Gegen ein„ Potemkin"-Verbot.
Der Ausschuß zur Verhinderung des Potemkinverbots hatte am Sonntag zu einer Protest kundgebung im Piccadilly Kino in der Bismarckstraße eingeladen, die ein übervolles Haus fah. Die Hauptrede hielt der langjährige bewährte Kämpfer für die Freiheit der Kunst, Rechtsanwalt Genosse Wolfgang Heine , der sich entschieden gegen die Narren wandte, die da meinen, sie fönnten mit gewaltsamer Unterdrückung und durch Zensur der revolutionären Entwicklung von Kunst und Literatur den Staat retten. Der alte Staat war berüchtigt durch die Geistlosigkeit seiner Zensur, die Engherzigkeit seiner Bureaukratie und den Terrorismus seines Offizierstorps. Dieser unerhörte Gesinnungsterroris mus hat es zuwege gebracht, daß wir heute gefnechtet und abhängig find.( Beifall.) Hier handelt es sich auch um eine eminent wichtige Kulturfrage. Die Argumente des württembergischen Ministers sind ängstlich, lächerlich und kleinlich. In diesem Film handelt es sich darum, daß mit größter Wucht, anschaulicher Eindringlichkeit und künstlerischen Mitteln allgemein menschliche Wirfungen hervorgebracht werden. Keine Spur von Tendenz ist zu. finden. Von Württemberg ist, was wenig bekannt sein dürfte, nach der Revolution die neue Zensur ausgegangen, von Württemberg tommt jetzt wieder dieses unerhörte Verlangen nach Verbot des Potemkinfilms und es ist sehr bedauerlich, daß sich auch Politiker der Linken für das Verbot eingesetzt haben.( Starker Beifall.) Der zweite Redner Schriftsteller Rehfisch geißelt den heutigen kitschi gen amerikanischen und schundigen deutschen Film und meint, was heute unter der Republit in Deutschland geschehe, gehe weit über das hinaus, was man früher den Freiheitlichen zu bieten gewagt habe. Prof. Veit Valentin stellt als bemerkenswert fest, daß der Film auch vom wissenschaftlichen Standpunkt aus vollkommen einwandfrei ist. Korvettentapitän Persius entfesselt mit seinen ersten Worten: Wie ist es möglich, daß ein Verbot des Films auftauchen kann" und mit der Antwort:" Infolge von Dummheit, gepaart mit schlechtem Gewissen bei den Urhebern des Verbotverlangens" stürmischen Beifall, der sich wiederholt, als der Redner Episoden aus feiner militärischen Vergangenheit zum besten gibt. Er ruft aus: Die Vergangenheit ist noch viel schlimmer, als es dem deutschen Volke bekannt ist und es wird dahin kommen, daß wir ein
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deutsches Gegenstüd zu dem russischen Botemtin film herausbringen. Tosender Beifall bricht aus, als dieser ehemalige Offizier schließt: Wir müssen dahin fommen, daß in Zukunft malige Offizier schließt: Wir müssen dahin kommen, daß in Zukunft cuch über der deutschen Flotte Schwarzrotgold weht. Schließlich Sprach Stefan Großmann ironisch und boshaft, schleuderte den deutschen Filmproduzenten saftige Anflagen entgegen und forderte zu einer Organisierung der deutschen Filmkonsumenten auf. Endlich wurde ein Brief des Intendanten des Staatstheaters Professor Jeßner verlesen, der sich mit begeisterten Worten für den Film einfegt. Zum Schluß wurde der Film mit der schwer und nachdrücklich hämmernden Rhythmit der Musik von Edmund Meisel vorgeführt und hinterließ wie jedesmal seinen überaus starken und erschütternden Eindruck.
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Staatener Paradelag.
Im östlichen Ueberschwemmungsgebiet
Die Lage an der Oder und an der Warthe.
Von einem in das Ueberschwemmungsgebiet im Osten ent-| gegenüber dem Fährhaus von Schwarzsee , etwa 12 Kilometer östlich sandten Redaktionsmitglied erhalten wir nachstehenden Bericht:
Die ersten Spuren des Hochwassers machen sich kurz vor Küstrin bei kieh bemerkbar, wo einzelne Kartoffelfelder ftredenweise unter einer dünnen Wasserschicht liegen, die zwar nicht durch Ueberschwemmung, sondern durch andauernden Regen entstanden ist, die aber die dortige Kartoffelernte ernsthaft bedroht, da die Kartoffeln verfaulen müssen, wenn diese Wasserschicht nicht sehr bald wieder verdunstet. Die eigentliche Ueberschwemmung trilt erst im Odertal selbst in Erscheinung. Die Strede flußwärts von Küstrin gleicht einem großen See, der etwa die Breite der Havel in der Nähe von Wannsee aufweist. Nur an den aus dem Wasser hervorragenden Kronen kleiner Bäume erkennt man, daß es fich nicht um einen normalen See, fondern um eine Ueberschwemmung handelt. Noch deutlicher beinahe tritt das Hochwasser an den Brüden vor küstrin in die Erscheinung, denn mehrere große Oderschlepper liegen zwischen der Eisenbahn- und der Straßenbrüde vollständig blockiert, da das Wasser bis etwa 1 Meter unter den Brüdendecken steht. Die Altstadt von Küstrin ist um so mehr gefährdet, als die alten Festungsgräben automatisch denfelben Wasserstand aufweisen, wie die Oder, und als ein großer Teil der Stadt durch ein weiteres Steigen des Hochwassers um nur 15 bis 20 Zentimeter sofort überflutet werden würde. Es fällt auf, daß an diesen Stellen, obwohl gerade dort die Kasernen eines Pionierbataillons der Reichswehr liegen, teinerlei Schuharbeiten für einen solchen Fall in Angriff genommen wurden.
Das Tal der Warthe
öftlich von Küstrin ist schon wiederholt durch Hochwaffer heimgesucht worden, besonders Ende Januar 1920. Auch diesmal ist es in Mit leidenschaft gezogen, zumal die Notdämme, die zum Schutz der Wiesen aufgerichtet wurden, an verschiedenen Stellen, insbesondere
Todesfälle auf dem Wasser.
Am gestrigen Sonntag find wieder eine größere Anzahl von Personen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten wäre noch größer gewesen, wenn nicht in den meisten Fällen rechtzeitige Hilfe zur Stelle gewesen wäre. In der Scharfen Lante bei Spandau ertrank der 68jährige Haus- und Bootswart Karl Boldt. Trotz fofortiger Rettungsversuche tennte B. erst nach länerer Zeit geborgen werden. Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr waren erfolglos. Auf dem Tegeler See dicht bei Tegelort tenterte ein mit zwei Personen beseztes Paddelboot; während einer der Insassen gerettet wurde, ertrant der 22jährige Hans Ramm aus der Warthestr. 67 in Neukölln. Ramm fonnte nach sehr kurzer Zeit geborgen werden, doch waren auch bei ihm wiederbelungsversuche er. mit drei Personen besetztes Boot näherte sich dem Restaurant Sportheim in Tegelort , als plötzlich einer der Bootsinsassen, der 33jährige Schlosser Paul Timm aus der Hochstraße 28 in Berlin N. rüd lings ins Wasser stürzte. T. war des Schwimmens untundig und ging sofort unter. Ein Boot des Reichswasserschußes, das in allernächster Nähe der Unfallstelle weilte, zog Timm aus den Fluten. Troßz anstrengender Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr und eines anwesenden Arztes fonnte T. nicht ins Leben zurückgerufen werden. Schließlich ertrant noch in der Dahme der 21jährige Arbeiter Walter Schulz aus der Lahmertstraße in Grünau . Der junge Mann wollte an der sogenannten Bammelecke die Dahme durchschwimmen. In der Mitte des Waffers verließen ihn jedoch die Kräfte und er ertrant. Die Leiche ist noch nicht gefunden.
Zur selben Stunde, da das kunstverständige und freiheitlich empfindende Berlin in einer machtvollen Kundgebung gegen die infamen Intrigen der Reaktion, das systematische Kesseltreiben gegen den Panzerkreuzer Potemkin " protestierte, wurden in Staaten von einer Bismard- Film- Gesellschaft" die Szenen zu einem der übelsten Tendenzschmarren gedreht, die die monarchistische Gesell- folglos. Bei Tegelort ereignete sich ein weiterer Unfall. Ein schaft bislang aufzuweisen hat. Und das will schon etwas heißen. Nach dem verlogenen Fridericus"-Jupiterlichtzauber ist man dabei, Pariser Einzugsmärsche und Paraben mit blechblinkenden Generälen, schlechtbezahlten Statisten als„ Truppen" und viel Kalbsfellgebrüll zu drehen. Das Brandenburger Tor war da, Schwarzweißrötliche Femefahnen und Wilhem I., nach der Natur gearbeitet. In Hugenbergs Lokal- Anzeiger" hatte man Schau Juftige" als Statisterie geworben, die„ national" zuverlässige Monarchistenpreise war zu dem Rummet feierlich eingeladen worden. Bring Friedrich Karl , Kronprinz Friedrich , das ganze Hohenzollern ranoptikum wurde auf neu frisiert den Photographen vorgeführt. Damit das lebendige Gewächs nicht fehle, war August Wilhelm , Sohn des Doorner Filmvolontärs, erschienen. Als der Staatener Wilhelm den Lorbeerkranz aus den Händen einer weißgekleideten Sungfrau erhielt, mußte die Statisterie in Begeisterung" machen.
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Der Tod auf den Schienen. Auf den Geleisen der Vorortbahn zwischen den Bahnhöfen Grunewald und Nikolasfee beim Kilometerstein 7,580 wurde heute früh von Stredenarbeitern die start zerstümmelte Leiche eines noch unbekannten etwa 50jährigen Mannes aufgefunden. Wahrscheinlich liegt Selbstmord vor.
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fung habe, wenn auch nicht im politischen, so doch im fünstlerischen Sinne, weise das Wort„ Empörung" doch immer auch auf ein „ empor" hin. Er lenkt dann die Aufmerksamkeit auf das große Gebiet des Films und beantragt die Wahl einer Kommission mit dem Auftrag, in rascheſter Arbeit für einen Volksfilm zu wirken. 311ing, Chemnik, spricht von der Bedeutung der Sprechchöre für die Pflege des Gemeinschaftsgefühls und der Bolfsbühnenidee. Dr. Herzfeld, Frankfurt a. M., Dr. Bourfeind, Köln , Ohloff , Mainz , stellen einander gegenüber die Notwendigkeit eines ideellen Schwungs und die Erfordernisse der Kleinarbeit, um die Menschen für die Idee der Bewegung zu gewinnen. Konsti, Berlin , lehnt die Wünsche der Dreißig ab, da sie in den breiten Schichten der Mitgliedschaft keinen Widerhall finden würden. Bon Dr. Fendt, Königsberg , wird an Beispielen flargemacht, daß tatsächlich auch die Provinz Neues wage. Dr. Seelig, Berlin , Dr. Kudhoff, Frankfurt a. M. und Döscher, Berlin , greifen die Anregung einer stärkeren Aktivität auf dem Gebiete des Films cuf. Hans von 3 wehl, Berlin , fordert eine Erschließung der Gesinnung der Massen für das Neue" Theater. Dr. von Grumbfow, Breslau , würdigt die Bewegtheit dieser Debatte als erfreuliches Zeichen lebendigen Geistes der Bewegung. Auch Prof. Ziegler, Hannover , befennt fich zu allem Jungen und Revolutionären in der Kunst, betont aber die seelische Verpflichtung, immer auch das zu sehen, was nicht voll im Kreise der eigenen Welt liegt. Keine Bewegung fönne leben nur von Sturmtruppaktionen. Aber wo Zeit und Gelegenheit es erforderten, würde feiner fehlen, auch im Sturmtrupp mitzutun.
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Reichsbannertag in Kaulsdorf .
Eine Fahnenweihe, verbunden mit einem großen, wohlgelunge. nen Volksfest, veranstaltete am gestrigen Sonntag die Kameradschaft Koulsdorf des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold. Die große Spiel und Festwiese, auf der wiederholt unsere Arbeiterjugend ihren Kreisjugendtag abgehalten hat, war ringsherum von großen Fahnenmasten umfäumt, von denen die Farben der Republik
von Rüstrin, nachgegeben haben. 10 Kilometer weiter östlich ist die Straße, die von Vietz nach dem Süden über eine Brüde nach dem gegenüberliegenden Ufer führt, durch das Hochwasser unterbrochen. Allerdings geht aus den Pegelnotierungen einwandfrei hervor, daß das Niveau des Wassers nahezu 2 Meter tiefer steh't, als bei der großen Hochwassertatastrophe vom 30. Januar 1920. Flußabwärts von Küstrin , also nach der Mündung der Warthe in die Oder, sind die Niederrungen des Odertales vollständig unter Waffer. Bei Schwedt liegt das Tal in einer Breite von 4 Kilometer vollständig unter Wasser. In dieser Gegend sind auch einige Ortschaften, insbesondere Niedersaathen auf dem rechten Ufer in Mitleidenschaft gezogen. Auf dem linken Ufer, also an Schwedt selbst ist man bemüht, den Groß- Schiffahrtsweg BerlinStettin, der dort in die Oder mündet, zu schühen. Bisher konnte der Dampferverkehr Schwedt- Stettin aufrechterhalten werden.
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Es sind in den letzten Tagen in der Presse Ziffern über die überschwemmten Flächen genannt worden, die sehr schlimm flingen. Eine objektive Berichterstattung muß allerdings hinzufügen, daß. auch wenn diese Zahlen richtig sind, es sich mindestens zu Neunzehnteln um Flächen handelt, die im normalen Ueberschwemmungsgebiet der Flüffe liegen und die aus diesem Grunde nicht bebaut werden. Es handelt sich fast ausschließlich um Wiesen, deren He u ertrag in diesem Jahre verloren ist, aber Verluste an Getreide und sonstigen Nahrungsmitteln dürften im Esten nur ganz ausnahmsweise zu verzeichnen sein. Die Ortsansässigen bestätigen selbst, daß es sich eigentlich nur um die normalen Ueberichwemmungsgebiete handelt, fügen jedoch hinzu, daß
das Anormale darin liegt, daß die Ueberschwemmungen um diese Jahreszeit eingetreten find, also ehe das Gras der jetzt überfluteten Wiesen gemäht werden konnte. Sonstige Berluste sind kaum zu verzeichnen.
wehten. In der Mitte des Festplates war ein künstlerisch dekoriertes Podium aufgebaut. Hier spielte die Reichsbannerkapelle aus Bernau und hier weihte Genosse Reichstagsabgeordneter Franz Künstler die neue Fahne mit packenden Worten. Im Anschluß daran formiert sich ein 3ug, der unter Vorantritt der Reichsbannerkapelle durch Kaulsdorf und Mahlsdorf 30g, um für die republikanische Sache zu werben. Viele Häuser und Laubengärten hatten Flaggenschmud. Die Kameraden, von Kaulsdorf hatten keine Mühe gescheut, um ihren zahlreich erschienenen Gästen das Fest so ange. nehm und schön zu gestalten wie nur irgend möglich. In voller Harmonie ging das schöne Volksfest zu Ende und neue Anhänger und Freunde für die Republik waren zahlreich geworben.
Vereinheitlichung der Schulgesundheitspflege.
Die Zusammenfassung der Einheitsgemeinde Groß- Berlin soll. sich nun auch auf dem Gebiete der Schulgesundheitspflege auswirken und auch hier die notwendige Vereinheitlichung bringen. Zu sehr verschiedenen Zeitpunkten waren die früheren Einzelgemeinden dazu gelangt, Schulgesundheitspflege zu treiben und Schulärzte anzustellen. Noch heute sind die Einrichtungen sehr ungleich entwidelt. Die Schulärzte wurden teils hauptamtlich, teils nur nebenamtlich beschäftigt, ihr Aufgabenkreis ist verschieden umgrenzt, die Versorgung mit Schulfürsorgerinnen ist auch nicht einheitlich. Jetzt soll überall in Groß- Berlin wenigstens die Forderung erfüllt werden, daß die ärztliche Beaufsichtigung und Versorgung der Schulen und der Kinder nur Schulärzten im Hauptamt zu übertragen ist. Die Schulgefundheitspflege ist zu einem Arbeitsgebiet geworden, das nur der völlig beherrschen kann, der sich ständig und als Spezialist damit beschäftigt. Der allmähliche Abbau nebenamtlicher Schulärzte und die baldige Durchführung des Systems hauptamtlicher Schulärzte entspricht einem Beschluß, den die Stadtverordnetenversammlung schon im Juni 1921 faßte. Anfänge dazu hat der Magistrat in den letzten Jahren bereits gemacht, er will aber jetzt zur allgemeinen Durchführung schreiten und legt den Stadtverordneten einen Entwurf von Richtlinien vor. Für die hauptamtlichen Schulärzte soll die Zahl der jedem Arzt zu überweisenden Schultinder auf 6000 feftgesezt werden, den einstweilen noch weiterbeschäftigten Schulärzten im Nebenamt sollen fünftig höchstens 3000 Kinder zugewiesen werden. Jeder hauptamtliche Schularzt soll zwei Schulfür
ganz klar, warum er heute schon ein Rompofitionskonzert gibt. Hat er nicht Zeit, Reifung abzuwarten? Da war ja der letzte Abend der Konzerte des Klindworth Scharwenta Ronservatoriums noch moderner, obgleich doch weder Tschaikowski noch Robitschek und Marschalk zu den umstürzorgerinnen als Hilfskräfte neben fich haben. Zurzeit gibt es lerischen Komponisten gehören. Die Spieler und die Sänger aus den Klaffen der Genannten, wie besonders der junge Pianist der Mayer- Mahr- Schule erwiesen sich als Musiker, bei denen sich die Arbeit lohnt. Mehr ist nicht zu sagen. Und es erwies sich, daß der Lehrweg der richtige war.
In der letzten Tiefland"-Aufführung in der Städtischen Oper zeigte o eltgen eine bemerkenswerte Frische und Jugendlichkeit des Spiels, eine sympathische Tenorstimme dazu. Rode mar mit wirkungssicherem, also unsympathischem Wesen für den erkrankten Schwarz eingesprungen, und die Salvatini erhob sich nach der Indisposition des ersten Attes im Schlußspiel zu prachtvoller LeidenR. G. schaft.
Der Aerztetag und die Alkoholfrage. Auf dem dieser Tage in Eisenach abgehaltenen deutschen Aerztetage hielt Oberregierungsrat Dr. Beyer vom Wohlfahrtsministerium ein Referat über die Alkoholfrage in ihrer Bedeutung für Bolt und Staat. Er wies auf die großen Gefahren hin, die in einem Alkoholmißbrauch und in einem zu starken Konsum von Alkohol liegen. Die Aerzte feien feine Gegner eines mäßigen Genusses von Alkohol, der in diesem Falle teine schwere Schädigung des Körpers hervorrufe. Ganz anders liege es bei dem Mißbrauch von Alkohol und bei dem Genuß von Alkohol seitens förperlich und seelisch nicht gesunder Menschen. Hier sei es notwendig, daß der Arzt seine warnende Stimme erhebe und daß der Staat gefeßliche Hilfsmittel schaffe, diesem Umstand abzuhelfen. In den amerikanischen Maßnahmen vielmehr vor, indirekte Wege zu gehen, indem die Jugend durch ein entsprechendes Schantstättengesetz vor dem frühzeitigen Genuß von Alkohol bewahrt werde. Ferner sollten die Aufklärungsbestrebungen der Abstinenzbewegung unterstützt werden. Die Leibesübungen seien auf jede Art und Weise zu fördern und das Siedlungswesen sei auszubauen, um den Menschen gesunde Wohnstätten und Gelegenheiten zu Bergnügungen zu bieten, bei denen sie des Alkohols nicht bedürften. Diese Forderungen wurden von der Versammlung unterstützt. Man einigte fich auf eine einheitliche Entschließung gegen den Alkoholmißbrauch.
Es folgt die Beratung einiger Anträge, die rasch Erledigung finden. Dabei findet die Anregung, die Arbeit an einem Volksfilm in Angriff zu nehmen, allgemeine Zustimmung. Ebenso wird eine Rundgebung gebilligt, die sich gegen eine Reihe bedenklicher Befehe er keine erfolgreiche Bekämpfung des Alkoholismus . Er schlage stimmungen im Gefeßentwurf zum Schuß der Jugend gegen Schmuz und Schund richtet. Nachdem die Reihe dieser Anträge erledigt und ver bisherige Vorstand wiedergewählt ist, faßt der Vorfikende Baate in furzen hinreißenden Worten das Ergebnis der Tagung zusammen und preist die geistige Lebendigkeit, die bei aller Biel fältigkeit der Auffassungen doch klar zutage getretene Einheit der Gesinnung, die Begeisterung für die gemeinsamen Ziele innerhalb der Tagung. Braufende Zustimmung finden diese Worte, mit denen der siebente deutsche Volksbühnentag sein Ende erreicht.
Musik.„ Neuzeitliche Kompofitionen", Sonntas morgens vorge. führt im Grotrian- Saal. Man denkt an Sturm und Drang , Rebellion, Leidenschaft, Zukunftsstil. Aber es kommt leider ganz harmlos und, was schlimmer ist, sogar banal. Diese Improvisationen im Juni, die der Professor Mor Porgé aus Budapest als eigene Schöpfung mit dem Namen lyrische Suite" versieht und selber fniegeigt, find nicht die Minuten des Zuhörens wert: schlechteste oberflächlichste Kunst des Caféhauses. Walter Sieber ift feriöfer. In der Kammermusit wenigstens weiß er die Richtung Brahms um ein paar persönlicher Lichter zu bereichern. Er hat Temperament und Einfall. Doch haftet er im Lied ganz an der äußeren, bequemen Darstellung. lleber se etwas find wir längst hinaus, und besser als Taubert oder Blech macht es Sieber eben doch nicht, Es ist nicht
Die Galerie Neumann& Nierendorf, Lüzomstraße 32, eröffnet foeben eine Ausstellung von Gemälden und Aquarellen des Berliner Malers Erich Waste, darunter eine Anzahl Gemälde von der Orientreise des Stünstlers. Ferner wird eine Stollektion Delgemälde und Zeichnungen von Karl Großberg , Bürzburg, gezeigt.
Ein Chopin - Denkmal in Warschau . Ein alter Plan soll binnen furzem Wirklichkeit werden: die polnische Hauptstadt wird ein Denkmal Chopins er balten. Es wird nach dem Entwurf des berühmten polnischen Bildhauers Waclaw Szymanosti geschaffen werden.
Leuchtgas aus Obstabfällen. In mehreren indischen Städten wird neuerdings ein Beriahren angewandt, bei den Leuchtgas aus Obstabfällen gewonnen wird. Die Abfälle, Bananenschalen, verfauites Cbst usw., die fich massenbaft aniammein, werden mit bestimmten Batterien zusammengebracht, deren Tätigkeit ein zu Beleuchtungszweden brauchbares und sehr billiges Gas entwidelt.
in Groß- Berlin für die Volksschulen, die Mittelschulen und die höheren Schulen 28 hauptamtliche Schulärzte, 88 nebenamtliche Schulärzte, 129 Schulfürsorgerinnen. Künftig sollen beschäftigt werden 59 hauptamtliche Schulärzte, bis auf weiteres noch 19 nebenamtliche Schulärzte, 149 Schulfürsorgerinnen.
Einführung des Bratfischhandels.
fleinhändler, die vom 25. bis 28. Juni in Berlin stattfand, beschäftigte Die Verbandstagung des Reichsverbandes der Deutschen Fisch sich in sehr ausführlicher Weise mit den Maßnahmen, die empfehlens= wert sind, um den Fischkonsum in Deutschland zu vergrößern. Wenn in Deutschland 1924 der Fischverbrauch pro Kopf der Bevölkerung. nur 2,35 Kilogramm betrug, während in England 20 Kilogrammi pro Kopf verzehrt wurden, so liege das daran, daß in England und in den nordischen Ländern den Konsumenten eine weit bessere Qualität geliefert würde. Der sogenannte Fischgeruch, der hier den meisten zum Verkauf kommenden Fischen anhaftet, ist nichts weiter als der durch die Lagerung entstehende Geruch. Die meisten Fische, Die zum Verkauf fommen, feien schon drei bis vier Wochen alt. So lange befinden sich die Fischdampfer bei einem Fang auf See. Es müssen Kühlschiffe eingerichtet werden, mit allen für die Konservierung von frisch gefangenen Fischen notwendigen Einrichtungen. Ein weiteres Mittel, um den Fischfonsum zu heben, sei die Einführung des Bratfischhandels, wie Fischereidirektor Lübbert- Hamburg in einem Bortage ausführte. Es handelt sich um Fischfilets und Fischkoteletts, die man in Weizenmehl einhüllt, in siedendem Fett oder Del bratet und, wenn sie gar gefiedet sind, sofort verzehren kann. Der Bratsisch ist billig und hat einen großen Nähr- und Sättigungswert. In England gibt es 30 000 Bratjischläden. Der Fischkonsum hat durch sie eine Bergrößerung erfahren. In Deutschland ist mit Bratfischküchen auch schon ein Anfang gemacht worden, 67 Bratfischküchen existieren schon in Deutschland , 15 davon allein in Frankfurt a. M. und Umgegend. Angesichts des ständigen Steigens der Fleischpreise, des geringen Realeinkommens der großen Massen, verdient die Ausbreitung des billigen, wohljd, medenden und nahrhaften Bratfisches Förderung.
Defterreichisch- Deutsches Sommerfeff. Der Lunapart hatte am Sonnabend feinen großen Tag. Von Wettergotts Gnaden. Die Aussicht, ein Automobil zu gewinnen, hatte viele Tausende nach Halensee gelockt. Und der österreichisch- deutsche Volksbund, der Ver anstalter des Sommerfestes, hatte ein erlesenes Programm aufErcksche sowie der Desterreichische Männerchor wirkten mit. Es gab gestellt, das an Reichhaltigkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Der auch Ansprachen u. a. vom Reichstagspräsidenten Gen. Löbe und vereine veranstalteten einen Aufzug. Ein Sensationsfeuerwerk sowie von Prof Dr. Hoesch. Die in Berlin vorhandenen Trachteneine Riesentombola erhöhten die Stimmung. Am Abend herrschte ein solcher Trubel, daß man angesichts dieser fröhlichen Menschenmenge die Not der Zeit endlich einmal vergaß.