arbeitenden Massen führen muß. Ihr Ziel ist darum die Vernichtung der Demokratie. Was jene vernichten wollen, zu verteidigen, ist unser aller Aufgabe. Das ist von den Massen blitzschnell begriffen worden. Die Kommunisten haben ja noch ihre besondere Theorie, aber in der Praxis glauben wir, fühlt sich heute auch jeder kommunistische Arbeiter als ein Verteidiger der demokratischen Republik . So hirnverbrannt kann schließlich doch keiner fein, zu meinen, es sei für die Arbeiter gleichgültig, ob das allgemeine Wahlrecht besteht oder nicht, ob das allgemeine Stimmrecht für den Volksentscheid besteht oder nicht, ob Pressefreiheit, Vereins- und Dersammlungs- freiheit bestehen oder nicht. Und wäre einer so hirnverbrannt, so müßte er schließlich aus der berüchtigen Notverfassung der Rechtsputschisten erfahren, daß es letzten Endes um die Koalitionsfreiheit geht, und keiner wird sagen wollen, es sei für die Arbeiter gleichgültig, ob es G e w e r k- s ch a f t e n gibt oder nicht! Italien , das Land des Faschismus, ist das Land der schlechtesten Löhne. Der Kampf gegen den Faschismus ist für die Arbeiter ein Kämpf um das nackte Leben. Der Kampf gegen den Faschismus kann aber nur geführt werden als ein Kampf fürdieDemokratie. Heute läuft die ganze Praxis des politischen Kampfes der Arbeiterklasse darauf hinaus, die Rechte der Demokratie, die durch die bestehende Verfassung gewährleistet sind, gegen den Angriff des Faschismus zu verteidigen. Und jede Ideologie, die dieser Praxis widerspricht, wandelt über Wolken. Die Sammlung aller Kräfte gegen den Faschismus, die Aufrechterbaltung der Republik , des parlamentarischen Systems, der von den Arbeitern schwer errungenen staats- bürgerlichen Freiheiten ist die Forderung der Stunde, ist das Gebot des proletarischen Klasseninteresses. Die Kommunisten, die am Pfingstsonntag zu uns nach Berlin kommen, werden mit Musik durch die Straßen ziehen und für ihre Ideen Propaganda treiben können, weil Deutschland glücklicherweise immer noch eine demokratische Re- publik ist, weil Sozialdemokraten in der preußischen Regie- rung sitzen und weil es der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin , der am letzten Sonntag die Schwarzweißroten sich blamieren ließ, wie sie wollten, mit der G l e i ch b e r e ch- tigung aller ernst nimmt. Regierten Claß, Hugenberg u. Comp., so wäre das alles ganz anders. In diesem Sinne be- trachten wir den kommenden Pfingstsonntag als einen aus- g ez e i chn e t e n P ro p a g a n d a t a g für die demo- kratifche Republik. * Der Polizeipräsident teilt mit:„Ein Berliner Spät- abenbblatt bringt in großer Aufmachung die Nachricht, daß der Polizeipräsident wohlwollend und endgültig da» P s i n g st- Meeting der Kommuni st en genehmigt habe und verössent- licht im Anschluß daran Einzelheiten über angebliche Vorbereitungen der Schutzpolizei und eine Verwendung der Reichswehr . Diese Veröffentlichungen stellen, da sie völlig frei erfunden und zum Teil direkt absurd sind, eine unverantwortlich« Beunruhigung der Bürgerfchast dar, die aus da» allerschärfste zu verurteilen ist. Zunächst kann keine Rede davon sein, daß der Polizeipräsident das Pfingstmeeting der Kommunisten„genehmigt" hat. Die Tagung des „Roten Frontkämpferbundes ' ist vielmehr verfassungsmäßig zulässig und hätte allenfalls verboten werden können. Da es sich jedoch um eine einfache Tagung handelt, wie etwa um die ebenfalls zu Pfingsten stattfindende Tagung de»„Stahl- Helms' in Düsseldorf und da keinerlei Anhalt,punk>« dafür gegeben find, daß die öffentliche Ruhe. Sicherheit und Ordnung gestört wird, so fehlen die nach Art. 123 Abs. 2 der Verfassung er- forderlichen rechtlichen Voraussetzungen für ein solche» Verbot. Wenn in der Veröffentlichung dann gesagt wird, daß zu Pfingsten I4<XX> Mann Schutzpolizei 80 000 Kommunisten gegenüberständen, so ist diese Gegenüberstellung besonders bedauerlich und absolut irreführend. Denn einmal oerfügt die Polizei in Berlin nicht nur über mehr al» KOOO uniformierte
Beamte, sondern auch noch über mehrere Tausend nicht» uniformierte. Zum anderen aber sind die Mitglieder des Roten Frontkämpferbundes unbewaffnet und dürfen gemäß Polizeioerordnung wie seit langem schon selbstverständlich auch an diesem Tage weder mit Stöcken noch überhaupt mit Waffen auftreten. Natürlich gilt dieses Stock- und Waffen- verbot, das unter allen Umständen durchgeführt wird, auch für die von auswärts nach Berlin kommenden Mitglieder des Roten Front- kämpferbundes, für die bekanntlich die Reichsbahn Sonderzüge bereitgestellt hat. Die Schutzpolizei ist im übrigen bei etwa vorkommenden Ruhe- störungen leicht in der Lage und unter allen Umständen bereit, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. Sie ist daher in keiner Weise irgendwie an die Reichswehr wegen einer Unterstützung herangetreten. Ein selb- ständiges Eingreifen der Reichswehr käme überhaupt nur im Fall der Verhängung des förmlichen Belagerungszustandes in Frage. Für die Berliner Bevölkerung liegt, da die Polizei für alle Eventualitäten ausreichend vorbereitet ist, durchaus kein Grund zur Beunruhigung vor und jeder Versuch, solche Beunruhigung künstlich hervorzurufen, muß auf das entschiedenste ver- urteilt werden und richtet sich von selbst.'
�lenöerung üer Aigarettensteuer. Beschluß des Steuerausschusses. Der Steuerausschuß des Reichstages beriet am Dienstag eine Verordnung über die steuerliche Belastung der Zigaretten. Im August 1925 ist die Besteuerung der Zigaretten derart geregelt worden, daß neben der Banderolen steuer noch eine M a- terial steuer erhoben wird. Die Banderolenstcuer beträgt 20 Pro;., die Materialsteuer 900 M. für je 100 Kilo. Bei der Einführung der Materialsteuer hatte man angenommen, daß die Industrie durch eine Verkleinerung der Zigaretten die niedrigeren Preislagen zu erhalten suchen würde. Diese Erwartung ist aber nicht in Erfüllung gegangen. Die überaus stark« Belastung beson- ders der geringeren Preislagen gefährdete deren Erzeugung und verschärfte die ohnedies durch die Wirtschaftskrise leidende Industrie. Der Ausweg, die betreffenden Zigaretten in«ine höhere Preislage zu versetzen, ist natürlich nur zum Teil möglich, weil viele Ver- braucher nicht gewillt sind, höhere Preise anzulegen. Der dadurch hervorgerufene Rückgang im Verbrauch gefährdet den Er- trag der Zigarettensteuer, der mit 475 Millionen Mark jährlich im Reichsetat eine bedeutende Rolle spielt. Die neue Verordnung will deshalb das Verhältnis zwischen Banderolensteuer und Material- steuer derart ändern, daß die Banderolensteuer auf 30 Proz. erhöht und die Materialsteuer auf 4 00 M. für den Doppel- zentner herabgesetzt wird. Dadurch sollen die Erträge der Zigarettensteuer für da» Reich gesichert werden, während man gleich- zeitig die geringeren Preissorten entlastet und der Zigaretten- industrie wirksam hilft. Der Steuerausschutz stimmte der Vorlage zu und ersuchte die Regierung in einer Entschließung, Material vor- zulegen über die Belastung der einzelnen Zweige des Tabakgewerbes, um für eine allgemeine Neuordnung der Tabakbefteuerung sichere Unterlagen zu schaffen. Die neuen Steuersätze treten mit dem 1. Juni 1926 In Kraft. * Der Haushaltsausschuh des Reichstags genehmigte am Dienstag bei der Beratung des Nachtragsetat» zum Reichs- Haushalt 215 000 M. zur Förderung des wirtschaftlichen Nachrichten- wesens. Der Titel.Hilfeleistungen durch nichtbeamtete Kräfte bei dem Reichskommiffariat für die Kohlenverteilung' tonnte um 45 000 auf 200 000 M. herabgesetzt werden, da da» Reich über 180 000 M. an Gebühren eingenommen hat. Eine längere Aussprache entfvann sich über allgemeine Bewilligungen aus dem Gebiete des Luft- und Kraftfahrwesens. Es wurden zur Beschickung von Ausstellungen und zur Gewährung von Geldpreisen aus dem Ge- biete des Luft- und Kraftsahrwesens 3 582 500 M. bewilligt, außerdem 24 570 000 M. zur Förderung wissenschaftlicher und allgemein- wirtschaftlicher Zwecke. Als Beitrag zu den Kosten für die Er- richtung eines Forschungsinstitut» für Wasserbau und Wasserkraft am Walchensee wurden 60 000 Mark bereitgestellt. Schließlich wurde der Nachtragsetat de« Reichsfinanzministeriums genehmigt. Er weift eine Mehreinahme von 8 Millionen Reichs- mark auf, die sich aus Strafbeträgen und Dollstreckungsgebühren ergeben.
Saperns vereinfachungsplSne. In einer Borbereitungskommisfio» begraben. München . 18. Mai. sEigener Drahtbericht.) Die vor Monaten groß angekündigte Aktion der bayerischen Regierung zur Verein, fachung der Staatsverwaltung begegnet außer, ordentlichen Schwierigkeiten. Das geht schon daraus hervor, daß die von der Regierung dem Landtag wiederholt ver- sprochene Vorlage von Woche zu Woche hinausgeschoben wird. Die Hauptfchwlbrigkeiten in den bisherigen internen Verhandlungen innerhalb der Regierungsparteien ergeben sich in der Frage des Abbaues von Ministerien, nachdem der B a u e r n b u n d die Auf- lösung des von ihm besetzten Landwirtschastsministerjums grundsätzlich ablehnt. Die anfänglichen Hoffnungen innerhalb der Regierung. noch im Laufe dieses Sommes zu einem Erfolg zu kommen, durch den der schleichende Bankerott der bayerischen Staatsverwaltung vermieden werden könnte, sind infolgedessen beinahe aus ein Mi- nimum gesunken. Zur Verschleierung des jetzt vorherrschenden Pessimismus der Oeffentlichkeit gegenüber faßte der Ministerrat in seiner Sitzung am Dienstag, allerdings in Abwesenheit des Land- wirtschaftsministers Fehr(Bauernbund), den Beschluß, eine K o m- Mission zur Vorbereitung eines Generalplans der Regierung zur Vereinfachung der Staatsverwaltung einzusetzen. Dieser Kommission, über deren Zusammensetzung noch nichts Näheres verlautet, wird der Auftrag zuteil. Dorschläge über eine durch- greifende Derwaltungsreform in allen Ressorts auszuarbeiten und seinerzeit dem Ministerrat vorzulegen.
Niederlage der putsthfreunde. Tie Abstimmungen im Landtag.— KPD.-Phraseologie und KP T.-Praxis.— Eine irrtümliche Abstimmung. Der Landtag stimmte gestern dem Kultus- und dem Forst- baushalt zu. darunter dem demokratischen Antrag, nach dem öffentliche Schulen im Besitz der schwarzrotgolde- nen Fahne sein müssen. Im weiteren Verlauf der Putsch- debatte, die mitunter durch lebhafte Zwischenrufe unterbrochen wurde, versucht Abg. wei»sermel(Dnat.) Elaß und Konsorten nach dem üblichen Schema durch den Hinweis auf die angeblich bevorstehende zweite Revolution zu entlasten.— Pieck(Komm.) lieferte den Rechts» Parteien in einer wirren Rede Wasser auf ihre Mühlen, indem er auf der einenSeiteerklärte, dieKommunistendächten, wioüberhaupt, soauchbei der Berliner Psing st demon st ratton an kein« Revolution, aber...»wir machen keinen Putsch, sondern werden in aller Oessentlichkei« die Massen ausklären, um sie so zu organisieren zum gewallsamen Umsturz und zur Schaffung de» Arbeilerstaale».(Leb- Haftes Hört, hört! rechts�) Die Ausführungen des Abg. Körner (oölk.) gehen zum großen Teil im Gelächter der Linken verloren. Der Notetat wird in zweiter und dritter Lesung gegen die Stimmen der Deutschnationalen und Kommunisten a n g e n o m- m e n. nachdem sich die Voltspartei vorher das Vergnügen geleistet hatte, in zweiter Lesung gegen den Nothaushalt des Staats- Ministeriums zu stimmen. Eine kleine Sensation, die die revolutionäre Phraseologie des Abg. Pieck trefflich charakterisiert, gibt bei der Abstimmung über das Ersuchen an da» Slaatsministerium. den Einfluß Preußens im Reich nachdrücklich dafür gellend zu machen, daß unverzüglich da» Ausführungsgesetz zum Artikel 4S der Reichsverfassung erlassen wird. Dieser Antrag, gegen den die Deutsche volkspartel und die Deutschnationalen stimmen, findet unter großer Heiterkeit nur dadurch Annahme, daß dle Kommunisten sich der Stimme enthalten. Bei der Abstimmung über den volksparteilichen Antrag, den bloßgestellten P u t f ch i ft e n eine Ehrenerklärung ab- zugeben und die Behörden, die die Hochoerratspläne der Putschisten aufgedeckt haben, zur R e ch e n s ch a f t zu ziehen, werden 360 Karten abgegeben, davon 144Ia.und216Neintarten. Der Antrag ist abgelehnt. Beifall link», Pfuil-Rufe rechts. Nachträglich stellt sich heraus, daß bei den Abstimmungen zum Notetat eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung der Preß stelle abgelehnt wurde, weil i r r t ü m l i ch die Regie- rungsparteien dagegen. Deutschnationale und Dolkspartei dafür ge- stimmt haben. Ein« sofortige Korrektur des Irrtums scheitert am deutschnationalen Widerspruch. Um H6 Uhr vertagt sich das Hau » auf Mittwoch 11 Uhr: Hau»- zinsst euer.
Der dreh. von Hans Dauer. .Ich aber sage euch,' heißt es im Matthäus-Evangelium.„bah ihr nicht widerstreben sollt dem Uebel, sondern so dir jemand gibt einen Streich auf deinen rechten Bocken, dem biete den anderen auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem lasse auch den Mantel.' Ein demütiges, ein sanfte» Christuswort, eines de» Weltver- zichts und der Unbcgehrlichkeit. Also: ein unbequeme« Christus- wort für alle die, die Christus im Munde führen, aber ihren nackten, kalten, ihren brutalen Seldoorteil meinen, für all« die. denen die Bibel nicht viel mehr als«inen sittlichen Winkeladvokaten-Komment bedeutet. Es ist vorzustellen, daß diese Leute wenig erbaut sind von diesem Wort, daß sie es mit zusammengekniffenen Augen miß- trauisch betrachten und ihm lediglich den Wert einer Stilwidrigteit beimessen, die e» au» der Welt zu schaffen gilt. Da» ist nun nicht leicht. Der Satz steht geschrieben und beharrt auf dem Recht seiner biblischen Existenz. Manchmal Hilst in solchen Fällen die Erhebung zur allegorischen Bedeutung. Man sagt: Ja, das ist schön und gut. aber natürlich darf es nicht wörtlich oerstanden werden. E» ist nicht Fluß des Lebens, es ist Sinnbild de» Lebens. Es gibt nicht Anweisung für den Alltag, es muß erst, mittels eines Schlüssel», der in unseren Händen ist, für den Alltag zurechtgestutzt, in seine Verhältnisse übertragen werden. Dieser Kniff ist aber nicht immer anzuwenden. Was dann? Nun, der Pfarrer des Berliner Dom », Herr v. Doehring, weiß es und setzt e» auf einer ganzen geschla- genen Seit« der.Täglichen Rundschau' auseinander. Fest stand für Ihn im vorhinein dreierlei: Einmal, daß da» fatale Bibelwort in der Zeit der Fürstenabfindungsfrage eine sehr aktuelle Bedeutung hat und geeignet wie kein anderes ist, dem protestantischen Gewissen in seiner.Parteinahme für die Dynasten gegen das Volk Knüppel zwischen die Beine zu werfen: zum anderen, daß«, auf keinen Fall einen praktischen Wert haben dürfe; schließlich, daß die Deute- lungsmaschinerie nicht einfach mit Auslegekünsten und Wortspielen arbeiten dürfe, daß e» vielmehr gelte, dem anstößigen Ausspruch durch einen geschickten Dreh das Genick zu brechen und ihn dennoch am Leben zu lassen. Wie macht man das? Wie schlängelt man sich durch? Wie dient man dem Gotteswort und dem Fürstenanspruch gleichermaßen? Wie bekennt man sich zu einem Christusspruch und zur Räuber- moral davongelaufener Könige in einem Atemzuge? Also bitte schön, nichts einfacher al« die». Sehen Sie sich bitte die Hände de» Herrn Pfarrer» Doehring an: jetzt hält er das Wort vom Packensdreich und vom abprozessierten Rock in ihnen. Ueberzeugen Sie sich genau: alle« echt, alle» bibelfest. Keine Täuschung, keine Illusion. Und nun: ein kurze» Schütteln der Hand: Psss. Alles fort, alles weggeblaje». Statt dessen£ die
erschienen. Sie wollen das Kunststück erklärt haben? Ei, das peinliche Bibelwort wird in ollen Ehren gehalten. Der einzelne hat tatsächlich jedem, der ihn schlägt, den anderen Backen hinzu- halten und ihm den Mantel zu geben. Aoaaaber: Christus hat ja auch das Wort von der Bruderliebe geprägt, von der Verpflichtung der Gesamtheit, dem bedrohten Nächsten zu Hilfe zu kommen. Nun, diese Gesamtheit duldet einfach nicht, daß der protestantisch« Christ der Christu»sorderung nachkommt. Sie stellt sich schützend vor ihn. Sie verteidigt ihn. Usf. Der Doehringsch« Patentchrist braucht sich also doch nicht zum zweiten Male schlagen und sich nicht den Mantel abnehmen zu lassen, wie sehr er es auch will und wie sehr er auch danach lechzt, da» Bibelwort zu erfüllen. Herr Doehring und die Seinen vereiteln es. Feine Sache, so etwa»! Radikale Demut mit der Gewißheit, daß sie eineni nicht gefährlich wird, Bc- reitschast zu äußerstem Verzicht, ohne die geringsten Verpflichtungen einzugehen. Das heißt man, die Quadratur de» Zirkels entdeckt, den Bären gewaschen, ohne ihn naßgemacht zu haben. Aber schließlich: muß nicht das armselig« Zimmermannskind- chen, das da vor 2000 Iahren geboren wurde, noch recht froh sein, daß ein so titelbehafteter Herr wie der Prediger Doehring ihm nach- weist, daß sein voreilige» Wort auch ander» als in einem Sinne verstanden werden kann, der ihm endgültig da» Wohlwollen fürst- licher Persönlichkeiten rauben müßtet
Die Berliner Akademie der Künste zum 0pernhau»umbm». Die Architekten der preußischen Akademie der Künste nahmen, wie es die Gesamtakademie dieser Tage schon angekündigt hätte, zum Umbau des Berliner Opernhauses Stellung. Die Architekten— unter ihnen Ludwig Hoffmann , Jansen, Straumer, Poelzig . Geßner, Breslauer, Seeck usw. — waren einstimmig der Anficht, daß die Pläne, die in der Hochbau- abteilung de» Finanzministeriums ausgearbeitet worden find, un- möglich sind. Sie zerstören da» Plotzbild, schädigen die Hedwig»- kirche, verunstalten den Knobelsdorfsschen Bau und bieten trotz großer Kosten nicht das erreichbar Beste. Die Architetten der Akademie arbeiten mit größter Befchteunigung ein Gutachten aus, da» einen Plan enthält, der dem Betriede der Oper die nötige Sicherheit gibt. ohne die gekennzeichneten Mängel aufzuweisen. Gedacht wird, wie man hört, an einen Anbau an das Opernhaus im rückwärtigen Teil, der nur auf der einen Seite im rechten Winkel anschließt und zum Prinzessinnen-Palais hinübergeht. Ein solcher Anbau wäre von vornherein al» Provisorium kenntlich, während die jetzigen Pläne den Knob«l»dorffich«n Bau einfach verfälschen würden. Ludwig Hoff- mann detonte die Notwendigkeit, das alte Opernhaus al» Konzert- und Repräfentotionsroum zu erhalten. Die Eröffnung de» Mannheimer Schlohmuseum». Das frühere großherzogliche Schloß in Mannheim , eines der größten Barockschlösser, die ehemalige Residenz der prachtliebenden Kurfürsten von der Pfalz , das u. a. sehenswerte Prunkgemächer aus der zweiten Hälfte de, 13. Jahrhunderts aufweist, dient jetzt in seinen Haupträumen M llnterbrmgullg der große» kultmgesqichtllchea und tnnftgewert»- I
lichen Sammlungen der Stadt Mannheim . Die feierliche Eröffnung dieses mehr als 50 Räume umfassenden Schloßmuseums und zu- gleich feine Uebernahme durch die Stadt fand am 15. Mai statt. In den Hauptsälen wird durch Möbel, Kostüme. Bilder und eine Fülle von wertvollen Porzellanen und Fayencen die Blütezeit der Parock- und Rokokozeit wieder lebendig gemacht, al» Mannheim nicht nur die Hauptstadt der Pfalz , sondern auch eine der wichtigsten Kunststätten Europas war. Die erste Ueberpflanzung der Bauchspeicheldrüse. Da» Pankrea » oder die Bauchspeicheldrüse, denen Säfte für die Verdauung und den ganzen Stoffwechsel äußerst wichtig sind und die in neuester Zeit besonders durch die Verwendung des von ihr hervorgebrachten In- sulin gegen die Zuckerkrankheit viel genannt wird, war bisher noch nie von einem Organismus auf den anderen überpflanzt worden. Nunmehr ist, wie in der„Umschau' berichtet wird, den amerikanischen Aerzten Jvy und Ferrell zum erstenmal die Ueberpflanzung ewes Stücks des Pankreas in die Brustdrüsen einer Hündin mit Erfolg gelungen. Die Sekretion des überpflanzten Stückes war ganz so, al» befände es sich an seiner normalen Stelle, und Insulin wurde in einer solchen Meng« abgesondert, daß es zur Berhinderung des Auf- treten» von Zuckerkrankheit genügt«. Bevor die Ueberpflanzung von Teilen der Bauchspeicheldrüsen beim Menschen zur Heilung der Zucker- krankheit vorgenommen werden kann, müssen freilich noch ein- gehende Versuche gemacht werden. Der Rordpol russisch? Di« Eowjetregierung hat sich beeilt, da» Eigentumsrecht am Nordpol durch ein Gesetz festzulegen. In der .Lswestia', der amtlichen russischen Zeitung, wird ein Gesetz ver- öffentlicht, demzufolge die Sowjetregierung alle festen Ländereien und all« Meere des Nördlichen Eismeeres von der russischen Küste bis an den Nordpol für ein Gebiet der Sowjetunion erklärt. Unter diese» Gesetz fallen alle Länder und Infeln, die bereits bekannt sind und solche, die noch etwa entdeckt werden sollten. Die„Iswestia' führt in einer offiziösen Erklärung dazu an, daß eine derartige gesetzliche Annektierung von bisher staatenlosen Ländern nichts Neues im Völkerrecht wäre, da auch England bereits früher ein ähnliches Gesetz über die Ländereien in der Antarktis erlassen hat.
SSHieschrovtk. Herr E ch» r r Ist an vlinddarnientzündung erkrankt und in Wien operiert. Den Hans Sachs in der.Meistersinger-- »luiiüdrung am 2L. fingt Michael Bohnen , der damit seine bi» tu de» Dezember während« Verpflichtung an der Slaattoper antritt. Da» älteste Orchester der Welt. In diesem Jahr« feiert da» Königlich, Orchester in Stockholm sein vierhundertjäbrige« Bestehen. Es wurde unter der Herrschaft de» König » Gustav Wasa gegründet, der in Schweden die Reformation einführte, und stand seitdem unter dem Patronat der schwedische» Könige. ver stampf gegen die Lepra . Au» dem Jabreßberichl der cngMche» MiifionSgefellichost für Leprakrante, die seit dem Jahre 1874 besteht, ist»u entnehmen, dafi während ihrer Tätigkeit 8000 Leprakrante ganz oder letl» weise aus den Mitteln dieser Geiellichast unterstützt worden find. Zurzeit werden etwa 700 lcprakranke Kinder in besonderen Heimen unterrichtet. Eine von der Gesellschatt angestellt» Untersuchung ha» ergeben, daß ein weiter« iluSbau der Kr bell, bej anders tn«frlla, dringend notwendig stn