tzugenberg yalb und ffalb. „Tag"«nd„Lotalanzeiger" gegeneinander. Die Hugenberg-Presse—„Lokal-Anzeiger",„Tag" und „Nachtausgabe"— hat in den letzten Tagen ihre leider noch immer viel zu zahlreiche Leserschast nach Noten angeschwindeli. Sie hat ihr von den 80 000 Roten Frontkämpfern erzählt, die auf Berlin im Anmarsch seien, sie hat einen Mobilmachungs- plan der Schutzpolizei und der Reichswehr mit Tanks und Kanonen dazugelogen, sie hat tagelang«inen Teil der Ber - liner Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Nun, nachdem die Pfingsttage den vollkommen harmlosen Verlauf genommen haben, den jeder vernünftige Mensch vor- ausgesehen hat, mußte es interessant sein zu beobachten, wie sich die Hugenberg-Presse wieder herauslügen würde. Das Bild, das sie heute morgen bot, war denn auch wahrhast über- raschend. chugenberg ist sozusagen in zwei Hälften auseinandergefallen, die sich gegen- seititj bekämpfen.„Lokal-Anzeiger" und„Tag" stehen gegeneinander auf und strafen einander Lügen. Die folgenden Zitate muß man mit aller Aufmerksamkeit lesen: hugenbeegs„cotal-Anzeiger". Die„politischen Kinder", wie Herr Seoering die Kommunisten zu bezeichnen beliebt, haben am Pfingstsonntag ein« Generalprobe abgehalten, die den ganzen Ernst der kommunistische« Gefahr doch wohl auch denen gezeigt hat, die bisher den Standpunkt des preußi- schen Innenminister» zu teilen geneigt waren und über die Drohung eines kommunistischen Abgeordneten, daß der Zeiger der Uhr auf .1 Minuten vor 12 stehe, überlegen gelächelt hatten. Der Ausmarsch der im Roten Arontkümpser-Bund organisierten Massen vollzog sich in einer Geschlossenheit und in einer Disziplin, die von einem ein- heitlichen Willen und einer zu allem entschlossenen revolutionären Gesinnung ein mehr als beredtes Zeugnis ablegten. E» handelte sich bei der Kundgebung am Pfingstsonntag um den Ausmarsch einer ausgesprochenen, vollkommen militärisch ausge- zogenen Kampstruppe, die sich schon rein äußerlich durch das Fehlen der bei solchen Demonstrationen meist in großer Zahl austretenden Frauen und Jugendlichen von den sonstigen Kundgebungen unter- schied. Hier waren nur die Elemente vertreten, die bei einer neuen Revolution, wie sie zweifellos von den Kommunisten vorbereitet wird, die rote Front darstellen sollen. Wenn dieser erste große Auf- marsch, der ja in voller Oessentlichkeit vorbereitet worden ist. sich programmäßig und ohne Zwischenfall vollzogen hat. so ist das nur daraus mückzusllhren, daß die Kommunisten ihre Slunde noch nicht al» gekommen ansehen. Es sollte aber den oerantwort» lichen Herren in Preußen und im Reiche eine ernste Mahnung sein. die tommunistlsche Gefahr mit ganz anderen Augen als bisher zu betrachten. hugenberg»„lag". Die Berliner Tagung des Roten Frontkämpferbundes hat nicht geholten, was die rote Reklametrommel vorher angekündigt hotte. Aus den IfWlWO Teilnehmern, die die Kommunisten erwartet und vorhergesagt hatten, waren am Sonntag bei der Veranstaltung im Volkspark in Neukölln 55 000 bis 40 000 geworden. Auch organisatorisch war dieses kommunistische Pjingstmeeting ein Fiasko: es ilappte überhaupt nicht». Wenn gewalttätige Ausschreitungen nicht zu verzeichnen waren, so lag dies, wie uns zuverlässig berichtet wird, daran, daß das sogenannte Hauptquartier der Kommunisten in letzter Stunde den Rückzug blasen ließ. Thälmann , der im Voltepark öffentlich von „kommenden blutigen Kämpfen' sprach, hielt e» doch für ratsam, im geheimen feinen Leuten Besonnenheit anzuraten, weil er wußte, daß nach den Schutzvorbereitungen mit Polizei und Reichswehr nicht zu spaßen war. Die Kundgebung im Bolkspark wurde durch einen Aufmarsch eingeleitet, der gegen 8 Uhr abend» sein End« erreichte. Im Zuge und auf dem Festplatze prangten rote Tafeln mit den üblichen blut- rünstigen Inschriften. Die Umzüge boten, militärisch gesehen, etn klägliche» vild. Alle» lies durcheinander, niemand wühle, wohin er gehSrle, und selbst die Ordner richteten nichts au».
Also nach Hugenberg, Ausgabe 1, war es ein großer Cr« folg. Nach Hugenberg, Ausgabe 2. war es eine jammervolle Pleite. Nach Hugenberg 1 war es ein Wunder militärischer Exaktheit, nach Hugenberg 2 ein klägliches Durcheinander. Hugenberg 1 will noch immer mit der„geschlossenen Kamps- truppe" graulich machen. Hugenberg 2 macht sich darüber lustig, daß nichts klappte. Nach Hugenberg I haben die Kom- munisten ans Losschlagen überhaupt nicht gedacht, weil„ihre Stunde noch nicht gekommen" ist. Hugenberg 2 hat aber„zuverlässig erfahren", daß erst„in letzter Stunde der Rückzug geblasen wurde". Welcher von den beiden Hugenbergern lügt nun? Offen- bar lügen sie alle beide, aber immerhin kommt der„Tag"- Hugenberg der Wahrheit etwas näher als der„Lokal-An- zeiger"-Hugenberg. Der Rote Frvntkämpfertag war tatsächlich ein mehr oder weniger gut organisiertes politisches B o l k s s e st, und die Beteiligung blieb hinter den Ankündi- gungen der Kommunisten unendlich weit zurück. Beide Blätter geben jetzt die Zahl der Teilnehmer am Tag mit höchstens 40 000 an— das ist gerade die Hälfte der sagenhasten 80 000, die allein aus dem Reiche kommen sollten, und für die Biermillionenstadt keine angsteinflößende Ziffer. Mögen nun die beiden Hugenberg-Blätter miteinander streiten, ob sich die Kommunisten blamiert haben oder nicht, auf alle Fälle ist die Blamage der Hugenbergschen Lügen- presse vollständig. Ihr Aufmarsch ist so kläglich dunhein- ander geraten, daß selbst der Ordner Hugenberg nichts aus- richten kann. Heinrich Claß . Und seine alldeutsche Garde. Man schreibt uns: Es lohnt sich wohl, die Persönlichkeit des Herrn Claß, ohne da- durch dem hossentlich recht bald einsetzenden Hochverratsoerfahren vorzugreisen, etwas genauer anzusehen, denn so unbekannt Dieser Mann weiten Kreisen infolge seiner persönlich vorsichtigen Taktik sein mag, so ungeheuer ist doch das Schuldkonto, das er auf sich geladen hat. Schon eine Reihe von Iahren vor dem Kriege war Claß der Führer der Alldeutschen: er ist verantwortlich für deren ungeheure Hetzpropaganda, deren für Deutschland ge- radezu katastrophale Wirkung im Auslande nur den wenigsten Deutschen bekannt geworden ist. Nicht nur in England und Frank- reich, wo schon im Frieden die alldeutschen Eroberungspläne Wasser aus die Mühlen der Clemenceau und P o i n c a r e waren, sondern auch in Nordamerika waren die alldeutschen Schriften, in denen der Angriffskrieg und die Eroberung halb E u ro p a s gefordert wurden, vor dem Kriege in vielen Zehn- taufenden von Exemplaren verbreitet. Man kann im Zweifel fein, was dem Ansehen Deutschlands in der Welt mehr geschadet hat, Wilhelms Großmäuligkeit oder die alldeutsche Hetz- Propaganda. Dabei oermieden die Alldeutschen es peinlichst, sich als Partei zu organisieren und dann etwa im Parlament Rede und Antwort stehen zu müssen. Sie wußten genau, daß sie auf dem Wege unterirdischer und unkontrollierbarer Propaganda viel mehr erreichen konnten. Was sie durch planmäßige Bearbeitung de» Offizierkorps, die auf legalem Wege in dieser Weis« nicht möglich gewesen wäre. erreicht hatten, enthüllte der Ausbruch des Krieges, wo die mit diktatorischen Vollmachten ausgestattenen Ehefs der stellvertretenden General kommando» fast ausnahmslos im Dienste der alldeutschen Bewegung standen. Claß selbst jubelte im A u g u st 1S14 in den„Alldeutschen Blättern":„Jetzt ist sie gekommen, die heilige Stunde, die wir so lange ersehnt." Er entweihte diese heilige Stunde auch nicht etwa durch seinen Eintritt ins Heer, sondern blieb Schulter an Schulter mit W u l l e und Reoentlow zur Hebung der Volksstimmung zu Haufe. In einer Schrift„ZumdeuschenKriegsziel" entwickelte Elah das Annexionsprogramm der Alldeutschen . Mindestens den halben Erdball wollten die Alldeutschen damals verschlucken. Die Begründung ihrer Annexionsforderungen war dabei von einer nicht
mehr zu überbietenden Naivität. Wenn irgendein Alldeutscher il, einer vergilbten Chronik entdeckte, daß zur Zeit Ottos des Faulen sich einige deutsche Handwerksburschen nn Ausland niedergelassen hatten, so forderte er unverzüglich die Annexion dieses„kerndeutschen Siedlungsgebietes". Sehr drastisch wurden diese G-pjlogenheilcn der Alldeutschen durch einen höheren bayerischen Beamten charakteri- siert, der damals erklärte:„Wenn einem Deutschen in Sibirien ein .... entfährt, so erklären sofort die Alldeutschen:„Hier weht deutsche Luft, das Land müssen wir annektieren." Au» der Claßschen Schrift seien einige Stilblüten im Wortlaute angeführt, weil sie die wahre Gesinnung dieses Mannes schonungslos enthüllen. So schreibt er über Belgien , dieses Land müsse aufhören zu bestehen, sein König werde des Thrones entsetzt: geborener Landesherr sei der deutsche Kaiser". Man ersieht daraus, daß Claß es mit der Achtung vor angestammten Herrscherhäusern durchaus nicht überall so genau nimmt. Auch von einer vermögensrechtlichen Entschädigung des belgischen Königs läßt Claß nichts verlauten. Dafür erklärt er aber:„Die bisherigen Belgier dürfen vorläufig im Reiche keine politischen Rechte erhalten: um sie zu erziehen, soll ihnen die Ehre des Heeresdienstes zuteil werden." Die f r a n- zösische Sprache will Claß unbedingt in Belgien verboten wissen. Noch drückender sind die Bedingungen, die Claß den Fran» z o s e n auserlegen wollte. Er verlangt, daß die Bevölkerung in den an Deutschland abzutretenden Gebieten entfernt und in dem kleinen Teil Frankreichs angesiedelt werden soll, den er großmütig den Franzosen noch zugestehen will. Ueber den Eintritt Amerikas in den Weltkrieg. der bekanntlich den Zusammenbruch der Westfront herbeiführte, schrieb damals der Heimkrieger Claß: .Las deutsche Volk hat diesen Schritt aufgenommen in der Mehrheit oielleicht mit dem Gefühle der Erleichterung, mit einem..endlich" oder„Gottseidank". In weiten Kreisen ist es geradezu bedauert worden, daß diese Entscheidung s o- lange verzögert wurde." Diese Schrift, die an Brutalität der Gesinnung in der Welt» literatur nicht ihresgleichen finden dürft«, ist immer und immer wieder von deutschfeindlichen Politikern des Auslandes ihren Lands» leuten gegenüber ms Treffen geführt worden, um damit auch die härtesten Bedingungen de» versailler Friedensvertrages noch als mikde erscheinen zu lasten. Die alldeutsche Bewegung hat schon ein- mal unsagbares Elend über das deutsche Volk gebracht. Jetzt möchten Claß und die Seinen durch ihr Lerschwörertum noch einmal ein gleiches versuchen._• Reichsbanner am öoöenfee. Großdeutsche Kundgebung. Karlsruhe . 25. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Eine eindrucks- volle Kundgebung der Republikaner fand in den Pfingsttagen im äußersten Süden des Reichs, in K o n st a n z, statt. Zahlreich waren dabei die Republikaner Deutfchö st erreich» vertreten. Der Bundespräsident des Reichsbanners. Genoste H ö r s i n g. war per- sönlich erschienen und wies in seiner Ansprache darauf hin, wie not- wendig es sei, daß sich gegenüber den Diktaturgclüsten von rechts und links die Republikaner in allen Ländern zusammenschließen. Belgien sei bereits dem deutsch -österreichifchen Beispiel gefolgt, in Frankreich und der Tschechoslowakei würde derselbe Weg beschritten werden. Der österreichische Staatskanzler a. D. Genoste Renner trat für die Bildung einer Republik vom Rhein bis zur Donau ein. Für die Demokraten sprach der württembergische Abgeordnet« H e u ß, für das Zentrum der badische Abgeordnete Diez. Anwesend waren auch der bodische Innen- minister Genoste R e m m e l e und der Zentrumsjustizminister Trunk. Spanien und die Ratserweiterung. Der spanische Außen- minister Panguas erklärte Prestevertretern, nach der Genfer Sitzung vom 8. Mai biete das Problem der Ratserweiterung für Spanien nicht mehr das Interesse, wie vorher. Wahlsieg der ägyptischen Unabhängigteilsbewegung. Nach den letzten amtlichen Wahlergebnissen sind gewählt: 132 Zaghlulisten, 25 Liberale, 17 Unabhängige.
Zelöwebel Gäöicke. von Carl Merten». In der Nähe von Küstrin ist ein kleines Dorf, Neumühl. Ueber die ungepflegten Straßen rüttelt der Ochsentarren, trampeln in klobigen Holzschuhen alte abgearbeitete Frauen, watfcheln fette Enten. In einer Nebenstraße ein kleines, sauberes Häuschen, in dem das Elend wohnt, in das 1S22 der schwarzweißrote Tod griff. Landwirt Gadick«. Der Hunger flattert in den Augen seiner Frau, der Hunger zittert in den mageren Aermchen des Kindes. Der Dater kann nicht mehr arbeiten.... Bor drei Iahren war es ein breiter, froher Geselle, eroberte mit seinem Lachen die Welt, schaffte mit den schwieligen Händen be- scheiden«« Wohlstand. Dann war eine geheime Versammlung, er mußte daran teilnehmen, denn die brandenburgischen Dörfer sind national, und die reichen Itzenplitze und Blasewttze, die den Bauern Arbeit und Geld geben, halten auf Disziplin. Gädicke wurde Soldat der Schwarzen Reichswehr. Dann deckte er eine Waffenjchtebung auf. in der sein Vorgesetzter, Leutnant Knüppel, verwickelt war. Da- für sollte er al»„Verräter" ermordet werden. Zwei breite, blutrote Narben über dem Schädel erzählen das Ereignis einer fürchterlichen Stunde. Klapperot schlug Ihn mit einem Gummiknüppel über den Kopf, ein Knüppel, der In den Fäusten des Mörders zur tödlichen Waffe wurde. Aber das Mitleid der Mörder mit seiner Frau, seinem Kind« retteten Ihn vor dem beschlossenen Ende. Er blieb zeitleben» ein Krüppel. Auf die Anklagebank geschleift, verurteilte Ihn ein deutschnationaler Richter mit schneidigen Mensurnarben auf der satten Wang« wegen Teilnahme an Wasfenverkäufen zu fünf Monaten Gefängnis. Al» er nach verbüßter Strafe nach Hause kam, zeigten die Dorfbewohner mit Fingern auf Ihn, den Zuchthäusler... und di,« reichen, breitgestirnten Landadligen, die ihn damals vor dem Nlistriner Putsch unterstützten und zur Teilnahme an den geheimen Arbeiten der Schwarzen Reichswehr aufforderten, wollten den Der- räler verhungern lasten. Damals zog das Elend in das kleine Häuschen, dao Elend und die Angst: denn kein Mensch schien sich um dl- Morde zu kümmern, ungehindert lebten Massenmörder, es war wie ein wüster Traum. Und nur die Arbeitsunfähigkeit, die breiten Narben, die Verachtung, die Tränen der Frau, da» Wimmern de» Kinde« blieben schauerliche Beweise für eine häßliche Vergangenheit. die ihn aus dem Taumel nationaler Begeisterung mit krachenden Hieben herausgetrieben. Kam die Nacht mit ihren geheimnisvollen Geräuschen, dann brachte sie zwei Männer mit, malt« sie zum Greisen deutlich an die Wand der engen Stube: breit und riesengroß, blond den einen, schlank und katzenhast schwarz den anderen, und in beiden Fragen dos Flackern der rownterlaufenen Augen: Klapperot und »üsching. Der Sturm, der an den Fenstern rüttelte, schrie mit der versoffenen Stimme des Leutnant» Knüppel Wort«, die er schon«In» mal hörte:„Diesmal laßt das Schwein noch leben!" Fieberheiße Augen erwarteten den Tag» wühlten sich in die Zeitungen, juchten
verzweiselnd zwei Namen. Monat um Monat die geiche Angst, die gleich« Unruhe, dao ewige Hoffen aus die Verhaftung der beiden, die jeden Tag nachholen tonnten, was sie damals unter dem Zwang schnellverrauschten Mitleides aufgeschoben. Eines Tages war die Nachricht da, Klapperot oerhostet, Büsching im Auslande. Da ging Gädicke nach Landsberg , meldete sich beim Untersuchungsrichter. Zeuge gegen die Feme des Oberleutnants Schulz gegen die Mordorganisation, die über 20 bi» 30 Leichen schritt, um die deutsche Ehre wiederzuschasfen, um in blutigem Bürgerkrieg Terror und Standrecht, Diktatur und Weltkrieg nach Deutschland zu tragen. Zwei breite Narben über dem Schädel de- weisen seine Glaubwürdigkeit, beweisen jedes Wort eines Mannes, den der Nationalismus, die Fern« zum Krüppel machten. Mit seinem Zeugnis gegen dos Heer der Voltefeinde wuchs das Elend. Die Nationalen speien au» vor ihm, und die, die es nicht sind, tun ebenso... der gnädige Herr mit den Orden und dem Rittmeistertitel und dem Stahlhelmabzeichen tzibt nur denen Brot, die wie er tun. Der Rechtsanwalt Faltenfels aus Frankfurt a. d. Oder nahm sich seiner an, wollt« Ersatzansprüche durchdrücken, denn Gädicke war, wie Gehler behauptete, als Mitglied der Schwarzen Reichs» wehr Soldat oder wenigsten» Angestellter der Reichswehr . In einem Falle— ein Mitglied der Schwarzen Reichswehr hatte sich infolge Unvorsichtigkeit durch den Fuß geschossen— war es dem Rechts- anwalt gelungen, für ihn eine Summe von 285 M. zu erhalten, aber dem Verräter, dem Krüppel, dem Manne, der nichts tat als eine Waffenschiebung seine« Vorgesetzten zur Anzeige zu bringen, hilft die Reichswehr nicht. Ein bedauerndes Schreiben war bisher das Ergebnis.... Die Reichswehr schluckt Millionen unserer Steuern: In Neu- müht wohnt ein Krüppel, den dos Rädergetriebe der Reichs- wehr zerbrach, und das Elend wohnt bei ihm und der Hunger, weil er ein Verräter ist. Sollen wir nicht helfen?....
Ein aussterbender deutscher Vogel. Schon seit Jahren, in oer- störktem Maße aber in jüngster Vergangenheit, sind Bestrebungen im Gange, um einen alten deutschen Vogel, den Uhu. vor der Aus- rottung zu schützen und ihn da, wo er bereits verschwunden ist, wie z L. im Schwarzwald , wieder einzubürgern. Der Grund, weshalb namentlich viele Jäger den Uh» aus ihren Revieren verbannen wollen, spricht freilich nicht zu seinen Gunsten, denn er ist ein arger Räuber und ein so wehrhafter Vogel, daß er selbst für Rehkälber oejährlich wird, erst recht aber der Niederjagd, da er auch Hasen, Feld- und Waldhühner und Kaninchen anfällt: er gehört auch zu den wenigen Tieren, die vor den spitzen Stacheln des Igels nicht zurückschrecken. Allein seine Raublust und Gefräßigkeit hat auch ihre guten Seiten, denn er ist zugleich ein eifriger Dertilger schäd- lichcr Tiere, wie Mäuse und Ratten, und manchen Jagdschaden macht er dadurch wieder gut. Andererseits ist er dem Jäger nicht selten ein nützlicher Helfer beim Anlocken von Raubvögeln aus der
„Krähen" oder.Ausshütte": er kann also auch auf diese Weise bei der Vertilgung von Raubzeug behilflich sein, denn sobald die Raub- oögel den Uhu— besonders am hellen Tage— wittern, stürzen sie herbei und können nun von dem im Versteck lauernden Jäger leicht erlegt werden. Der Uhu ist übrigens ein sehr alter Gast auf dieser Erde. Seine frühesten Spuren reichen bis in die Miozän- Periode der Tertiärzeit, und somit gehörte er schon viele Jahr» tausende vor der Eiszeit der Erdsauna an. Literarische Prohibition in Amerika . Der Effekt des Alkohol- verbot», den die amerikanische Regierung in einem beneidenswerten Optimismus offenbar für einen Erfolg hält, hat sie anscheinend da- zu ermutigt, einen neuen Schritt zu wagen, der die amerikanischen Bürger diesmal vor den schlimmen Folgen der sittenlosen Literatur bewahren soll. In den intellektuellen Kreisen der Vereinigten Staaten herrscht große Ausregung darüber, daß die Regierung in Washington mit derselben Rigorosität, mit der sie die Einfuhr von alkoholischen Getränken bekämpft, nun auch die Einfuhr von Büchern verbietet, die ibrer Ansicht nach unmoralisch sind. Die Tugend- Wächter haben schon die Liste aufgesetzt, auf der sie die verpönten Bücher angeprangert haben. Werke der Weltliteratur wie die Er- Zählungen aus„Tausend und eine Nacht", Boccaccios„Dekameron" und Balzacs„Tolldreiste Geschichten" erössnen den Reigen. Nicht nur die Einfuhr der verbotenen Werke, sondern auch der Neudruck soll unterbunden werden. Das Zolldcpartcment, das die Bücher. einfuhr kontrolliert, hat Zensoren bestellt, die beauftragt sind, die Liste laufend zu ergänzen. Es wird nicht mitgeteilt, ob auch die bei den Amerikanern so angesehene Bibel, die bekanntlich auch nicht ganz einwandfreie Stellen enthält, oerboten worden ist. Das Ende vom Lied wird jedenfalls sein, daß der Amerikaner künftig nicht nur mit einer diskret maskierten Schnapsslasche, sondern auch mit einem auf Schmuggelwegen erstandenen„obszönen" Buch in den Witzblättern dargestellt werden wird. „Ludooicu» Rex" soll demnächst als Ergänzung zu dem„Fride- ricus Rex" auf den Markt der königstreuen Filmindustrie geworfen werden. Eine G. m. b. H.„Deutscher Film" ruft zur Finanzierung des Unternehmens auf. Schirmherr der Firma ist„Seine Königliche Hoheit der Kronprinz Rnpprecht von Bayern", Ehrenpräsident„Seine Exzellenz der Herr Ministerpräsident Held". Mit„langen Kerls" und Schlachtenpanoramen wird diesmal nicht viel zu machen sein, es sei denn, daß man sich zur Darstellung der Bürgcrwchrattacke auf das Münchener Schloß im März 1848 entschließt. Auch Lola Man- tez macht sicherlich eine recht gute Filmsigur. Ob damit aber dem „Schirmherr«" und dem„Ehrenpräsidenten" gedient wäre, dürfte immerhin fraglich sein. Erdbrerenzuchl in der Tonne. Ein kalifornischer Gärtner, De- luoan D. Johnson, ist aus einen gescheiten Einioll gekommen, um Erdbeeren auf begrenztem Raum in großen Mengen zu züchten. Er füllte eine Tonne, in die er Löcher gebohrt hatte, mit Erde. In jedes dieser Löcher wurde eins Erdbecrplonze eingesetzt und unter jeder Pflanze wurde eine kleine Plattform angebracht, die sie beim Wachsen und Früchtetragen unterstützt. Gegen 80 Pflanzen können in einer einzigen Tonne gezogen werden, und auf diese Weise kann man viele Hunderte von Pflanzen aus einem kleinen Raum auf- ziehen. Die Erdbeeren sollen besser sein als die, die man auf dmi Boden zieht, da sie mehr Sonne und Luft haben.