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Sonntag 30. Mai 1026

�lug öer Ifllm-Äöelt

Vellage des vorwärts

Die Filme Ksr Woche. -der provlazonkel.' (Zllhambra.) Dles« Film kann als Schulbeispiel dafür gelten, daß der Film etwas ganz anderes ist als Literatur oder Theater oder sonst etwas. womit er äußerlich und innerlich Beziehungen unterhält. Wollte man den Film bloß nach seinem Inhalt beurteilen oder nach seinem dramatischen Aufbau, so wäre man bald fertig mit ihm; denn die Handlung ist in der Tat an vielen Stellen brüchig und im ganzen unwahrscheinlich. Ueberdies wird zur rechten Zeit immer abgestoppt. und zum Schluß siegt die Tugend aus der ganzen Linie und die Leutchen, die sich gegen so und soviel« Paragraphen des Strafgesetz- buches vergangen haben, werden überdies von der Provinztante noch mit Tausendmarkscheinen belohnt damit sie heiraten können. Sieht man aber den Film als bloßen Bilderbogen an, so muß man zu- gestehen, daß Manfred N o a etwas sehr Unterhaltendes, Lustiges, mit vielen guten Regieeinfällen geschaffen hat und daß man vor lauter Schau» und Betrachten die Bedenken, die man etwa beim Lesen eines Schmökers gleichen Inhalts haben würde, übersieht. Schon die Eröffnung: prächtige Tierbilder von der landwirtschast- lichen Woche, und erst recht der Traum des dicken Provinzonkels Emil Klitz auf Klitzenhagen, in dem tausend Erinnerungen an Ber - liner Tag« durcheinanderwirbeln, reizt den Appetit. Er fährt also nach Berlin , um im Haus« irgendeines Freundes in der Saiseralle«, der auf Jagd geht, das Regiment zu übernehmen. Hier wird er gleich von einer jungen hübschen Tänzerin in Beschlag genommen, die scheinbar aus der Flucht vor Revolverschüssen ist. Die Diener- schaft des Hauses hat nämlich mit dem Oberschieber Mudicke ein Komplott geschmiedet, während der Abwesenheit ihrer Herrschast hier einenNockttultursalon" zu eröffnen. Die Tänzerin soll den Alten Herrn halten. Aber, o wehe, die Provinztante, die herrschsüchtig« Frau, hat Lunte gerochen und folgt ihrem Manne spornstreichs. Man kann sich vorstellen, was für drollige Situationen sich entwickeln, als die handfeste Dam« ihren Mann im Tete�l-tete mit der Tänzerin er- wischt und nun diese zum Temepel hinausschmeißt. Trotzdem gelingt die Spekulation Mudickes. Der Provinzontel feiert mit der Tänzerin seinen großen Abend in der Bar und dann in Perbrecherspelunken, wo er total ausgeplündert wird(wieder witzig« Intermezzi). Di« ......... a. Schlll

Alte ist hinter ihm her, ohne ihn finden zu können.

Zeßlich

trifft sich alle» in der Billa in der Kaiserallee wieder, wo inzwischen der Kultursalon erblüht ist. Der Onkel tanzt im Nachtkostüm mit der Tänzerin vor der Zuschauerschast der Spieler und Schieber. Sie kommt dazu, und es gibt ein« heillose Gaudi. Dann requiriert sie ein« ganze Abteilung Schupo, und nun wandert die ganze Herrlich- keit auf die Polizeiwache, wo der Alte nochmals ausgeplündert wird. Inzwischen haben die beiden angehenden Brautpaare der Provinz- tant« alles gestanden, sie unter Anbringung eines Bubikopfes modern hergerichtet und wallfahrten nun mit ihr aufs Polizeirevier, um den guten alten unschuldigen Provwzonkel wieder freizulotsen. Nur Mudicke muß dran glauben. Er wird im grünen Wagen nach Moabit transportiert. Der Prooinzonkel ist von seiner veränderten Alten so entzückt, daß er nie wieder auf Berliner Abenteuer ausgehen wird, und zwei Brautpaar« siegen sich in den Armen. Herz, mos willst du noch mehr! Jakob Tiedtte spielte den Provinzontel ganz famos und Margaret« Kupfer war die durchaus ebenbürtige Gattin. Beide haben zum lustigen Erfolg das Erheblichste beigetragen. Liane Haid zeigte als Tänzerin, daß sie vieles zugelernt hat. Sie hatte rnisgezeichncte Moment«. Den pfiffigsten, gerissensten und in seiner Mimik unwiderstehlichsten Schieber stellte Siegfried Arno auf die Beine. Man hatte seine voll« Freud « an diesem Burschen, der auch, als alle» schief geht, nicht einen Augenblick sein« gut« Laune verliert. Die Photographie Otto Kantureks hatte wunderbare Bilder vom Berliner Nachtleben eingefangen. v. -Der Schrei aus öen Lüsten.' (Primus-Palasl.) Ein neuer Rin-Tin-Tin-Film aus der Produktion 1326! Man hat Rin-Tin-Tin oft sehr gut arbeiten sehen und befürchtet daher unwillkürlich ein« Enttäuschung. Sie bleibt erfreulicherweise aus, denn wem die früheren Film« gefielen, dem gefällt der neuest« Film auch. Man sieht diesmal den schönen Schäferhund in der Umgebung, in die er von Rechts wegen hineingehört, nämlich bei der Herde. Rin- Tin-Tin tut aufopfernd fein« Pflicht, dennoch gerät er in den furcht- baren Verdacht, er habe Schafe aus der benachbarten Herde zer- rissen. In Wirklichkeit ist ein Geier der Schrfräuber. Hierin liegt ein« große Unwahrscheinlichkeit, denn die Hirten, die mit und in der Pflanzen« und Tierwelt leben, wisien aus der Art des Angriffs

genau, welcher ihrer Feinde sich ein Lamm holte. Doch im dür

_ ilm dürfen die Schäfer«s nicht wiflen, well sich fönst nicht sieben mit Hochspannung geladene Akte von Liebe und Treu « ergeben wür- den. Rin-Tin-Tin stellt dem Geier nach, jedoch die Hirten haben den Tod des Verfolgers beschlossen. Der Besitzer kann seinen Hund

natürlich ist, das Haus und wird vom Geier in die Lüfte entführt. Nun wird Rin-Tin-Tin zum Erretter. Gerechtfertigt und neuer Sympathien gewiß, steht er zum Schluß des Films da. Der Regisseur Hermann C. Raymaker lieferte eine geschickte Arbeit. Das Familienleben ist reichlich süßlich ausgemalt, die Hauereien um den Hund sind ziemlich brutal und die Sensationen übertrieben. Rin-Tin- Tin

, ein aufmerksames, kluges Tier mit lebhaftem Mienenspiel, ist wieder glänzend. Er ist, wie jeder Hund, ein geborener Schauspieler. Di« Amerikaner haben es verstanden, ihn und viele seiner Artge- noflen filmwillig zu machen. Ed. D. Dupar kann Tiere photo- graphieren, das sah man vor allem bei den Ausnahmen des Raub- oogels._ e. b. »Irau Suse." (Sammerlichkspiele, kursürskendamm.) Ein neues Kino am Kurfürstendamm , dieses Mal in Halens««, Ecke Cicerostraße, ein Zweigunternehmen der Richard-Oswald -Licht- spiele. ein kleiner Raum ohne Ränge und Logen, in blaßroten Farben gehalten. Das kleine Orchester spielt zu Beginn die M»rtha- Ouvertüre, dann spricht Gräfin Bothmer einen Prolog zu dem Wiener FilmFrau Suse". Der Prolog zeichnet sich durch ge- heimnisvolle Verse aus, Gräfin Bothmer läßt sich scharf durch Schein- werfer beleuchten. Kein Mensch weiß, wozu die ganze Hebung gut ist. Der Film selbst erinnert an die Kindheit des Films, als man ihn noch in Schaubuden zeigte. Selbst die Photographie ist unzu- reichend. Die Darsteller gefallen sich in studierten Posen, himmeln- den Augenoufschlägen, grimmen Zornesfalten und ähnlichen' abge- brauchten Filmrequisiten. Die Handlung geht in Wien vor sich, zur Zeit der Inflation, mit den bekannten Typen: Schiebern, verarmten Offizieren, edlen Töchtern, die arme Akademiker lieben und den Schieber heiraten, um die Ehre der Familie zu retten. Hinzukommt ern« Kriminalgeschichte, der Mann wird ermordet, die Frau kommt in Verdacht, am Schluß hat es der frühere Liebhaber gemacht, der aber freigesprochen wird, da er in Notwehr handelte. Das Ehebett ist nun definitiv gesichert. Die Handlung rollt schwerfällig ab, Rührungstränen rollen unentwegt. Spannung fehlt, Regie ist nicht vorhanden, das Ganze ein peinvolle Sache. Besser der zweite Film Trude, die Sechzehnjährige", Manuskript und Regie von Conrad Wien«. Ein kleines Ladenmädchen wird Gräfin nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten. Sie muß z. B. vorher Ba- ronin werden, um als standesgemäße Braut auftreten zu können. Ein verkrachter Baron geht die Scheinehe ein. Katastrophen drohen. Am Schluß aber allgemeiner Jubel auf der Leinwand und im Orchester. Viel von Courths-Mahler , doch die Aristokraten kommen sehr schlecht weg. Da» klein« Mädchen allein fit tüchtig, die anderen sind Faulenzer, die von ihren Renten leben. Beinahe eine Parodie auf Gesellschaftssilme, beinahe eine Anhrangerung. Di« Regie hat Einfälle, haut den Film gut auf und steigert die Handlung. Jack T r« o o r spielt mit vornehmem Gesicht den reichen Grafen, viel- leicht etwa» zu vergeistigt, Max Landa zeigt Begabung für ver- krachte Existenzen, beschränkt sich aber im Frack nur auf ein ge- pflegtes und kultiviertes Aussehen, und Annie O n d r a ist al» kleines Ladenmädchen sprühend und überzeugend, wirkt jedoch im Affekt posiert und im Schmerz übertrieben rührselig. F. S. Zahlen von öer Iilmlnöustrle. Jüngst hat die Außenhandelsstelle wieder ihre Ziffern für da» erst« Vierteljahr deutschen Filmhandels im Jahre 1326 veröffentlicht. Aber die wenigsten find imstande, sich ein Bild aus diesen Zahle» zu machen. Was heißt es denn eigentlich, wenn da gedruckt steht. daß wir 4572166 Meter belichteten Positiofilm ausgeführt haben?! Das heißt, daß diese Filme aneinandergehängt einen Streifen von einem Drittel unserer Erdachse oder einem Neuntel unsere» Erdumfangs ergäben! Das heißt, daß bei einer durchschnittliche» Aktlänge von 366 Metern 15 246 Akte herauskämen! Eine Film- rolle ist 3,5 Zentimeter hoch. Also ergäben die 15 246 Akte aufeti� andergestellt eine Säule von 533 Metern Höhe, was immerhin einigermaßen beträchtlich ist. wenn man bedenkt, daß der berühmt« Riesmwrm" auf der Weltausstellung in Wembley 356 Meter hoch war und der Eiffelturm 366 Meter hoch ist, ganz zu schweigen vom Kölner Dom , dessen Türm«nur" 157 Meter aufweisen! Mit einem Filmstreifen von 4 572166 Meter Länge kann ei» Kreis gespannt werden, dessen Radius 728 Kilometer groß fit. also fast so groß wie von Berlin bis an die Alpen ! Die längsten Flüsse der Welt in allen Erdteilen allein können die Konkurrenz damit aushalten. In Asien ist der Ob 5216 Kilo- meter, der Ienissei 5266 Kilometer, der Iangtsekiang 5266 Kilo- meter und der Lena 4666 Kilometer lang. Alle anderen großen Flüsse einschließlich des Ganges und Bramaputra, des Amur und Hoangho , sind kürzer als derSilberstreifen", den die deutsche Film- industrie in einem einzigen Vierteljahr zur Ausfuhr brachte. In Amerika können nur der Mississippi und Amazonas mit ihm konkur- rieren, in Afrika nur der Nil , in Europa nur die Wolga ! Das fit aber lediglich die Ausfuhr von belichteten Filmen. Di« Rohfilmausfuhr erreichte im selben Vierteljahr die ungeheure Zahl von 18885 666 Metern. Wollte man ein Stück Land treisförmig damit umspannen, käme man weit über Europas Grenzen hinaus.

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