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Zentrum und Schwarzrotgold. Die katholischen Arbeiter gegen die Flaggenverordnung. Das Organ der fatholischen Arbeiter- und Knappenvereine Best deutschlands, die Westdeutsche Arbeiterzeitung", verwahrt sich in längeren Ausführungen gegen den Bersuch, die fchwarzrotgoldene Fahne zu verdrängen und den Farben der Monarchie wieder den Weg zu ebnen:

Schwarzweißrot ist und bleibt das Symbol des alten Dbrigkeitsstaates, des Deutschlands   der Privilegien und Borrechte der einen und der Bevormundung der andern. Schwarzweißrot ist das Symbol des fleindeutschen Staates. Und Schwarzrotgold ist das Symbol des werdenden sozialen Boltsstaates, des Staates der inneren Freiheit und Gleichheit der Staatsbürger. Schwarzrotgold ist das Symbol Großdeutschlands. Was soll nun die Einheitsflagge fymbolisieren? Kompromiß und Halbheit sind doch wirklich nicht so achtbare Dinge, daß ihr Symbol lebendige Menschen anziehen und mit­reißen fönnet!

Die Arbeiterschaft steht zu Schwarzrotgold. Die fatholische Arbeiterschaft ganz sicher! Man mache fich nur feinen blauen Dunst vor, als ob die fatholische Arbeiterschaft innerlich einen Flaggenwechsel mitmache! Der in der Flaggen verordnung liegende Versuch, die schwarzweißroten Farben stärker zur Geltung zu bringen, ist nicht nur in der sozialistischen, sondern auch in der fatholischen Arbeiterschaft sehr un­millig aufgenommen worden. Das schwarzrotgoldene Reichsbanner ist uns heilig. Jeder Versuch, diese Flagge zurückzubrängen oder gar zu beseitigen, wird von uns fatholischen Arbeitern West­Deutschlands als Frevel empfunden. Wenn darum die 3 en frumspartei gut beraten ist, so läßt sie ihre Finger von folchen Experimenten weg. Achtung vor dem Symbol der Reichs verfassung, der Flagge Schwarzrotgold! Je entschiedener gerade die Zentrumspartei   sich zur schwarzrotgoldenen Reichsflagge be­fennt, um so eher wird diese Flagge die deutsche Einheitsflagge fein. So stellen wir uns die Lösung der Flaggenfrage vor. Die Reichstagsfraktion des Zentrums hat wiederholt versucht, einen politischen Kurs einzuschlagen, der auf die Opposition der fetholischen Arbeiterschaft stieß. Sie hat damit schlechte Erfahrungen gemacht. Der Angriff auf die Farben der Republik   zeigt, daß auch einer Partei, die sich bemüht, zwischen den Parteien der Rechten und der Linken einen Ausgleich zu finden, Grenzen gezogen find. In der Flaggenfrage wird sich das Zentrum flar entscheiden müssen. Hier gibt es fein Rompromiß.

Die polnische Präsidentenwahl.

Wird Pilsudski   doch kandidieren? Warschau  , 21. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Nationalver sammlung dürfte am heutigen Freitag auf nächsten Freitag oder Sonnabend nach Warschau   einberufen werden, um den Präsidenten der Republik   zu wählen. Da die Hälfte der Abgeordneten und Sena toren zur Beschlußfähigkeit genügt, brauchen sich nicht allzu viel von der Rechten zu beteiligen, wenn sie nicht wollen. Drei oder vier Präsidentenposten Marschall Pilsudski sei. In der Sigung der Sejm   stattfinden vielleicht seine legte Sigung. Die Bolnische Sozialistische Partei und die drei anderen Linksparteien haben den Beschluß gefaßt, daß der einzig mögliche Kandidat für den Präsidentenposten aMrschall Pilsudski sei. In der Sigung der deutschen Sozialisten und des jüdisch sozialistischen Bund" wurde der gleiche Beschluß gefaßt. Man spricht davon, daß die Rechte den ehemaligen Präsidenten Wojciechowski als Kandidaten aufstellen wolle. Die gesamte Linke erklärt dies für eine Provokation, die faum möglich sei.

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Kohlendebatte im Unterhaus.

London  , 20. Mai.  ( WIB.) Unterhaus. Auf eine Anfrage antwortet die Regierung, man fönne annehmen, daß durch den Generalstreif die Zahl der Arbeitslosen um weit mehr als eine halbe Million gestiegen sei. In der Finanzdebatte führte

Snowden( Arbeiterpartei)

unter anderem aus: In den letzten 18 Monaten find die Aus­gaben jährlich um 30 Millionen Pfund Sterling gestiegen. Anstatt die Zeit, in der die Regierung Zuschüffe für die Kohlenindustrie ge­währe, zu benutzen, um die Kohlenindustrie auf eine gesunde wirt­fchaftliche Grundlage zu stellen, hat die Regierung die Kohlenindustrie in eine schlimmere Lage fommen lassen, als diejenige vom Juli v. J. war. Jeder Pfennig der sich insgesamt auf 24 Millionen Pfund Sterling   belaufenden Regierungszuschüsse bedeutet eine Bergen­Die Arbeiterpartei tritt megen der ungeheuren Bermeh­ù ung. spielung auf das Schulbenablommen mit Italien   gab Snowden der Hoffnung Ausdrud, daß Churchill   nicht wieder die finanziellen Interessen Englands opfern werde. Im weiteren Berlauf seiner Rede nahm Snowden dann nochmals zu dem Streit Stellung. Er erklärte u. a.: Ich hoffe, daß alle Barteien aus dem legten Streit ihre Lehre gezogen haben. Wenn man überall einen Geist des Wohlwollens einziehen lassen fönnte, so würde man sehen, daß die britische Industrie in weitem Ausmaße zu neuem Leben entsteht. Snowden schloß seine Rede unter Beifall mit dem Wunsche, daß man eine neue era beginnen und im Geiste der Zusammenar beit versuchen möge, sowohl dem Standpunkt der Arbeiterschaft als auch dem des Kapitals nach Möglichkeit gerecht zu werden, und zwar nicht im Interesse eines Teils des Volkes allein, sondern in dem des Landes als eines Ganzen.

Abg. Bilbitch( Sons.) gab seiner Freude über den Geist des Schlußsages der Rede Snowdens Ausdruc.

Schazkanzler Churchill  

fagte, er bäte Snowden, entschuldigen zu wollen, wenn er über die Schuldenverhandlung mit Frankreich   feine Mitteilungen mache, denn die Berhandlungen dauerten noch an und er erwarte, daß Beret sehr bald nach Londen   zurüdtehren werde. Sodann führte Churchill   aus: Die englischen Finanzen find gesund; fie fönnen einen langen und sehr heftigen Sturm überstehen. Sollte die Ar beitseinstellung in den Kohlenwerten innerhalb dieses Monats beendet werden können, so wird sich nicht die Notwendigkeit der Einbringung eines neuen ergänzenden Budgets oder von Sonder steuern im laufenden Jahre ergeben. Es hängt von der Dauer der Arbeitseinstellung ab, ob die dem Nationalvermögen zu gefügten Schäden wieder gutzumachen sind oder nicht. Die Butunft ist selbstverständlich ernft. Man muß ihren Pro blemen jedoch mit der gleichen Entschlossenheit entgegentreten, mit der man sehr ernsten Schwierigkeiten begegnete. Es wäre eine große Ungerechtigkeit gegenüber der Landwirtschaft und vielen an­deren Industrien ,, wenn man sich zu einer Politit der ständigen Subventionierung der Rohlenindustrie verpflichten würde. ( Beifall auf der Regierungsfeite.) Jedermann weiß, daß das nur Gegenmaßnahmen Deutschlands   und anderer Länder zur Folge haben würde.

Das Unterhaus hat sich schließlich bis zum 1. Juni vertagt. Berichtigung. In dem Bericht in der Morgenausgabe über die Ausführungen des Gen. Dittmann im Ausschuß zur Erforschung der Ursachen des Zusammenbruches hieß es: Die Unterschriften find nur geleistet worden unter Erflärungen für einen annegioni. stischen Frieden. Die Leute sind wegen ihrer politischen Ge finnung zum Tode und zu Zuchthaus verurteilt worden. Nach dem Urteil der maßgebenden Juristen der Marineverwaltung war das Urteil wegen vollendeten Aufstands berechtigt." Es mußte selbst rerständlich heißen für einen annegionslosen Frieden" und unberechtigt".

Sühne.

Eine jugendliche, sportgestählte Gestalt mit sonnenverbrannten, intelligenten Zügen vor den Schranken des Schnellgerichtshofs wegen eines Barenhausdiebstahls. Es handelt sich um ein Objekt von nur zwei Mart. Aber der Angeflagte ist schwer vorbestraft, hat den Beruf seines Vaters, der ein hohes Richteramt befleidete, juristisch" negativ verwertet. Das Urteil lautet:... Sieben Monate Ge­fängnis... Gewohnheitsmäßiger Dieb!"

Im Zuschauerraum werden Stimmen laut, die von drafonischer Härte dieses Urteils sprechen. Da wendet sich eine Frau, ein statt­licher, schöner Mensch, zu den Murmelnden: Ganz recht geschieht ihm. Es gibt noch ausgleichende Sühne auf der Welt... Drei frische, blühende Mädel, die der sündhafte Leichtsinn und das Stellungselend heimlich auf die Straße gejagt, hat er ausgebeutet, frant gemacht und ins Krankenhaus gebracht..." frant gemacht und ins Krankenhaus gebracht..."

Born beim Gerichtshof steht fein Anfläger auf, der Straf­antrag wegen Körperverlegung stellt. Strenger Richtergeist hat unbewußt ein fühnendes Urteil gefällt. Drüben im Sudetenland  aber fleht täglich ein verzweifeltes Mutterherz einen guten Schutz engel an, ihren ungeratenen Sohn vor neuer Strafe zu bewahren. Und nun ist es doch geschehen. Und es waren uns zwei Mart.. Prügel für Jürgens?

Ein Berliner   Mittagsblatt veröffentlicht einen Borfall, der fich im Moabiter   Untersuchungsgefängnis zugetragen haben soll und in dessen Mittelpunkt der dort in haft befindliche Landgerichtsdirektor Jürgens steht. Am 9. Mai war Kirchgang. Die Häftlinge traten vor ihren Zellen an und sollten von den Aufsehern in die Kirche geführt werden. Die Häftlinge haben in der Kirche einige Be­wegungsfreiheit und ihnen ist dort die Möglichkeit gegeben, leichter als fonft miteinander in Verbindung zu kommen. Bei dieser Ge legenheit follen zwei Sträflinge den Landgerichtsdirektor Dr. Jürgens erkannt haben, der sie früher zu schweren Strafen verurteilt hatte. Als die Wächter den Kirchenraum verlassen hatten, stürzten sich die beiden auf Jürgens und verabreichten ihm eine fräftige Tracht Prügel. Jürgens schrie wie befeffen um Hilfe und tonnte erit nach längeren Bemühungen von den Bärtern befreit werden. Dieser Borfall soll die Ursache dafür gewesen sein, daß der Berprügelte ins Lazarett geschafft werden mußte. Die Häftlinge sollen für bie liebe volle Behandlung ihres jegigen Kollegen Arreststrafen erhalten haben. Wie uns auf Anfrage im Moabiter   Untersuchungsgefängnis Dom Oberdirektor der Gefängnisleitung mitgeteilt wird, soll an der ganzen Geschichte tein wahres Wort sein und die Meldung foll jeder Grundlage entbehren. Denn Dr. Jürgens sei ja ein großer fräftiger Mann, der sich seiner Angreifer schon gewehrt hätte. Sei dem nun wie es wolle, die Geschichte ist so, daß sicherlich nur zu viele wünschen werden, daß sie troß des Dementis der Ge­fängnisleitung wahr sein möge.

Internationale Kundgebung der Arbeiterjugend. Auftakt für Amsterdam  .

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Sobald die Ausstellung einen gewiffen Erfolg in bezug auf die Förderung talentierter Erfinder und ihrer Geistesprodukte gebracht hat, gebenkt die Ausstellungsleitung die Ausstellung, wenn auch machen, um vielleicht so eine systematische und methodische Förderung vielleicht in fleinerem Umfang, zu einer Dauerausstellung za stellungsleitung auch die Behörden und die Gesezgebung zu erreichen. Allerdings werden den guten Absichten der Aus­nicht nur zu Hilfe tommen, sondern auch folgen müssen. So wie die Berhältnisse gegenwärtig liegen, ist der Erfinder meist der Aus­beutung fapitalfräftiger Leute ausgeliefert; das trifft nicht nur den freien", sondern in ebenso hohem Maße auch den im Angestellten­verhältnis stehenden Erfinder. Bielleicht kann hier viel helfen, wenn die Regelung des ganzen Fragenfomplexes aus der Hand der Ber­waltungsjuristen in die Hände der Technifer gelegt wird. Am besten wird es sein, wenn man die Technit den Technikern überläßt und die Juristen nach bester Möglichkeit ausschaltet.

Faffadenkletterers Pech.  

ein Raufmann Hans B. vom Schöneberger Ufer, als er gegen Eine unliebfame Entdeckung machte in der vergangenen Nacht 1% Uhr von einem Ausgang heimkehrte. B. hatte, als er weg­ging, ein Fenster feiner Wohnung im 1. Stod offengelaffen und sich dabei nichts gedacht. Bei seiner Rückkehr fand er, daß er in seiner Abwesenheit unerbetenen Besuch bekommen haben mußte, denn er sah deutlich einen Lichtschein in seiner Wohnung. Rasch falo B er tom man do Tiergarten und er selbst hielt Wache. In der Tat alle Türen ab, rief das Ueberfall­feinen Ausgang fand. Das Ueberfallkommando ergriff ihn in der war ein Fassadenfletterer bei ihm eingedrungen, der nun fremden Wohnung, in der er bereits alles durchsucht hatte und stellte ihn als einen 26 Jahre alten Arbeiter" Paul Bila wifi fest. Der Ueberraschte wurde der Kriminalpolizei vorgeführt.

ein Luftspiel voll tiefer Menschlichkeit. Man soll die Menschen nicht Minna von Barnhelm" im Rundfumt. Kein Soldatenstüd, aber verurteilen. Ist das Lustspiel preußisch? Raum! aber deutsch  . Leffing war Deutscher, Friedericus nur Breuße. Der Kritifer Frig Engel legt diese Gedanken seiner Einführung zugrunde. Die Ueber­tragung selbst hatte gute Momente. Vor allem Lucie Mannheim  ols Franzista. Diese frische Stimme ließ den mimischen Ausdruc nicht vermissen, daneben Batrys Wachtmeister start, beherrscht, Meisterung der Sprache. Juft und der Wirt blieben blaß. Eberts bieder, Amanns Riccaut Kavalier in Lumpen, virtues in der Tellheim manchmal zu schwer, und Elfe eims gab leber­betonungen, bei ihr fehlte Mimit und Geste zur Bollendung der Gestalt.

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Aus der 30jährigen Arbeit der Treptow  - Sternwarte lautet das Thema des Bortrags, den Herr Dir. Dr. Archenhold in der Trep tow- Sternwarte am Mittwoch, den 26. Mai, abends 8 Uhr, im Ber­ein von Freunden der Treptow  - Sternwarte" unter Borführung zahlreicher Lichtbilder und Filme hält. Gäfte haben gegen Lösung einer Karte Zutritt.

Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei.

Die Katastrophe von Hasloch  .

Ueber die folgenschwere Explosion der Bulverfabrit in Hasloch  am Main   erhalten wir nachfolgenden vom 20. Mai datierten Sonderbericht:

in Hasloch   am Main   in die Luft. Die Explosion war so start, daß Heute morgen wenige Minuten vor 10 Uhr flog die Bulverfabrik in dem über einen Kilometer entfernt liegenden Dorf hasloch die Fensterscheiben eingedrückt wurden. In Wertheim  , das 6 Kilometer entfernt liegt, war die Erschütterung sehr start fühlbar. Aus dem Tal, in dem die Bulverfabrit liegt, erhob sich eine gewaltigebil Rauchfäule. Benige Minuten nach der Explosion eilten aus den umliegenden bayerischen und badischen Orten Feuerwehren  , ion Hilfspersonal, Aerzte, Privatautemobile zur Bergung der Verun glückten nach Hasloch  .

Die Pulverfabrif aslo ch besteht aus einer Reihe von Pavillons und einem größeren Neubau. Sie liegt in einem fleinen Seitental des Mains im Spessart   am Waldesrand. Die Er plosion, die ausschließlich im Neubau ihren Herd hatte, hat fast die. gesetzt werden, so daß eine zweite Explosion vermieden ganze Fabrit zerstört. Ein Patronenschuppen fonnte unter Wasser wurde. Der Hauptschlag der Explosion richtete sich gegen den Wald und zerschmetterte die ersten Baumreihen. Da Windstille herrschte, griff das Feuer nicht um fich.

Die sozialistische Arbeiterjugend Berlins   veran fialtete gestern abend im Saalbau Friedrichsha in eine große Rundgebung als Auftaft für das internationale Jugendtreffen in Amsterdam  . Neben den Berliner  jugendlichen Genossen hatten sich die Amsterdamfahrer aus Defter reich, Bolen und der Tschechoslowafei in großer Zahl ein­gefunden. Als erster Redner sprach Genosse Blen1 Osterreich: Unsere internationale Rundgebung in Amsterdam   wird vor allem den Zweck haben, über die Wirtschaftsfrage, über Arbeitsrecht und Jugendschuh in gemeinsamer Arbeit zu beraten. Die Ar­beiterjugend arbeitet in enger Berbindung mit der Partei und den Gewerkschaften. Nur turch fie werden in ben Barlamenten der einzelnen Ländern Jugendfchußgefeßze zu erreichen sein. Genosse Paul aus der Tschechoslowakei   begrüßt namens seiner Landsleute die Berliner   Jugend. Ein gewaltiges Fest des Friedens foll unsere Amsterdamer Tagung werden. Sie wird das Gedenten an den Weltkrieg in den Bordergrund stellen. Auch heute noch ist die Gefahr eines Krieges vorhanden, solange Menschen wie Mussolini  und Ludendorff noch Anhänger haben. Wir junge Menschen müssen taß nur durch die Solidarität der Arbeiter aller Länder die brutale in den Herzen und Hirnen der Jungarbeiter das Bewußtsein stärfen, Macht und der Kriege ausgeschaltet werden kann. Genoffe Simon­Landau Polen betonte, daß das erstemal die Banner der pol­nischen Landesorganisation in Nachbarländer getragen worden. Wir Die Fabrit befchäftigte 220 Arbeiter, meist Frauen und haben in den lezten Tagen schwerwiegende Ereignisse in unserem Baterlande miterlebt. Eine reaktionäre Regierung, die sich auf Mädchen aus der Umgebung. Soweit sich übersehen läßt, wurden ein überlebtes Parlament stüste, ist beseitigt. Spontan, aus eigenem etwa 100 verlegt, darunter ein großer Teil schwer. Die Ber­Kämpfer, um für die Demokratie zu fämpfen. Die arbeitende nach Stadtprozelten   eingeliefert. Nachmittags waren im Wertheimer Billen hat sich unsere Jugend mit eingereiht in die Reihen der wundeten wurden teils nach dem Wertheimer Krankenhaus, teils Jugend Bolens hat am Sonntag die aktive Teilnahme am Kampf Krantenhaus 27 meist Schmerverlegte und acht Tote durch eine offizielle Kundgebung beträftigt. Wir arbeiten mit den eingeliefert. Troß vorbildlicher Hilfsbereitschaft war die Bergungs­deutschen Minderheiten in Bolen freundschaftlich zusammenarbeit schwierig, da unter den brennenden Trümmern des Neubaus und freuen uns, auch jetzt mit den deutschen Genossen freundschaft ein Teil der Arbeiter verschüttet war. liche Beziehungen angefnüpft zu haben. Dann betrat die Genossin Frühbrodt das Bodium, um vom Wollen und Sehnen der Arbeiterjungen und mäbel zu sprechen. Unsere Jugend hat sich freigemacht vom modischen Zwange der Kleidung und von bürgerlichen Lebensformen. Das ist unser bescheidener Anfang, um Menschen heranzubilden, die in der Idee des Sozialis: mus aufgehen. Reicher Beifall dankte den Rednern für ihre Worte. Ungefähr 80 Jugendgenoffen aus Berlin   haben gestern abend noch die Reise nach Amsterdam   angetreten, um an den großen Kund­gebungen des internationalen Jugendtages teilzunehmen.

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Greise als Sittlichkeitsverbrecher.

Zwei Greise, die das biblische Alter bald erreicht hatten, standen gestern unter der Anklage des fortgefekten Sittlichkeitsverbrechens Dor dem Großen Schöffengericht Lichtenberg. Der große, stattliche Herr mit dem wallenden Bollbart, der ihm bis auf die Brust reicht, ist ein 73 Jahre alter Feuerwehrinann a. D. M. Reben ihm ist ein ebenso alter Bijeleur M. angeklagt. Beide sollen im Sommer verigen Jahres in Woltersdorf   fortgesezt sich an einem 12 Jahre alten Schulmädchen vergangen haben. Wie die eingehend geführte Beweisaufnahme ergab, haben die beiden alten Leute das Kind unter Bersprechungen und Geld an fich gelodt. M. besigt in Wolters dorf eine Kramhandlung, die das fleine Mädchen des öfteren auf­fuchte. Sie erledigte Besorgungen für den alten Mann und so kam es auch, daß Müller sich an ihm verging. Desgleichen Meyer, der das Mädchen in seine Laube lockte und es dort unzüchtig berührte. Der Staatsanwalt beantragte 9 Monate Gefängnis. Das Gericht vertagte die Sache, um noch andere Zeugen zu laden.

,, Deutsche Erfindungen!"

Eine Ausstellung deutscher   Erfindungen" wird vom 13. bis 20. Juni im Merturhaus, Rochstraße 6-7, er­öffnet. Die Ausstellung soll gemeinnügigen Charafter tragen, d. h. es soll auch minderbemittelten Erfindern möglich gemacht werden, an die Deffentlichkeit heranzukommen. Neben großen Erfindungen und Konstruktionen, wie die auf dem Gebiete des Bertebrs liegenden, wird aber auch beabsichtigt, gerade Erfindungen, die aus, Bert statt und Bureau berühren, zu zeigen. Natürlich wird der stürmische Fortschritt der Radiotehnit fich in unzähli gen Neuerungen barbieten. Um die Ausstellung auch bem nicht berufsmäßig technisch interessierten Bublifum fehenswert zu machen, ift beabsichtigt, neben abendlichen Vorträgen einen Radio. baftlerwettbewerb auszuschreiben, bei dem Radioama­teure aus mitgebrachtem Material in der fürzesten Zeit einen ein wandfrei funktionierenden Empfangsapparat herstellen müffen.

Der Wald ist bis zur halben Höhe des Berges wie von einer Walze umgelegt und durch die gelbbraune Farbe fast nicht mehr als ehemaliger Wald zu erkennen. Ein eiserner Träger von 4 bis 5 Meter Länge liegt weit oben am Berg ver­bogen wie eine Haarnadel und hat eine Tanne umgefnickt. Die Straße und der sonst so schöne Wiesengrund find mit Steinen und Trümmern übersät, sämtliche Telephonleitungen find zerstört.

Die Gegend steht unter dem bedeutenden Eindruck der Kata­strophe. Es ist wohl tein Ort in der Umgebung, aus dem nicht Familien betroffen worden find.

Ein schweres Bergwerksunglüd ereignete sich nach einer Mel­dung aus Bebra   gestern infolge einstürzender Gesteinsmassen auf den Hafelfeldstollen in der Nähe des Dorfes Süß. Zwei Bergleute wurden von den Gesteinsmassen erschlagen, vier weitere erlitten zum Teil schwere Berlegungen.

Raubüberfall auf ein Poftamt. In der vergangenen Nacht drangen, nach einer Meldung aus Hamburg  , Diebe in das in Bargteheide   gelegene Poft amt ein, sprengten den Geld­schrank und stahlen etwa 10 000 m. in für 8000 M. Post­wertzeichen sowie vier Rollen Silbermarfftüde und Kleingeld.

Die Neubelebung der ältesten deutschen   Eisenbahn. Die erste deutsche Eisenbahn, die von Ludwig I.   zwischen Nürnberg   und Fürth  erbaute Ludwigsbahn, ist ein Opfer der Inflation geworden. Die Aufrechterhaltung des Betriebes war infolge der finanziellen Schwierigkeiten nicht mehr möglich gewesen. Die Verhandlungen zwischen den beiden Städten, die im Besiz der Aftienmajorität ber Ludwigsbahn sind, haben nun dazu geführt, diese in veränderter Form auf dem alten Gelände wieder erstehen zu lassen. Die Strede wird elettrisiert und darauf ein Schnellbahnverfehr mit Straßen­bahnzügen eingerichtet.

Billige Sonderzüge nach Düffeldorf zum Besuch der Gejolet". Die Reichsbahnverwaltung wird für die Besucher der vom Mai bis zum Oftober stattfindenden Großen Ausstellung Düsseldorf  1926"( Gejolei) eine Reihe von Sonderzügen mit 33% Proz. Fahr­preisermäßigung verfehren lassen. Solche billigen Sonder züge find zunächst von folgenden Städten vorgesehen: Berlin  , Bres lau, Dresden  , Frantfurt a. M., Hamburg  , Hannover  , Königsberg  i. Br., Karlsruhe  , Raffel, Leipzig  , Magdeburg  , München  , Nürn berg  , Oldenburg   und Trier  . Der Zeitpunkt des Verkehrs wird noch bekannt gegeben. Bei vorhandenem Bedürfnis und unter der Be­dingung, daß sich mindestens 400 Fahrtteilnehmer melden, fönnen Sonderzüge mit Fahrpreisermäßigung auch von jedem anderen be­liebigen Ort veranstaltet werden.