Die Banken in der Wirtschaftskrisis.
Nominelle Diskontpolitik.
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Bedeutung der neuen Zwischenbilanzen.
Die Leiter unserer Großbanten find schlechte Propheten. Noch| am 15. September vorigen Jahres hat Dr. Wassermann von der Deutschen Bank auf dem 6. allgemeinen deutschen Bankiertag mit starker Prätension versichert, eine allgemeine Wirtschaftskrise liege nicht vor. Wenige Wochen darauf war die schwerste Wirtschaftskrisis im Land und Fürstenberg, der Außenseiter unter den Großbant leitern, behielt mit seinem Peffimismus recht. Er hatte damals auf eine Bemerkung, daß wir ja nun wohl über den Berg feien, far tastisch geantwortet, daß, wenn das richtig sei, es ja min bergab gehen würde. Er behielt aber nicht nur recht für die Wirtschaft, sondern auch für die Banken.
Die Krisenverluste der Banken.
Es steht heute fest, daß das Gewitter, das mit dem Zufammenbruch des Hauses Stinnes für die Privatbanken heraufzog und das nur durch das Opfer mehrerer Großkonzerne für die Gläubiger banken zu einem glimpflichen Ende fam, mur das Vorspiel zu här teren und realeren Verlusten war, die mit dem Massenzufammen bruch von Firmen und den Massenprotesten von Wechseln über die Banten hereinbrachen. Diese Verluste waren sehr groß. Sie wurden nur von den Banten verschwiegen, die durch Verabredung fich auf die Ausschüttung einer Prestigedividende verpflichtet hatten, und von den Gewinnen vorweg in Abzug gebracht, die fie in ihren Abschlußbilanzen auswiesen. Die Deffentlichteit brauchte sich um diese Berlufte nun nicht weiter zu fümmern, einmal, weil sie Verfuste von privaten Unternehmungen waren, und zum anderen, weil die Privatbanken in den letzten Monaten durch die Hausfebewegung auf dem Effekten und Rapitalmartt diese Verluste mehr als tom penfiert haben. Aber der kreditwirtschaftliche Rahmen, in dem sich diefer Sanierungsprozeß der Privatbanten vollzog, auch feine allgemeinwirtschaftlichen Folgen und Gefahren, stellen diesen Sanierungsprozeß der Privatbanken in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Sein Ergebnis ist nämlich ein Zustand der Geld- und Rapitalmärkte, den man ohne labertreibung als anarchisch be
zeichnen darf.
Günstige Wirkungen.
Zunächst allerdings scheinen die Auswirkungen der Strifis auf die Politik der Banten und auch für die Wirtschaft günstig. Während nämlich auf dem Bantiertag vom September es noch als un
möglich und auch als una med mäßig erklärt wurde, die auf der Wirtschaft liegende Last der Zinsen und Provisionen zu ver ringern, haben die von den Banken erlittenen Verluste sowohl als auch der Kampf auf der stark verengerten Geschäftsbasis um die wenigen in der Krisis noch möglichen guten Geschäfte eine beträchtliche Sentung der Zinsen, auf dem Geldmarkt gebracht. Was aber noch wichtiger ist, als diese Sentung der absoluten Zinsläge auf dem Geldmarkt, das ist die Berringerung der 3insspanne und die Verschärfung der Banken tonturrenz. Wenn auch die Ermäßigung der Kredit provision vom Oktober vorigen Jahres von jährlich 3 auf 2,4 Proz. noch als Scheinzugeftändnis der Banken an die damalige Preisabbauaktion der Regierung Luther angesehen werden mußte, denn die Banten schlugen in den meisten Fällen die Differenz einfach an anderer Stelle wieder auf, so konnten fie sich doch der zweimaligen Diskontermäßigung durch die Reichs bank und( noch wichtiger!) der Verringerung der Lombardspanne im Februar von 2 auf 1 Proz. nicht entziehen. Auf der einen Seite ließen sie den Diskontherabsetzungen( für die provifionspflichtigen Einlagen wenigstens) eine Senfung der vergüteten 3infen um nur Broz. folgen, und zum anderen mußten fie die Zinsspanne mit der Herabsetzung des Lombardfazes um ein volles Prozent verfürzen. So ging die Zinsspanne von 7,9 bzw. 8,4 auf 6,9 bzw. 7,4 Broz. zurüd. Aber auch die Verschärfung der Banten fonfurrenz hatte günstige Wirkungen. Der Kampf um das menige gute Wechselmaterial, den die letzte Diskontherabsetzung vom 27. März auf 7 Proz. und die Unanbringbarkeit der massenhaften arbeitslosen Gelder noch verschärfen mußte, führte durch das Ausbrechen wichtiger Banten aus den festgelegten Diskontfonditionen zur Freigabe des Wechselgeschäfts und damit zum Absturz der Zinstoften für gute Wechsel bis weit unter den Reichsbantdisfont. An diesem Punkte aber beginnt die Gefahrengrenze der Entwicklung.
Geld- und Kapitalmarkt ohne Lenkung.
B
Die anregende Wirkung der Zinstostenverringerung auf die Wirtschaft und damit für die Lösung der Wirtschaftskrisis blieb aus. Einmal blieb die Zinsspanne mit ihren 6,9 bzw. 7,4 Proz. noch zu groß. Denn gerade für die wichtigsten den Wirtschaftsprozeß an regenden offene n Kredite blieb es bei den alten übermäßigen Binstoften. Die von der Reichsbanf jetzt durchgeführte Kreditenquete hat die Beleuchtung dieses wundesten Bumites der privaten Bantpolitik zum Ziel.. Sodann fanden die massenhaft durch die Abfah- und Beschäftigungstrifis freigesetzten Wirtschaftsgelder, verstärkt um große Gummen noch nicht verwendeter Auslandskredite, auf einem Kapitalmarkt Zuflucht, auf dem sich durch die Steuerabbaupolitik des Reiches zahlreiche Kommunen und sonstige öffentliche Körper als Rapitalfucher einfanden und dessen Aufblähung von den Banten noch gefördert werden mußte, um für die erlittenen
Die deutschen Waldkonzessionen in Rußland . Zum Geschäftsabschluß der Mologa Holzindustrie A.-G. Bekanntlich hat Sowjetrußland mit seiner Ronzessionspolitit, durch die es den westlichen Kapitalismus in rififofreier, aber einträg licher Weise sich dienstbar machen wollte, wenig Glüd. Trogli ſelbſt bezifferte im vorigen Jahre den damaligen Produktions wert der 90 bestehenden Konzessionen, mit Ausnahme der Waldfonzessionen, auf nur 1 Million Rubel Immerhin find aber gerade die Waldkonzessionen die wertvollsten. Die wichtigſte unter ihnen ist die unter deutschem Einfluß stehende Mologa Holzindustrie 2.-G. Berlin - Leningrad ( Aufsichtsratsvorsitzender Erkanzler Dr. Wirth), deren Gründung im Zusammenhang mit dem Rapallo - Bertrag auch politische Bedeutung hatte und deren Konzeffion einen geschäßten ausbeutbaren Waldbestand bei MologaRybnik in der Größe des halben Freistaats Sachsen umfaßt. Von diefer Mologa - Gesellschaft liegt nun der erste Geschäftsbericht nach der Goldumstellung zum 30. September 1925 vor.
Die Ausdehnung, die die Gesellschaft in dem vergangenen Sohre genommen hat, läßt sich am beften aus der Veränderung der Bilanzziffern ersehen. Der Wert der Werksanlagen( darunter 1925 neu eine nach dem Geschäftsbericht sehr lukrativ arbeitende moderne Riftenfabrit in Solz3y) ist von 1,82 auf 2,87 Millionen erhöht, der Wert der Betriebseinrichtungen mit 1,07 gegen 0,48 Millionen niehr als verdoppelt. Die Forderungen aus laufenden Verkäufen( 8,67 gegen 3,70 Millionen) und die Holz und Produkten. verräte( 14,94 gegen 6,45 Millionen) sind gegen das Borjahr fast pergmeieinhalbfacht. Die Schulden der Gesellschaft, die noch immer zum größten Teil dem Ausbau der Konzession dienen( das eigene Kapital ist auch dann noch gering, m die durchgeführte Erhöhung auf 3 Millionen berücksichtigt wird) sind entsprechend von 14.04 auf 29,83 Millionen gestiegen. Am deutlichsten fommt die Ausdehnung der Geschäfte in der Bilanzjum me zum Ausdrud, bie mit 30,17 gegen 14,38 Millionen ebenfalls mehr als doppelt ist.
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Der Geschäftsbericht ist leider sehr dürftig. So find teine Produktions- und Abjazziffern gegeben, auch nicht das
Berluste und das magere direfte Kreditgeschäft Ersatz zu finden. Die Möglichkeit, fich billigeres Rapital auf dem deutschen Kapital. martt als durch Buchkredite bei den Banken oder im Ausland zu perschaffen, mußte auch die Industrie noch auf den Kapitalmarkt führen. Es ist klar, daß die leberwindung der wirtschaftlichen Depression und der Wiederaufstieg zur Konjunktur für den Kapitalwicklung der Dinge diesen Wiederaufstieg nicht überhaupt zunächst markt gefährlich werden muß, wenn die zweite Gefahr der Ent verhindern wird.
Diese liegt nämlich darin, daß heute die Lenkung der Kreditwirtschaft dem Zufall überlassen ist. Daß die Diskontfäße der Privatbanken für gute Wechsel unter Reichsbanksaz stehen und die Reichsbank faum eine Hoffnung haben darf, durch Diskontermäßigung etwa die Privatbanken wieder unter ihre Führung zu zwingen, nimmt der Reichsbank das wichtigste Instrument zur Lenkung der Kreditwirtschaft sowohl als auch zur Regulierung des Geldumlaufs. Sie ist rein auf die Konkurrenz um das Wechselgeschäft mit den Privatbanken angewiesen, und weil die Privatbanken die Redis fontierung bei der Reichsbank weder vorzunehmen brauchen noch die Reichsbank sie dazu anhalten fann, ist alle Distontpolitit der Reichsbant heute rein nominell Soweit nur die hohen Roften des offenen Buchkredits dessen Inanspruchnahme hindern und soweit nur Wirtschaftsgelder durch die Krisis freigesetzt sind, müffen diese hemmungslos auf den Kapitalmartt fließen und dort auch Nachfrage finden. So ist die Diskontpolitit nicht nur auf dem Geldmarkt für das Angebot, sie ist auch auf dem Kapitalmarkt für die Nachfrage wirtungslos, und es ist deshalb nicht abzu fehen, mann und mit welchen Mitteln Geld- und Kapitalmarkt wieder in jene gesunde Kommunikation miteinander gebracht werden fönnen, die zur Ueberwindung der Wirtschaftskrise unentbehrlich ist. fönnen, die zur Ueberwindung der Wirtschaftskrise unentbehrlich ist.
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Der Spiegel der Zwischenbilanzen für Ende April. Zur Berdeutlichung dieser Zusammenhänge sind die für Ende April wieder veröffentlichten Zwischenbilanzen der Banken von erheblichem Gewicht, befonders wenn man fie mit den früheren Bilan zen und zugleich mit der Entwicklung der Reichsbantgeschäfte ver. gleicht. Während sich nämlich der Wechselbestand der Reichsbank feit Jahresbeginn( unter Berücksichtigung der in ihm noch enthaltenen Fremd devisen) sich auf annähernd die Hälfte gefenkt haben dürfte, ist der Wechselbestand der sechs Berliner Großbanten( ohne Handelsgesellschaft) von 1247 auf 1382,9 Millionen, berjenige der Kreditbanken insgesamt von 1441 Ende Oktober 1925 auf 1741 Millionen Ende April angewachsen. Nur die von den Privatbanken wegen ihrer Privatbant" geschäfte so viel befehdeten Girozentralen blieben in ihrem Wechselbestand stabil: gegen 162 Millionen Ende Oktober 1925 ist er mit 160,5 Millionen noch Emissionen auf dem deutschen Kapitalmarkt spiegeln sich in zwei um 1,5 Millionen niedriger. Das starte Börsengeschäft und die anderen Pofitionen wieder: bei den Berliner Großbanken stieg das April von 119 auf 230 Millionen, bei sämtlichen Kreditbanken von Lombard und Reportgeschäft von Ende Dezember bis Ende lionen. Das ist das Doppelte. Die eigenen Wertpapiere stiegen für Ende Oktober mit 136 Millionen bis Ende April auf 284,3 Mildie Großbanten in den entsprechenden Monaten von 61,4 auf 82,3 Millionen, für die Kreditbanken insgesamt von 113 auf natürlich auch die Girozentralen( Oktober bis April) mit 21 auf 124,3 Millionen. An diefer Steigerung des Effektenbefizes find lionen beteiligt. Besonders interessant ist die Entwicklung 48,4 und die berichtenden drei Hypothekenbanten mit 17 auf 32,2 Milschieben sind. Insgesamt zeigt sich weder bei den Großbanten der Buchforderungen, soweit sie in gedeckte und ungedeckte unterBollständig umgekehrt aber wurde das Dedungsverhältnis durch noch bei den Kreditbanken zusammen eine sehr fühlbare Bermehrung. Sicherungsübereignung. Wie die gedeckten Kredite anwuchsen, fo nahmen die ungedeckten аб( 1458/1583: 837/871 und die Konzernzusammenbrüche und die Krisenverluste auf die Bant1794/2153: 1335/1080); ein deutliches Zeichen, wie alarmierend politit gewirkt haben. Ganz anders das Debitorengeschäft bei den Girozentralen: in laufender Rechnung stiegen die Außenstände nur geringfügig auf 371,3 Millionen; dagegen wuchsen die lang. anderen Seite steht eine ebenso sprunghafte Steigerung des Befristigen Darlehen sprunghaft auf 696,2 Millionen; auf der anderen Seite steht eine ebenso sprunghafte Steigerung des Beftandes an langfristigen Anleihen auf 295 Millionen.
Unter den Passiven zeugen die durchweg start gestiegenen Gut haben bei anderen Banten für die Ende April immer noch äußerst starte Flüssigkeit des Geldmarkts und Aufnahmefähigkeit für Emissionen des Kapitalmarkts. Dagegen sind die eigentlichen Einlagen ( auf beiden Konten) nicht in dem gleichen Verhältnis gemachfen. Bei fämtlichen 88 Kreditbanken wuchsen die Einlagen auf provifions. freier Rechnung zwar von 2240 Millionen Ende Oftober auf 2874 Millionen Ende April; die sonstigen Einlagen( fonstige Krevitoren) gingen aber von 2137 auf 1884 Millionen zurüd. Daß es auch für den Verkehr innerhalb der Banten nicht an Mitteln fehlt, zeigt der Stand der Bankafzepte, der bei den privaten und öffent lichen Banken auf der ganzen Linie rückgängig ist.
Damit find die Zwischenbilanzen ein deutliches Spiegelbild aller derjenigen Symptome, die wir als für die Verfaffung des Gelb- und Kapitalmarkts charakteristisch oben gekennzeichnet haben.
Berhältnis gekennzeichnet, in dem sich der Absatz vom Weltmarkt ab nach Innerrußland verschoben hat. Es wäre gut gewesen, wenn die für 1925 von anderer Seite angegebene Monatsproduktion von 3000 Baggens auch durch den Geschäftsbericht fontrollierbar gewesen wäre. Dasselbe gilt für die Behauptung, daß die von der Ronzeffionsgebiet mit 300 Kilometern fchon fertiggestellt fei. Ebenso Gesellschaft nach dem Konzessionsvertrag zu bauende Bollbahn im fehlen Mitteilungen über die Zahl, Unterbringung und Bersorgung der Belegschaften, deren Unterbringung und Versorgung ja erhebliche Mittel beansprucht. Ueber die Bemühungen Dr. Births, Auslandskapital zur Konsolidierung furzfristigen Schulden zu beschaffen, verlautet ebenfalls nichts. Das alles wäre fehr wichtig gewesen, meil die Gewinnrechnung bei 6,22 Millionen Holzertrag und 5,91 Millionen Generalunkosten nach 0,44 millio. nen Abschreibungen mit einem Verlust von 127 226 Mart abfchließt. Dieser Verlust ist bei vollständig neu aufzubauenden Kon geffionsunternehmungen durchaus nichts ungewöhnliches, im Gegenteil. Aber um so sorgfältiger müßte der Geschäftsbericht, auch angesichts der wirtschaftspolitischen Bedeutung dieser speziellen Konzession, über den Ausbau des Unternehmens berichten.
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Bon der Geschäftslage wird gesagt, daß trotz der Depression auf dem Holzweltmarkt nicht nur der Absatz auf dem innerrussischen Markt zu angemessenen Breifen möglich, sondern auch die Zahlungs. weise der Hauptabnehmer, der staatlichen und halbftaatlichen Trusts, reibungslos und ohne Verluste gewesen sei. An das Ausland wurde im wesentlichen Papierholz verfrachtet. Bemerkenswert ist, daß nach neuen, mit der russischen Regierung getroffenen Berein barungen die Gesellschaft das Recht erworben hat, selbständig weitere Waldgebiete zu erwerben und auszubeuten, sowie neu gewonnene oder auch aufgekaufte Produkte im Inland und Auslard zu verkaufen, und zwar auch ohne Vermittlung der Außenhandelsstellen. In der Generalversammlung wurde über das neue Geschäftsjahr mitgeteilt, daß es sich bisher sehr gut angelassen habe. Burzeit sei es schon möglich, nach Beendigung der Aufbauarbeiten die laufende Produktion voll auszunuzen. Auch der Ausbau der Filialen( bisher Moskau , Chartow, Kiew , Odessa , Rostom) sei fort geschritten.
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Ständiger deutsch - französischer Wirtschaftsausschu
Unter Borsiz des bekannten Luxemburger Großinduſtriellen Emil Mayrisch haben in den letzten Tagen in Luremburg Bes sprechungen deutscher und französischer Persönlichkeiten stattgefunden. Die Beteiligten haben sich heute zu einem Komitee zusammengeschloffen, das die persönliche Fühlung unter seinen Mitgliedern rellen und wirtschaftlichen Tatsachen und Zusammenhänge in aufrechterhalten soll und sich die objektive Klarstellung der tultuDeutschland und Frankreich zur Aufgabe macht. Bei voller Wertung des nationalen Gesichtspunktes will man auf diesem Wege eine fehlerfreiere und dem beiderseitigen Interesse entsprechendere Grundlage für die Beurteilung der Fragen gewinnen, die das Verhältnis der beiden Länder berühren. In Paris und Berlin soll je ein st ä n- außer mehreren Forschern und hervorragenden Persönlichkeiten des diges Bureau eingerichtet werden. Von beiden Seiten sind öffentlichen Lebens auch zahlreiche Bertreter großer Interessenrich tungen vertreten, darunter das franzöfifche Comité des Forges, das Baumwoll- und Kohlensyndikat und französische Banken, von deutscher Seite Dr. Deutsch( AEG.), Louis Hagen, F. von Mendels john, E. von Stauß, Frizz Thyssen und andere.
erworbenen Werke und Beteiligungen des Stinnes Bon der Bereinigte Stahlwerte A- G. Daß die vom Montantrust bisher stützenden Banken angesehen werden darf, beſtätigt folgende Ronzerns weitgehend auch als Finanztransaktion zugunsten der Meldung. Danach sind die vom Montantruft erworbenen Werke und Beteiligungen nur vorläufig auf Rechnung der Vereinigten Stahlwerte getauft. Sie werden nur zum Teil bei diesen verbleiben, zu einem anderen Teil als Austausch gegen Verbandsbeteiligungen an andere westdeutsche Konzerne übergehen, die für die betreffenden Arbeitsgebiete ein besonderes Interesse haben. Die Kohlenbeteiligungen des Montantrusts werden neu geordnet. Gelegentlich der Aufnahme der Vereinigten Stahlwerfe A.-G. in das Kohlensyndikat wird beantragt, den Vereinigten Stahlwerken ab 1. Juni eine Verkaufsbeteiligung von 22 439 500 Tonnen, eine Verbrauchsbeteiligung von 11 807 520 Tonnen, eine Kotsverkaufsbeteiligung von 2523 208 Tonnen und eine Brifettverkaufsbeteiligung von 1 200 650 Tonnen zu gewähren. Die Verkaufsbeteiligung der Gelsenfirchener Bergwerts A.-G. soll nach dem Antrag auf 1,75 Millionen werden. Die Beteiligungsziffer der Rheinischen Stahlwerke soll auf. Tonnen herabgesetzt und ihre Berbrauchsbeteiligung aufgehoben 7 035 800 Tonnen Berkaufsbeteiligung, 709 800 Tonnen Verbrauchsbeteiligung, 1877 825 Tonnen Kotsverbrauchsbeteiligung und 400 400 Tonnen Brifettverkaufsbeteiligung festgesezt werden.
Stadtschaften und Wohnungsbau. Bon zunehmender Bedeutung für die Finanzierung des städtischen Wohnungs- und besonders ge= meinnüßiger Siedlungsbauten find die von einzelnen Provinzen ins Leben gerufenen Provinzialstadtschaften, die ähnlich wie die alten Landschaften für die Landwirtschaft, als Stadtschaften für den städtischen Hausbau Hypothekengelder sammeln und zur Verfügung stellen. Nach dem Geschäftsbericht der Preußischen 3entrallandschaft Berlin, dem Zentralinstitut der bestehenden sechs Provinziallandschaften( neu Grenzmart, Posen, Westburg, Pommern, Ostpreußen und Hannover allein an 3055 ohpreußen und Provinz Sachsen) waren die Stadtschaften Branden nungsneubauten beteiligt. Am 1. März befanden sich für 43 Millionen Goldpfandbriefe im Umlauf, die bekanntlich im Februar neben der preußischen auch die Reichsmündelsicher heit erhalten haben.
lung der Rohstahlgemeinschaft des A. Produktenverbandes und des Die Stahlproduffion bleibt eingeschränkt. Die Monatsverfamm Stabeisenverbandes setzte am 27. Mai die Einschränkung der bisher, also auf 35 Prozent feſt. Rohstahlerzeugnisse für den Monat Juni in der gleichen Höhe wie
Freiburg, 30. Mai .( Eig. Drahtb.) Auf dem badischen Parteitag, der am Sonnabend und Sonntag in Freiburg tagte, bildungsgesetz mit allen gegen eine Stimme bei mehreren wurde zu dem kürzlich vom Landtag beschlossenen Lehrer= Enthaltungen ein Antrag angenommen, der der sozialdemokratischen Landtagsfrattion das Vertrauen ausspricht. Gegen die Haltung der Frattion wandte sich der Reichstagsabgeordnete Genosse Ged Mannheim. Ihm trat der sozialistische Innen- und Kultus minister Remmele entgegen, der das Gefeß im Landtag eingebracht hatte, und für die Frattion deren Berichterstatter Genosse Ridert
Das Referat über die Reichspolitit hielt Genoffe Reichstagsabgeordneter Hermann Müller Berlin. Der Parteitag proteftierte dann noch gegen das herunterreißen einer Reichsflagge durch einen Reichswehrsoldaten bei dem Reichsbannertag in Konstanz und die Nichteinhaltung eines Bersprechens der Reichsbahnverwaltung, indem sie die Linie München Stuttgart- Rehl, nicht aber die verlangte Reintal- Linie Frankfurt- Bafel elektrifizieren will.
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Parteitag der oberen Rheinprovinz.
Köln, 30. Mai .( Eig. Drahtb.) Am Sonnabend und Sonntag tagte in der Städtischen Festhalle in Koblenz der Bezirksparteitag der Sozialdemokratischen Partei Bezirt Obere Rheinproving. Berlauf und Debatte bewiesen das außerordentlich starte und rege Interesse, das die organisierten Parteigenossen ben po litischen Fragen entgegenbringen. Das Hauptreferat hielt der Genoffe Wels über„ Die Sozialdemokratie und die Zukunft Europas". Er zeichnete in der ihm eigenen plastischen Weise ein Bild der gegenwärtigen politischen Situation, die mit Naturnotwendigkeit zu einer europäischen und darüber hinaus einer internationalen Verständigung auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet drängen. Das große historische Verdienst der Sozialdemokratie seit Ende des Krieges sei die Tatsache, daß sie unverblendet und frei von nationalem a ß, aber erfüllt von der Notwendigkeit nationaler hingewirkt habe. Der Vortrag des Parteivorsitzenden wurde von Griſteng auf eine Befriedung der Welt und der Geister den Delegierten mit großer Spannung angehört und durch langen Beifa 11 quittiert.
Ueber die neuen Gemeindegesetze sprach der preußische Landtagsabgeordnete Genosse Haas. Unter den Entschließungen, die einstimmig angenommen wurden, hat eine politische Bedeutung, da fie sich mit Entschiedenheit gegen die unqualifizierten Angriffe des Generalreichstommissars für Rhein und Ruhr, Schmid, im Ministerium für die befeßten Gebiete richtet. Die als Gäfte dem Parteitag beiwohnenden Bertreter von Hessen- Naffau und Niederrhein schlossen sich der Entschließung und den darin aufgestellten Forderungen rückhaltlos an. Jedenfalls sind die rheinischen Sozialdemokraten nicht geneigt, sich fortgesetzt die Herausforde rungen eines Mannes gefallen zu lassen, der in parteifanatischem Haß seine eigentliche Aufgabe ,, als vermittelndes Glied zwischen den Parteien im Rheinlande zu stehen, mit Füßen tritt.
Die Tagung selbst verlief bis zum Schluß völlig harmo. nisch und ohne jeden Zwischenfall. Genosse 3örrgiebel als Borsigender fonnte das am Schlusse mit Befriedigung feststellen. Seine Aufforderung, die ganze Kraft zusammenzufassen, damit die großen politischen Entscheidnugen der nächsten Wochen mit einem Erfolge enden, wurde mit Jubel begrüßt. Die Versammlung schloß mit dem Gesang des Sozialistenmarsches.