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1. Sellage öes vorwärts
Mttwoch, tH.Mai ty2ö
Die berliner Jerienfonöerzüge.
Die Reichsbahndirektion Berlin gibt nunmehr die endgültig festgelegten Verkehrstage und Abfahrzeiten der Feriensonderzügs und die aufgelegten Fahrkorten bekannt. Die Ferienfonderzüge werden in den Monaten Juni, Juli und A u g u st gefahren. Die Ermäßigung beträgt Proz., die auch für die Fahrkarten ge- währt wird, die über die Zielstation der Sonderzüge hinaus aus- gegeben werden. Die Zahl der Züge weist gegenüber dem Vorjahre. insbesondere in der Richtung nach Süddeutschland und nach Ost- preußen, eine Vermehrung auf. Wie im Vorjahre wird in den Zügen, die über weite Strecken laufen und Nachtfahrten ein- schließen, neben der 3. Wagenklasfe auch die 2. Wagenklasse geführt werden. Folgend« Verkehrstage sind festgelegt worden(Fahrpreise sind nur für die wichtigsten Verbindungen angegeben): Gstsee. Nach Kolberg/Msdroy : von Eharlottenburg am Z, 4., 5. und k>. Juli, vom Stertiner Bahnhof am 7. Juli und 14. Lugust. Wfohrt der Sonderzüge ab Charlottenburg um 10,50 vormittags, vom Stettiner Bahnhof um 11,34 vormittags. Fahrkarten Z. Klaffe werden ausgegeben nach Horst oder R e w a h l. nach Deep. Papenhagen oder Kolberg 17,80 M., Henkenhagen oder Timmenhagen, Alt-Banzin oder Gudenhagen oder K ö s l i n 20,20 M., Warna w 14,80 M., Misdroy 15,80 M., Dievenow 16,70 M. Nach Swinemünde : ab Eharlottenburg am T, 4� 5. und 6. Juli, vom Stettiner� Bahnhof am 21. Juni, 6. und 7. Juli, 14. August. Abfahrt der Sonderzllxe sowohl von Eharlottenburg als auch vom Stettiner Bahnhof um 9,50 vormittags. Fahrkarten 3. Klaffe werden ausgegeben nach Swinemünde 14,20 M., Hertngsdorf oder A h l b e ck oder Bansin 15,40 M., Ueckeritz oder Kölpinsee oder Koserow 15,20 M.. Zinnowitz 17,30 M., Zemoin 15V0 M. Zu sämtlichen Zügen besteht in Swinemünde Dampfer- anschluß nach Rügen . Hierzu Fahrkarten nach Saßnitz 20,80 M. und nach den Rügenbädern Binz , Sellin . Baabe , Göhren zum gleichen Preije. Nach Saßnih/Pukbu»: ab Eharlottenburg am 3. Juli, vom Stettiner Bahnhof am 4. und 5. Juli. Abfahrt ab Eharlottenburg um 10,50 vormittags, der Sonderzüge ab Stettiner Bahnhof am 4. Juli um 11,34 vormittags und 1,35 nachmittags, am 5. Juli um 1,35 nachmittags. Fahrkarten 3. Klaffe werden ausgegeben nach Greifswald 14 M., Lubmin , Stralsund 15 M., Z I n g st oder P r e r o w, Hiddensee 20 M., Sagard 18 M., Bergen oder Putbus oder Lauterbach 17,60 M., Saßnitz 20,80 M. und Binz oder Sellin oder Baabe oder Göhren ebenfalls 20,80 M. Nach Warnemünde : am 2. Juli um 2,40 nachmittags, am 5. Juli hin 10,51 vormittags: beide Sonderzüge verkehren vom«tettiner Bahnhof. Fahrkarten 3. Klaste werden ausgegeben nach Warne- münde oder Bad Doberan 15,20 M. und nach Heiligen- dämm oder Brunshaupten oder Arendfee oder Ribnitz zum Preise von 16,40 M. Letztere Fahrkarte gilt auch für die Rückfahrt ab Warnemünde . Nach Slclkin: am 5. Juli ab Stetttner Bahnhof 7.25 vormittags. Zu diesem Sonderzuge werden nur Fahrkarren ausgegeben, die über Stettin hinaus nach den nachfthenden Zielstationen, ab Stettin nur über den Wasserweg, gelten. Aus der Rückfahrt kann entweder der Landweg oder wiederum der Wasserweg benutzt werden. Ale Ziel- st a t i o n e n sind vorgesehen: Swinemünde 14,20 M., Herings- darf oder Ahlbeck oder Bansin 15,40 M.. Zinnowitz 17,30 M, Saß. nitz 20,80 M., Binz oder Sellin oder Baabe oder Göhren 20,80 M., Mlsdroy 15,80 M., Dievenow oder Heidebrink 16,70 M Nach Slolp: am 3. Juli, Abfahrt Stettiner Bahnhof 10,32 vormittags. Fahrkarten 3. Klaffe werden ausgegeben nach Kolberg 21 M. Köslin oder Gudenhagen oder Alt-Bansin 20,20 M., Schlawe 22,80 M., Rügenwalde 24,20 M., Stolp 24,60 M.. Stolpmünde 25,80 M., Lauenburg 28 M. und dem Oftfeebad Leba 30,20 M. Auf den Strecken, die der Sonderzug nicht berührt, können fahrplan- mäßige Züge benutzt werden, die an den Sonderzug Anschluß haben.
Norösee. Nach hambrirg/hoyerschleufc: am 3., 4. und 5. Juli. Mfahrt ab Lehrter Bahnhof 7,05 vormittags, Ankunft in Hamburg 12,17 nachmittags. Fahrkarten 3. Klaffe werden ausgegeben außer nach Hainburg 19,20 M. nach Heide, B ü f u m, Husum , Garding und nach den nordfriesischen Bädern Wyk (Fähr) 41,20 M.. Amrum 48 M. und W e ft e r l a n d(Colt) 48 M. Di« Fahrkarten nach Wyk und Westerland können auf der Rückfahrt entweder über den Landweg od-r gegen Nachzahlung eines Zuschlags über den Wasserweg, über Helgoland , benutzt werden. Ferner werden schon in Berlin nach folgenden Bädern und Kurorten Anschlußkorten ob Hamburg ausgegeben, und zwar Kuxhaven, Eckernförde , Kiel. Lübeck . Niendorf(Ostsee). Nach Bremen/Emden Außenhafen: am 3. und 6. Juli. Abfahrt Lehrter Bahnhof um 11,10 abends. Fahrkarten 2. und 3. Klosie werden ausgegeben nach Bremen 34, bzw. 22,40 M., Emden Außen- Hafen 47 bzw. 31 M.. Norddeich 51 bzw. 33,20 M. Außerdem wer- den durchgehende Fahrkarten nach den oftfriestfchen Inseln: nach Borkum . Juist , 61,60 bzw. 43,80 M., Langeoog 58,30 bzw. 41,90 Norderney oder Spieteroog 56.70 bzw. 41,10 M. und nach Wanger- ooge ausgegeben. Nach Borkum , Norderney und Wangerooge wer- den verschiedene Fahrkarten zu verschiedenen Preisen aufgelegt, die auf der Hin- und Rückfahrt entweder über den Landweg oder über den Seeweg(über Helgoland ) gelten. Süöüeutlchlanö. Nach Oberbayeru: am 12., 19., 26. und 27. Juni, Z. 3., 4., 5., 6., 7., 10., 14., 17. und SL Juli, 1, 14. und 15. August. Die Sonder- züge verkehren über Nürnberg bw München. Don da ab können nach den über München hinaus gelegenen Zielstaiionen fahrplan- mäßige Züge entsprechender Wagenklasie benutzt werden. Die Züge verkehren vom Anhalter Bahnhos, Abfahrt 2,44 nachmittags, und treffen so zeittg(zwischen 5 und 6 Uhr morgens) in München ein, daß ste die Anschlüsse an die von München ins Gebirge fahren- den Frühzllge erreichen. Die Fahrkarten nach München kosten in der 2. Klasie 66 M., in der 3. Klasie 44 M. Für die über München hinaus ausgegebenen Fahrkarten ist unter Berücksichtigung der Wandermöglichkeiten und der Eisenbahnverbindungen eine aus- gedehnte Wahlfreiheit angestrebt worden. So gelten z. B. die Fahr- karten nach Berchtesgaden auch nach Salzburg oder Kufstein oder Mittcnwaid und nach Garmisch-Partenkirchen auch nach Kufstein oder Aschau oder Marquartstein . Zu dem Sonder- zugr am 3. Juli werden auch Fahrkarten nach Regensburg , Plattling und P a f f a u ausgegeben. Nach Württemberg : am 3., 6.. 12., 15. und 22. Juli. Abfahrt Berlin AnHolter Bahnhof 4,10 nachmittags. Fahrkarten 2. und 3. Klasie werden ausgegeben nach Heiwronn, Stuttgart 66 bzw. 44 M., nach Ulm oder Freudcnltadt, noch Aulendorf und nach Friedrichshalen 85 bzw. 57 M. Nach Baden und dem vodenfee: am 12. Juni, Z, 10., 11., 17. und 31. Juli. Di« Sonderzüge am 12. Juni, am 17. und 31. Juli verkehren vom Anhalter Bahnhof . Abfahrt 4,10 nachmittags, die Sonderzüge am 2. 10. und 11. Juli verkehren in diesem Jahre vom Potsdamer Bahnhof. Abfahrt 3,05 nachmittags. Fahrkorten 2. und 3. Klasse werden ausgegeben nach Heidelberg oder Mann- heim, nach Karlsruhe 69 bzw. 46 M., nach Baden-Baden oder W i l d b o d 72 bzw. 48 M., nach Offenburg , nach F r e i b u r g (Breisgau ) oder Trieberg 32 bzw. 55 M.. nach Neustadt (Schwarzwald ) oder Titisee , nach Müllheim oder Donauefchingen 86 bzw. 57 M. nach Basel 88 bzw. 59 SR., nach Konstanz 94 bzw. 62 M. Neu aufgelegt wird eine Fahrkarte nach Neustadt (Haardt) 68 bzw. 45 M. Bon Heidelberg bis Neustadt gilt die Fahr- karte mit fahrplanmäßigen Zügen. harz . Nach dem Nordharz (Goslar . Thale ): am 2.. 3. und 10. Juli, 7. August. Abfahrt ab Potsdamer Bahnhof um 9,00 vormittags. Fahrkarten 3. Klasie werden ausgegeben nach Halber st adt
13,40 M.. Quedlinburg oder Thale 15,20 M., nach Blanken- b u r G 15,30 M., nach Elbingerode oder Rübelond, nach Tanne, nach Wernigerode oder Jlfenburg 15,60 M., nach Bad Harz - bürg oder Goslar 17,20 M.. nach Schierke oder Elend 17,50 M., nach Benneckenftein oder Sorge und nach Braunlage 19,80 M. Nach dem SLdharz lSecfen/Ouedlinburg): am 3. und 4. Juli Abfahrt ab Potsdamer Bahnhof um 7,35 vormittags. Fahrkarten 3. Klasie werden ausgegeben nach Berga -Kelbra 15 M., nach Nordhausen , nach Walte nried oder Bad Sachsa , nach Scharzfeld oder Herzberg , nach Osterode oder Gittelde , noch Seesen . nach B a l l e n st e d t Ost oder West, nach Gernrode oder Bad Suderode und noch Quedlinburg 13,40 M. Nach Bad harzbarg: am Z Juli. Abfahrt ab Potsdamer Dahn- Hof 11,55 vormittags. Zu diesem Zuge werden nur Fahrkarten nach Halberftadt, nach Blankenburg , nach Wernigerode oder Jlfenburg und nach Bad Harzburg ausgegeben.
Nfofeugebirge vnö Glatzer Gebirge . Ttcch Obcrfchreiberhau/Srvmmhübel: am 12. Juni, Z, 3., 4.. 5. und 14. Juli, 14. August. Görlitzer Bahnhof ab 11,25 vormittags, am 3. und 5. Juli auch ab 8,50 vormittags. Außerdem verkehrt am 5. Juli ein Sonderzug vom Stadtbahnhof Friedrichstraße nach Oberfchreiberhau/ Knimmhübel, Fmdrichstraße.ab 10,00 vormittags. Fahrkarten 3. Klasie werden ausgegeben nach Hirschberg 19,00 M., nach Bad F l i n» b e r g, nach Warmbrunn oder Hermsdorf oder Petersdorf, nach Oberfchreiberhau 21,00 M., nach Krummhübel 22,00 M. und Schmiedeberg 20,00 M. Nach dem Glatzer Gebirge : Nach Glatz am 4. Juli, Abfahrt Friedrichstraue 8,36 vormittags, Ankunft in Glatz 4,30 nachmittags. Fahrkarten 3. Klasie werden ausgegeben nach Glatz 25,40 M., nach Reinerz oder Ebersdorf oder Seitenberg 27,40 M. und nach Kudowa - Sackisch 28,40 M. Ostpreußen . Nach Znstabu: g über Nlaricnborg: am 26. und 27. Juni, 1., 3., 4., 5., 7.. 10., 11. und 31. Juli. 7. August. Der Sonderzug am 1. Juli hat durchgehende Wagen nach Cranz , der Sonderzug am 3. Juli hat durchgehend« Wagen nach Warnicken, wohin auch Fahr« karten ausgegeben werden. Nach Znsterburg über Deukfch-Eylau: am 2., 6. und 8. Juli. 8. August. Abfahrt sämtlicher Sonderzüge nach Ostpreußen vom Stadtbnhnhof Friedrichstraße 5,5? nachmittags, Ankunft des Sonder- zuges über Marienburg in Jnsterburg am folgenden Morgen um 10,37, des Sonderzuges über Deutfch-Eylau am folgenden Morgen um 9,52. Zu den Souderzügen über Marienburg werden Fahrkarten Z und 3. Klaffe ausgegeben nach Marieuburg 34 bzw. 22,60 M., nach E l b I n g, nach Braunsberg, nach Königsberg 45 bzw. 30 M. und nach Jnsterburg 52 bzw. 34,40 M. nach Cranz 47,65 bzw. 31.65 M. nach Warnicken 48.30 bzw. 32,50 M.. zu den Zügen über Deuifch-Eylau nach Deuifch-Eylau 36,40 bzw. 24,20 M., nach Allenfteln 42 bzw. 27,80 M., nach Korfchen und nach Jnster- bura. Für diese Fahrkarten wird eine Fahrpreisermäßigung von 50 Proz. gewährt. Nheinlanüe. Nach Köln : am 2. Juli und 14. August. Abfahrt des Sonder. zuges am 2. Juli vom Potsdamer Bahnhof um 7,00 nachmittags, des Sonderzuges am 14. August um 7.20 vcrmittags. Fohrkorten werden ausgegeben nach Brilon Wold, noch Bestwig , nach Arnqe berg oder Schwerte , nach Hagen 49 M. bzw. 31 Z0 M., nach Elb er- f e l d oder Barmen 51 bzw. 33.60 M, nach D ü f f e l d o r f 55 bzw. 35,80 M.. nach Köln 58 bzw. 38,20 M. Ueber Köln hinaus wird eine Fahrkarte nach Bonn zum Preise von 62 bzw. 41 M. aus- gegeben. Der Sonderzug am 2. Juli führt als Nochtzug mich die Z Wagenklasse. Sächststhe Schweiz . Nach Bad Schandau : am 3. und 10. Juli. Abfahrt Anhalter Bahnhof um 11.22 vormittags. Fahrkarten 3. Klasie werden aus- gegeben nach Pirna , nach Obervogelgefang oder P ö t l ch a- Wehlen 13,80 M.. nach Rathen 13,80 M. nach Königstein oder Bad Schandau 14,60 M.
Vamile unter den Zedern. 371 Don Henri Bordeaux. (Berechtigte Ueberfetzung von I. Kunde.) Ich war bereits im Hofe; wie geblendet von der Sonne, die am Himmel nur zu schnell emporstieg. Ich berechnete nach iHrem Stande die Morgenstunde. Ich hatte mein Gewehr mitgenommen, entschlossen, es auf die Feinde Damiles, selbst aus meinen Bruder Butros, anzulegen. Ich stürmte das Dorf entlang, drängte Mensch und Tier auf meinem Weg beiseite und eilte der Felsenwand zu, welche die Kadischa- quelle überragt und den Hain der Jahrtausende alten Bäume trägt. Unfern liegt eine kleine Kapelle, die zur Sühne für ein Derbrechen erbaut worden war und die so eng ist. daß man drin nicht beten kann. Die Pilger können sie nicht be- Inten. Dort lag ein Mann am Boden: seine Schultern zuckten in heftigem Schmerz. Ich verwendete keine Sekunde, um nach ihm hinzusehen, und dennoch erkannte ich in ihm im Vorüberlaufen den Schelk Raschid-el-hame, welcher die Einsamkeit suchte, sie auf seinem Leidensweg fand und seine Tochter beklagte, nachdem er sie verurteilt hatte. Ich wäre beinahe umgekehrt, um ihm, wie bei Muntaha. zuzuschreien: „Wo ist sie?" Aber ich wollte kein Atom Zeit verlieren. Wußte ich nicht, daß man sie zu den Zedern geschafft hatte? Und dann drängte sich mir während meines Laufens der Es- danke auf: wenn ihr Vater ans Kreuz geschlagen und hin- gestreckt wie das verkörperte menschliche Elend hier lag, jetzt, wo es keine große Rolle mehr zu spielen gab, und wo er wieder er selbst, ein Unglücklicher sein konnte, mußte dann nicht das Unausdenkbare schon geschehen sein?... Ich beschleunigte meinen Lauf so. daß ich fast zusammen- brach mrd rannte gegen einen Felsblock, dort, wo der Pfad sich in die steile Mauer gräbt. Kaum war ich meiner Sinne wieder mächtig, als ich den Anstieg begann: ich nahm die Hände zur Hilfe und klomm mit solcher Schnelligkeit empor, daß meine Brust wie ein Blasebalg arbeitete. Fast auf der höhe— ich hatte die größten Strapazen hinter mir und be- rechnete, was mir noch zurückzulegen blieb— erblickte ich eine fahlrote, den Weg versperrende Masse, deren Form ich noch nicht genau erkennen tonnte. Wie ich herankam, sah ich, daß es der Kadaver einer Fuchsstute war. Der Kadaver? Die Weichen des armen Tieres zogen sich noch in letzten Todeskrämpfen zusammen. Ich sprang mit Mühe über den Leib hinweg, beugte mich über seinen hals und sah, daß die Augen bereits einen glasigen Ausdruck hatten. Wie ich es mit der Hand berührte, fühlte ich. daß sein Fell in Schweiß gebadet war. Die Sonnenglut hatte es nicht getrocknet. Ich glaubte zunächst, daß t» Butros Stute, wäre. Ohne
Zweifel hatte sie die Dopellast der Nacht überanstrengt, so daß sie bei diesem letzten Gewaltritt zum Ort der Hinrichtung zusammenbrach. Ich kam zu dem Schluß, daß ihr Verenden die Exekution verzögern mußte. Als ich vorüber war, wandte ich mich, ehe der Tierleichnam ganz außer Sicht war, noch einmal um, und da gewahrte ich ein fremdes Zaumzeug in reichen Farben, einen roten Sattel auf einer Seidendecke. Nichts davon gehörte zu Talma. - Aber es gab in der ganzen Welt nur ein Pferd, das ihr so ähnlich war: Tadmur, die Zwillingsstute Omars. Also war Omar vor mir hier vorbei- gekommen. Omar war mir voraus. Omar hatte sein Lieb- lingsroß zu Tode gehetzt, um sein Ziel zur rechten Zeit zu erreichen. Zum erstenmal, seit Damile mich verlassen, um ihrem Ende entgegenzugehen, fühlte ich mich befreit von Entsetzen und Qual, die mir den Aiem noch mehr raubten, als mein Lauf. Ach, wie weit entfernt war ich jetzt von meiner er- bärmlichen, früheren Liebe, die, aus Egoismus und Begierde zusammengesetzt, nur an sich reißen und besitzen wollte! Ich hatte aufgehört, Damile um meiner selbst willen zu lieben: ich liebte sie, indem ich jetzt auf ihr eigenes Glück, auf ihre Liebe bedacht war. Mochte sie Omar nur retten: ich begehrte nichts Besseres. Ja, Omar war droben bei den Zedern, bei ihr. Er hielt sie in seinen Armen, dort, wo sie mit dem ersten Austausch der Blicke sich einander für immer versprochen hatten. Fand ich sie dort so wieder: ich würde nicht eifer- süchtig sein. Wenn Damile nur lebte, lebte und glücklich war. Meine Augen begehrten nichts als diesen herrlichen Anblick. Ich durste verschwinden. Mein Schicksal war erfüllt. Ich hatte den Grat der Feldklippe erreicht. Sie entsinnen sich, daß der Weg dann an Steile verliert. In sanfter Stei- gung führt er zu den Bäumen empor. Ich halle unwillkür- lich meinen Schritt verlangsamt; die Ermüdung war schuld und wohl auch eine neue Hoffnung: plötzlich überfiel mich eine schlimme Ahnung: „War Omar zur rechten Zeit angekommen?" Und ich stürmte wieder vorwärts, auf die Gefahr hin, wie Tadmur zusammenzubrechen. Schon grüßten die ersten, isoliert stehenden Zebern wie ein Bortrupp herüber; da sah ich eine Schar Männer zu Pferde und zu Fuß vom Wald her sich mir nähern. Meine düsteren Ahnungen hatten mich also nicht getäuscht? Wie ich in gleicher höhe mit ihnen war, erkannte ich die Diener hames, unter ihnen Elias und Tanns, die verdammten Kreaturen des Butros. Ich verbarg mein Gesicht in den Händen, um nicht zusehen zu müssen, wie sie an mir vorbeizogen, und wechselte kein Wort mit ihnen. Ich wollte das Schreckliche nicht von ihnen hören. Vergebens suchte ich noch immer mir vorzutäuschen, daß Omar sie aus- einandergesprengt und oerjagt habe, und merkte nicht, daß
ich den Triumwh unserer Feinde ersehnte. Ich war ohne Zweifel den Henkern Aamiles begegnet. Uamile lebte nicht mehr. Und ich schluchzte laut ihren Namen:„Yamile! Yamile!" Am Waldsaum erblickte ich, wie ich unter das Dach der Zedern trat, den Butros. Mit dem Schrei:„Mörder!" stürzte ich auf ihn zu. Völlig Herr seiner selbst, entgegnete er sehr ruhig: „Nein, Khalil, das bin ich nicht, ich schwöre es dir." „Du hast sie getötet!" „Ich bin Soldat und kein Henker. Aber ich habe darüber gewacht, daß man ihr alle Rücksicht widerfahren ließ. Er- innere dich, in Chrar hast du dein Gewehr auf sie angelegt." „Schweig! Wo ist sie?? „Drüben am Zedernbaum. Geh nicht hin." „Warum nicht?" „Es hat keinen Zweck Kehre mit mir zurück." „Laß mich!" Er wollte mich fortziehen. Ich konnte feine Berührung nicht ertragen und stieß ihn zurück: meine Kräfte hatten sich verzehnfacht. Er gab mir den Weg frei. Aber fein Blick, fein häßlicher Blick begleitete mich: ich habe darin gelesen, daß die Exekution vollzogen war. Ich eilte zu einer Toten: aber diese Tote gehörte mir und nur noch mir. Jetzt konnte sie mir niemand mehr rauben. Ich durchquerte die düsteren Gänge der Riesenbäume— hier und da lag noch vom Winter der Schnee— und drang in das Dunkel ein, um den jenseitigen Wqldsaum zu erreichen, von dem man auf nahe Fclsengänge des Libanon blickt. Sie im Sonnenschein liegen zu sehen, war eine Pracht. Sie glichen Gebilden aus Rubinen, Türkisen und Smaragden. Ich suchte dort ein anderes Juwel. Meine Geliebte mußte hin- gestreckt auf diesem Rasen liegen, der unser Brautbett sein würde: sie öffnete ihre kalten Arme, um mich zu empfangen und nicht mehr von sich zu lassen. Ich brauchte nicht lange zu suchen. Sie war da und ich erblickte sie... Ach, was ich sah, erschütterte mich bis in die tiefsten Wurzeln meines Seins: ich glich einem Baum, den der Sturm zusammengekrümmt. Mit einer instinktiven Bewegung, die der Ausdruck in mir lebendig werdender Energie war, ergriff ich meinen Kara- biner, stützte mich, um sicher zu zielen, ans einen Baumstumpf in meiner Nähe und legte an. 5)atte ich nicht so auf Damlle gezielt, als sie nach den Gärten von Chrar ritt? Wollte ich sie ein zweites Mal töten? Was für Toren macht die Liebe aus uns: sie, die den Arm des Eifersüchtigen, der von der Leidenschaft befallenen wafsnct und den Tod herbeiruft, wie wenn wir das Recht hätten, ihm zu befehlen, wie wenn er kein freiwilliges Geschenk, keine Gabe wäre. (Fortsetzung folgt.)