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brauchen, dem Leben wieder zuzuführen, was als Profit in der Hand des Kapitalisten nur neues Kapital, neue Fabriken, neuer Klassen- und Völkerfrieg, neues Elend und neuer Tod wird. Konsumvereine und Genossenschaftsfabriken, soziale Bau­hütten und Arbeiterbanken wollen und müssen für das Haushalten der Massen die Arbeitsstätten erobern, die in der Hand der Kapita­listen nicht die Quelle neuen Glücks und neuen Lebens, sondern neuen Elends der Massen sind. Die Parteien der Arbeiterschaft endlich sollen und müssen jenen Staat schaffen, dessen Gesetze dem Wirtschaften und Arbeiten der Völker den ach so selbstverständlichen Sinn geben sollen, daß alle Volks- Wirtschaft doch umsonst ist, wenn nicht ihr einziger 3wed und ihr einziges Ziel ein glücklicher Volks Haushalt ift.

Verkehrsfibel.

In den nächsten Tagen werden unsere Schulkinder mit einer neuen Fibel beglückt werden. Sie ist mit schönen Bildern und netten kleinen Versen ausgestattet und nennt sich Berkehrsfibel". Der Bolizeipräsident hat das Borwort dazu geschrieben. Ein paar tüch­tige Schulmänner und ein Polizeimajor haben die Verslein und die Bilder zurechtgemacht. Diese Fibel ist eigens für die Kinder geschaffen worden. Sie sollen daraus die Gefahren der Straße teunen lernen, sie sollen sehen, wie leicht man überfahren werden fann, wenn sie hinter dem Ball herlaufen oder sich an die Elektrische anhängen. Das Büchlein sagt den Kleinen, wie sie über die Straße gehen sollen:

Mußt du über den Fahrdamm gehen, bleibe dann erst noch einmal stehen. Sieh dich um, ob dein Weg auch fret bis zur Mitte der Straße sei.

Dann kommt eine ganze Reihe von fleinen Anweisungen, die, menn sie befolgt werden, das Unglück verhüten sollen. Auf dem Bordstein soll das Kind nicht sitzen, auch mit dem Roller nicht auf dem Fahrdamm rollen, und den Kreisel soll es ruhig tanzen lassen, wenn er von dem Bürgersteig herunterläuft und eine Elektrische, ein Wagen oder ein Auto kommt daher. Der zuverlässigste Wegweiser ist der Schutzmann, daher

Kinder, wo ein Schußmann steht,

um wachsam den Verkehr zu leiten, dort glatt, gefahrlos alies geht,

dort könnt die Straße ihr überschreiten!

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Der Schluß bringt zehn Regeln für die Sicherheit der Kinder: Du sollst nicht spielen auf Straßen, wo Wagen fahren. Du sollst nicht blindlings über den Fahrdamm laufen. Du sollst dich nicht an die Wagen anhängen und mitfahren usw. Gleichzeitig wird noch in den Schulen durch Vorträge Aufklärung über die Gefahren der Straße geschaffen. Zwanzig Polizeioffiziere unterziehen sich bereits jezt dieser Aufgabe. Man geht hierbei von der Voraussetzung aus, daß die Kinder die Verkehrsregeln am leichtesten lernen werden und, was sie in der Schule gelernt haben, auch im Alter noch beachten.

Der Raubmord von Germersdorf. Ein Bild fozialen Tiefstandes.

Im ersten Augenblid steht man fassungslos vor der Tatsache: Ein zwanzigjähriger Junge, Kurt Gohse in Oranienburg  , der zur Zufriedenheit seines Arbeitgebers in einer Schlosserei beschäftigt ist, benötigt ein Rad, um. mit seinen Arbeitskollegen außerhalb Aufträge ausführen zu fönnen. Er erwirbt sich auf Abzahlung ein Motorrad.. 110 Mark zahlt er an, die restlichen 110 soll er in Monatsraten zu je 10 Mark abtragen. Zwei Wochen später eine Reparatur in Höhe von 80 Mark erforderlich. Er versucht das Geld aufzu treiben; jedoch ohne Erfolg.

Er bittet, es in Raten abzahlen zu dürfen. Der droht das Rad zu verkaufen. Da beschließt er, sich das Geld beim Kolonialwaren­händler Lohmeyer, einem alten Sonderling in Germersdorf neben Oranienburg  , zu holen. Gohse fordert den ihm bekannten 24jährigen La abs auf, mit dabei zu sein beide kennen einander vom Roten Frontkämpferbund  " her, dessen Mitglieder sie sind. Die Abmachungen lauten: Falls die Beute nicht mehr als 80 mark aus­macht, erhält Gohse den Betrag, was darüber ist, wird unter beiden geteilt. Am Sonntag fährt er zusammen mit Laabs nach Germers dorf. Er hat einen Revolver bei sich, den er am selben Tage seinem Kameraden entliehen hat. Falls wir überrascht werden, fezen wir dem Lohmeyer den Revolver auf die Brust." Sie begeben sich von porn in den Laden, warten Lohmeyer ab. Gohse behauptet, er habe sofort die Behältnisse durchsucht und nichts gefunden. Als Lohmeyer erscheint, fallen sie über ihn her. Wie sie seinen Kopf mit einer Flasche, einem Litermaß, dem Revolver und einem Messer zugerichtet, wie sie den sich Wehrenden und um Hilfe schreienden Mann nieder­gerungen haben, das konnte man nicht ohne Grauen hören. Der Tod erfolgte nicht durch irgendeine bestimmte Verlegung, sondern, mie der Gerichtsarzt Dr. Rieper ausführte, unter Einwirtung aller Berlegungen, an Erstickung, an den Speiseresten, die der alte Mann erbrechen mußte. Das Gericht wird die juristische Schuld des einen und des anderen zu bestimmen haben. Es wird entscheiden müſſen, ob hier Mord, Totschlag oder Raub mit Todeserfolg vorgelegen hat, ob die Angeklagten laut Gesez mit dem Tode oder mit dem 3uchthaus zu bestrafen sind. Was aber die Zuhörer wahrhaft erschütterte, war das Bild des fozialen Elends, fomit auch des sittlichen Elends, das sich auf dieser Gerichtsverhandlung offenbarte und das dieses grauenhafte Berbrechen einigermaßen verständlich zu machen schien. Das fast banale Wort vom Ver= brechen als einem Gesch wür an dem sozial franken Orga­nismus unserer Gesellschaft fand hier wieder einmal seine Bestäti­gung. Der zwanzigjährige Gohje, als uneheliches Kind eines Gastwirts und dessen Kassiererin im Suff gezeugt, fam noch nicht vierteljährig zu Pflegeeltern. Seine wirklichen Eltern hat er nie gefannt. Alls Bierzehnjähriger murde er von seinem Lehrherrn gefchlagen, bestahl ihn, um von ihm fortzukommen und landete in der Fürsorgeanstalt Lindenhof. Von hier brannte er einige Male durch aus Sehnsucht nach seiner Pflegemutter und wurde in die Anstalt Zühlsdorf gebracht, wo man ihn hart anfaßte. Laabs' Bater mar Dieb, 3uchthäusler, Trunkenbold. Er zeugte 13 Kinder, die er teilweise mit zum Stehlen nahm, die fast alle ins Waisenhaus famen. Er miß handelte seine Frau. Vierzehnjährig fand Mar Laabs Anstellung bei einem Förster, wo er Vieh hütete, hielt es später in der Lehre nicht aus, beging mit seinem Bruder einen Diebstahl, arbeitete hinterher wieder auf dem Lande, geriet in die Fußstapfen seines Vaters, fehrte dann nach Oranienburg   zurück und arbeitete zuletzt zu voller Zufriedenheit seines Arbeitgebers. Der Sachverständige Dr. Lepp mann meinte: es sei ein Wunder, daß dieser Vater noch soviel an­ständige Kinder hatte. Gohse war der Intelligentere und Aktivere. Der psychiatrische Sachverständige, Medizinalrat Dr. Leppmann, bezeichnete bei de als minderwertig und schwere Psycho pathen.

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Spritwebers Verteidigung.

Gestern sprachen die Berteidiger Spritwebers, die Rechtsan­mälte Dr. Böhm und Dr. Puppe. Der erste beschäftigte fich in feiner Rede in der Hauptsache mit der Monopolverwaltung. Es sei der Verteidigung vorgeworfen worden, daß sie die versprochenen Enthüllungen nicht gebracht habe. Genüge denn nicht aber die Tat fache, daß drei Regierungsräte der Monopolverwaltung. die im Jahre 1924 erflärt hatten, daß ihre Beamten völlig rein seien, wegen des Verdachtes der Teilnahme an den Straftaten

Bereinigung sozialdemokratischer Studenten

Wahlzeiten für die Wahlen der St. V.

In der Universität am 22. bis 24. Juni von 10-1, Uhr und von 4-7 Uhr in der Alten Schule.

In der 2. Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Charité, Schumannstraße, im Ge­schäftszimmer der Klinikerschaft am 22. bis 24. Juni bon 10-11 Uhr. In der Anatomie am Gebäudekompler der Tierärztlichen Hochschule, Zimmer 1,

am 22. bis 24. Juni von 92-112 Uhr.

Im Hörsaal des Langenbeckhauses, Biegelstraße 20, Chirurgische Klinit, am 22. bis 24. Juni von 9-12 Uhr. Im

3m Chemischen Institut, Hessische Straße 1-2, Simmer 117, am 22. bis 24. Juni von 12-2 Uhr.

Im Pharmazeutischen Institut, Dahlem  , im Konferenzzimmer am 22. bis 24. Juni von 11-2 Uhr.

Das Erscheinen aller Mitglieder der V.S.B. sowie der sozialistisch gesinnten Studenten ist Ehrenpflicht und dringend erforderlich. Ünsere Wahlparole ist: Ciste 7( in Worten Liste fieben), Sozialisten!" Es empfiehlt sich, am ersten Tage zu wählen. Studententarle mitbringen.

des Apothekers Ruben unvereidigt geblieben seien? Ruben ſelbſt durfte aber rechtzeitig das Weite suchen. Es geschähe Hermann Weber Unrecht, wenn man seine Persönlichkeit nicht aus den Zeit­verhältnissen zu verstehen versuche, die damals herrschten. Dr. Puppe beschäftigte sich hauptsächlich mit dem 3ust ande kommen der Untersuchungsprotokolle. Er hob die Rolle hervor, die die Finanzverwaltung, die jelbst an dem Aus gang des Prozesses intereffiert war, in der Boruntersuchung gespielt habe. Er behauptete, daß sowohl in der Anklage wegen der an­geblichen Brandstiftung wie auch in der wegen der angeblichen Be­ftechung allein mit einem Indizienbeweis gearbeitet worden sei, der viel zu leicht zu Trugschlüssen führe. So seien die Strafanträge nur auf Trugschlüssen aufgebaut worden. Heute wird Rechtsan­nur auf Trugschlüssen aufgebaut worden. Heute wird Rechtsan walt Dr. Golnik zu Worte fommen.

Der Abteilungsdirektor im Reichsmonopolamt Dr. Kaiser bittet uns den Bericht vom Prozeß Weber vom 5. Mai dahin zu ergänzen, daß der Angeklagte Hermann Weber in einer späteren Sigung die von ihm gegen den Abteilungsdirektor Kaiser   ausgesprochene Berdächtigung, daß er nicht abgeneigt gewesen sei, Attien seiner Firma zu übernehmen, zurückgenommen habe.

Das Polizeiauge.

Ein seltsames Erlebnis hatte gestern nachmittag der Kommissar vom Dienst bei der Berliner   Kriminalpolizei. Im Vorzimmer der Beamten erschien gegen 5 Uhr ein junger Mann, der höflich grüßend einen verschlossenen dicken Brief auf den Tisch legte und erklärte, daß er ihn abzugeben habe. Ohne sich auf ein Gespräch einzulassen machte er Rehrt und ging mit einem Guten Abend" wieder zur Tür hinaus. Als die Beamten den Brief öffneten, sahen fie, daß er verschiedene Schreiben enthielt sowie einen Zettel mit folgenden Worten: Ich bitte, diese meinen letzten Briefe an die

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Der Bolfsabstimmungsfonntag ftand im Rundfunt ebenfalls unter dem Zeichen der Massendemonstration: eine Dar­bietung löfte die andere ab. An Qualität wurde allerdings be­sonderes faum geboten, wenn man von der ersten Hälfte des aus dem Hause der Funkindustrie übertragenen Abendkonzertes absieht. Bedauerlich ist es, daß die durchaus nicht überragenden Sonntags­frühfonzerte reichlich oft von Militärmusikern ausgeführt werden; gibt es nicht genug namhafte Rapellen von Berufsmusikern, denen man statt der festbesoldeten Militärmusiker diese Einnahmequelle Der Montag brachte am nachmittag einen überlassen sollte? bedeutenden Musikfvortrag mit der Biolinfonate op. 18 von Richard Strauß  . Maurits van den Berg hatte in Philipp Jer nach einen ebenbürtigen Begleiter am Klavier. Die Sonnen mendfeier war recht gut ersonnen, wenn auch gerade dieses Fest eigentlich als Rahmen der freien Natur bedarf. So bedeutete es viel­leicht für die Phantasie mancher Hörer zu große Ansprüche, wenn sie sich die zum Himmel lohenden Feuer und das heitere Treiben der Jugend vorstellen sollten, zumal der Ansager trocken und unbe­teiligt seine schriftdeutschen Säße heruntersrpach. Doch die hübschen, fröhlichen und sentimentalen Einzeldarbietungen verdienen gewiß Dant. Die guten Sprecher des Abends waren leiden nicht genannt; Käte Pirsch el mit Liedern zur Laute, der Frauenchor pon Dr. H. Mersmann, der Mandolinenflub" Napoli", das Waldhornquartett der Berliner   Funkstunde mögen erwähnt werden. Der medizinische Vortrag Dr. med. Ernst Rothes 40 Grad Fieber" wird für zahlreiche Funkteil nehmer besonders lehrreich gewesen sein. Gerade die Furcht vor flärende Vortrag mag manche unnötige Sorge in der Zukunft ver­dem sogenannten hohen Fieber" ist allgemein verbreitet; der auf­- Aus den gestrigen Vorträgen seien noch die unge­mein interessanten und lehrreichen Ausführungen Prof. Gotthold Weils über Orientalisches Gut in unserer Muttersprache" und Prof. A. Miethes über Fischer und Fischerei in Norwegen  " her­vorgehoben.

bannt haben.

Das Rundfunkprogramm. Dienstag, den 22. Juni.

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Außer dem üblichen Tagesprogramm:

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12 Uhr mittags: Die Viertelstunde für den Landwirt. 3.45 Uhr nachm.: Stunde mit Büchern. Streifen in die Ferne: W. L. Pux­ley:" Wanderungen im Queenslandbusch- H. M. Tomlinson: , Aesthetische   Reise zu den Gewürzinseln" Hans Rudolphi: " Die Polarwelt" Mariette Lydis  : Orientalisches Traumbuch". 5 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner   Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Franz v. Szpanowski. 6-6.30 Uhr abends: Teemusik aus dem Hotel Adlon  ( Kapelle Marek- Weber  ). An­schließend: Ratschläge fürs Haus. Theaterdienst. 6.45 Uhr abends: Ing. Paul M. C. Fladerich: Fließende Fertigung im deutschen  Kraftwagenbau". Ein Rundgang durch die Brennaborwerke Brandenburg( Werbevortrag). 7 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule ( Hochschulkurse). Abteilung Versicherungslehre. Professor Dr. Alfred Manes  : Streifzüge in die Versicherungswissenschaft( Ent­wicklungslinien der heutigen Versicherung). 7.30 Uhr abends: Dr. W: Keßler: Der Rettungsdienst auf dem Wannsee   und dem an­schließenden Havelgebiet". 7.55 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule ( Hochschulkurse). Abteilung Heimatkunde. Dr. Georg Wegener: Eine Wanderung durch. deutsche   Gaue( Der deutsche Rhein  )", 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus dem Haus der Funkindustrie. Du mein Berlin  ... Ein Spiel der Wellen von Hans Brennert  . Mitwirkende: Annemarie Hase  , Senta Söneland  , Wilhelm Bendow  . Alfred Braun  , Paul Graetz  , Berliner   Funkorchester. Dirigent: Bruno Seidlerr- Winkler. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnach­richten, Theater- und Filmdienst.

Königswusterhausen  , Dienstag, den 22. Juni.

3-3.30 Uhr nachm.: C. M. Alfieri u. Frl. v. Fyseren: Spanisch für Anfänger, 3.30-4 Uhr nachm: Direktorin von Rössing: Die

Lehrkräfte der Verkäuferinnenschule. 4-4.30 Uhr nachm.: Ge­werbeoberlehrer Dalichow: Die Berufsschule für Fleischer. 4.30 bis 5 Uhr nachm.: Mitteilungen des Zentralinstitutes. 5-5.30 Uhr uachm.: Margerit Barth: Kindergeselligkeit. 8.30 Uhr abends: Uebertragung von Berlin  .

Areffaten zu senden. Ich felbff verübe jet in annsee Selbstmord. Durch einen Einbruch in meine Wohnung bin ich um mein ganzes Hab und Gut gefommen und habe keine Hoff­nung mehr, daß den Dieben ihre Beute wieder abgenommen wird. Da ich vor Verzweiflung nicht aus und ein weiß, gehe ich jetzt in den Tod. Den Brief an meine Mutter und die Verwandten bitte ich erst abzusenden, wenn meine Leiche gefunden worden ist." Die Beamten, denen in ihrer langen Praris noch kein derartiger Fall vorgekommen war, eilten dem jungen Manne nach, konnten ihn aber nicht mehr finden. Um ihr möglichstes zu tun, das Vorhaben des Selbstmörders zu verhindern, wurden auf schnellstem Wege sämtliche Bahnhöfe der Grunewald  - und Wannseestrede benachrichtigt. Troßdem er sich nur wenige Augenblide im 3immer aufgehalten hatte, war es dank dem geübten Scharfblic der Beamten doch möglich, eine genaue Beschreibung des jungen Mannes mitzugeben. Stunden später lief aus Wannsee   die telephonische Meldung ein, daß der Schupoposten vor dem Bahnhof den Selbstmorder erfannt und angehalten habe. Er wurde nach Berlin   zurückgebracht, in Schuzhaft ge­nommen und der Wohlfahrtsstelle zugeführt. Freundliche Helfer, die dem jungen Mann beispringen wollen, erfahren seinen Namen und seine Adresse bei Fräulein Dittmer, der Leiterin der Wohl­fahrtsstelle im Polizeipräsidium.

Fleischvergiftungen in Kallberge.

50 Personen erfranff.

Jn& alfberge- Rüdersdorf find am Sonntag nach dem Genuß von Schabefleisch 50 Personen ertranit, zum Teil ernst. Glücklicherweise sind keine Todesfälle eingetreten. Die Schwererkrankten fanden im Krankenhause Aufnahme. Das Fleisch stammt von der Schlächterei Gembus. Doch scheint den Fleischer­meister, wie die bisherigen Ermittlungen ergeben haben, teine Schuld zu treffen, da er zur Ergänzung feiner eigenen Schlachtvorräte vom Berliner   Viehhof zirka 80 Pfund Fleisch kaufte und zu Schabefleisch verarbeitete. Die Fleischerei wurde vorläufig polizeilich gefchloffen, bis die Untersuchung abgeschloffen ist.

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Nach dem Genuß verdorbener Delfarbinen ist der 79 Jahre alten Rentenempfänger Willy Rosenfeld aus Span  dau, Fischerstraße, gestorben. Der alte Mann betrieb einen fleinen

aufierhandel mit Zündhölzern und ähnlichen Dingen, die er in Gaft­wirtschaften und Privathaushaltungen anbot. Am Sonnabend fehrte er von seinem Handelsgang zurück und erzählte seiner Wirtin, daß ihm eine Frau in Neukölln eine Dose Delsardinen gen schenkt habe. Nachdem er den seltenen Leckerbissen verspeist hatte, spürte der alte Mann heftige Leibschmerzen und lebel. feit. Die Wirtin glaubte, er habe wohl zu schnell gegessen und das schwere Del nicht recht vertragen, dachte aber an nichts Schlimmes. Gestern abend, als Rosenfeld gar nicht zum Vorschein fam, sah man in seiner Stube nach und fand den alten Mann tot in seinem Stuhle sizen. Allem Anschein nach sind die Sardinen nicht mehr frisch genug gewesen und haben Vergiftungserscheinungen zur Folge gehabt. Die Leiche des Rosenfeld wurde zur Obduktion beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Die Kriminal. polizei ist bemüht, die Spenderin der Dose Sardinen zu ermitteln.

Vergiftungserscheinungen bei der Reichswehr  .

München  , 21. Juni.  ( WTB.) Bei 43 mit Speisever. giftungserscheinungen in das Standortlazarett München  aufgenommenen Unteroffizieren und Mannschaften der Fahrabteilung 7. und der Minenwerferfompagnie des 19. Jn fanterieregiments hat die bakteriologische Untersuchung in drei Fällen Paratyphus ergeben. Außer dem bereits mitgeteilten einen Todesfall find teine weiteren Todesfälle eingetreten. Ein Kranker liegt noch im Fieber, alle übrigen sind fieberfrei und können poraussichtlich in einer Woche nach Abschluß der baktériologischen Unterfuchung als dienstfähig zur Truppe entlassen werden. Die Un­fteckungsquelle hat sich noch nicht ermitteln lassen. Die Untersuchung ist noch im Gange.

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Artiftennofftandsvorstellungen. Die Motstandsvarieté. fommission" veranstaltet jetzt in der neuen Welt", Hajen­heide, wiederum täglich Barietévorstellungen. Bei ganz geringen Eintrittspreisen 50, 80 Pf. ufm.. wird hier das Beste pom Besten auf dem Gebiete aller artistischen Kunstfertigkeiten geboten. Leider läßt der Besuch sehr zu wünschen übrig, da meist im Garten gespielt wird und der Aufenthalt für das Publikum infolge des naffen Wetters nicht sehr gemütlich ist. Na vielleicht wird's aber doch noch mal Sommer! Dazu femmt noch, daß die Abgaben den ohnedies geringen Verdienst ganz erheblich schmälern. 20 Pf. Steuer pro Kopf; so gehen z. B. bei einer Kinderkarte zu 25 Bf. 20 Bf. an Steuern ab. 5 Proz. der Einnahme erhält der Wirt, dann fommt Mufit, Reklame usw. Was bleibt da für die armen Mens. schen, die, ungeachtet der großen Strapazen jahrelangen Trainings und all der vielen sonstigen Mißhelligkeiten und Entbehrungen, die ihnen das Leben auferlegt, ihre schwere Arbeit leisten? Allererste Nummern von Rang und Namen geben hier ihr Bestes. Die 4 Blumenfelds vollführen einen tollkühnen Zahnbalanceaft, die 4 Bennos, erstklassige Schleuderafrobaten, Kara und Gele eine fomische Szene im Lunapark und noch viele andere wirklich gute Leistungen.

Ein folgenschweres Unglüd ereignete sich gestern abend um wagen, der in Richtung Königstor fuhr, nahm in sehr scharfem Tempo 9% Uhr an der Frieden. Ede Büschingstraße. Ein Privattraft und ohne irgendein Signal zu geben, die Straßenfreuzung und überfuhr hierbei drei Fußgänger. Hierbei trug der 41jährige Kellner Karl Richter   aus der Schmidstraße 23 schwere Kopf­verlegungen davon. Der 19jährige Kaufmann Gottfried Je ruchim aus der Uhlandstraße 13 und die 23jährige Ehefrau Maria Haase, wohnhaft Woldenberger Straße 23, erlitten gleichfalls Kopf, und Oberschenkelverlegungen. Die Verunglückten fanden im, Krantenhaus am Friedrichshain   Aufnahme.

Plahkonzerte. Der 9. Bezirk des Deutschen Arbeiterfängerbundes ver anstaltet am Mittwochabend Iafonzerte in Neutoйn, und awar um 7 1hr auf dem Reuterplab, um 8 Uhr auf dem Richardplay und um 9 Uhr auf der Schillerpromenade.

Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde( Kreis Miffe). Sonnabend, den 26. Juni, Kinderfreunde- Sonnenwendfeier in Wildenbruch bei Michendorf  . Für Quartiere und Getränke ist gesorgt. Abfahrt Stadtbahnhof Allegander play 5.57 Uhr nachmittags. Treffpunkt 5.30 Uhr am Bahnhof Alerander. play. Unfostenbeitrag für Erwachsene 1,50 M., für Stinder 60 Pf. Sonntag, den 27. Inni: Streiswettspiele in Bildenbruch. Banderpreis iſt das neue Kreiswimpel. Beginn um 10 Uhr vormittags. Genossen und Freunde unserer Bewegung sind zu beiden Veranstaltungen herzlich ein geladen..

Kleidersammlung in Charloffenburg. Das Wohlfahrtsamt des Bezirkes Charlottenburg veranstaltet in der Zeit vom 21.- 23. Juni d. J. gemeinsam mit dem Arbeitsamt eine leidersammlung zugunsten der Gr. werbslosen und der sonstigen Hilfsbedürftigen des Bezirkes. Das Bezirksanit wird Helfer, die mit einem amilien Ausweis ver. sehen find, in die Wohnungen schiden, um die bereitgehaltenen Gegenstände abholen zu laffen. Gebraucht werden vor allem Männerkleidung, Stiefel, Kleider und Wäsche. Etwaige Mitteilungen der Bevölkerung werden an bie Bezirksfürsorge, Rathaus Charlottenburg  ( Wilhelm Bezirksamt, Hausan schluß 116) erbeten.

Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienſtſtelle für Berlin.  ( Nachdr. verb.) Mägig warm bei wechselnder Bewölkung. Noch einzelne leichte Strich regen. Für Deutschland  : Jm Süden heiter, troden und warm, im Norden noch vielfach Strichregen..

Flammeris,

Maizena Puddings

für

das Kraftmehl und Gebäck