Rüstet zum Volksentscheid!

Aufruf an die Arbeiter, Angestellte und Beamte Berlins .

Das Voltsbegehren für die entschädigungslose Enteignung der ehemaligen deutschen Fürsten im März dieses Jahres hat einen über alles Erwarten günstigen Erfolg gehabt.

12 Millionen deutscher Wähler haben durch eigenhändige Unterschrift ihrer Entrüstung gegen die unverschämten Forderungen der Fürsten Ausdruck verliehen.

An diesem glänzenden Ergebnis hat auch die Berliner Arbeit nehmerschaft Anteil. Es ist zugleich ein

Bekenntnis für die Republik und gegen die Monarchie! Reichsregierung und Regierungsparteien haben versucht, durch ein schlechtes Kompromiß den im Boltsbegehren zum Ausdrud ge­kommenen Bolfswillen zu unterbinden. Der Kuhhandel ist jedoch mißlungen, meil die Arbeiterparteien energischen Widerstand Teisteten und weil die Feinde der Republif, die Rechtsparteien, die Unverschämiheit ihrer Fürstenforderungen den volksfeindlichen Charakter des Abfindungskompromisses grell beleuchtet haben.

Erst nach dem Scheitern des Kompromißgefeßes hat die Reichs regierung die Entscheidung des Reichstages über den Gefeßentwurf für die entschädigungslose Enteignung herbeigeführt. Dieser Gesetz entwurf ist, wie bei der Zusammensetzung des Reichstages nicht anders zu erwarten war, abgelehnt worden.

geopfert, die Fürsten haben ihre Privatvermögen in Sicherheit gebracht.

Die Männer des Volkes sind im Schüßengraben umgekommen, die Fürsten saßen in der sicheren Etappe oder in der Heimat und ließen fich's wohlergehen.

Die Fürsten waren seit jeher nur die Parasiten am Körper des Boltes. Sollen sie auch weiterhin ohne jedes Opfer ihr sorgenloses und luxuriöses Leben auf Kosten ihrer ehemaligen Untertanen" weiterführen? Schüttelt diese Parasiten ab!

Flich felbft fagen müffen, baß es ein Arbeiterschuhgeset in erster Stute doch nur in Uebereinstimmung mit den Arbeitnehmern machen fann.

Bei den Besprechungen zwischen den Gewerkschaften und dem Ministerium hat es sich nur um eine vertrauliche Fühlung­nahme gehandelt; die eigentliche Stellungnahme der Ge­mertschaften erfolgt erst nach der Veröffentlichung der vom Reichskabinett angenommenen Fassung des Gesezentwurfs.

Wo bleiben die Notstandsarbeiten?

Angesichts des erschreckenden Beharrungszustandes der Erwerbs losigkeit, die neuerdings wieder eine steigende Tendenz aufweist, mit rund einer Viertelmillion Erwerbslosen in Berlin , muß an die maß­gebenden Stellen der Appell gerichtet werden, doch nun endlich dort zuzufassen, wo in Berlin Arbeitsmöglichkeiten vorhanden sind. Wir erinnern von neuem an den gerade unerhörten Standal, daß im Norden von Berlin das Bahnbauprojekt Lieben= walde Zehdenick Neuhof bis jetzt noch immer nicht

Arbeiter, Angestellte, Beamte! Am 20. Juni entscheidet ihr in Angriff genommen worden ist. Dieser Bahnbau soll den

entweder

für das Bolt oder für die Fürsten .

Eure Entscheidung ist klar. Am 20. Juni stimmt jeder werftätige Mensch, jeder verarmte alte Rentner mit Ja!

Das fönnt ihr aber nur, wenn ihr euch vergewissert habt, daß ihr auch in die Wählerliste eingetragen seid. Bom 5. bis 13. Junt find die Listen ausgelegt, niemand von euch darf versäumen, Einsicht zu nehmen, ihr lauft sonst Gefahr, euer Recht als Staatsbürger zu verlieren.

Die Pflicht verlangt aber noch mehr von euch. In Bureau, Werkstatt und Betrieb, bei jeder Gelegenheit, die euch mit Kollegen Jezt muß die Reichsregierung, den klaren Bestimmungen der und Kolleginnen zusammenführt, müßt ihr sie auf ihre Pflicht auf­Berfassung entsprechend, das Bolt selbst entscheiden lassen. merffam machen,

Am 20. Juni foll die Entscheidung fallen. Arbeiter, Angestellte, Beamte! Eure Pflicht ist es, zu diesem Bolfsentscheid zu rüsten. Ihr könnt und dürft nicht dulden, daß den habgierigen Fürsten ihr Raubzug auf das verarmte deutsche Bolf gelingt.

Das gesamte merftätige Bolt ist durch Krieg und Inflation ver­armt, hunderttausend alter Rentner find um ihre Spargroschen be­trogen worden.

Im Kriege und nachher hat das deutsche Bolf gehungert, die Fürsten und ihr Anhang haben stets im lleberfluß geschwelgt.

am 20. Juni für die Fürstenenteignung zu stimmen. Beteiligt euch an den Sammlungen, helft den Kampffonds stärken und stellt euch, wo immer eure Hilfe gefordert wird, zur Mit­arbeit für die Propaganda zum Boltsentscheid zur Verfügung. Arbeiter, Angestellte und Beamte, es geht

gegen die Fürsten und gegen die Monarchie! Für Bolf und Republik !

Sezt alle eure Kräfte ein, daß die Bollsabstimmung zu einem Tage der Abrechnung wird mit den Fürsten und mit allen Feinden des Volkes und der Republik .

Das Bolt hat all sein Hab und Gut, Leben und Gesundheit Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund Allgemeiner freier Angestelltenbund, Ortskartell Berlin .

Ortsausschuß Berlin .

Sabath.

Flatau.

Um das neue Arbeiterschutzgeseh. Der Entwurf läßt, sehr viel zu wünschen übrig.

Die Aussprache zwischen den Gewerkschaften und dem Reichsarbeitsministerium über das neue Arbeiterschutz­gejez ist noch nicht abgeschlossen. Sie wurde bei dem Kapitel Sonntagsruhe zunächst abgebrochen und wird in den nächsten Tagen zu Ende geführt werden. Von den Vertretern der Gewerk­schaften murde, wie wir erfahren, eine ra ditale Umgestal­tung wesentlicher Teile des Gefeßentwurfs gefor= dert. Berschiedene Bestimmungen des Entwurfs müssen in ihr direktes Gegenteil verwandelt werden, wenn sie für die Vertreter der

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Allgemeiner Deutscher Beamtenbund, Ortsausschuß Berlin .

Körber.

Weidmann.

Arbeiter im Reichstag annehmbar sein sollen. Der Entwurf leidet vor allm an einer häufung von Ausnahmebestimmun gen, die verschwinden müssen. Weiter muß im Prinzip der Lohn zuschlag von 25 Proz. über 8 Stunden hinaus unter allen Umständen fichergestellt werden. Ferner ist eine Ausdehnung des Gel tungsbereichs des Gesetzes notwendig; so muß z. B. die Grenze für die Einbeziehung der höheren Angestellten von 4000 m. auf mindestens 8000 m. erweitert werden.

Wie man sieht, hat das Reichsarbeitsministerium noch eine gründliche Reform an dem Referentenentwurf vorzunehmen, wenn es mit den Arbeitnehmern halbwegs zu einer Verständigung in den Arbeiterschutzfragen kommen will. Das Ministerium wird sich schließ­

großen Ziegeleien im Norden von Berlin den Anschluß an das Berliner Verkehrsneg bringen. Die Reinickendorf- Liebenwalde­Groß- Schönebecker- Eisenbahn A.-G. hat ihr Projekt einwandfrei finanziert. Alle in Betracht kommenden Stellen haben den Bau gebilligt, nur die Reichsbahn will den Bau aus Kon= furrenzgründen nicht, und deshalb mußte der Reichsver­fehrsminister die Genehmigung verjagen.

diese Sabotage der Berliner Notftandsarbeit bei den Freien Ge­Wir verraten fein Geheimnis, wenn wir darauf hinweisen, daß mertschaften sehr böses Blut gemacht hat. Es wird höchste Zeit, daß der Reichstag gegen den Unfug der Privatbahnaufsichtsbehörde einschreitet. Bei dem Bahnbau im Norden Berlins fönnten eine Menge Arbeiter auf lange Zeit hinaus Beschäftigung finden.

Die Reinigung des Leunawerks.

Der von der Leitung des riesigen Leuna - Ammoniat mertes Merseburg start propagierte Wertverein", eine der bekannten gelben" Gründungen, ist nunmehr einge­gangen. Ueber das Vermögen wurde das Konkursverfahren eröffnet. Die Arbeiterschaft leistete geschlossen Widerstand gegen die gelbe Gründung, so daß der Direktion nichts anderes übrig blieb, als den Werkverein( wegen Mangels an Mitgliedern) seinem Schicksal zu überlassen.

Daß die Gelben im Leunawert wie in verschiedenen anderen großen Werken in Deutschland aufkommen fonnten, war Folge wirkung der fommunistischen Weltrevolutionsmacherei. Was dabei in Stunden und Tagen verdorben wurde, erforderte ebenso viele Jahre, um es wieder gutzumachen. Hoffentlich wirkt der Erfolg im Leunawert als gutes Beispiel für die Belegschaften derjenigen Be­triebe, in denen sich die Gelben und Bölkischen heute noch breit machen. Die beste Waffe in diesem Kampfe ist und bleibt die ge­hörige Aufklärung und die Pflege der Solidarität. Die Verhegung und Spaltung auch im Namen der Einheitsfront" iſt Wasser auf die Mühle der Gelben.

( Gewerkschaftliches siehe auch 3. Beilage.)

Berantwortlich für Bolitik: Ernst Renter: Wirtschaft: Artur Saternus: und Sonstiges: Frik Karstädt: Anzeigen: Tb. Glode: fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlaa G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderet und Berlaasanftalt Baul Ginger u. Co.. Berlin SW 68. Lindenftrake 3. Sierau 3 Beilagen ,,, Aus ber Filmwelt" und Unterhaltung und Wissen".

Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : K. H. Döscher; Lokales

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übergibt man nur dem Nachweis des Deutsch . Mufiferverbandes, Berlin 027, Andreasstr. 21( Königstadt 4310, 4048). Geschäftszeit 9 bis 5, Sonntags 10 bis 2 Uhr. Auf Wunsch Vertreterbesuch

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