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nate vorgenommen wird, damit diese erst nach Deutschlands Eintritt in den Rat getroffen werde. Anders liegen die Dinge mit der ungarischen Frage. Sowohl von tschechoslowa­fischer wie auch von französischer Seite wird jener große Borstoß für diese Ratstagung erwartet, der auf der März­tagung unterblieb: nämlich die Aufrollung der Fran­fenfälscheraffäre im Zusammenhang mit der Frage einer etwaigen Aufhebung der Finanzkontrolle des Bölker­bundes. Der Verlauf und der Abschluß des Prozesses, in dem die Regierung Bethlen durch verschiedene Zeugenaussagen schwer kompromittiert worden ist, legt die Vermutung eines solchen Borstoßes nahe, der von führenden Blättern sowohl in Prag wie in Paris eifrig befürwortet wird, zumal Graf Bethlen die Stirn hat, wieder persönlich in Genf zu er­scheinen!

Die Ratstagung fällt zeitlich auch mit der im Anschluß an die gegenwärtige internationale Arbeitskonferenz statt findenden feierlichen Einweihung des neuen Pa= Tais des Internationalen Arbeitsamtes zu sammen. Briand und Chamberlain werden an dieser Feierlichkeit persönlich feilnehmen, ebenso eine größere Anzahl von Arbeitsministern verschiedener Länder, darunter der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns. Die internationale Ar­beiterschaft kann es nur begrüßen, wenn die Teilnahme füh render Staatsmänner die Bedeutung dieses Zentrums der internationalen Sozialgesetzgebung im Bewußtsein der Welt­meinung vertieft. Worauf sie aber noch größeren Wert legt und was sie fordert, das ist, daß den bevorstehenden schönen Reden auch die praktischen Taten folgen, insbesondere die Ratifizierung des Washingtoner Abtom­mens über den Achtstundentag.

Katholisch - protestantisch.

Einigkeit der Konfessionshüter im Schutz der Fürsten­

milliarden.

Nach dem Evangelischen Kirchenausschuß haben jetzt auch die katholischen Bischöfe eine feierliche Warnung an die Gläubigen losgelassen, für das Gefeß zur Fürstenenteignung zu stimmen. Sie erklären die Enteignung zum Wohl der Allgemeinheit besonders zugunsten der Kriegsopfer und der Sozialrentner für unchristlich und daher für unsittlich!

So schroff sich auch sonst die Konfefsionen und ihre offiziellen Bertreter gegenüberstehen, sie sind doch immer einig, wenn es gilt, dem Reichen zu geben, was des Armen ist!

Bischöfe und Pastoren sollten vor ihrer Stellungnahme in der Bibel nachschlagen. Sie werden dort Worte finden, die ihre Gläu biger heute besonders intereffieren. So etwa bei Jesaia, 1. Rapitel: " Deine Fürsten sind Abtrünnige und Diebsgesellen; sie nehmen alle gerne Geschenke und trachten nach Gaben; dem Weisen schaffen sie nicht Recht, und der Witwe Sache kommt nicht vor sie."

Ja!

So müßt Ihr stimmen!

Aus zahlreichen Zuſchriften ist zu entnehmen, daß noch immer Zweifel darüber bestehen, wie am 20. Juni abgestimmt werden muß. Viele meinen, daß sie mit Nein" stimmen müßten, als wenn die Abstimmungsfrage lautete: Sollen die Fürsten die Milliarden behalten?"

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Zum Fall Leffing.

10 Stubenten der Hochschule Hannover relegiert.

Hannover , 5. Juni. ( WTB.) Der Senat und das Professoren kollegium der Technischen Hechschule Hannover beschlossen heute in gemeinschaftlicher Sigung, die sich mit dem Disziplinarver fahren gegen 200 Demonstranten gegen Prof. Lessing befaßte, die Relegation von zehn aus deren Kreise wahllos herausgegriffenen Herren. Außerdem wurde noch gegen einen Stu. bierenden die Relegation ausgesprochen.

Nicolais Kriegsplan.

Wo sitzen die Geldgeber?

Der Industrielle Arnold Rechberg bittet uns um Ber­öffentlichung folgender Zuschrift:

Der Hochmeister des Jungdeutschen Ordens , Herr Artur Mahraun , veröffentlicht am 5. Juni in seinem Blatt Der Jungdeutsche " ein aus Erfurt vom 27. Februar d. 3. datiertes und von einem Ordensmitglied verfaßtes Schreiben, laut deffen der Oberst a. D. Herr Nicolai dem Sinne nach geäußert hat:

1. Er halte es für hochbedeutsam, meine Bemühungen um eine Berständigung zwischen Frankreich und Deutschland zu durch­treuzen";

2. daß er für den kommenden bolschewistisch- deutschen Krieg an der Elblinie gegen Frankreich das Land, mit einem Netz von Bertrauensleuten überziehen wolle. Sie sollten eine Art Mobilmachungsarbeit leisten, die sich gegen die französische Etappe auszuwirken hätte."

Zunächst ist es selbstverständlich, daß der Oberst a. D. Herr Nicolai, wenn er selbst im Bunde mit der Sowjetregierung und gestützt auf Rote russische Armeen an der Elblinie Krieg gegen Frankreich führen will, meine Bemühungen, eine Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland auf der realen Basis naher Interessengemeinschaft anzubahnen, bekämpft.

Es ergibt sich aber aus dem von Artur Mahraun angeführten Beugnis eine Reihe weiterer ernster Ronsequenzen und Fragen: 1. Woher hat der Oberst a. D. Herr Nicolai die Mittel, um das Land westlich der Elbe mit einer Organisation von Vertrauens­leuten zu überziehen?

Die Reichswehr hat in der Presse erklärt: Daß der ehe­malige Chef der Nachrichtenabteilung im Kriege, Oberstleutnant Nicolai, weder vom Reichswehrminifterium auf Brivatdienstvertrag angestellt sei, noch den Auftrag habe, eine geschichtliche Darstellung der Abteilung IIIb im Kriege zu geben."

Außerdem hat ein Militärfachmann, wie der General Graf ponder Golg, in der Presse geschrieben: Wo ist der Nationalist, der Deutschlands Staaten westlich der Elbe den Franzosen preis geben will, um sie dann ausgerechnet gestützt auf ein, ruffifches Bolschemistenheer, den Franzosen wieder zu entreißen? Wenn man so etwas behauptet, soll man auch die Führernamen nennen, damit man diese roten Nationalisten in eine Nerven heilanstalt bringt."

Die Machtzentrale der Schwerindustrie ist ebenfalls als Geldgeber kaum anzunehmen. Hervorragende Führer der Schwer industrie haben sich mir gegenüber sehr heftig gegen den Nicolaischen Striegsplan geäußert. Sie waren sich darüber klar, daß auch nur der Versuch, einen solchen Plan zu verwirklichen, die völlige 3ertrümmerung der rheinisch- westfälischen In­dustrie zur unmitelbaren Folge haben werde. Allerdings sind Die Frage lautet aber umgekehrt: Soll der Gefeßenfiurf die Kapitäne der deutschen Schwerindustrie Männer, deren wesent angenommen werden, der die entschädigungslose Enteignung der liches Interesse der Führung ihrer industriellen Werte gewidmet ift. Fürften fordert?" Und auf biefe Frage gibt es nur ein unDie Politik erscheint ihnen vilfach noch immer als etwas Neben zweifelhaftes Ja! Die Abstimmung erfolgt, indem auf dem sächliches. Sie geben ihr Geld an die Hugenberg 3entrale, Stimmzettel der Ja Kreis mit einem Kreuz versehen wird! die gewiffermaßen Blantovollmacht hat. Trotzdem ist es Gebt diese Aufklärung an alle weiter, damit nicht laum glaublich, daß sich die Führer der deutschen Schwerindustrie durch falsche Vorstellungen Stimmen verloren gehen! ahnungslos in Abenteuer verwideln ließen, welche nach ihrer eige nen Erkenntnis die sofortige Zerstörung der westdeutschen Industrie­gebiete zur unausweichlichen Folge haben müssen.

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Zur Ermordung Petljuras betont der ufrainische Sozialist Bespalto in einer längeren historischen Darstellung, daß Betljura die gräßlichsten Judenmassakers der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht verschuldet habe.

Der 20. Juni als Bußtag.

Lichtbildmaterial für den Enteignungskampf. Von Robert Breuer,

2. Es liegt auf der Hand, daß der Oberst a. D. Herr Nicolai, wenn er derartige Kriegspläne verfolgt, in nahem Einverständnis

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Stellung- Kronpring im Sweater bei Frühjahrsregatta Kaiser als General bei Wiesbadener Festspielen Kronprinz eröffnet Kolonialausstellung. Kronpring im Jucker- Biererzug- Raiser als Admiral auf Jacht Alexandra Kaifer in Delzeug mit Südwester auf Jacht Meteor Kaiser am dänischen Hof in Zivil Kron­Raiser als Admiral in prinzenpaar sportlich in Helligendamm Riel Raifer im Tennisdreß- Kaifer in Seepelerine an Bord Hohenzollern - Kaiser als Admiral mit 3ar- Kronprinz beim

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Tennisturnier

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Kaiser als General bei Denkmalsenthüllung

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Millionen von denen, die am 20. Jumi den Kaiser vom Ueber. fluß und von der Verführung zu unheilvoller Wiederkehr endgültig befreien wollen, werden im Abstimmungsaft zugleich einen Kniefall der Buße tun. Millionen werden sich zu erinnern haben, wie sie nicht unschuldig daran waren, daß der getrönte Rarr so lange und Kaifer als Gardeducorps mit Adlerhelm zu Pferde- Kronprinz so schrankenlos Verderben wirken konnte. Millionen Deutscher sind mit Sohn- Kaifer als oberster Schiedsrichter beim Manöver, auf verantwortlich für die Ratastrophe, in die hinein der Angebetete den Feind weifend Raiser als General bei Beerbigung Kron feine gläubigen Untertanen herrlich geführt hat. Für diese mit prinz als Baforcejagbreiter Kaifer als Chef englischen Dragoner. fchuldigen Millionen bedeutet das Enteignungsvotum eine verspätete, regiments; Räppi schief auf Kopf- Raifer füßt König Eduard­aber doch noch nicht zu spät kommende Selbstbestrafung und damit Raiſer als Jäger in Windsor Kaiser im Talar eines Ehren­eine Befreiung von schwerer Gewissensnot: Wir haben ihn gewähren dottors- Kaifer als Totenkopfbufar Kaifer in Zivil- Bezirts laffen, unsere Hurras haben ihn gezüchtet, von unserer Spalier. Schornsteinfegermeister Mag Nitschke in Admiralsuniform vor Kriegs­begeisterung und Baradeverhimmelung wurde sein Majestätsrausch flagge als Raifer. genährt. Endlich sind wir erwacht; durch Krieg, Hungersnot, Wirt­Dieser Bezirksschornsteinfegermeister Nitschke, der hoffentlich noch schaftsverfall, Enteignung und Arbeitslosigkeit hart gezüchtigt, wollen lebt, verbient ben Dant der Republit. Er tat Bortreffliches. Er wir, Buße tun. Ja, taufendmal ja, zeigt uns, zeigt allen die Schmach, bemastierte den faiserlichen Schmieranten. Ließ den Schnurrbart es die wir duldeten, zeigt ums ben Kaiferfilm, an dem wir als hypnotisen Busen und schmiß die Augen: der Kaiser! Der Bezirksschorn. die wir duldeten, zeigt ums den Kaiferfilm, an dem wir als hypnoti erreichen und schlug die Admiralspelerine um die Schultern, redte fierte Statisten mitgewirkt haben. Millionen und abermals Millionen würden an ihrer Bernunft perzweifeln, wenn man sie noch einmal sehen ließe, wer dieser Kaifer war: welch ein Komödiant und Grimassenschneider, welch eine romantische Maßlofigkeit, welch eine Kleiderpuppe, welch ein Garderobenständer und Panoptifumsegeß. Wohlan: schafft den Millionen der Büßer volle Erkenntnis, laßt den Film vom Kaiser aufflammen und wie ein höllischer Sput noch einmal durch die Berwefungsnacht der Monarchie gespenstern. Zeigt den Kaiser, zeigt seine Sippe, zeigt die Erbärmlichkeit der Anbetung: und der letzte Bolksgenosse wird hingehen, beschämt, zerknirscht, um gegen den Bopanz und die eigene einstige Verblendung zu zeugen. Ein einziger Band irgendeines illuftrierten Blattes ist für diesen geißelnden Kaiserfilm ausreichend. Hier: Jahrgang 1907. Ohne Fortlassen und ohne Hinzufügen nehmen wir die Szenen, wie sie das Gottesgnadentum zum Abgrund lachen und die Andachtserstarrung des deutschen Volkes, des gewèfenen. Bolles, graufam enthüllen. Programm des Kaiserfilms:

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Der Kronprinz in Jagduniform August Wilhelm mit Boruffenstürmer der Kaiser mit sämtlichen Söhnen zur Fahnen weihe der Kaifer als General im Schlitten zwei Söhne des Prinzen Heinrich als Jünglinge in Uniform hoher Seeoffiziere- Kronprinz im Winterdreß Prinz Wilhelm als Säugling­Kaiserlicher Familienfpaziergang im Tiergarten- Kronprinz bei Trauerfeier für Bergmann Kronprinzessin im Selbstfahrer­Kaiser bei König Eduard Kronprinzenpaar eröffnet Sportaus

steinfegermeister scheint ein Aas gewefen zu sein. Er war, vielleicht ohne es zu ahnen, der Erste, der die Groteske diefes durch die Welt­gefchichte rollenden Garderobenschrankes, die Groteste diefes den Generalsrod, den Tennisbreß und die Deljade anbetenden Bataien volfes erkannte.

Heraus mit dem Kaiferfilm! Er wird Prozeffionen in Be­wegung sehen: Büßer, Entschloffene: Nie wieber Wilhem II.

Weber- Gedenken. Die Hochschule für Musif feierte den hundertsten Todestag Webers sehr eindrucksvoll. Die Euryanthes Ouvertüre frönte zum Schluß glanzvoll die Feier. Am Anfang stand das Vorspiel zu Peter Schmoll", ein reizend heiteres Shidlein, mit eingestreuter echt Weberscher Melodit. Die Oper ist wohl nur die zu Abu Hassan" wert, öfter gehört zu werden. Weber war ein einziges Mal aufgeführt worden. Aber die Ouvertüre ist wie 15 Jahre alt, als er sie schrieb. Das Fagott- Konzert aus dem Jahre 1811( von Helmut Hübner famos gespielt) diente gewiß mehr als Studienzwed, als daß es ein Ensembleinstrument solistisch hei­ligen sollte. Aber auch hier quillt Erfindung reich. Prüwer dirigierte mit Hingabe und feine Schüler folgten ihm gewandt. Bor­her hatte Profeffor Schünemann, der stellvertretende Direktor der Hochschule, in einem freien Vortrag das Wesen Webers flug umriffen. Er zeigte das Deutsche seiner Kunst auf, das Eigentüm liche einer vom Klassischen fortstrebenden Romantik, er wußte be­sonders glücklich in Weber den Vater der deutschen Oper zu preifen. Denn erst mit der Uraufführung des Freischüß" wurde die Oper Gemeingut des Volfes, während bis dahin die französische und ita lienische Oper gerade bos mettätige Bolt ausgeschlossen hatte, im

mit der Moskauer Sowjetregierung sein muß.(? Red. d. V.".) In diesem Zusammenhang gewinnt eine Reise nach Angora an Interesse, die der Oberst a. D. Herr Nicolai im Frühjahr dieses Jahres unternommen hat, als wichtige Berhandlungen zwischen der Sowjetregierung und Kemal Pascha schwebten.

3. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Putschplänen,

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wie ſie ebenfalls nach den Enthüllungen des Herrn Artur Mahraun der Schriftleiter der Deutschen Zeitung", Herr von Sodenstern, entwickelt hat und den Nicolaischen Kriegsabsichten und welches ist gegebenenfalls dieser Zusammenhang?

Schaumlöffel.

D.- C.- Werber und Stabsfeldwebel von Marburg .

Bon unterrichteter Seite wird uns geschrieben:

Unter dem Titel: Einbrecher der DC.?" berichtet der

Borwärts" in Nr. 250 vom 30. Mai 1926 über den ge­heimnisvollen Tod des neunzehnjährigen Stuttgarter Stu­benten Hans Stimmel. Besonders beachtenswert erscheint hier­bei folgender Passus aus der Darstellung, die der Bater des un­glücklichen jungen Menschen an die Staatsanwaltschaft erstattete:

,, Besonders wichtig erscheint mir die Begegnung der Herren Schaumlöffel und Better, die meinen Sohn zuletzt ge­sehen haben wollen und die seinerzeit nur zu politischen 3weden in Stuttgart weilten, um für den Wickingbund und die Ehrhardt- Gruppe zu werben."

Vor allem auch zur Orientierung der zuständigen Juftizbehörden erscheint es dringend geboten, auf die in diesem Zusammenhang recht bedeutsame Bergangenheit des erwähnten Schaum. löffel hinzuweisen. Auch heute noch ist aus der bewegten Periode des Kapp Putsches das traurige Geschehnis-unver­geffen, daß damals, Mitte März 1920, ein hauptsächlich aus ſtock­reaktionären Rorporationsstudenten zusammengesetztes 3eitfreiwilligenbatallion gegen den Willen der ver­faffungsmäßigen Regierung von Marburg nach Thürin gen auszog, um dort in Bad Thal 15 nachgewiesenermaßen un schuldige Arbeiter willkürlich festzunehmen und ,, auf der Flucht" zu erschießen. Die wahrhaft rücksichtsvoll geführten gerichtlichen Untersuchungen brachten unglaubliche 3 u st ände bei der Marburger Truppe" zutage, und der jetzt hervorgetretene Schaumlöffel war als Stabsfeldwebel" eine der führenden Persönlichkeiten dieses sogenannten Bataillons.

wieder

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damals

Ja, diefer Schaumlöffel war schamlos genug, unter dem be zeichnenden Titel: Das Studententorps Marburg in Thüringen , ein Kriegstagebuch im Frieden", eine Broschüre er. fcheinen zu laffen, in der die diefen Leuten sogar von einem preußischen Kriegsgericht bescheinigten Brutalitäten mit einem Fanatismus verteidigt werden, der für jeden fittlich empfindenden Menschen schier unfaßbar ist. So steht um nur eine Einzelheit zu erwähnen auf Seite 28 dieses Kulturdoku­ments wortwörtlich zu lesen, daß einen in der Nähe weilenden 3ivilisten, dem-- absolut nichts Strafbares vorzuwerfen war, die Dämmerung leider vor unseren Kugeln schütte"!! Raum braucht man zu erwähnen, daß die Broschüre förmlich übertrieft von Haß gegen Republit und Demokratic. Maßlosigkeit, Untauglichkeit, Nichtswürdigkeit, Bertrauensbrüchig­feit" der verfassungsmäßigen Regierung, alles natürlich ohne sach­liche Belege, das find beliebig herausgegriffene Zitate!

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Daß ein Mensch von dieser Geistesverfassung zu allem fähig erscheint ist einleuchtend, und vielleicht ist es mehr als 3u. fall, daß der arme- Hans Stimmel vor feinem unaufgeklärten Tobe zuletzt gerade mit diesem Schaumlöffel gefehen wurde: Genoffe Scheidemann schrieb damals, 1920, aus An laß der erwähnten Broschüre an den republikanisch gesinnten Teil der Marburger Studentenschaft, daß solche Schaumlöffeleien" auf die Dauer niemals den Siegeszug der freiheitlichen Ideen ernstlich behinderten. Das soll richtig sein. Gleichwohl aber fann nicht geleugnet werden, daß die Handlungen mancher späteren republi­fanischen Regierungen nach dem Muster von Cuno und Luther­Schiele den Umtrieben der Schaumlöffel und Konforten allzusehr Borschub geleistet haben.

Theater also ein Vorrecht der Aristokratie und Höfe gesucht hatte. So bedeutet Webers Wert auch einen Martstein für die musikalisch­K. S. politische Entwicklung des ganzen deutschen Boltes.

Walfischbraten. Walfischfleisch in Büchsen wird in neuester Zeit auf der Harris- Insel hergestellt und nach dem Kongo exportiert. Es ist ein billiges Nahrungsmittel. Aber ob sich bei uns der Wal­fischbraten so leicht einbürgern würde, ift eine andere Frage. Die geffen, und viele Jahre hindurch bildete es den Hauptteil der Fleisch­norwegischen Walfischfänger haben vielfach das Walfischfleisch ge­nahrung der niederen und mittleren Klaffen in Japan . An der Küste des Stillen Ozeans in Nordamerita gibt es bereits seit längerer Beit Fabriken, die Walfischbüchsenfleisch herstellen, und es wird be­hauptet, daß dieses Fleisch dem Büchsenrindfleisch auf dem ameri tanischen Markt an Güte überlegen fei. Die ersten Walfischfänger der Geschichte, die Basken, die schon vor 1000 Jahren den Walfisch im Golf von Biskaya jagten, haben ihn mindestens ebenso sehr feines Fleisches als seines Trans wegen gefangen, und gegenwärtig betreibt eine amerikanische Firma ven Algeciras aus den Walfisch fang, um die Spanier mit Walfischfleisch zu versorgen. Der eng­ lische Romanschriftsteller J. J. Bell, der vielfach in den verschiedenen Ländern Walfischbraten erprobt hat, erflärt, daß Walfischfleisch eine recht gute Speise abgebe. Der Walfisch lebt in einem reinlichen Element," schreibt er. Er frißt nur reinliche Dinge und ist feinen Mit Zwiebeln gebraten schmedt es vorzüglich. Freilich muß das Krankheiten ausgesetzt. Wenn das Fleisch ein wenig zäher ist als das Rindfleisch, so ist es doch feineswegs hart oder unverdaulich. frische Walfischfleisch sehr rasch gegessen werden, denn fein anderes totes Tier bekommt so leicht Haut- gout" wie der Walfisch." Es gibt also feine Gründe, warum man Walfischfleisch nicht effen sollte.

Der Stimmzettel im Theater. Die Flensburger Speelbel" ließ brei preisgekrönte plattdeutsche Einafter am selben Abend urauf­führen. Dem Theaterpublikum war Gelegenheit gegeben, am Schluß des Abends durch Stimmzettel fein Urteil abzugeben. Das Ergebnis stimmte mit der Reihenfolge der vorherigen Bewertung der Stücke durch das Preisrichteramt überein. Der Gaß: Je preifer ein Stüd getrönt ist, desto burcher fällt es" hat demnach teine allgemeine Gültigkeit.

Thomas Mann wird Profeffor. Thomas Mann , der aus Anlaß der 700- Jahr Feier in bed weilt, ift bom Lübeder Senat zum Profeffor ernannt worden.( Ist das eine Auszeichnung für Schriftsteller von Rang?) Die Schriftstellerin Gräfin Bethusy- Huc geflorben. In Lugano ist im nach längerer Strantbeit verstorben. Die Verstorbene begann ihre Alter von 77 Jahren die schlesische Dichterin Valesta Gräfin Bethuth- Hue schriftstellerische Tätigkeit unter dem Pseudonym Moritz von Reichenbach. Ein Denkmal für Karl Hagenbed. Am 10. Juni wird im Stellinger Tierpart ein Standbild des 1913 verstorbenen Starl Hagenbed durch den erften Bürgermeister Dr. Petersen enthüllt werden.

Eine raffische Enzyklopädie. Von der großen Sowjet- Enzyklopädie ift icht der erste Band in Moskau erstienen. Das ganze Bert wird 30 Bände umfassen und soll in fünf Jabren vollendet vorliegen.

Der Großfüffenpalast als Arbeiterheim. Die GouvernemetsiEgekutive von Leningrad hat beschlossen, das ehemalige Valais des Großfürften Ritolat Nikolajewitsch, des russischen Oberfeldherrn im Weltkriege, der jest in Frankreich lebt, ben trbeitern der Fabrit Krasny Butilowes als Klubhaus und Er holungsbeim zu überlassen. In dem Palais soll auch ein Schulraum für Arbelterlinder eingerichtet werden.