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Ruhe am Sonntag. Eine nene Erklärung des Polizeipräsidenten. Der PellzeiprSsident teilt mit: Ein Berliner   Abend- blatt meldet, daß man im Polizeipräsidium für den Sonntag mit ernsten Zusammenstößen rechne. Diese Behauptung ent- spricht nicht den Tatsachen. Der Polizeipräsident rechnet vielmehr, wie schon in dem Sonnabend morgen veröffentlichten Aufruf ausgesprochen wurde, im Gegenteil damit, daß die Ver- nunft und ruhige Besonnenheit der Berliner   Bevölkerung jeden Zusaminenstoß vermeiden wird. Allerdings sollte darüber kein Zweifel bestehen, daß auch dem gering st en Versuch zur Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung mit allen Mitteln nachdrücklich entgegengetreten wird. Im übrigen ist es außerordentlich zu bedauern, daß durch derartige Meldungen das Schreckgespen st blutiger Zusammenstöße an die Wand zemalt und eine lebhaft« Beunnihigung in die Bevölkerung hinein- zetrogen wird.
Polizei gegen tzinüenburg-plakate. Weil die Druekfirma fehlt. In einigen Stadtteilen Berlins   bot sich gestern abend ein seltenes Bild. Man sah Schutzpolizisten mit Leitern bewaffnet von Anschlagsäule zu Anschlagsäule wandern, um gewisse Plakate zu entfernen. Es handelte sich dabei um die berüchtigten hindenburg- Plakat«, die bekanntlich eine grobe Fälschung und einen verfassungswidrigen Angriff auf die Stimmfreiheit der Wähler darstellen. Anlaß zur Entfernung der Plakate gab der Umstand, daß die Druckerei, die für das edle Werk verantwortlich ist, in einer An- Wandlung von berechtigtem Schamgefühl unterlassen hatte, sich auf dem Plakat zu nennen. Wo nachträglich den gesetzlichen Erforder- nissen Rechnung getragen und der Name der Druckfirma nach- geklebt worden war, unterblieb das polizeiliche Einschreiten.
Christentum und Volksentscheid. Eine Stimme aus Zeutrumskreisen. Bon einem Katholiken in der Diaspora Pommern   erhalten wir eine Zuschrift, in der es heißt:Schreiber dieser Zeilen ist An- Hänger der Zentrumspartei  . Als solcher bedaure ich es außer- ordentlich, daß der Kompromißvorschlag des ZeMrums im Reichs- tag nicht den nötigen Anklang fand. Run aber ist die Lage für jeden Republikaner klar. Geht es doch heute nicht nur um die Fürstenabfindung, sondern auch um die Frage: Republik   oder Monarchie! Die Reden der deutschnatio- ralen Parteigrößen und die Haltung der Rechtspresse müssen jedem die Augen öffnen. Außerordentlich befremdend wirkt auch die Per- fonalpolitik des Kabinett» Marx. Da war ja Luther   ein Waisen- knabe dagegen. Herr Reichskanzler Marx   sollte doch be- denken, daß er weite Kreise seiner Partei, und vielleicht seine ehe- Mals   treuesten Anhänger geradezu vor den Kopf stößt. Für mich war seine Personalpolittt der letzte Anstoß, für den Bolksentscheid zu stimmen. Wenn schon heute die Rechtsparteien einen solchen Einfluß in seinem Kabinett haben, wie würde es erst bei einem Versagen des Volksentscheids aussehen? So wie ich denken heute Tausende von Zentrums- »nhängern. Es kommt bei allen diesen Erwägungen tatsächlich darqgs pn., möglichst viele Stimmen für den Volksentscheid aufzu- bringen, um den Herren von der Rechten ein für allemal zu be- weisen, daß Deutschland  «ine Republik   ist, und daß es bei der beispiellosen Rot im Lande der Zusammenarbeit aller Stände und Klassen bedarf, um wieder hochzukommen. Das allein ist national. Alles andere ist Heuchelei. In der Flaggenfrage muß ein Volksentscheid endgültig die großdeutschen Farben zur allgemeinen Anerkennung bringen. Ein wohl sn keinem Lande übrigens dagewesener Skandal, daß kein Staatsanwalt bisher gegen die Verächtlich- machung der Reichsflagge eingetreten ist. Diel zu wenig wird in der Presse übrigens darauf hingewiesen, daß in der Frage der Aufwertungsgesetze, kein Bischof, kein
Cine Jürstenmahlzeit. Von Alfred Fritzsche. In der Mulackstraße, gegenüber dem Arbeitsnachweis, steht ein Boulettenwagen.»Täglich frische Ware". Da» Stück fünf Pfennige. Man riecht sie schon von weitem.... Es ist ein Händlerwagen wie die vielen anderen in der Mulack- straße, auf denen den Arbeitslosen Gummiabsätze, Pantoffeln, Schmöker, Tabakpfeifen und saure Gurken verkaust werden. Die Straße wimmelt von Menschen. Der Boulettenwagen macht das beste Geschäft, denn die Arbeitslosen sind hungrig und haben wenig Geld. Drei Mann verkaufen. Der eine faßt mit beiden Händen In die dunkelrote Fleischmass«, die in einer Blechwann« liegt, nudell ein Stückchen um das ander« zwischen seinen beiden Handstächen wie zu Pfannkuchen und gibt sie seinem Kollegen. Der wirft sie auf ein« Blechplatte, unter der zwei Spirituskocher brennen, und läßt sie schmurgeln. Ab und zu nimmt er eine Kelle, kratzt mit ihr in einem Eimer herum und wirst dann einen Klumpen gelbes Fett auf die Platte, auf der es zischt und brodelt. Und der dritte Mann verkaust: Sechser um Sechser nimmt er ein. Mit klierigen, schmierigen Händen gibt er die Bouletten und nimmt er das Geld. Arbeitslos« sind hungrig. Ohne Brot essen sie die in ranzigem Fett gebratenen Fleischklumpen. nur mit Mostrich bestrichen. Ein widerlicher Geruch oerbreitet sich von dem Boulettenwagen die ganze Straße entlang. Alles schnüffelt und viele lassen sich von ihm verlocken. Manche wickeln die Bouletten in ein Stück Papier   und nehmen sie mit nach Hause. Kann die Frau für fünf Pfennige eine Boulette braten? Rein, und wenn sie auch zum Pferde- schlächter ging«... Von einer Litfaßsäule schreien drei Plakate.»Gegen den bolsche- wisttschen Raub!" rujt das eine.Milliarden den Fürsten?" fragt das andere.Stimmt mit I a am 20. Juni!" antwortet das dritte. Da» werden die arbeitslosen Boulettenesser auch tun. Und wenn die Fürsten   die im Kriege ihr« Hund« mit Sahncnschnitzel gefüttert haben und jetzt kaltlächelnd zusehen, wie das arbeitend« Volt in Not und Elend verkommt enteignet sind, dann sollt« die Republik  tun, was die Griechen des alten Athen   aus Dankbarkeit und Ver- ehrung für ihre großen Bürger getan haben: ein Prytaneion bauen. Und dort die Fürsten   in öffentlicher Speisung mit den Bouletten aus der Mulackstraße füttern!
vlreklor Zrih Holl von der Volksbühne wurde don der.Theatre kTuildv verpflichtet, im Januar 1927 in New Jork den»Faust" zu in« szenieren. Wechsel In der Ceilung der Üanl-Gesellschast. Der Negründer und lang- jährige erste(ScschäjiZsübrer der Kani-Geseltschast, Pros. HanS Vaihinger  . wird seines boben Atters wegen»um 1. Juli sein Amt niederlegen. Zu seinem Nachsolacr ist der bisherige stellvertretende Beschäjtssührer Pros. Dr. Arthur Liebert   gewählt worden.
P a st o r dafür eingetteten ist, daß Gerechtigkeit die Grundlage her Staaten ist. Damals ging es darum, verhungernden Rentnern wenigstens ein Existenzminimum zu schaffen. In brutalster Weise ging man darüber hinweg. Wo blieb denn hier der Wahlspruch des Zentrums- Für Wahrheit, Freiheit und Recht? Zugegeben, daß eine viel höhere Auswertung sie war viel zu klein aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war. Aber dann komme man uns heute doch nicht mit Recht und M o r a l I Dann verlange man doch heute nicht angesichts des furchtbaren Rentnerelends, des furchtbaren Elends weitester Volks» schichten von uns, Milliardenwerte Drohnen in den Rachen zu schmeißen. Hier wird das Recht zu Unrecht. Und ich stehe nicht an, zu behaupten, daß ich als gewissenhafter Katholik für die Enteignung der Fürsten   stimmen muß; ich verlasse hier das Recht aus sozialen Gründen; die Zentrumspartei  hat es bei den Aufwertungsgesetzen aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. Was ist edler? Was ist christlicher? Hier, Zentrumspartei  , gib AntwortI Ich halte es mit den mannhaften Worten unseres Professors Dessauer, von dem beiderseitigen Unrecht das kleinere Unrecht zu wählen, und für die Enteignung von Leuten zu stimmen, die bei ihrer beispiellos unvaterländischen Haltung angesichts dieser Rot wahrlich kein Mitleid verdienen."
Die»guten Sitten". Enteignung der Kleinrentner ist sittlich, die der Fürsten  unsittlich! »Die Enteignung der Jnslationsgeschädigte« ist weder recht». widrig, noch verstößt sie gegen die guten Sitten." Mit dieser Begründung beanttagte am letzten Donnerstag der Vertreter des Retchsfiskus, Geheimer Iustizrat von S i m s o n, die Abweisung einer Klage, welche die Kleinrentnerin Reuschner als Mitglied des Allgemeinen Kleinrentnerbundes gegen den Reichssiskus vor dem Landgericht I angestrengt hat. Sie hat eine Hypothekensorderung aus der Vorkriegszeit von 6000 M.. und ist im Besitz von 500 M. selbstgezeichneter Kriegs« an leihe. Sie verlangt in ihrem Klageantrag die Differenz zwischen den ihr nach dem Auswertungsgesetz bzw. Anleiheablösungsgesetz zu» stehenden Beträgen und dem Rominalbetag ihrer Forderung bzw. ihrer Anleihe und begründet diese Forderung damit, daß die Inflation systematis ch gemacht worden sei und aus diesem Grunde den Tatbestand der arglistigen Täuschung enthalte, daß das Anleih eablösungsgesetz verfassungswidrig wäre, schon aus dem Grunde, weil den Anleihezeichnern die feierliche Zu» sicherung gegeben worden sei, daßan der Kriegsanleihe nicht ge- rüttelt werden dürfe." Gegen diese Darlegungen läßt der Reichsfiskus durch seinen Der- treter erklären:»Die Enteignung der Jnslalionsgeschädiglen ist nicht rechtswidrig und verslößl nicht gegen die guten Sitten!" Die Enteignung der Fürsten   aber wäre nach Ansicht Hmdenburgz und seiner Hintermänner ein Verstoß gegen»Recht und Moral". Bischöfe und Evangelische Kirchenbehörde sind der- selben Ansicht. So sehen sie die Gleichheit, die nach der Verfassung jedem Deutschen   vor dem Gesetz gewährlesstet ist? Inflattons- geschädigte, Kriegsanleihebesitzer, Kleinrentner merkt euch da, für den 20. Juni! Stimmt für das Fürstenenteignungsgesetz, das euch wenigstens einen Teil dessen wieder zuführen will, wa» die Inflation geraubt hat! Stimmt mit Ial Haussuchung bei Reichstagsabgeordneten. Natürlich bei Kommunisten, nicht bei Hugenberg.' München  . 12. Juni. sWTB.) Wie die kommunistische»Neue Zeitung" meldet, nahmen am Samstag mittag Beamte der Mün  - chener politischen Polizei eine Haussuchung in den Arbeits- räumen des Reichstagsabgeordnetcn B u ch m a n n vor und unter- suchten alle zum Versand bereiten Plakate mit Propaganda- Material zum Volksentscheid. Alle Plakate mit der Ueberschrist»An mein Dolkl" seien beschlagnahmt worden. Die Reichstagsabgeordneten Buchmann und Putz haben gegen die Haus- suchung P r o t e st erhoben.
Klußlfibe' Slamage. Bürgertiche Zeitungen bringen folgende sensationelle Meldung: In dem Aufsatz«, der durch die Schmähungen gegen Exzellenz o. Hindenburg   berüchtigt geworden ist. nutzt Pros. Lessing eine angeblich dem Herodot entnommene Anekdote für feinen unlauteren Zweck aus, in welcher von einem lybischen Feldherrn P a p h o n berichtet werde, er Hab« nach einem verlorenen Kriege sich zum Trost hundert Papageien gezüchtet, die immer riefen:Paphon ist ein Gottl" Zu dem gleichen Zweck halte sich der General- feldnuirschall von Hindenburg   hundert deutsche Professoren zur Verfügung. Nun erweist es sich aber, daß die erwähnt« Geschichte im Herodot   überhaupt nicht vorkommt, und daß sie von Lesfing zum Zwecke der größeren Schmä- hung frei erfunden ist! Das WortPaphon" ist griechisch und bedeutet: Einer, der getötet hat, d. h. ein Töterl Lessinz wollte damit sagen, daß Exzellenz von Hindenburg   ein Töter sei und von hundert denschen Professoren verherrlicht werde. Diese Dreistigkeit wird jetzt«in Nachspiel haben: denn eine Gruppe deutscher Professoren unter Führung des Mar- burger Univerjitätsprofessors Dr. phil. Ernst Maaß   fordern nunmehr den Professor Lessing  auf, nähere Angaben über die offenbar ge- fälschte Anekdote zu machen und für seine Schmähungen Abbitte zu leisten. Der Führer dieser teutschen Professorengruppe, Geheimer Regierungsrat  , Professor Dr. Ernst Maaß, hat den Lehrstuhl für klassische Philologie in Mar- bürg Inn  «. Trotzdem kennt er die Anekdote von den Vögeln des Psaphon nicht, die in der antiken klassischen Literatur sprichwörtlich istl Und die übrigen teutschen Pro- fessoren schade, daß ihre Namen nicht genannt werden kennen sie ebenfalls nicht! Denn wenn sie sie kennten, müßten sie ahnen, daß es sich in dem Artikel Lessingz einfach um einen Schreib- oder Druckfehler handelt. Den Studenten, die jetzt aus Hannooer aus- wandern wollen, raten wir, ihre Zelte nach Marburg   zu verlegen. und bei dem wahrhaft klassischen Philologen Maaß ihre Studien fort- zusetzen. Lehrer und Schüler wären einander würdig. Prof. Lessing  aber sollte sich entschließen, während der nächsten Ferien einen Fort- bildungskursus in allgemeiner Bildung für geistig bedürftige deutsche Universitätslehrer zu veranstalten.
Der Dieb des Glücks", die komische Oper des Berliner   Kapell- Meisters und Redakteurs Bernhard Schuft er, brachte es in der Oper am Platz der Republik   gestern zu einem Achtungserfolg, der nicht ganz ohne Widerspruch blieb. Es fehlt dem heiter gedachten Spiel an innerem Frohsinn, und die Musik, sichtlich von einem kultiolerten Musiker geschrieben, hat nur für die Ab- arten des Humors, die Groteske und Parodie, charakteristische Noten, nicht aber für den lachenden tieferen Sinn einer Echelmenhandlung. So bleibt die behagliche Stimmung aus. Welche guten Absichten in dieser Oper dennoch schlummern, ohne selbst von einem Kleiber geweckt werden zu können, sei in Ruhe morgen untersucht. K. S.
Kleinbauern und volksentstheid. Ein Aufruf der Kleinbauernverbände. Niemand wird mit dem schmutzigen Kampfmittel des Terrors bei der Abstimmung über die entschädigungslose Enteignung der Fürsten   von den Fürstenanhängern so drangsaliert und schikaniert werden wie die kleinen Leute aus dem Lande und in den Kleinstädten. Die Fürstendiener wissen nur zu gut, daß unter den 12l4 Millionen Stimmen deutscher Wahlberech- tigter, die sich für das Volksbegehren bekannten, viele sind, die von dem werktätigen Landvolk stammen. Unter den Kleinbauern und Kleingewerbetreibenden hat sich im Lause der letzten Jahre durch die brutale"Wirtschaftspolitik der Rechtsparteien, die nur auf die Interessen des Großkapitals und des Groß- grundbesitzes zugeschnitten ist, durch den maßlosen Steuer- druck, durch die Wucherzinsen und Wucherpachtpreise, durch die Pfändungen, Zwangsvollstreckungen und Notverkäufe zweifellos eine Erbitterung' angehäuft, die den Fürstendienern un- heimlich ist. Dieser Erbitterung des ausgeplünderten Landvolks wird in einem soeben erschienenen Aufruf an da» werktätige Landvolk, unterzeichnet vom Relchsbund der Kleinbauern, vom Vadifchcn Pächter- und Kleinbauernverbaad, Rund der Sleinlandwirte von Rlecklenburg. S lrelitz, vom Rheinischen Pächter- und Kleinbauern­bund, Bund schaffender Landwirte, Verein zur Förderung des Helmstättenwesen», von der Gemeinnützigen SIedlungsgcsellschast Flieden und von der Ehristllch-sozialen Reichspartci überaus drastisch Ausdruck verliehen. Der Aufruf weist darauf hin, daß schon zu Beginn des 19. Jahr- Hunderts, als die Fürsten   und der Adel in der Eäkularisations- zeit die kirchlichen Güter an sich rissen, das Klein- bauerntum der Leidtragende war. Die fetten Aecker und Wiesen, Jagdreviere, Waldbestände, Weinberge alles, was wert­voll war, kam in die Izand der Fürsten   und des Adels. Infolge- dessen gibt es heute In vielen Gegenden Deutschlands   inmitten des adeligen Großgrundbesitzes eine Menge landarmer Dauern. die nichts zu nagen und zu beißen haben und die jetzt, wo infolge der Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit in der Industtie kein Fort- kommen ist, mehr denn je zu Hause am Hungertuch nagen müssen. Gegenüber der Redensart der Fürstendiener über das Siebente Gebot erinnert der Aufruf daran, daß gerade die Kleinbauern und Kleinhandwerker auf dem Lande am besten wissen, wo die großen Diebe sitzen, wer die hohen Pachtpreise und die Wucher- zinsen einkassiert, daß die großen Vermögen in der Stadt wie draußen auf dem Lande in neunzig von hundert Fällen nicht auf ehrliche Art, nicht durch der Hände Fleiß zusammengebracht wurden. Wenn es jetzt dem zusammengerafften Großvermögen der F ü r st e n an den Kragen gehen soll, will man die kleinen Leute mit dem Gerede über den Rechtsstaat, über Recht und Moral oerwirren. Gegenüber der Lüge, die entschödigungslose Enteignung nehme den Fürsten   das letzte Hemd und das letzte Stück Brot, betont der Aufruf mit Schärfe, daß die Fürsien alle außerhalb Deutschlands  bei fremdn Banken Konto» stehen und in fremden Ländern große Liegenschaften haben, so z. P. bei der Bank von England  , in Ungarn  , in Schweden   und anderwärt». Niemand könne ihnen die ver- s ch o b e n e n Goldmillionen nehmen. Wie groß der ins Ausland geschasfte Vermögensbestand sei, gehe schon daraus hervor, daß der ehemalig» Kaiser, der angeblich die monatlich ihm gesandten 50 000 Goldmark nur für den Unterhalt der Familienmitglieder in Deutsch  - land verwendet, über sieben Jahre lang seinen k o st s p i e l i g e n H o f st a a t in Doorn doch mit irgendwelchem Geld habe bestteiien müssen:AlleLandesväter" mit Kind und Kindeskinder werden noch ein tausendfach herrlicheres Leben führen als die Millionen des deutschen Volkes auch wenn das Gesetz längst durchgeführt ist." Deshalb, so schließt der Aufruf, denkt daran, wer euch das Land genommen, denkt an die Kriegsanleihe, denkt an den Ruhr­krieg und die Inflation. Macht bei der Abstimmung am 20. 3um euer kreuz in den krei» bei dem MSrtchea3a"!
Lusifpielhaus:hier wird man gesund." In dem Lustspiel von Heinrich I   l g e n st e i n ist es die Spezialität des Dr. Karl Frank, de» Leiters dieses Ehesanatorium», unverstandene und ehe- müde Frauen zu kurieren. Als seine Hauotheilmethode sieht er es an, seinen Patientinnen Illusionen einzupflanzen. Vor allem aber ?»redigt er ihnen als Krönung der Ehe den Kindersegen. Als emp- chlenswertes Beispiel führt er ihnen seine Gärtncrssrau vor, die bereits beim neunten Kinde angelangt ist. Nur seine eigene Ehe kann der Doktor, der ein wahrer Menschenfreund und allen ein Helfer Ist, nicht kurieren. Die Ehe mit seiner Frau Beate ist linder- los. Beate scheint sich damit abgefunden zu haben und wirkt als Assistentin neben ihrem Gatten. Da führt der Zufall ein merkwür-. diges Paar ins Sanatorium. Die Frau Dr. Scntius leidet unter der Langweiligkeit ihres Gatten, der ein braver Stubengelehrter ist, und sucht bei Dr. Frank Heilung. Der Stubengelehrte selbst wird uns in abschreckendster Form vorgeführt. Der Doktor oerordnet ihm einen Flirt mit einer anderen Frau, damit die eigene eifer- süchtitz werde. Frau Beate bietet sich an, diese Rolle zu übernehmen und sie hat nur zu guten Erfolg damit. Sie verwandelt in kurzem den eben noch langweiligen Dr. Sentius in einen feurigen Lieb- haber, in dessen Glut sie selber schmilzt. Die Frau, die vergeblich bei Dr. Frank Anschluß gesucht hat, findet mit«inemmal ihren Mann wieder liebenswert und reist mit ihm beglückt davon. Der letzte Akt zeigt uns das Ehepaar Frank ein paar Monate später. Ein neues Liebesglück ist den beiden erblüht. Beate ist jetzt ganz Frau geworden und hat für ihren Mann zur Krönung seines Glückes ein süßes Geheimnis zu offenbaren. Noch einmal erscheint Dr. Sentius, ober sie verabschiedet ihn kurz, er war nur ihr Traum und der Auslöser ihrer Sommerstimmung. Was zwischen den beiden gewesen ist, bleibt dem Ehegatten, der seiner Frau gegenüber gar kein Menschenkenner ist, oerborgen. Er hat sein Ziel(auf Um- wegen) erreicht. Ein witziger Dialog belebt die Handlung. Allerlei gute Porträts aus den Kreisen jener, deren höchstes Unglück ihre ge- langweilten Nerven find, sind eingestreut. Die Dar'teller trafen den leichten Ton des leichten Stückes aufs beste.. Rudolf Klein- Rogge   war wirklich der gütige Menschenfreund und Marietta O l l y die kluge, überlegene Frau, die zur Schicksalswalterin wird. Hans Schindler war als braver Stubenhocker wie als umge- wandelter Liebhaber gleich glaubhaft. Ein nettes junges Paar stellten der Assistenzarzt des Wolf K e r st e n und Gertrud K a- nitz als seine Patientin dar. Die robuste, derbe Gärtnersfrau spielte Leonie Düval in vollem Saft. Das Publikum unterhielt sich bei der Sommcrkost sehr gut. r.
Ca»«rttjrts&aa» von Giuseppe Mazzlnl. de« bcvfllmiien ttalienilfien FreibeitSkompfer« in Genua  , da» kürzlich zum Naiionalnumument erhoben wurde, soll fett von seinen modernen Beruniiattungrn beireit und al» ftädtiiches Muiernn der italienischen Befreiung»- und TindeiiSkömvie ein« gerichlet. werden. In die erweitert« Mazzini- Bibliothek soll die geiamte frühere und künftige Mazzinl- Literatur aller Sprachen ausgenommen werden. Ein Sowset-Saedeker. Die»ciellichait für kulturelle Verbindung der der Towjetländer mit dem A»»landc bat»in Neiiehandbuch ieriiaaeitellt und in den Druck gegeben, welche» den Namen ,Rriie>ührer durch die Lünder de» Sowieibundes' tragen und dazu den Uniertiiel.Sowjet-Baedeker" führen ioll. Da« Buch erscheint gleichzeitig w deutscher, sranzöstscher und englischer Sprache.