Ireitag 4. �uni 1426
Unterhaltung unö Wissen
Seilage öes vorwärts
Hoffnung.
Von Wladimir wassilenko. Auf dem Bahnhof einer kleinen Station wartete abseits von anderen Passagieren ein großer, etwa» gebeugter Mann in einem Helm dichten, ergrauten Haares auf den Zug. Der Mann ah einen Apfel. Es war eine reife Herbstreinett«, und dicker, gelber Saft floß über ihre runzlige Haut, über das rasierte Kinn des Manne» und tropfte ihm auf den Rock. Aber der grauhaarige Mann merkte es scheinbar nicht. Seine geraden, tabakdurchräucherten Zähne drangen gierig in das aromatische Apfelfleisch. Er hielt den Apfel mit der linken Hand und hatte die rechte auf die Schulter einer Frau gelegt, die neben ihm stand. Der Mann war nicht mehr jung, aber sehr schön. Mit der prachtvollen, ergrauten Mähne und dem rasierten Gesicht glich er einem Schauspieler. Die Frau war bedeu- tend jünger al» er und unvergleichlich häßlich. Eine kleine Bucklige mit einem Affengesicht und von Krankheit ausgedörrten Armen. Nur ihre kleinen, schwarzen Augen waren voll Glanz und Be- wegung. Jeder, der näher zu diesem sonderbaren Paar kam, tonnte be. merken, daß der Alte ruhig, sogar freudig in den Apfel beißt, wäh- rend die Frau durch irgend etwas tief und andauernd erregt ist. Und wenn sie jetzt auf einem Platz steht, so tut sie die» vielleicht nur, weil die breite, weihe Hand de» grauhaarigen Riesen ihr auf der Schulter liegt. Jeder, der näher kam. konnte hören, wie der Alte sagte: „Was für ein prachtvoller Apfell Ich hätte nie gedacht, daß eine Reinette so gut schmecken kann. Zum Teufel, ich fühle mich wie ein Dichterl Der Apfel macht mich zum Dichter. Womit könnt« ich ihn vergleichen? Seine Zartheit und seine Süße, sein Aroma und den Sonnenbrand auf seiner Haut— womit? Ja, womit denn sonst, wenn nicht mit dir, meine Freundin, meine Lieb«, mein Glück, mein... Apfel!" Auf diese Worte de» grauhaarigen Manne» ergoß sich der Blick der Frau über den Bahnsteig wie Quecksilber. Sie bewegte sich.�wte von einem Hustenansall geschüttelt, und ihr Afsengesicht verzog sich zu einer entsetzlichen Berzweiflungsgrimasse. Der Mann, dessen Hand auf der Schulter der Frau lag. be- merkte es und fragte nach der Ursach« der Erregung. „Du hast dich beschmutzt, der Apfel war voll Saft, und Ich suche da» Taschentuch, um dir den Rock abzuwischen." Und sie holte wirtlich ein Taschentuch heraus und begann die Flecke sorgfältig abzuwischen. „Sei nicht böse aus mich," sagte freundlich der Alt«.„Ich bin so glücklich. In der letzten Zeit erregt mich so die Hoffnung auf Heilung, daß ein einfacher dummer Apfel mich außer Rand und Band gebracht hat."—„Buffetierl" rief erplötzlich so laut, daß alle auf dem Bahnhof sich Ihm zuwandten.„Buffetierl" wiederholte er noch einmal, ebenso laut.„Geben Sie mir ein Dutzend Aepsel, ich will sie mit aus den Weg nehmen." Der Mann streckte die Hand au», dabei bemerkte da» Publi- kum mit Erstaunen, daß der grauhaarige Mann die Hand gar nicht in die Richtung hinhielt, in der der Apfclhändler stand. „Wie sonderbar benimmt sich dieser Greis," sagt« ein« jung« Frau am Wagen zu ihrem Begleiter In Seeuniform. „Er ist blind." antwortet« der Seemann. Die Augen der jungen Frau wurden glänzend, Interesse und Mitleid blitzten in ihnen auf. „Weißt du denn nicht, wer dieser Grei» ist?" fuhr der See- mann fort.„Er ist ein Professor de» Konservatoriums, Komponist und Autor musitalischer Lehrbücher. Vor zehn Jahren hatte er bei der Arbeit die Augen überanstrengt. Man operierte ihn und befahl ihm, einen Monat im dunklen Zimmer zu sitzen. Aber schon nach einer Woche wollte er das Motiv, das ihm im Kopse saß. auf. zeichnen und hob die Ecke der Store. Seit dieser Zeit ist er voll- kommen erblindet." „Und wer ist mit ihm? Dieses ulkige Wesen?" fragte wieder die Frau. „Das Ist seine Freundin!" „Aber sie ist doch em vollkommener Assel" „Er sieht ja nicht iy? Gesicht und ihren Buckel." „Wie lange sind sie zusammen?" „Ich weiß nicht. Al» ihn das Unglück getroffen hatte, wurde sie zu ihm als Vorleserin engagiert. So begann ihr Roman. Man sagt, daß Verliebte blind sind. Wie du siehst, ist es wahr." „Woher weißt du, daß er sie liebt?" fragte die junge Frau mit einer gereizten Note in der Stimme, und da ihr Begleiter nicht gleich antwortete, fügte sie hinzu:„Ich kann mir vorstellen, was ge- schehen würde, wenn er plötzlich sehen könnte." In diesem Augenblick ertönte die zweit« Klingel, und die Fahrgäste strömten auf ihre Plätze. Der große, blinde Mann stieg auch in den Wagen. Ein Lächeln entblößte seine glatten, gelben Zähne, und irgendein froher Glanz lag auf seinem Gesicht, al» hätte die Hoffnung ihn mit ihren Flügeln berührt. Mit der linken Hand preßte er die Tüte mit den Aepfeln fest an die Brust, während die rechte Hand wie früher auf der Schulter der Frau lag. Am Ende der vierten Woche wurde es klar, daß die Sehnerven des Professors vollkommen atrophiert sind. Der berühmte Arzt ent- schuldigte sich sehr, aber in einem solchen Falle wäre sogar seine Kunst ohnmächtig. Als der große, etwas gebeugte Mann in der grauen Mähne aus dem Wagen auf den Bahnsteig trat, erkannte ihn der Aepsel. Händler kaum wieder— so war er zusammengesunken und gealtert. „Befehlen Sie vielleicht Aepfel?" schlug schüchtern der Aepsel- Händler vor.„Genau dieselbe Sorte, die Sie bei mir vor einem Monat getauft hatten, al» Sie von hier in die Hauptstadt zu fahren geruhten. Herbstreinetten, prachtvolle Aepsel!" Der Greis antwortete nicht. Nur sein Kopf versank noch tiefer in die Schultern. Aber seine Führerin, die kleine Frau mit dem Afsengesicht lächelte freundlich dem Aepselhändler wie einem Be> kannten zu'und nickte mit dem Kopf. Ihr Gesicht war ruhig und Freude leuchtete aus ihren Augen. dus dem Russischen Obertroacn von Michael ckkarol.) » vom Lebensalter der Bäum« and Tiere. Man schätzt da» Lebensalter der großen Waldbäume auf hundert bis dreitausend Jahre. Der Zypresse schreibt man eine Lebensdauer von 350 Jahren zu, dem Walnußbaum eine solche von 800. der Zeder 800, der Eiche 1000 bi» 1500 und der Eibe 2500 Jahre zu. In der Tierwelt kennt man hundertjährige Elefanten, Krokodile und Schildkröten, auch Hecht« und Karpfen sowie Adler, Krähen und Papageien über» steigen dies« Grenzen.
Sozialistische Erstörucke. Die Sozialwissenschastliche Studienbibliothek der Wiener Ar» beiteriammer veranstaltet in diesen Tagen zu Ehren des Deutschen Bibliothekartags in Wien eine Ausstellung von sozialistischen Erst- und Originaldrucken. Durch die Zuwendung einiger ganzer Biblio- theken aus dem Nachlaß führender Parteigenossen hat die erst 1921 gegründete Studienbibliothek einen so großen Stamm wertvoller Bücher erhalten, daß sie neben den großen Bibliotheken des Sozia- listischen Parteiarchios In Berlin , des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und de» Moskauer Marx-Engels-Jnstikuts mit Ehren bestehen kann. Die Ausstellung hat sich auf Werke beschränkt, die wenig bekannt sind, aber immerhin alle gebracht, die für die Ent- Wicklung de» �Sozialismus von Bedeutung sind. Die erste Abteilung, die noch den Utopisten des 18. Jahrhunderts vorausgeht, ist den„Monarchomachen "(Tyrannen- töter) des 10. und 17. Jahrhunderts gewidmet. Wenn diese auch nur sehr mittelbar mit dem Sozialismus zusammen- hängen— namentlich die katholischen haben den Tyrannen- mord nur gegen die ketzerischen Könige gepriesen, während Zur Elternbeiratswahl.
Schon fehl sie an. die Reaktion. Mt schwarzweihrolen Lymphen Die keime für Altar nnd Thron Der Zugend einzuimpfen, Dasz sie, von diesem Gift geschwächt. Beizeiten strammstehu lerne. Sie brauchen wieder ein Geschlecht Zur Kirche und Kaserne. Der Ungeist und da» Kapital Greift zur Verdummungospritze. Sie brauchen Illenichenmalerial Für Gruben und Geschütze.— Ihr Eltern, Sonntag Vb-der Tag, Da müssen wir'» verffbiherv! Vereinigt euch zum Gegenschlag: Hand weg von unfern Kindern!
die protestantischen das Recht auf Rebellion propagieren—, so sind doch die ausgestellten Werke immerhin für die Geschichte der reoo- lutionären Ideen von Bedeutung. In dieser Abteilung sind die Schriften von John Milton zur Verteidigung der Hinrichtung des englischen Königs Karl I. von besonderem Interesse. Bei den Utopisten finden wir die Geschichte der Sevaramben von Vairasse in zwei französischen und drei deutschen Ausgaben, daneben Schriften von Morelly , Mably und namentlich das von Voltaire aufgefundene Testament des atheistischen, kommunistischen Pfarrers Meslier in einer bei Stammhammer nicht verzeichneten Amsterdamer Ausgabe aus dem Jahre 1861. Ferner sind sehr interessant die deutsche Ausgabe des„Tölemaque" von Fsnelon mit herrlichen Kupferstichen und die erste deutsche Utopie von Paul Jakob Marperger. Unter die Schriften aus der englischen und französischen Revolution sind auch die ausgenommen, die auf den Sozialismus Bezug haben, vor allem die drei wichtigsten Flugschristen von John Lilburn, 11 Schriften des französischen Revolutionärs Anacharfis Eloots, sechs Schriften von Gracchus Babeuf und 20 Bände des Prozesses von Babeuf . Dann folgen die Werke der französischen Sozialisten des 19. Jahr- Hunderts, Saint-Simon , Cabet, Fourier, mit den Zeitschriften, dar- unter„La Phalange" aus dem Besitz von Villegardelle, sodann zahl- reiche Uebersetzungen und Gegenschriften, Werke von Proudhon , Louis Blanc , Blanqut, schließlich nicht weniger als 70 Nummern von Robert Owen , darunter auch eine Selbstbiographie aus dem Besitz seines Sekretärs Trovis, und alle fünf Zeitschriften. Weitere Abteilungen enthalten christliche Sozialisten und Anarchisten. Von höchstem Interesse sind auch die Schriften der deutschen Vorläufer(Gall, Weill ) und ihre Zeitschriften, die„Deutsche Tri- büne",„Der Geächtete", die„Anekdota " von Rüg«, die„Rheinischen Jahrbücher", der„Neue Rheinische Merkur", der„Volksspiegel", der „Deutsche Eidgenosie" und der„Gesellschaftsspiegel". Selbstoer- ständlich ist Weitling sehr ausgiebig vertreten, ebenso die Mitarbeiter von Marx und Engels: Rüge, die beiden Brüder Baur , auch die „Posaune des jüngsten Gerichts" und die„Apostelgeschichte ". Von Lassalle ist natürlich alles da, auch die Neinen Aufsätze. Besondere Seltenheiten sind die erste Ausgabe der„Lasialleaner-Lieder" und das Bundeelied von Herwegh , als Flugblatt gedruckt, wahrscheinlich der erste Druck. Auch Marx und Engels selbst sind mit allen Schriften vertreten, vielfach mit Widmungen. Besonders zu erwähnen sind die in Ruges „Anekdota " anonym erschienenen.Bemerkungen über die neueste preußische Zensurinstriktion", die„Ritter vom edelmütigen Bewußt- sein", die erste Ausgabe des„18. Brumaire" in der New Porter „Revolution", die erste Ausgabe des„Kommunistischen Manifests ", die erste Ausgabe des„Deutschen Bauertrieges" in der„Neuen Rheinischen Zeitung ", der Kölner Kommunistenprozeß, dann Bücher von Marx und Engels mit eigenhändigen Widmungen, Briefe von Marx , eine Visitenkarte von Engels, ein Mitgliedsbuch der Jnter- nationalen Arbeiter-Asioziation mit allen Unterschriften, Exemplare de»„Vorwärts" mit Artikeln von Engels usw. Schließlich folgt die Arbeiterpresse, vor allem die der Chartisten, darunter ein Chartisten- flugblatt, dann die Zeitungen der Februarrevolution und der Kom- mune(„Journal ofsiciel" vom 20. März bis 24. Mai 1871, der Per« Duchäne", der„Vorbote", der„Voltsstaat" und vieles andere. G. P.
zürstenabsinöungen von einst. Zu diesem aktuellen Thema hat kürzlich der Berliner Kammer- .erichtsrat Dr. E. Sontag eine Studie veröffentlicht, die diese ganze uristisch so überaus schwer saßbare Frage auf den Boden stellt, auf den sie ihrer Natur nach gehört: aus den der historischen Analogie. An Hand des übrigens sehr reichhaltigen literarischen Materials gibt
gegenüber verhalten haben. Es braucht nicht besonders betont zu werden— die gegenwärtigen Vorgänge find ja wieder der schlagendste Beweis dafür—, daß der ordentliche Rechtsweg bei der Lösung dieses Problems nahezu ausscheidet, da» sich als die nahezu unlösbare Verquickung historischen Entwicklungen mit prioatrechtiichen und öfsentlichrecht- lichen Fragen darstellt. Die allgemeine Auffosiung sowohl der Völker wie der Rechts- inftanzen der vergangenen Jahrhunderte war die, daß die Fürsten angesichts ihres überragenden Einflusses und ihrer hohen Verant- wortlichkeit bei Verfassungsentwicklungcn, die sich gegen sie richteten. im vollen Umfange verantwortlich gemacht wurden und also auch der Erwerbungen verlustig gingen, zu denen ein schlecht oerwalteles Amt ihnen Gelegenheit gegeben hatte. 1798 faßte die französische Nationaloersammlung den Beschluß, alle Einkünfte derjenigen Fürsten , die sich— zumeist aus guten Gründen— im Auslande aufhielten, zu sequestrieren. Die Mitglieder der Familie Napoleon aben nie ihre Abfindungen erhalten, verloren vielmehr auch ihr Die einem Testament noch verfügen zu können glaubte, wurde von der Nestau- ration mit Beschlag delegt. Als 1830 die Franzosen Karl X. oer- trieben, bewilligten sie ihm zunächst keine Abfindung. Karl erbat infolgedessen von Louis Philippe 600 000 Francs, die dieser denn auch— allerdings nur zu Lasten der Staatskasse— auszuzahlen versprach. Im Lause der Auseinandersetzungen erklärte Karl X .
Prioateiqentum, das beschlagnahmt und sequestriert wurde. Hinterlassenschost an Privatdomänen, über die Napoleon l. in sein Testament noch verfügen zu können glaubte, wurde von der Nest
dann aber unzweideutig: Ich will vor allem weder Frankreich , ge- schwelge denn einem anderen Lande zur Last fallen! Besondere Beachtung verdient die Auseinandersetzung Louis Philippe » und des Hauses Orleans mit der französischen Republik. Hier erhält die Verfügung des Präsidenten der französischen Republik vom Jahre 1852 besonders aktuelle Bedeutung, in der es hieß: „Wichtige politische Erwägungen lasten es gegenwärtig besonders notwendig erscheinen, den Einfluß zu vermindern, den ein Landbesitz im Werte von über 300 Millionen Francs der Familie Orleans gibt." Der Präsident gab in der angezogenen Verfügung seiner Absicht Ausdruck, daß er zwar nicht die persönlichen Eigentumsrechte der Prinzen des Hauses Orleans antasten wolle, doch würde er das auf ihn gesetzte Vertrauen des Volkes schwer enttäuschen, wenn er zu- lassen wolle, daß Güter, die dem Volke gehören, der Staatsdomäne entzogen bleiben würden. Daß Napoleon III. nach seiner Absetzung von seiner Nation eine Abfindung weder erhielt noch forderte, ist wohl auf seine unzweifelhaft schwere Mitschuld am Kriege von 1870/71 und auf das Bewußtsein dieser Schuld zurückzuführen. Einen bemerkenswerten Standpunkt nahm der 1889 gestürzte und seines Lande» verwiesene brasilianische Kaiser Dom Pedro II. der Äbfindungssrage gegenüber ein. Die Inhaber der diktatorischen Gewalt boten dem Kaiser eine einmalige Abfindung von anderthalb Millionen englischen Pfund an. Dom Pedro lehnte jedoch die An- nahm« leglicher Abfindung oder Entjchädiqung mit der Begründung ob. von einem Vclke, das ihn nach 58iährigcr Regierung verjage und samt seiner Familie des Landes verweise, könne er nichts an- nehmen. Dabei war Dom Pedro selbst nahezu mittellos, besaß weder in Brasilien noch in Europa Liegenschaften und nur ein kleines be- wegliches Kapital, das denn auch unangetastet blieb. Als letzte Vortriegsanalogie ist noch das Schicksal der Dynaltle Braganza in Betracht zu ziehen. Als Im Ottober 1910 König Ma- nuel gestürzt wurde, verfüqte die Reoolutionsregierung eine Ab- lösung der Ansprüche der Dynastie durch eine jährliche Rente von 800 000 Goldsrancs, worauf übrigens noch ein erheblicher Teil zur Deckung der königlichen Schulden zurückbehalten werden muhte.
Vie Ireistromturbine. Es scheint, als ob ein Jahrhunderte alter Wunsch der Mensch- heit in Ersüllung gegangen ist. Der Ersatz der schwindenden Kohle durch technische Mittel aller Art hat besonders in deu letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Die Versuche, die Wasserkräfte, die Sonnenwärme und die Stärke des Windes zur Erzeugung von Energie zu oerwerteinitind bereits sehr alt. Wir kennen Sonnen- kraftmaschinen, Wintsixgoinen und besonders die Verwendung der großen Wasserfälle wie z. B. des Niagarasalles. In letzter Zeit sind Pläne aufgetaucht, sogar die Wärme im Erdinnern zu verwenden. Auch die Meereswellen sollen ebenso wie Flut und Ebbe für die Erzeugung von Energie verwendet werden. Viele dieser Pläne sind bereits versuchsweise verwirklicht worden und, was viel bedeutsamer ist, es haben sich neue Gedanken gezeigt, um diese vorhandenen Kraftquellen auszunutzen. Das größte Aufsehen erregte das Rotor- schiff von Flettncr, weil durch Verwendung wissenschastlichcr Grund- sätzc eine neue Möglichkeit geschossen wurde, die Luftbewegung in den Dienst der Menschheit zu stellen. Etwas Aehnliches läßt sich von der Freistromturbine des Ingenieurs Süß sagen. Diese Turbine wird von gewöhnlich strömendem Wasser durchflössen, wobei die Eintritts- öffnung einen geringeren Durchmesser hat als die Austrittsöffnung. Dadurch wird zwischen der Wassergeschwindigkeit innerhalb der Turbine und der des Flustes ein Unterschied im Druck erzeugt, die ihrerseits wiederum eine Saugwirkung ausübt. Ein Propeller, der sich an der Eintrittsöffnung befindet, wird durch diese Kräfte in Be- wegung gesetzt und ermöglicht durch allerlei technische Kunstgriffe die Erzeugung von elektrischer Energie. Der ungeheure Vorzug, den diese Turbine ausweist, und der Fortschritt, den sie gegenüber der bisherigen Art der Ausnützunq der Wasterkräfte darstellt, beruht darin, daß in Zukunft jeder Fluß wie überhaupt jedes fließende Wasser, auch der Wellenschlag des Meeres, bereits alle diejenigen Möglichkeiten gewährt, die bisher nur der Wasserfall dem Menschen darbot. Die Energieerzeugung mit Hilfe von Master, ist also voll- kommen unabhängig geworden von der Forderung, daß das Wasser entweder in einem großen Sturz sich auf die Turbinenräder ergießt oder mindestens durch ein starkes Gefälle, wie es in Gebirgs-* gegenden vorkommt, eine Kraft aufweist, die sich wieder in elektrische Energie umwandeln läßt. Bisher war das ganze platte Land. d. i. der größte Teil der Erde, von den Segnungen der Ausnutzung der Wasserkräfte ausgeschlosfen. Die Freistromturbine, die ihren Namen von ihrer Tätigkeit im freien Stwmlauf hat, macht aber alle diese bisherigen Vorbedingungen der richtigen Ausnutzung der Wasser- kräfte überflüfsig, soweit man aus den Beschreibungen der Erfindung die Tätigkeit dieser Turbine erkennen kann, die ja allerdings bereits vor Fachleuten vorgefühn worden ist und sich aufs trefflichste be- währt haben soll.__ Militärdienst als Strafe. In Mexiko ist der Gedanke auf- getaucht, den Milttärdienft als Strafe zu verhängen. Die Re- gierung beabsichtigt, einen Gesetzentwurf einzubringen, demzufolge alle diejenigen, die nicht mindestens drei Jahre lang eine Schuir besucht haben, später einen dreijährigen Militärdienst zu absolvieren haben werden. Auf diese Art hofft die Regierung die Zahl de ? Analphabeten, die zurzeit 80 Proz. der Bevölkerung ausmachen, stark zu reduzieren.