Einzelbild herunterladen
 

Ein Wrack...

-

JIGT

и

Chne Reue steht der Angeklagte vor seinen Richtern und hört gleichmütig das Urteil an: Gefängnis Arbeitshaus," Straf erschwerend die hervorragenden Fähigkeiten und Vorbildung des der Zuhälterei Beschuldigten .. Ein überlegenes Lächeln des jungen Mannes im solid- eleganten Anzug, das da sagen soll, was versteht ihr Männer des Gesetzes mit euren harten Sinnen, eurem nüchtern brutal- objektivem Denken, von der Psyche eines Außenseiters? Nein, er fühlt sich nicht schuldig. Nicht die aufwallend heiße Liebe einer Dirne hat schuld, nicht sein bißchen aufteimender Lebenstrieb, der ihn zwang, mit ihrer Hilfe wieder ein Recht auf bürgerliche Gesell schaft zu erkämpfen. Sie opferte ihren Körper und er hatte Geld und konnte der Gesellschaft ins Gesicht lachen: Seht, ihr ober­flächlichen Scheinmoralisten, Geld regiert die Welt, nun bin ich wieder standesgemäß", das wie" ist euch ja Nebensache! Noch einmal blickt der Angeklagte auf seine zarten, weichen Frauenhände. Arbeitshaus.... Eine Gefundenspanne durchzudt ihn Bergangenheitserinnerung. Elternhaus zwischen Dienstpersonal, Reitknecht und Dienern, das Leben eines luftigen Studenten mit einem nie versagenden väterlichen Monatswechsel, im Krieg als " Faulenzer" hinter der Front bei Militärkommissionen, Frauen und viel Wein, die große Wirtschaftspleite, Inflation, Berarmung, All­tagsgeschichten.. men. Umstellen fonnte sich diefer mimosenhaft empfindsame Mensch Und heute? Selbstverständlich ist alles gekom nicht auf die rauhe Wirklichkeit des modernen Zeitgeistes. Biellos, uferlos trieb ein Brad. Beamten führen ihn ab. Ob er das ,, Arbeiten" lernen wird? Nicht den Angeklagten X. haben Bolizeibeamte abgeführt. sondern den Bertreter einer ganzen Kaste, die sich für hochstehend hielt und doch nur zum praktischen Nichtstun systematisch erzogen wurde. Heute werden die letzten Opfer dem Moloch der Zeit dargebracht. Sie verbluten hinter Gittern oder in verschwiegener Selbstmörderede als Träger einer lebensunfähigen Vergangenheit.

Mit dem Auto in die Tiefe. Schwerer Unfall an der Monumentenbrücke.

B

Personen schwer verletzt.

Drei

Ein entfehliches Autounglüd ereignete fich heute früh kurz nach drei Uhr in Schöneberg , wo ein mit drei Personen besetztes Privat­automobil infolge zu scharfen Fahrens in der Kurve das hölzerne Brüdengelände der Monumentenbrücke durchschlug und etwa 10 Meter tief auf die Geleise der Anhalter Bahn hinab stürzte.

Wir erfahren hierzu folgende Einzelheiten: Bon der Kreuzberg­traße her nahte in sehr schneller Fahrt ein Privatautomobil, das rechts in die Brücke einbog. Das sollte dem Wagenführer und den Infassen zum Verhängnis werden. Der Führer verlor die Gewalt iber das Steuer, raste rechts über den Bürgersteig und prallte mit boiler Bucht gegen das mehrere Zoll starte Brüdengeländer. Das Geländer hielt dem Anprall nicht stand und brach. Der Kraftwagen überschlug sich mehrfach, als er

in die Tiefe auf die Gleise

stürzte. Auch das Geländer, das auf einer Länge von etwa 10 Meter zerstört ist, stürzte hinunter. Die Insassen wurden unter den Trümmern des Autos, das quer über die Geleise lag, begraben. Straßenpaffanten benachrichtigten sofort die Schöneberger Feuer­wehr, die nach kurzer Zeit unter Leitung des Oberbrandmeisters Senz an dem Ort der Katastrophe erschien. Den Feuerwehrleuten bot sich unten ein schrecklicher Anblick. Zwischen den Trümmern dés Autos lagen teilweise eingeklemmt drei schwerverlette Per jonen, die furchtbar zugerichtet waren.

Die Berunglückten

find der 42jährige Kraftwagenführer Otto Hügelmann aus der Katz­bachstraße 24, der 26jährige Polizeioberwachtmeister Gabriel Immel­mann und das 29jährige Fräulein kuthe aus der Baußener Straße 2. Sie wurden durch die Feuerwehr in lebensgefährlichem Zustand nach dem St. Norberttrantenhaus überführt. Als großer Glücks­fall muß bezeichnet werden, daß vor dem Eintreffen der Feuerwehr und der Sicherung der Unglücksstätte kein Zug nahte. In diesem Falle wäre das Unglück noch größer geworden.

Die Aufräumungsarbeiten nahmen längere Zeit in Anspruch, da sie unter den größten Vorsichtsmaßregeln von statten gehen mußten. Wie wir erfahren, sollen die Insassen dem Alkohol zugesprochen haben.

Auf eine Anfrage im Krankenhaus erhielten wir den Bescheid, daß die Verunglückten sich unverändert in höchster Lebensgefahr be finden. Aus den wirren Reden, die der schwerverletzte Chauffeur Hügelmann führt, geht immer nur die Sorge um seinen Kraft wagen hervor und wiederholt fragt er im Fieber, ob fein Kraft wagen auch sicher gestellt sei. Die Polizei ist mit der Klärung des Falles beschäftigt.

Erst am 25. April mußten wir von einem ähnlichen Un fall an der gleichen Stelle berichten, der glücklicherweise aber sehr glimpflich ablief. 3ur genannten Zeit verlor der Führer einer Kraft droschte die Gewalt über seinen Wagen und fuhr gegen das hölzerne Brüdengeländer. Der Wagen durchbrach zwar das Geländer, blieb aber mit den Hinterrädern am Geländer hängen und schwebte so zwischen Brücke und Eisenbahngeleise. Wie durch ein Bunder stürzte der Wagen nicht in die Tiefe. Der Chauffeur fam mit bloßen Schrecken davon und er konnte unverlegt geborgen werden. Es erscheint daher dringend ratsam, daß die hölzerne Brücke, die über die Geleise der Anhalter Bahn führt, nach diesem neuerlichen Unfall auf ihre Verkehrssicherheit geprüft wird.

Königsberg , 4. Juni. ( TU.) Ein schwerer Automobilunfall ereignete fich gestern nachmittag im Kreise Fischhausen . Ein mit fünf Berfonen bejegtes Auto fuhr gegen einen Baum, schlug um und ging in Trümmer. Der Student Hans haffen stein aus Königsberg wurde auf der Stelle getötet. Drei weitere Studenten und der Führer des Wagens tamen mit leichten Ber legungen daven.

Der verschwundene Droschkenlenker.

Lebend in der Havel gefunden. Das Verschwinden des Kraftdroschtenführers Friedrich Füller aus Neukölln, über das wir im heutigen Morgenblatt berichteten, ist bereits aufgeklärt. Ein Lokomotivführer, der auf dem Bahnhof Caputh Geltom rangierte, sah etwa 100 Meter vom Bahnhof einen Mann im jeichten schilf bestandenen Wasser der Havel liegen. Er holte ihn ans Ufer und stellte fest, daß dem nur mit Hemd, Unterhosen, Strümpfen und einer Wolljacke Bekleideten die Hände auf dem Rücken mit dünnem Blumendraht gefesselt waren. Die fofort benachrichtigte Polizei erkannte in dem auf so merkwürdige Weise Aufgefundenen den gesuchten Kraftdroschenführer Müller. Sie glaubt, daß er einen Raubüberfall vorgetäuscht hat, denn auch die eingehende ärzt­liche Untersuchung steht im Widerspruch zu Angaben, die M. gemacht hat. Er hat sich höchstwahrscheinlich selbst gefesselt, und ist dann in das flache Waffer gegangen, um so durch einen leberfall" die großen Gelbverluste, die er infolge seiner Spielleidenschaft erlitten hatte, erklärlich zu machen.

Der Kreisverein Schöneberg- Friedenau des Reichsbanners Echwarz- Rot- Gold veranstaltet am Sonnabend, den 5. Juni d. J., in der Schloßbrauerei Schöneberg . Hauptstr. 122, ein republi­Ianisches Gartenfest. Die Festrede hält Herr Chefredakteur Otto Nufchte, M. d. L. Großes Gartentonzert, Rinderbelustigungen, Filmborführungen. Beginn 4 Uhr, Eintritt 50 Pf., Kinder frei,

Lehren des englischen Streiks.

Vortrag des Genoffen Schiff vor den Berliner Gewerkschaftsfunktionären.

Bor der erweiterten Borständetonferenz der Berliner Ortsausschüsse des Allgemeinen Deutschen Gemert­schaftsbundes und des Af A Bundes hielt gestern abend Genoffe Bictor Schiff einen Vortrag über den

großen englischen Streit und seine Lehren. Genoffe Schiff ging in der Beurteilung des englischen Streits von der Tatsache aus, daß die englische Arbeiterbewegung bis vor wenigen Jahren noch rein gewerkschaftlich eingestellt war. Die Arbeiter­partei und ihre Abgeordnetenfrattion im Barlament sind verhältnis mäßig spät groß geworden und noch heute sind die Gewerkschafts. mitglieder durchaus nicht selten, die liberal, ja konservativ wählen, obwohl in ihrem Wahlbezirk Arbeiterkandidaten aufgestellt sind. Heute ist nun allerdings auch der politische Einfluß der Arbeiter partei im Parlament groß, namentlich durch die Unabhängige Arbeiterpartei. Bu berücksichtigen ist ferner, daß das englische Bolt start religiös ist und daß nicht zuletzt deshalb ein schnelles Fort­Schreiten der Entwidlung in England nicht zu erwarten ist. Der Einfluß, der sich start arbeiter- und volksfreundlich gebenden Kirchen­ihre freie Zeit mit Bersammlungsbefuch, Sportbeteiligung und- vertreter ist sehr erheblich; die Streifenden verbrachten beispielsweise Rirchenbesuch.

Genosse Schiff gab ein umfassendes Bild der

Obwohl längst nicht alle Gewerkschaften zum Streit aufgerufen Entwicklung des Streits nach seiner Verkündung. wurden, war die Zahl der Streitbrecher sehr gering, wobei besonders zu beachten ist, daß nur etwa ein Drittel der organisationsfähigen Arbeiterschaft gewerkschaftlich erfaßt ist. Der Regierung gelang es denn auch, mit Hilfe einer gutorganisierten technischen Nothilfe einen leidlichen Verkehr einzurichten, den selbst die in Arbeit gelassenen Ge­wertschaftsmitglieder benußen mußten. Der Buchdruderstreit wurde sofort von der Regierung mit der Herausgabe eines Nachrichtenblattes beantwortet, das von der Bevölkerung eifrig ge­lesen wurde. Erst mehrere Tage später gelang es dem Generalrat lesen wurde. Erst mehrere Tage später gelang es dem Generalrat der Gewerkschaften, als Gegenmaßnahme ein gewerkschaftliches Nach­richtenblatt herauszubringen, wobei große Schwierigkeiten mit der Buchdruckerorganisation zu überwinden waren. Kostbare Zeit ging dabei verloren. Natürlich bediente sich die Regierung für die Ueber­mittlung ihrer einseitigen Streifnachrichten auch des Radios. Mit allen Mitteln versuchte die Regierung, Streifbrecher zu werben, jedoch gelang es ihr nur in sehr bescheidenem Maße. Das ist den englischen Arbeitern hoch anzurechnen, wo nicht wenige von ihnen eine jahrelange Arbeitslosigkeit hinter sich hatten. Der Redner Eine Jahrhunderte alte Tradition hat die Engländer zwar zu wandte sich gegen das Verlangen der Kommunisten, einen tontinen­Demokraten, nicht aber zu Republikanern gemacht. Die talen Sympathiestreit der Bergarbeiter zu beginnen. Das Weiter= Königsfamilie beschränkt sich auf eine rein repräsentative Bertretung arbeiten in Deutschland brachte für die englischen Bergherren die Ge­und vermeidet es, sich in Gegensatz zum Volt zu setzen. Der Unterfahr, ihre Abfahgebiete zu verlieren. Insofern wäre den englischen schied in der Psyche der englischen und der deutschen Arbeiterschaft Arbeitern mit einem Sympathiestreit nicht gedient gewesen. Mehr erklärt manches beim letzten Streit, was uns unverständlich erscheint. als die internationale Kohlensperre und Geldsammlung, Die englische die durchgeführt wurden, wurde von der englischen Arbeiterschaft weder erwartet noch verlangt.

Gewerkschaftsbewegung ist starf zersplittert.

Die Konzentration in den etwa 500 Einzelgewerkschaften schreitet nur langsam voran, und wo schließlich eine Zusammenfassung vor­genommen wurde, geschah sie oft ohne jede Logit. Genau so ton­fervativ wie die englische Arbeiterbewegung in ihren Grundzügen ist, hält auch die Industrie an den althergebrachten Wirtschafts­methoden fest. Daraus ergibt sich eine Schwerfälligkeit, die nicht zuletzt die Ursache der Wirtschaftstrife Englands ift. Eng ständigkeit der maschinellen Einrichtungen, der zurückgehende Absatz, lands Kohlenindustrie beispielsweise ist am Absterben. Die Rüd

die immer weiter

fortschreitende Berwendung der Elektrizitätswirtschaft und Erdölgewinnung

haben schließlich dazu geführt, daß die Unternehmer den Ausfall durch Lohnabbau wettzumachen suchten. Die Kosten für die Unter­haltung der während unseres Ruhrabwehrkampfes wieder in Betrieb genommenen unrentablen Grubenanlagen wurden teilweise vom Staat übernommen. Diese Unterstüßung wurde bald eingestellt und veranlaßte den Staat noch einmal, die Subventionen zu verlängern. erst eine Streifdrohung der Gewerkschaften der Schlüsselindustrien Der dabei mit den Gewerkschaften abgeschlossene Vertrag bestimmte, daß auf 9 Monate hin feine Kürzung der Löhne vorge­nommen werden dürfe. Eine der internationalen Solidarität Rech nung tragende Regelung war das gerade nicht, denn die Staats­unterstüßung wirkte auf die fontinentale Wirtschaft wie ein Dumping. Tatsächlich sind die

Arbeitslofenziffern in den deutschen Kohlenrevieren während dieser neun Monate außerordentlich gestiegen. Eine in England eingesetzte Untersuchungskommission forderte eine Re­organisation der Betriebe, die Rationalisierung des Bergbaues und die Abstoßzung der unrentablen Grubenbetriebe. Bis zur Durch führung dieser Maßnahmen sollte ein Lohnabbau und eine Ver­längerung der Arbeitszeit eintreten. Die beteiligten Gewerkschaften fonnten sich damit nicht einverstanden erklären. Sie drohten mit dem Streif, was wiederum die Unternehmer veranlaßte, einen Lohnabbau zu diktieren, der bis zu 30 und gar 40 Broz. ging. Während dieses ganzen Konfliktes blieb die Regierung untätig. Sie hatte guten Grund dazu. Ihre scharfmacherischen Mitglieder hatten näm­lich in den neun Monaten eine gute Abwehr des erwarteten Streifs organisiert und es scheint fast, als hätten die Gewerkschaftsführer diese Gefahr nicht rechtzeitig erkannt. Die Regierung nahm die Disziplinlosigkeit einer Arbeitergruppe in einer einzelnen Zeitung fo­fort zum Anlaß, ein Streitultimatum herauszugeben, wo­durch die Gewerkschaften ihrerseits nunmehr gezwungen wurden, den allgemeinen Streit auszurufen.

Die Regierung beeilte sich, mit unübertroffener heuchlerischer Gebärde den Streif zu einem politischen zu stempeln. Sie verschwieg dabei, daß der Streik aus denselben wirtschaft

lichen Ursachen entstanden war, wie die Streifandrohung vor neun Monaten. Monaten. Wenn die Streifandrohung damals feine politischen Hintergründe hatte, so fonnte auch der jegige Streit nicht politisch fein. Die fommunistischen Zeitungen in Deutschlond haben also mit ihrem Geschrei über den politischen Generalftreit in England" die Absichten der englischen Regierung direkt unterstützt.

"

Worauf es ankommt.

Mutter und Bater vergeßt es nicht am Wahltag!

Das einzig Entscheibende bei der Eltern beiratswahl ist für uns das foziale Empfinden, das foziale Verständnis für unsere Jugend und ihre Not. Deshalb stellt mit Recht die Liste Schulaufbau" an den Anfang ihrer Forderun gen die sozialen Forderungen, die in dieser Zeit der Wirtschaftskrise, wo durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit die Not. in viele Familien kommt, brenndender denn je find. Für die Chriftlich- Unpolitischen" existieren diese Fragen nicht. In einem ihrer Flugblätter heißt es zu diesen sozialen Forderungen: Es ist erledigt durch die Frage: Wer bezahlt's, was da alles gefordert wird. Diese Berständnislosigkeit ist fein Wunder, da für die Christlich- Unpolitischen" ja nur die Religionsfrage", fonft nichts, brennend ist. Diese Frage wird jedoch nicht entschie den durch die Elternbeiräte, deren Tätigkeit damit nichts unmittelbar zu tun hat. Sie wird entschieden durch die Ab­stimmungen der Parlamente und der Gesamtheit der Erziehungs­berechtigten. Für die Christlich Unpolitischen" aber ist es der Kernpunkt, weil sie so aus den Elternbeiräten ein Werkzeug reaktionärer Schulpolitit machen wollen. Unter dem Schlagworte: Die Religion iſt in Gefahr!" fängt man die Eltern, um aus der Staatsschule eine Kirchenschule zu machen. Tausende von Arbeitereltern schicken ihre Kinder noch in den Religionsunterricht. Sie wollen aber sicher nicht die von den Rechtsparteien unter dem täuschenden Namen der Christlich- Unpoli­tischen" erstrebte verschärfte Betenntnisschule. Des­halb dürfen sie auch die" Chriftlich- Unpolitischen" nicht unterstüßen.

" 1

Nationalistische Propaganda in der Schule.

Es nimmt fein Ende. Entgegen den Verfügungen der Be­hörden benutzen deutschnationale und völkische Kreise immer wieder die Schulen, vor allem die höheren, zu Propagandazweden. Bor uns liegt ein Handzettel mit folgendem Inhalt: Gymnafiaften! Stärkt die Reihen der nationalen Jugend, tretet ein in den Deut. fchen Jugendbund Bismard", Ortsgruppe 24, Don Roon", Weißensee. Aufnahme jeden Mittwoch abend, 8 Uhr,.im Gemeindehaus, Mag- Steinfe- Straße 22( Betsaal)." Unterzeichnet ist der Handzettel mit Eugen Hartwig. Gruppenführer, Weißensee, Gustav- Adolf- Straße 149. Handzettel mit diesem Aufdrud wurden por einigen Tagen in der Oberprima des Gymnajiums

Die Fortseßung des Streits über seine Zeit hinaus hätte un­zweifelhaft zu unübersehbaren Folgen geführt. England, dessen Lebensmittelversorgung zu vier Fünftel auf Einfuhr beruht, stand vor Hungerkrawallen;

vielleicht hätte das der Regierung einen willkommenen Anlaß gegeben, die Arbeiterschaft blutig niederzuschlagen. Deshalb wurde der Abbruch des Streits zu geeigneter Zeit vorgenommen und die mit der Behauptung, der Streifabbruch sei ohne Befragung der Streifenden fonnten geordnet zurüdgeführt werden. Wie steht es Bergarbeiter erfolgt? Genosse Schiff erklärte, daß der Streit. abbruchsbeschluß im Generalrat einstimmig gefaßt wurde, daß also auch start fommunistisch beeinflußte Gewerf­schaftsführer

als

Purcell, Ben Tillet und Hicks dafür

waren. Das Geschrei der Kommunisten in Deutschland unter Beistand des englischen Bergarbeiterführers Coot ist nichts eine Irreführung der Arbeiterschaft. Be ieht noch ihren Kampf führen, obwohl schon während des allgemeinen wundernswert ist die Zähigkeit, mit der die englischen Bergarbeiter Streifs faum geldliche Unterstüßungen gewährt wurden. Unterstüßung der Streifenden durch die internationale Arbeiterschaft ist ein Gebot der Solidarität.

Eine

Unter dem Beifall der Versammlung erflärte Genosse Schiff, daß jeder Generalstreit eine zweischneidige Waffe sei. Der Mangel an Elektrizität, an Gas, Wasser, Lebensmitteln und auch an Verkehrsmöglichkeiten trifft vor allen Dingen die Arbeiterbevölke rung. Aus diesem Grunde dürfte kein Generalstreit zur Erringung wirtschaftlicher Vorteile verkündet werden; ein Generalftreit fönne als legtes Mittel zur Abwehr politischer Anschläge in Betracht fommen. Bu einem revolutionären Rampf fehle aber gerade in England noch auf lange Zeit bei der Mentalität des englischen Volkes jede, auch die fleinste Boraussetzung. Deshalb ist es sinnlos, wenn heute von den Kommunisten die sogenannten reformistischen" Führer für den Ausgang des Streits verantwort lich gemacht werden. Von großen Gefichtspunkten aus betrachtet, ist der Verlauf des Streits durchaus keine Niederlage gewesen, er ist im Gegenteil zu einem unerhörten Erfolg des Klaffengefühls geworden, er ist ein Erfolg des Solidaritätsgedankens schlechthin. Der Streit ist ein Sieg über die traditionelle Grundrichtung der englischen Arbeiterschaft, ein Sieg des Volkes über sich selbst.

Der große Sieg der Labour Party bei der Nachwahl von Hammersmith war eine erste politische Auswirkung des Streifs. Die historische Bedeutung dieser großen Kraftprobe war die Erkennt­nis bei Hunderttausenden von englischen Proletariern, daß die Stär­fung ihrer politischen Macht die Voraussetzung für ihre wirtschaftliche Befreiung ist.( Lebhafter Beifall.)

In der Diskussion versuchte ein Mitglied des Staats- und Gemeindearbeiterverbandes die kommunistischen Weisheiten über den Generalstreif anzubringen. Der Redner fand aber bei der Versamm. lung so wenig Gegenliebe, daß die Diskussion alsbald geschlossen wurde. Mit einem Hinweis des Vorsitzenden Genossen Sabath auf den bevorstehenden Boltsentscheid und die Elternbei ratswahlen schloß die Vorständekonferenz.

in Weißensee furz vor Beginn der Stunde ausgelegt, bzw. an alle Schüler der Klasse verteilt. Sollten die Lehrer der Schule nichts davon wissen? Das sind dieselben chriftlich- un­politischen" Kreise, die immer davon reden, daß die Sozialdemo fraten die Politik auch in die Schule tragen wollen. Denkt daran am 6. Juni, agitiert für die Liste Schulaufbau"!

Die Frauen zum Volksentscheid.

Gestern abend hielten unsere Parteigenoffinnen in den Sophienjälen eine Frauenkonferenz ab, die der Arbeit für den Bolfsentscheid gewidmet war. Genoffin Todenhagen, die das Referat hielt, wies in ihren Ausführungen darauf hin, daß die Hauptarbeit bei dem Boltsentscheid in den Städten geleistet werden müsse. Auf dem flachen Lande wird heute noch genau so mit Schnaps und Bier zur Wahl gearbeitet, wie in der Vorkriegszeit. Heute, in der Zeit des gleichen Wahlrechts, vielleicht noch mehr als früher. Wir haben bei dem Volksbegehren sehr gut abge schnitten, aber diesmal sind nicht 12% Millionen, sondern 20 Mil­lionen Stimmen nötig. Die fehlenden acht Millionen wird unsere Partei aufbringen müssen. Das erfordert erhebliche Opfer. Finanzielle Opfer wie aufklärende Arbeit sind nötig, um uns den Sieg zu sichern. Wir müssen von Haus zu Haus gehen und den Menschen flar machen, worum es sich handelt. Bei einer wichtigen Angelegenheit muß sich jede Genoffin als Funktionärin fühlen. Wir wollen uns über die Schwierigkeiten, die zu überwinden sind, teinerlei Täuschungen hingeben.

Aber trotzdem dürfen wir nicht den Mut sinken lassen. Der 20. Juni muß zeigen, daß die Arbeiter­fchaft, wenn fie fämpft, auch zu fiegen versteht. In der Diskuffion über das mit lebhaftem Beifall aufgenommene Referat fam der Wille zur Mitarbeit zum Ausdruck. Endlich wurden Richt linien aufgestellt, nach denen zu arbeiten sich die Genossinnen ver­pflichteten.

Volf und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei.

Selffmord wegen Urlaubsüberschreitung. Der Unterfeldwebel Bolig von der Deutsch - Kroner 10. Kompagnie( Infanterieregiment Nr. 4) hat sich auf dem Kasernenboden mit seinem Dienstgewehr erschossen. Als Grund wird Furcht vor Strafe angenommen, da er feinen Urlaub überschnitten hatte,