Mherexploston in Schöneberg . Ei« Arbeiter getötet, mehrere Personen verletzt. Ein schweres E x p l o si o n» u n g l ti L ereignete sich heule mittag in Schöneberg in der Lessemer Straße 17. Aus bisher noch ungeNärlen Ursachen explodierte ein g r o h e r A e« h e r b e h ö l« e r. hierbei wurde ein Arbeiter, dessen Personalien noch nicht sest- stehen, getötet und weitere Personen schwer verletzt. Die Feuerwehr erschien kur, nach Bekanntwerden de» Unglücks und nahm die ersten RetWngsmaßnahmen vor. Der Raum, in den, die Erxploflon slattsand, geriet in Brand, vi« Feuerwehr muhte aus zwei Rohren Wasser geben. Bei Redaktionsschluß dauert das Feuer noch an. die Rotsmächte zum Rusfcheiüen örajlliens. Gens, 11. Iunt.(WTB.) Nach dem Gedankenaustausch über die spanische Erklärung, die allgemein als eine vorläufige bezeichnet wurde, wurde der Bericht de» japanischen Ratsmitglie» des über die Vorschläge der Studienkommission für die Ratsreform genehmigt. Der Bericht läuft aus die Feststellung hinaus, daß die Vorschläge.von höchstem Interesse" seien(oermeidet also eine Festlegung des Rates. Die Red.). Mello Franca ent- hielt sich der Stimme. Scialoja betonte vor der Abstimmung, daß Italien mit der Erhöhung der Zahl der nichtständigen Rots- Mitglieder auf neun unter der Voraussetzung einverstanden sei, daß die Gesamtzahl der Ratsmitglteder von hoch- st e n» 14 auch dann nicht überschritten werden darf, wenn nach- träglich noch neue ständige Ratesitze geschaffen werden sollten. Bei der Schaffung jedes späteren ständigen Ratssitze, müßte vielmehr die Zahl der nichtständigen Ratsmitglieder um einen Sitz verringert werden. Er begründet« dies« Einschränkungen mit dem Hinweis auf die E i n st i m m i g k e i t s klausel und aus die Notwendigkeit, den Rat arbeite fähig zu erhalten. Der Rat verzichtete darauf, sich über da» Datum der zweiten Tagung der Studienkommission auszusprechen, und überläßt e» dem Prä- f i d e n t e n de» Völkerbundsrates, die auf den 2Z. Juni angesetzt« Tagung im Einvernehmen mit dem Präsidenten der Studien- kommission gegebenenfalls zu verschieben. Dann folgte Brasilien » Erklärung über seinen Verzicht aus seinen nichtständigen Ratesitz. Der Präsident G u o n i- Uruguay nahm darauf da» Wort, um seinem tiefen Bedauern über diese Mit- tcilung der brasilianischen Regierung Ausdruck zu geben. Er be- tonte, daß sein Land grundsätzlich gegen die Ankerscheidung in ständige und ntchiständige Ratsmitglieder fei und für die absolute Gleichheit aller Völker. bundsstaaten eintrete. Brasilien und Uruguay , die beide«In« gerechte Vertretung der südamerikanischen Staaten im Völterbundsrat erstrebten, hätten. so führte Guani au», dabei verschieden« Wege eingeschlagen. Wäre die Frag« zur Erörterung gestellt, ob für Südamerika ein ständiger Rotssitz geschaffen werden soll, so würde die Regierung Uruguays sicherlich für diese Forderung eintreten. Räch Worten persönlichen Dankes und persönlicher Hochschätzung für Mello-Franco sprach Guani schließlich die Hoffnung au », daß die jetzig« Entschei, dung der brasilianischen Regiervng keinen endgültigen Charakter annehmen werde. Nach dvsen Worten wollte Mello-Franco den Ratssitz verlasien, er wurde ober durch ein« Geste des Präsidenten zurückgehalten, wo- rauf Chamberlain da» Wort ergriff, um zu erklären, daß Guani im Sinne aller Ratsmitglieder gesprochen habe. Er meldet« dann einig« Vorbehalte gegenüber den juristischen Ausführun. gen Mello-Franco» an, die sich auf Art. S de» Dölkerbundspakte» stützen, auf die aber im Augenblick nicht eingehen wolle, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß, da etwas Endgültiges und Unwiderrufliche» nicht geschehen sei. nach den Verhandlungen in der Studienkom- Mission, im Rat oder schließlich in der Versammlung selbst der W c g fürdie weitere Mitarbeit Brasiliens gefunden werde. Vielleicht könne, so schloß Chamberlain, Brasilien noch politische Gründe finden, um seinen Entschluß, der nach seiner Auffassung heute zwar angezeigt, aber nicht tatsächlich angemeldet wurde, einer Nachprüfung zu unterziehen. Scialoja, der darauf das Wort nahm und wiederholt die enge Freundschaft zwischen Italien und Brasilien au« ethischen Gründen betonte, wies auf die große Verlegenheit hin. in die der Völterbundsrat durch die Entscheidung der brasilianischen Regie- rung gerade in dem Augenblick geräte, wo er eine Lösung des schwierigen Problem» der Ratssorm suche. Eine Demission sei nicht gültig, solang« sie nicht angenommen werde, und weder der Rat noch die Versammlung würden nach seiner Meinung die De- Mission annehmen. Juristisch betrachtet, so sagte Scialoja. müsse Brasilien solange im Rat« mitarbeiten, bis die Völkerbunds- Versammlung anders beschlosien habe. Der Rot müsse vollzählig sein, damit er auch moralisch vollkommen arbeitsfähig bleib«. Mello- Franeo müsse also im Namen Brasilien » bi» zu einer Entschei- dung dem Dölkerbundsrot angehören, und-er bitte ihn, beim Präsidenten der brasilianischen Republik seinen ganzen Einfluß gel- tend zu machen, damit dieser seinen Entschluß fus zur Entscheidung im September durch die Völkerbundsoersammlung zurück- stelle. Paul Boncour, der diese Ausführungen wiederholt mit lebhaftem Kopfnicken unterstützte, schloß sich ihnen in einer Rede an, indem er erklärte, daß der Rat überhaupt kein Recht Hab«, dies« Demission anzunehmen. und daß nur die völkerbundsversammiung. die Brasilien da» Mandat im Rot übertragen Hab«, diesen Austrag zurücknehmen könne. Vom juristischen Standpunkt aus bleibe, so sagte Paul Doncour. Brasilien Mitglied des Völkerbundsrates, weil ein Willens- ott der brasilianischen Regierung allein zur Demission nicht genügen könne. Jsh ii- Japan gab der hosfching Ausdruck, daß im Interesi« der Entwicklung de» Völkerbundes die Entscheidung Brasilien » nicht definitiv und unwiderruflich sei. B e n e s ch- Tschechoslowakei unterstützte die Gedankengänge Scialoja» und Paul Boncour». wonach der Rat die Demission Bra- siliens überhaupt nicht annehmen könne. Bcnesch schloß, er hoffe, daß bis zum September die Lage sich soweit entwickele, daß der Erklärung Mello-Franco, teine Geltung zukomme. Mello-Franco dankt« für die ihm persönlich und seinem Lande erwiesenen Sympathiekundgebungen, die vor der Oessent- lichkeit Brasilien » mit Genugtuung gewürdigt wsrden würden, und erklärt« dann weiter, im übrigen habe er kein« voll- machten, zu d«n Aussührungen Scialajos und Paul Bon- ecurs Stellung zu nehmen. Mello-Franco verabschiedet« sich hierauf von jedem ein- zclnen Ratsmitglied und verließ dann den Ratssaal, während gleich- zeitig der Rot zu einer vertraulichen Sitzung zusammen- trat, die sich jedoch, wie verlautet, nicht mit der durch die Mittei- lung der brasilianischen Regierung geschaffenen Lage befaßt», son- d, rn einigen noch unerledigten Punkten der Tagesordnung galt. Di« geheim« Sitzung dauert, nur eine halb« Stunde. Mit ihroni Abschluß wurde gleichzeitig die iO. Tagung des Bölkerbunds- rats für bandet erklärt. i** äs*'A. am
Werbematerial für öen voltsentstbeiö. Nur noch wenige Tage stehen bis zum 20. Juni für die Agitation zur Verfügung. In einem bisher ungekannten Ausmaß und mit ungewöhnlicher Schärfe Hot der Kampf eingesetzt. Die „Nationalen haben ungeheure Summen für Propaganda ousge. warfen. Eine widerlich verlogene lietzbroschürc wird in 12 Mil- lionen ins Land geworfen. Die Sozialdemokratie hat für die Pro- pagonda ein gut ausgewähltes und wirksam aufgemachtes Werbe- Material herausgegeben. In der Zentrale der Berliner Organisation herrscht von morgens bis abends reges Leben. Unaufhörlich kommen und gehen Genossen, um für die Abteilungen Material abzuholen. In langen Reihen liegen die Pakete mit Plakaten, Flugschriften und Handzetteln ausgestapelt. Die Plakate sind propagandistisch ausgezeichnet, beschränken sich auf nur wenig Text, mehr aus bild- liche Wiedergabe. So sind auf einem Wilhelm beim Holzhacken, Ludendorff in voller Generalsuniform, ein einfacher Arbeiter und ein Arbeiteloser mit Frau und Kind nebeneinander abgebildet. Und darunter einfach und schmucklos der tägliche Berdienst eines jeden einzelnen: Wilhelm fürs Nichtstun 1650 M., Ludendorsf für Putsche Sil M. Pension und der Arbeiter für 8 Stunden schwerster Arbeit 7 M. und ein Arbeitsloser mit Frau und Kind 1,5» M. Ein anderes Flugblatt zeigt in Gegenüberstellung Schloß Oels, den Wohnsitz des Kronprinzen, und eine Höhle vor den Toren Berlins , die sich ein Wohnungs- und Stellungsloser gebaut hat. Ein kleines Plakat zeigt Wilhelm im Purpurmantel um fein«„kleine" Abfindung und daneben einen Krüppel auf Krücken nur mit einem Bein, zer- schlissener Uniform und ausgemergeltem Gesicht, wie er so häufig in den Straßen zu finden ist, um est, paar Pfennig« bettelnd. Kleine Handzettel enthalten eine Reihe der„geistreichen" Aus- sprüche unserer Landesväter. Ein sehr wirksame» Plakat zeigt eine Fürstenhand, die, nach Geld greifend, vom roten Hammer„Volks- entscheid" zermalmt wird. Neu als Werbemittel sind die vom Bezirksverband herausgegebenen Postkarten. Sie sollen verwandt werden, um Angehörig« und Bekannte auf dem Lande an den Ab- stimungstag zu erinnern. Auch die W a n d e r l i ch t r e k l a m« ist in den Dienst der Propaganda gestellt, leuchtende Lettern mahnen jeden Abend, von hohen Dachfirsten, an den 20. Juni. In den großen Lichtspieltheatern wirbt ob dieser Woche«in Propaganda- lichtbild. Acht große Möbelwagen sind von Zeichnern wirksam be- malt und fahren ab nächster Woche jeden Tag durch die Straßen Berlin ». Im Kamps um Recht, gegen den Raub von Staatseigentum ist das Werbematerial der Partei, das Plakat und Flugbatt ein wert- voller Helfer. Kein Plakat, kein Flugblatt darf ungenützt bleiben.
das Volk steht auf! Die Empörung des Volkes über den Raubplan der ehemaligen Fürsten schlägt immer weitere Wellen. Unsere Versammlungen sind überfüllt, und die überaus starke Aufmerksamkeit, die die Refe- renten der Partei finden, sind ein Beweis, wie sehr dieser Kamps die Gemüter ausgerüttelt hat. Das bewies auch die stark besuchte Versammlung des Bezirk» Charlottenburg im� Saal de» Schillertheaters, Bismarckstraße, in der die Reichstagsabgeordnete Genossin Clara Böhsti-Schuch über den Volksentscheid und seine Aufgaben sprach. In eindrucksvollen Worten schilderte die Rednerin die ungeheure Not des deutschen Volkes, die in krassem Gegensatz zu dem Lurusleben der Expotentaten und ihren Milliarden- sorverungen steht. Der stürmische Beifall, den die Rednerin fand, war Beweis dafür, daß ihr« Mahnungen am 20. Juni auf fruchtbaren Boden fallen werden. Mit einer Aufforderung zur Werbe- arbeit für den Volksentscheid wurde dt« Versammlung geschlossen. Die Schöneberger Genossen oeranstalteten gestern ihre dritte Kundgebung in dieser Woche, die wieder eingeleitet wurde durch einen Werbeumzug. Der Zulauf des Publikum» war so stark, daß die Aula des Helmholtz-Glimnasium» überfüllt war, ol» Genosse Rüben» das Wort zu eingehenden Aussührungen nahm. Er oerglich die Sbsindung»proz«sse der Fürsten mit den Auswertungs- Prozessen. Der einfach, Mann de» Volke» hat nur zum winzigen Bruchteil sein« mühsam ersparten Groschen aufgewertet erhalten, während In Deutschland sich Richter fanden, die Summen, die den Fürsten zustanden, auf 300 bis 400 Proz. aufwerteten. Die Ver- sammlung. die mit starkem Interesie oeradc diese Gegenllberstellun- gen aufnahm, dankte dem Referenten durch langanhaltenden Beifall. Zu einer Straßendemon st ratio» hatten die Genosien des Bezirk» Kreuzberg gemeinsam mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold am gestrigen Abend ausgerufen. Am Sammei- platz Fontanepromenade bot sich bald«in buntbewegtes Bild. Von der Fontanepromenade aus bewegte sich der lange Zug, der außer dem Reichsbanner-Tamborkorps zwei Kapellen mit sich sührte, zu- nächst durch die südlichen und südwestlichen Straßen, um später im Südosten die Werbetätigkeit fortzusetzen. Der Zug selbst wurde link» und rechts von einer großen Menschenmenge begleitet und löste sich gegen 10 Uhr abends nach einer packenden Ansprache des Kameraden R o b i n s o h n ohne Zwischenfälle auf. Im Rahmen de» gestrigen K u n fba b« n d» am Friedrichshain. der mit einer Szene aus dem Leben Lasialle» und einigen zeit- gemäßen Rezitationen wirkungsvoll eingeleitet wurde, sprach Ge- nossin Marie I u ch a c z zum bevorstehenden Volksentscheid. Sie appellierte in eindrucksvollen Worten an das Derontwortlichkeits» gefühl der Frauen als Mütter und Gattinnen. Sie legte ihnen nah«, wie sehr die Frau, vom menschlichen und sittlichen Stand- Punkt aus, verpflichtet sei, Söhnen und Männern im Kampf beizu- stehen. Gerade auf den Schultern der Frau liegt sa die Hauptlast des Alltags mit seinen kleinlichen, nagenden Sorgen. Wie schwer dies heut« ist, wo der Mann schlecht oder überhaupt nicht» verdient. die Kinder oft noch klein oder ohne Arbeit sind, kann jede Frau am besten selbst ermessen. Bei einer solch ungünstigen Wirtschaftslage sollen nun für Zwecke des Wohllebens ausrangierter Machthaber Millionenwerte verschwendet und aus dem Volke gepreßt werden? Wilhelm II , der„Zulage" verlangt, bezieht— einzig aus dem Titel seiner einstigen Herrlichkeit— ein Tageseinkommen von über 1600 Mark, ein arbeitsloser Familienvater 2.50 bi» 3 Mark. Da erübrigt sich wohl jedes weitere Kommentar. Roch ein kurze» Beispiel: Die Arbeiter der Schichau-Derst in Elbing verdienen heut« bei fünfstündiger, unregelmäßiger Kurzarbeit in 14 Tagen etwa 1» M. Die wirkungsvoll« Red«, die oll den zahlreich versammelten Frauen so richtig aus dem Herzen gesporchen war. sond starten Beifall. Den Abschluß diese» künstlerisch wie ethisch wohlgelungenen Abend» bildeten nochmals Rezitationen.
Tödlicher Unfall eines Radfahrers. Ein entsetzliches Unglück ereignete sich heute morgen kurz»ach tz Uhr an, Platz der Republik, Ecke Roonstraße. Der 22jährige Stu- dcnt der Philologie Hans Moder aus der Iagowstr. 24 kreuzt« in sehr scharfem Tempo auf seinen' Rade die Straße und stieß mit dein hinleren Teil eine» Privatkrastwagen», in dem sich zwei Direk- toren der AEG- befanden, zusammen. Der Anprall war so hestig, daß M. mit dem Kopf durch da« linke Wogenfenster flog und die starke Glasscheibe durchschlug. Hierbei wurden dem Verunglückten beide Halsschlagadern durchschnitten! er wurde sofort zur naheliegenden Charitö geschasst, wo er aber kurz nach der Einliefening insolg« Verblutung verstarb. Einer der Insassen des Autos wurde am?luge erheblich per- letzt. Die Schuld an dem tragischen Vorfall soll den tödlich Ver- unglückten selbst treffen. Schausensterpropaganda für Fürsten . Der Juwelier Werner, Friedrichstraße Ecke Äronenstraße, über den wir kürzlich be- richteten, hat schon wieder da, Bedürfnis verspürt, sein« Fürstendienerei durch Propaganda in seinem Schaufenster publik zu machen. Zwischen Gold- und Silberkram prunkt heute wieder Wilhelm in großer Uniform und ordenbekleckert. In den gestrigen Nachmittogsstunden sammelt« sich ein« Menschenmenge, die stürmisch die Entfernung der üblen Dinge forderte. Der Polizei ge- long es, den Juwelier und seine Fensterscheiden vor Tätlichkeiten zu
bewahren. C» wurde aber dem Juwelier bedeutet, daß er dos Aus- stellen derartiger Dinge auf eigene Gefahr unternehm«. Daraus hat nun zunächst Herr Werner seine eiserne Jalousie schützend vor Wilhelm heruntergelassen. Wann wird Herr Werncr nun endlich den Dankesbrief aus Doorn bekommen! vie wünsche fter Polizeibeamten. Beschwerden über skandalöse Behandlung durch Ossiziere. Der Gau Groß-Bcrlin des Verbandes Preußischer Polizeibeamten E. V. hatte zu gestern abend nach dem Saalbou Friedrichshain eine Vollversammlung seiner Mitglieder einberufen, zu der etwa 4000 Polizei bcamte erschienen waren. Der Derbandsvorsitzende Schräder hielt ein oussühr- liche» Referat über„Die Auswirkung des Polizeietats 1 9 2 6 in Verbindung mit dem neuen Polizeibeamtengesetz". Seine Aussührungen richteten sich hauptsächllch gegen die sortwährende Verlängerung des Reichsrohmcngesetzes für die Schutzpolizei der Länder, das die Polizeibeamten zu ihren Ungunsten aus dem all- gemeinen Bsamtknrccht heraushebt. Den Forderungen der polt- tischen Fraktionen des Reichstages aus Aushebuug dieses Gesetzes wurde von den Reichsregierungen bis jetzt nicht Rechnung getragen, trotzdem von ihr die Aushebung mehrmals versprochen wurde. Man muß auch noch der jetzt wieder beantragten Verlängerung des Schutzpolizeigesetzes bis zum 30. Septcmeber annehmen, daß der Regierung der Wille zur Tat fehlt. Die Ausnahmestellung der Polizeibeamten Zieht es nach sich, daß sie ihren schweren Berus nicht mit der notwendigen Berufssrcudigkeit ausüben. Er ging dann näher aus die Zustände in der Schutzpolizei ein. aus denen klar hervorgeht, daß anstatt einer Entmilitarisieruna eine Miti- tarisierung vor sich geht. Die Uebergrisfe einzelner Polizeibeamten gegen die Bevölkerung sind zum größten Teil eine Folge der falschen Ausbildung und Erziehung. An Hand cincr graphischen Darstellung wies der Redner nach, daß die Polizeibeamten weit unter den Bezügen der Schutzmannschast in der Vorkriegszeit stehen, was dem neuen Staat wahrlich nicht zur Ehre gereiche. Trotzdem durch den neuen Polizeietat 1926 den Polizeibeamten eine geringe Aufstiegs- Möglichkeit in höhere Besoldungsgruppen gegeben ist, werden diese Möglichkeiten durch behörliche Schwierigkeiten und Winkclzüge wieder illusorisch gemacht. Beamte, die 12 und mehr Jahre gedient und ihre Pflicht erfüllt haben, werden ohne Rücksicht auf ihre und die zurzeit herrschenden wirtschaftlichen Ver- hältnisse entlassen und dem Elend preisgegeben. Diese Entrechtung und Sonderstellung der Polizeibcamten basiert auf dem Polizei» beamtengesetz, das schnellstens beseitigt werden muß, wenn die Polizeibeamten nicht das Vertrauen zum Volksstaat verlieren sollen. An da» Referat schloß sich eine ausgedehnte Aussprache an. in der geradezu skandalöse Zustände in der BeHand- lung der Schutzpolizeibeamten ans Tageslicht kamen. Es war besonder» Albinus vom Polizeibeamtenverband, der das Verhalten der Sckupoofsiziere gegenüber den Mann- schaften einer scharfen Kritik unterzog. Er führte zahlreiche alten- mäßig belegte Fälle an, die zeigten, daß bei der Schutz- Polizei ein so st schlimmerer militärischer Drill herrscht als beim Militär in der Vorkriegszeit. Strafexerzieren, Strafa pelle mit Sachen, Beleidigungen der Beamten mit so unerhörten und unerträglichen Schimpfworten wie Schurken, Schasstöpse, Esel seien keine Ausnahmen. Beschwerden über«ine derartige Behandlung führen oft dazu, daß der Beschwerde- führer best rast' wird, der Vorgesetzte in der Besörderungs- aussicht eine Ehance mehr hat. Zum Schluß nahm die Derfamm- lung«instimmig eine längere Entschließung an. die die Forderungen der Polizeibeamtenschast enthält und den Parlamenten und maß- gebenden Behörden zugeleitet werden soll. Die Versammlung, die einen durchaus sachlichen und eindrucksvollen Verlauf nahm, sollt« den maßgebenden Ministerien eine Warnung sein, bei der Pölizeibcamtenschajt den Bogen nicht zu überspannen und die Diener des Staate» nicht zu Staatsbürgern zweiter Klasse zu machen. Gerade diesen Leuten, die keine Soldaten sein wollen» müßt« mehr Verständnis entgegengebracht werden, damit sie gegen jede Gefahr, die ihnen von allen Seiten, besonders auch von den Feinden de» heutigen Staates droht, gefeit sind.
Schwere �ahrstuhlunfällc. Heute morgen gegen 9 Uhr ereignete sich im Hause Schulzen« dorser Straße 26 im Norden Berlins «in schwere» Fahrstuhl- Unglück. Aus bisher noch ungeklärter Ursache geriet der Fahr- stuhlführcr Karl Fischer, der zugleich Hauswart des Grundstückes ist. beim Anstellen des Fahrstuhls zwischen Mauer und Fahrstuhl und stürzte in den Schacht hinab. Auf die Hilferufe dc» Schwerverletzten eilten Hausbewohner herbei, die für seine lieber- führung in das Virchow-Kranienhau» sorgten. F. starb kurz nach der Einlieferung an den Folgen schwerer innerer Verletzungen und eines Schädelbruche».— Ein weiterer tödlich verlaufener Fahrstuhlunfall trug sich in den heutigen Morgenstunden in der Schloßbrauerei Schönebcrg in der Feurigstr. 16.48 zu. Der 4Sjährig» Maurer Ernst Becker au» der Eisenacher Straße, der schon mehrere Jahr« bei der Brauerei tatig ist, geriet mitjemem Kops zwischen den abwärt» fahrenden Fahrstuhl und der Schacht- wand. B. war sofort tot. Die Leiche wurde beschlagnahmt und dem Schauhaus zugeführt. Da» Gerücht von einem verbrechen war gestern abend im Norden der Stadt verbreitet. Aus dem Wiesengelände an der Chaussee zwischen R o s e n t h a l und Schildow fand ein Be- sitzer aus einem Heuhausen einen jungen Mann liegen, der au» einer Schußwunde In der rechten Kopsjeite blutete. Er wurde im Krankenhaus« als ein 17 Jahre alter Bureaubot« Hans R. fest- gesteUl, der in Buchholz bei seinen Eltern wohin und bei einer Berliner Firma angestellt ist. Wie er angibt, hatte er sür leine Firma Geld eingezogen, es aber nicht abgelicsert. sondern für sich verbraucht. Au» Furcht vor Strafe hat er sich ein« Kugel in den Kopf geschossen. „Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, und „Der kinderfreuno" liegen der heutigen Postauslage bei. Der kinöermorü in öreslau. Mitwirkung der Bevölkerung bei der Ermittlung der Täter. Der Lu st m o r d an den beiden Kindern der Witwe Fehs«>N Breslau beschäftigte die dortige Kriminalpolizei In ganz außer» ordentlichem Umfange. Die ganze B e o ö l k e r u n g ist zur Mit- arbeit aufgefordert worden? man hofft auf diese Weise schneller den Mörder fasse» zu können. Uninittelbar nach Bekanntwerden der Tat wurde von der Berliner Mordinspektion Kriminolrat Gen- nat in Begleitung eine» weitere» Beamten per Flugzeug nach Breslau geschickt, um gemeinsam mit der dortigen Polizei Nach- forschungcn anzustellen. An die Breeloucr Bevölkerung ist die Auf- sorderung ergangen, am heutigen Tage alle Häuser. Woh- nungen, Stallgebäude. Schuppen und sonstige Bau- lichkeiten zu durchsuchen, uni auf diese Weise den Ort de» furcht- baren Verbrechens oder vielleicht auch den Täter selbst zu er» Mitteln. Die private Mitwirkung wird bereitwilligst ausgeübt, wei/ die immer noch stark erregte Einwohnerschaft begreiflicherweise ein lebhaste» Interesse an der Ausklärung der abscheulichen Tat Hot. Die Belohnung von 2000 Mark für die Ermittlung de» oder der Täter wird nochmals in Erinnerung gebracht.
Freirellalif« Gemeinde. Sonntag»orm. tl Uhr, Pappel. Alle« 15, Vortrag de« Herrn Dr. M. Brie, Da» Velen des Humor». Harmonium- Wevla» Gesang kH. vols). Gäste willkommen. Groß- berliner parteinachrichten. ne. Adt. Lichtenberg. Die s-ru»»intiihrer Pelm heut» abend tafort dl» gedruckten Einladungen zur Neri eilung an die Mitglieder«an Morr. Neue BahndaNIr ZN. ab Morgen. Sonnabend, ab« Uhr von bort Flugdlattverdreitung. Alle Mir- glieder muhen sich beteiligen.