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fich mit Brettspielen und Lektüre die Zeit vertreiben fonnten, ffatt an trüben Tagen nur eine Wahl zu haben: den Bretterstuhl oder das Bett. Es ist fein Blag! Aber mitten zwischen düsteren Häusern steht düster und talt die Anstaltskirche, groß und leer. Nur zu den wöchentlichen zwei Stunden Gottesdienst wird sie gebraucht. Die find ohne 3wang", wie der Herr Inspektor lobend hervorhebt, gut besucht, denn die Leute find hungrig nach jeder Abwechslung" Manchmal werden in der Kirche auch Filmporträge peranstaltet. Sanft aber ist die große Halle ganz leer. Aber in den Hospitalsälen brängen sich die Alten zusammen, sie haben außer ihrem Bett feinen Blaz, die müden Glieder zu ruhen.

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Damit war der Rundgang beendet. Holzhof( 8 Stunden Holz fögen für 5 Pf.: Segen der Arbeit"), Bäckerei und Werkstätten ( Tischler, Schuhmacher, Schneiderwerfstatt) waren besichtigt. Die Werkstätten arbeiten nur für die Stadt Berlin ; sie sind immer richach beschäftigt. Die Schuhmacherei arbeitet jogar fast nur für die eigene Anstalt, denn es will schon etwas heißen, die 1100 Paar Stiefel der Anstalt in Ordnung zu halten! Die Bäckerei aber arbeitet für alle Anstalten Berlins , vom Obdach bis zu den Krankenhäusern. Sie verfügt über die modernsten Maschinen und liefert ein wirklich

gutes, wohlschmeckendes Brot. Ueber die Infaffen des Hospitals, über ihren Weg hierher und über ihr Schicksal soll noch ein zweiter Artikel folgen.

Elend im Frühling.

Die milde, laue Luft, die lockenden warmen Strahlen der Lenz­jonne haben das Elend aus grauen, falten Höhlen in die städtischen Anlagen und Barfs getrieben. Die eleganten Promenadenreiter des Tiergartens, die Bonnen und Schwestern mit den hellgekleideten, ge pflegten Kindern finden die Bänke besetzt mit ungebetenen, finsteren Gästen. Wie aufdringlich und fraß heben sich ihre Berwahrlosung und die graue Stumpfheit ihrer Mienen ab von dem leuchtenden Hintergrund lichtgrüner Wipfel, schwebender Blütenzweige und gold.

gelber Sonnenreflere.

Da fizzen sie nun in dichter Reihe auf den Bänken und lassen die armen ausgemergelten Körper in der zerschlissenen Kleidung fachte streicheln von der warmen Sonne. Auch ihnen gilt ja die frohe Frühlingsmahnung! Wirf ab die Wintersorgen!" Aber das dumpfe, zermarterte Hirn fann nur noch unflar empfinden:" Wenig stens das Frieren hat jetzt ein Ende! Wenigstens braucht jetzt nicht mehr ein großer Teil der armseligen Unterstützungsgroschen zur Fütterung des Kanonenofens geopfert werden!" Aber fein Wider. spiegeln von Lenzesfreude, kein Wiedererwachen von Lebensluft und Hoffnung angesichts der üppig sprießenden und blühenden Natur ist auf den schlaffen Zügen, in den erloschenen Augen zu finden. Kein schwacher Freudeton aus menschlichem Herzen mill sich in die brau sende Sinfonie des Lebens rings umher ergießen. Der eine ist monatelang arbeitslos, der andere ein halbes Jahr, ein dritter fast ein ganzes. Für uns ist alles aus!" liest man erschüttert in den Bliden noch junger, rüstiger Männer, nur selten erhebt sich das murmelnde, eintönige Gespräch zu einer lebhafter geführten politi. schen Debatte. Meist erdrückt die eigene bittere Misere alles In. tereffe am öffentlichen Geschehen. Nur manchmal überfliegt ein Lächeln ein fummervolles Männergesicht: menn einem der spielenden Kinder sein Ball oder Reifen unter die Bank gerollt ist und es flehend und furchtsam hinüberblickt, bis ihm das Spielzeug mit Ach ja, die freundlichem Blid und Wort zurüdgereicht wird. Kinder! Könnte man es nur schaffen, daß die eigenen daheim nicht Bu hungern brauchten!

Nur

Längst hat die gleiche lange Not ehemalige wirkliche oder ein­gebildete Standesunterschiede hinweggewischt: ohne Abstand zu mar fieren, fißt der stellungslose Handlungsgehilfe oder Kaufmanns. reisende, dessen Kleidung immer noch leise Spuren einstigen Bügel­faltenglanzes zeigt, neben dem stellungslosen Hilfsarbeiter. ein Unterschied besteht noch, den auch das härteste Schicksal nicht zu nivellieren vermag: die Kraft des Geistes und der Reichtum der Seele. Bewunderungswürdig ist es, wenn auch unter diesen Aerm­ften immer wieder ein junger Mensch sich befindet, der mit seligen Augen in die Bracht hineinträumt, deren Anblid ihm in guten" Zeiten bas nüchterne Bureau, der graue, lärmende Fabriksaal raubte, und die gedankenvolle Stirn hineinfenft in geliehene Bücher voll Schönheit und Wissen, die ihm sonst stets das hegende Arbeitstempo aus der Hand riß. Selche fieghafte Lebenstraft wird sich durch ringen.

Nochmals: Die Festnahme im Hemd.

Die Festnahme des Händlers Perchaller aus der Bonen­straße, der von Schupobeamten im Hemd zur Polizeiwache gebradjt murde, veranlaßt das Polizeipräsidium jetzt nochmals zu einer Er flärung, der wir folgendes entnehmen.

Der Kommissionär Gustav Perchaller aus der Boŋen­straße 38 war vor einiger Zeit zu einer Polizeiftrafe von 60 Mark verurteilt worden. Die Geldstrafe ist nach den geltenden Bestimmun­gen bei der Polizeiamtstaffe des betreffenden Bezirfs ein­zuzahlen, die Polizeiamtstasse gibt eine Quittung und benachrichtigt zu gleicher Zeit das betreffende Polizeirevier. Wenn nämlich die Strafe nicht bezahlt wird, so hat das betreffende Polizeirevier nach den Bestimmungen den Säumigen in Polizeihaft zu nehmen. Ber­challer nun hatte seine Strafe ratenweise bezahlt. Die letzte Rate war sehr spät gezahlt worden, so daß furz vorher bie Bolizeiamtskaffe das Polizeirevier benachrichtigt hatte, daß Perchaller immer noch nicht gezahlt habe. Das Polizeirevier entsandte darauf einen Beamten, um Berchaller zum Revier zu bringen. Der Be­amte flopfte am Mittwoch um 5 Uhr früh an die Wohnungs­tür. Berchaller zeigte dem Beamten seine Quittung, dieser aber ver gaß, fich das Aktenzeichen zu merfen, ging zum Revier zurück und erflärte, daß Perchaller schon bezahlt habe. Dort stellte man aber das Gegenteil fest, weil nämlich die Polizeiamtstasse es immer noch nicht für nötig gehalten hatte, dem Revier mitzuteilen, daß die Summe inzwischen bezahlt morden sei. Man beschloß daraufhin im Revier, am nächsten Morgen noch einmal Beamte in die Wohnung zu schicken, die fich das Aktenzeichen ansehen sollten. Diesmal famen fie nicht um 5 Uhr, sondern erft" um 6 Uhr morgens. Perchaller weigerte sich dies mal, bie Quittung zu zeigen. Er werde, wenn er ausgefchlafen habe, zum Polizeirevier fommen und die Quittung vorlegen. Die Be anden gingen fort und erstatteten Meldung im Revieramt Am Nachmittag erschien Frau Perchaller auf dem Revier und gab einem dort fizenden Polizeiassistenten eine Beschwerde zu Brotokoll Der Affiftent hielt es aber nicht notwendig, sie meiter. zuleiten. Infolgebeffen erfuhr der Reviervorsteher davon nichts. Rein Wunder, daß er beschloß, Berchaller nun doch zu zwingen, aufs Re­pier zu tommen. Die Polizeiamtstasse hatte natürlich immer noch

| teine Benachrichtigung geschict. Am Freitag früh 6 Uhr erschienen zum drittenmal zwei Beamte in der Wohnung und verlangten bie Quittung zu sehen, andernfalls der Mann aufs Revier müffe. Perchaller erflärte, er denke gar nicht daran, er habe sich ja gestern beschmert. Davon war nun wieder den Beamten nichts bekannt. Sie befahlen ihm, fich anzuziehen. Ein Beamter blieb in der Wohnung, andere ging auf die Straße, um eine Droschke zu holen. Er ließ die Droschte vor der Tür marten und ging hinauf. Perchaller weigerte sich noch immer, sich anzuziehen und mitzukommen. Daraufhin nahmen ihn die Beamten, wie er war, und schleppten ihn die Treppe hinunter. Leider mar die Droschke nicht mehr da, die zu Fuß gehen. Auf der Wache ließ man ihn eine Stunde fizen, bis hatte inzwischen ein Sivilift genommen. Infolgedessen mußten fie seine Frau mit den Kleidern und der Quittung fam. Da endlich fonnte man die Aftennummer sehen und sich mit der Polizeikaffe in Berbindung setzen: es stimmte alles, Perchaller hatte bezahlt.

Wir hatten schon in unserer gestrigen Meldung das Berhalten der Beamten für einen Mißgriff erflärt. Unser Bertrauen zum Bolizei­präsidenten berechtigt uns zu der Hoffnung, daß die Beamten, die die bergs Nachtausgabe nimmt den Vorfall zum Anlaß, Angriffe Sache verpazt haben, zur Rechenschaft gezogen werden. ugen. gegen die Leiter der Berliner Polizei zu richten. Das ist weiter nicht perwunderlich, da ja gerade die Berliner Bolizei es ist, die den Hugen bergern das schöne Butschrezept so rüdsichtslos verdorben hat. Im übrigen hat der Polizeipräsident schon erklärt, das er den Geschäfts. gang bei der Bolizei einer genauen Prüfung unterziehen wird. Achtet auf die Kinder!

Ein Sittlichkeitsverbrecher treibt in den nördlichen Stadtteilen von Neukölln sein Unwesen. Er hat es auf ganz fleine Mädchen abgesehen, die er an sich lodí und verschleppt. An einem vierjährigen Kinde verging er sich schwer in den Anlagen des Tempel. hofer Feldes bei Neukölln, an einem ebenso alten auf der Treppe des Hauses Pannierstr. 2/3. Der Verbrecher ist etwa 30 bis 35 Jahre alt, hat einen geftuzten dunklen Schnurrbart und trägt eine graue Schirmmüge und einen bräunlichen Anzua. Mitteilungen zu seiner Ergreifung an das Polizeiamt Neukölln, Zimmer 52.

Das Rundfunkprogramm. Sonntag, den 30. Mai.

6.30-8 Uhr vorm.: Frühkonzert des Musikkorps des 1. Batl. 9.( Preuß.) Inf.- Reg. Potsdam. Leitung: Obermusikmeister Wilh. Hagemann. 1. Choral: Lobe den Herrn 2. Armeemarsch Nr. 7 burg: Drei Rosenlieder: a) Monatsrose. b) Wilde Rose, c) Rankende ( 1. Batl.- Garde). 3. Spialek: Ouvertüre, Wolgazigeuner". 4. Eulen­Rose( Flügelhorn: Herr Peters). 5. Fucik: Traumideale, Walzer. 6. Nesvadba: Loreleyparaphrase. 7. Zeller: Potpourri über Motive aus der Operette Der Obersteiger". 8. Kling Wald­

teufeleien. 9. al Rust : Zweierlei Tuch, Marsch. b) Villinger: Ila- Marsch. 9 Uhr vorm.: Morgenfeier. 11.30-12.50 Uhr nachm.: Unterhaltungsmusik der Marimba- Kapelle La Joya de Guatemala". 1. R. Quiroz: Tennisklub, Marsch aus Guatemala . 2. Suppé : Ouvertüre zu Wenn ich ein König wäre". 8. J. Padilla: Valenzia , Foxtrot . 4. J. Paniagua: Tecum Uman, Walzer aus Guatemala . 5. H. Polo: Rosi. Foxtrot. 6. Homartinez: La Maleva, Tango Argentino. 7. Fantasie aus der Oper La Traviata ", bearbeitet für Marimba von G. Alcantara aus Guatemala . 9. Alb. Dominguez: Dominguez. Shimmy von Mexiko . 10. De Yradier: La Paloma, mexikanisches Lied. 11. Hurtado: Paseo Alegre, Marsch von Guatemala . 12. Filipe Yera: La Casita Danza Mexicana. 2.20 Uhr nachm.: Herbert Rosen: Die Postwertzeichen des Deutschen Reiches. 1. Teil: Die Briefmarken von 1872 bis 1900. Anschließend: Neuheitenmeldungen". 3 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule ( Bildungskurse). Abteilung Landwirtschaft. Prof. Dr. Ludwigs: Bodenpflege, die Grundlage gesunder Kulturen( 2. Teil)". 3.30 Uhr nachm. Funkheinzelmann. Fnnkheinzelmann bei Rübezahl von Hans Bodenstedt . Erzählt vom Funkheinzelmann. 4.20 Uhr nachm: Major a. D. Georg Schnarke: Die Uranfänge des Verkehrs. 5 bis 6.80 Uhr abends: Konzert. Anschließend: Ratschläge fürs Haus, Theaterdienst. 7.10 Uhr abends: Hans Siebert von Heister Die große Berliner Kunstausstellung 1926. 7.35 Uhr abends Karl Robert Blum: Die kulturelle Weiterentwicklung des Films ( 2. Teil). 8 Uhr abends: Hermann Krehan: Globetrotter und Globetyper( Wie reist man im Orient?)" 8.30 Uhr abends: Senff­Georgi- Abend. 1. a) Nicholls: Kleiner Marzipansoldat, Marsch b) Suppé Ouvertüre zu der Operette Die schöne Galathee" ( Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Franz v. Szpa­nowski). 2. Senff- Georgi spricht. 3. Lehár : Potpourri aus der Operette Der Graf von Luxemburg "( Berliner Funkkapelle). 4. Senff- Georgi spricht. 5. Robrecht: Das fidele Alt- Berlin. Fox­trot- Potpourri( Berliner Funkkapelle). Anschließend: Bekannt­gabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik( Kapelle Kermbach. Leitung: Kapellmeister Otto Kermbach ).

Montag, den 31. Mai.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

4.10 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Frau( Dorothee Goebeler: Dein Kind lebt nicht von Brot allein"). 5 Uhr nachm.: Novellen. Artur Földes liest aus seinen Werken. 5.30-6.30 Uhr abends: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Anschließend: Ratschläge fürs Konzertmeister Ferdy Kauffman.

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Haus, Theaterdienst. 6.50-7.35 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule ( Bildungskurse). 6.50 Uhr abends: Abteilung Sprachunterricht. Französisch( Prof.O. Colson). 7.15 Uhr abends:( Hochschulkurse). Abteilung Kunstwissenschaft. Dr. Max Osborn : Meister der klassischen Malerei: Velasquez und El Greco". 7.45 Uhr abends: Korvettenkapitän Matthiae: Die Seeschlacht vor dem Skagerrak ". 8.10 Uhr abends: Der Sternenhimmel im Juni( Prof. Dr. Adolf Marcuse). 8.30 Uhr abends: Klaviersonate( op. 53, C- Dur, dem Grafen Waldstein gewidmet) von L. van Beethoven . Allegro con brio Intreduzione( Molto adagio) Rondo( Allegretto mode­rato)( Celeste Chop- Groenevelt ). 9 Uhr abends: Zur Unterhaltung. 1. a) Gluck: Ballett aus Orpheus ", b) Händel: Gavotte Nr. 1 ( Konzertmeister Franz v. Szpanowski, Violine; Konzertmeister Julius Berger, Cello; Hildegard Roscher, Harfe; Ben Geysel, Harmonium). 2. a) Bizet : Pastorale, b) Godard: Berceuse( Angela Sax, Sopran). 3. a) Flotow : Gebet aus der Oper Stradella" ( III. Akt), b) Maillart : Romanze des Silvain aus der Oper Das Glöckchen des Eremiten"( Alfred Ernesti, Tenor). 4. a) Schubert : Ave Maria, b) Noren: Frühlingsmorgen( Franz v. Szpanowski, Julius Berger, Hildegard Roscher, Ben Geysel). 5. a) Tosti: Ideale, b) De Curtis: Erinnerung an Sorrent , c) Holländer: Wenn die Rosen blühn( Angela Sax). 6. a) Auber : Schlummerlied aus der Oper Die Stumme von Portici ", b) Nikolai: Horch, die Lerche singt im Hain, c) Lortzing : Lebe wohl, mein flandrisch Mädchen, aus der Oper Zar und Zimmermann"( Alfr. Ernesti). 7. a) Schwers: Barcarole, b) Gounod: Hymne à Sainte Cécile( Franz v. Szpa­nowski, Julius Berger, Hildegard Roscher, Ben Geysel). An­schließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeit­ansage. Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater und Filmdienst. Königswusterhausen, Montag, den 31. Mai.

1.10-1.40 Uhr nachm.: Studienrat Friebel und Lektor Mann aus London : Englisch für Schüler. 3-3.30 Uhr nachm.: Studien­rat Friebel und Lektor Mann aus London : Englisch für Anfänger. 3.30-4 Uhr nachm: Studienrat Friebel und Lektor Mann aus London : Englisch für Fortgeschrittene. 4-4.30 Uhr aachm. Dr. Freyhan: Gerhart Hauptmanns Tragödien des dumpfen Menschen. 4.30-5 Uhr nachm.: Mitteilungen des Zentralinstitutes.& bis 5.30 Uhr abends: Marie Jörling: Sommerbehandlung des Gemüses. 8.30 Uhr abends: Uebertragung von Berlin .

Die Schmuckplätze in Berlin - Of. Beseitigung der aus der Kriegszeit hinterbliebenen Schäden. Die östlichen Bezirke des älteren Berlin sind nicht überreid an Schmuckplätzen. Gerade diesen Wohnvierteln der merf. tätigen Bevölkerung märe es zu münschen, daß an recht vielen Stellen das Häusermeer durch Grüninseln belebt würde. Doch die Unterlassungsfünden früherer Jahrzehnte, in denen man gegen folche Forderungen des Städtebaues noch ziemlich gleichgültig war und bedenkenlos Mietfaserne an Mietfaserne reihte, lassen sich so leicht nicht wieder gutmachen.

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Im Berwaltungsbezirk Friedrichshain , der den größten Teil des Ostens vom älteren Berlin in sich schließt, ist das Bezirksamt bemüht, die hier vorhandenen Schmudpläge wenigstens so herzurichten, daß sie wirkliche Erholungsstätten für die Bevölke rung sein fönnen. Die eigentliche Lunge des startbevölferten Stadt teils ist der Friedrichshain , von dem der Bezirk seinen Namen hat. Diese jest wieder im herrlichsten Frühlingsschmud prangende alte Barfanlage ist durch die Jahre des Krieges und der Geld entwertung, in denen zur Erhaltung des Parks und der Schmudpläge taum noch das Allernötigste getan merden anlagen der Bläge haben schwer dadurch gelitten, daß die Mittel fonnte, ohne großen Schaden hindurchgekommen. Aber die Garten­zur Instandhaltung fnapp und fnapper wurden. Erst in den letzten Jahren hat die Parfverwaltung des Bezirks, die den Stadtrat Genossen Rosin zum Borsigenden und den Garteninspektor Nord. mann zum technischen Leiter hat, in plan voller Arbeit bie Bieberherstellung der Schmudpläge ein tüchtiges Stüd fördern fönnen. Wer einmal eine Wanderung durch den Bezirk unternehmen und die einzelnen Pläge besichtigen will, mird da manche danfenswerte Verbesserung bemerken. Der Stra lauer Blaz, auf dem es früher recht fahl aussah, bietet jetzt einen erfreulichen Anblid. Auch die Weberwiese" an der Königsberger Straße gehört zu den Schmudplägen, die unter der bessernden Hand gewonnen haben. Die Anlage an der Martinsfirche war in der Striegszeit fo arg verwahrlost, daß sie für Erholungsuchende gesperrt wurde. Sie ist wieder hergerichtet worden und der Zutritt zu ihr steht jetzt wieder frei. Für den Andreasplatz ist eine andere Ge­staltung der Anlagen geplant, bei der die über den Platz verstreuten Häuschen( Bedürfnisanstalt, Berlaufsbuben usw.) möglichst 311­fammengefaßt werden sollen. Bedauerlich ist, daß die Schmud­pläge nicht immer den Schuh finden, den sie per dienen. Geflagt wird, daß durch unverständige Kinder und umberlaufende Hunde manches zerstört wird. Die oft norfommen den gewaltsamen Beschädigungen von Bänten sind rohen Burschen aufs Konto zu sehen, denen man einen empfindlichen Denkzettel wünschen möchte. In einem Halbjahr wurden im Bezirf nicht weniger als 36 Bänke herausgerissen. Der im Friedrichshain liegende große Spielplatz ist die einzige Sportstätte, die der Bezirk hat, und auch fie muß noch von den Nachbarbezirten Mitte und Prenzlauer Berg mitbenugt werden. Neu find zwei Tennis. pläge hinzugekommen; fie murden erst vor furzem eröffnet und werden schon start benugt. Diese nach einem neuen Verfahren angelegten Tennispläge haben unter einer Schladenbede eine mit Bitumen gemischte Kortschicht, die einen federnden Boden bildet. Die ältere Schußhalle am großen Spielplatz foll durch Flügel­anbauten erweitert werden.

Die Parkverwaltung hofft, daß ihre Pläne nicht bei der Haus­haltberatung nereitelt werden. Dem Osten Berlins ist in der Tat zu gönnen, baß für die Ausgestaltung feiner Schmudplätze und Park­anlagen die nötigen Mittel möglichst reichlich zur Berfügung gestellt werden. Wie sehr es dort und in anderen mit Mietstafernen gefegneten Stadtteilen Berlins noch an Grün­flächen fehlt, das erfennt man so recht, wenn man in den sehr piel weniger dicht bewohnten Bezirken des Westens die Fülle präch tiger Schmuckplätze sieht.

Reichsbahnbetrieb mit Taschenuhren. Das Jdyll am Schwielowsee

Aus Caputh wird uns geschrieben:

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Jahrzehntelang war unser Ort von der Reichsbahn insofern etwas stiefmütterlich behandelt, als der einzige für uns in Betracht fommende Bahnhof Caputh - Geltom auf dem gegenüberliegenden Ufer der Havel lag, und nur unter Bemuzung einer Fähre erreicht merden konnte. Von einem Teil des Ortes Caputh , insbesondere von der Kolonie Friedrichshöhe, liegt der Bahnhof Caputh - Geltom mehr als 1 Kilometer entfernt. Trog jahrleganger Bemühungen und Eingaben der Einwohnerschaft tonnte man es nicht erreichen, daß die Reichsbahndirektion einen Bahnhof auf dem linfen Havel ufer errichtete. Als jedoch einige Berliner Bankgrößen, die sich in Friedrichshöhe angefiedelt hatten, die Sache in die Hand nahmen, wurde der Bau eines neuen Bahnhofes fofort bewilligt, jedoch unter der Bedingung, daß die Einwohnerschaft selbst die Kosten des Baues und die Gehälter der zwei erforderlichen neuen Beamten auf Jahre hinaus übernähme. So entstand im Jahre 1922 der Bahnhof Schwielowsee ", der sofort einen beträcht­lichen Aufschwung erlebte, da fie drei Viertel des gesamten Personen­perfehrs an sich riß, den der überaus ungünstig liegende Bahnhof Caputh - Geltom bis dahin bewältigt hatte. Auch der Ausflügler­verkehr, der besonders an Sonntagen sehr stark iſt, wird faſt aus­Schließlich von der neuen Haltestelle besorgt. Obwohl sich nun dieser neue Bahnhof für die Reichsbahn sehr gut rentiert, besteht diese darauf, daß die Gehälter der beiden Beamten noch auf zwei weitere Jahre von den Einwohnern bezahlt werden. Darüber hinaus lehnt es die Reichsbahndirektion hartnädig ab, auch nur die elementarsten Anschaffungen aus eigenen Mitteln vorzunehmen: der Bahn­hof Schwielowsee , durch den von frühester Morgenstunde besikt feine Uhr! Alle dahingehenden Borstellungen blieben bis spät in die Nacht hinein zahllose Personen- und Güterzüge fahren, bisher erfolglos. Die Beamten müssen ihren verantwortungsvollen Dienst unter 3uhilfenahme eigener Taschenuhren versehen. lleberhaupt haben diese Beamten sehr vielseitige Auf­gaben; da der Bahnhof, übrigens sehr zweckmäßig, unmittelbar an einer doppelten Straßenkreuzung angelegt ist, muß der eine Beamte, menn ein Zug eingelaufen ist, zunächst drei Schranken in Bewegung setzen und dann im Laufschritt zum Ausgang stürzen, um den aus­steigenden Fahrgästen die Karten abzunehmen. Mittlerweile hat fein Kollege, der die Fahrkarten verkauft und die Gepäckbeförderung besorgt, noch für die richtige Abfertigung des Zuges zu forgen. Dieser ganze Dienst vollzieht sich, wie gesagt, mit Hilfe von Taschen­uhren. Bisher ist weder an den Schranken noch im Bereich des Bahnhofes Schwielowsee ein Unglüd poffiert. Sollten aber einmal Menschenleben zugrunde gerichtet werden, dann wird die Reichsbahndirektion unmöglich die Schuld auf andere abwälzen fönnen.

Die Stadtverordnetenverfammlung hat in diefer Boche zwei Sigungen, eine am Dienstag um 6 Uhr und eine am Frei­tag um 5 Uhr.

Stadtverordnetenfraffion. Morgen, Montag, ben 31. Mai, abends 6 Uhr, Sigung( Rathaus, Zimmer 109).

35 Juban Juban Torwart

die Zigarette des deutschen Sportsmannes

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TUSAN