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Die Mannen von Gels. Der Aufruf ist erschienen! Walter von Moio hat durch die Veröffentlichung des durch den Exkronprinzen betriebenen Unterschriften- bettels den Herrschaften einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der„Ausruf" sollte als eine ehrliche Kundgebung von Geistes- und Wirtfchaftsgrößen sich darstellen, während er doch nur das bestellte Werk interessierter Kreise, nämlich des Exkronprinzen und seiner Hand- langer war. Für dieses bestellte Interesientemverk haben ihre Unter- schrift hergegeben oder doch nicht verweigert: der Mediziner Prof. Bier, dessen Chirurgenhände die letzten Stun- den Friedrich Eberts anvertraut waren: der Museums- direktor v. Bode, der Kunstmaler Prof. K l i m s ch, die Schriftsteller Rudolf P r e s b e r, Fritz Skowrounek und Hermann Sudermann . Sie haben nicht das Feingefühl Walter o. M o l o s gehabt. Sie ließen sich für das Interessen- tenmachwerk einfangen und ihre Uirterschrift mit dem„Inter- esse des Vaterlandes" drapieren! Worauf es den Mannen von Oe<s ankommt, das oerrät in ihrem Zorn die„Kreuz-Zeitung ", indem sie schreibt: Herr von Molo mag in Zukunft sein« Romane für die schreiben, in deren parteipolitischem Interesie er die drei Schriftstück« veröffentlicht hat. Für das deutsche Volk hat er sich damit ausgeschaltet. Er' mag die Folgen seines Han- delns nur selber tragen. Run ist zwar bisher nicht bekannt, daß die agrarischen Hintersassen der„Kreuz-Zeitung " überhaupt Romane lesen od:r gar kaufen, aber die offen« Aufforderung zum Boykott ist doch wert, festgehalten zu werden. Molo hat ganz richtig empfunden, daß schon die Ausforderung zur Unter- schrift eine indirekte Vergewaltigung durch die Monarchistenkreise sei. Sind dieser Vergewaltigung Männer wie Sudermann, Bode und Klinisch erlegen? Selbst wenn sie das Gegenteil erklären, wird man nach den Darlegungen der „Kreuz-Zeitung " berechtigt sein, etwas anderes zu glauben. Festzustellen ist, zum Lobe sei es gesagt, daß die Unter- schrift des ebenfalls angegangenen Prof. Max Lieber- mann fehlt. Er wird das gleiche empfunden haben wie kalter von Molo..._ Der Kronzeuge üer tzohenzollern. Ein aus Holland geflohener Betrüger. sin Teil der deutschnationalen Presse veröffentlicht schon seit Tagen unter Führung der in Berlin erscheinenden„Deutschen Tageszeitung" Zuschriften zum Volksentscheid, die sich Haupt- sächlich mit der Meinung des Auslandes zur entschädigungslosen Enteignung befassen und ausschließlich von einem Holländer stammen, der sich bald Dr. van Amstel, bald Dirk van der Gracht nennt, aber trotz seiner adeligen Ausmachung nur ein gewöhnlicher Sterblicher ist. Von kommumstsscher Seite wurde nach den ersten Berössentlichungen dieses Verfechters gegen den Volksentscheid bereits daraus hingewiesen, daß sich hinter feinem Pseudonym«in gewisser Johannes G ö b e l verbirgt, der sich erst kürzlich der russischen Botschaft in Berlin zur bolschewistischen Propaganda angeboten hatte. Das hat die„Deutsche Tageszeitung" natürlich bis heute nicht ge- hindert, sich der Zuschriften dieses Gesinnungslumpen zu bedienen. Das Zentralorgan der holländischen Sozialdemokratie macht jetzt noch weitergehende Mitteilungen über den Kronzeugen der deutschnationalen Presse und stellt fest, daß dieser Johannes Göbel seinerzeit für die von ihm begründete Sparsamkeitspartei in Holland kandidierte und sich als Direktor des Instituts zur Veröstentlichung wissenschaftlicher Neuigkeiten bezeichnete, bis dieses Bureau im Jahre die Beziehungen zu ihm abbrach. Ein weiterer Schicksalsschlag ereilte ihn, als im September 1922 gegen ihn ein Versahren wegen Betrug und Unterschlagung von Wertpapieren eingeleitet wurde. Diese Papiere waren Göbel durch eine Dame in Zeist anvertraut worden. Seine Versehlungen waren so groß, daß die Polizei gegen Göbel einen H a s t b e f e h l erließ. Inzwischen war aber dieser Spitzbube nach Deutschland entflohen, wo er heute als ehrenwerter Verteidiger der Fürsten in der deutschnationalen Press« schreibt. Ja—„gleich und gleich gesellt sich gern!" Wangenheim-Klein-Spiegel. Ter Führer des Agrarierbundes gestorben. Gestern vormittag verstarb Konrad Freiherr o. Wangenheim- K l e i n-S p i e g e l im Alter von 75 Jahren. Sein Name ist weit über den Kreis seiner Berufskollegen hinaus bekannt geworden. Mit Rösicke zusammen hat er vor dem Kriege den Bund der Landwirte geleitet, dessen Arbeitsziel unausgesprochenermaßen die Förderung des Großgrundbesitzes war. Nach dem Kriege ging dieser Bund der Landwirte im Reichslandbund auf, in dem Wan- genhcim ebenfalls eine große Rolle spielte. Wangenheim war durch und durch Reaktionär und der Typus des preußischen Junkers, der trotz seines„nationalen" Auftretens das Wohl seiner Kaste über da» des Vaterlandes stellte. Es er- regte großes Aufsehen, als vor dem Kriege festgestellt wurde, daß der Vorsitzende des Bundes der Landwirte keine Einkommensteuer zahlte. Bis zu seinem Lebensende hat Wangenheim in der agra- rischen Propaganda eine hervorragende Stellung cingcenommen. Was bei aller politischen Gegnerschaft gegen den in den Vorurteilen seines Standes befangenen und mit dem Anspruch des Führers auftretenden Menschen auch für den Gegner sympathisch erschien. das war die Selbständigkeit des Urteils, die ihm oft zum Außenseiter in den Reihen seiner politischen und Wirtschaft- lichpn Freunde machte. So ist erinnerlich, wie Herr v. Wangenheim in den schweren Zeiten während und nach der Inflation wieder- holt für den Gedanken Propaganda trieb, daß agrarische Erzeuger und Konsumenten sich zusammenfinden sollten, um unter Ausschluß unnötiger Handelsgewinne die Ware vom Produzenten zum Verb raucher zu bringen. Ernst genommen wurden aber derartige Ideen in seinen eigenen Reihen nie. Sie sielen aus dem Rahmen der unsachlichen und demagogischen Propaganda, der der Reichslandbund seine Existenz verdankt. In den großen handelspolitischen Auseinandorfetzungen, in denen die Landwirtschaft ihr Sonderrecht vor den übrigen deutschen Gewerbezweigen verlangte, war Wangenheim schon zur Zeit Eapriois Wortführer der Schutzzollforderungen. Später ist er als Politiker im eigentlichen Sinne weniger hervorgetreten. außer in der Zeit des Kapp-Putsches , wo man ihm das Amt
des preußischen Landwirtschaftsministers zugedacht hatte. Sonst aber beschränkt« sich seine politische Tätigkeit auf den engeren Inter- essenkreis seiner Berufsfreunde, und er zog es vor, hinter den Ku- listen zu wirken, wenn die Berufspolitiker und Parteibeamten den wirtschaftlichen Meinungsstreit in der politischen Arena austrugen. Mit Wangenheim starb einer der fähigeren und führenden Köpfe der deutschen Großlandwirtschaft. Daß es ihr gelingen wird, einen Menschen gleichen Formates an seine Stelle zu setzen, ist wenig wahrscheinlich. Tarifvertrag für Reüakteure. Für allgemein verbindlich erklärt. Der Präsident der Reichsarbeitsverwaltung hat am 10. Juni 1926 den zwischen dem Arbeitgeberverband für das deutsche Zeitungs- gewerbe und dem Reichsoerband der deutschen Presse abgeschlossenen Reichstarifvertrag für Redakteure und festangestellte Mitarbeiter von Tageszeitungen für allgemeinverbind- l i ch erklärt. Bei den Versicherungsbe st Immungen sind einzelne Personenkreise von der Astgemeinenverbindlichkeit ausge- nommen worden. Der erwähnte Tarifvertrag ist ein Manteltarif, der die allge- meine Stellung des Redakteurs im landläufigen Zeitungsbetrieb um- schreibt und sicherstellt. In ihm ist auch eine Lebens- und Pensions- Versicherung vorgesehen. Die Ausnahmen, die bezüglich der Versiche- rung vorgesehen sind, betreffen wahrscheinlich auch die sozial- demokratischen Redakteure.
Der Zwischenfall im Reichstag. Zwischenrufe des Abg. Rosenfeld vor dem Aeltestenrat MTV. meldet: Der Aeltestenrat des Reichstages trat nach der gestrigen Plenarsitzung zusammen, um die Angelegenheit des Zwischenrufs des Abg. R o> e n f e l d(Soz.) in der Plenar- sitzung nachzuprüfen. Der Abg. Rosenseld hat in einem Zwischenruf den Vorwurf des Wortbruchs gegen den Reichspräsidenten erhoben und ist dafür vom Präsidenten Lobe zur Ordnung gerufen worden. Er hat trotzdem, wie mehrere Mitglieder im Aeltestenrat bekräftigten, diesen Vorwurf in neuen Zwischenrufen mehr- mals wiederholt, die Wiederholung ist aber in dem Lärm des Hauses vom Präsidenten nicht gehört worden, und auch aus dem Stenogramm ist der Vorgang nicht zu ersehen. Der Aeltestenrat
hat dem Präsidenten anheimgcstellt, weitere Feststellungen vor- zunehmen und je nachdem in der Plenarsitzung die Rüge gegen den Abg. Dr. Rosenseld nachträglich nochmals auszusprechen.
SetHlen geohrfeigt. Von einem ungarischen Republikaner in Genf . Gens. 10. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag vor- mittag ist im Völkerbundssekretariat der ungarische Iourna- l i st Iwan I u st h, Sekretär der ungarischen Republikaner in Paris und Korrespondent der«E r e N o u v e l l e", zum Ministerpräsiden- ten Bethlen vorgedrungen und hat ihn g e o h r s e i g t. In einer Protesterklärung an das Volkerbundssekretariat führt Justh aus, daß er von der ungarischen Regierung seit Iahren verfolgt werde. Justh ist sofort von der Polizei se st genommen worden. Der Vorsitzende des Völkerbundsrats sprach zu Beginn der Sitzung Bethlen die Sympathie und weiter das Bedauern darüber aus, daß in dem gastfreundlichen Hause des Völkerbundes ein solcher Vorfall sich ereignen konnte. In einem Flugblatt, das Justh unter die Umstehenden warf, wird eine Reihe von G e w a l t t a t en der ungarischen Re- gierung aufgezählt und zum Schluß erklärt, daß Justh die unzähligen Unterdrückten und Leidenden seines Volkes habe rächen wollen. Justh wird sich vor einem Genfer Gericht wegen tätlicher Beleidigung zu verantworten haben. Die Ohrfeige hat Bethlen nicht zu einer höheren Wertschätzung im Völkerbunderat verHolsen, wie man bei der Beratung über die ungarischen Finanzsragen sehen konnte. Nach neuester Meldung heißt der Attentäter richtig Ber und war seinerzeit wegen republikanischer Propaganda zu 1l4 Iahren Kerker verurteilt, hat im Szegediner Gefängnis ein Auge ver- l o r e n und wurde zur Behandlung seines erkrankten zweiten Auges auf freien Fuß gesetzt. Er floh im Flugzeug nach Wien und später nach Paris . Genosse Stoelzel hat gegen das Urteil der braunschweigischen Justizbehörde in zweiter Instanz Revision beim Reichs- gericht eingelegt. Di« bayerischen SPD. -Landlagsabgeordneten Schlaffer und Goch , deren Auslieferung zur Berbüßung dreijähriger Gesängnis- strafen(wegen„Vorbereitung zum Hochverrat") die Landtagsmehr- heit beschlossen hat, sind rechtzeitig über die Reichsgrenze geflohen.
Genf , 10. Zuni.(Eigener Drahtbericht.) Die große llcberraschung in der Dormittagssihung war eine E r t l ä- rung des spanischen Vertreter», in der einleitend ausgeführt wird, daß die spanische Regierung bisher das Amendement 4 zum Völkerbundpatt(Turnuswahl der nichtständigen Rotsmitglieder) aus dem Grunde nicht ratifiziert hätte, um sich dadurch die ZNöglichkeit zu erhalten, solange in den Völkerbundsrat gewählt zu werden, bis Spanien einen ständigen Ratssih erhalten werde. Die spanische Regierung habe übrigens nie unterlassen, da» auch bei jeder Gelegenheit und in aller Offenheit zu erklären. Dann heißt es wörtlich weiter:„Da die gegenwärtige tage jedoch die An- Wesenheit Spaniens bei den Wahlen ausschließt und der Grund sür eine Richtralisizierung des Amendements damit hinfällig ist, hat meine Regierung beschlossen, die Ralisikation des Amendements vorzunehmen." verschiedene Ratsmitglleder sprachen über den letzten Entschluß der spanischen Regierung ihre vesriedigung au». Aber schon der Rachmittag brachte die Korrektur dieser salschen Aufsassung, als der Bericht der Studlenkommission sür die Reorganisation des Rates zur Beratung stand. Der spanische Vertreter gab bei dieser Gelegenheit eine neue kurze Erklärung ab. in der es heißt, daß seine Regierung der Regelung einer Frage nicht zustimmen könne, durch welche Spanien in einen„zweiten Rang" verseht werde. Die Haltung der spanischen Regierung bleibe unverändert. Daran schlössen sich Sympathie- und Bedauern»- erklärungen der Ratsmitglleder an Spanien , von eindringlichen wünschen unterstützt, die spanische Regierung möge ihre Entscheidung noch nicht als endgültig betrachten. Von Chamber- iain und Vandervelde wurde insbesondere nachdrücklich daraus hin- gewiesen, daß kein Staat es als Verletzung seines Prestige« betrachten dürfe, wenn er keinen Ratssih erhalte. Ein« Reuauslage dieser Aussprache ergab sich abend» am Schlüsse der Sitzung, als der brasilianische Vertreter Rlello Franca eine sehr lange Erklärung seiner Regierung verla», die dahin zusammengefaßt werden kann, daß Brasilien mit Ende dieser Session, also heute, seinen Rücktritt.al» Ratsmitglied er- klärt, dagegen seine Entscheidung über seine sonstige Mitarbeit und Zugehörigkeit zum Völkerbund sich vorbehält, bi» zu dem Zeitpunkte, an dem die Völkerbundsversammlung über die Reorga- nisation de» Völkerbundsrates endgültig zu entscheiden haben wird. Diese Erklärung gab sämtlichen anderen Mitgliedern des Rates Anlaß zu Gegenäuherungen. in denen sie ihrem Bedauern Ausdruck gaben, dann aber freundschostlich, jedoch mit Rachdruck daraus hinwiesen, daß der Völkerbundsrat. der nicht wahlbehörde Ist. nicht k o m p e t cnt sei, die Demission der brasilianischen Regierung als Ratsmitglled entgegenzunehmen und daß es somit bis zur nächsten Völkerbundsversammlung Ratsmitglled verbleibe. Der Schlußeindruck dieser Diskussion ist der, daß sowohl Spa- nien wie Brasilien der Reorganisation de» Völkerbundrate» in keiner weis« mehr Widerstand leisten wollen, sich dagegen aber noch die Entscheidung vorbehalten, ob sie weiter im Völkerbund verbleiben und mitarbeiten wollen oder nicht. Man halte sozusagen da, Gefühl, daß am Donnerstag eine politisch- diplomotlsche Operation vorgenommen wurde, die gelungen ist und bei der da» Leben keine» Patienten aus dem Spiel stand. » Die sensationellen Erklärungen sowohl des spanischen wie des brasilianischen Vertreters schaffen zwar keine volle Klar- heit über die weiteren Absichten dieser beiden Länder, doch liegt ihre Bedeutung darin, daß nunmehr die Aufnahme Deutschlands im September gesichert ist. Vor allem ist es der angekündigte Beschluß der spanischen Regierung, der das letzte formelle Hindernis gegen den Eintritt Deutschlands mit permanentem Ratssitz noch auf der nächsten Tagung ausdemWegegeraumt hat. So-
lange eine einzige Völterbundsmacht den seinerzeit angenom» menen Zusatzantrag zu Artikel 4 nicht ratifiziert hatte, konnte sie durch ihren Einspruch die Durchführung der Vorschläge der Studienkommission, die un vergangenen Monat getagt hat, verhindern. Spanien war die letzt« Macht, deren Rati» fikation noch nicht vorlag und man konnte um so mehr be» fürchten, daß es von dieser Waffe»Gebrauch machen würde, als es um die Gewährung eines ständigen Ratssitzes kämpfte, während die Studienkommission durch die Annahme der Vor- schlage von Lord Cecil einen neuen ständigen Ratssitz aus- schließlich für Deutschland schassen wollte. Die Dorschläge der Studienkommission sehen außerdem vor: die Erhöhung der Zahl der nichtständigen Mitglieder, die Einführung eines Turnussystems und die Neuwahl sämtlicher nichtständiger Ratsmitglieder im September bei sofortigem Amts- antritt anstatt zu Beginn des folgenden Kalenderjahres. Das alles bedeutete organisatorische Statuten- ä n d e r u n g, die infolge der Ratifizierung dieses Zusatz- antrages nicht mehr einer einstimmigen Empfehlung des Völ- terbundsrats, sondern nur noch einer Empfehlung mit Zwei- drittelmehrheit des Rates bedürfen. Infolgedessen würde der Einspruch Spaniens und Brasi- liens gegen die Vorschläge der Studienkommission nunmehr wirkungslos sein. Denn weitere Mächte kommen für einen solchen Einspruch ohnehin nicht in Frage. Damit ist zumindest die Zweidrittelmehrheit gesichert. Ob Spanien diesen Einspruch trotzdem aus grundsätzlichen Gründen erheben wird, geht aus der zweiten Erklärung seines Vertreters in der gestrigen Nachmittagssitzung nicht ganz deutlich hervor. Der Sinn dieser Erklärung ist: Ich pro- testiere gegen die Beschlüsse der Studienkommission sowie egen den Druck, der auf mich ausgeübt wird— aber aus ioyalität gegenüber dem Völkerbundsgedanken will ich t e i n e Obstruktion treiben und gebe durch die nachträgliche Rati» fizierung des Zusatzantraaes aus dem Jahre 1921 dem Völker- bund freiwillig die Möglichkeit, über meinen Kopf hinweg und gegen meinen Willen die Reformvorschläge der Studienkommission zu beschließen. Die Frage bleibt offen, ob Spanien daraus weitere Konsequenzen ziehen, aus dem Völkerbundsrat oder gar aus dem Völkerbund überhaupt ausscheiden wird. Der brasilianische Vertreter Mello Franca, der nach der Ratifizierung des Zusatzantrages durch Spanien die letzte Hoffnung seines Landes, durch Obstruktion den Eintritt Deutschlands so lange zu verhindern, bis es selbst einen stän- digen Ratssitz zugesichert bekäme, zerstört sah, hat die e i n e Konsequenz bereits jetzt gezogen: Brasilien tritt aus dem Völkerbundsrat aus, ohne jedoch aus dem Völkerbund auszuscheiden. Trotz all diesen Vorbehalten ist jedenfalls vom euro- p ä i s ch e n Gesichtspunkte aus die am gestrigen Tage in Genf eingetretene Wendung der Dinge zu begrüßen, weil damit die Gewißheit endlich geschaffen ist, daß gegen den Eintritt Deutschlands im September kein Hindernis in der letzten Stunde mehr zu erwarten ist. Nächste Ratstagung: September. Genf , 10. Juni. (MTB.) Der Völkerbundsrat, dessen Tagung, wie schon berichtet, heute zu Ende ging, verzichtete darauf, sich über da» Datum der zweiten Tagung der Studienkom» Mission auszusprechen, und überläßt es dem Präsidenten des Völkerbundsrat«», die auf den 28. Juni angesetzte Tagung im Ein- vernehmen mit dem Präsidenten der Studienkommission g e- gebenenfolls zu verschieben. Die nächste Tagung de, Völkerbundsrates ist vorläufig auf den 3. September angesetzt worden.