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Inüustriekreüite für Gberfthlesien. Subventionsberatungcn im Haushaltsaussckiust. Der Ausschub für den Reichshaushalt verhandelte in seiner Donnerstagsigung zunächst die ihm vom Wirtschaftsministcrium zu- gegangene Denkschrift über die Gewährung eines Kredits zur Stützung der oberschlefifchen Eisenindustrie. Die Oberschlesische Eisenindustrie A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb (Obereisen) und die Oberschlesische Cisenbahnbedarss-A.-G (O b e r b c d a r s) in Gleiwig erbaten im Herbst 1924 staatliche Krcdithilse von Preußen. Da Obereisen durch die neue Grenz- Ziehung in Oberschlesien   seine Verfeinerungsanlagen und Oberbedarf seine Rohstoffbasis an Kohlen verloren hatte, und die Lebens- bedingungen der Werte sich durch die Grenzschwierigkeiten sowie auch durch den deutsch  -polnischen Zollkrieg und den Fortfall früherer östlicher Absatzgebiete auch sonst verschlechtert hatten, war der Betrieb der beiden Gesellschaften, mit beeinflußt von der ollge- meinen Wirtschaftskrise, verlustbringend geworden. Ein- gehende Feststellungen und Untersuchungen durch eine von der preu- ßischen Regierung berufene Sachverständigenkommission bestätigten die geschilderte Notlage der Werte. Es wurde deshalb angesichts der hohen Bedeutung der oberschlesischcn Eisenerzeugung, für die in ihr beschäftigten außerordentlich zahlreichen Arbeiter(20 000) und die wirtschaftlichen und politischen Belange Oberschlesiens   von Preußen K r e d i t h i l f e gewährt. Auf Veranlassung und unter Garantie der preußischen Staatsregierung stellte die Preußische Staatsbant einen Betrag von 46 Millionen Reichsmart bis zum 31. Dezember 1926 zu einem mäßigen, unter dem Reichsbant- diskontsatz liegenden Zinssatz zur Verfügung. Da Oberbedarf seine Verfeinerungsanlagen und Obereisen seine Rohstoffquellen auf deutschem Gebiet erhalten geblieben waren, konnte von dem Zusammenschluß der sich ergänzenden Werkteil« die Schaffung eines einheitlichen lebenssähigen Betriebes und damit die Erhaltung einer eisenproduzierenden Hüttenindustrie in Ostdeutschland   erwartet werden. Ein von dem Reichswirtschaftsministerium und dem Preußischen Handelsmini- fterium beaustragte Sachverständigenkommission prüfte unter Mit- Wirkung der deutschen Emission- und Treuhand-Gesellschaft die Ber- Hältnisse bei den beteiligten Gesellschaften und der im Ensstchen be- troffcnen neuen Gesellschaft eingehend nach. Die Berhand- lungen über den geplanten Zusammenschluß und eine neue Stützung durch die ösentliche Hand waren sehr schwierig und drohten wegen zu hoher Forderungen der Gesellschaften wiederholt zu scheitern. Bei einem Scheitern der Verhandlungen muhte mit einer Stillegung der Werke gerechnet werden. Die Banken würden für den Fall, daß die Preußische Staatsbank Ende des Jahres auf der Rückzahlung der 46 Millionen Reichsmark durch die Banken bestehen würde, sich an die Gewerkschaften halten und die damit bei ihrer jetzigen finanziellen Log« zum Konkurs treiben. Das aber würde zu einer Stillegung der oberschlefifchen Eisenindustrie und damit auch zu schweren sozialen Gefahren für den deutsch   ge- bliebenen Teil Oberschlesiens   führen. Der Zusammenbruch der Werke würde über ihren eigenen Lebenskreis zu einer Katastrophe für die gesamte östliche Eisenindustrie und einen großen Teil der mit dieser durch ihren Beruf eng verbundenen Bcevölkerung führen. Di« Verhandlungen würden daher immer wieder ausgenommen und nach weiteren Schwierigkeiten kam eine Einigung unter der Boraussetzung der Genehmigung durch das Parlament auf folgender Basis zustande: Die Banken sollen bei Fälligkeit des Darlehns, d. h. am 31. De- zemher 1926, einen Betrag von 10 Millionen Reichsmark an die Preußische Staatsbank   zurückzahlen und in dieser Höh« eine Forderung gegen die alten Gesellschaften behalten, während der Restbetrag der Schuld in Höhe von 36 Millionen Reichsmark die neue Gesellschaft unter hypothekarischer Sicher- stellung selbst übernimmt. Für ihn ist eine Verzinsung und Amorti- sation vorgesehen, deren Gegenwartswcrt bei Sprozentiger Diskontierung 21 Millionen Reichsmark beträgt, so daß unter Berücksichtigung der von den Banken am Schluß des Jahres zurück- zuzahlenden 10 Millionen Reichsmark für die öffentliche Hand eine Belastung von etwa IS Millionen Reichsmark oer­bleibt. Diese Summe soll vom Reich und Preußen je�zur Hälfte getragen werden. Das Reich müßte also ebenso wie Preußen an die Preußische Staatsbank   eine Zahlung von 18 Millionen Reichsmark bewirken, die es im Laufe der nächsten 3S Jahr« im Wege allmählicher Amortisation wieder zurück- erholten wird. Sicherungen dagegen, daß das neue Werk fremden Interessen zulieb« stillgelegt oder geschwächt wird, und Garantien für den Fortbestand einer eisenerzeugenden Industrie in Ober- schlesien   auch für die ferne Zukunft sind in dem Vertrage vorgesehen. In der Debatte wurde von den Genossen Hoch, Stücklen  und H i l f e r d i n g mit Nachdruck betont, daß sie sich der großen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Gefahren, die eine Still- l e g u n g der Werke im Gefolge haben würden, nicht verschließen wollten. Andererseits stehe fest, daß durch die jetzt geplante Aktion und durch das Eingreifen des Reiche» in erster Reihe«ine E n t» l a st ung der Preußischen Staatsbank bewirkt werden würde. Sollten daher jetzt bedeutende Reichsmittel zu ungünstigen Bedingungen zur Sanierung der Werke hergegeben werden, so müsse man unbedingt Vorsorg« treffen, daß, sobald die Werke wieder wirt- schoftlich gesund daständen, vor allem aus ihren etwaigen U e b e r- lchüsfen die Verluste de» Reiches abgedeckt werden. Das Zentrum schloß sich diesen Anregungen an. und nach eingehender Debatte wurden gegen die Stimmen der K o m m u n i st e n die folgenden zwei Anträge angenommen: Der Ausschuß wolle beschließen, erstens zuzustimmen, daß die Reichsregierung dem der Denkschrift über die Gewährung eines Krebites zur Stützung der oberfchlesischen Eisen- industri« beigesügten Vertrage ihre Zustimmung gibt und nach dem Zustandekommen de» Vertrages bis zum Gesamtbetrag von 18 Millionen Reichsmart Zahlungen auf die hier- durch übernommenen Verpflichtungen leistet, zweitens die Reichsregierung zu ersuchen, die zu diesem Zweck erforderlichen Mittel durch einen Nachtragsetat für 1926 dem- nächst anzufordern. Ferner. Der Ausschuß wolle beschließen: die Reichsregierung zu ersuchen, durch ein Zusatzabkommen zu dem vorgelegten Vertragsentwurf sicherzuftellen, daß der nach Abwicklung des Ber  - träges sich ergebende Schaden des Reiches durch Zinsverlulte alsdann durch die Schuldner aus andernfalls zur Dioidcndcnous- fchüttung über ein festzustellendes Mindestmaß auf Grund des zu gegebener Zeit übliche» R e i ch s b a n k d i s k o n t s zur Ber- fügung stehenden Beträgen getilgt wird.
Die(Erdbebenschäden auf Rhodos  . Durch das Erdbeben auf der Insel Rhodos   find 10 000 Menschen obdachlos geworden. Der Schaden kann noch nicht geschätzt werden. Insgesamt sind etwa 1S00HäuI«reinge stürzt und etwa 2v00Häus«rschwer beschädigt worden. Hierbei handelt es sich meist um Häuser au» früheren Bauperioden, während die modernen Gebäude meist nicht in Mitleidenschast gezogen wurden. Menschenleben sind nur wenig zu beklagen, da sich die Bevölkerung wegen der Hitze zumeist lm Freien aufhielt. Vollständig zerstört wurden die Kör j er Arnita, Apollatio und Lado.
vom Scherl'sthen Heiratsmarkt. In der schönen Frühlings- und Frühsommerzeit, um Ostern und Pfingsten, regen sich die menschlichen Triebe auch die Jo­hannistriebe. Dann ist in der AbteilungEhesachen  " desLokal- a n z e i g e r s" Hochkonjunktur. Spalten und Spalten sind voll von Ernstgemeint",Selbstinserat",Neigungsehe",Pfingstwunsch" und wie man das so nennt. Eine eigene Rubrik richtet Scherl dafür nicht ein dazu ist er viel zug'schamig". Eben noch liest manStaub- sauger Vampyr",Vertrauensvolle Raterteilung in diskreten Ange- lcgenheiten",Pfui, meine Damen, dick- Deine find unschön",Lästige Haare, Warzen, Leberflecken entferne für immer" da plötzlich steht vor mir einGeheimrat, 59, jugendlich, liebenswürdig, elegant", der eineGattin, Hausfrau, Dame" freien möchte, also gleich ein dreifaches Wesen. Und nun sind wir mitten im Fahrwasser der Ehe. Manches liest sich so herzerfrischend, daß man ordentlich ausatmet in unserer ach so materialistischen Gegenwart: Mein Pfingstwunsch ist, ein hübsches, gebildetes Mädel mit sonnigem Wesen zwecks Heirat kennenzulernen." Mädel" undSonne im Herzen". Cäsar Fleischlen, du hast nicht umsonst gelebt! Wenn ein.Rittergutsbesitzerssohn"Ideal- ehe ersehnt" oder einGroßer Kaufmann" eineE h e k a m e- radin wünscht" so geradezu, wie man beim Fleischer ein halbes Pfund Wurstwünscht", so ist das noch immer honett und taktvoll. Und wenn gar«inZvjähriges Hausmütterchen"Brief- Wechsel mit Theologen oder Philologen ersehnt zwecks Heirat" oder einealleinstehende Witwe, 44 Jahre, bester Kreise", weiter nichts sucht alsGedankenaustausch mit älterem, vornehmen Herrn von Herz und Gemüt", so wird man das ebenso rührend finden wie den Wunsch eines 3öjährigen in guter Position, der dieJdealehe" davon abhängig macht, daß die KontrahentinAugenglas trägt wie ich". Einegebildete Dame, 47 Jahre, evang., 3-Zimmereinrichtung" oersteigt sich in ihrem heißen Sehnen gar zu einem poetischen Stoß- seufzer: Allein zu sein, drei Worte, nicht zu sagen, Und doch so schwer, so endlos schwer zu trogen. Die Frau hat Gemüt, sollte man sprechen. Und dieAnmutige Witwe, 25, mit 3-Zimmereinrichtung", dieL i e b e s e h e ersehnt" unterPostlagernd Waidmannslu st", ofsenbar ziemlich viel Temperament. Frischauf zum fröhlichen Jagen! So weit wäre ja alles schön und klar, und man ließe sich auch durch die Angebote körperlicher und seelischer Vorzüge wiemittel- blond",vollschlank" das kommt verdächtig oft wieder und dürfte meist auf der ersten Silbe den Nachdruck haben!Oberzoll­inspektor, einsamer, solider Mensch, jedoch kein Spießer", Biederer Angestellrer", einBerliner   Künstler, herzensguter, prachtvoller Mensch",bin Ehrenmann" wie ein Fabri- kant mit aufsalleydem Eifer versichert nicht abschrecken. Bei den Damen wird die Sache zuweilen brenzlich: etwa bei der Ostpreußin, die gern nach Berlin   übersiedeln möchte.Selbige ist alleinstehende, s es che Witwe, jedoch solide." Na, na! Bei einerbekannten Dome" oder einer, die sich alsa n s p r e ch e nl) e Erscheinung" aus­gibt, ist ebenfalls Vorsicht am Platze. Wenn nur das Geschäft- l i ch e sich nicht so häßlich dazwischen mengte.Welche Dame be- teiligt sich an erstklassigem Geschäft? Heirat nicht ausgeschlossen." So steht dos da, und kein Wörtchen vonGemüt",feinsinnig", zartbesaitet"!Langjähriger Beamter wünscht Einheirat in Ge- schüft. Buchbinderei, Papiergeschäft oder Buchdruckerei angenehm." Gleichzeitig der Geschäftszweig daneben. Fabrikant, 32, sucht Geldgeberin bis 40, auch Witwe, mit etwa 58000 zur notwendigen Erweiterung bestehender Dekora- tionsmalerei sowie Möbellackiererei bei bestem Verdienst. Spätere Ehe erwünscht." Die Ehe hinkt kläglich hinterdrein. Wenn die Partnerin 10 000 bis 16 000 M. in den Betrieb steckt, darf sie gewiß auch 45 alt sein. Der Restourateur, derda Auseinandersetzung, in Haus- grundbefitz oder Geschäft einzuheiraten" wünscht, ist wenigstens ehr- lich. Indessen dürfte die Erwählte sich bei ihm ebenfalls aufAus- einandersetzungen" gefaßt machen. Um übrigens auf besagten Ehrenmann" zurückzukommen,Berliner   Grohkaufmann, Fabri- kant, Witwer, över, jung aussehend, edler Gesinnung, liebevoller, ausrichtiger Charakter": dieses Sonntagskind sucht einesympathische Ehekameradin mit Gleisgrund st ück, worin Fabrik wegen dringender Vergrößerung und Austrägen verlegt werden kann". O, welch ein Absturz aus der reinen Sphäre bürgerlicher Ideale! Wie soll man da von den Vermittlungsbureaus die reine Men- fchenliebe erwarten? VomK c b u"(nicht zu verwechseln mit Zebu), demKatholikenehebund", der nur für die Angehörigen der allein- seligmachcnden Kirche sich als Schadchen anbietet, oder derDeutsche Bund  " in der Motzstraße, geleitet von derFrau Direktor Faubel", durch deren liebenswürdige, diskrete VermittlungAngehörige der besseren nationalen Stände schnell heiraten können". Die Nationalen haben es offenbar besonders eilig.Freifau von Koburg", Spezialität in Adelsheiraten, nimmtProvision" erstnach Eheschließung". Aber, gnädige Frau, davon spricht man doch nicht in Ihren Kreisen! Da ist mir, offen gestanden, die kleine Bürgers- tochter noch sympathischer, die für ihreMama. Lebensmittelgeschäft mit 3.Zimmerwohnung".«inentüchtigen ehrlichen Gatten(Anti- alkoholiker)" sucht,da Geschäst Hilfe erfordert". Alle, alle finden sie bei Scherl Verständnis! Politik in See Schulstube. In den Zeiten der Monorchie war es nicht» Sellenes, daß in den Schulen königs- und regierungsergebene Lehrer und Lehrerinnen vor ihren Jungen und Mädchen ihre politische Meinung auskramten und sich dabei selbstverständlich in Schmähreden gegen die Sozial- demokratie ergingen. Wer damals, im Lehramt stehend, sich zur Sozialdemotralie bekannte, der durste, auch wenn er vor seinen Schulkindern sich jeder Aeußerung über politisch« Fragen enthielt, mit Sicherheit daraus rechnen, daß er baldigst ohne viele Umstände auf die Straße gesetzt wurde. Sind heute, in unserer Zeit der Republik  , die Rollen vielleicht dahin vertauscht, daß jetzt die�noch monarchisch gesinnten Lehrer und Lehrerinnen, wenn sie in der Schul- stube Politik treiben, aus ihrem Amt gejagt werden? Ach nein, da ist unsere Republik von einer Duldsamkeit, die keine Grenzen kennt! Proben derUnbefangenheit", mit der solche politisierenden Pädagogen in den Schulen drauflos reden, find imVorwärts" zu- weilen wiedergegeben worden. Hier wollen wir aus Berliner   Schulen ein paar neue»ällc mitteilen, die uns aus der letzten Zeit gemeldet wurden. In der Berufsschule an der W r a n g e l st r a h e darf ei» Oberlehrer G c p p e r t es sich leisten, vor jugendlichen'Ar- beitern sich über die Stahlhelm er in wohlwollenden Worten zu äußern. Er stellt sie dem Roten Frontkämpserbund gegenüber und erzählt, die vom Roten Frontkämpferbund   seien grüne Jungen, bei den Stahlhelmern ober habe man es mit er. sahrencn Leuten zu tun, die schon im Schützengraben waren. Die Stahlhelmer sollten den Herrn, der so hoch von ihnen denkt, zu ihrem Ehrenmitglied ernennen. Aber auch in den Volksschulen, �wo die jungen Kinder sitzen, kommt es vor, daß Lehrermut vor Schüler- bänken sich kundtut. Die bewegte Zeit des Dolkscntscheids, die nun hinter uns liegt, scheint manchen Pädagogen der schule aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben. In der 2 2 6. Gemeinde- schule(Baruthcr Straße) konnte der in einer 2. Klasse unterrich. tende Lehrer Franke nach dem Volksentscheid es sich nicht vor- kneifen, seine Befriedigung darüber zu äußern, daß der Volts-
» entscheiddurchgefallen" sei. Er bedauerte, daß nicht dos Zentrum den Schwarzweißroten geholfen habe: denn dann wäre es denRoten  " noch übler ergangen. Geradezu toll ist das Stück, das in der 2 3 0. G e m e i n d e s ch u l e(Wehlauer Str.) ein Lehrer G r o t b e fertig brachte. Am Tage nach dem Volksentscheid fragte er in der Klasse 2 die Jungen:Wißt ihr, wieviel Spitzbuben es im Deutschen Reich gibt?" Erstaunte Gesichter blickten ihn an und alles schwieg. ,.F ünfzehn Million« n!" beantwortete Herr Grothe selber seine Frage. Jetzt begriffen die dreizehnjährigen Jungen, was er meinte. Soll man derartige Mißgriffe und Ausschreitungen ruhig hinnehmen? Sollen die Eltern sogar zu der kecken Beschimp- fung schweigen, die dieser Herr Grothe sich erlaubt hat? Er kennt doch wohl die soziale Zusammensetzung der Elternschaft der im Bezirk Prenzlauer Berg   liegende» Schule und kann nicht darüber im Zweifel sein, daß beim Volksentscheid ein beträchtlicher Teil der Eltern seiner Schüler für die Fürstenenteignung mit Ja gestimmt hat. Wenn er trotzdem es für zulässig gehalten hat, sich vor ver- sammelter Klasse in dieser Weise zu äußern, so hat er damit gezeigt, daß er nicht an richtiger Stelle steht. Man sollte ihm Gelegenheit geben, sich auf einem anderen Arbeitsfeld zu betätigen.
hpänea auf öem flrbeitsmarkt. Auch eine Krisenerscheinung. Die Notlage von Geistesarbeitern nützen neuerdings Kautions- schwindler wieder in reichem Maße aus. Bei einem stellungslosen Ingenieur, der mit seiner Schwester zusammenwohnt und sich mit Mühe über Wasser hält, erschien ein etwa 40 Jahre alter, würdig aussehender Mann, der angab, daß er Personalchef eines großen Werkes sei, daß einen Ingenieur anstellen wolle. Nach seiner Ge- wohnheit sei er selbst gekommen, um den Arbeitsuchenden in seiner Behausung zu sehen und sich gleich ein Bild seiner Verhältnisse machen zu können. Nachdem die Männer sich über die Bedingungen einig geworden waren, erklärte der Fremde, daß eine Kaution von 150 Mark erforderlich sei. Der Ingenieur beriet mit seiner Schwester, ob sie eine solche Summe gleich flüssig hätten. 140 M. waren entbehrlich, 10 Mark sollten zur Bestreitung des Unterhaltes dienen. Die Ge- schwifter kamen nun überein, lieber auf die Mahlzeiten zu ver- zichten, als die'Aussicht auf die gute Stellung aufzugeben. Der Personalchef" tat das Geld in einen Umschlag und ging mit dem Ingenieur zur Bank, wo es als Depot hinterlegt werden sollte. Unterwegssiel ihm plötzlich ein", daß er»och zu einer wichtigen Konferenz mußte, er übergab dem Bewerber den Umschlag und hieß ihn die Kaution am nächsten Morgen mitbringen, wenn er seinen Dienst antrete. Ohne den Umschlag näher anzusehen, ging der Ingenieur heim und wanderte am nächsten Tage hoffnungsvoll seiner neuen Arbeitsstätte zu. Hier mußte er erfahren, daß dort gar keine Fabrik ist. Jetzt holte er den Umschlag, den er mit- gebracht hatte und der noch verschlossen war, aus der Tasche, öfsnete ihn und stellte zu seinem Schrecken fest, daß er nur Papier- st ü ck e enthielt. Der Gnuner hatte es verstanden, unbemerkt die Geldscheine herauszunehmen. Der Betrogene, der sofort bei der Kriminalpolizei   Anzeige erstattete, erfuhr hier� daß er nicht der einzige Leidtragende war. Derselbe«chwindler hatte auch andere Stellungsuchendc betrogen und von ihnen K a u t i o n e n b i s z u 700 Mark erbeutet. Der Betrüger, der jetzt gesucht wird, ist 1,60 Meter groß, hinkt etwas aus.«lnem Bein und war stets in einen grauen Gchrock mit passendem steifen Hut gekleidet. Mitteilungen von weiteren Geschädigten und über erneutes Am» treten des Schwindlers erbittet Kriminalkommissar Dr. Wächter im Zimmer 547« im Polizeipräsidium.
München   am Anhalter Bahnhof  . Die schöne Parkcckc gegenüber den,'Anhalter Bahnhos ist ver- schwunden und ei» Geschäsispalast oon�nicht alltäglichen Dimen­sionen, in weiter Front die Königgrätzer Straße   beherrschend, erhebt sich an ihrer Stelle. Man hat esE u no p a h a u s" getauft und es beherbergt von den großen Firmen Berlins   die bekanntesten Namen. Darunter befinden sich ein großes Lichtspieltheater und ein Cafe. Im Mittelbau an der Königgrätzer Straße  , zwischen den beiden flankierenden Hochbauten, hat das MünchenerHosbräuhaus" eine eigene Gaststätte, sehr freundlich und ein bißchen münchnerisch ein- gerichtet. Die neue Gaststätte unssaßt einen großen Gastraum und daran anschließend ein gemütliches Bräustüberl und bietet Raum für 1200 Personen. Die Einrichtung schließt sich in ihrem Charakter an das Münchener Vorbild an, macht jedoch der Eigenart des Ber- Iin.cr Publikums die weitestgehenden Zugeständnisse. In den 1500 Ouatratmeter großen Kellerräume» sind 5 Kegelbahnen, Bierkeller, Kühlanlagen und sehr moderne Wirtschaftsräume untergebracht. Die über den Gafträumcn befindliche Terrasse soll als Dachgarten aus- gebaut und in den Wirtschastsbetrieb einbezogen.werden.
Schwere VerkehrSunfäNe. Ein schwerer Verkehrsunfall ereignete sich gestern nbend an der Spandauer, Ecke König st raße. Der Kinn» schauspieler Willi Zamzow au� der Schloßstpaße 1!n Pankow  versuchte von einem in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen der Linie 64 zu springen. Er kam zu Fall und wurde von einer uachfolgendsn Kraftdroschke erfaßt und überfahren Mit schweren inneren Verletzungen wurde er in das Krankenhau» am Friedrichs- Hain gebracht In W i l m e r s d o r s an der Kreuzung Kaiserallee  und Berliner Straße fuhren zwei Kraftdroschken aufeinander, beide Wagen gingen in Trümmer Der Ehausfeur und ein Insasse wurden erheblich verletzt und erhielten am der nächsten Rettungsslelle die erste Hilf«. Durch den Vorfall entstand eine Verkehrsstörung von einer halben Stunde. Vor dem 5)ause Kurfür st en st raße 107 wurde heute morgen der Oderleutnant Karl Kiesenwitz aus der Von-der-Heydt-Straße 13 von einer Kraftdroschke überfahren. K. wurde in das Elifabcthkrankenhaus übergeführt. Der D r o s k c n- führet ist unbekannt entkommen. Um 149 Uhr vor- mittags wurde beim Ueberfchreiten des Fahrdammes in der Berg- mannftraße die Ehefrau Auguste S t a l l i n g aus der Bergmann- straß« 108 von einer Kraftdeofchke überfahren. Sie erlitt einen doppelten Schädelbruch und mußte in das Urban-Kranten» Haus jiberführt werden._ Da» Bettenhau» in der Prlnzensirahe. Nach monotelangen Umbauarbeiten ist in der Prinzenftr. 46 ein Neubau entstanden, der die bekannten Geschäftsräume ber Berliner   B e t t f e d e r u- fabrit Gustav Lustig enthält, die den Anforderungen der Neuzeit entsprechend gestaltet wurden. Die Fassade hat den Charakter eines modernen Geschäftshauses und an Stelle der früheren, heute veralteten Firmenschilder, lenkt eine geschickte Licht- r« k l a m e die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich. Die ausgedehnten Räumlichkeiten nehmen zusammen mit den Lagern und den modernen maschinellen Anlagen der Vetisedern-, Bettwäsche-, Steppdecken- und Matratzeniabrik eine Fläche von weit über 4000 Quadratmeter ein. Die Firma hat sich weit über die Grenzen der Mark hinaus einen Name» erworben. Gewerkschasilicher Rundsunkvortrag. Kieute abend 7.25 Uhr spricht der Geschäftsführer de? Bundes der technifll)«» Angestellten und Beamten, Dr. Fritz P f i r r m a n n durch den Berliner   Rund- funk über das Phema:Fortschritt der Technik Er- f i n d e r s ch u tz". verbesserter Telephondienst condon Berlin  . Der englisch  « Generalposlmeister gibt bekannt, daß vom 1. Juli ab neben dem bis- herigen Telephondienst zwischen London   und gewissen Städten in Deulschland ein« Leitung für ständigen Tag- und Nacht- d i« n st zwischen London   und Berlin   verfügbar fein würde. Das Datum des vollen öffentlichen Verkehrs London   Berlin   werde noch betanrugegeben werden.