Die Arbeit am Sonntag.
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Weil nach Wohndichte und Siedlungsart in einer Riesenförperschaft von 4 Millionen Menschen Wahlarbeit und Wahlkampf überall verschiedene und oft auch interessante Formen zeigt, lassen wir heute noch einige Berichte über Arbeiten und Kämpfe, Aussichten und Hoffnungen des gestrigen ereignis- und erlebnisreichen Tages folgen. Am Borabend der Abstimmungsschlacht hatten noch einmal die Neuköllner Partei, Reichsbanner und Jugend aufgerufen zur letzten Propaganda. In langen, ganze Straßenzüge übergreifenden Reihen mit unzähligen Fahnen und Transparenten wurde bis in die späten Abendstunden die Werbetrommel geschlagen. Am Sonntag setzt der Wahlbetrieb schon in den frühen Morgenstunden ein. Im Wahlbureau der Partei und des Reichsbanners gehen und kommen die Melderadfahrer. Noch einmal will das Reichsbanner die ländlichen Bezirke vor Neukölln besuchen. In Abständen von einer Stunde fahren die Lastautos hinaus. Ueberall in den kleinen Landstimmbezirken werden einzelne Kameraden zurückgelassen, um zu verhindern, daß von den Rechten die Wahl jabotiert wird. Bor der katholischen Kirche in Neukölln, Waßmannsdorfer Straße, hat das Reichsbanner Plakate aufgestellt, ein paar Trommler daneben, um so an die katholische Bevölkerung noch einmal zu appellieren. An den Bahnhöfen stehen lange Transpa tente, die die Ausflügler mahnen: erst stimmt, und dann ins Freie! In Autos und mit Tragbahren werden die Kranken gebracht. Als die eigentliche Schlepparbeit einsetzt, haben in den meisten Wahllofalen schon 60-70 Broz. aller Stimmberechtigten geftimmt. Bis in die Mittagsstunden der einsetzende Regen die Straßen säuberte, war das Straßenbild ein Meer von Fahnen, von langen, über die Straßen gezogenen Transparenten. Ueberall merden die Schlepper der Partei lebhaft begrüßt und freudig unterstützt. Einige Lokale, so in der Hermannstraße, Kaiser= Friedrich- Straße, haben ihre Schilder bunt in rot und schwarzrotgold dekoriert. Der Andrang in der letzten Stunde ist nicht sehr stark. Es gab eben diesmal feine Bummelanten, jeder hat rechtzeitig gewählt.
Mit einer Reibekeule erschlagen.
Folgen eines Verwandtenftreits.
Zu einem folgenschweren Streit tam es gestern nachmittag in der Wohnung des 31 Jahre alten Arbeiters Georg Wödner, Grünthaler Straße 32. Seit einiger Zeit wohnten bei Böckner als Untermieter seine beiden Schwäger. Am Sonntagnachmittag, gegen 6 Uhr, kam Wödner angetrunken nach Hause und forderte feine beiden Schwäger auf, sofort ihre Sachen zu paden und das Haus zu verlassen. Die beiden Männer erklärten sich bereit, sich eine andere Unterkunft zu suchen, sträubten sich aber dagegen, das am Sonntagnachmittag zu tun. Jetzt wurde der Betrunkene wütend, ergriff eine Reibekeule und schlug damit auf seinen 24 Jahre alten Schwager Mar Beyer ein. Dem jungen Mann gelang es, durch Vorhalten des Armes die Schläge abzuwehren und dem Wütenden die Keule aus der Hand zu schlagen. Jetzt holte sich Wöckner ein Stück dicken Kabeldraht und erneuerte damit seine Angriffe. Beyer wehrte sie zunächst wieder mit den Händen ab, jedoch ohne Erfolg. Als der Tobende gar nicht abließ, ergriff er schließlich in der Notwehr die Reibefeule und versetzte Böckner einen Schlag auf den Kopf. Er traf den Trunkenen so unglücklich, daß er tot zu Boden stürzte. Böckner war Gewohnheitstrinter und mißhandelte, wenn er bezecht war, nicht nur seine Frau und ein Kind, sondern auch die Schwäger. Beyer, der sich selbst der Polizei gestellt hatte, wird heute wieder aus dem Gewahr. fam entlassen werden, da bereits einwandfrei festgestellt worden ist, daß er in Notwehr gehandelt hat.
Jrische Bauernfänger in Berlin . Ein amerikanischer Arzt als Opfer.
Der amerikanische Arzt Dr. med. Ernst R., ein Mitglied der amerikanischen Studienkommission, die sich einige Tage in Berlin aufhielt, ist von internationalen Bauernfängern schwer geschädigt
worden.
Dr. R. lernte in einem Hotel in der Mittelstraße einen Iren fennen, der in Berlin gut Bescheid mußte und an den sich der Amerikaner gern anschloß. Nach einigen Tagen stellte der Jre ihm einen Landsmann vor. Das vertrauenswürdige Wesen der beiden Jren fnüpfte bald ein engeres Band zwischen den drei Männern. Bei einer Zusammenkunft ließ der eine Ire durchblicken, daß er 60000 Pfund gee rbt habe und der irischen Mission in Amerita davon 10 000 Pfund spenden wolle. Er suche nun einen ehrenhaften Mann, der dieses Geld nach Amerita überbringe und wolle dem Arzt das Geld, das er ihm in einem geschlossenen Umschlag übergab, bis zur nächsten Zusammenkunft anvertrauen. Als bei der verabredeten Zusammenfunft der Arzt getreulich sein Kuvert zurückgab, eröffnete ihm der biedere Jre, er habe ihn nur auf die Probe stellen wollen und habe nunmehr feine Bedenken, ihm das Geld auch wirklich anzuvertrauen. Der Arzt, gerührt von dem großen Vertrauen, gab seinerseits den Jren einen Umschlag mit 100 amerikanischen Dollars und 100 deut. schen Reichsmart sowie eine goldene Bolton- Uhr und einen Brillantring. Sobald die irische Mission ihm den Eingang des Geldes ge meldet habe, sollten die anvertrauten Pfänder an den Arzt zurüdgesandt werden. Zu der vor der endgültigen Trennung vereinbarten Zusammenkunft erschien aber feiner der Jren mehr. Der Arzt, der jetzt Verdacht schöpfte, öffnete den Umschlag und stellte fest, daß er nur wertlofe Papierbogen enthielt. Die Kriminalund es ergab sich nun, daß er internationalen Bauern. fängern in die Hände gefallen war. Ohne Zweifel sind es sogar dieselben, die vor etwa 14 Tagen in Hamburg mit einem ähnlichen Trick 10 000 m. und einen zwei Karat großen Brillanten erbeuteten.
Der proletarische Osten stand wie immer im Zeichen der roten und schwarzrotgoldenen Fahnen. Je mehr man nach Lichten berg hineinfam, fonnte man leicht die größere Aktivität der Massen feststellen. Ueberall, wo es sich ermöglichen ließ, wurden gut wirkende Transparente angebracht. Die letzte Nacht vor dem Bolfsentscheid wurde von den Klebetolonnen reichlich ausgenügt. Schon in den frühen Morgenstunden, kaum nach Eröffnung des Wahlaktes, setzte eine äußerst lebhafte Beteiligung der Wähler ein. Oft war der Andrang derartig start, daß sich Schlangen vor den einzelnen Stimmlokalen bildeten! Wer die Beflaggungsstärke im Südosten schon seit längerer Zeit beobachtet hatte, der konnte am gestrigen Abrechnungstag weitere erfreuliche Wahrnehmungen machen. Häuser, die bei den letzten Wahlen überhaupt keine Fahne zeigten, waren diesmal agitatorisch prächtig aufgemacht. Von Balkon zu Balkon zogen sich unsere Plakatreihen. Erheiternd wirfte es, als in den Mittagsstunden einige Männlein und Weiblein die einzelnen Höfe der großen Mietfasernen abflapperten, um unter Berufung auf den lieben Gott zur Stimmenthaltung aufzufordern und an Stelle des Wahlganges den Kirchgang zu empfehlen. Die Wahlbeteiligung im Südosten war von früh an sehr starf. Wurden doch oft in Wahllokalen, die 1300 bis 1500 eingeschriebene Wähler hatten, bis zur vierten Nachmittagsstunde 1100 bis 1200 Stimmen abgegeben! Das in seiner, Mehrheit überwiegend republikanische Treppolizei, der er Anzeige machte, legte ihm das Verbrecheralbum vor tom zeigte schon seit einigen Tagen ein buntbewegtes Bild. Fast ein jede Haus konnte Fahnenschmuck aufweisen. In der nur kurzen Gräzstraße zählte man weit über 70 rote und schwarzrotgoldene Fahnen. Auch in der reaktionären Straße Am Trep tower Part flatterte das Tuch der Republik . Die in Treptom so zahlreichen Laubentolonien standen ebenfalls im Zeichen der roten und schwarzrotgoldenen Fahnen.
Der Abstimmungsaft ging in den äußeren westlichen Vororten rollkommen ruhig vor sich. In Nikolassee und in Steglit hatten sich Vertreter der Rechten mit Berleumdungsplakaten eingefunden, aber man beachtete fie faum. Bis gegen 1 Uhr nachmittags hatten in Lichterfelde , Zehlendorf , Dahlem und Wannsee etwa 25-35 Broz. der Eingeschriebenen gewählt. Dann setzte der Schlepperdienst ein, von Reichsbannerleuten und Roten Jungsturm energisch betrieben und durchgeführt. Aber nicht menige brauchten nicht gemahnt und angespornt zu werden, fie famen so und taten ruhig und selbstbewußt ihre Pflicht, so Mann wie Frau. Die Gegner hatten es vorgezogen, bei dem unfreundlichen Wetter daheimzubleiben. Dennoch war die Schutzpolizei überall auf dem Posten. Da es eine bekannte Tatsache ist, daß ungünstiges Wetter auf Unternehmungen aller Art störend einwirkt, so erscheint es nicht ausgeschlossen, daß der seit 3 Uhr ununterbrochen und mit steter BerStärkung niedergehende Regen hier draußen im Westen, wo die Entfernung zwischen Wohnung und Wahllokal oft Kilometer beträgt, auf das Ergebnis der Wahl ungünstig eingewirkt hat. Die Verlegung der Wahrzeit von früh um 9 auf 8 und von abends um 6 auf 5 hat Berwirrung angerichtet. Fast symbolisch wirfte eine fleine Episode vor einem Wahllokal unmittelbar nach Schluß der Wahl. Da kam ein älteres Ehepaar an, ein wenig unruhig und hastig. Aber es war fein Blafatträger mehr da und keine Blakate. Alles war vorbei. Beide standen betroffen. Nur am Zaun hing noch ein großer Bogen, auf dem war mit fräftiger Hand geschrieben: Borwärts für Bolt und Baterland! Wir müssen fiegen!" Und daneben unsere Bildfarte mit dem Kriegsbeschädigten. Sein leidvoller Blick aber galt nicht mehr dem gekrönten Ausreißer, sondern den beiden Alten, als wenn er sagen wollte: 3u spät! Den andern aber, die ihre Pflicht getan, galt das Wort: Wir müssen fiegen!
Bis auf einige Reibereien und Plänkeleien, die zur Mehrzahl auf das Konto rechtsstehender demonstrierender Verbände infolge ihres provozierenden Auftretens zu schreiben sind, ist es im allge meinen zu größeren Zwischenfällen nicht gekommen. In Lanf wit wurden bei der. Durchsuchung eines mit Deutschnationalen besetzten Leftkraftwagens zahlreiche Stöde, Totschläger und Steine vorgefunden, so daß einige Festnahmen erfolgten und der Kraftwagen dem Polizeipräsidium zugeführt wurde. Auch in der Immelmannstraße in Schöneberg wurden bei der Durchsuchung eines mit Hakenkreuzlern besetzten Wagens Waffen vorgefunden, was zur Verhaftung von 31 Angehörigen der reaktionären Berbände führte. Bis 8 Uhr abends wurden 214 Personen zwangsgestellt und davon 167 Personen im Bolizeipräsidium eingeliefert. Von Anhängern der Rechtsparteien wurden von 85 3wangsgestellten 66 Personen dem Polizeipräsidium zugeführt. Auf Anhänger der KPD. entfallen 110 3mangsstellungen und 100 Einlieferungen in das Polizei präsidium. Von den Reichsbannerleuten wurden sechs zwangsgestellt, wovon einer dem Präsidium zugeführt wurde. Bei 13 von den zwangsgestellten Personen war die Parteizugehörigkeit nicht zu ermitteln. Die Feststellungen erfolgten hauptsächlich wegen un. befugten Waffentragens, Schlägereien, Bannfreisüberschreitung und Nichtbefolgung polizei licher Anordnungen. In Anbetracht des Wahltages und der außergewöhnlichen Umstände hat der Polizeipräsident ange. ordnet, daß die Eingelieferten ausnahmsweise bereits heute abend wieder entlassen werden sollen, und zwar so rechtzeitig, daß sie mit ten letzten Zügen bzw. Straßenbahnen in ihre Wohnungen gelangen tönnen.
Die Arbeiterfamariterfolonne hatte gestern einen schweren Tag. In 1247 Fällen wurden Alte, Kranfe, Gelähmte und sonstige Hilfsbedürftige durch Mitglieder der Kolonne in die Wahllofale geleitet, wo fie ihr Abstimungsrecht wahrnahmen. Daneben wurden die fliegenden Wachen sonst noch in ungezählten Malen in Anspruch
genommen.
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Hundeschau am Kaiserdamm.
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Was sind wir Zweibeiner doch für armselige Bastards im Bergleich zu solch edlem Geblüt, das die Autohalle I am Kaiserdamm augenblicklich beherbergt. Jedes dieser vierbeinigen Brachtexemplare und das sind sie durchweg muß ja doch, um überhaupt zur Konkurrenz zugelassen zu werden, einen weitest zu ver folgenden Stammbaum erlauchter Ahnen aufweisen können. Wir finden da eine Heri von Buchberg, einen Hektor von Waldesruh und wie sie alle heißen mögen. Das find aber beileibe feine selbst verliehenen Namen. Diese Adelsprädikate sind Beziehungen des Stammschlosses in der Hundezüchtersprache Zwinger genannt- Stammschlosses allwo die edlen Vollblüter das Licht der Welt erblickt haben. Auf der Ausstellung sind wohl sämtliche Hunderassen vertreten, die Beteilitönt einem eine Rataphonie in Reinfultur entgegen. Das fleine gung ist ungemein, es sind über 1500 Meldungen. Beim Eintritt Pintscherl im höchsten Distant, der große Bruder im sonoren, um so tragfähigeren Organ. Natürlich gibt's auch bei den Biecherin Stoifer und Phlegmatiker. Der eine sieht still finnend vor sich hin -man denkt, er muß ungeheure Probleme in seinem Hirn wälzen-, der andere polstert sein Köpfchen artig auf der Herrin Handtasche . Die Wohnräume der kleinen Ausstellungsteilnehmer sind mit viel Liebe ausgestattet. Eine ganze Zucht bestrickender Maltheserhündchen haben Boudoirs in rosa, blau, heliotrop und gelb, anderen wieder hat man ihr Lager in einen wahren Blumenhain verwandelt. Vor den meisten Bogen fißt Frauchen oder Herrchen, beruhigt den aufgeregten Liebling durch trauliche Zwiesprache und versucht, ihm die fleine Tortur die es nun mal in seinen und vieler mit ihm Gleichgesinnter Augen ist zu erleichtern. Außer der Hundeschau ist noch eine Ausstellung bekannter Tierporträtiften, eine tierärztliche Station, die gestern auch bei einem leicht gebissenen Mädchen intervenieren mußte, vorhanden; einer geht umher und fertigt aus Knet
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gummi ebenso rasch wie funstgerecht Tierköpfe, und noch vieles ist da, was dem Hundeliebhaber gefällt und interessiert.
Unfall einer Schupo- Motorstreife.
An der Straßenkreuzung Warschauer und Borhagener Straße ereignete sich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag etwa gegen 48 Uhr morgens ein schwerer Unfall, bei dem drei Polizei. beamte des Ueberfallfommandos vom Polizeiamt Friedrichshain zum Teil erheblich verlegt wurden. Die Beamten fuhren in schnellem Tempo auf einem Motorrad mit Beiwagen die Barschauer Straße hinauf. Beim Ausweichen vor einer Motag geriet das eigene Kraftrad ins Schleudern und überschlug sich mehr mals. Hierbei zog sich der Polizeimachtmeister Walter Saar eine so schwere Schädelverlegung zu, daß an seinem Auffom. men gezweifelt wird. Der Oberwachtmeister Bigmann und der Wachtmeister Schult erlitten Brüche und starte hautab fchürfungen. Die Verletzten wurden in das Staatsfrankenhaus übergeführt.
Peters Verteidigung im Spritweber- Prozeß. Am Sonnabend folgte die Rede des Verteidigers Dr. Jaffé für den Angeklagten Peters. Es war eine Antlage gegen den Staat, dessen verfehltes Wirtschaftssystem ihn zum alleinigen Schuldigen stempelte, gegen die Finanzverwaltung, deffen Denunzianten- und Lockspiteltum an ruffische Zustände erinnere, gegen die Inflationszeit, in der Steuerfchiebungen in gewiffen Kreisen selbst als, patriotisch galten. Es bedeutete einen Appell an das Mitgefühl der Richter einem Menschen gegenüber, der 36 Jahre treu dem Staate gedient habe. Es werde dem Peters sein zu großer Lebensaufwand zum Borwurf gemacht: als Sohn eines Kommerzienrats habe er auf Grund seiner faufmännischen Beranlagung große Börsengewinne gemacht. Man lege ihm zur Last, daß er mit allen Spritschiebern vertraut gewesen sei; in Wirklichkeit habe er aber nur mit fünj Spritfchiebern Beziehungen
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unterhalten, und zwar in der Hauptfache nur, um seine Fachkenntnisse zu erweitern, ähnlich wie Kriminalinspektor v. Tresfom engste Beziehungen zu Homosexuellen unterhielt, Herr v. Manteuffel mit eleganten Falschspielern verkehrte oder Kriminaloberinspektor Kunze Beziehungen zu Kupplerinnen unterhalte. Alle gegen Peters erhobenen Beschuldigungen beruhten allein auf Indizien. So wohl aus rechtlichen wie aus tatsächlichen Gründen sei er auf Staatskosten freizusprechen. Heute beginnen die Plaidoyers der drei Verteidiger der Brüder Hermann und Heinrich Weber.
Der Raubmord von Germersdorf.
In den Annalen des Kriminalprozesses wird die heute im Landgericht III zur Berhandlung stehende Tat eine der brutalſten bleiben. 3mei junge Menschen, der kaum 20jährige Arbeiter Kurt Gose und der 25jährige Mar Laaps find angeklagt, am 16. August 1925 in Germersdorf bei Oranienburg den 60jährigen Kolonialwarenhändler Lohmeyer in der Absicht, ihn zu berauben, in der gräßlichsten brauchte 80 Mart, um sein Motorrad einzulösen, das er in Reparatur Weise getötet zu haben. Beide sind mehrmals vorbestraft. Kurt Gose gegeben hatte. Er forderte den Laaps auf, mit ihm den Kolonialwarenhändler Lohmeyer zu beftehlen, bei dem er früher einmal eine Brunnenreparatur ausgeführt hatte. Für den Fall, daß sie von Lohmeyer überrascht werden sollten, war verabredet worden, ihn mit einem Revolver, den Gose mitnehmen wollte, einzuschüchtern. In Wirklichkeit gewann man aber den Eindruck, daß die beiden nach dem Eindringen in den Laden direkt das Kommen des L. abgewartet haben, über ihn hergefallen find, und ihn zu Boden geschlagen haben. Bei der Vernehmung belasteten sich die Angeklagten gegenseitig. Die Darstellung ihres Lebenslaufes entrollt ein trauriges Bild ihrer Jugend.
Schweres Bootsunglück auf der Dahme .
Ein schweres Bootsunglück ereignete sich gestern nachmittag um % 43 Uhr auf der Dahme bei Köpenid. In der Nähe des ander, daß eines davon, in dem sich der 17jährige Seiler SiegSportplages fuhren zwei Ruderboote mit solcher Gewalt aufeinfried Orbinger aus der Sedanstr. 56 in Weißensee befand, fenterte. O. stürzte ins Wasser und ging, ehe noch Hilfe zur Stelle war, unter. Reichswasserschutz wurde benachrichtigt, der die Unfallstelle absuchte, den Verunglückten aber nur noch als Leiche bergen fonnte.
Jubiläumsfeier der Buchdrucker.
Anläßlich seines 60jährigen Bestehens veranstaltete der Buchdruckerverband am Sonntagvormittag im Greßen Schauspielhaus eine eindrucksvolle Feier, die den Auftakt zu dem heute beginnenden Verbandstag bildete. Bertreter hatten entfandt die graphischen Dr. ganisationen des In- und Auslandes, der ADGB., der Buchdruckereibefizerverein sowie Behörden und Presse. Nach einem Prolog ehrte der Gauvorsitzende der Berliner Buchdrucker Braun die Jubilare des Berliner Gaues und hieß alle Erschienenen herzlich willkommen. Die Festrede hielt der Verbandsvorsißende Seiß. In großen Umrissen zeichnete der Redner ein Bild von der Entwicklung des Verbandes, dem es nach jahrelanger harter Arbeit vergönnt ist, als eine mustergültige Gewerkschaft sein 60jähriges Jubiläum zu feiern. Der Berliner Stadtverordnetenvorsteher Genosse Haß überbrachte die Glückwünsche der Stadt Berlin . Für den ADGB . und für das Präsidium des Reichswirtschaftsrats wünschte Genosse Graßmann dem Buchdruckerverband gleich einem Schiff freie, frohe und gute Fahrt für die Zukunft. Reichstagspräsident Genosse Löbe fühlte sich als Mitglied des Buchdruckerverbandes, ven dem er das Rüstzeug für seine jezige Tätigkeit erhalten habe, verpflichtet, in herzlichen Worten Glückwunsch und Gruß zum Jubiläum zu entbieten; gleichzeitig für den Berliner Polizeipräsidenten. Besondere Freude ermedte ein Telegramm von Professor Lujo Brentano . Musikalische Darbietungen des Berliner Sinfonieorchesters und Gesänge des Buchdruckergesangvereins Typographia" sowie hinreißende Vorträge des Sprechchors für proletarische Feierstunden umrahmten die erhebende Feier.
Große öffentliche Protesttundgebung zum Falle Bleier. Am Montag, den 21. Juni, abends 28 Uhr, findet in Charlottenburg , Knesebeckstraße 24, unmittelbar am Stadtbahnhof Savignyplaß, eine große öffentliche Kundgebung zu dem Thema: Kirche, Bolts= Referenten find: Frau entscheid und Fall Bleier statt. Schulrätin Dr. Hildegard Wega Landtagsabgeordnete Genoffe Adolf Grimme Charlottenburg und fcheiber. Genosse Rudolf Jahn - Neukölln. Eintritt frei. Freie AusSprache. Republikaner, Freunde von Gerechtigkeit und Freiheit, erscheint in Massen! Tretet schüßend vor Pfarrer Bleier und bietet Trog den Treibereien seiner schwarzweißroten Gegner.
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Eine neue Berhaffung zum Frankfurter Eisenbahnskandal. In dem bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt a. D. anhängigen Berfahren wegen der bei dem Neubau des Bahnhofs NeuBentschen und dem Umbau des Bahnhofs Frantfurt a. D. vorgekommenen Unregelmäßigkeiten wurde vor einigen Tagen ein im Bureau des Frankfurter Betriebsamtes beschäftigter Beamter verhaftet. Mit dem Abschluß der Untersuchungen ist in einigen Monaten zu rechnen.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Werbeausschuß der Post- und Telegraphenbeamten und Anwärter. Morgen, Dienstag, den 22. Juni, abends 8 Uhr, in Haverlands Festsälen, Neue Friedrichstr. Eingang Rochstr. Bersammlung. Tagesordnung: Fort fegung ADB.- DBB. und die Partei. Referent: Hermann Wäger. Mitgliebsbuch ist als Aueweis vorzuzeigen.
56. Abt. , Charlottenburg . Mittwoch, den 23. Juni, Ausflug nach Pichelswerder. Treffpunkt pünktlich 2 Uhr am Amtsgericht Charlottenburg .
Sport.
Rennen zu Ruhleben am Sonntag, den 20. Juni.
1. Rennen. 1. Dcean Girl( J. Mills), 2. Roblenkönigin( B. Hedert), 3. Kapit. Hallo( L. Weiß). Toto: 133: 10. Blag: 30, 19, 32:10. Ferner liefen: Settio, Abdulah Silver, Kurgast, Linscott jr., Weinminze, Manzanares, Radiola, Citran, Dentmünze, Harlekin.
2. Rennen. 1. Henny Cord( J. Mills), 2. Antenne( E. Elias), 3. Dorette( Ch. Mills). Toto: 20: 10. Plat: 12, 12, 14:10. Ferner liefen: Die Puppe, Maltoser, Wichtelmann, Nation.
3. Rennen. 1. Blaue Adria( Höhne), 2. Kerrigan jr.( W. Mattern), 3. Stapellauf( F. Brandt). Toto: 87:10. Blag: 23, 20, 28: 10. Ferner liefen: Heiderose, Benedict, Morgentau, Blaumeise, Jimiene, Quera, Brinzeß Fortuna, Höhensonne, Wainsca, Fenelon.
4. Rennen. 1. Florian( Hm. Schleusener), 2. Johannistäfer( Großmann), 3. Aberglaube( J. Mills). Toto: 64:10. Plat: 24, 33, 18:10. Ferner liefen: Interpellant, Königsadler, Barometer, Michelangelo , Native Forbes, Fels.
5. Rennent. 1. Buchdrucker( Ch. Mills), 2. Copal( F. Schmidt), 3. Gbonit( B. Finn). Toto: 47: 10. Blat: 21, 24, 26:10. Ferner liefen: Handfest, Cadiar Arworthy, Cleo Watts, Klud, Diagonale, Nachtfalter, dafner J., Sybill, Baron Arworthy.
3. Sonntagspring( Weidner jr.). Toto: 91: 10. Blag: 19, 17, 20: 10, 6. Rennen. 1. Ingrid Halle( B. Hedert), 2. Sphing I( Sauß jr.), ferner liesen: Arnfried, Beinbrand, Lucie Halle, Michael, Botsdam, Erifa, Cofima, Ellen, Hofmeisterin, Kinofönigin.
7. Rennen. 1. Karneval( 3. Mills). Toto: 13:10. Ferner liefen: Erdmann, Colonel Bosworth.
8. Rennen. 1. Hellina( Jauß jr.). 2. Malmö ( J. Mills), 3. Frie brichsd'or( G. Lautenberger). Toto: 21:10. Blag: 12, 13, 19:10. Ferner liefen: Goudster jr., Drientale, Florida , Binus, Wintermärchen, Crispa, Dilemma, Küraffier.
9. Rennen, 1. Cotta( Hm. Schleusener), 2. Coronna Mc. Kinney ( Schröder), 3. Altmart( Dedert). Toto: 43: 10. Plat: 21, 25, 17: 10, Ferner liefen: Fiametta, The Kitty, Della, Billy A.