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Abg. Ziegler( Dem.) berichtet von den Beratungen des Sozialen Ausschusses über einen fommunistischen Antrag zur Erwerbslosen­fürsorge. Es wird dazu folgende Entschließung vorgeschlagen:

Die Folgen des Erwerbslosenproblems können durch Unter­stützung der Erwerbslojen allein nicht behoben werden.

Bur angemessenen Unterſtügung muß hinzutreten ein groß 3ügiger Plan von Arbeitsbeschaffung. Der Reichstag   erblickt in den Vorschlägen des vom Volks­ wirtschaftlichen   Ausschuß eingefeßten Unterausschusses ein der Arbeitsbeschaffung und der Beschäftigung Erwerbsloser dienendes Brogramm und ersucht die Reichsregierung, auch mit Rücksicht auf die Entlastung der unterstüßenden Erwerbslosenfürsorge, alles zu tun, damit dies Programm schleunigst durchgeführt, insbesondere auch die dazu erforderlichen Mittel beschafft werden.

Eine Erklärung des Reichsarbeitsministers. Reichsarbeitsminister Dr. Brauns: Ich begrüße die Gelegen­heit, mich über das große Problem der Bekämpfung der Arbeits­losigkeit vor der Deffentlichkeit auszusprechen. Es ist selbstverständ­lich, daß die Reichsregierung dieser Frage fortgesetzt ihre Aufmerf ſamkeit geschenkt hat. Wir haben es deshalb dankbar begrüßt, daß der Volkswirtschaftliche und der Soziale Ausschuß sich eingehend mit der gegenwärtigen besonderen Lage des Problems befaßt und entsprechende Beratungen gepflogen haben. Ich darf einleitend mit Befriedigung feststellen, daß eine volle Uebereinstimmung zwischen Reichstag   und der Reichsregierung in allen grundfählichen Fragen besteht und daß beide Teile in ihren Vorschlägen überein­

Stimmen.

Wie steht es mit dem Arbeitsmarkt?

Die bedauerliche Steigerung der Arbeitslosigkeit jezte bekanntlich ein im Herbst 1925, und zwar damals mit 473 000 Hauptunterstützungs­empfängern am 15. November. Den höchsten Stand erreichte diese Biffer am 15. Februar mit rund zwei Millionen. Dazu kamen die zu unterstützenden Angehörigen, deren Zahl durchgehend um ein

Fleines höher liegt.

Eine Erscheinung der allgemeinen Arbeitslosigkeit war dann die weit verbreitete Kurzarbeit. Amtliche Ziffern darüber lassen sich nicht geben. Wir sind angeroiesen auf die Gewertschaftsstatistit, und auch die wird nur in einem Bruchteil der Verbände geführt. Man kann aus diesen teilweisen Statistiken wenigstens das eine fchließen, daß während des ersten halben Jahres 1926 die Zahl der Kurzarbeiter derjenigen der Bollerwerbslosen ungefähr gleich war. Gegenüber dem Höchstbestand vom Februar ist die Zahl der Haupt­unterſtüßungsempfänger bis zum 15. Mai von rund zwei Millionen auf 1742 000 verringert. Etwas stärker macht sich die absteigende Rurve bemerkbar bei der Statistik der Gewerkschaften, wo der Höchst­bestand im Februar 22,6 Proz. der Mitglieder und am 1. Mai 186 Broz. umfaßte. Wenn auch eine Senfung der Arbeitslosen ziffern vom Winter zum Frühjahr in normalen Zeiten befriedigen fönnte,

so bleibt doch der gewaltige Umfang der Erwerbslosigkeit auch heute noch bestehen, zumal der lettere Monat wiederum jogar fleinere Steigerungen aufweist.

Die Gründe liegen, abgesehen von der weltwirtschaftlichen De= pression und der Inflationsfonkurrenz anderer Länder, vornehmlich in der Rationalisierung unserer Wirtschaft, in der ge­ringen Rauftraft der Landwirtschaft und in der starten Beschränkung des Baugewerbes. Die Ratio nalifierung unserer Wirtschaft ist an fich notwendig, wenn ich mich auch keineswegs mit allen praktischen Maßnahmen identifiziere, die auf diesem Gebiete getroffen worden sind. Nun ist es falsch, aus diesen Ziffern ohne weiteres auf eine entsprechend große 3iffer Don langfristig Erwerbslosen   schließen zu wollen. Wohl gibt es Berufe und Bezirke, bei denen solche Schlüsse eine gewisse Berechti dung haben. Ich denke da an die Angestellten und an das Ruhrrevier, besonders den südöstlichen Teil.

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Im ganzen gesehen ist die Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt gröret, als allgemein angenommen wird. Von den 473 000 Arbeits­lojen am 15. November vorigen Jahres waren fechs Monate später, alfo am 15. Mai, noch in der Unterffügung 186 000, nicht gang 40 Proz. Berhältnismäßig günstiger ist die neueste 3iffer. Bon den 1062 000 Hauptunterstüßungsempfängern am 15. Dezember vorigen Jahres waren am 15. Juni noch in der Unterstügung 276 000, also etwas mehr als 25 Broz. Aus diesen Feststellungen folgt meines Erachtens zweierlei:-

1. daß die Arbeitslofenunterstüßung immer von Einzelfällen abgesehen, bei einer solchen Maffenerscheinungl unvermeidlich find die Aufnahme der Arbeit nicht verhindert hat. Deshalb durfte und

Erziehung gegen Schundliteratur.

Bon Karl Ullrich  .)

Der Kampf gegen die Schundliteratur wird in der Theorie von allen Kulturtreifen und gruppen, Parteien und Berbänden gemein fam geführt, aber die Einheit im Kampfe dauert nur so lange an, als man es unterläßt, den allgemeinen Begriff Schundliteratur be­stimmter zu definieren. Die Bestätigung dafür finden wir heute in der unterschieblichen Stellung zur Schaffung eines Gefeßes gegen die Berbreitung von Schundliteratur, das nur zu leicht ausarten fann zu einem Gesetz gegen jede einigermaßen freie Literatur. Die deshalb erfolgende Ablehnung der Gefeßvorlage durch die sozialistischen  Rulturorganisationen und durch unfere Partel wird leicht so ange fehen, als habe die Sozialdemokratie ihre Auffaffung über die Ge­fahren der Schundliteratur geändert. In Wirklichkeit erscheinen uns auch heute diese Gefahren feineswegs geringer, aber die Erfahrung von Jahrzehnten hat uns gelehrt, daß ein Verbot diefe Gefahren gar nicht beseitigen kann, weil die von der Jugend in der Schundliteratur gefuchten Reize nicht an die Lektüre gebunden sind und fich auf un­zähligen, uns noch längst nicht allgemein bekannten Wegen an den Jugendlichen herandrängen. Weiter hat die Erfahrung gelehrt, daß man flüger tut, au erziehen als zu verbieten.

Auch ohne statistische Unterlagen weiß jedermann, daß die Jugend gerade in der Pubertätszeit förmlich nach Büchern giert, die ihren überspannten Borstellungen, Sehnsüchten und Wünschen die geeig­netfte Nahrung geben. Der Jugendliche fucht in seiner Lefegier nicht nach Formenschönheit, fondern nur nach Stoff und außergewöhnlicher, sensationeller Handlung. Diese bietet sich ihm in der Schundliteratur, aber er findet sie ebenso im Robinson", in den Lederstrumpf" Erzählungen, bei Gerstäder oder in den Büchern von Jack London  . In diefer Beziehung fennt der Jugendliche keinen Unterschied zwischen Schundliteratur und guter Literatur, und tatsächlich ist die unmittel­bare Wirkung von Stoff und Handlung in beiden Fällen gleich. Der Einwurf, daß im guten Abenteurerbuche das Leben bei aller Ro­mantit doch meist sehr realistisch gezeichnet sei, so daß der junge Mensch auch dazu erzogen werde, es selbst realistisch zu sehen, geht von einer irrigen psychologischen Borausseßung aus. Der dreizehn bis fiebzehnjährige Leser sieht nicht realistisch im Sinne des Er­wachsenen, sondern denkt und sieht unbedingt und abfolut.

Aber von so primärer Bedeutung auch während des Lesens der stoffliche Inhalt ist, so entscheidend ist der Einfluß der übrigen Werte für die Dauer. Wenn ein Jugendlicher ausschließlich die in ihren Handlungen grobe, in ihrer Psychologie unwahrhaftig primitive, in ihrer Sprache rohe, ungeformte und liederliche, in ihrem Gesinnungs­gehalte verlogene Schundliteratur lieft, so entbehrt er all das, was sich einem anderen Menschen beim Lesen guter Bücher oft ganz unbemerkt darbietet. Die nur Schundliteratur aufnehmende Jugend gleicht den Kindern aus den großstädtischen Glendsvierteln, deren Phantasie auch

Gegen Zollerhöhungen.

Die ermäßigten Zollsäge sollen in Kraft bleiben.

Die fozialdemokratische Fraktion hat im Reichstag einen Antrag eingebracht, der sich in seiner Wirkung den bekannten Forderungen der Spikengewerkschaften in bezug auf die Zollpläne der Regierung anschließt. Er erstrebt, daß die bisherigen ermäßigten 3ölle für Getreide usw. noch auf die Dauer von vier Monaten| bis zum 1. Dezember 1926 in kraft bleiben sollen.

Um den deutsch  - schwedischen Handelsvertrag. Am Montag begannen im Wirtschaftspolitischen   Ausschuß des Reichstags die Beratungen über den deutsch   schwedi schen Handelsvertrag, dessen wesentlichste Bedeutung barin besteht, daß er die einstweilen bis zum 1. August d. 3. geltenden 3ollfäße für wichtige Lebensmittel beträchtlich hinaufschrauben soll. Da nicht nur die Parteien der Linken, sondern auch das 3entrum und Teile der Deutschen Volkspartei   gegen diese nahe an den autonomen Tarif streifende Erhöhung der Abgabe Wider pruch erheben, ist die Regierung zu gleicher Zeit mit den Frat­tionen in neue Besprechungen über ihren Plan eingetreten, denen neben dem Regierungsentwurf die von den Gewerkschaften unterstützte Forderung einer Berlängerung des gegenwärtigen Provisoriums und weiter gewisse Kompromißvorschläge zugrunde

liegen.

Es ist vorläufig faum anzunehmen, daß sich für die im schwedischen Handelsvertrag vorgesehenen Säße eine Mehrheit finden wird. Abgesehen Don den ausgesprochenen Agrariern dürfte es niemand wagen, in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage einem Zoll zuzustimmen, der bei dem Brot­getreide noch über den Bülow- Tarif hinausgeht. Auch die zweifel­los zu erwartende Versicherung, daß es sich nur um die Schaffung von Tauschobjekten und Druckmitteln für fünftige Handelsvertrags­perhandlungen( Polen   und Frankreich  ) handle, wird nach den schlimmen Erfahrungen, die wir gemacht haben, nicht mehr ver­fangen.

mußte sich die Reichsregierung auch zur Fortführung der gegen­wärtigen Unterstützung in ihrer Art und Höhe entschließen. 2. folgt aus der Statistit, daß eine besondere Fürsorge für die Auszusteuernden, deren Zahl im Spätjahr immerhin beträchtlich sein fann, unbedingt erforderlich ist und rechtzeitig vorbereitet werden muß. Angesichts der Fortdauer der Kurzarbeit muß insbesondere auch die Kurzarbeiterunterstützung vorläufig fortgesetzt werden.

In Anbetracht der langen Dauer auch der Kurzarbeit will die Reichsregierung auch hier gewisse Ergänzungen vor= nehmen. Es soll nach sechs Wochen feine Unterbrechung der Unter­stützung mehr eintreten, folange die Vorbedingungen der Fürsorge fortbestehen. Erst wenn diese Voraussetzungen wenigftens vier Wochen fortgefallen sind, soll eine Wartefrist verlangt werden. Die Reichsregierung hat dem chronischen Charakter der Krise Rechnung getragen durch ihre wirtschaftspolitischen Maß nahmen, durch außergewöhnliche Maßnahmen in der unterſtüßenden Erwerbslosenfürsorge und durch beträchtliche Förderung der produt tiven Erwerbslosenfürsorge. Die Ziffer der in Notstandsarbeiten be fchäftigten Erwerbslofen stieg von 27 870 am 15. Dezember 1925 auf arbeitern, die seit der Stabilisierung der Währung und wohl auch 170 105 am 15. Mai 1926. Das ist die höchste Ziffer von Notstands überhaupt in irgend einem Lande in der Welt erreicht worden ist. Darin ist die produttive Erwerbslofenfürsorge nicht enthalten.

Was soll nun an außerordentlichen Maßnahmen geschehen? Sie lassen sich rechtfertigen im Hinblick darauf, daß aller Boraussicht nach der Arbeitsmartt spätestens vom Jahre 1929 ab infolge des Geburtenausfalls während des Krieges eine wefentliche Erleichterung erfahren muß( Bewegung und 3wischenrufe links.)

Die Reichsregierung fann noch fein abschließendes Bild ihrer Pläne geben. Sie wird es aber an dem notwendigen Ernst zur Be­schleunigung ihrer arbeitschaffenden Maßnahmen nicht fehlen laffen. Sie wird sich vor allem dafür eine breitere finanzielle Grundlage dadurch schaffen, daß die werbenden Auslagen nicht allein mehr aus Mitteln des Etats, sondern aus Anleihen be= stritten werden sollen, z. B. bei der Durchführung eines groß­

dem Spiel in muffigen Kellern, engen Höfen, verbauten Lagerschuppen und nassen Winkeln tausend Freuden abzugewinnen weiß, die aber trotzdem Sonne, Wiese und frische Luft entbehren. Auch in der Welt der Schundlektüre leben die Kinder fraft ihrer Phantasie. Sobald sie das geschilderte Leben phantasielos sehen müffen, erscheint es ihnen häßlich und langweilig. So sucht der Jugendliche nach aufregenden Stoffen im Leben direkt, das er nur noch so zu sehen vermag, wie es ihm seine verlogene Literatur gespiegelt hat. Kein Wunder, daß er dann, dauernd getäuscht über die Kompliziertheit des Lebens, sich in seinen Fängen verwirrt und schließlich als eines der vielen Opfer der Schundliteratur vor Gericht steht.

Eben darin liegen die großen Gefahren der Schundliteratur. Aus dem guten Buche schöpft der Lefende, troß seiner scheinbaren Bergessenheit auf den nur stofflichen Inhalt, eine Fülle anderer Werte. Zum Vergleich denke man einmal an die Jugend eines in der goldenen Freiheit des Landlebens aufwachsenden Kindes! Auch dieses Rind lebt in feiner eigenen Bhantasiewelt und wird zunächst wenig Gefühl für die Wirklichkeit seiner Umgebung haben. Aber diese Phantasie wird sich nie so rasch und endgültig erschöpfen wie beim Rinde in den großstädtischen Elendsvierteln, weil sich seine Seele jeden Tag mit neuem Reichtum füllt. So nimmt das lesende Kind auch die sittlichen Werte, den Stimmungsgehalt, die Kraft und Sprachgewalt des guten Buches in sich auf. Wie Sonne und Wald und Sturm und die reinen, flaren Sternennächte durchdringt auch die Schönheit des guten Buches das Wesen des Lesens, baut, formt und gestaltet es und läßt den geistig- seelischen Organismus in natürlicher Gesundheit reifen. Wenn also auch das stetig wechselnde Gesicht der Schund literatur es unmöglich machen wird, das Kind dieser Lektüre immer fernzuhalten, so wird ein an gute Literatur gewöhntes Kind, ein Rind also mit träftigem feelischen Organismus, den zeitweilig nicht zu verhindernden Einfluß der Schunblettüre ebenso überwinden, wie ein gefunder Rörper gelegentlichen Krantheitseinflüssen troßt. Die einzig wirksame Bekämpfung der Schundliteratur ist es demnach, der Jugend noch viel mehr als bisher das gute Buch zu übermitteln, das auch seinem stofflichen Inhalt nach ein Jugendbuch ist.

Händel- Fest der Arbeiterfänger.

Das Allgemeine Arbeiter- Bildungsinstitut und der Deutsche   Ar beiterfängerbund, Gau Leipzig, sowie die Arbeitsgemeinschaften Didamscher und Lichtscher Chöre, Leipzig  , veranstalteten vom Sonn­tag bis Montag ein im großen Stil angelegtes Händel- Fest. Den Auftakt bildete am Sonnabendnachmittag eine Begrüßungsfeier im Festsaal des Leipziger   neuen Rathauses. Romain Rolland  , den man eingeladen hatte, drückte in einem Handschreiben sein tiefes Bedauern aus, infolge anderweitiger Inanspruchnahme nicht an dem Fest teilnehmen zu fönnen. Ich bin voll Bewunderung über die deutschen Boltschöre", schreibt er an den Deutschen Ar­beiterjängerbund. Welch herrliche Einrichtung musikalischen Geistes in den arbeitenden Klaffen der Nation! Es wäre nötig,

zügigen Brogramms von Wafferstraßenbauten, das der Reichsvers fehrsminister aufgestellt und das das Kabinett heute grundfäßlich gut­geheißen hat. In Betracht kommen in erster Linie Fortführung der noch nicht fertigen Teile des Mittellandkanals, das Staubeden Dit­machau, der Hansakanal, der Küstenkanal und die Kanalisierung des

unteren Mains.

Die füddeutschen Wasserstraßenbauten am Redar und zur Ber bindung von Rhein  , Main und Donau   werden im Rahmen der mit den Ländern getroffenen Bereinbarungen weitergeführt werden. Die Durchführung dieser Bauten soll nach Möglichkeit örtlich und zeitlich den besonderen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes angepaßt werden. Es ist möglich, schnell mit dem Stück des Mittellandtanals Hamm- Lippstadt zu beginnen.

Die Reichsregierung ist ferner entschlossen, neue Maßnahmen zur Förderung der sogenannten Schlüffelgewerbe zu treffen. Schlüffel­mäßige Bedeutung für die ganze deutsche Volkswirtschaft hat die Landwirtschaft. Alle Maßnahmen, die ſie wirtſchaftlich ſtärken, erhöhen ihre Kauftraft und kommen damit großen Teilen der In­jetzt eine Berstärkung ihrer Mittel durch das Gefeß, das der Reichstag duftrie zugute. Die Bodenfulturgesellschaft erfährt gerade werbslosen bei Dedlandkulturen einsehen. Vielleicht können fürzlich beschlossen hat. Außerdem soll die Beschäftigung von Er­auch für die Dedlandkultur erhöhte Mittel durch Anleihen gewonnen werden. Auch die Reichs bahn hat die Pflicht, sich in den Dienst der Arbeitsbeschaffung zu stellen! Die Reichsregierung wird alle Maß­nahmen dieser Art eifrig fördern.

paffung der bestehenden Straßen an die Bedürfnisse des modernen paffung der bestehenden Straßen an die Bedürfnisse des modernen Berkehrs, vor allem des Autoverfehrs. Zur Durchführung eines ein­heitlichen Planes zur Arbeitsbeschaffung ist ein verständnisvolles Zu­fammenarbeiten der Länder und Gemeinden mit dem Reiche er­forderlich. Jedes Neben- und Gegeneinanderarbeiten bringt bedroh­liche Hemmungen, die angesichts der furchtbaren Notlage der Erwerbslosen   vermieden werden müssen.( Lebhafter Beifall.) Abg. Schüh( Komm.) tritt für einige fommunistische Anträge ein und bezeichnet die Ausschußentschließung und das Programm der Regierung als unzureichend.

Weiter soll Arbeit beschafft werden durch Straßenbau und An­

Abg. Dißmann( Soz.)

schildert die Anstrengungen der Sezialdemokratie um die Berebise­rung der Fürsorge für Erwerbslose und Kurzarbeiter. Der Versuch der Regierung, durch eine 3 wischenlösung die Unterstügungen für Erwerbslose nach Lohntlassen vorzunehmen, mit dem Ergebnis, daß die Unterstügungen insgesamt um 25 bis 30 Proz. reduziert worden wären, ist zurückgezogen worden. Die sozialdemokratische Fraktion hat efinen Zweifel darüber gelassen, daß sie sich dieser Verschlechterung der Erwerbslosenfürsorge aufs energischste widersehen würde.

Wir fordern jetzt, daß die Kurzarbeiterunterstühung in der gleichen Weise verlängert werde, wie die Erwerbslosenfürforge. Unser Antrag im sozialpolitischen Ausschuß, daß auch der erste und zweite Tag des Arbeitsausfalls unterstüßt werde, ist leider a b= gelehnt werden. Angesichts der Notlage, in der sich die Kurz­arbeiter befinden, ist es ein unhaltbarer Zustand, daß die Unter­ftüßung für den ersten und zweiten Arbeitstag nicht gewährt wird. Wir erheben auch dagegen Einspruch, daß man die ausgesteuerten Erwerbslosen durch die Ueberweisung an die öffentliche Fürsorge in ihren Bezügen fürzen will. in ihren Bezügen fürzen will. Auch denjenigen Arbeitslosen, die Säße weiter ausgezahlt werden, wenn sie teine Arbeit bekommen. bereits 52 Wochen unterstützt worden sind, müssen die bisherigen Es muß ihnen wenigstens das bescheidenste Existenz­für eintreten, daß Staat und Gesellschaft ihre Pflicht gegenüber den minimum gesichert werden. Wenn wir Sozialisten auch da die Solidarität der noch Arbeitenden für ihre erwerbslos gewordenen Erwerbslosen zu erfüllen haben, so vergessen wir doch darüber nicht Arbeitskollegen. So hat der Deutsche   Metallarbeiterverband seit Anfang diefes Jahres in jedem Monat über 3 Millionen Mark für die arbeitslofen Mitglieder ausgegeben, das sind bisher mehr als 36 millionen.( Hört, hört! bei den Soz.)

Rechnen wir dazu, was die Gesamtheit der Organisationen der Arbeiter und Angestellten für die arbeitslofen, Kollegen ausgeben, so ist unsere Forderung an die Regierung um jo mehr berechtigt es nicht nur bei Worten bewenden zu lassen, sondern schleunigst zu Taten zu kommen.( Beifall bei den Soz.)

Abg. Rädel( Komm.) behauptet, daß nach den Ausführungen des Reichsarbeitsministers die Regierung gar nicht die Absicht habe, den Arbeitslosen zu helfen. Die Kommunisten würden deshalb gegen den Ausschußantrag stimmen.

Die Borlage des Ausschusses wird darauf gegen die Stimmen der kommunisten angenommen. Es werden weiter angenommen

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| daß die anderen Bölker auch versuchen würden, dieses hohe Biel fich zu steden. Könnten sie selbst von weitem einem derartigen Borbild folgen!" Arie aus dem Händel  - Oratorium Esther") begrüßte Genosse Nach dem Gesang von Ilse Helling- Rosenthal  ( Rezitativ und Dr, Riemann( Sohn des verstorbenen Musikgelehrten der Uni­ versität Leipzig  , Hugo Riemann  ) im Namen der Beranstalter die er schienen Gäste, die ihrerseits den Veranstaltern ihre Wünsche ent­boten. Die Feier fand ihren Abschluß mit dem Vortrag dreier Männerchöre von Erwin Lendvai  ( Glockenlied von Spitteler  , Brügge  von Stephan Zweig und den neuzeitlichen Tendenzgefang ,, Die Erde bebt" von Bruno Schönlant), meisterhaft von den Männerchören Leipzig- Thonberg- Stötteriß und Leipzig  - West. unter Leitung ihres tampfbewährten Dirigenten Paul Michael, des ,, Arbeitertantors" von Leipzig  , vorgetragen.

Das Fest selbst brachte am Sonnabend eine Aufführung des Oratoriums Samson" durch die Didamschen Chöre in der Thomas­firche, der am Sonntagmorgen die Lichtschen Chöre mit einer Auf­führung des Dratoriums Herakles  " in der Alberthalle folgten. Schering über Georg Friedrich Händel  . In einem Kammer­Sonntagabend sprach im Rahmen der Veranstaltung Prof. Arnold fonzert gelangten Orchesterwert und Kantaten zum Vortrag.

Das Fest fand am Montag seinen Abschluß durch eine Auf­führung der Händel  - Oper Tamerlan  " unter Leitung von General­musikdirektor Gustav Brecher  . Die bedeutendsten Künstler Leipzigs  verhalfen so dem ersten Arbeiter- Händel- Musikfest zu einem meit über die Mauern der Stadt beachtlichen Erfolg.

Walter Hänel

Eine Marmorfopie des Jeusfopfes von Phidias  . Der italienische Archäologe Guidi, der die Ausgrabungen zu Cyrene in Nordafrita leitet, hat mit den beiden englischen Professoren Smith und Lorcher eine aufsehenerregende Entdeckung von höchster Bedeutung gemacht. Beusstatue des Phidias  . Dieses verlorengegangene Bildwert, das Man fand nämlich eine Marmorfopie des Kopfes der berühmten im Tempel von Olympia   and, war die gefeiertste Plastik der Antike und wurde als eines der sieben Weltwunder verehrt. Die Statue felbft war aus Marmor gefertigt, während die Gewänder aus Gold bestanden und mit foftbaren Steinen verziert waren,

Ein Land ohne Zenjur. Der österreichische Verfassungsgerichts­hof hat eine Berfügung der niederösterreichischen Landesregierung, die die Bewilligung von zwei Filmen nicht erteilte, als verfaffungs­widrig aufgehoben. Durch Bundesgefeß ist in Desterreich jede Benfur und nicht bloß die Pressezensur aufgehoben worden sei.

Ein deutscher Biochemiter in Japan   und Amerita. Der außerordentliche Professor für Anwendung der pbyfitalischen Chemie in der Medizin an der Berliner   Universität, Dr. Leonar Michaelis, der bisher das Biochemische Snftitut an der Aicht- Universität in Nagoya  ( Japan  ) geleitet hat, it für brei Jahre an die Johns Hopkins  - Universität in Baltimore   berufen worden. Die größte Cotomofive. Die größte elektrische Lokomotive der Welt ist von einer Genfer   Firma für die Bern- Lötschberg- Simplon  - Linie ge schaffen und auf Bersuchsfahrten erprobt worben. 126 Tonnen, hat mehr als 60 Fuß Länge und wird von 6 Motoren be Die Lofomotive wiegt trieben, die 4500 PS baben. Die Maschine, die bon einem Führer geleitet werden tann, bat 480 000. gefoftet und fann einen Schnellzug mit einer Geschwindigkeit von 150 Rilometer in der Stunde ziehen.