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im allgemeinen sehr zurüdhaltend. Bon der Domtreppe sah sich Polizeivizepräsident Dr. Friedensburg den Aufmarsch der fozialdemokratischen Republikaner   an. Und eines hat diese unver­geßliche Rundgebung vom 14. Juni aufs neue in allen gefestigt: Berlin   ift republikanisch, nicht zuletzt sozialdemokratisch. Jetzt und

immerdar!

Der Polizeibericht: Ungestörter Verlauf. Das Berliner   Polizeipräsidium teilt mit: Die Demonstrationen der Sozialdemokratischen Partei und der Freien Gewerkschaften, die gestern abend im Lustgarten für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten   unter sehr starker Beteili­gung stattfanden, haben einen ungestörten und ruhigen Berlauf genommen. Auch beim An- und Abmarsch der zahl= reichen Züge ist es zu feinerlei Zwischenfällen gekommen. Die Polizei, die Vorkehrungen im üblichen Rahmen getroffen hatte, brauchte an feiner Stelle in Tätigkeit zu treten.

Das Rettungsamt der Stadt Berlin   sowie die Arbeifer Samariter hatten an verschiedenen Stellen am Lustgarten Hilfsstationen errichtet. Außerdem patrouillierten eine Anzahl Rettungswagen in den Nebenstraßen, um bei eventuellen Unfällen sofort zur Stelle zu sein. Der Leiter des Rettungsamtes, Dr. Paul Frant, leitete die Sicherungsmaßnahmen persönlich. Außer mehreren Ohnmachtsanfällen und epileptischen Anfällen waren feine besonderen Zwischenfälle zu verzeichnen.

Wer braucht einen Stimmschein?

Zur Abstimmung beim Boltsentscheid empfehlen wir den Stimmberechtigten, immer einen Ausweis über ihre Person mitzubringen. Der Abstimmungsvorsteher darf Vorlegung eines Ausweises fordern, wenn Zweifel über die Person entstehen.

Ein Ausweis besonderer Art ist der sogenannte Stimm schein. Die in der Bevölkerung anscheinend weitverbreitete Mei­nung, daß jeder Stimmberechtigte einen Stimmschein braucht, ist falsch. Einen Stimmschein braucht man nur in ganz be stimmten Ausnahmefällen, und ihn erhalten auf An= trag nur folgende Personen:

I. ein in eine Stimmliste eingetragener Stimmberechtigter, 1. wenn er am Abstimmungstage während der Abstimmungs­aus zwingenden Gründen sich außerhalb seines Stimmbezirks aufhält;

zeit

2. wenn er nach Ablauf der Frist zur Auslegung der Stimmlifte feine Wohnung in einen anderen Stimmbezirf verlegi;

Aus Liebe und Mitleid meineidig.

In einen Gewissensfonflitt war der Arbeiter 2. geraten, als er als Zeuge in einem Chejcheidungsprozeß auftreten mußte. Es war die alte Geschichte, die schon so manch einem verhängnisvoll gewor­

den ist. Er hatte mit einer verheirateten Frau, Mutter von mehre­ren Kindern, ein Liebesverhältnis, und der betrogene Ehemann hatte schließlich Kenntnis von einem Zusammensein des Liebespaares in der Silvesternacht in einem Hotel in der Friedrichstadt   erhalten. Darauf strengte er eine Scheidungsklage an und L. wurde ols Beuge geladen. Nun beschwor er das Gegenteil und die Folge war, daß er nicht nur wegen Meineides angeklagt wurde, sondern auch wegen Anstiftung der Ehefrau, dasselbe zu jagen. In dem letzteren Falle stellte sich vor dem Schwurgericht zu seinem Glück heraus, daß diese Aussage der Frau nur vor der Polizei erfolgt war, die gar nicht zur Abnahme eines Eides befugt war, so daß die Anstiftung ohne weiteres in Wegfall kommen mußte, wie der Verteidiger dem Schwurgericht bewies. Für seinen eigenen Falscheid hatte der Angeklagte zur Entschuldigung, daß er jo auf Bitten der Frau gehandelt habe, die ihn mit Tränen bestürmt habe, Rücksicht auf ihre Lage und ihre Kinder zu nehmen. So haben ihn Mitleid und Liebe zu dem falschen Schritt veranlaßt. Das Schwur gericht zeigte auch menschliches Einsehen und erkannte nur auf 9 Monate Gefängnis, dem Angeklagten der Strafmilderungsgrund

Für das Bolk Gegen die Zürsten! Deffentliche Kundgebungen:

Heute, Dienstag, den 15. Juni: Prenzlauer Berg  : 1hr in der Aula des Luisenstädtischen Gym­nafiums, Gleimstr. 49. Hermann Harnisch,

Redner:

M. d. L. Charlottenburg: Treffpunkt zum Demonstrationsumzug abends 6% Uhr Wilhelmplay.

Gatow  : 8 Uhr im Gasthaus Walter Krause. Redner: Martin Stein.

Wilmersdorf  : 8 Uhr in den Spichernjälen, Spichernstraße 3( am Untergrundbahnhof Nürnberger Blazz). Redner: Reichstags­präsident Löbe.

Lanfwih: 8 Uhr Demonstration auf dem Rathausplay. Neutöln: 7% Uhr in der Aula der Oberrealschule, Emser Str. 134. Redner: Stadtrat Wilhelm Reimann. Faltenberg- Alt- Glienice: 8 Uhr bei Bohn, Grünauer Str. Redner: Landgerichtsrat Ernst Ruben. Mahlsdorf  : 8 Uhr im Lokal Kurland  , Langestr., Ecke Müllerstr.,

und im Lokal Jakob, Lemkestr.

Morgen, Mittwoch, den 16. Juni:

zugute gerechnet wurde, daß er sich bet der mahren Aussage felbft einer strafbaren Handlung, nämlich des Ehebruchs bezichtigt hätte. Der Angeklagte wurde auch fofort aus der Haft entlassen.

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Ladenfleischer für Erhöhung des Gefrierfleischkontingents Die Delegiertenversammlung des Groß- Berliner Laden fleischergewerbes, die gestern Montag in Treptom im Lokal von Zenner tagte, nahm einen Vortrag des Altmeisters Kern über die Unzulänglichkeit der Gefrierfleischkontingentierung entgegen. Der Vortragende wies darauf hin, daß das vom Reichsernährungs­ministerium als ausreichend festgesetzte Kontingent von sprochen habe. Schon Mitte Mai wat es in Groß- Berlin auf­102000 Tonnen pro Jahr nicht dem tatsächlichen Bedarf ent­gebraucht und es trat eine Unterbrechung der Belieferung von zoll­freiem Gefrierfleisch ein. Es muß verlangt werden, daß eine Er­höhung des Kontingents um 40000 bis 50000 Ton= nen pro Jahr erfolgt. Berlin   nimmt in der Frage des Gefrier­fleischkonsums insofern eine besondere Stellung ein, als der Anteil des Gefrierfleischkonsums vom Gesamtfleischkonsum rund 10 Prozent beträgt, während der Reichsanteil ungefähr 4% Proz. ist. Das Ge­frierfleisch ist der Preisregulator für den gesamten Fleischmarft, denn die Knappheit an Gefrierfleisch und eine geringe Preisspanne zwischen Gefrier- und Frischfleisch bewirkt eine stärkere Nachfrage nach Frischfleisch und damit eine Preiserhöhung für dieses. Das Kontingentierungsfystem bedeutet eine 3wangsbewirtschaftung in indiretter Form, die in der heutigen Zeit nicht mehr angebracht ist. Sie muß beseitigt werden, und ferner muß die völlige 3011. freiheit für Gefrierfleisch eingeführt werden. Läßt sich aber dies nicht erreichen, so muß das Kontingent wenigstens i der Höhe festgesetzt werden, die dem gegenwärtigem Bedarf voll und ganz entspricht. Auf diesem Standpunkt stehe nicht bloß der deutsche Städtetag, sondern auch die Gewerkschaften aller Richtungen. Eine Entschließung, die einstimmig angenommen wurde, unterstrich die Forderungen des Redners.

Ein Jahr Dienst an franken Menschen. Bor   genau einem Jahre murde im Cecilienhaus in Charlotten burg das neue Ambulatorium der Allgemeinen Orts: franfenfasse der Stadt Berlin   seiner Bestimmung über­geben. Welchen Umfang der Krankenverkehr in diesem mit den mo­dernsten Instrumentarien und Apparaten ausgestatteten Ambula­torium angenommen hat, geht aus folgenden Zahlen hervor: In dem ersten Monat seines Bestehens erledigte das Ambulatorium rund 2000 Besuche von Kranken; im letzten Monat war diese Zahl auf rund 8 000 gestiegen, ein Beweis für das große Vertrauen, das sich diese moderne Krankenbehandlungsstätte in ganz furzer Zeit er worben hat. Das Ambulatorium steht unter der Leitung des Chef arztes Dr. Hirschberg, zugleich Leiters der inneren Abteilung, dem elf Abteilungs- und Assistenzärzte sowie 19 Schweſtern bl gegeben. find. An der Erweiterung der Heilstätte und der Vervoll­fommnung der medizinischen Apparatur wird ständig gearbeitet. Go ist vor kurzem eine neue Abteilung für Lichtbehandlung und Massage

3. wenn er infolge eines törperlichen Leidens oder Gebrechens in seiner Bewegungsfähigkeit behindert ist und durch den Stimmschein die Möglichkeit erhält, Brenzlauer Berg  : 7 Uhr in der Aula der Königstädtischen Ober eröffnet worden. einen für ihn günstiger gelegenen Abstimmungsraum aufzusuchen; II. ein in eine Stimmliste nicht eingetragener oder darin ge­strichener Stimmberechtigter,

1. menn er nachweist, daß er ohne sein Verschulden die Frist zur Einlegung eines Einspruchs gegen die Stimmliste versäumt hat;

2. wenn er megen Ruhens des Stimmrechts nicht eingetragen. oder gestrichen war, der Grund hierzu aber nach Ablauf der Frist zur Einlegung eine Einspruchs gegen die Stimmliste weggefallen ist; 3. wenn er Auslandsdeutscher war und seinen Wohnsitz nach Ablauf der Frist zur Einlegung eines Einspruchs gegen die Stimm­liste in das Inland verlegt hat.

Der Stimmschein wird in Groß- Berlin von dem für den jezigen Wohnsiz zuständigen Bezirksamt durch das Bezirts: mahlamt ausgestellt. Nur bei Wohnungswechsel nach Ablauf der Auslegungsfrist ist die Stimmscheinausfertigung bei der für den früheren Wohnfig zuständigen Gemeindebehörde zu beantragen. Anträge auf Stimmscheinausfertigung werden nur bis 19. Juni entgegengenommen, also nicht mehr am 20. Juni. Man versäume feine Zeit und schiebe die Einreichung des Antrags nicht ohne No: hinaus. Zur Entgegennahme solcher Anträge sind die Dienststunden von einigen Bezirkswahlämtern erweitert worden, für Wedding  von morgens 8 bis abends 7 Uhr( am 19. Juni nur morgens 8 bis mittags 12 Uhr), für Neukölln auf morgens 9 bis nachmittags 1 Uhr und nachmittags 5 bis abends 7 Uhr.

Billige Fischlage. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Tommen zum Verkauf: frischer Kabliau und frischer Seelachs, int ganzen Fisch pro Pfund 30 Pfg., im Anschnitt entsprechend teuerer, fre Mafrelen pro Pfo. 35-40 Pig. Die Verkaufsstellen sind durch Plafate fenntlich gemacht.

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Der Wobbly.

Bon B. Traven.

Copyright by Buchmeister- Verlag, Berlin   und Leipzig  .

Señor Dour fragte den Ungarn  , was los fei, und warum er gehen wolle. Der Ungar verstand das nicht, aber fühlte, was zu ihm gesagt wurde. Er konnte nicht antworten und versuchte nun, mit Gebärden, die er überreichlich verschwendete, flarzumachen, daß sein treuer Kollege etwas über den Schädel gefriegt habe, und daß er wohl der nächste sein würde, der dran glauben müsse. Draußen standen die Posten und andere Leute, die diese Gebärdensprache aus fosfiler Borzeit mit Ver­gnügen verfolgten. Doug versuchte dem Ungarn   begreiflich zu machen, daß er hier im Café durchaus sicher sei. Aber der Ungar traute dieser Zusage nicht. Wäre er mit den Sitten und Gebräuchen besser befannt gewesen, so würde er gewußt haben, daß er nie und nirgends sicher ist, daß er ja nicht emig innerhalb der vier Wände bleiben könne, und daß er, sobald er das Haus verließe, geliefert ist. Denn sein Gesicht fennen jetzt schon alle Arbeiter der Stadt, die brauchen keine Photo­graphie und feinen Steckbrief. Die vier Wände schützen ihn auch nicht. Eines Tages, morgen oder übermorgen schon, geht einer rein, tut als ob er Eis an den Tisch gebracht haben will, und wenn der Ungar fommt, hat er das Messer sizen oder den Spucknapf so geschickt über den Schädel gehauen, daß die Ambulanz ihn abholen muß. Ehe man drinnen weiß, was geschehen ist, ist der Strafvollziehende einige Block weit. Nie­mand, der beste Detektiv nicht, findet ihn je. Einer der Gründe, warum es hier nie Streifbrecher gibt. Man fennt die wirk­samsten Mittel und scheut sich nicht, eine Minute lang sie rüd sichtslos anzuwenden. Krieg ist Krieg. Und die Arbeiter sind im Kriege, bis sie endlich nicht nur eine Schlacht, sondern den ganzen Feldzug gewonnen haben. Wenn den Staaten jedes Mittel im Kriege erlaubt ist, warum nicht den Arbeitern in ihrem Kriege ebenfalls? Der Arbeiter begeht nur immer den Fehler, daß er als ein anständiger Bürger angesehen werden will. Aber dafür gibt ihm niemand etwas.

Der Ungar fam heraus, und einer der Bosten nahm ihn gleich in Empfang. Sie brachten ihn zum Bureau des Syndi fats, gaben ihm ein Nachtquartier und versprachen ihm, man molle versuchen, ihm eine Stelle in einer Blechschmiede zu ver­schaffen.

Señor Dour hatte ihn auch noch um seinen Streitbrecher Tohn betrogen, ihm nur fünfzig Centavos gegeben und vierzig Centavos für ein zerbrochenes Wasserglas berechnet.

realschule, Pasteurstr. 44. Redner: Dr. Kurt Löwenstein  , M. d. R. Charlottenburg: 7% Uhr in den Hohenzollern  - Festsälen, Berliner Straße Ecke Wilmersdorfer Straße  . Redner: Artur Crispin,

M. d. R.

Siemensstadt: 8 Uhr auf dem Platz an der katholischen Kirche  Demonstration. Redner: Erich Kuttner  , M. d. L. Schmargendorf: Uhr im Schüßenhaus, Hundekehlenstraße Ecke Ruhlaer Straße. Redner: Bezirksverordneter Hermann Lempert.

Redner: Wilhelm Landa.

Baumschulenweg: 7 Uhr auf dem Platz des Lyzeums Demonstration. Johannisthal  : 8 Uhr im Bürgergarten, Parkstraße. Redner: Her mann Lüdemann, M. d. L. Falkenberg- ft- Glientde: 8 Uhr im Lotal Meier, Dorfstr. 10. Redner: Franz von Butttamer.

Lichtenberg  : 7 Uhr in der Aula der Mittelschule, Marktstr. 10/11. Redner: Siegfried Aufhäuser  , M. d. R. Pankow  : 7% Uhr im Konzerthaus Lindner, Breite Str. 34. Redner: Hermann Harnisch, M. d. L.

Rosenthal: 8 Uhr Demonstration auf dem freien Platz vor dem Lokal Manthey, Hauptstr. 1. Abmarsch: abends 7% Uhr vom Lotal Ramlow, Schönholz. Redner: Robert Breuer.

Deffentliche Frauenfundgebung:

Heute, Dienstag, den 15. Juni: Wedding: 7% Uhr im Schiller- Lyzeum, Böttcherstr. Ecke Pantstr. Rednerin: Clara Bohm- Schuch  , M. d. R. Mufit, Rezitationen.

Der Deutsche   machte andere Erfahrungen, wie mir später erzählt wurde. Am folgenden Morgen wurde er dem Polizei­offizier vorgeführt. Anstatt daß man ihn gelobt hätte für seine treue Streifbrecherarbeit, fragte ihn der Offizier, wo er seinen Einwanderungsschein habe.

Ich habe keinen," sagte er mit Hilfe eines Dolmetschers. ,, Wie sind Sie denn hier in das Land gekommen?" Mit einem Schiff."

,, So. Also von einem Schiff ausgerüdt." ,, Nein, ich habe abgemustert."

" Ja, diese Abmusterung fennen mir schon. Wir über geben Sie jetzt Ihrem Konsul mit der Bedingung, daß er Sie mit dem nächsten Schiff wieder nach Deutschland   zurückschickt. Wir fönnen die Deutschen   sonst sehr gut leiden, aber Sie machen dem deutschen   Namen teine Ehre. Sie stiften hier nur Unfrieden, und für solche Leute haben wir hier feinen Play."

3mei Polizisten brachten ihn zum Konsul.

Bon nun an war der Konsul für ihn verantwortlich. Er mußte ihn verpflegen, bis ein deutsches Schiff da war, das ihn mitnahm.

Was haben Sie denn hier ausgefressen? Gestohlen?" fragte der Konsul. Mein ich habe in der La Aurora als Kellner gearbeitet und eins über den Kopf gekriegt," sagte der Mann. ,, In der La Aurora wird doch gestreift, mußten Sie das nicht?"

Freilich. Sonst hätte ich doch nicht da als Kellner arbeiten fönnen, ich bin doch Tischler."

Ja, lieber Freund, Sie sind hier nicht in Deutschland  . Streifbrecher sind hier nicht beliebt. Wir haben hier eine Arbeiterregierung, und zwar eine richtige Arbeiterregierung, die zu den Arbeitern hält. Wenn hier im Wasserwerk oder im Elektrizitätswerk gestreift wird, dann gibt es feine Technische Nothilfe wie in Deutschland   oder in Amerika  , sondern dann gibt es eben fein Wasser und feine Elektrizität, bis die Streis fenden sagen: So nun gibt es wieder was. Hier ist die Re­gierung neutral in solchen Streitigkeiten. Also Ihre Tätig. feit hier ist erschöpft. Laufen Sie mir nicht davon. Ich friege Sie, und damn lasse ich Sie daheim verknaden. Sie stehen jetzt unter meiner Autorität; ich habe gebürgt für Sie, andern falls müßten Sie hier im Gefängnis marten, bis ein Schiff da ist. Und das Gefängnis hier ist fein Spaß, sondern ist eine ernste Sache."

Damit mar nun die Frage der Streitbrecher in der La Aurora entschieden.

Unfall der Friedrichshagener   Fähre.

Am Sonntag abend gegen 6% Uhr stieß die vollbeschte Fähre, die den Verkehr zwischen dem Müggelschlößchen und der Brauerei in Friedrichshagen   vermittelt, angeblich infelge der starken Strömung gegen das Bollwert am nördlichen Ufer. Durch den heftigen Anprall wurden mehrere Personen zu Boden geworfen. Dabei erlitt die 45 Jahre alte Ehefrau Lina Brauer aus der Bozener Str. 18 einen Unterschenkelbruch, die 58 Jahre alte Ehefrau Gertrud Kolbe aus der Scharnweberstr. 38 in Friedrichshagen   Magen- und Beckenquetschungen. Die die erste Behandlung und begaben sich dann nach ihren Wohnungen. beiden Berletzten erhielten von einem in der Nähe wohnenden Arzt

Die Herren über Licht und Finsternis.

In dem Schützenhause zu Kaulsdorf   begann am Sonntag unter: Teilnahme des Oberbürgermeisters Böß die Fwoche des Berliner  Schüßenbundes. Der erste Abend wurde fortgefeßt von einer Bande gestört, die in ganz ungewöhnlicher Weise das Feld für Diebstähle zu bereiten verstand. Die Bande hatte sich auf eine noch nicht ge­flärte Art und Weise der Lichtleitung bemächtigt und im geheimen eine Einrichtung getroffen, die es ihr ermöglichte, nadh Belieben das Licht abzustellen und wieder einzuschalten. Um 8 Uhr abends erlosch plöglich die ganze Beleuchtung. In dem felben Augenblick fingen dunkle Gestalten an, an verschiedenen Stellen zu stehlen. Als die alarmierte Schutzpolizei eintraf, flammte das Licht plöglich wieder auf. So ging es zwei Stunden lang hin und her, ohne daß es gelang, die Uebeltäter ausfindig zu machen und ihrer habhaft zu werden. Die Dunkelzeiten wurden jedesmal

4.

Es waren immer ein paar Gäste im Café, die von Señor und Señora Dour bedient wurden. Aber Geschäft konnte man es nicht nennen. Wir in der Bäckerei hatten auch nicht viel zu tun, nur gerade die Bestellungen, die aus dem Hause gingen.

Es war zwei Tage später und am Nachmittag. Es mochten vielleicht sechs oder acht Gäfte im Lokal sein. Unter ihnen war ein Polizei- Inspektor namens Lamas  . Er war ständiger Gast in der La Aurora, tam am Nachmittag und fam am Abend. Er hatte bei Señor Doug eine ganz nette Rechnung stehen, die er immer ,, morgen" bezahlen wollte. Obgleich er gut verheiratet war und zwei Kinder besaß, hatte er doch außerdem drei Geliebten, die er alle unterhalten mußte. Das foftete Geld, und das Geld mußte herangeschafft werden. Da­rum hatte er auch überall Schulden.

Also die Gäste faßen da brin im Café und aßen ihr Eis oder tranfen geeiste Erfrischungen. An einem Tisch wurde Domino gespielt und an einem anderen Karten.

In den Vereinigten Staaten   sind ja die Streitposten gute und fromme Bürger, die an Gesetz und Autorität glauben. Wenn sie Streifpoften stehen, so tun sie das gerade so, als ob sie einem aufgebahrten Leichnam die Ehrenwache geben. Sie jagen kein Wort, und wenn die Polizisten fommen und sagen: ,, Sie müssen weiter zurücktreten, Sie stören den Verkehr," so tun sie das sofort, als ob der Polizist sie bezahlte und nicht der Polizist von ihrem Gelde lebte. Dort haben die Arbeiter noch Disziplin, und sie sind gedrillt wie Soldaten.

Hier dagegen haben die Arbeiter nur wenig Disziplin, und die Sekretäre müssen tun, was die Mitglieder wollen. Und es ist merkwürdig, sie gewinnen beinahe jeden Streik.

,, He, du Hurensohn dadrin," rief einer der Posten einem Gaste zu, friß doch nicht das Eis. Das ist doch nur Wasser und Zucker. Nicht ein Löffel voll Sahne drin. Der Sauhund da will doch aus deiner Portion das herausschlagen, was er sonst verdient, wenn nicht gestreift wird."

Der Gast rief hinaus: ,, Bezahlst du das Eis oder ich, du Dred."

,, Baß nur auf, du Eiterbeule, daß ich dir nicht mal rein­fomme," fagte jeßt der Posten, und seine Rede wurde mit lautem Gelächter begleitet. Einer der Gäste hatte eine Dame bei sich, die aus Strohhälmchen ihre Squeeze faugte.

3ft sie noch eine Jungfrau?" rief jetzt ein anderer Streif­posten hinein. Mach nur schnell, Rodriguez, ehe dir ein anderer zuvorkommt."

( Fortsetzung folgt.)