besage, daß eine Erweiterung der Regierung- nur durch solche Parteien erfolgen könne, die eine Garantie bieten für die Fort- führung der bisherigen Außenpolitik und für die A n e r- kennung der bestehenden internationalen Ver- träge. Wenn Graf Westarp da» al» ein Bekenntnis zur Er- Weiterung der Rcgierungskoalition durch die Sozialdemo- t r a t i e betrachte, so müsse man annehmen, daß die Deutschnatio- nalen die Garantie für die Fortführung der bisherigen Außenpolitik und die Anerkennung der bestehenden intemationalen Verträge a b- lehnen. Es sei aber ollmählich Allgemeingut der Anschauung in den weitesten Kreisen bistiefindasLagerderDeutsch- nationalen geworden, daß eine andere auswärtige Politik als bisher gar nicht In Frage kommen könne. Graf Westarp könne unmöglich erwarten, daß sich die anderen Parteien aus den Bahnen der von ihnen als richtig anerkannten Außenpolitik vor- drängen lassen. Die Frage, wer den Deutschnationalen die Wege zur Mitarbeit verbaut, müsse sich unter diesen Umständen Westarp selbst beantworten. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen kam Stresemann auch auf die Fürstenabfindung zu sprechen. Er bezeichnete es al» bedauerlich, daß das Bild der Auseinandersetzung mit den Fürsten getrübt werd« durch schamlose Ansprüche einzelner Per- sonen, die nicht einmal die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Dennoch wiederholte Stresemann den Appell, dem Bolksentscheid fernzubleiben und«us die Lösung durch ein Kompromiß zu harren. * Diese Rede Stresemanns wird in einem Teil der demokratischen Presse«ls ein Beweis dafür angesehen, daß Stresemann sich gegen die Deutschnationalen «endet. Wer die Rede aufmerksam Nest, und Stresemanns Verhalten sich vor Augen hält, wird zu dem gegenteiligen Schluß kam- men. Die Volkspartei— und auch Stresemann — will unter allen Umständen den Anschluß nach rechts gewinnen. W e st a r p s Rede im Reichstag war genau wie seine letzte Wahlrede ein deutlicher Lersuch, für später den Brücken» schlag zu erleichtern. Nichts haben die Rechtsparteien Luther so übel genommen wie die unglaubliche„U n- g e s ch i ck l i ch k e i t" der Flaggenverardnung, die das heiß- ersehnte Ziel des Wiedereintritts der Deutschnationalen so sehr gefährdete. Stresemann spricht davon, daß„bis tief in die Reihen der Deutschnationalen hinein" die Außenpolitik Deutschlands als unabänderlich angesehen werde. Das Echo erhält er in einer Rede des Grafen Kalchreuth auf einer Vertreter- tagung des Reichslandbundes in Weimar . Dieser Vertreter der wirtschaftlichen Belange der Großlandwirtschaft erklärt ganz eindeutig, daß die Außenpolitik kein Hinderungs» prund mehr für die Reglerungsbeteiligung sein könne. Er sagt: Ich habe mit Staunen gelesen, daß die Parteien der heutigen Regierung eine Erklärung abgegeben haben, nach der sie für die Erweiterung der Regierungsbasi» die Stellung zu unserer bis- herigen und künftigen Außenpolitik war. Ich glaub«, daß zurzeit die Frage der Außenpolitik gegenüber der von mir erörterten Frage der Grundsätze unseres deutschen Kultur- und Staat» t« den» stark in den Hintergrund tritt. Für Kalchreuth sind nämlich Hand�l-nertr've. St""»,. erleichterunien, Abbau der Sozialpolitik und ähnl'chz„B e- I o nq o" v i-e l wichtiger als außenpolitische-»>uenHeleien.- Die Deutschnationalen haben die größte Angst davor, daß nach dem Volksentscheid eine Regierungsbildung ohne sie zustande kommen könnte. Ihre ganze Sebnsucht ist darauf gerichtet.„W ege zur Mitarbeit" zu finden. Und Stresemann! C r b« r e i t e t diese„Wege zur Mitarbeit". Ein peinliches Lob. Hugenberg und die harmlosen Kommunisten. Hugenberg»„Lokal-Anzelger" veröffentlicht Ausführun» gen des Berliner Korrespondenten der.Daily Rems", in denen die deutschen Kommuni st en als harmlos charakterisiert werden. Der deutsche Kommunist sei ein wenig Bourgeois und diese Tatsache dürste die Rettung Europas werden. Der .Lotal-Anzeiger" versieht dies« Meldung mit der Ueberschrist>E i n peinliche» Lob" und bemerkt dazu: .Man sollte diese» Lob des führenden liberalen englischen Blatte« den deutschen Kommunisten nicht vorenthalten." Der„Lokal-Anzeiger" hat recht. Das Lob des englischen Blattes peinlich, sehr peinlich; für Hugenberg und seinen eneralstab nämlich, der sich vergeblich bemüht, den Kommu- nisten ein reootutionäres Tempo beizubringen. Deswegen auch der Rippenstoß, mit dem der Hugenberger Generalanzeiger die Kommu- nisten auf den Damm zu bringen versucht. Aber ob da» abgekürzte verfahren des.Lokal-Anzeigers", das die geheimen Wünsch« seine» Herrn und Meister» allzu ofsen demaskiert, Herrn Hugenberg nicht peinlicher sein wird als den Kommunisten das»peinliche Lob"?
tzaslinöe>ls Einpeitscher ües Lanübunües. fifür höhere Agrarzölle. Auf der Dorstand». und Vertreterversammlung des Reichsland - bundes in Weimar hat Dr. Haslind«, der Reichsminister für Er- nährung und Landwirtschaft, auch zur Zollfrage Stellung ge- nommen. ES sti unbedingt nötig, die Landwirtschaft gegen die Ueberschwemmung mit Agrarprodutten während der Zeit de« Wreder- aufbau» hinreichend zu schützen. Solang« die Industrie den jetzigen Zollschutz für erforderlich und aufrecht holte, könnten auch die bis zum 1. August gültigen Uebergongszölle für Getreid« und Vieh bei der fortgeschrittenen Berelendung der Landwirt- schaft nicht al» hinlänglicher Zollschutz gegen die übermächtig- Konkurrenz h»s Auelandes anerkannt werden. Damit detuvriert der Reichsemahrungsmlnist«? die Absichten der Reicheregierung mit dem deutsch -schmedischen Handelsvertrag auch osstziell, der bekanntlich in plumper Brüskierung der Rechte des Reichstags die Getreidezöll« auf S Mk. erhöht. Was die fort- geschrittene Verelendung der breiten Konsu- m e n t e n m o s s e n dsk Reichsregierung an Pslichten auferlegt, das wird ihr die sozialdemokratisch« Partei zur rechten Zeit klar zu machen wissen.__ Schluß ües Jugenükongresses. Amsterdam . K. Mal. sEIgener vrahtberlchl.) Der Inter - nationale sozialistisch« Zugeadkongreß erledigte am Sonnabend die vorliegenden Anträge. Er beschloß einstimmig die Abhaltung einer Jllhrerkanserenz im Jeahjahr l«? in Kopenhagen und de» nächsten Zugeudtage« im Zahre tS2g in Wien . Zum ersten Vorsitzenden der Zungend- linternationale wurde Karl Heinz. DeutschSsierreich gewählt. Mi» einem Schlußwort voogd». Holland fand die schöne,«beil »- und gewiß auch erfolgreiche Tagung
Ein verbrechen der(d.E.? Das Dunkel um die Fememorde.
Endlose Monate trennen die Gegenwort von den ersten Publi- katlonen über die Fememorde der vaterländischen Der. bände, endlose Monate aufreibender Arbeit aller Behörden. Und wenn auch der Erfolg noch nicht erkennbar ist, eine ganze Reihe wesentlicher Fragen ist gelöst. Wir wissen, daß die schwarze Reichswehr eine Unzahl Verbrechen unter den schützenden Fittichen de» Reichswehradlers begehen konnte, wissen, daß v ö l- tische Abgeordnete in ihrer Gier nach Macht vor einer Mordanftiftung nicht zurückschreckten, wissen, daß.republikanische" Beamten — im Gegensatz zum Gros der deutschen Beamtenschaft— oft unter dem Druck ihter politischen Ansicht ihre Pslicht oersäutntev. Nur eine Frag« ist bisher ungeklärt. Schon einmal war sie die Grundlage eines Prozesies. der in sich zusammenfiel, weil man die Belastungszeugen als.unglaubwürdig" abtat. Die Frage nach der Femeorganisation der Ehrhardt- Le Ute, noch der O. C. Die Erzberger-Mörder, die Rathenau -Mörder, die inhaftierten Mörder der schwarzen Reichswehr waren ihre Mit- glieder und doch fehlt der letzte Beweis fehlen die Erkennt» nisse eines einheitlichen Organismus, der den Mord zu seiner Auf» gäbe gemacht, fehlen die Nachweise der Besehlsgab«. Da» wird neben anderem die wichtigste Aufgabe des Femeausschusses des Reichstags sein: Die Erforschung jener Kreise pensionquittteren- der Militärs, gegen die seit Jahren der Verdacht ausgesprochen wird, daß sie verantwortlich seien für die blutigen Verbrechen, die das öffentliche Leben gefährdeten, schuldig für das Heer der Toten, schuldig aber auch für die Mörder und Beihelfer, Mitwisser und Mittäter, die sie unter Ausnützung ihrer Führerstellung, unter Hin- weis auf den gelobten Kadavergehorsam zu den Berbrechen ge- trieben. « Hans Stimme! war Swdent in Stuttgart . Im dritten Semester mit 13 Jahren. Ein fröhlicher, lachender Bursch der , Ghibellinia". Seinen Eltern hatte er stet» Freude gemacht, seine Lehrer lobten den fleißigen, strebsamen Jungen. Politisch betätigte er sich nicht, obwohl seine Freunde und Kommilitonen in den nationali- stischen und völkischen Verbänden organisiert waren. Bor ihm lag das Leben— lachend und sorgenlos. Da kam der 2i. Juli 1923.... Di« Burschenschaft war aus dem Hause der Alemannen zum Paukabend versammelt. Hans verließ nachmittags nach 4 Uhr seine Wohnung, Reinsburger Straße 113b, um sich dorthin zu begeben. Er hatte sich das Abendessen zurecht gestellt, sich, wie immer, von seinen Wirtsleuten verabschiedet. Auf der Straße wurde er um 6 Uhr von zwei Werbern der O. C., Schaumlössel und Bett er, gesehen. Sie grüßten sich herzlich. Dann blieb er verschwunden! Acht Tage warteten die Ellern auf Nachricht, bis ihnen von den Wirtsleuten das rätselhafte verschwinden des Sohne» mitgeteilt wurde. Sie erkundigten sich bei den Freunden, niemand wollte etwas vom Verbleib des jungen Studenten wissen. Wider- sprechende Aussagen, die einen behaupteten, Hans sei auf dem Pauk- abend gewesen, die anderen wollten ihn schon dort vermißt haben, machten die Eltern unruhig. Der Dater fuhr nach Stutt- gart, suchte alle Personen, mit denen sein Sohn In Berührung kam, auf und fragte nach seinem Verbleib.' Er konnte nicht an ein Verbrechen glauben und teilte die Ansicht"der Polizei, das fein Sohn aus irgend einem anderen Grunde verschwunden sei. Nachfragen bei der Fremdenlegion, Nachforschungen durch da« Genfer und deutsche Rote Kreuz, durch da« Auswärtig« Amt, blieben erfolg. las. Der Vater setzte eine Belohnung au?, plakatierte das Der- schwinden seines Sohnes»nd bat die Oeffcntlichteit um Hilfe. Immer mehr schwand die Hoffnung, daß Han, noch lebe. An- sang Januar 1323 beschäftigt« sich die Presse mit dem geheimni»- vollen Berschwinden Stlmmels. Während die sozialdemokratische und demokratische Presse auf die eigenartigen Umstände hinwies, versuchte die nationale Presse da» Verschwinden al» eine.Flucht In die Fremdenlegion" abzutun. Da wurde am ZI. März 1325. also fast 2 Zahre nach dem ver- schwinden, dl« Leiche im Walde gesunden. Wieder griff die Tagespresse den Fall auf. Die Polizei gab ein D e m e n t i, das besagt, es handle sich um einen Selbstmord. denn bei der Leiche habe man ein Blausäuresläschchen gesunden. Die Darstellungen des Vaters widerlegen diese Ansicht. Er schreibt: .Auffällig erscheint mir zunächst, daß neben dem Schädel nur noch je ein Arm- und Oberschenkelknochen, sowie ein kleinerer Knochen vom Schultergerüst gefunden wurden. Die größeren Teile de» Skeletts, namentlich die Becken- und großen Schulterknochen fehlten, und sind auch im weiteren Umkreis« der Fundstell« nicht entdeckt worden. Die S ch n ü r i ch u h e enthielten keinerlei Knöchelchen mehr. Daß alle diese Knochen und Knöchelchen vom Wild verschleppt sei» sollten, ist nicht anzunehmsn, auch würde sirb größeres Naubwild kaum in unmittelbare Näh« de» Dorfes und d«» Forst Hauses mit seinen schar en Hunden gewagt haben. Die ousgesuadeaen Kleidungsstücke
meines Sohnes waren zu meinem Erstaimen vor unserer Ankuasl in Stuttgart ausgewaschen worden. Weiter erscheint verdächtig/ daß die Brieftasche des Taten mit dem Studentenausweis, dem Ausweis der Technischen Nothilfe und dem Blankoscheck der'Stuttgarter städtischen Eirokasse fehlten. Die Briestasche war aus kräftigem, genarbtem, schwarzem Rindsleder, also aus dauerhaftem Matertal, das'sich auch bei längerem Liegen gehalten haben würde, um so mehr, als die Brief- lasch« gewöhnlich in der inneren Rocktasche getragen wird. Bei den Leichenresten sind-noch vier gut erhaltene Straßenbahnfahr. karten gefunden wordem Wenn diese Fahrkarten, die bekanntlich aus schlechtem, holzhaltigem Papier gefertigt werdctf, erhalten blieben, wie viel mehr hatte dies bei den Papieren i n der Brief». tasche, und der Brieftasche selbst der Fall sein müssen. Beachtenswert ist ferner, daß durch die noch vorhandenen Stoff. teile de» Anzüge» junge Saumwurzeln hindurchgewachsen waren. Der Anzugsstofs muß olio Irgendwo in der Erde vergraben gewesen fein, denn über der Erde an der Luft können doch kaum Baum- wurzeln durch wollene Stoff« hindurchwachsen. Aus diesem Umiwnd muß geschlossen werden, daß die Leiche ursprünglich an anderer Stelle leicht vergraben war und daß Teile davon später an dt« jetzige Fundstelle gebrach« wurden. Das Fläschchen mit Blausäure, das im übrigen bei der Auffindung s est' ver s chra u b t und mit Inhalt versehen war, wurde hinzugelegt, um den Anschein von Selbstmord zu erwecken. Die Fundstell« ist nie und ntmmer die Mordstcll«. Sie befand sich nur wenige Minuten vom Hause des Forstwarts in Dettenhausen und vom Dorfe selbst entfernt. Bon einem Fuß- wege war sie mit etwa 13 Schritten, von der Landstraße mit etwa 103 Schritten zu erreichen. Es handelt sich Um eine Anpflanzung von jungen Buchenbäumen o h n e d ich t« s Unterholz, die nach Angabe der Dorfbewohner im Sommer und Herbst viel nach Waldbeeren durchsucht wird. Ausgeschlossen erscheint es, daß an einer so leicht auffindbaren Stelle ein« Leiche nahezu zwei Jahre lang unbemerkt gelegen haben soll." In einem-späteren Brief an die Staatsanwaltschaft Stuttgart ergänzt der Dater die oben zitierten Aussührungen wie folgt: .Im Anschluß an meinen Antrag gestatte ich mir, Ihnen in der Mordsache meine» Sohnes noch mitzuteilen, daß am 31. März d. I. in Dettenhausen die folgenden Sachen nicht mit ausgefunden worden sind: Die Hosettträgcr, Kragen und Kra- watte, Strumpfbänder und Strumpfhalter und die Strümps«, Hemd Und Weste, und ein paar neue wollene Stutzen. Aus dem Fehlen dieser Gegenstände schließe ich, daß mein Sohn bei dem an ihm verübten verbrechen nichl sosorr tot gewesen ist. und daß ihm vor seinem Tod« einige �Erleichterung durch Eni- ledigung von diesen Kleidungsstücken verschafft werden sollte. Besonder» wichtig erscheint mir die Begegnung der Herren Schaumlöffel und Bett er. die meinen Sohn Zuletzt gesehen haben wollen und die seinerzeit nur zu polltischen Zwecken in Stuttgart weilten, um für den Wikingbund und die Ehrhardt- Gruppe zu werben. Es müßte festgestellt werden, wo sich diese beiden Herren zwischen der Begegnung und der Agkunft auf dem Paukabend(etwa um Uhr) aufgehalten hahvi."� � Acht Tage später erhielt der Dater des Ermördeten einen Brief der Staatsanwaltschaft, die mitteilt, daß für ein Verbrechen„jeder greifbare Anhalt fehlt". Alsdann die vef.sautlichkert' sich'Mit benj-Feme» mne ireTl vefaßle, wandle sich'der Pntrr'im'dte'BetNner"pvliliftie Polizei, mit der Bitte, daß sie sich um den Mord kümmern möge. Diese mußte ober in der unter 1417. 1.». 23 vom 2.Siovember 1323 erteilten Antwort erklären, daß sie zu Nachforschungen nicht b e- fugt sei, weil kein preußisches Gebiet in Frag« komme. Noch immer warten die Eltern, denen der schwarzweiß- rote Tod den einzigen Sohn genommen, daß ihnen ihr Recht werde. Vielleicht gelingt es dem Femausschuß des Reichstags, Licht in da» Dunkel dieses„Falles" zu bringen. Vielleicht findet er von hieraus den Weg an das Herz aller Verschwörungen und politischen Verbrechen, den Weg zur Organisation Consul , der fluchwürdigen Gründung des Kapp-Rebellen und Meineidigen, Herm Kapitän- leutnant Ehrhardt. Zwar hat die b a d i s ch e Regierung in ihrer Denkschrift über die Fememorde den Fall Stimmet nicht erwähnt, mußt« sie doch den Angaben der Staatsanwaltschaft— die keine Anhaltspunkte dafür hat, daß Stimme! einer strafbaren Handlung zum Opfer ge- fallen wäre— Glauben schenken. Wie entsetzlich klingt die un- ruhige Zeit von 1323 in die Gegenwart, wenn der Vater S t i m m e l s zu berichten weih, daß in ungefähr denselben Monaten, in denen seine Familie zerstört wurde, die studierenden Söhne eine» Ruhrindustriellen und eines Breslauer Bahnbamten tn> Ruhrgebiet verschwanden, um als Leichen aus dem Rhein gelandet zu werden. Auch da lautete die Polizei- liche Feststellung:„Selbstmord". Selbstmord oder Mord? Liebeoaffäre oder O.<£.? Earl Mertens.
�Nton Nemee's öegräbnis. Gedenkrede Friedrich Ttimpfers. Prag . 23. Mai. (Stgener Drahtbericht.) Am heutigen Sonn- abend ist' in Prag Anton Ne m ec, der einst geseiert« Führer de» tschechischen Proletariat», zu Grabe getragen worden. Was er nicht nur für die tschechische Arbeiterbewegung war, die er au« kleinsten Ansängen heraus zu achtunggebietender Größe führte. sondern auch was er für die gesamte Internativnale bedeutet«, fand schon äußerlich seinen Ausdruck in der großen Zahl derer, die dem toten Führer die letzte Ehre erwiesen. Außer den sozlaldemokrati- schen Arbeitern Prags und den Vertretern der ParteioganisatioNcn au» allen Gauen des Landes waren u. a. für die International« Genosse d e B r o u ck e r e, für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands Genosse Stampfer, für die deutschösterriichisch« Bruderpartei Genosse Dr. Ellenbogen, sür die un«arische Soziatdemokratfe Grnoss« Buchinger und für die Deutsche Sozial- demokratisch« Partei in der Tschechoslowakei Genosse Dr. E z e ch er- schienen. Nach einem Traverchor ergriff als erster Redner«in per- sönlicher Freund des Toten das Wort, um namens der tschechischen Sozialdemokratischen Partei von ihm Abschied zu nehmen. Für die Arbeiterinternationale sprach Genosse de Broucker», worauf al» Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Genosse Stampfer da» tiefft« Beileid de» deutschen Pro!«- tariats überbrachte, in dessen Reihen der Nam« des Verstorbenen «Inen guten Klang hatte. In jenen Zeiten des Aufschwunges der deutschen Partei nach dem Fall de» Sozialistengesetzes habe der Name de» tschechischen Buchdrucker» au» Brünn dafür gebürgt, daß dl« Sache de» internationalen Sozialismus auch an seiner Wirkung». stätt« sicher« Wurzeln fasse. Ein treuer Sohn des Bolte», verstand Nemee e» wie wenige, sich auch in die Denkart anderer Völker einzuleben, vor ollem in die Kampfbedingungcn de» schwer ringen- den deutschen Proletariats. Was er für die Arbeiterklasse seines Lande« getan hat, hat er für all« getan, und darum gebührt thm dar Dan' aller, Nemec lebtc und kämpfte für den Glauben, daß
Völker friedlich nebeneinander leb«n können, ohne ein- ander hassen und bekämpfen zu müssen. Et ist nun dahingegangen, aber seine Ideen bleiben uns heiliges Vermächtnis! Es sprach sodann Genosse Dr. Ellenbogen- Wien, der dar- aus hinwies, daß vor drei Jahrzehnten der Verstorbene von der Sozialdemokratie in Wien für das Parlament kandidiert wurde. Namen» der deutschen Sozialdemokraten der Tschechoslowakei ver- abschiedet« sich Genosse Dr. C z e ch von dem Toten. Hierauf begab sich«in eindrucksvoller Leichenzug durch die Hauptstraßen der Stadt zum Krematorium, wo nach einer letzten kurzen Abschiedsseier der Leib des Verstorbenen den Flammen übergeben wurde. p6ret wirü reöen müssen. Die Partei Herriots erzwingt Aufklärung. pari», 23. Mal.(Eigener Drahtbericht.) Der Widerstand der Radikalsozialen Partei, die durch die letzten Ereignisse in der Kammer stark zersplittert wurde, gegen das Kabinett Briand ist im Wachsen begriffen. Di« Partei hat nun durchgesetzt. baß der ginanzminister am Dienstag der Finanzkommission der Kammer über die Finanzpläne der Regierung Rede sieht. Die Partei will unter allen Umständen eine Aussprache über da» Finanzproblem. die man in der Kammer aus Verlangen Briand » verweigert hat, erzwingen. . Au, Portugal scheint, wohl infolge Depeschenzensur, nichts durch. zukommen. Der Streit um da» Tabakgesetz wird als- Ursache hingestellt. Aber begründet das einen Mllitäraufstand großen Um- fang»? Freilich, in Portugal ist dergleichen nicht selten. Wilhelm va»zony, einst der einzige Demokrat im aljunaarischen Parlament, zuletzt wieder Kämpfer gegen den Frankensäischerkurs und darum Opfer eines„völkischen" Attentats, dazwischen kgl. Justiz- minister, ist in Baden bei Wien gestorben.. Da» deutsch belgtsche Lustsahrabkommen, ist in Pari» von den Botschaftern beider Staat« unterzaich«t jBMkti,