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Deutsch  -schwedischer Handelsvertrag.
Drohende Erhöhung der Kornzölle.
Soeben wird der Inhalt des am Ii. Mai abgeschlossenen Handelsoertrages zwischen Deutschland   und Schweden   veröffentlicht, der die Handelsbeziehungen zwischen diesen beiden Völkern zunächst auf die Dauer von drei Jahren regelt. Dem Vertrag kommt aus verschiedenen Gründen eine besondere Be- doutung zu. Als Ganzes ist er durchaus geeignet, die freundschaft» liehen Beziehungen zwischen Deutschland   und Schweden   auf dem Ge- biete des Handelsverkehrs zu fördern. Für die deutsche Rohstoff- einfuhr ist es von Wichtigkeit, daß Schweden   in dem Vertrag auf das Recht verzichtet, Ausfuhrzölle auf Erze zu erheben, von deren Bezug die deutsche   Schwerindustrie stark abhängig ist. Der deutschen Fertigindustrie bringt der Vertrag die Ermäßigung oder Streichung einer Reihe von schwedischen Zollsätzen, die bisher die Einfuhr deutscher   Waren dorthin erschwerten. Selbstverständlich ist, daß Deutschland   auch seinerseits Zugeständnisse machen muhte. So wird insbesondere Schweden   die zollfreie Einfuhr für Pflastersteine nach Deutschland   gewährt, und auch auf anderen Gebieten sind Zoll» Herabsetzungen erfolgt, die durch die gegenseitig gewährte Meist- begünstigung für beide Staaten noch eine erhöhte Bedeutung er- langen. Die Lebensmiltelzölle im Schwedenverkrag. Tanz auffallend aber ist die Regelung der Lebensmittel- zölle Im deutsch  -schwedischen Handelsvertrag. Obwohl Schweden  an der Ausfuhr von Getreide gar kein Interesse hat es ist selbst Getreidezuichußland, ist im deutsch  -schwedischen Vertrag eine Reihe von deutschen Lebensmittclzöllen, darunter auch der für Getreide, ausdrücklich f e st g e l e g t. Bei den Getreidezöllen ist man dabei nicht von den gegenwärtig geltenden ermäßigten Zollsätzen aus- gegangen, die bekanntlich am 31. Juli 1926 ablaufen und 3 M. für den Doppelzentner Roggen, Gerste und Hafer sowie 3,50 M. für den Doppelzentner Weizen betragen. Man legt vielmehr die Sätze zugrunde, die nach dem I. August d. I. in Kraft treten sollen und die für Roggen, Gerste und Hafer 7 M., für Weizen sogar 7,30 M. pro Doppelzentner betragen. Die Ermäßigung, die man im schwedischen Vertrag gegenüber- diesen höheren Sätzen gewährt, ist gering. Der Zoll für Roggen und Hafer soll nach diesem Abkommen 6 M., der für Weizen 6,50 M.. der für Gerste 5 M. betrogen. Wenn also nicht noch in aller Eile mit einem dritten Land ein Vertrag abge- schlössen wird, so haben wir damit zu rechnen, daß da» deutsche   Brot- getreide vom 1. August d. 3. ab mit dem doppelten Zollsah belastet wird wie bisher ein gewaltiges Geschenk sür die ohnehin in der Wirtschaftspolitik besonders bevorzugten Agrarier und eine ebenso fzewaltige Belastung der Verbrauchermassen, die mit einer ent- prechenden Verteuerung des Brotes zu rechnen haben! Die Gründe der drohenden Brolverteuenrng. Als im vorigen Jahre das Zollkompromiß abgeschlossen wurde, stand die deutsch  « Wissenschaft fast einhellig aus dem Stand- punkt, daß eine Erhöhung der Getreidezölle unnütz oder gar schädlich se,. Diesen Argumenten hat sich selbst das Zentrum, und zwar nicht nur die Gewerkschafter, sondern auch viele Industrielle, nicht zu ent-
ziehen vermocht. Daher wurde zunächst für ein Jahr der er- mäßigte Zollsatz für Getreide und eine Reihe von anderen Lebensmitteln eingeführt. Lediglich als Schutzmaßnahme dagegen, daß die an der Warenausfuhr nach Deutschland   interessierten Fremdstaaten beim Abschluß von Handelsverträgen der deutschen Industrie nicht genügend Konzessionen machen könnten, hat man die sogenannten autonomen Zollsätze sür Getreide in ihrer Vor- kriegshöhe für Fleisch und Vieh noch wesentlich darüber festgesetzt. Man hoffte, daß bis zum Ablauf der Geltungsdauer der ermäßigten Zölle mit den agrarischen Staaten des Ostens Handelsver- träge zustande kommen würden, die Deutschland   zu niedrige- ren Vertragszollsätzen zwangen, so daß p r a k t i s ch der hohe autonome Zoll keine Bedeutung erlangen würde. Jetzt ist der Erfolg ausgeblieben, und in dem deutsch  schwedischen Vertrag sind die Zollsenkungen für Getreide und Fleisch so gering, daß mit einer Verdoppelung der Lebensmittelzölle ge- rechnet werden muß. eine Entwicklung, die von der Sozialdemokratie auf das entschiedenste bekämpft werden muß. VJat geschehen muh. Die Agrarier werden, wenn sie einmal in den Genuß der im Schwedenvertrag vorgesehenen hohen Getrcidezölle kommen, natürlich den denkbar größten Widerstand dagegen leisten, daß jemals wieder eine Herabsetzung dieser Zölle eintritt. Das würde den Abschluß von neuen Handelsverträgen, die der deutschen Industrieware den Weg nach dem Ausland erleichtern und damit der Arbeiterschaft neue Beschäftigungsmöglichkeit sichern sollen, zur U n- Möglichkeit machen. Aus der demagogischen Winzerpropaganda des Reichslandbundes sollte die deutsche   Handelspolitik wahrhaftig gelernt haben! Was also jetzt geschehen muß, ist zunächst ein Beschluß des Reichstages, der die Inkraftsetzung der erhöhten Lebensmittelzölle noch so lange hinausschiebt, bis die handelspolitisch« Situation gegenüber Polen   und den übrigen Oststaaten geklärt ist. Brauchen wir wirNich Kompfzölle, so wird bei einem Fehlschlage der deutsch  -polnischen Verhandlungen darüber zu reden sein. Vorläufig aber ist nicht einzusehen, weshalb man sich den Weg zu vernünftigen Handelsverträgen mit den Agrarstaaten verbarrikadieren soll, indem man eine nur theoretisch gedachte Zollregelung praktisch wirksam werden läßt. In- zwischen aber ist mit aller Energie darauf binzuarbeiten, daß mit den großen getreideliefernden Staaten langfristige Handelsverträge zu- standekommen, bei denen gegen«ine Senkung der deutschen Lebens- mittelzöllc für die Industrie größere Bewegungsfreiheit Im Export geschaffen wird. Es wäre unverantwortlich, das deutsche  Volk darunter leiden zu lassen, daß infolge der Schwierig. leiten bei den Handelsverträgen und infolge des nicht gerade über wältigenden Geschicks der deutschen Unterhändler eine B r o t v e r- t e u e r u n g eintritt, die nicht einmal von den Vätern des Zoll- kompromisses beabsichtigt war und die schon deshalb vermieden werden muß. Dasselbe gilt natürlich von den Fleisch Zöllen, die ebenfalls nach der Regelung im Schwedenverträg höher bleiben würden, als der Gesetzgeber aus die Dauer angenommen hat und die besonders mit Rücksicht auf die beschränkte Gesriersleischeinfuhr eine starte Belastung des Haushalts der breiten Massen darstellen.
Einkaufsgenosienschosten ües Einzelhandels Zum Geschäftsbericht desEdeka  "- Verbandes. Der Edeka  -Verband deutscher kaufmännischer Genossenschaften ist der nun schon seit 18 Jahren durch- geführte Versuch, durch genossenschaftlich« Organisation des Ein- kaufs den von vielen Seiten bedrohten Einzelhandel lebensfähig zu erhalten. Der Tätigkeitsbericht des Edeka  -Verbandes für 1925 weist einen ganzen Katalog von Gegnern auf, mit denen er kämpft: Bahnhofshandel, Werkshandel, Beamtenhandel, den Handel der landwirtschaftlichen Genossenschaften, Belieferung der Konsumenten durch Fabrikanten und Großhändler, die Schleuder- und Schwindel- firmen, den Straßen-, Hausier- und Markthandel. Der eigentliche Kampfgegenstand ist in allen Fällen natürlich der Konsument, der nun einnial mit vollem Recht möglichs«. billig kaufen will. So- weit dem Einzelhandel   Lebensspielraum bleibt, handelt er ver- nünftig, durch die genossenschaftliche Zusammenfassung den E i n- kauf möglich st billig zu machen und durch wohlfeile Ver- sorgung von Konsumenten sich die Exiftenzsähigkeit zu erkaufen. Wie es nun heute um die in der Edeka   zusammengefaßten Genossenschaften des Einzelhandels steht, zeigt der Geschäfts- bericht des Verbandes und seiner Untergesellschasten. Daß es unter dem Druck der Krise nicht gut steht, oerrät die Bilanz der Verbandsoerwaltuna. Man findet da zweifelhafte Forderungen an Mitgliedgenossenschaften(Dubioso) von rund 189 000 M., das ist fast die»linste der zonze» Bilanzsumme. Das ist unter den heutigen Verhältnissen begreiilich, aber doch ein Zeichen für die schwache Position des Einzelhandels als Gewerbezweig in Wirtschafts- Verhältnissen, in den.-» C.t   immer schärfer zusammengeballte Er- zeugung immer massenhafter organisierter Selbstversorgung der Konsumenten gegenübertritt. Das gilt für die Versorgung mit Lebens- und Haushaltsartikeln, die das Hauptgeschäft der Edeka   sind, zwar noch weniger, aber doch in zunehmendem Maße. Jedenfalls ist der Erfolg, daß die Zahl der angeschlossenen Ge- nossenschaften von 1918 bis Ende 1925 von 194 auf 477 g e st i e g e n ist, dem zunehmenden Druck zu danken, der auf dem Einzelhandel von be-den Seiten lostet. Das Hauptgewicht der geschäftlichen Tätigkeit der Edeka  -Organi- sationen liegt nun naturgemäß in der Einkausszentrale (Edekazentrale e. G. m. b. H. Berlin) und in der Edeka  -Bank e. G. m. b. H.) Erstere besorgt den zentralen Einkauf und teil- weise die Abschlüsse der Lieferanten mit den 13 Gebiets- und den Hunderten von Einzelgenossenschaften. Letztere die Finanzgeschäste und den Zahlungsausgleich unter den Organisationen. Von der Zen- trale wird ein direkter Umsatz durch Eigengeschäfte von 41,71 gegen 31,66 Mill. Mark im Vorjahr gemeldet. Außerdem wurden Einkaufs  - abschlllsse vermittelt im Werte von 37,75 Mill. Die Import- stelle in Hamburg   steigerte ihren Umsatz gegen 1924 um 50 Proz. aus rund 7 Mill. Mk. Die Umsätze sind gewiß besonders wenn man sie mit den Umsätzen großer Konsumvereine oergleicht nicht sehr hoch, aber doch bei dem Betriebskapital von 508 000 M. beachtlich. Nicht sehr flüssig ist die Bilanz, bei der ein Akzeptkonto von 2,20 Mill.(gegenüber Kreditoren mit nur 1,28 Mill.) besonders auffällig. Die Edeka-Bank  , die wie andere Genossenschafts- danken auch an der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse beteiligt ist, berichtet«ine Verdoppelung des Umsatzes auf 454 Millionen Mk. bei einer Verringerung der Geschäftsuniosten von 1.6 auf 1,3 vom Tausend des Umsatzes. Die Einlagen der Mitglieder sind von 2,43 auf 5,38 Mill., die Gefchäjtsguthaben von 611000 auf 729 000 ge- steigert. Sie rechnet es sich als Verdienst an, niedrigere Zinsen als die Banken genommen und auch nur einen sehr kleinen Gewinn (27 000 M.) gemacht zu haben, was ja für Genossenschaften tat- sächlich das Gebotene ist. Die Edeka  -Verlags gesellschast, die mit drei verschiedenen Organen für die Organisation wirbt, die Mitglieder vertraulich informiert und den Konsumenten die Dorteile des Einkaufs bei Edeka  -Händlern plausibel macht, hat mit ihren Annoncenaufträgen den Betrieb durchgehalten. Die Transport- und Handels- gesellschast m. b. H. führt In Berlin   und Hamburg   die Einkäufe den Mitgliedern und eventuell auch außenstehenden Käufern mit eigenen Lastkraftwagen zu. Nur die Edeka.Hausgesellschaft m. b. H., die das Derbandshaus verwaltet und oermietet, schließt mit einem kleinen Verlust.
Im ganzen oerrät der Bericht doch die sehr große Unsicher h e i t, die auf dem ganzen Gewerbe lastet. Ueber den Zunft- g e i st und die Eigensüchtelei der einzelnen wird sehr geklagt und es wird empfohlen, sich an der Großzügigkeit ein Muster zu nehmen, mit der die Konsumentenorganisationen ihre Unternehmungen aus- bauen. Dieses Kompliment werden die Organisationen der Konsu menten gewiß mit Vergnügen registrieren. E» wird sie aber auch ermuntern, ihre Organisation noch besser auszubauen als bisher, denn der billigste Einkauf ist und bleibt doch der, wo der Händlergewinn möglichst ganz wegfällt.
Heringe Sefihästigung im Maschinenbau. Dom Verein DeutscherMaschinenbau- An st alten, dem Spitzenoerband der deutschen Maschinenindustri«, wird uns geschrieben: Die Lag« der deutschen Maschinenindustri« hat sich im Monat April nicht wesentlich anders gestaltet als im Vormonat. Der Be- schäftigungsgrad beträgt nur etwa 65 Proz. der Normal- beschäftigung. Di« Zahl der ganz schlecht beschäftigten Betrieb« scheint sich gegenüber dem Vormonat ein wenig verringert zu haben. Dabei hat sich aber bei anderen Betrieben die Lage im Berichts- monot noch verschlechtert. Während der letzten drei Monate befindet sich die Wirtschaft offenbar in dem Schwebezustand« einer starken Depression, in dem klein« Besserungen mit Verschlechterungen abwechseln, ohne ein« Aenderung im ganzen zu bringen. Der CingangvonAnfrogenließ keine Zunahmedes Interesses der Ii'- und Auslandskundfchast erkennen. Nachdem sie sich über die Ausführungsmöglichkeiten für ihre wichtigsten Pläne nicht selten unter übermäßiger Inanspruchnahme der Projett- abteilungen der Werte hinreichend unterrichtet hat, wird die Aus- führung der Projekte wegen der Schwierigkeiten in der Beschaffung der erforderlichen Mittel sehr häufig auf spätere Zeiten verschoben. Sowohl der Inlands- undAuslandsabsatz, als auch die innere Ausbauarbeit der Betrieb« werden durch die hohen Abgaben für öffentlich« Zwecke sowie die scharfen Be- dingungen und hohen Kosten für Bantkredite fühl- bar gehemmt. Immer häufiger und bitterer werden von den Firmen die Banksätze und Kreditkosten in Deutschland   mit denen anderer Wettbewerbsländer in vergleich gezogen, wie z. B. von Holland  , Schweden  , der Schweiz  , den Vereinigten Staaten. England usw. Der Bericht klagt dann weiter über die hohen Frachtsätze und verlangt von den öffentlichen Organen Maßnohmen für die Eni- lastung der Wirtschaft. Unter den Maßregeln der Selb sthilf«, die der Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten in seiner Mitgliederversammlung Anfang Dezember 1925 seinen Mitgliedern zur Ueberwindung der Krise empfahl, befand sich vor allem auch die energische Förderung der Spezialisierung, weil hierdurch billiger« Reihen- und Massenherstellung und gleichzeitig Vervollkommnung der Erzeugnisse erreicht wird. Da die Spezialisierung wesentlich er- leichtert werden kann durch eine Verständigung der Fabriken über wechselseitig« Einschränkung ihrer heute oft viel zu mannigfachen Herstellungsgebiete und über eine Zusammenarbeit beim Verkauf, so wurden sogenannte Spezialisierungs- und Verkaufs- gemeinschasten angeregt._ Ausbau der Sächsischen Slaatswerke. Die Aktiengesellschaft Sächsische Werke   beschloß soeben, das Aktien- kapital von 40 Millloen um 60 Millionen auf 100 Millio- nen Mark zu erhöhen und in den Iahren 1926, 1927 und 1928 zunächst je 15 Millionen Mark einzuzahlen. Da sich sämtlich« Aktien im Besitz des Freistaates Sachsen   befinden, kann die Kapitals- erhöhung erst durchgeführt werden, sobald der Landtag die ent- sprechenden Beschlüsse gesaßt hat. Der Aufsichtsrat beschlaß ferner, eine Anleihe in Höhe von 15 Millionen Dollar aufzunehmen. Die der Gesellschaft durch diese Anleihe und dt? Kapitalserhöhung zufließenden Mittel sind dazu bestimmt, die Landeselektrtzi- tätsversorgung entsprechend den Landtagsbeschlüssen plan» mäßig weiter au-jnbaue«.
Kohlenbelieferung ber Senossenjchastea. Ein monatelanger Kampf zwischen den Genossenschaften einerseits, den örtlichen Kohlenhändlerkartellen und den hinter ihnen stehenden Kohlensyndikaten andererseits ist nun unter dem Drucke einer Aktion unserer Genossen im Reichstage durch eine neue Regelung der Kohlenlieferungsbedingungen für die Genossen- schaften beendet worden. Man wollte die Genossenschaften zwingen, die Mindestpreise im Kohlenkleinhandel einzuhalten, die von den örtlichen Kohlenhändlerkartellen festgesetzt und von den Syndikaten inSchutz"' genommen wurden. Da dies die Genossen- schaften ablehnten, setzte man sie unter Liefersperre. Da trotz aller Beschwerden immer wieder neue Sperren oerhängt wurden und darauf hingearbeitet wurde, die Genossenschaften überhaupt vom Kohlenhandel auszuschließen, wandten sich sämtliche fünf Spitzenverbände an die sozialdemokratische Reichstagsfraktion, um eine Aenderung der Ausführungsbestimmungen zum Kohlenwirtschaftsgesetz herbeizuführen. Die Fraktion brachte darauf einen entsprechenden Antrag ein, der im Volkswirtschaftlichen   Ausschuß die Zustimmung aller Parteien fand. Unter dem Eindruck dieses Beschlusses gelang es einem inzwischen vom Reichskohlenrat eingesetzten Ausschuß, endlich die Widerstände zu beseitigen, welche bis dahin einer die Genossenschaften befriedigenden Neuregelung entgegengestellt wurden. Man einigte sich auf folgende Grundlinien: Die Richtlinien des Reichskohlenrates und Reichskohlenver- bandes zur Genossenschaftssrage vom 30. August 1921 erhalten in Ziffer 2 und 3 folgende Ergänzungen: a) Den Genossenschaften darf die Einhaltung von Minde st preisen nicht auferlegt werden. d) Die R a b a t t f o r d e r u n g e n der Vereinigungen von Genossenschaften sind nur insoweit berechtigt, als die Vereinigungen «ine Händlertätigkeit ausüben, also z. B. von verschiedenen Sorten eines Syndikats nicht nur eine Sorte beziehen, sondern ver- s ch i e d e n e Sorten, wie dies auch von Händlern erfüllt wird. Eine Verpflichtung, Rabatt zu gewähren, wird nicht dadurch her- vorgerufen, daß sich gleichartige Abnehmer zum gemeinsamen Ein- kauf zusammenschließen. c) Die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine in Hamburg   erhebt den Anspruch, ihre Lieferungen über ganz Deutschland   erstrecken zu können. Das Rheinisch. Westfälische Kohlensyndikat in Essen  sagt zu, daß die Lieferung von ihren Synditatshandelspesell- schatten erfolgen soll, wobei jedoch der Vorbehalt wegen des Kohlen- kontors Mannheim   gemacht wird, daß erst eine Mitglieder- Versammlung des Syndikats ein durch die Syndikatsgrün- dung bestehendes Hindernis hinwegräumt. Das Rheinisch-West- sälische Kohlensyndikat sagt weiter zu, daß die Snndikatshandels- gesellschaften den Zentraleinkaufsvereinigungen den Rabatt gewähren, den ihre Großhändler erhalten. Die gleiche Zusage wird von dem Rheinischen Braun- kohlensyndikat gemacht, mit der Maßgabe, daß dort, wo Alleinverkaufsrechte bestehen, die Belieferung durch die betreffende Alleinoerkaussstelle erfolgt. Die Alleinverkaufsstellen gewähren dabei den Vereinigungen denselben Rabatt, den sie dem Großhandel gewähren. <i) Es wird ein Ausschuß gebildet, um jeden Streitfall, der sich über die Anwendung der Richtlinien ergibt, zu schlichten. Zu Mitgliedern dieses Ausschusses werden bestimmt ein Ver- treter der Geschäftsführung des Reichskohlenverbandes, zwei Ver- treter der Syndikate, drei Vertreter der Genossen- schaften. Wenn es sich um Fälle handelt, in denen Interessen der Arbeitnehmer behandelt werden, so sollen Vertreter der Arbeitnehmer hinzugezogen werden. Entsprechendes gilt, wenn Interessen des Handels in Frage kommen. Da sich sämtliche Genossenschaftszentralen mit dieser Regelung einverstanden erklärt haben, so ist der von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion erstrebte Zweck erreicht worden. Es ist also unter dem Drucke einer parlamentarischen Aktion unserer Partei gelungen, eine recht schädliche Wirkung wirtschaftlicher Machtverhältnisse der Rohstofsindustrie zu beseitigen.
Der Kamps um die Patente der Flaschenlndustrle. Nach den Ausführungen der Verwaltungen der Stralauer Glashütte A.-G. und der A.-G. für Glasindustrie, vorm. Friedrich Siemens in Dresden  , die beide dem Bier-Sprit-Konzern(Ostwerke-Schultheiß-Kahlbaum) nahestehen, ist das Flaschenglasgeschäft, das von beiden Unternehmungen betrieben wird, zurzeit nicht sehr umfangreich. Im Inlande sind augenblicklich die Hauptabnehmer die Brauereien. deren Umsätze beträchtlich sind. Dagegen klagen Spirituosen- industrie und Weinhandel über starken Absatzmangel, und das wirkt natürlich auf die Hilfsindustrie für sie, darunter auch die Flaschen- industrien, ungünstig ein. Das Ausland hat starken Bedarf. Aber die deutsche   Industrie ist hier nicht wettbewerbsfähig. Indessen erzielten die Tochterfabriten von Siemens Glas, in Böhmen   und in Polen  , die anscheinend billiger arbeiten können, große Umsätze und lind auch weiter mit Aufträgen reichlich versehen. Daß auf die Preise die technische Gestaltung der Produktion einen sehr nachhaltigen Einfluß ausübt, wird durch die Tatsache bewiesen, daß die mit der Owens-Flaschenglasmaschine her- gestellten Flaschen starken Absatz fanden. Allerdings droht den deutschen Gesellschaften, die mit dem Owensschen Potent arbeiten. eine starke Konkurrenz. Da» belgisch  « Konsortium, das der Inhaber der Owens-PateM« ist, gründete nämlich in Deutschland  zur Verwertung dieser Patente die Deutsche   Libbey Owens. Die Inhaberin der Owens-Patente hat seinerzeit Verträge ab- geschlossen, wonach die Ausnutzung der Patente für die Flaschen- fabrikation nur durch Werke, die den europäischen   Fachvcrbänden angehören, erfolgen soll. Wenn auch die neue Gesellschaft nicht die Absicht hat. Flaschen herzustellen, so ist die Fabrikation für die Flaschenfabrikanten, die mit den Owensschen Maschinen arbeiten, ickwn deswegen sehr kritisch, weil die Gefahr einer Kündigung de» Verbandes deutscher   Flaschenfabriken besteht. Jedenfalls wollen die deutschen mit der Owensschen Maschine arbeitenden Gesellschaften gegen da» neue Unternehmen die F e st st e l l u n q s k l a g e an- strengen, daß es nicht berechtigt ist, Flaschen mit der Owens-Moschitte herzustellen. Daß die Verwaltungen die hohen Preise auf die Löhne und sozialen Lasten zurückführen, ist ihnen nun schon zur Gewohnheit geworden. Von dieser sollte aber eine Verwaltung wie Siemen» Glas nicht Gebrauch machen, da sie selbst zugeben muß, daß die Steigerung der Unkosten auf die erhöhten Umsätze, nicht aber auf höhere Löhne und Gehälter zurückzuführen sei. Schlechtes Tnlandsgcschöft für hulfabrlken. Der Geschäftsbericht der Heinrich Bock Hutfabrik A.-G. Berlin   bemerkt über die Geschäftslage für 1926, daß die Betriebe ausschließlich für den Export beschäftigt sind, während da» Inlandsgeschäst fast vollständig daniederliegt. Die sehlende Inlandskaufkraft macht sich clso auch hier deutlich bemerkbar. Für das vergangene Jahr verrät der Bericht allerdings glänzende Ergebnisse. Der Rein- gewinn ist mit 325 000 gegen 165 000 M. fast verdoppelt. Selbst bei gleichen Abschreibungen wie im Vorjahr wäre nicht nur die gleiche(15 Proz.), sondern fast die doppelte Dividende möglich gewesen, also 30 Proz. Die unsichere Geschäftslage mahnt ober zur Vorsicht. Es werden nur 10 Vroz. Dividende ausgeschüttet, um die Reserven zu stärken. Diese werden dann auch beträchlich erhöht:.der Reservefonds um 30 000 auf 37 000 M.. sodann wird eine Sonderreseroe gegen eventuelle Verluste von 150 000 M. gebildet. 22 000 M. werden außerdem für 1926 vorgetragen. Die Heinrich Lock A.-©. erzeugt in der Hauptsach« suk-vt-frsti-