung und Destillation wird au» der stärkehovigen Enzianwurzel der bekannte Enzianschnap« gewonnen. Dies« Enzian- schnaps entspricht den in Norddeutschland bekannten Wacholder- schnapsen, dem Steinhäg« od« Machandel, d« übrigen» auch im Süden mft« dem Nomen Kranewft� bekannt ist. E» ist jetzt mehr wiMliClnDC'' die Ge- . W Blumen zu tun. und sie haben nichts dagegen, wenn die Apochek« und Echnapsbrenner ihre Enzianwurzeln aus dem Auslande beziehen,«o die Pflanz« noch viel häufig« ist als bei un».— Einige Schnaps- brenne« haben noch die Erlaubnis zum Wurzelgraben. So soll«« in Berchtesgaden eine Brenn«ei geben, die das Recht hat, auf«in«
erreicht wird. Es wird sich in Zukunft vielleicht rentieren, den Enzicm anzubauen. aber so lange noch billige Wurzeln au» dem Ausland« heran- geschafft werden können, wird d« Anbau« nicht recht auf sesti« siosten kommen, da ein Ertrag«st in drei bi» vi« Jahren«- zielt wird. Bester« Erfolg« erzielt man mit dem Anbau»an Edelweiß, das natürlich auch geichsitzt ist und zudem an recht unbequem ZU«- reichenden Stellen wächst. Di« Edelweisitträuße. die auf de» Bahn- Höfen, z. B. in Rosenherrn, vertauft werden, sind sämtvch aus tulii- viertem Edelweiß gebunden, was die Fremden vielfach gar nicht wissen.— Es geht mit dem Edelweiß, wie mft dem Malaga -«der Modeirawein: der meiste hat med«