Ne Bergmannsfrau im Hen!ellorb die nothwendtge Zahl anTellern, Messern und Gabeln mit sich führend. In der Nähedes Platzes brodelte in mächtigen Kesseln die Reissuppe mitFleisch, Brot wurde an den Tischen in ungezählter Menge auf-gelegt und gegen 12 Uhr sah jeder Bergmann mit der ganzenFamilie an seinem Platze, ausgerüstet mit einem gesegnetenAppetit. Der älteste Bergmann erhob sich unter lautloser Stille,um das Tischgebet zu sprechen. In einer Bitte für den König,einem Danke für die glücklich überstandenen Gefahren des letztenJahres, in der Zuversicht auf ferneres gedeihliches Wirken klangdas einfache Gebet ans. Nach dem Essen gab es bei Freibierund Zigarren eine ungezwungene Unterhaltung zwischen den altenBergleuten und ihren Vorgesetzten, einen lustigen Tanz fürdas junge Volk. Hier wurden die Erlebnisse und Erfahrungeneiner jahrelangen mühsamen Thätigkeit im dunkeln Schöße derErde ausgetauscht und mancher im Berufe verunglückterKameraden dabei mit stiller Wemuth gedacht. Wenn dann dieSonne im Westen niedersank, packte die Bergmannsfrau ihreSiebensachen nebst dem übrig gebliebenen Fleische fein säuberlichein, und die einzelnen Familien zogen in gehobener Stimmung»ach Hause. Es waren stets gemülhvolle Feste, die im festlichgeschmückten Walde gefeiert wurden: was dem Soldaten derKönigsgeburtstag, das war dem Knappen das Bergmanns»fest. Als im Jahre I6S9 durch verführerische Rede»einzelner unzufriedener Geister auch im Kohlen-revier der Ausstand ausbrach, muhte die Bergwerks-Ver-waltung selbstredend von einer Veranstaltung des üblichenBcrgmannsfestes absehen, und seitdenr hat auch keins mehr statt-gesunde». Jetzt aber, nachdem das getrübte Wasser wieder klargeworden, dürste die Grubenverwaltung doch wieder in Erwägungzu ziehen haben, ob der damals zerrissene Faden nicht wiederzusammenzuknüpfen sei. Soweit wir den Pnlsschlag kennen,würde die Wiedereinführung der Bergmannsseste zu einer weiternFestigung des guten Verhältnisses zwischen Arbeitgeber undArbeitnehmer beitragen.Durch Kommentare darf man die Wirkung derartigscntinientaler Ergüsse nicht abschwächen. Nur soviel seigesagt: Es ist gewiß edel, wenn die Bergwerksbesitzer dieZähre, die noch von 1889 her in ihrem Auge hängt, zer-drücken und die Bergmannsfeste wieder aufnehmen wollen.Aber wir müssen der Wahrheit die Ehre geben: Auch diein Aussicht gestellte R e i s s u p p e wird nicht im ständesein, die Arbeiter von der Geltendmachung gerechter For-derungen abznhalten, wenn Zeit und Umstände es er-tauben.—»*Deutsches Reich.— Zur R ö s i ck e' s ch e n Mandats niederlegungschreibt der nationalliberale„Anhalter Kurier":„Die Angelegenheit Rösicke hat sich in so weit geklärt, alsdie Führer der beiden liberalen Parteien in Dessan(Rational-liberale und Freisinn) dahin übereinstimmen, alles mögliche daranzu setzen, um Herrn Rösicke zum Beibehalten des Mandats zuveranlassen. Auch in Zerbst neigen beide Parteien dahin, daß eineNachwahl unter allen Umständen vermieden werden muß. Inwelcher Form diese Ansichten zum Ausdruck gebracht werdensollen, darüber ist man allerdings noch im Zweifel, da derVocsitzcnde des nationalliberalen Wahlvereins Dessau, DrReichardt, erst im September zurückkehrt, auch die übrigen Mi»glieder des gen. Wahlkomitees zum größten Theil in der Sommer-frische sind,»nd eine allgemeine Wählerversammlung kaum vorihrer Rückkehr einberufen werden könnte. Dem Vernehmen nachist Herr Rösicke gebeten worden, wenigstens bis dahin mit seinerletzten Entscheidung zurückzuhalten, und so ist Aussicht vorhanden.daß dem ersten anhaltischen Wahlkreise die aufregenden Arbeiteneiner Nachwahl erspart bleiben."Wir glauben gern, daß den„beiden liberalen Parteien" imersten anhaltischen Wahlkreis sehr viel daran liegt, die auf-reibenden Arbeiten einer Nachwahl zu vermeiden. Hat doch beider Hauptwahl im Jahre 1898 unser Genosse 3719. der National-liberale aber nur 8817 Stimmen erhalten, wogegen bei derdarauf folgenden Stichwahl dann allerdings die Konservativenfür den Nationalliberalen den Ausschlag gaben. Es schwant denHerren wohl Unheil, daS ihnen von unserer Seite aus zugefügtwerden könnte. Und in der That: wenn es z»r Ersatzwahl kommensollte, ist der indnstriereiche I. anhaltische Wahlkreis einer deraussichtsvoNsten für unsere Partei.—— Gegen daß Reichstags-Wahlrecht ziehen dieNationalliberalen immer aufs neue zu Felde. Die national-liberale„Krefelder Zeitung" bringt einen Artikel, in welchemausgeführt wird:„Das gesammte Bürgerthnm, soweit es national fühlt, kannsich diesem Weck- und Nothrnse nicht länger entziehen, wenn esnicht Gefahr laufen soll, für immer mundtodt geniachizu werden. Gegen solche Gefahr hilft nur eine Maß-regcl, welche die Ursache an der Wurzel faßt, nurdie gründliche Reform des Wahlgesetzes. Weil diese abereinen mächtigen Vorstoß in liberalem Sinne bedeutet, er-hebt sich die ganze klerikale und sozialistische Propaganga wie eineMauer dagegen; denn der beiden Sein oder Nichlsein steht undfällt mit dem heutigen Wahlgesetz. Ohne dieses wären sie nie zueiner Bedeutung gelangt. Am ungeberdigsten benimmt sich dieZentrumspresse, die schon ihr schwerstes Geschütz aufzufahrenbegonnen hat. Jnstinktmäßig fühlt sie voraus, daß es diesmalernst werden kann. Der Gedanke schon, daß das heute nochFernliegende sich verwirklichen könne, hat sie in ihrem Lebensnervgetroffen."Die Nationalliberalen müssen noch weitere Erfahrungen wiein Waldeck-Pyrmont machen, wo man Herrn Dr. Böttcber denStuhl vor die Thür gesetzt har, dann wird vielleicht das Wühle»gegen das Reichstagswahlrecht aushöre».—— Vom Aus wanderungSgesetz. Die Vorarbeitenfür das vom früheren Reichskanzler in Angriff genommene,dann aber liegengelassene Answanderungsgesetz scheinen wiederin Gang gekommen zu sein. Der KJolonialrath hatte 1894 hievfür Leitsätze aufgestellt und namentlich gefordert, daß die Heber.siedelnng von Reichsangehörigen in ein deutsches Schutzgebietnicht als Auswanderung betrachtet werden dürfe und daß dieseUebersiedelung möglichst zu erleichtern sei.�Rückzahlung des Fahrgeldes bei Nichtbenutzung von Fahl" Innen. Die deutschen Eisenbahn-Verwaltungen sind sich nach der Zeitschrift„Zonentarif" schlüssiggeworden, im Falle nachgewiesener Nichtausnutzung vonFahrkarten eine Erstattung von Fahrgeld vorzunehmen. DerMangel des Koupirnngszeichens gilt nicht unter allen Umstände»als Beweis, vielmehr ist der Nachweis der Nichtausnutzung durcheine aus der Karte selbst ertheilte Bescheinigung des Slations-beamten derjenigen Station, wo die Rerse unterbrochen oder vonwelcher aus die Weiterreise nicht fortgesetzt worden ist, zu er-bringen. Die Fahrkarte ist hierauf an die Direktion derjenigenSlalion, wo sie gelöst wurde, unter Angabe des Grundes derNichtbenutzung und Bezeichnung der Adresse einzusenden. Vondieser Verwallung wird alsdann die Rückerstattung des zuvielbezahlten Fahrgeldes an den Bezugsberechtigten abzüglich etwaeinstehender Portoauslagen veranlaßt.—— Eine neue Regelung deS ZwangS-Er-ziehungs wefens steht in Aussicht. Dieses wird bisher,soweit sich eine Unterbringung der Zwangszöglinge in geeignetenFamilien nicht ermöglichen laßt, zum großen Theile durch diefrommen„Rettungshäuser" oder ähnliche Anstallen geübt. Diegesetzgeberischen Vorarbeiten auf diesem Gebiete sind bisher zwarnickt bekannt; wohl aber liegt der im Auklrage der inter»nalionalen kriminalistischen Vereinigung von Dr. Appelius ver-faßte Entwurf eines Reichsgesetzes, betreffend die Behandlungund Bestrafung jugendlicher Verbrecher und verwahrloster jugendsicher Personen vor.—Belgien.— Die Schwierigkeiten des Fürstenhand-Werkes werden jetzt vonststönig Leopold recht lebhaft empfunden.Durch verschiedene Mißgriffe— siehe unsere vorgestrige Nummer— hat er sich bei dem Volk unbeliebt gemacht und da Belgienkein Polizei- und Beamtenstaat ist, sondern die alten flämrsch-wallonischen Freiheiten sich bewahrt hat, so kann die Abneigungdes Volkes offen zum Ausdruck kommen. Am vorigen Sonntagerging es dem König recht schlecht. Ein Korrespondent der„Vossischen Zeitung" schreibt darüber aus Brüssel:Als der König gegen 8 Uhr abends im Königsschloffe wiedereintraf, war er entrüstet und tiefbewegt; er ließ den Bürger-meister Bnls sofort zu sich kommen, gab über die skandalösenKundgebungen sein Mißfallen zu erkennen und erklärte, denweiteren Montag-Feftlichkeiten nur beiwohnen zu können, wennenergische Maßnahmen zu seinem Schutze getroffen würdenBuls sagte zu; die Gendarmerie, die Polizei, die Geheimpolizeiwurden herangezogen; man ergriff außerordentliche Maß.nahmen. Als der König zu den Festen der Turner undRadfahrer fuhr, enthielt der erste Hofwagen nur dieAdjutanten; der Wagen des Königs, der fest geschlossenwar, war von zwölf reitenden Gendarmen umgeben; esgab mehr Polizisten als Zuschauer. Das Volk selbst bereitetedem Könige einen eisigen Empfang; nirgends begeisterte ZurufeHin und wieder einige„Vivo lo roi!' denen Rufe:„Nieder mitdem Schulgesetze!" antworteten. Als der König den« Abendfesteim Leopoldsparke beiwohnte, war das ganze Viertel und derPark selbst von Polizei und Geheimpolizei besetzt; die Straßenwaren abgesperrt, so daß die Sache leidlich abging. Um soschlimmer verlief der gestrige Tag. Auf dem Place, du GrandSablon fand das Ballspiel statt; die ganze Polizei warauf den Beinen; der Staatsanwalt Willemaers, der Polizei.chef Bourgeois, viele Polizei- Offiziere und GeheinvPolizisten in Zivil befanden sich unter den Zuschauern. Als derKönig eintraf, wurde er freundlich begrüßt, Polizisten riefen„Vivo lo roi!" und das Publikum verhielt sich ruhig. Alsaber der König zum Fortgehen sich anschickte, änderte sich dasBild. Die Arbeiterpartei hatte kleine gelbe Zettel, auf denenzu Kundgebungen gegen das Schulgesetz anfgesordert wurde,massenhaft vertheilen lassen; die Polizei nahm neun Zettel.vertheiler fest. Der König ging, um sich von allen zu verab.schieden, um den Platz herum; wiederholt wurde ihm zugerufen„Nieder mit dem Schulgesetze!" aber er lhat, als ober es nicht hörte. Als er aber von Polizisten umgeben, denWagen bestieg, wurde gepfiffen und gezischt. Man schrie„Nieder mit dem Kongo! Nieder mit dem Schul-gesetze! Es lebe die soziale Revolution!" DieVolksmassen wollten dem Wagen nachstürzen, aber die Polizeisperrte ihnen den Weg. In der Rue de Bodenbroeck wurde derKönig mit einem brausenden„Nieder mit dem Schulgesetze!"empfangen. Zwei junge Leute, die Kohlstrunke nach dem Wagendes Königs warfen, mehrere Personen, die„Nieder mit demKönige!" riefen, wurden verhastet, aber auch Lockspitzeltauchten auf, Geheimpolizisten ließen dieR e p u b l i k l e b e n. In der Rue de la Rögence standen nichtminder erregte Volksinasse».„Nieder mit dem Könige!" erbrauste;neue Verhaftungen! Man warf nach dem WagenRüben und ganze Packete gelber Zettel, so daßdie Pferde scheu wurden. An der Rue Saint-Anne neuefeindliche Kundgebungen der Volksmassen! Als die Polizei zuVerhaftungen schritt, kam es zu Prügeleien; die Polizisten theiltenSäbelhiebe aus und gingen mit großer Erbitterung vor. Nachwildem Handgemenge blieben die Polizisten Sieger. NeunzehnPersonen imirde» festgenommen n»d nach dem Polizeiamt geführt, woselbst sie sofort verhört wurden; elf werden wegenBefchimpsung des Königs verfolgt, darunter ein M i n i st e r i a l-beamtet, der dem Könige zugerufen hatte:„ScheerenSie sich zum Teufel nach de in Kon�zo!"So der Korrespondent der„Vossischen Zeitung", der natürlichob solch unvorschriftsmäßigen und polizeiwidrigen Benehmensentrüstet ist.Ob König Leopold schon ernsthaft daran gedacht hat. denRath seiner getreuen Belgier zu befolgen und nach dem Kongozu gehen— das wissen wir nicht. Aber wenn er nicht versteht,besser zur Zufriedenheit seines Volkes zu regieren, so wird ersich wohl allen Ernstes bald mit dem Gedanken vertraut machenmüssen.—— Die Agitation gegen das Schulgesetz wächstlawinenartig. Auf Sonntag sind Massendemonstrationen imanzen Lande geplant— namentlich in der Hauptstadt Brüssel.vie Regierung muß mit fester Hand und sicherem Augesteuern, wenn sie nicht Schiffbruch leiden will.—— Ueber die Kolonial- Schweinereien kommenimmer neue Einzelheiten an den Tag. Unser Brüsseler Partei-organ. der„Peuple"— der auch die sauberen Geldgeschäftedes Königs Leopold aufgedeckt hat, veröffentlicht jetzr Enthüllungenüber die bei der Kongo- Eisenbahn herrschende Mißwirlhschast,die um so größeres Aussehen hervorrufen, als das Blatt dieWahrheit verbürgt. Es besitzt Protokolle, die in Matadi, demZlusgangspunkte der Kongo- Eisenbahn und dem Sitze der Ver-Wallung, ausgenommen worden sind, wie von Eisenbahn-beamten unterzeichnete Erklärungen, die schlimme Zustände offen-baren. Die in Matadi sitzenden hohen Beamten halten wahreOrgien mit Champagner, Bordeaux- und Madeiraweinen, mitLiköre» und— farbigen gekausten Weibern ab. Ausden Vorrathskammern der Bahngesellschast werden die Stoffeentwendet, um Weiber sür einzelne Leiter des Unternehmens zukaufen; dem Vorsteher der Vorrathskammer wurde sofortige Ab-setzung angedroht, wenn er irgend etwas verräth. Die Unter-beamten und Arbeiter aber haben fortdauernd Mangel am Roth-wendigsten und leiden oft Hunger. Tie aus Europa gesendetenFleisch- und Gemüsekonserven kommen in einem derartigen Zu-stände an, daß beträchtliche Mengen, weil verdorben, in denKongo geworfen werden müssen.Man sieht, die richtige Kolonial- und Leistwirthschast!—Frankreich.— Zu den Generalraths- und Bezirksraths-W a h l en, die am nächsten Sonntag in Frankreich stattfinden,wird uns ans Paris geschrieben: Der lebhafte Wahlkampf. den diesozialistische Partei an allen Orten führt, wo sie Streiter zähltund deren voraussichtlicher Sieg in so manchem Kanton, wo dasAusbeuterthum bisher fast unbestritten die Generalraths- undBezirksraths-Mandate einheimste, bringt dasselbe ganz ans demHäuSchen. Besonders lebhaft betheiligen sich unsere Genoffen andem Wahlkampf in den Departements: Allier, Ardennen, Anbe,Dordogue, Gard Gironde, Heranlt, Jndre, Jndre-Loire, Jsäre,Loire, Lot, Manche, Marne, Nord, Pas de Calais, Nhüne,Rhönemündunaen, Seine införieure. Tarn und Bar. Slmwüthendsten ist das Ausbeuterthum im Nvrddepartement undganz besonders in Roubaix, weil es sich da von vornherein ge-chlagen sieht, trotz alles Geldes, das es verwendet, um unserePartei aus der Stellung, die sie inne hat, zu ver-lreibe». Ganz besonders hat es da die Ausbeuterklasse aufunfern Freund Carrelte, den Bürgermeister von Roubaix, ab-gesehen, der als Kandidat für den Generalrath aufgestellt ist. Umeine Wahl zu vereiteln, haben die Ausbeuter, Voltairianer wieKlerikale, unter dem Namen..Union sociale et. patriotiguv"(Sozialer und patriotischer Verband) eine Liga gebildet und eineBande von Lumpenprolelariern angeworben, die unter Führungeines gewissen Vanderschelven die sozialistische» Wahlversamm-langen zu stören haben. Da die Herren, selber viel zu feig, umin diesen Versammlungen zu erscheinen oder selber öffentlicheVersammlungen einzuberufen, mir ihrer gekauflen Band« nichisauezurichten vermögen, haben sie nun durch ihre Blätter dieNachricht verbreiten lassen, baß die Sozialisten in ihren Ver-sammlungen keine Gegner zum Worte kommen lassen, ja, daß sieVanderschelden in einer in Wattrelos. zu Roubaix gehörendenGemeinde, mit Messerstichen so traktirt haben, daß er blnt-überströmt vom Platze getragen werden mußte. Nurschade, daß ihr Held gleich darauf selber ein Dementigegeben hat, indem er mit seiner Bande noch am selbenAbend in den Schankladen eines Genossen eindrang, dortHändel suchte und alles zertrümmerte. Freilich war die ganzeBande betrunken, wie es deren Führer Vanderschelden schon inder Versammlung von Wattrelos war.Da nun, nach der bisherigen Praxis zu urtheilen, so manchesdeutsche Bourgeoisblatt die vom„Journal de Roubaix" sowievom„Temps" und Konsorten gebrachte Mär von den Messer-stichen, die Vanderschelden erhallen haben soll, mit Behagenweiter kolportiren wird, sei hier gleich mitgetheilt, wie sich der„Reveil du Nord" über den Versammlungsbericht des„Journalde Roubaix" ausspricht.„Es ist nicht möglich, sagt er, daß derBerichterstatter des„Journal de Roubaix". Herr seiner Federsei, denn sonst hätte er nicht die unverschämten Lügen nieder-schreiben können, von denen sein Bericht strotzt. Wie, Vander-scheiden hat vier Messerstiche erhalten I Wie. er ist blind vom Blute,das ihm in die Augen rann, auf der Tribüne erschienen!.. Wirrufen den Polizeikommissär von Wattrelos, der neben uns saß,als Vanderschelden auf der Tribüne erschien, zum Zeugenan. Hatte Vanderschelden Blut auf seinem Gesicht? DieserBeamte kann eine präzise Antwort geben, da Vander-scheiden über zehn Minuten auf der Tribüne verblieb.Vanderschelden trug ein blaues Mahl an der Stirne, das vieleher von einem Sturz als von etwas anderem herrührte, da er,wie die wenigen Individuen, die ihn begleiteten, betrunken war.Die Rolle unseres Kollegen in seinem Versammlnngsbericht vonWattrelos ist einfach odiös, und wir glaubten nicht, daß esmöglich sei, selbst zur Vertheidignng der Kandidaten, für welchedie Vanderschelden und Kompagnie arbeiten, die Wahrheit der-artig zu entstellen."Nun mögen die Herren die Lügenmär von den Messerstichenweiter verbrelten und nach Belieben ausstaffiren: Roubaix wirddarum nicht weniger Carrette zum Generalrath und die GenossenBriffaut und DcSbarbieux zu Bezirtzräthen wählen, und diestrotz der gegen sie gerichteten Beroindung von Geldsack undWeihwedel!England.— Letzte Wahlberichte. Man schreibt unS auSLondon vom 24. Juli: Wahlausfall in Colne BallenI. Kitson(lib. Fabrikant) 4276 49S7— 711f. Thomson(Conserv. Advokat) 3737 4231— 544om Mann(Ind. Lab. Party) 1245——Kitson gewählt. Tom Mann hat also nicht einmal denTriumph, den Liberalen herausgeworfen zu haben. Mit ihmsind wir am Ende der unabhängigen sozialistischen Kandidaten.Kein einziger von solchen zieht ins Hans der Gemeinen ein.Als„Liberale" sind gewählt: Abraham(Alamorgan, Wales).I. Burns. T. Burk, Ch. Fenwick. B. Pickard,I. H. W i l s o n. H. B r o a d h u r st. und ganz sicher ist dieWahl von John Wilson, lib. Bergarbeiter in Mid Durham.Dies mit vielleicht noch Harwood, liberal. Abgeordneter sürBolton, die Arbeitervertretnng im Parlament, dessen Mandatbis 1902 läuft!!! Die Position der Arbeiter ist in jederHinsicht geschwächt.In Tottenham(nördlich von London)»st der von denLiberalen kräftig unterstützte Arbeiterkandidat Clem. Edwardsmit 3317 Stimme» gegen 6333 Stimmen einem Tory unterlegen.Die Regierungs Majorität ist auch durch dieheutigen Wahlen vermehrt worden, so daß sie heute Abend148 betrug.Das letzte Telegramm lautet:___London, 26. Juli, nachmittags 1 Uhr 45 Minuten. Bis-heriges Wahlergebniß: 402 Unionisten— Gewinn 106 Sitze—161 Liberale— Gewinn 20 Sitze— 11 Parnelliteu, 64 Aull-parnelliten, 2 Arbeiterkandidaten.—Rußland.— Das Ministerium für BolkSaufklärungbeabsichtigt, Blättermeldungen zufolge, demnächst den obligatorischenElementar-Schulbesuch in den Gouvernements Charkow, Poltawa,Kursk und Woronesh versuchsweise einzuführen.—Nortuegen.— Marineforderungen in Norwegen. DasSlhorting nahm in seiner Abendsitzung vom Donnerstag den An-trag des Militärkomitees, betreffend die außerordentliche Be-willignng für die Marine von 12 Millionen Kronen, davon3 Millionen zum Bau zweier neuer Panzerschiffe, an.—Serbien.- Die Einberufung der Skuvtsch in a zur ordentlichen Session ist sür den Ansang de? September alten Stiles inAllssicht genommen.—Bulgarien.— Ueber die L a g e in Bulgarien erhält die„Vossische Zeitung" folgende Depesche aus Belgrad:Es sind sortlvährend höchst alarmirende Geruchte in Umlauf.Kein Mensch glaubt an die Rückkehr des Prinzen Ferdinand.Rußland sorderl die Einsetzung einer Regentschaft unter demMetropoliten Klement und Einberufung der Sobrnuje behufseiner neuen Fürstenwahl unter Ueberwachung eines russischenKommissars. Man spricht von einer Militärdiktaturunter dem jetzigen Kriegsminister Petrow. Das Zankoivisten-organ Saglassie fordert Serbien aus, Bulgarien behufs Be-freiung Makedoniens die Hand zu reichen. Man besorgt hierdie Möglichkeit einer bedenklichen Verrückung der Verhältnisseauf der Balkanhalbinsel.—Brasilien.— Trinidad. In den Straßen von Rio de Janeirofanden Kundgebungen statt gegen die Besetzung der InselTrinidad durch England. Die Polizei verhinderte den Ausbruchvon Ruhestörungen.—Kuba.— Spanische Siege. Der Kriegsminister hat dem Mar-schall Marlinez CampoS telegraphisch seine Glückwünsche aus-gesprochen zu dem Siege über die Ausständifchen zwischen Bayamound Manzanillo.Wie die Dinge nach allen neueren Nachrichten augenblicklichzu liegen scheinen, wird der spanische Kriegsminister vielleichtbald in die Lage kommen, dem tapfern Marschall sein Beileidnach Kuba zu kabeln.Der Kampf bei Bayamo wird nachträglich»och folgendermaßen geschildert: Siebentausend Insurgenten unter GeneralMaceo lagen im Hinterhall, um Marschall Campos anzugreifen,nur eine zufällige Zleuderung der Marschroute verhinderte dessenvollständige Umzingelung. Der Kampf wurde mitgrößter Erbitterung geführt, war aber entschieden, nachdemCampos den Anariff des ersten feindlichen Detachements, inSlürke von 8000 Man», erfolgreich Stand gehalten hatte. TieKavallerie tödtete ihre Pferde und Maulesel und benutzte dieThierleichen als Brustwebren. Von den Rebellen wurden400 Mann getödtet, unter ihnen die Generäle Radi undMachado.—Die Tagesordnung des Thüringer Parteitags, derSonntag, den 23. Juli, im Restaurant Kardinal in Erfurt