stehen es, daß in den letzten Monaten in zahlreichen Sparer- Versammlungen im ganzen Reich durch Entschließungen der Entrüstung darüber Ausdruck gegeben wurde, daß„diejenigen Parteien, die in der Frage der Fürstenabfindung die Heiligkeit des Eigentums und die erhabenen sitt- iichcn Grundsätze der göttlichen Gebote preisen, kein Bedenken trugen, die gleichen Grundsätze gegenüber den Sparern rück» sichtslos mit Füßen zu treten".
Katholische �ugenö für volksentscheiü. Gegen die Kundgebung der Bischöfe. Der Reichs ausschuß der katholischenIugend zum Schutze des siebenten Gebotes gegen die Fürsten er- läßt einen Aufruf, in dem Stellung genommen wird zu der Kundgebung der Bischöfe: „Bei aller Ehrfurcht vor der uns Katholiken gesetzten Autorität der Bischöfe, heißt es, glauben die unterzeichneten Kreise und Der» treter des katholischen Boltes, dieser Kundgebung aus G e» wissensgrllndcn nicht entsprechen zu können. Zur Erläuterung dafür, wie diese Kundgebung, die nicht den Charakter eines religiös und kirchlich findenden Hirtcnschreibcn» trägt, zu verstehen ist, diene die Antwort des hochwürdigen Bischofs von Regensburg :„Bei allen Handlungen kommt es auf den Ge- Wissensstandpunkt an. Das Urteil aber steht bei Gott ." Die Schuld an den bei der bischöflichen Kundgebung angedeuteten Folgen tragen die gesetzgebenden Faktoren, die nicht willens oder fähig gewesen sind, die Fürstenabfindungsfrage in einer im Sinne des siebenten Gebots und der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes lie» genden Weise zu lösen.... Die ungeheuere materielle und sittliche Rot der breiten unterdrückten Massen unseres Volkes zwingt uns im Ge» wissen, ungeheure, durch die Arbeit des Volkes geschaffene Werte jenen wieder zu nehmen, die sich ihrer durch Krieg und Ge- malt bemächtigt haben, und die nicht die sittliche und re- ligiöse Kraft nach dem Zusainmenbruch aufbrachten, sich dieser nach Naturrecht und christliche» Sittengesetz unrechtmäßig angeeig- neten Werte in einer Zeit höchster Voltsnot freiwillig zu entäußern. Aus diesen grundsätzlichen, unserer Gewissensnot ent- springenden Erwägungen heraus werden wir beim Volksent- scheid ni i t Ja st i m m e n." Kundgebungen wie die vorliegende lassen erkennen, daß man es auch in weiten Kreisen des Katholizismus als sitt» l i ch e Pflicht betrachtet, sich am 20. Juni beim Volks- entscheid in positivem Sinne zu betätigen. Das ist um so bemerkenswerter, als Zentrumspartei und katholische Kirche alles daransetzen, um ihre Anhänger davon abzuhalten, dem Entscheid ihre Stimme zu geben. Und eine Bewegung, die derartige Kräfte auslöst, sollte„gegen Moral und Recht" sein? Das Volk denkt anders! Ilugblätter in der Kirche. Mit Entrüstung überbringen uns katholische Kirchenbesuchen Flugblätter der demschnationalen Propa- gandozentrale, die während des Gottesdienste» im Vor- räum der Kirchen oerteilt werden. Diese Flugblätter richten sich an die Katholiken, die aufgefordert werden, dem„bolschewistischen Volksentscheid" kein« katholische Stimme zu widmen. >,. Da in dem Zettel auch davon die Rede ist, daß nach der Ent» . eignung der Fürsten die.„Enteignung der Kirchen und Klöster" folge, so erregt diese deutschnationale Heuchelei bei den katholischen Kirchenbesuchern begreiflicherweise besondere Entrüstung, denn auch der einfachste Sinn unter den Katholiken hat noch nicht vergessen, daß die Kirchen und Klöster von den Fürsten in Deutschland enteignet und zu ihrem Privateigen- t u m gemacht worden sind. Ebensowenig ist vergesien, daß die Deutschnationalen und Deutsche Volksparteiler, die jetzt die Propa» ganda für Fürstenbssitz gegen das Volk treiben, die gleichen Parteien find, die bis aus den heutigen Tag den Katholiken die Gleichberechtigung In Deutschland verwehren,
3m Märchenlanöe. Don Emil Rath. Die Mittagssonne bahnt sich brennend ihren Weg durch die grauen Scheiben des Straßenbahnwagens: ihre Hitze macht mich schläfrig. Ich lehne mich blinzelnd in die Ecke, da sehe ich neben mir zwei ärmlich gekleidete Mädchen sitzen, die in ihr« Schulhefte vertieft sind. Das gibt mir einen Ruck. Beide sind eistig bemüht, mit einem Lineal zwei Seiten ihre» Heftes durch senkrechte und woge» rechte Striche zu zulegen. Die Straßenbahn holpert über ausgefahrene Geleise, und einig« der Striche werden krumm und knickebeinig. Aber so genau nehmen es die Mädchen von heute wohl nicht mit dem geraden Weg— Und schon malen die kleinen Finger zwischen die frisch gezogenen Linien Worte und Zahlen. Ich schiebe meinen Kopf ein wenig näher, die Art der Schulausgabe zu ergründen: Sie müsien lernen,«in Haus» haltbuch zu führen! Mein Blick fliegt über die Spalte„Ausgaben". Do steht,»in wenig ungelenk: 24. Mai: 1 Psund Butter. 6 Eier. 5 Pfund Kar» löffeln, 2 Psund Zucker. 2 Pfund Fleisch, 1 Pfund Aufschnitt, 2 Liter Milch. 16 Schrippen... 9,05 M. Am 25. Mai: 3 Zentner Kohlen. 12 Schrippen. 1 Psund Butter, 1 Liter Essig, 2 Pakete Pudding... 7,40 M. Ach. alle die Zahlen daneben addieren sich zu großen, großen Summen. Und rechts steht protzig das Wort Einnahmen und darunter: Wirtschaftsgeld für die Woche vom 2il. bis 29. Mai 52 M. Purpurn färbte Eifer die Wangen der beiden kleinen schreiben» den Mädchen. Ihre Augen glänzen, die haare fallen ihnen wider. spenstig in die Stirne. Schschsch! Nicht stören! Sie wandern beide in einem Märchen. lande, das sie, wenn sie nicht mehr Kinder sind, wohl ni« mehr be» treten werden. Nur still. Bald, allzubald wird der schöne Zauber weichen.
vle kämpfe im Sühnenvereln. Das Berliner Theaterleben ist in den letzten Tagen außer- ordentlich beunruhigt worden. Der Intendant des Staatstheater,. Leopold I e ß n e r. der Vorsitzende des Verbandes Berliner Theater- leiler. hat seine Entlassung gegeben. Da der Verband Berliner Theaterleiter nur eine Untergruppe jenes deutschen Bühnenvereins ist, in dem sämtliche Direktoren der deutschen Prioattheater und auch die Leiter der Staatstheater und gemeinnützigen Bühnen vereint sind, wurde die innere Existenz durch den Rücktritt Ießner» sehr stark erschüttert. Gleichzeitig teilten die Direktoren Max Reinhardt , Victor Barnowsky und Eugen Robert , die sich in der bekannten Intcrestcngemeinschast verbündet hatten, mit, daß sie aus dem Deut- scheu Bühuenoerein austreten wollen. Dieser Entschluß der ver» kündeten Trustdirekloren hat viel Staub aufgewirbelt. Besonder» auch dl» am Theater sozial Intertsslerten Kreis« fürchteten mit Recht. daß die bindenden und absolut notwendigen arbeitsrechtlichen Be-
wie sie noch bis vor wenigen Iahren das Bismarksche Jesuiten» g e s e tz aufrecht erhalten haben. Die katholischen Kirchenbesucher wenden sich in ihrer Entrüstung mit den Flugblättern an den„Vorwärts", da den Zentrumsblättern durch ihr« Parteileitung Schwelgegebot auferlegt worden ist. Die Wirkung der Propaganda in den Kirchen ist also gerade die gegenteilig« von der, die ihre Veranstalter erwartet haben. Und wenn das Zentrum sich jetzt auf die Seit« der Fürsten stellt, so wird es selbst bei den nächsten Wahlen schon die Folgen feiner Haltung zu spüren bekommen. 5laß wirü offenherzig. Er fordert zum Bürgerkrieg auf. Der Verlauf der gestrigen Reichstagssitzung hat den Herren von rechts begreiflicherweise nicht gefallen. Das kommt in der ganzen Rechtspresse zum Ausdruck, aber nirgends so deutlich wie in der„Deutschen Zeitung", dem Organ des Herrn Claß. Dieses Blatt überschlägt sich in kreischenden Beschimpfungen des Reichstags und des Land- tags und redet mit brutaler Deutlichkeit die Sprache der Gewalt. „Souveränität des Pöbels. 1 Leutnant und 10 Mann: was den deutschen Parlamenten fehlt" lautet die Ueberschrift. Darunter wird u. a. ausgeführt: Erwähnt sei auch in diesem Zusammenhang der Widersinn, daß zwei Parteien der„Koalition" in ihren jämmerlichen Er- klürungen die moskowiiischen Manöver unterstrichen und gegen ihr eigene» Kabinett zu Feld« zogen. Di« Vorgänge beweisen nur auf» neue, daß sich die deutschen Parlamente auf Kosten de» hungernden Volkes mehr und mehr zu Sammelbecken von staatlich organisiertem politischen Piratentum übelster Art entwickeln. So sehr die offene Sprache der„Volksvertreter" dem deutschen Namen von neuem Spott und Verachtung bringen mag.— sie kann nur da» Erwachen des deutschen Micheltum» beschleunigen. Sie kann die Kampsfront der Entschlossenen nur stärken, die sich seit Jahren durch bittere Erfahrung darüber klar sind, daß die Kanaille nur die Peiljche bändigt und daß der Herr gewordene Knecht da» Messen mit dem eigenen Maßstab nur al» Schwäche wertet. Spreche» wir nicht von denen, die in Bünden, Parteien und Presse die organisierte Feigheit des Bürgertums vertreten. Sie bilden zwar, äußerlich gesehen, das Gros der Minderwertigkeit lind täuschen den schwache» Anbetern der Masse Macht vor. Bei Auseinander- sehungen, die Opfer fordern, scheiden sie erfahrungsgemäß aus. Be- halten wir einerseits um so schärfer jene im Auge, die die I ü h- r u n g der verhegten Massen übernommen haben, und anderseits die unbelehrbaren Entschlossenen, die ihre Ziele nur im offenen Kamps und Sieg über die wehrhaste Mannschaft de« erwachenden Deutsch- lond» erringen würden. Wer offenen Auges dem Lauf der Dinge folgt, erkennt von Tag zu Tag von neuem, daß der Auseinandersetzung nicht mehr auszuweichen ist. Der Stärkere behält das Feld der Zukunft. Als die Polizei vor ein paar Wochen bei diesen Burschen haussuchte, gaben sie sich als die harmlosesten Lämmer und weinten öffentlich über ungerechte Perfolgung. Jetzt reden sie ganz offen die Sprache des Bürgerkriegs. Aber wenn am Montag die Hunderttausende zur De- monstration, am 20. Juni die Millionen zum Volksentscheid ausmarschieren, dann werden diese frechen Maulaufreißer wieder ganz kleinlaut werden. Abänderung des Republikschutzgesetzes. Zur Unabhängigkeit der Richter. Der Rechtsausschuß des Reichstages beriet heute die Frage der Aushebung oder Abänderung des Republikschutzgesetzes. Dabei stellte sich heraus, daß für die völlige Aufhebung des Ge- setze» nur Kommunisten. Deutschnational« und Völkische waren. Diese Stellungnahme der Kommunisten ist umso merkwürdiger, als die Folge einer Aufhebung des ganzen Gesetze» die wäre, daß die Regierung damit da» letzte Recht verlieren würde, früheren Landes-
ftimmungen, die zwischen Direktoren und Schauspielern bisher gültig waren, sabotiert werden sollten. Die vom Bübnenoerein absprin» genden Direktoren teilten serner mit. daß Ihr» Unternshmungen die hohe Lustbarkeitssteuer nicht mehr tragen könnten, und e» soll ihnen nun auch bewilligt werden, daß sie künstig nur 3 Prozent ihrer Ein- nahmen als kommunale Steuer zu zahlen haben. Dieser Erfolg, der nicht zum letzten dem bisherigen Vorsitzenden Ießner al» Verdienst zuzurechnen ist, scheint auch die organisations- müden Trustdirektoren ein wenig getröstet zu haben. Es sieht so au», al» wenn nach dem Lärm, der während der letzten Tage tobte, der Arbeitssrieden wieder kommen soll, al» wenn die vom Bühnenoerein wegspringenden Theaterleietr die Absicht hegen, ihren in der Hitze der Sorge und der Polemik gefaßten Bescyluß rückgängig zu machen. Wie dem auch sei, die Ereignisse der letzten Tage beweisen, daß es In allen Berliner Theaterdirektionen bedenklich kriselt. Die Direk- toren wissen noch nicht au» noch ein, wie sie sür die Zukunst die Saison gestalten sollen. Sie beneiden die staatlichen und städtischen Theater, die mit öffentlichen Zuschüssen arbeiten können und von keiner Abgabenlast betroffen sind. Sie rufen die Oesfentlichkeit aus, damit die Gefahr, die den Privattbeatern immer näher rückt, deutlich gemacht und den Kunstfreunden eindringlichst vorgestellt wird. Bis- her sind die am schwersten Leidtragenden innerhalb dieser Theater- Misere die wirtschaftlich schwächsten Elemente innerhalb jedes Theaterbetriebes: die Schauspieler. Obwohl die Notwendigkeit eines Ensembles von den Theaterleitern immer wieder mit vielen und lauten Idealphrasen betont wird, sind die Arbeitgeber doch sehr sparsam in der Gewährung fester Verträge. Die Arbeitslosigkeit und Unsicherheit wächst unter den Schauspielern ständig. Einige haben für di» kommend« Saison Kontratte eingehen können, doch im allge- meinen wird darüber geklagt, daß di« neue Devise eine ungeheure Gagendrückerei bedeutet. Au» alledem ergibt sich, daß bei Theater- direttoren und Bühnenkünstlern heut« noch immer eine starke Mut- losigteit und Verstimmung herrscht. Wieder ein englische» Lustspiel. Der Engländer Noel C o w a r d hat ein« hübsch« Lustspieltechnit heraus. Das wissen wir seit seinen,„Weekend". Man merkt es auch an dem anspruchslosen Lustspielchen„G e i a l l e n e Engel", mit dem gestern die� Eommerdirektion de-„Theaters in der Königgräfte r Straße" den Zuschauern ein paar gemütlich- amülante Stunden verschasste. In den„Gefallenen Engeln" sängt es ganz herkömmlich an. Gepflegt bürgerliches Milieu, ein bißchen blasiert und ein bißchen spießig, ein kleiner Ehezwist,»«dehnt vorgetragen Die Langeweile droht heranzuschleichen. Und dann wird e» ganz sachl» spannend, obwohl an sich gar nicht» Aufregendes vor, geht. Zwei junge Ehefrauen haben vor sieben Jahren einen Lieb- Haber gehabt, und der tritt plötzlich aus den Plan. Da» heißt, vor- läusig erwarten sie ihn nur, erlebnislustig und sieberhast erregt. Vom ersten Akt an hassen sie ihn endlich einmal zu sehen, aber er kommt erst im dritten, als die Ervartuna bei allen Beteiligten in Spannung umgeschlagen ist. Eowards Knnst besteht darin, diese Spannung allmählich auch auf den Zuschauer überspringen zu lasse». Natürlich entstehen au» der überrelzien Stimmung lauter Konflikte: zwischen den beiden Ehefrauen, die fich In die Haare geraten, dann mit ihren beiden Ehemännern. Die Ehen drohen auseinander
fürsten gegenüber Aufenthaltsbeschränkungen oder Landesverwei« sungen anzuordnen. Genosse Rosenfeld regte an, wenigstens die Be- ftimmungen aufzuheben, auf Grund deren der Staatsgerichtshof oft sogar gegen seinen Wunsch genötigt wäre, Zucht- hausurteile zu verhängen. Ein solcher Antrag der sozialdemokratischen Fraktion wurde mit 11 gegen 10 Stimmen angenommen� Im Laufe der Beratungen hatte der Kommunist Rosenberg darauf hingewiesen, daß die Hochverratssachen nach Aufhebung des Staatsgerichtshof von einem Senate des� Reichsgerichts abgeurteilt würden, dessen Präsident N i e d n e r sei. Und er hatte deshalb scharfe Kritik an der Reichsregierung geübt. Staatssekretär Joel verteidigte diese, indem er daraus hinwies, daß die Unabhängigkeit der Gericht««inen Eingriff in die Geschästsoerteilung nicht zuließen. Genosse R o s e n f e l d schilderte auf Grund seiner Erfahrungen als Iustizminister, wie damals Staatssekretär Mügel, gestützt auf die Praxi» früherer Minister, durch ein einfaches Telephon- gespräch die Versetzung der zu scharfen Richter herbeigeführt habe. Staatssekretär Joel glaubte, Herrn Mügel in Schutz nehmen und die Darstellung de» Genossen Rosenfeld bestreiten zu sollen, worauf ihm dieser erwiderte, daß er diese Vorgänge erst kürzlich vor einer großen Iuristenversammlung vorgetragen habe, an der auch Mügel teilgenommen habe, ohne daß dieser aber Wider- spruch erhoben hätte. Dieser Vorfall aus dem November ISIS zeigt nur, daß schon in der Zeit der Monarchie eine wirkliche Unabhängigkeit der Richter g a r n i ch t existierte.
der Umbau der berliner Oper. Einigung im Hauptausschusi des Landtage?. Der Hauptausschuß de» Landtags nahm am Freitag zu der vielumstrittenen Frage des Umbaues der Berliner Staatsoper Stellung. Es log ein Z e n t r u m s a n t r a g vor, der darauf hin- weist, daß der Umbau in allen künstlerischen Kreisen imnier stärkere Bedenken errege. Der Antrag fordert vom Etoatsministertum, die weitere Fortsetzung des Umbaue» zweck» neuer Beratung sofort einzustellen. Die Debatte zeigte, daß fast keine Partei etwas von einer Ein- stellung der Arbeiten wissen will. Abg. König(Soz.) verlangte mit Entschiedenheit die Fortführung der Arbeiten und betonte, daß bei einer nockmaligen Nachprüfung kaum viel herauskommen werde. Abg. Schwering(Ztr.) machte den Vorschlag, die kleine Straße öst» (Ich des Opernhause» und das Prinzessinnenpalais zu beseitigen. Demgegenüber bemerkte der Vertreter de» Jnnenmini- st« r i u m«, daß die Beseitigung der kleinen Straße au» Verkehrs- rückstchten nicht durchgesührt werden könne. Von demokroti» scher Seite wurde betont, daß die Berliner Stadtverordneten- Versammlung niemals ihre Zustimmung zur Kassierung der kleinen Straße geben würde. Auch der F i n a n z m i n i st e r forderte, daß die begonnenen Arbeiten unter allen Umständen fortgeführt werden So kam s-yließlich der?lusschuß zur Annahme eine» An- trage», der du« Staatsministerium ersucht, bei weiterer Fort- setzung nur der notwendigsten Umbauarbeiten im Lc- nehmen mit dem Hauptausschuß da» Opernh au»Projekt u.-l»r Hinzuziehung namhafter Sachverständiger und Künstler einer Nach- prufung zu unterziehen und bi» zum 1. Juli eine möglichst einwandfrei« Lösung de» Gesamtumbaus herbeizuführen. Der Finanzminister stellte in Aussicht, evtl. den Seitenbau nicht um 6, sondern nur um 3 Meter erweitern zu lassen, was ein neues Entgegenkommen an die Wünsche des Zentrum» bedeutet. Da der ministerielle Entwurf auch die Beseitigung aus dem Platz zwischen Staotsoper und Hedwigskirche sowie die Vorrückung de» auf dem Platz befindlichen Denkmals vorsieht, kann von einer Verdeckung der Hedwigskirch« kaum mehr gesprochen werden. Es ist daher damit zu rechnen, daß der ministeriell« Entwurf für den Opernhausumbau mit einigen kleinen Aenderungen durchgeführt wird.
Zu Korea , da« die Japaner beherrschen, wurde der letzte Kaiser beerdigt. Die riesige Beteiligung des Volkes daran war wohl ein« Demonstration für die staatliche Unabhängigkeit. Man meldet, daß etwa 40 Studenten versuchten, mit großem Geschrei aufhetzende Flugblätter zu verteilen. Dl« Studenten wurden verhaftet, die Menge stieß aber Schrei« au», wa» die Verwirrung ve« mehrte. Volkxatscheid in Australien . Das australische Parlament hat mit 26 gegen 2 Stimmen Verfassung» änderungen auf dem Wege des Volksentscheids für zulässig erklärt.
zu platzen. Als der Liebhaber eintritt, balbiert er die Ehemänner tüchtig über den Löffel, und der Vorhang fällt in dem Auaenblick. wo sie(zu spät) merken, daß sie die Eingeseiften sind. Der Dialog perlt lustig und munter dahin. Die nttteste Ueberraschung de» Abends bildete aber Carola N e h e r(Klabunds Frau), die den einen der beide» gefallenen Engel spielte. Sie blickt ganz ver- wundert in die Welt und schnattert die aufgeregtesten Dinge mit ruhigem Tonfall daher. Die Selbstverständlichkeit ihre» Spiel» hat den Reiz der Anmut und Natürlichkeit. Einen neuen Typ von Dienstmädchen stellte Luise M o r l a n d aus die Beine. Aus ihrer kleinen Rolle holt sie mit einem himmelnden Blick oder mit gewollt ungroziöser Haltung höchst spaßige Wirkungen heraus, ohne die Tölpelhaftigkeit ihres Wesens zu unterstreichen. Dgr.
Kommervergnügungen im Theater. Der fehlende Sonuner kännte den Theatern Vergnügen bereiten, aber leider geben sie sich keine große Mühe, dem Publikum den Sommer.zu ersetzen. Im „Theater in der K l o st erst ra h e" ist die auteingesüblte „Spanische Fliege" berufen, mit Ihren derben Schwangwirkun- gen dos Mißvergnügen dieser Regenzeit durch Lachen vergessen zu machen. Aber wa, hat dos„T r i a n o n> T h e a t e r" für Absichten mit uns vor? Da» angestammt« Haus der Frivolitäten und Klaßneriaden bleibt seiner Tradition nur noch im Titel seiner Neu- beit treu. Aber der„Kampf In der Brautnacht" ist nur ein Aus- Hängeschild, hinter der ein sehr umständliches, schlecht gemachtes, welnerleiches Debattierstück über die Homosexualität verborgen ist. Ein Arzt, der keiner Ist, oersucht darum einen unglücklich ver- heirateten Honiosexuellen zu„heilen". Aber dleNatur heilt besser: di« junge grau schlag, sich zu seinem normalen Freund«, und der Pl-udo. «bemann erschießt sich. Magnus Hirschseld wird dem Verfasser lllrich Wendt für seine neue Theorie der Homosexualität donkbar sein: sie entsteht durch die verschiedenen Wünsche der Eltern in der Braut- nacht. Sie wollte einen Jungen und er ein Mädchen, und so entstand der Mischling. Die Schaulpieler bemühten sich vergebens, dieser Aorstadtafsäre Leben einzuhauchen. Das zweite Stückchen, eine Groteskverulkung eine« Unterluchungsrichters(„Der Seusalio»»- Prozeß"), hatte mehr Farbe und Blut, wenn sie auch� literarisch nicht zu werten ist. Paula Klär gab darin ein kesse» Straßcumädchcii. — r Schutz den Eskimos! Umfassende Schutzmaßnahmen zur Er- Haltung der kanadischen Eskimo» fordert Kapitän Henry Toke Munn, der nach einem zehnsiihrigen Aufenthalt in der Arktis jetzt nach Montreal zurückgekehrt ist. Er erklärt, daß die Eskimos de» tanadi- schen Polargebiete» den, völligen Ilnfergang geweiht seien, wenn nicht Schuxgebieie für sie errichtet würden. Während z. B. die Eskimobevölkerung des Mackenzieflußdeltas 1896 noch 2000 Seelen betrug, sind es heul« nur noch 200. Baffinsland hatte 1870 noch 5000 Eskimo», jetzt nur»och 1800. Munn befürwortet die Schutz. maßnahmen aueb deswegen, weil die Eskimos oas einzig« Volt sind, das imstande wäre, die geplante wirtschaftliche Ausbeutung der Renntier« durchzuführen. t,a«plmalin».wed««- al» 5,1«. Eine b,r großen deussche» Filmgesell- Ichasten tmarb soeben die BeliilwunaSricht« für G«rb->rt Hauptmanns fariale» Drama„Die Weber'. Es beifit. batz bt« Art der ltzegieführunz pch in der Litn« de» Potemkin-ZiUnes bewegen wird.