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Nr. 254 4Z. Jahrgang

1. Seilage ües Vorwärts

Mittwoch, 2. Iuni l42ö

Schulfragen im Staötparlament. Ablehnung der Schnlgelderhöhung. Die Pädagogische Akademie.

Die Berliner Stadtverordnetenversammlung hat gestern ein paar für dos Schulwesen wichtige Beschlüsse ge- faßt. Einstimmig wurde für die höheren pnd die mittleren Schulen die S ch u l g e l d e r h ö h u n g. die der Magistrat nach dem Bor - gang des Staates beantragt hotte, abgelehnt. Einstimmig wurde auch gefordert, dah die schon beschlossene neue Art der Stafse. l u n g des Schulgeldes sofort in Kraft gesetzt wird. Dagegen versagten die Bürgerlichen gegenüber der Forderung, daß bei dem teilweise» oder gänzlichen Erlaß von Schulgeld die Leistungen des Schülers nicht berücksichtigt werden sollen. Den Beschluß, daß mit diesem Grundsatz gebrochen wird, setzte die Linksmehrheit gegen die Bürgerlichen durch. Eine Niederlage erlitten die Bürgerlichen auch bei dem sozialdemokratischen, von unserem Genossen H o d i ck e begründeten Antrag, der für Berlin eine der pädago- gischen Akademien fordert und dieser Lehrerbildungsstätte den weltliche» Eharaktcr wahren will. Die rechtsstehenden Parteien samt Zentrum verlangten Streichung der Weltlichkeit, und die Demokraten wünschten statt der wclllichen Akademie eine simul- tone. Beide Aenderungen lehnte die Linksmehrheit ab, und sie erhob den sozialdemokratischen Antrag unverändert zum Beschluß. Mit dieser Forderung der Wcltlichkeit der neuen Lehrer- bildungsstätten werden die Linksparteien des Berliner Rathauses die Mehrheit der deutschen Lehrerschaft auf ihrer Seite haben. Aber der Beschluß ist leider nur eine Kundgebung, die an dem jetzigen Cha- »akter der pädagogischen Akademien nichts ändert. » In der gestern abgehaltenen Stadtverordnetenversammlung, der ersten nach den Osterscrien, teilte zunächst Vorsteherstellvertreter Dcgncc<KPD .) die imVorwärts" veröffentlichte Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion mit, die sich auf die Ab- ficht der Rc i ch s b a h n bezieht, in Rummelsburg ein eigenes Kraftwerk zu bauen, das bei der kommenden Elektrifizierung der Stadt- und Ringbahn den Strom liefern soll. In der Frage der Erhöhung des Schulgeldes für dlc höheren und mittleren Schulen hat der Haushaltausschuß beschlossen, der Versammlung zu emp- fehlen, der vom Magistrat beantragten Schulgelderhöhung die Zu- stimmung zu versagen. Die Versammlung soll ferner den Mo- gistrat ersuchen, den bereits beschlossenen Schulgeld st asfel- tarif sofort in Kraft zu setzen: die bisherige Hebung an den- Heren Schulen, bei dem teilweisen und dem gänzlichen Erlaß des Schulgeldes die Leistungen der Schüler mitsprechen zu lassen, soll in Zukunft fallen. Genosse Lohmann berichtete namens des Ausschusses. Stadtverordneter Hildebrandt(Dem.) wandte sich gegen die letzte Empfehlung des Haushaltausschusses. Er trat das in Gemeinschaft mit dem Deutschnationalcn Herzog und dem Volksparteilcr Cofpari. Der Kommunist Goß erwiderte den Rednern, daß unmöglich der Zustand aufrechterhalten werden könne, daß Eltern, die es'sich leisten können, ihre unfähigen Kinder auf den Schulen belassen, während bei Freischülern schon bei einein gelegentlichen Nachlassen der Leistungen die Entfernung von der Schule möglich ist. In der A b st i m m u» g wurden die ersten beiden Absätze des Ausschußbeschlusses e i n st i m m i g, der letzte nur mit den Stimmen der Sozialdemokraten und Kam- munisten angenommen. Der tödliche Anfall, der gestern wiederum beim Vau des Großkraftwerkes Gummelsburg passiert ist, oeronlaßte die sozialdemokratische und die kommunistische Frak- tion zu folgender Anfrage: Trotz des fast einmütigen Beschlusses der Stadtverordneten­versammlung und trotz der durch den Oberbürgermeister für den Zilagistral abgegebenen Zusicherung, daß den bei dem Vau de» Großtrastwerkes Bummelsburg beschästiglen Ar- beitcrn ausreichende Löhne, Achtstundentag, au». reichende Schutzmaßnahmen gewährt werden sollen. haben sich bis heute die beteiligten Firmen geweigert, diesen berechlialcn Forderungen nachzukommen, was gedenkt der Bla- gistrat zu tun. um die brutale Weigerung der Unternehmer zu brechen und zu verhüten, daß, ähnlich wie heute wieder, tödliche Unglücksfälle sich ereignen?

Der Mogistrat hüllte sich in Stillschweigen: jedenfalls hätte er durchaus die Möglichkeit gehobt, sofort zu ant- warten. Er zog es aber vor. sich durch einengewöhnlichen töd- lichen Unfall" nicht aus der geschäflsordmingsmäßigen Ruhe bringen zu lassen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden eine große Anzahl Vorlagen und Anträge ohne Debatte erledigt. Unsere Fraktion hott« bereits im Januar den Antrag gestellt, die vom preußischen Staat in Mitteldeutschland geplante pädagogische Akademie noch Berlin zu bekommen, sosern der Stadt dadurch keine sinan- ziellen Lasten entstehen. Die Akademie soll nach unserem Antrage weltlichen Charakter tragen. Genosse hädicke begrün- dete den Antrag in längeren Ausführungen. Die Vertreter der bürgerlichen Parteien erklärten sich mit dem Inhalt des Antrages einverstanden bis auf den letzten Absatz. Eine pädagogische Akademie mit weltlichem Charakter konnten sie sich natürlich nicht vorstellen. Aber aller Widerstand nützte nichts: die Links- Mehrheit beschloß unter Ablehnung aller Abänderungsanträge der bürgerlichen Parteien gemäß dem Anträge der sozialdemokra- tischen Fraktion. Die Kommunisten halten es immer noch für nötig, demDeutsthsoziolen" Kunze für seine Reden den nötigen Resonnonzboden zu schaffen. Kunze hatte wieder einmal einen Leitartikel für sein Biättchcn geredet und Letz von den Kommu- nisten verschwendete Zeit darauf, ihm mit ernsthafter Miene zu antworten. Alle anderen Parteien ließen Kunze und seine sechs Mann unter sich, herausgekommen bei der Rederei ist nichts als Kroch!_ Die Trauergemeinüe. Aus dem Kirchhofstor kommt eine Gruppe gewichtiger Herren mit feierlichenWichstöppen" von kriegervereinsmäßigen Formaten: ihr Anblick orientiert den Betrachter: Veretnsbcgräbnis erster Klasse. Wahrhaftig, alles ist da: die Schar der Kollegen mit Intelligenz- drille und künstlerischer Skalplocke, der Fahnenträger des Alpen - verein? in tirolerischer Andreas-Hofer-Tracht, und die Kameraden vom Derein ehemaliger Soundsovieler. Man sieht sofort, daß der Verstorbene im Leben etwas gegolten hat! Und darum geht jeder der lieben Kollegen noch mal zu den nächsten Hinterbliebenen, schüttelt ihnen unter ein paar mühsam zusammengesuchten Worten mit gerührt tremolierender Stimme und treuem Blick die Hand. Dann sammelt sich die Trauergemeinde, und nach einem kurzen, allgemeinen Gemurmel ist man sich einig über das, was man nun- mehr zu tun hat. DieKirchhofskneipe" ist das ersehnte Ziel. Ver- einsweise rücken drinnen die Trauergäste zusammen. Zunächst spricht man noch ein wenig über den Toten. Aber lange hält man sich bei dem traurigen Thema nicht auf, denn nun findet man den Uebergang zu den eigenen Angelegenheiten. Bald wagt sich ein kleiner Scherz hervor. Noch verkneift man sich das Lachen. Der eine oder der andere sieht sich verlegen um. Aber schon wird man dreister, und einig« nicht gerade für Töchterschulen bestimmte Witze werden ris- kiert. Eine Lachsaloe dröhnt auf. Die wenigen Damen der Vereins- brüder genießen das Vergnügen ihrer Seltenheit, sie sangen bald an, unter ehehcrrlicher Oberaufsicht rechts und links ein wenig zu kokettieren, der eine und der andere der Herren Kollegen gibt sich einen Ruck im Kreu.z. Eigentlich eigentlich ist man doch noch ein ganz patenter Kerl! Und man wird ein bißchen galant, riskiert einige Schmeicheleien» über die die Damen strahlend mit einem prononciertenGottseidant" quittieren. Schließlich wird es richtig gemütlich, und wenn dann die Trauermusikanten verständnisvoll .Freut euch des Lebens" anstimmen, dann fällt alles freudig ein. Diesmal ging Gevatter Tod nach vorbei. Drüben auf dem Kirchhof liegt der Tote: von den vielen schon halb vergessen. Nur daheim sitzt wohl eine alle Mutter, sitzt eine Frau mit ihren Kindern, und ihre Seelen sind verkrampft in Schmerz, hier dauert es Monate oder wohl gar Jahre, ehe sich die Freude wieder einstellt.

ver Zuruf auf üer Straße. Allzu harte Strafe wegen einer Rüpelei. Der LZjährige Kutscher Rudolf E. komint eines Abends in animierter Stimmung mit mehreren Freunden die Straße Alt- Moabit entlang, sieht vor einem Cafe die jugendliche Buchhalterin Gurtsch stehen, die auf ihren Freund wartet, und ruft ihr zu, in- dem er auf seinen Hund zeigt:Du hast ja Milch, gib ibin inal Milch." Aus dieser Iungenpöbelei entwickeln sich dramatische Vor- gänge. Ein Schupoposten wird alarmiert, ein zweiter folgt, man geht zur Feststellung der Personalien aus die Wache, und hier konnnt es zu Szenen, die dem E. eine Klage wegen Beleidigung, Wider- standes gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung ein- bringen. Ganz klar werden die Vorgänge auch vor Gericht nicht. Zwei Behauptungen stehen sich diametral gegenüber. Der Angeklagte will schon auf dem Treppcnflur der Wache von einem Wachtmeister G. getreten und oben von mehreren Beamten mit Faustschlägcn bearbeitet und mit Koppel und Gummikniippel schwer mißhandelt worden sein. Dagegen habe er sich zu wehren gesucht. Man habe ihn in die Zelle geschlcist, wo er dann oersuchte, sich die Pulsader zu öffnen. Die Beamten, vier Wachtmeister, sind der Ansicht, E. äußerst liebenswürdig behandelt zu haben. Man habe ihm sogar einen Stuhl angeboten. Er sei aber aus- und ans Fenster gesprungen und habe um hilie gerufen. Dann habe er die Beamten angeclriffen und wie ein Wahnsinniger getobt, so daß er in die Zelle gesperrt werden mußte. Dort verübte er den Selbst- Mordversuch, wurde in das Krankenhaus Moabit gebracht, ver- Kunden und entlassen. In seiner hochgradigen Erregung sprang er am Bahnhof Bellevuc in den Kanal, um sich zu ertränken. Die Feuerwehr rettete ihn und brachte ihn ins Krankenhaus zurück, wo er mehrere Wochen bleiben mußte. Wenn man als wahr unter- stellt, daß die Beamten sich korrekt verhalten und nicht geschlagen haben(der Angeklagte schilderte die Art der angeblichen Mißhond- lungen sehr eingehend!), so fällt nur eines aus: wie es möglich war, \daß vier bis fünf kräftige Schupobeamte mit dem wirklich nicht über- «nährten jungen Menschen nicht um Handumdrehen fertig werden konnten. Der Angeklagte behauptet, daß auf der Wilhelmshavener Wache sehr oft geschlagen werde. Im Lause der Verhandlung stellt der Vorsitzende einige bezeichnende Fragen. Vorsitzender: haben C. und seine Freunde Abzeichen getragen? Wachtmeister Geisdorf: Nein, einer hatte, glaube ich, einRot- Front"-Abzeichen. Sonst niemand. Vorsitzender: Und der Ange- klagte? Geisdars: Er trug kcins. Staatsanwalt(abwehrend): Das tut wohl nichts zur Sache. Ich sehe keinen politischen hinter- grund. Vorsitzender: Ich wollte es nur feststellen, um die Persönlichkeit des Angeklagten zu kenn- zeichnen. Der Sachverständige Dr. Joel, Arzt des Moabiter Krankenhauses, hat bezeichnenderweise Spuren von Miß- Handlungen im Gesicht und auf dem Rücken des Angeklagten einwandfrei festgestellt. Das Gericht verurteilte E. dem staots- onwaltlichen Antrage gemäß wegen Beleidigung des jungen Mädchens zu 3 Wochen Gefängnis, berechnete die übrigen Delikte auf 3 Monate Gefängnis und zog die Strafe auf 3 Monate 2 Wochen Gefängnis zusammen. Ei» hartes Urteil für einen Jugendlichen, der sich zwar eine Rüpelei hat zuschulden koinmen lassen, dessen Psyche aber, wie die überaus schnellen und hartnäckigen Selbst- Mordversuche andeuten, zweifellos brüchig ist. hoffentlich legt der junge Mensch Berufung ein.

Morü an einem ehauffeur! Rütfethaste» verschwinden eines Kraftwagenführers. Das Verschwinden eines Kraftwagenführcrs sucht die Kri- minalpolizei aufzuklären. Gestern, Dienstag, vormittags fand ein Schupobeamter auf einem Dienstgange etwa 500 Meter von der Heerstraße eine Berliner Autodroschke verlassen da- stehen. In dem Wagen lag ein weißer herrcnkragcn, der auf der rechten Seite zwei verwischte Blutflecke aufwies. Außerdem hatten unbefugte Hände allerdings ohne Erfolg versucht, die Lichtmaschine und die Bereisung des Wagens zu entsernen. In Anbetracht der verdächtigen Umstände bei der Auffindung des Wagens wurde die Mordkommission der Kriniinalpolizei be- nachrichtigt. An Hand der Erkennungsnummer des Auto konnte der Besitzer, der Fuhrunternehmer Ludwig hauck aus der Liebenwalder Str. 33 ermittelt werden. Wie er sagt, wurde der herrenlos gefundene Wagen von dem 29 Jahre alten Kraft- Wagenführer Friedrich Müller aus der Prinz-Hanjery-

Zu was fragfte erst?" sagte in solchem Falle Kamerad Pfeil, der das Davonlaufen, bevor die Antworr erfolgt war, nicht leiden konnte. Draußen auf dem Korridor erregte Vater auch Erftau- nen. Wo er jetzt hin wolle, fragte Mutter. Er wolle sich erst mal verschnaufen, frische Luft schöpfen, zu Atem kommen vastehste? Mutter erklärte:Bei uns is doch keene schlechte Luft. Den ganzen Vormittag standen die Fenster offen." Also du verstehst nich!" klang? aus Vaters Munde. Ja, ich wees wirklich nich, wat de willst." Na, denn will icks dir sagen. Ick will draußen wieder'n bisken wachsen. Hier bin ick so kleene geworden." Er hielt die Hand einen halben Meter von der Erde. ..Weefte Mare, wenn ick nich wißte, det de den janzen Vormittag zu Hause warst, hätte ick dir in'n Verdacht, du kämst direkt aus de Planschapthete." Na Mutter, da haste eijentlich nich so ganz unrecht. So benommen is mir ooch. Det kommt ober davon, det ein'n de Jörn übern Kopf wachsen." Damit dauert? doch noch ein Weilchen. Aimeliese is ja vor ihr Alter hibsch groß. Aber deine Jröße hat se doch noch nich. Und bei Karle oder gar Fritzen hat et doch noch jutc Wege." sagte Mutter, gut zuredend. Du vastehst ma eben nich," entgegnete Dater und wollte gehen. Mutter faßte ihn beim Bermel und sagte:Bleib doch." Nee," sagte Vater.Det verträgt ja keen normaler Europäer." Ach Vater." redete Mutter gut zu.fcu mußt nich alles so tragisch nehmen. Das Neue ist ja ooch janz scheene. Sieh mal, man soll Kinder nich in ihre Jejenwart loben. Aber det kann man ruhigen Gewissens sagen: sie sind doch jetzt viel manierlicher wie früher." Mutler." mischte sich Fritze ins Gespräch, den Kopf durch pie Tür steckend),«unser Lehrer sagt, das war een falscher

Grundsatz, daß man die Kinder nich loben soll, wenn sie dabei sind. Man tadele sie auch in ihrer Gegenwart und dann müsse man ihnen gegenüber auch Gutes anerkennen.' Da hast es!" rief Knorke,

jetzt fängt der ooch an zu u>achsen. Na. Mutter, wachsen se oder ivachsen se nich?" Mutter ging erregt aus Fritz zu:Wirst du wohl deinen Mund halten, du vorlaute" Vater hielt sie zurück: Laß man Mutter, strapzier dir nich! Er hat recht." Wat?" sagte Mutter, nun völlig fassungslos. Ja. fiehste, habe ick et dir nich gesagt? Jeistig wachsen se uns iebern Kopf. Und das is fcheen, is für die kommende Menschheit jut, aber wir uxr- den dabei immer kleener. Und wenn wir uns an die heranwachsende Jugend nicht empor- schlängeln, entwurzeln uns die nächsten Frühjahrsstürme" hat neulich der Redner über Jugendkultur gesagt. Siehste, und nu kam ick mir vor, als wenn man mir eene Wurzel nach der andern, mit der ick mir an de alte Welt festge- klammert hatte, abhaute. Und die neuen wachsen so langsam. Und deshalb will ick een bißken frische Lust schnappen. Wenn ick da draußen'ne Weile mit mir alleene bin, da finde ick mir wieder, und dann bin ick ooch wieder selber wat. Wenn man ooch bloß ein ganz klein wenig." Du, Anneliese," wandte er sich plötzlich an diese.Hör mal gut zu! Ihr habt woll in der neuen Schule auch schon sexuellen Unterricht oder wie det heeßt." Sexualunterricht? Ja Vater, was willst du wissen?" antwortete Anneliese, zu ihrem Bater unbefangen auf- schauend. Knorke blieb der Mund offen.Ick? ick? Heilje Jöttin Wissenschaft ? Nee, laß man. et eilt ja nich. et hat ia schließlich bis morjen Zeit" und er war zur Tür hinaus. Wir essen in'ner halben Stunde Mittag!" rief Mutter ihm noch nach, bekam aber keine Antwort mehr. Fritze war währenddem aus der Tür ganz auf den Kor- ridor getreten,,.>-

Jetzt standen alle drei Knorkes halb abwartend, halb ängstlich auf die Mutter schauend, da, die ihrerseits eins nach dein andern ansah und wiederholt den Mund bewegte, um etwas zu sagen. Aber sie brachte kein Wort heraus. Schließ- lich rang es sich ängstlich von ihren Lippen:Vater wird doch nicht wieder in die Kneipe gehen?" Wie aus einem Munde kam es:Nein, das tut Vater nicht!" Noch erstaunter sah sie in die leuchtenden drei Augen- paare seiner ihrer Kinder, und sagte sich, mit der Schürze die Tränen aus den Augen wischend: Nein, die lügen nicht. Zu den Kindern gewendet aber erklärte sie, die nun ganz ihre Fassung wieder hatte:Ihr müßt ans Vater nich so ville einreden. Besonders nich so viel von eurer Schule erzählen. Vater hat jetzt mit der Kurzarbeit und der Sorge vor Entlassung den Kopf voll." Ja, aber er fragt uns doch immer," sagte Fritze, und Karle setzte bestätigend hinzu:Und da müssen wir doch ant- warten." Na, jawoll," meinte Mutter.Aber det neue is uns doch alles noch fremd" Ihr müßt euch mal unsere Schule in Betrieb ansehen. Das ist den Eltern nicht nur erlaubt, sondern sie werden sogar darum gebeten. Auch zu den Elternabenden solltet ihr mitgehn." Au ja." fiel Karle ein,da is et knorke, sagen unsere Jungen?. Ich habe allein auf dem letzten vier Gedichte vor- getragen und noch in eine Ierichtsszene mitgespielt." Kinder, wo denkt ihr hin." wehrte Mutter. Das kostet ja nichts," erklärte Karle. Aber Vatas armer Kopf, der jrübelt zu viel. Er müßte abgelenkt werden," sagte Mutter. Mutter?" kam es aus Annelieses Mund, indem sie schmeichelnd den Arm um ihren Hals legte.Rede doch Vater zu, daß er wieder an seinem Röhrenapparat baut! Das war doch das einzige, was er hatte." Ich habe nischt dajejen," sagte Frau Knorke. Hat ja gar keinen Zweck." mischte sich Fritze hinein. Dater faßt den Trümmerhaufen nicht mehr an." Ist denn alles kaputt?" fragte jetzt wirklich besorgt Frau Knorke._____. Weiß nicht." entgegnete Fritze.Wir haben den Kla- mauk noch nicht wieder vorgehabt. Aber wenn ooch nich eene Klemme kaputt wäre, Vater würde das Ding nich wieder anrühre». fFortjetzung folgt.)