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PilMfti, S-r Militarist. Erkaltende Beziehungen zur PPZ. Warschau. Mitte Juni.(Eigener Bericht.) Die Entwicklung der letzten Wochen hat viele enttäuscht, die in Josef Pilsudsti bis dahin «nen Vorkämpfer der Demokratie oder gar des Sozialismus gesehen haben. Diese Entwicklung kann man nur dann richtig begreifen, wenn man Pilsudskis Charakter auf Grund seiner Entwicklung näher kennen lernt: Er ist M i l i t a r i st durch und durch. Wenn er sich seinerzeit den? revolutionären Kampf der PPS. gegen die zaristische Fremdherrschaft anschloß, so geschah das aus national- polnischen Gründen, aber auch deshalb, weil die Kampforgamsation der PPS., da sie es mit zarischem Militär zu tun hatte und es einen parlamentarischen Kampf nicht gab. ja nicht einmal einelegale" sozialistische Presse und Organisation bestehen tonnte, zum Kampf mit den Waffen greifen mußte. Für die tiefe militärisch« Neigung Josef Pilsudskis ist es gewiß bezeichnend, daß er schon lange Jahre vor dem Weltkrieg einen Derein der Freunde militärischer Forschung bildete. Er selbst beschäftigte sich stets, leidenschaftlich interessiert, mit der Geschichte und den Problemen der Taktik und Strategie, und er hat ja auch, nach polnischer Meinung, besonders im Kriege mit Sowjetrußland Talent zum Heerführer bewiesen. Der nichtmilitärischen, parlamentarischen Politik hat er stets ferngestanden und ihr durch und seit seinem Putsch unaus- gesetzt und in denkbar schärfsten Worten sein« Verachtung bekundet. Er ging in die Opposition gegen Polens   Regierung und Parlament, als er seinerzeit gegen seinen Willen in die Nichtaktivität versetzt wurde. Wie das geschehen konnte und durfte, hat Pilsudski nie begreifen wollen. Sein und seiner Freunde fortwährendes Drängen, daß er, Pilsudski  , wieder die Leitung des Heeres erhalten müsse, ent­sprang allerdings nicht etwa einem Äriegswillen des polnischen Marschalls, sondern seinem beherrschenden Verlangen, sich in arm- licher Verantwortung mit militärischen Problemen beschäftigen, Heeresübungen veranstalten zu können und dergleichen mehr. So stellt sich Pilsudskis   militärischem und unpolitischem Geist die Lösung der innerpolitischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten Polens   höchst einfach dar: ausreichende Vollmochten für den Staatspräsidenten, d. h. praktisch für Pilsudski  , und niit Ehrlichkeit und Anständigkeit werde eben alles gehen. Dabei sieht er alsKorruption" schon an, wenn eine Parlamentsfraktion gewisie politisch«, sozial« und wirschaftspolitische Forderungen mit der Drohung durchzusetzen gesucht hat, bei Nichterfüllung in Opposition zu gehen.(Natürlich soll damit ntcht gesagt sein, daß nicht tatsächlich genug wirkliche Korruption vorhanden ist, die eben Pilsudskis Parole gegen die Korruption so populär gemacht hat.) Die Leute, die Pilsudski   als Staatspräsidenten und Minister eingesetzt hat, sind fast durchweg NichtPolitiker, ohne darum aber Ressortsfachmänner zu sein. Inzwischen ist es auch ziemlich sicher geworden, daß jene nächt- liche Besch! eßung des Pilsudskischen Wohnhaufes in Sulejuwek, die den Anlaß zu Pilsudskis Marsch mit den Truppen von Rembertow   nach Warschau   gegeben haben soll, überhaupt gar nicht erfolgt ist! Begeisterte Pilsudski  -Anhänger sollen diese Mär aufgebracht haben, zur großen Entrüstung des Marschalls selbst, die sich auch handgreiflich geäußert haben soll. Die ganze Ent- wicklung der legten Wochen, zuletzt noch der Präsidenteneid im ehe- maligen Königsschloß statt im Sejmgebäud« und der bezeichnend« Umstand, daß Pilsudsti gleich mit dem Gtaatspräsi- denten im Schloß Wohnung genommen hat, die Theorie Pilsudskis  , daß der Staatspräsident und nicht die Polls- Vertretung Träger des Dolkswillens und der Dolkssouveränität sei, dies und manches andere haben längst beim größten Teil der PPS die Solidarität mit Pilsudski   zum Verschwinden gebracht. Man ist sich auch darüber klar, daß der Marschall die von der Linken stürmisch geforderte Neuwahl des Parlaments darum nicht will, well er weiß, daß der neue Sejm viel demokratischer und viel weniger militaristisch sein wird als der jetzige. Don Pilsudskis Regieren mit Nichtfachmännern, deren Mängel gutklingende Parolen nicht ersetzen können, erwartet man keine Besserung. * Am 22. Juni soll der Sejm   wieder zusammentreten, um das Ermächtigungsgesetz zu beschließen. Die Regierung will voi schlagen, daß der Staatspräsident ermächtigt werde, gegen zede» vom Parlament beschlosiene Gesetz Einspruch zu erheben mit nicht nur aufschiebender Wirkung! Ferner soll der Staatspräsident das Recht erhalten, das Parlament jederzeit auflösen zu können. In Zukunft soll das Parlament auch nur durch drei Monate im Jahr tagen I Solch antidemokratischen Vorschlägen gegenüber erhebt sich in der PPS. und anderen Parteien der stärkste Widerspruch. Di« Er- nennung des sehr weit rechtsstehenden R o m a z k i zum Eisenbahn- minister, sein und des Ministerpräsidenten B a r t e l Austritt aus ihren Parteien, somit die Entparlamentarisierung der Regierung, sind weitere Ursachen zum steigenden Mißtrauen der polnischen De- mokratie in den neuen Kurs. Aufhebung des Ausnahmezustandes in Pomerellen  . Warschau  , 17. Juni.  (WTD.) Der Ministerrat hat in seiner gestrigen Sitzung den Beschluß gesoht. den Ausnahmezustand in Pomerellen aufzuheben.
Die englische Sergbaukrise. Die Regierung gegen die Arbeiter. London  , 17. Juni.  (MTB.) Die Regierungsvorlage, durch die eine achtstündige Arbeitszeit in den Bergwerken gestattet wird, soll nächste Woche im Unterhaus eingebracht und so schnell wie möglich erledigt werden. Das Kabinett befaßte sich, wie verlautet, in seiner heutigen Sitzung mit der Frage der russischen Geldsendungen anläßlich des Generalstreiks und mit den russischen Unterstützungsgeldern für die streikenden Bergleute. London  , 17. Juni.  (WTB.) In einer Sitzung der Parlaments- fraktion der Arbeiterpartei wurde eine Entschließung angenommen. die besagt: Die vorgestern abgegebene Regierungserklärung über Arbeitszeit und Löhne in den Bergwerken widerspricht den Lorschlägen der Kohlenkommission. bedeutet die Kapitulation vor den Forderungen der Grubenbesitzer und kann den Kampf in der Kohlenindustrie nur verlängern und ver- schärfen. Die Arbeiterpanei wird daher den Vorschlägen der Re- gierung den stärksten Widerstand entgegensetzen.
Jur Monarchie und wonnesmann." Zu dieser von uns vor einigen Tagen veröffentlichten Notiz teilt uns die Mannes- mann- Industrie- und Handels-A.>G. mit, daß der von uns erwähnte Oberleutnant von Faltenhayn zwar tatsächlich beim Reichsbürgerrat für Herrn o.o n L o e b e l l gegen den Volts- entscheid tätig ist, daß dieser Herr aber ihr vollkommen fernstehe und keineswegs mit dem Direktor ihrer Automobil- abteilung von Falkenhoyn identisch sei. Ihre Firma leg« grund- sätzlich das größte Gewicht daraus, daß ihre Angehörigen sich jeder politischen Tätigkeit namens der Firma enthalten. Der Vorwurf. daß sie völkisch eingestellt sei. beruhe infolgedessen im vorliegen- den Fall auf einer Namensverwechslung und sei auch im übrigen nicht zutreftend.
Die Sank im Grünen. Mittwoch Mitternacht. Die Anlagen am Belle-Alliance- Platz sind fast menschenleer. Die Luft ist frisch und feucht. Feucht sind auch die Wege und Bänke. Sonst sitzen um diese Stunde in den lauen Sommernächten die Licbespärchen, festumschlungen, eins auf jeder Bank, zuweilen auch zwei. Heute nacht hat sie die Nässe vertrieben. Die Nebenwege sind einsam, nur über den mittleren breiten Verbindungsweg zwischen Fnedrichstraße und Halleschcm Tor, an der gespensterhaften Siegessäule vorbei, gehen etliche Passanten eiligen Schrittes nach Hause. Plötzlich vernimmt man aus den Anlagen Rufe des Erstaunens oder gar des Entsetzens. Menschen laufen durch die Nacht nach einer noch unsichtbaren Stelle. Ein Menschenknäuel bildet sich, ver- dichtet sich, schart sich um eine einsame Dank. Dort sitzt ein älterer Mann, unbeweglich, Kopf hängt seitwärts, etwas zurückgelehnt. Schläft er? Die fernen Lichter, durch die dichten Blätter der Bäume und Gebüsche nur spärlich durchgelassen, lassen es kaum erkennen. Streichhölzer werden angezündet: ihr kurzes Ausflackern läßt die Blässe des Mannes erkennen und seine völlige Regungslosigkeit. .Grüne" und.Blaue" tauchen aus, Blendlaternen werden aus das Gesicht gerichtet. Jetzt weißt man es: er ist tot. Ein Arzt erscheint, bestätigt es. Die Menschen stehen um die Bank, disku- tieren: Herzschlag? Vielleicht Vergiftung? Einzelne wollen ver- dächtige Gestalten in der Nähe beobachtet haben. Papiere hat der Tote nicht. Sollten sie ihm gestohlen worden sein? Ist er am Ende erwürgt worden? Schon ereifern sich einzelne Menschen, zumal das Zuschauerpublikum sich um allerhand Mitternachtsgestalten bereichert hat, Dirnen. Zuhälter und auch Undefinierbare. Der eine läßt den anderen.feststellen". Das Ueberfallkommando muß sich die Arbeit teilen: teils Schlichter, teils Totenwächter. Nach einer Stunde sitzt die Leiche, in Erwartung des Wagens aus der Hannoverschen Straße, noch immer auf der Bank. Und die Menschen starren sie an. Donnerstag vormittag. Die Sonne scheint über den Belle-Alliance-Platz. Frauen, Greise und Kinder füllen die An- lagen, viele, viele Proletarierkinder. Die Bänke sind überfüllt. Auch d i e Bank, auf der wenige Stunden vorher der tot« Unbekannte saß. Gerade auf der Bank sitzen kleine Kinder und spielen. Gewiß: es war wohl sicher nur ein Herzschlag, also keine Ansteckungsgefahr. Und trotzdem: der Gedanke, daß die Neinen Kinder sich auf dem gleichen Holz herumtummeln, singen und spielen, erzeugt Unbehagen. Aber so ist nun einmal das Leben: die Kinder wissen nichts und der Tote weiß erst recht nichts und so darf das fröhliche Leben gerade dort blühen und jauchzen, wo noch in derselben Nacht der Tod einen älteren, unbekannten Mann getroffen hat... D. Sch. « Nach dem heutigen Polizeibericht fand man nachträglich im Leichenschauhaus in den Taschen des Toten eine Flasche mit S t r y ch n i n. Es dürste also Selbstmord vorliegen. Im übrigen ist der Tote nach wie vor unbekannt: sein Taschentuch weist als ein- ziges Erkennungszeichen ein Monogramm O. H. auf.
das Unglück im wannfee. Die Role-Sreuz-Leilung schwer belastet. Zu dem Unglück auf dem W a n n s e e erfahren wir, daß trotz eifriger Nachforschungen des Reichswasserschutzes, die sich über den ganzen See erstreckten, die Leiche des ertrunkenen Schülers Wilhelm Iähyke aus Zehlendorf   noch immer nicht gebor-, gen werden konnte. Im Laufe des heutigen Vormittags begab sich Kriminalober- inspektor Otto, dem die Untersuchung der Schuldfrage obliegt, noch- mals nach Wannsee   hinaus, um an der Unfallstelle erneut eingehende Untersuchungen über die Wassertiese und etwa vorhandene Schling- pflanzen vo?zunehm?n. Schon jetzt kann mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden, daß die Leitung der Wasserdemonstration die Schul- dige ist. Heute vormittag wurde Sanitätsrot Dr. P r i e tz e l, der bekanntlich die Oberleitung der Sanitätsübung in Händen hatte, ein- gehend von der Kriminalpolizei vernommen. Die bisherige Ver- nehmung hat ergeben, daß die Begleitumstände des Unfalls und die Organisation der Veranstaltung erkennen lassen, daß von den ver- antwortlichen Herren des Roten Kreuzes nicht mit der ge- nügenden Vorsicht und Umsicht zu Werke gegangen ist, so daß sie st ä r k e r b e l a st e t erscheinen, als man bisher annehmen konnte. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei werden ebenfalls noch weitergeführt. Auf dem Polizeiamt Zehlendorf  fanden sich am Vormittag wieder die tiesbetrübten Eltern des Knaben ein. Sie konnten erfahren, daß die Leiche ihres Kindes noch nicht aufgefunden wurde. Trotzdem ist es für die Untersuchung der Kriminalpolizei von Wichtigkeit, daß sich noch Zeugen aus dem Publikum melden, die das Unglück vom Ufer aus beobachtet haben. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß alle derartigen Mitteilungen streng vertraulich behandelt werden. Sie sind an Kriminaloberinspektor Otto beim Polizeiamt Zehlendorf   zu richten.__ Das rasende Privatauto. Eine Person getAet, eine schwer verletzt. Ein schwerer Straßenunfall ereignete sich gestern nacht kurz nach i$12 Uhr in Charlottenburg   vor dem Hause Berliner Straße 156/1S7. Der 37jährige Arbeiter Max Jankowski aus der Helmholtzstraße 33 wollte zusammen mit seinem Begleiter, dem 22ährigen Arbeiter Richard Dureck, wohnhaft Nordhausener Straße IS, den Fahrdamm überschreiten. Im selben Augenblick nahte von hinten in sehr schneller Fahrt ein P r i v a t a u t o- mobil und überfuhr die beiden. Richard D u r e ck hatte sv schwere Verletzungen erlitten, daß er nach wenigen Minuten an der Un- glücksstelle infolge innerer Verletzungen und eines Schädelbruches verstarb. Glücklicher kam Jankowski davon. Er zog sich st a r k blutende Fleischwunden und Hautabschürfungen zu und fand auf der nächsten Rettungsstelle erste Hilfe. Eine Frau Margarete Sch. aus der Oudenarder Straße 21. die Zeugin des furchtbaren Dorialles wurde, bekam Schreikrämpfe und einen Nervenschok. Auch sie mußte zur nächsten Rettungestelle gebracht werden, von wo sie nach ärztlicher Behandlung in ihre Wohnung entlassen werden tonnte. Der Führer des Privotkraftwagens, der 28iährige Georg Hortig aus der Fritscheftraße 44, der st a r k angetrunken gewesen sein soll, versuchte mit seinem Wagen zu entkommen. Schutzpolizeibeamte nahmen aber die Verfolgung auf und verhasteten ihn._
Glück im Unglück. Heute früh gegen 146 Uhr wurde der Polizeiwachtmeister D. vom Revier 8 von Hausbewohnern nrch dem Monbijouplatz 11 ge­rufen, wo der Arbeiter E. B o l d t eine Wohnung inne hat und aus der starker Gasgeruch drang. Die Wohnung wurde geöffnet und der Verdacht fand sein« Bestätigung. B o l d t und dessen Ehe- f r a u, seine drei Kinder im Alter von 8 bis 15 Jahren, sowie die Mutter der Frau wurden in ihren Betten durch Gas ver- giftet aufgefunden. Die Feuerwehr wurde zu Hilfe gerufen, die st fort Rettungsversuche mit Saucrstosfapparatcn anstellte, die glück- lichcrweise bei allen Personen Erfolg hatten. Wie die nähere Unter- iuchung ergab, hatte sich in der Küche der Gasschlauch vom Gas- krcher gelöst, so daß größere Mengen Gas ausströmen konnten.
dee Kampf gegen üie volksfeisdel Das Interesse der Massen für den Volksentscheid wächst täglich. Die maßlose Hetze der Fürstenknecht« erreicht das Gegen.'eii des Bs- absichtigten, Indifferente werden so zahlreich wie noch nie �ki Wahl­kämpfen aufgerüttelt, selbst kleinbürgerliche Elemente begiiknen zu erwachen. Di« Versammlung in den H o h e n z o l l e r n- S.a l e n in Charlottenburg  , in der Reichstagsabg. Genosse Crisp.'en sprach, war so riesig besucht, daß eine Parallelversamn�- l u n g. die gleichfalls in kurzer Zeit überfüllt war. einberufen wurde. Hunderte mußten umkehren. Und das trotz des wölken- bruchartigen Regens, der um 148 Uhr über Berlin   niederging, Unsere Sache steht gut! Genosse Crispien gab eine historische Studio der Entwicklung der Fürstengeschlechter, beleuchtete das schmachvoll-: Verhalten der vielen Potentätchen zur Zeit Napoleon Bonapartes,, wo jede der fürstlichen Jammergestalten um den Thron bettelte und vor dem Franzosen landesverräterisch auf dem Bauche kroch. Wilhelm, der wahnwitzige Phrasenschmetterer. gehörte entweder in- Zuchthaus oder ins Irrenhaus. Er muß mit seinerLaubenkolonie von 280 000 Morgen Land in Doorn   wirklich nicht verhungern. wenn ihm das geraubte Gut abgenommen wird. Es geht am 20. Juni um unser nacktes Leben! Die gestrige Kundgebung in der Aula Marktstraße zu Lichtenberg   war so überfüllt, daß die Besucher bis auf den Flur standen. Genosse Auf Häuser hatte das Referat über- nommen. Er führte aus: 6 Monake hat der Reichstag   versucht, ein Kompromiß zustande zu bringen, UU? die Volksbewegung aul- zuhalten. Die Fürsten sind nur zu den.hLhen Forderungen ge- kommen, weil sie wußten, daß ihnen die Geräte alles bewilligen werden. Dieselben Industriellen, die ihre Steuern nicht bezahlt haben, weil sie angeblich kein Geld haben, bezahlen pro Arbeiter 20 Pf. in den Kampssonds gegen den Volksentscheid. w»0l sie genau wisien, daß es darum geht, ob das Volt zu bestimmen hat oder eine Clique. Die den interesianten Ausführungen mit groß»A Auf. merksamkeit gefolgte Versammlung sang zum Abschluß begeistert unsere Internationale., Zu einer eindrucksvollen Kundgebung gestaltete sich umsr Mitwirkung des GesangvereinsBruderbund* die Öffentliche Ver­sammlung der 115. Abteilung in Lichtenberg  . Bis auf die' Straßen heraus staute sich aus dem Traveplatz die werktätige Bevölkerung, die in den Arbeitsgewändern von der Werkstatt weg zur Kundgebung geeilt waren. Erfreulicherweise waren besonders auch viele Frauen erschienen, ferner sah man zahlreiche K l ein- rentner und um ihr ganzes Hab und Gut geprellte ehemalige wohlhabende Bürger vertreten. Genosse Stadtrat Willi K i ü tz n e r erinnert« in seiner Ansprache an dasSparkassenbuch" des ehe- maligen Kaisers, der mit 43 Millionen Mark alsarmer" Mann ins Ausland Reißaus nahm. Es handle sich aber nicht nur am 20. Juni um das JIa" für die Fürstenenteignung, die ganze innere politische Zukunft der Republik  , die Rechts- oder Links entwick- lung des ganzen Staates hängt von dem Siege des Volkswillens an diesem Tage ab, eine Erkenntnis, die Graf Westarp eindeutig zu verstehen gab. Darum darf es nur ein e i n st i m m i g e s I a geben! Genosse Dr. L ö w e n st e i n sprach in der Aula der König  - städtischen Oberrealschule und man wünschte nur, es hörten ihn die, die es am meisten angeht. Immer noch gibt es- Lehrerinnen, die den höheren Töchtern sagen: Seht, dieser große Friedrich ist das Muster einer sittlichen Persönlichkeit für junge Mädchen! Er war mit 16 Iahren Dater. wahrlich ein Muster!Die Regierung der Hohenzollern   war eine fortgesetzte Reihe von Opfern für den Staat" sagt Herr Hergt. Dabei waren sie die größten Boden- und Häuserspekulanten, gerissen wie Kutisker. Noch 1917 baute sich der Herzog von Altenburg   ein Schloß für seineNächte mit einer schönen Frau", Herzogslust genannt. Als man uns die Messing- schlösier von den Türen schraubte, ließ der charaktervolle Kronprinz seiner Brüsseler Geliebten Goldzähne machen(die anderen waren vom guten Essen faul geworden). Ein Geschmeiß von Fliegen nennt Tplleyrand. die deutschen   Fürsten   1815. Sie sind nicht einmal die Pension wert, die man ihnen zahlt. Die Schmargendorfer hatten sich gestern abend im Schützenhaus in der Hundekehlenstraße zu einer Kundgebung. versammelt. Borher machte das Reichsbanner einen Umzug, von dem vernünftigen Teil der Bevölkerung freudig begrüßt. Der Saal trug den Schmuck der roten und schwarzrotgoldenen Farben. Genosse Hermann L e m p e r t, der das Referat hielt, ging in seinen Aus- führungen auf die beim Volksbegehren erzielten Eigebnisse ein und zeigte daran, daß auf dem flachen Lande ein unerhörter Terror ausgeübt worden ist. Die Gutsbesitzer, die fast alle reaktionär bis auf die Knochen sind, haben viele Arbeiter mit Drohungen, daß sie entlasten werden oder daß ihnen die Kuh entzogen wird, von der Einzeichnung ferngehalten. Auch jetzt beim Volksentscheid müsten wir mit dem Terror der Agrarier rechnen. Genau so wie früher wird wieder mit Bier und Schnaps zur Wohl gearbeitet. Die Gottes- diener unterstützen natürlich die Gutsherren, wie eben überall die Kirche den Raubzug der Fürsten   unterstützt. Wir erwarten, daß das Volk am 20. Juni Abrechnung hält.(Reicher Beifall.) e- volksfreiheil und Cäsarismus. In den gewaltigen Kund- gebungen in den Spichern- und Hohenzollernsälen, die am 14. und 15. Juni gegen den fürstlichen Milliardenraubzug stattfanden, wurde eine überaus wirkungsvolle Szene aus dem Leben Ferdinand Lastalles.Volksfreiheit und Cäsarismus" zur Ausführung gebracht. Mitwirkende: Lieske, Hegenwald, Dönniges. Die propa- gandistisch sehr wirksam aufgemachte Sache, die auch ästhetisch keine Bedenken erregte, war zweifellos von stärkster Wirkung aus das Publikum, das aufs Lebendigste reagierte und an charakteristischen Stellen improvisiert zum leidenschaftlichen Mit- und Gegenspieler wurde.
verreifte beim volksentjcheiü. Wer am Tage des Volksentscheids nicht an seinem Wohnort sein kann, der darf außerhalb seines Wohnortes sich an der Abstimmung beteiligen. Zu diesem Zweck muß er aber, wie imVorwärts" schon mehrfach mitgeteilt wurde, s i ch rechtzeitig einen Stimmschein besorgen, mit dem er dann an einem anderen Ort zur Abstimmung zugelassen wird. I n- fassen von Heilan st alten seien besonders daraus hinge- wiesen, daß sie an der für die Anstalt zuständigen Stelle, falls sie nicht ohnedies dort in die Lifte der Stimmberechtigten aufgenommen worden sind, mit solchem Stimmschein ihr Stimmrecht ausüben können. Bei großen Anstalten, wie es z. B. die von Berlin   aus be- legten Heilstätten Beelitz   sind, handelt es sich um Hunderte von Stimmberechtigten. Sechsfacher Morü und Selbstmord. Eine Tragödie in Dortmund  . Ja der vergangenen Rächt tötete in einem hause in der Leopoldstratze zu Dortmund   der Schlächter L I a s ch e w s k i seine Frau und seine drei Sinder in seiner Wohnung. Dann ging er in das Schlaszimmer der ein Stockwerk höher wohnenden Kostgänger und erschlug dort mit einem Beil einen von ihnen, mit dem er eine Rocht vorher gezecht hatte. Die anderen Kostgänger wagten bei Berübung der Tat keinen Laut von sich zu geben. Dann kehrte der Wörder wieder in seine Wohnung zurück. Eine ihm im hausslur entgegenkommeadc Frau, eine Mutter von sieben Kindern, schlug er ebenfalls nieder. Zu seiner Wohnung verübte der Täter dann S e l b st m o r d.
Acht Personen bei einem Balkoaabsturz getötet. In Neapel  ereignete sich ein schweres Unglück durch den Absturz eines Balkons einer Wohnung im vierten Stockwerk, auf welchem sich Kapitän Padovan!, ein bekannter faschistischer Organi- s a t o r, und mehrere seiner Freunde aufhielten. Padovani und sieben seiner Freunds starben auf dem Transport ins Krankenhaus: die übrigen verunglückten sind schwer verletzt.