-
Verkennung der wirklichen Machtverhältnisse wiederholt und auffällig festgestellt, daß Malta , dieses Kernstück der englischen Machtstellung im Mittelmeer , doch eigentlich italieniisch wäre. Der Erfolg dieser wenig diplomatisch angelegten Kampagne hat Italien zwar die Freundschaft Griechenlands eingebracht, aber andererseits England und die Türkei stark und schnell einander genähert, so daß nunmehr auch der Mossulfonflikt beigelegt worden ist. Die Unruhe Italiens hat dazu beigetragen, daß ein seit langem ungelöstes Problem der orientalischen Politik aus dem Wege geräumt worden ist.
=
=
sofort festzustellen, daß alle diese Versuche sehr wohlmeinender, aber auch sehr unpolitischer Leute von vornherein aus fichtslos sind. Eine ausreichende Majorität wird für teinen einzigen dieser Vorschläge zu erreichen sein. Ein st immigteit, die bei einem solchen Verfuch der Schaffung einer Einheitsflagge überhaupt Vorausseßung wäre, ist über haupt gänzlich ausgeschlossen.
Der Reichstag hat zwar mit einer Mehrheit, die in Wirklichkeit eine Minderheit war, beschlossen, einen Ausschuß zur Nachprüfung solcher Vorschläge einzusetzen. Diesem Beschluß entsprechend wird ein solcher Ausschuß dann auch zu fammentreten und arbeiten müssen. Daß er zu irgendeinem Ergebnis fommen könnte, glaubt natürlich niemand. Es gibt in der Flaggenfrage fein Kompromiß, es gibt nur ein Entweder- Oder. Die Flagge der Republik ist schwarzrotgold und wer gegen diese Flagge ist, mit dem fann es fein Pattieren geben.
Es gibt nach alledem Anzeichen dafür, daß manche Knäuel der verwickelten orientalischen Fragen sich einigermaßen entwirren werden. Wenn aber einmal die Zeit der Kämpfe und Konflikte im Orient von einer Periode friedlicher Entwick lung abgelöst wird, kann hier mit bedeutenden wirtschaft lichen Fortschritten gerechnet werden. Schon deswegen nicht nur wegen der Rückwirkung der orientalischen Beziehungen auf die Stellung der europäischen Mächte zueinander sollte auch die deutsche Politik den Vorgängen im Orient ihre Aufmerksamkeit schenken. Schon heute gibt es Für Aufhebung der Flaggenverordnung. wieder wichtige wirtschaftliche Interessen Deutschlands : in Aegypten , wo, trotz der Baumwollkrise des letzten Jahres, Bremen , 29. Mai. ( Eigener Drahtbericht). In der Bremer viel Geld verdient wird, hat die Deutsche Orientbant foeben Bürgerschaft fand am Freitag nach einer erregten drei ihre Niederlassung wieder eröffnet. In Palästina steht Deutsch - stündigen Aussprache ein sozialdemokratischer Antrag. land unter den importierenden Ländern bereits wieder an den auch die Demofraten unterstützten, während sich die Haus dritter Stelle( nach Syrien und Großbritannien ). Wichtiger befizer der Stimme enthielten, mit 48 gegen 37 Stimmen Annahme. aber sind die Aussichten für eine Teilnahme an der wirtschaft- In dem Antrag wird der Senat ersucht, bei der Reichsregierung die lichen Entwicklung der Zukunft. Die riesigen Ländermassen Aufhebung der Lutherschen Flaggenverordnung von Alexandrette bis Basra unterstehen als Mandatgebiete zu erwirten. Gegen den Antrag hatten die Bölkischen, die Deutschder Kontrolle des Bölterbundes, und Deutschland würde nationalen und die Deutsche Volkspartei gestimmt. als Mitglied des Völkerbundes nicht nur Möglichkeiten der nationalen und die Deutsche Volkspartei gestimmt. Einwirkung auf die Art der Entwicklung, sondern auch die rechtliche Gewähr gleicher Bedingungen im wirtschaftlichen Ein deutscher Marineskandal. Wettbewerb mit allen anderen Mächten haben. Ein fried- Wucherhandel mit Bier in amerikanischen Gewässern, licher Wettbewerb zur Entwicklung dieser leeren Länder, der Aus San Pedro, einer Hafenstadt in Kalifornien , wird frei sein kann von jeder imperialistischen Absicht, wird wechsel- von der offiziösen amerikanischen Nachrichtenagentur Associated feitig Arbeit und Wohlstand fördern, und damit eine er Breß" berichtet, daß auf dem gegenwärtig im Hafen liegenden deutwünschte Gemeinsamkeit zwischen Orient und Okzident her- schen Kreuzer Hamburg " hochprozentiges Bier für einen stellen können. Dollar pro Flasche an Hunderte von Amerikanern in der Kantine verkauft worden sei. Amerikanische Prohibitions=
Flaggenexperimente.
Aussichtslose Spielereien.
-
Seit dem bekannten Briefe Hindenburgs an den Reichstanzler Dr. Luther, in dem die Schaffung einer Einheitsflagge verlangt wird, bemühen sich alle möglichen wohlmeinenden Leute um die Quadratur des Zirkels. Jezt hat der Reichskunstwart Dr. Redslob zuständig feitshalber einen Flaggenentwurf ausgearbeitet, der das Unmögliche möglich machen, der Monarchisten und Republifaner mit einander versöhnen soll. Der Entwurf gibt die Dreifarbenfahne völlig auf und will eine Kreuzfahne schaffen. Durch ein großes schwarzes Ritterkreuz, das bis an den Flaggenrand reicht, wird das Flaggenfeld in vier Teile zerlegt. Von den beiden Gevierten an der Fahnenstange ist das obere rot, das untere golden, die beiden Gevierte an der Außenseite oben golden und unten rot. Neben dem Flaggenentwurf Dr. Redslobs ist noch ein halb Dußend anderer Flaggenentwürfe aufgetaucht, die Schwarzrotgold und Schwarzweißrot miteinander vermengen, einen Adler auf Schwarzrotgold sezen oder mit der Gösch allerlei Kunststückchen versuchen wollen. Dem Reichstagsausschuß, der sich mit der Flaggenfrage befaffen soll, wird ordentlich schwindlig werden, wenn er alle diese Flaggenentwürfe vorgeführt bekommt.
beamte, die sich in Zivilkleidung als Besucher an Bord begeben
hätten, sollen dies selbst festgestellt haben.
Treffen diese Meldungen zu, dann handelt es sich um einen Standal ersten Ranges, der auf die deutsche Reichsmarine ein eigenartiges Licht wirft. Die deutsche Kriegsmarine gehört zu den überflüssigsten Dingen der Welt. Mit Recht hatte in Versailles die deutsche Friedensdelegation freiwillig angeboten, auf einen Teil der uns zugestandenen Kriegstonnage zu verzichten, wenn die Entente uns dafür entsprechend mehr Handelstonnage überlaffen würde. Kriegstechnisch betrachtet, ist sie viel zu schwach, um im Ernstfalle gegen einen starten Gegner etwas ausrichten zu können. Für die kleinen sonstigen Aufgaben, die ihr eventuell auch in Friedenszeiten obliegen, z. B. für Eisbrecherdienste in nördlichen Gewässern, ist sie viel zu starf. Die Reichsmarine verschlingt im Reichsetat viele Goldmillionen, zumal immer wieder Neubauten vom Reichswehrministerium angefordert werden, deren Notwendigkeit von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion entschieden verneint wird. Eines der Hauptargumente, das die Anhänger der Reichsmarine anzuführen belieben, ist, daß unseren Kriegsschiffen die besondere Aufgabe zufällt, durch Weltreisen und Besuche in überseeischen Ländern das Ansehen des Deutschen Reiches im Auslande zu heben.
Aber noch unerhörter als das Berhalten der deutschen Besatzung ist die Art, wie die hiesigen amtlichen Stellen auf diese Nachrichten reagieren. Wenn es nach ihnen ginge, müßte das Auswärtige Amt in Washington eine geharnischte Protestnote überreichen, weil amerikanische Prohibitionsbeamte an Bord eines deutschen Kriegsschiffes nichts zu suchen hätten; denn ein deutsches Kriegsschiff sei deutscher Boden, in Friedenszeiten egterritorial und unterliege ausschließlich den deutschen Gesetzen; die Mannschaften fönnten demnach an Bord des eigenen Schiffes tun, was ihnen beliebe, und brauchten sich um die amerikanischen Geseze nicht zu fümmern!
Ob diese Auffassung völkerrechtlich einwandfrei ist, lassen wir dahingestellt. Ihre Anwendung in dieser Situation durch die zuständigen deutschen Stellen offenbart einen erschreckenden Mangel an Taft und gesundem Menschenverstand. Nicht auf das formale Recht der deutschen Besatzung kommt es an, ihren amerikanischen Gästen Bier zu verkaufen, sondern darauf, daß ein deutsches Kriegsschiff in amerikanischen Gewässern nicht den Gesezen des Völkerrechts, sondern den Gesetzen des Anstandes und der Gastfreundschaft unterliegt. Wenn die sonderbare Auffassung, die die amtlichen deutschen Stellen gegenüber dem Zwischenfall von San Pedro vertreten, zutreffen würde, dann tönnte der deutsche Botschafter von Malhan in den Räumen der deutschen Botschaft in Washington , die ja erst recht egterritorial" ist, eine Filiale des Münchener Hofbräu errichten, ebenso würden alle deutschen Konsulate in America das Recht" haben, Seft, Wein, Schnaps und Bier an die Einwohnerschaft zu verkaufen. Uns wundert nur, daß die amtlichen deutschen Stellen sich nicht auf den Standpunkt stellen, daß mit dem Flaschenbierverkauf an Bord der Hamburg " entsprechend den Intensionen der amerikanischen Regierung gehandelt worden sei, denn diese begünstige die Anwendung des Dawes Blanes, und nach betriebe fo rentabel wie möglich zu gestalten.... dem Dawes- Plan solle Deutschland trachten, alle Reichs=
Kube redet.
In den Schlingen der Lüge.
Die Reichstagsfraktion der Deutschvölkischen Freiheitspartei veröffentlicht die erste Aussage Grütte- Lehders vor der Kriminalpolizei über die Ermordung des Dammers und behauptet dazu, daß dies die Aussage sei, die der Wahrheit entspreche.
Wie wenig das der Fall ist, geht schon daraus hervor, daß Grütte- Lehder in dieser Aussage behauptet, außer ihm seien noch zwei weitere Personen an dem Mord beteiligt gewesen, während unzweifelhaft feststeht, daß Grütte- Lehder die Tat allein ausgeführt hat. Die ganze Aussage ist also eine Phantasie, deren einzelne Säße nicht die mindeste Beweiskraft haben. Wenn GrütteLehder am Schluß sagt, daß die Völkische Freiheitspartei mit der Tat nicht das geringste zu tun habe, so muß man dabei beachten, daß zur Zeit dieser Aussage, die wenige Wochen nach der Tat erfolgte, Grütte- Lehder noch fanatisierter Anhänger dieser Partei und natürlich bestrebt war, diese nach Kräften zu schonen. Der Reichstagsabgeordnete Kube hat einen neuen wüsten Schimpfbrief an den Untersuchungsausschuß gerichtet. Er beschwert sich jetzt, daß er noch nicht vernommen worden sei, während er doch in seinem ersten hier bereits veröfftenlichten Schimpfbrief unter lümmelhaften Ausfällen gegen den Ausschuß jede Bernehmung abgelehnt hatte. Charakteristisch ist folgendes: Herr Rube gibt zu, bereits im NoHier haben wir die Probe aufs Exempel: ein deutsches Kriegs- vember 1923 durch Ahlemann jenen mit roter Tinte geschriebenen schiff fährt nach Kalifornien , die Besatzung wird von der Bevölke- Brief Grütte- Lehders erhalten zu haben, der das Attentat auf rung herzlich begrüßt; dafür revanchieren sich die Mannschaften, in- Severing behandelte. Er will über diesen Brief entrüstet und dem sie in poller Kenntnis und wucherischer Aus- entsegt gewesen sein. Trotzdem hat der gleiche Herr Kube wenige nugung des amerikanischen Alkoholverbotes Tage später nach seinen eigenen Angaben eigenhändig Bierflaschen zum Preise von 4,20 Mart an ihre Grütte- Lehder einen Ausweis ausgestellt, der ihn Gäste an Bord verkaufen. Die Sache wird in der Stadt zur Beschaffung von Unterlagen im Fall Dammers autorisierte. ruchbar, Prohibitionsbeamte gehen der Sache nach, ziehen Zivil- Ebenso hat Herr Bulle, obgleich der Attentatsbrief bekannt war, fleider an und stellen den unerfreulichen Tatbestand ſelbſt feſt. Das jenen zweiten Ausweis für Grütte- Lehder geschrieben, der den deutsche Ansehen in Amerika ist damit ohne Zweifel beträchtlich 17jährigen jungen Mann zum Organisationsleiter der Deutschvöltischen Freiheitspartei für ganz Vorpommern bestellte.
Ganz schlaue Leute haben sogar schon herausgefunden, daß der Entwurf des Reichskunstwarts gar nicht ver fassungsändernd sei, da er nur die Farben schwarzrotgold verwende und der bekannte Artikel der Verfassung nur davon spreche, daß die Farben des Reiches schwarzrotgold seien. Die Presse der Mittelparteien bemüht sich deshalb auch schon, diesen Vorschlag indirekt zu unterſtützen. Es genügt aber ein Blick in die übrige Bresse, umgehoben" worden.
wird.
Rehfisch:„ Nickel und die 36 Gerechten". Neben Hans J. Rehfisch geht ständig ein guter Geist einher, der ihm zeigt, wo die guten Wirkungen auf dem bewegten Theater zu packen sind. Ihn begleitet auf der anderen Seite ständig ein weniger liebenswürdiger Geist, der ihn verleitet, auf der Bühne allerhand Moralsäge abzuhandeln. Dann geschieht es, daß Theater und Gesinnung in Feindschaft geraten. Die Gesinnung unterliegt. Es fiegt das Theater. Es ist sicher, daß Rehfisch unter den jungen Leuten vom Theater heute die vergnüglichsten Bointen erfindet. Dabei scheert er sich gar nicht um den Vorwurf, daß dies und das schon einmal dagewesen sei. Er arbeitet mit alten Requifiten des Kulissenerfolges so geschickt, daß der Technifer ihm dankbar die Hände drückt. Ueberraschende Briefe werden ausgeframt, in zwei Minuten enthüllen plöglich hervorgezogene Gerichtsaften, daß ein Ehrenmann ein Schuft und ein Bettelmann ein Krösus ift. Die Betschwester wird ebenso fig als ehemalige Tingeltangelprinzessin entlarot. Und all dieses Spiel der Demastierung führt dazu, daß Nickel, der Säufer und Strauchdieb, von seinem Spleen geheilt Dieser Spleen war merkwürdig genug. Nickel, der mit der 3ange des Einbrechers eben noch gierig hantierte, will plößlich um jeden Preis die irdische Seligkeit haben. Es sizt ihm im Ohr der Floh, daß auf Erden 36 Männer feit biblischen Seiten den Inbegriff jeder Anständigkeit und Frömmigkeit darstellen. Diese 36 Lieblingsjöhne Gottes repräsentieren allein das, was im strengsten Sittentatechismus vorgeschrieben wird. Da offenbar einer von den 36 Hochgerechten in Abrahams Schoß abgerufen wurde, sticht Nickel, den Halunken, unversehens der Ehrgeiz, die Spitzbubenhände nun ein für allemal zu falten und wohlgefällig vor Gott zu werden, wie alle Heiligen des Kalenders. Kruzifig! Nur bekommt ihm diese Heiligenfigur nicht. Ha, es handelt sich aber nicht um eine seelische Befehrung; es handelt sich nur um einen herrlichen Narren und Lebenskünstler, der ein gesundes Weib nachts in seinem breiten Bette So windet sich Nickel in tausendfacher köstlicher Körperpein, da ihm eine verrückte Schrulle an den Leib und sein herrliches Kebsweib Lori aus dem Hause will. Die Kur geht vor sich, indem all dieses Derbe breit, oft zu breit, heruntergespielt und heruntergewütet wird. Es spricht für den Moralisten Rehfisch, daß er die Hauptfrage feines Stückes sehr spannend einwickelt. Es spricht gegen seinen Fleiß, daß er die Frage schließlich etwas schludrig auswickelt. Die Komödie wird im Schiller Theater durch Rudolf Forster unendlich gehoben. Forster war ein entzückender Komödiant, verschlagen in seinen Bewegungen, von einer feltsamen Higigkeit der Rede. Er ist entzückend fomisch, weil er stets so findlich bleibt. Er repräsentiert die treuherzige Schlauheit und die spiß bübische Ehrlichkeit. Er ist ein Schabernac, dem niemand zürnt. Er charakterisiert nicht geradeaus. Die halben Lichter, die er jedem Dinge und Worte aufsetzt, prickeln und fiheln. Schließlich fann er so ausgelassen werden, daß jedes Herz zu ihm hinüber springt. Agnes Straub ist mit Humor und Derbheit die saftige Liebeshälfte des spleenigen Halunken, und Lucie Mannheim und Walter Werner und Ernst Keppler gesellen sich so erheiternd zu der Truppe, daß am Schluß der Dramatiter mit all seinen Helfern Strahlend an die Rampe treten darf Mar Hochdorf
hat.
Und
-
-
"
Als Entree der bekannte Einafter" Pulcinella". Als Mittel- und Gipfelpunkt das romantische Ballet„ Don morte" von Mag Terpis. Zum Rehraus ein spanischer Scherz„ Die Vogelscheuch e". Alle drei Resultate redlicher, sorgfältiger, sauberer Arbeit. Alles fünstlerisch vornehm, vollendet im technischen Können. Künstler, wie Harald Kreuzberg, Mar Terpis, Dorothea Albu, Edith Moser in Solorollen, Ruth Marcus, Daisy Spieß, Ilse Castner im Gruppentanz. Und doch nur ganz wenige starke Eindrücke. In der ersten Szene des Pulcinella" der feine und wirkungsvolle Kontrast geschmeidiger Weichheit im Tanz der drei Pärchen und der eckigen, flatternden grotesken 3appeligkeit Pulcinellas( Terpis). zum Schluß ein glänzendes Pas de deux Albus Kreuzbergs. Im" Don morte" das Solo des Narren( Kreuz berg ), ein grandioses Gemälde des Schreckens, des Grauens, der Verzweiflung. In der Vogelscheuche" einmal ein prachtvolles rhyth misches Zuſammentlingen in den Bewegungen der erschreckten Bolts menge und des als Scheuche verkleideten Manuel( Terpis). Im übrigen bunte Bilder, aneinandergereiht ohne rechte organische Gliederung und gipfelnde Steigerung, daher troß Farbenreichtums meist monoton wirkend. Harmloser, einfältiger Großväterhumor im " Pulcinella" und in der„ Vogelscheuche". Im„ Don morte" die Hauptwirkung verpuffend: in die Schwüle der betäubenden Wirbel weht der eisige Hauch der Todesschauer nicht hinein. Was Terpis in den Totentänzen seiner Boltsbühnenmatinee meisterhaft geftaltete, mißlang ihm hier. Aber wichtiger als alles dieses ist die prinzipielle Frage: warum stellt man sich von vornherein nicht höhere Biele? Warum begnügt man fich, tausendmal ausgelaugten Ballet paprifa zu fultivieren? Was die Russen besser können. Warum versucht man durch Ueberfülle szenischen Prunks zu blenden? Was den modernen Revuen mit phantasievollerem Raffinement gelingt. Wir haben einen Tanzstil, der das Höchste und Tiefste auszudrücken vermag, was Menschenseelen unserer Zeit bewegt. Und die Staatsoper befizt eine Künstlerschar, die diesen Stil beherrscht. Einen Leiter, der aus der Schule der Wigman kommt warum will man, mas man nicht kann, und warum verschmäht man, was man tönnen müßte? J. S.
*
-
Der musikalische Ertrag dieses Abends ist nicht überwältigend. 3war die Pulcinella Suite, die wir seit zwei Jahren fennen, entfaltet wieder unter Kleibers Leitung die verführerischen und grotesten Reize einer föstlichen Melodienfülle, die durch Stras winstis. Bearbeitung einen betont modernen Akzent bekommt, ohne es eigentlich nötig zu haben. Das Mittelstück des Diners Don morte", mit der Musik von Friedrich Wiltens, war durchaus roh geblieben, Meŋrowiz mußte es servieren. Wilkens entnimmt die Einfälle allen möglichen erreichbaren Musikern. Geschicklichkeit der Mache ist da, auch ein kunstfertiges Zusammensetzen von Stimmen und Klängen, ein start effektbetontes Kontrastieren von Tanz und Todesschauer. Aber all diese Malereien verlieren in der bewußten, dicken, aufgetragenen Darbietung von Einzelfarben an Interesse. Es ist soviel Klischee, daß man ein paar flotte Eigenarten( Tanz des Hofnarren, Begiann des spanischen Menuetts) faum mehr beachtet. Biel einfacher und echter ist Manuel de Fallas Mufit zur Vogelscheughe". Ein eigenartiger, spanisch nationaler Rhyth
-
mus springt durch die ganze Groteske. Der Stil einfältigen Bauerntums und eines wigigen Puppentanzes ist in sparsamen Instru menten, in gefunden, wenn auch zulegt matter werdenden Rassenmelodien eingefangen. Nichts Aufrührerisches, nichts übermäßig Driginales, aber tüchtige, saubere charaktervolle Arbeit. Auch dieses Etüd dirigierte Kleiber. Man rief ihn mehrfach, Meŋrowiz aber nicht. Ich habe feinen Unterschied zwischen beiden bemertt. R. G.
K. S.
Ein Weg zu neuen Pflanzen. Der Petersburger Professor Maksimow hat in dem Institut für angewandte Botanik der dortigen Samen von Getreidepflanzen der Wirkung schwacher Lichtkräfte cusgesetzt. Wie in der Umschau" berichtet wird, blühten bei einer Einwirkung zweier Lampen von je 1000 Watt die Bohnen und gaben sogar Samen; Buchweizen brachte nur bei regelmäßiger Unterbrechung von Licht und Dunkelheit Früchte hervor, bei beständiger Beleuchtung jedoch nichts. Die wichtigsten Ergebnisse gab die fünitliche Beleuchtung des Roggens. Gegte man den Roggen der Wirkung des elektrischen Lichtes aus, so unterschied sich sein Korn in der Güte gar nicht vom gewöhnlichen Roggen, aber die Zeit bis zur Bildung der ersten Keime und Aehren war bedeutend kürzer bei ununterbrochener fünftlicher Beleuchtung als bei Sonnenlicht. Diese Versuche Makssimows werden für die Botanik von großer Bedeutung sein. denn sie bieten die Möglichkeit, Pflanzen, die unter natürlichen Verhältnissen nicht zu gleicher Zeit blühen, gleichzeitia zur Blüte und Kreuzung zu bringen. Es ist dadurch ein Bea aevollkommnen und die Bererbungsgesetze der Pflanzen genau au geben, völlig neue Pflanzen zu erhalten, die alten Sorten zu verstudieren.
Einführung des mefrijchen Systems in USA . Dem amerifanischen Repräsentantenhaus ist soeben der Entwurf einer Bill zugegangen, die die Einführung des metrischen Systems für Make und Gewichte vorsieht. Bis jetzt spielte das metrische System in den Bereinigten Staaten nur eine Nebenrolle, lediglich die wissenschaftlichen Kreise gebrauchten es; auch wurde es im Geldsystem der Union angewandt. In der Praris jedoch hielten sich Handel und Industrie an die alten Systeme von 3oll, Fuß, Yard und Meile für Längenmaße, Bushel, Gallone für hohlmaße und Gran und Unze für das Gewicht. Der Gefeßentwurf fieht die Beseitigung aller System allgemein und ausschließlich wirksam sein. dieser Einzelheiten vor; am 1. Januar 1935 muß das metrische
Kabanowa". Erstaufführungen der Woche. Mont. Städtische Oper: Ratja Luftspielhaus:„ Aus heiterem himmel". Dienst. Deutsches Th.: Das Elel". Donn. Klosterstraße:" Störenfried". Freit. Tb. in der Sonnab. Staatl. Schauspielhaus: Die Welt, in der man fich langweilt". Renaissance- Th.: Die fleißige Referin".
Urania - Vorträge. Sonnf.( 5): Ssland". Täglich außer Dienstag: „ Das Lotteriespiel der Ehe". Montag u. folg. Lage:„ Aus Mittwoch( 7): Moral als Lebenstung. den Produktionsstätten der Natur und Kultur". Kultur des Drients. Sonnab.