sprüche der Fürsten nicht befriedigt werden, beffen Rechts grundsäge und dessen Verfassung erschüttert werden", nach D. Merz, wenn die Fürsten nicht wie jeder andere Boltsgenosse behandelt werden.
Die Fürsten haben genug! Sie haben sich alle gesichert, daß sie nicht im Elend leben müssen wie die Masse unseres Volkes. Darum brauchen wir nicht zu sorgen
Sie bekommen nichts mehr! Was fie verlangen, soll den Mernisten in unserem Volke gegeben werden, den Kriegs|
Dreist und gottesfürchtig!
"
Die in dem vorstehenden Artikel treffend gekennzeichnete ein feitige Stellungnahme der evangelischen Kirche für die Fürsten gegen das Bolt wird um so rüdfichtsloser, je weiter die Geistlichen von dem kritischen Lichte der Großstadt entfernt wohnen. Da erscheint z. B. für den Kirchenkreis 3üllichau Schwie bus ein„ Evangelisches Sonntagsblatt", das von dem Super. Blättchen leistet sich die wütesten Ausfälle auf das verfassungs intendenten Dr. Bronisch in Züllichou redigiert wird. Das opfern und den Kleinrentnern. Wenn man vom Standpuntt des Christenmäßige Recht des Volksentscheides und auf die Parteien, die von tums aus zu der Frage der Enteignung der Fürsten eine ihm Gebrauch machen. Ein gläubiger Leser des Blattes hat dem Antwort geben soll, so kann die nur heißen: Reinen Herrn Superintendenten daraufhin eine Karte geschrieben, in der Pfennig den Fürsten ! er mahnt, daß die Kirche fich doch nicht in die politischen Streitig. feiten einmischen, sondern Frieden stiften müsse. Darauf antwortet ihm der Superintendent im Brieffaften des Blattes dreift und gottes. fürchtig:
Sie sind gewogen und zu leicht befunden
worden!
Das Schicksal, also Gottes Wille selbst, hat sie entfürstet, enteignet, warum sollen wir dem Schick sal in den Arm fallen? Sie haben es nicht anders verdient!
Aber die Herren Kollegen predigen, die Enteignung widerspricht dem 7. Gebot ,, Du sollst nicht stehlen", und dem 9. Gebot ,, Laß dich nicht gelüften deines Nächsten Hauses". Haben sich die Fürsten danach gehalten? Ist es nicht vielmehr ein Widergutmachen einer Sünde, die von den Fürsten gegen dieses Gebot begangen wurde, wenn wir die Enteignung ohne jede Entschädigung durchführen?
Unzählige Sonntagsblätter stellen sich schützend vor das Eigentum der Fürsten , oft aus der Angst, daß dann auch das andere Eigentum darantomme, auch das Eigentum der Kirche.
ein
An die Pfarrfrauen wird der Aufrechte" geschickt, deutsches Volksblatt" mit der Parole: mit Gott
für König und Vaterland- mit Gott für Raiser und Reich", das Material gegen die Enteignung verbreitet, welches beim„ Reichsboten", der evangelisch nationalen Zeitung gedruckt wird.
Gegen den hahnebüchenen Mißbrauch der Re ligion der kirchlichen Verbände und Institutionen zu politisch reaktionären Zwecken müssen alle entschlof fenen Christen Front machen.
Die Durchführung der Fürstenenteignung ist nicht nur Sache der Parteien, die dazu aufrufen, sondern Sache jedes gerecht und verantwortlich denkenden Menschen, auch jedes Christen, der nicht für die Rei chen und Mächtigen eintreten darf, dafür daß sie noch mehr bekommen, als sie schon haben, wenn er wirklich Christi Nach folger sein will, der vielmehr für die Armen eintreten muß, für die Kriegsopfer, die Kleinrentner, die Arbeitslosen, die Opfer der heutigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Stellt sich aber die evangelische und die katholische Kirche bei dieser Frage der Fürstenenteignung auf die Seite der Fürsten , dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn das Kirchenvolt, wenn vor allem die Schichten unseres Volkes, die der Vergangenheit der Kirche sehr fritisch gegenüberstehen, die proletarischen Schichten, auch noch den letzten Rest von Vertrauen zu den innersten Kräften des Christentums und feinen Verkündern verlieren.
Wenn die Kirchen sich so einstellen, dann zeigen sie mieder einmal, daß ihre überpolitische Stellung" eine Bhrase ist, daß sie nicht für alle da sind, sondern für bestimmte Kreise, bestimmte Schichten in unserem Volte, daß der Vorwurf einer Klassentirche nicht ganz zu Unrecht erhoben wird.
Wir anderen aber, die wir nicht so denten wie die oben zitierten Kirchenführer, wir werden die Massen auf rufen zur Enteignung der Fürsten . Wir fürchten nicht, daß wir uns eines Unrechts vor Gott schuldig machen, wir wissen aber, daß wir durch die Enteignung der Fürsten ein Unrecht gegen die Wermsten unseres Voltes verhindern können.
Volk und Dichter.
Die Boltsbühne als Auftraggeberin des Dichters. ( Eine Anregung von Alfred Wolfenstein .) Aus der in den nächsten Tagen erscheinenden, ber beut dhe Boltsbühnentagung in Hamburg gewidmeten Nummer der 8 cit schrift Die Bollsbühne".
Es herrscht bekanntlich allgemeines Verlangen nach dem Berte eines Dichters. Man wartet darauf, wartet so sehr, und so aus. schließlich, daß man sich inzwischen selbst nicht rührt. Man könnte sich gegen die Kunst auch nicht anders verhalten, wenn man gar nicht auf sie wartete.
Aber fann man überhaupt etwas zum Erscheinen und zum Schaffen des Dichters tun? Ist er nicht ein von den sonstigen Arten des arbeitenden Menschen verschiedenes, aus dem Nichts schöpfendes, sonderbar inspiriertes Wesen, dem man nicht hinter die Kulissen des Unsichtbaren blickt? Zugleich soll er allerdings ein faßbarer und zugänglicher, in seinem Baterlande murzelnder Sterb licher sein, zeitgemäß, publitumgemäß in seinen Etoffen und Formen, ein wirklicher Helfer seines Volkes. Die Schwierigkeit ist nur, daß er ebensosehr auf das Bolt rechnen muß wie dieses auf ihn, und daß diese Empfangenden immer wieder den größten Wert darauf legen, sich gegen den Dichter möglichst spröde und untätig zu verhalten. Ich rede hier nicht von materieller, sondern ven ideeller Unterſtügung. Aber gerade hierauf tommen fie nicht, es erschiene ihnen als eine seltsame, entweihende und enttäuschende Bumutung, daß fie am Schaffen des Dichters irgendwie teilnehmen sollten. Sie wünschen sein Werf nur fertig zu sehen und zu ge nießen, fie halten ihm gegenüber noch auf orientalische Hochzeits gebräuche, ohne mit der Braut vorher einen Zusammenhang gehabt zu haben, möchte man sich von ihr vollkommen überraschen laffen.
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Haben sie nicht ein Recht dazu, fich nicht zu rühen, bis sie vom Dichter gerührt werden? Ist sein Schaffen nicht tatsächlich eine jeder Beinflussung abholde, geheimnisvolle Arbeit, und fann er es über aupt wünschen, daß man sich darin einmischt? Aber es gibt eine gewisse der Kunst willkommene, in vielen Epochen geübte Art der Einmischung. Das ist der Auftrag an den Künstler.
In Zeiten durchgeführter Kultur wirkt der überall umlaufende geistige Strom wie eine einzige große Aufforderung zum Schaffen, die Kultur ist die allgemeine unsichtbare Auftraggeberin. Aus dem Griechentum, der Gotif, dem Barod springen die Werke wie unter einem breiten unwillkürlichen Drud hervor. Es ist eine unter indische Gemeinsamkeit des Stils und der Kraft vorhanden, die alle Dämonen fruchtbar macht und ans Licht fördert. Dome, Gemälde, Statuen, Dichtungen brechen aus dem Nichts hervor und gewinnen Gestalt, als hätte ein Donneranruf sie geboren.
Ber ruft den Künstler heutzutage?
Nicht nur die gemeinsame Kultur trägt ihn in jenen Epochen, auch der einzelne Machthaber tritt an ihm heran und erbittet oder erzwingt sogar seine Arbeit. Berifles bittet Sophofles, Julius zwingt Michelangelo , Ludwig, Elisabeth geben Molière, Shakespeare beftimmte Aufträge. Der Archont, der Bapft, der König, die Rönigin haben ihren Anteil an der Fruchtbarkeit des Rünstlers.
Ihre Karte ift ein trauriges Beispiel der erschredenden fittlichen Verwirrung gewisser Boltskreise in der Frage der entschädigungslosen Fürstenenteignung. Ihre Borte: Meiner Meinung nach muß die Kirche, und was mit ihr zusammenhängt, Frieden und nicht 3wietracht fäen", entwürdigen die Kirche zu einer feigen, ffummen Gutheißerin des schändlichen, durch das Volksbegehren beabsichtigten Raubes am Eigentum unferer Volksgenossen. Was haben Sie doch für eine geradezu verworrene Borstellung von der Kirche! Die Kirche nenni Sünde unbeirrt Sünde" und warnt unser Volt öffentlich ernst davor, sich mit Diebstahl das Gewissen zu beflecken. Daß sie damit den Leuten nicht gefällt, denen das 7. Gebot nicht gefällt, ist selbstverständlich. Aber solche Leute sollten auch aufhören, fich Christen zu nennen, oder sollten erfi einmal wieder die 10 Gebote lernen, ehe sie sich er dreisten, die Kirche zu belehren und zu tadeln!
"
Man sieht, diefer Kirchenoberster hat gar nicht die Absicht, poli. tische Dinge politisch zu nehmen. Er hält es für sein Recht, die jenigen zu beschimpfen, die von ihrem verfassungsmäßigen Rechte der Gesetzgebung durch das Bolt Gebrauch machen und
würde sich wahrscheinlich wundern, wenn man ihn deshalb einen Heßpriester nennen würde. So wenig haben diese„ Diener des Boris" mit dem flutenden Leben gemein, daß sie lieber ihre Gläubigen aus der Kirche verjagen, als sich von ihrem reaktionären Treibereien fernzuhalten.
Ebenso bösartig ist ein Fall, der uns aus dem Kreise Stern berg berichtet wird. Dort liegt ein Ort Stenzig, der fast durch. weg von kleinen Besitzern bewohnt ist. In diesem Orte amtiert ein Pfarrer Knieschke, der natürlich nicht fern bleiben kann, wenn es gilt, für die Silberschäße der Hohenzollern einzutreten. Stenzig
ist ein ganz armes Bauerndörfchen und liegt völlig abseits der großen Durchgangsstraßen. Troßdem der Ort bei seinen 300 Wählern faft regelmäßig 30 sozialdemokratische Stimmen aufbringt, hat dort noch niemals eine sozial Demokratische Bersammlung stattgefunden.
Vor kurzem sollte nun die erste derartige Bersammlung abge. halten werden, um Aufklärung über den Boltsentscheid zu verbreiten. Pfarrer Knieschte ließ es sich nicht nehmen, mit
Stimmscheine besorgen!
Aber auch Ausweise mitnehmen!
Wer am Sonntag aus einem dringenden Grunde nicht in feinem Wahlbezir? anwesend fein tann etwa weil er auf Reisen iſt- der muß sich in seinem Wahlamt einen Stimmschein beforgen, der in Berlin bis einschließlich Sonnabend ausgegeben wird.
Auf jeden Fall aber muß jeder, der mit Stimmschein abstimmen geht, fich auch noch einen Ausweis über seine Person mitnehmen, um allen Möglichkeiten gewachsen zu sein. Also: rechtzeitig Stimmschein besorgen und bei Antritt der Reise
Ausweispapiere mitnehmen!
Heute spielt statt der Kultur höchstens die Not diese Rolle, aus einem Dichter, Balzac oder Dostojewsti, eine lange geheẞte Reihe von Werfen hervorzurufen. Und an Stelle des Machthabers steht allenfalls der Verleger, um auf Grund des abgeschlossenen Ver trages etroa Gottfried Keller zu zwingen, daß er sich unter Tränen feinen Grünen Heinrich abnötigt. Wie es feine stilistische Gemein fchaft mehr gibt, feine prästabilierte Harmonie, die wechselseitig und unwillkürlich die Anregung zum Schaffen und die Empfänglich feit für die Kunst heroorlockt, so ist auch der bewußte Auftraggeber an die Kunst der Mäzen. verschwunden.
In der Volksbühne sehe ich hier eine letzte, eine neue Möglich. feit: fie fann an beider Stelle treten. Sie muß den Mut zu ihrer eigenen fulturellen Atmosphäre haben, in der dem Dichter eine ganz neue dramatische Anregung ermächst, und sie muß diese Stim mung noch bewußt unterstügen und weitertreiben als die moderne Machthaberin, die sie ist. Sie muß sich um das Wert fümmern, das sie braucht! Sie muß den Dichter zu sich zwingen! Denn er fommt noch nicht deshalb, weil sie da ist. Sie muß selbst jede ihrer lebendigen Pflichten erfüllen. Ein Heer Don Mitgliedern, eine große Schar von Schauspielern, ein wachsender Kreis von Theatern fann wie ein eher lähmender als befruchtender Haufen der Entwicklung lasten, wenn sie nicht alle ihre lebendigen Funktionen ausüben.
Ich schlage vor, daß die Volksbühne einen solchen Verfuch mache. Sie veranstalte ein Ausschreiben um Werke für ihre Theater, fie erteile Aufträge an Dichter. Die überall gehemmte Schaffensfreude wird einen neuen Antrieb erhalten, das Chaos der Formen und Stoffe wird festes Land gewinnen, und zugleich mit dieser Belebung ringsherum wird sie selbst zu Werfen tommen, die ihr das rechte Gesicht verleihen. Noch wichtiger als mancher andere Ausschuß wäre dieser: der, zusammengesetzt aus Leitern der Boltsbühne, Zuschauern und Selbstschaffenden, die Aufträge der Bolfsbühne auszuschreiben hätte. Er würde der Oeffentlichkeit, den Tichtern, die ihr schon nahe stehen, und denen, die sich zu ihr entwideln können, die Wünsche und Gedanken vor allem auch der Volks bühnenjugend, den empfänglichen Drang dieses ganzen Kunstförpers vermitteln und bestimmte Stoffe und Probleme, sogar bestimmte Formen vorschlagen, wie es frühere Machthaber gleichfalls taten. Man fürchte nicht, dadurch unfreie Werte zu erhalten, oder besser: diese wird man nicht gebrauchen können. Der Dichter wird durch 3wang und Vorschrift nur zu noch größerer Entfesselung ange pornt, er hält fich und seine Freiheit doch schadlos im Wesen seines Berfes. Die echte Arbeit wird man auch bei solchen Aufträgen gerade daran erfennen, wie sehr sie von ihnen abweicht, obwohl sie ihnen entspricht.
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Man übertreibt nicht, wenn man auf die Volfsbühne noch hofft wie auf eine Insel im haltlosen Deutschland , wie auf eine Retterin im Katarakt der Zeit. Sie hat Bühne und Bolt wieder zueinander gebracht, sie hole jezt den Dichter hinzu. Auch ihn gilt es zu retten, die Kunst gilt es zu verteidigen. Die Verbindung mit einer unter sich dicht verbundenen Schar von Menschen fann der Kunst neue Kraft und eine Form bringen, und der Boltsbühne bringt sie zugehörige Dichter. Auch dies ist ein Schritt zu der einheitlichen und entschiedenen Front einer Kunft. gefinnung, die ihr auf dem Wege in die Zukunft not tut
einer Anzahl Jungbauern in der Versammlung zu er scheinen und von vornherein durch gemeinsames Gebrüll den Redner niederzuschreien. Als das nicht gleich gelang, forderte Knieschke direkt auf, den Sozialdemokraten mit Gewalt aus dem Dorfe zu jagen. Seine fanatisierten Anhänger ließen sich diesen„ chriftlichen" nicht zweimal geben, und da sie in der Uebermacht waren, gelang ihnen dieser Gewaltakt.
Es wird behauptet, daß Pfarrer Knieschke wegen ähnlichem sich jetzt, da der Wind für ihn günstig zu wehen ſcheint, wahr. Verhalten schon einmal strafversetzt worden sei. Er will Scheinlich wieder in empfehlende Erinnerung bringen. Vielleicht nimmt die Kumpanei Döhring und Vogel ihn in ihren Bund als dritten auf. Er hat sicher Anspruch auf diese Gemeinschaft.
Münchhaufiaden.
Ein Mann" greift ein.
In der Deutschen Allgemeinen Zeitung" vom Mittwoch abend zieht ein Freiherr Börries v. Münchhausen gegen die Fürstenent eignung vom Leder. Wer einen Gesezesantrag einbringt," sagt er, „ fremdes Eigentum zu stehlen, macht sich der Anstiftung zu einem Berbrechen schuldig. Ein Mann würde den Staatsanwalt an= weisen, die, welche zu einem Verbrechen auffordern, zu belangen. Ein Mann greift ein, wo ein Verbrechen geschieht. Und braucht dazu weder Aufforderung noch Vorschrift, weder Gesetz noch Parlament. Ein Mann!"
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Der Mann", der jetzt diese heitere Albernheit zu Papier bringt, ist derselbe Münchhausen, der vor einigen Jahrzehnten durch seine Denunziation gegen Richard Dehmel sehr ernsthaftes Aufsehen erregte. Damals entblödete er sich nicht, Dehmel als Verfasser unzüchtiger Literatur der Staatsanwaltschaft zu denunzieren, - ein Verfahren, das die Empörung aller anständigen Leute hervor rief und eine durch Bierbaum veranlaßte Aktion deutscher Dichter gegen ben Münchhausen zur Folge hatte. Heute ist er harmloser geworden und sein Ruf nach dem Staatsanwalt ermedt nur noch Fröhlichkeit. Im Kreise der pathetischen Fürsten tnechte haben wir die luftige Person nur ungern vermißt. Ein Münchhausen fehlte noch.
Wilhelms Marmorklosetts.
Im Sommer 1911 war es, als das Kaiserpaar die Stadt Köln am Rhein durch seinen Besuch beehrte. Eine der beliebten Denkmalsenthüllungen war der Anlaß. Der Magistrat unter der Leitung des heutigen deutschnationalen Abgeordneten Wallraf überschlug m.
sich in Byzantinismus. Geld spielte keine Rolle: Der fünfftündige Besuch verschlang rund 250 000 M. Der Gipfel des Wahnsinns aber
war dies: Im Stimmfaale des Gürzenich wurden für das Herrscherpaar eigens zwei Marmorflosetts eingebaut, die am Tage barauf fofort wieder entfernt wurden und nicht weniger als 40 000 m. gekostet hatten. Leider indessen geruhten die Majestäten nicht,
die Einrichtung zu benutzen.
Sinnlose Verschwendung, wenn es auf die, Tasche des Steuerzahlers ging, Habgier und Geiz, wenn es die eigene Börse betraf, so war der Wilhelminismus. 3eigen wir den Herrschaften am Sonntag, daß wir sie durchschaut haben!
Ein Reichsehrenmal im Wald von Berka bei Weimar . Im Reichsministerium des Innern hat unter dem Borsiz des Ministers eine Besprechung verschiedener Fronttämpferverbände weitgehende Uebereinstimmung darüber ergeben, daß für ein Reichsehrenmal der Wald von Berka bei Weimar in Betracht tomme und daß die Ehrung der Gefallenen in die Form eines Ehrenhains gekleidet werden solle. Die Angelegenheit wird demnächst dem zuständigen Ausschuß des Reichstats unterbreitet werden. Man rechnet mit einer balbigen endgülti gen Entscheidung.
Die Rücktrittsaufforderung an Dr. Benesch, die feine eigene Bartei an den tschechischen Außenminister gerichtet, hat ihren legten Anlaß in der Erhöhung der Priestergehälter, die die Regierung jegt vorschlägt, unmittelbar nachdem fie lebensverteuernde Zölle durchgedrückt hat.
„ Kavalier Jad."( Theater am Kurfürstendamm .) Diefer Ravalier hat das Domizil gewechselt. Das Bublifum im Westen Berlins hätte, auch wenn es weniger blafiert wäre, an ihm feinen Gefallen gehabt. Die Geschichte des Gentlemeneinbrechers und wiedergefundenen Sohnes, oft ausprobiert, geht noch an. Aber in 2% Stunden rückt man nicht vom Fled und ist so flug wie beim ersten Aufgehen des Vorhanges. Die farifierten Luftspielfiguren befommen nur durch Waßmanns und der Dora Improvisationen Farbe und Leben. Letztere bringt durch ein selbstgedichtetes Couplet die Zuhörer 5 Minuten aus der Langeweile zum Lachen. Es geht gegen die feigen Männer und gegen die modernen Damen. ,, Stolz sind die Damen auf ihre Knochen, die spizen; ich möchte nur wiffen, worauf diese Menschen sitzen." Und so fort. Prachtvoll und faftig. Der Komponistin Carita von Horst ist die gesamte zeitgenössische Operettenschlagerliteratur eingefallen. Rein einziger Ton der Selbständigkeit. Schließlich landet es beim Mädi". Die Technit eines fchmiffigen Couplets hat diese Frau zwar( Lied von Jad u. a.), aber nichts Eigenes, um die Form zu füllen. Die Schauspieler gaben sich Mühe, tamen aber bei der Durchsichtigkeit der Handlung oft ins Stoden. Bruno Arno stellte eine Kopie von Kurt Bois auf die noch nicht so eleganten Beine, Adolf Falfen singt faft zu feriös, Elifabeth Balzer wußte die paar dramatischen Bointen durch steifes, gemachtes Wesen glücklich zu verpazen. Claire Clairŋ ist so füß wie flein und temperamentvoll. Sie zieht an, auch wenn sie nichts anzieht. Ewald Huth, der Sommerdirektor, dirigiert. R. G.
,, Cachen links" darf als Werbemittel zum Voltsentscheid nicht vergessen werden! Die neue Nummer 25 ist ganz war von jeher eine wirksame Waffe der Unterdrückten. Sorgt für eingestellt auf den Kampf gegen die Fürstenhabgier. Politische Satire weiteste Verbreitung von„ Lachen links" und ihr führt dem Boltsentscheid Tausende von Ja- Stimmen zu! Lachen lints" fostet pro Nummer 25 Bf. und ist zu beziehen durch alle Postanstalten und Volksbuchhandlungen oder direkt vom Verlag J. H. W. Diez Nachf., Berlin S. 68. Man verlange ,, Lachen links" an allen Zeitungsfiosfen.
In der Nationalgalerie findet Mitte Juli eine Ausstellung Von deutscher , französischer, englischer und amerikanischer Stunit statt. deutschen Malern wurden eingeladen: Campendont, Hedel, Bechstein, Nolde, Burrmann und Bildhauer Kolbe und Sintenis; von den französischen : Derain , Matiffe, Picasso und der Bildhauer Maillol .
Das Künfiler- Sommerfest der Novembergruppe findet am tommeuden Sonnabend auf dem kleinen Wannsee an Bord der Schoner- Brigg„ Dorothea" hatt. Geschüttes Ded, die große Schiffsfabine und geräumige Strandzelte machen die Veranstaltung unabhängig von der Witterung. Austunft erteilt die Geschäftsstelle, Achenbachstr. 21.
Eine deutsche Kunftausstellung in Japan . Durd Vermittlung des Auss wärtigen Amis und Unterstützung der Japanischen Botschaft findet im Herbst eine Ausstellung deutscher Kunst in Lofio statt. Die Vorbereitungen für die Zusammenstellung sind bereits aufgenommen worden.
Zur Er or chung der Meeresffrömungen hat das amerikanische Marine minifterium 10 000 versiegelte Flaschen ins Meer werfen laffen. Jede Flasche enthält ein Echreiben, in welchem der Finder gebeten wird, den Fundort der Flasche dem Marineministerium anzuzeigen. Die eingelaufenen Mitteilungen werben verarbeitet, um als Grundlage für eine neue Seetarte zu dienen