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Um die Bestätigung Dorpmüllers.

Wie wird die Regierung entscheiden?

Wie bekannt, hat die Reichsregierung die vom Verwaltungsrat der Reichsbahngesellschaft vorgenommene Wahl Dorpmüllers zum Generaldirektor bisher nicht bestätigt, sondern ist mit der Reichs­bahngesellschaft zunächst einmal in langwierige Verhandlungen dar­über eingetreten, welche Garantien bei einer eventuellen Bestätigung des bisherigen stellvertretenden Generaldirektors nad; der politischen, wirtschaftlichen und personellen Seite gegeben werden würden.

Die Reichsbahn hat bestimmte politische Zwecke wahrzunehmen, was bei der jetzigen rein privatkapitalistisch eingestellten Leitung der Reichsbahn nicht gewährleistet ist. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß die Dawes Gefeßgebung die Leitung der Reichsbahn in ihrer freien Bewegungsmöglichkeit sehr stark ein schränkt. Nach der wirtschaftlichen Seite hin hat die Er fahrung gezeigt, daß die lieberspannung privatwirtschaftlicher Dent­weise seitens der Reichsbahnverwaltung zu schwersten Nachteilen nicht nur für einzelne Wirtschaftszweige, sondern für ganze Gebiete führen kann. Es galt bisher als selbstverständlich, daß durch den Bau von Eisenbahnen auch solche Wirtschaftsgebiete erschlossen wurden, durch die der Neubau und die Betriebsführung dieser Strecken nicht verzinst wurde; von einer derartig volkswirt­schaftlichen Einstellung hat man, solange die Gesellschaftsform der Reichsbahn besteht, nichts mehr gehört.

des

Nicht zuletzt spielt bei der Frage der Bestätigung des Herrn Dorpmüller auch seine bisherige Einstellung in der Frage der Bersonalbehandlung mit hinein. Die Tatsache ist ja ein­geweihten Kreisen zu sehr bekannt, als daß sie der Deffentlichkeit länger verheimlicht zu werden braucht, daß die ungeheure Verschlechterung der Rechtsverhältnisse des Per­sonals in erster Linie auf die Anordnungen Herrn Dorp müller zurückzuführen ist. Er war es, auf den die Nichtanerkennung des für verbindlich erklärten Schiedsspruches zurückgeführt werden muß, er ist es auch, der veranlaßt hat, daß die Hauptverwaltung der Neichsbahn dem Reichstage gegenüber sich meigert, Auskünfte in Personalangelegenheiten zu erteilen, durch die das verfassungsmäßig gewährleistete Petitionsrecht des Personals mit einem Federstrich durch eine Verwaltungsmaßnahme aufge­hoben ist.

Am 25. August 1924 hat bei Verabschiedung der Eisenbahn­gesetze der Reichstag in einer einstimmig gefaßten Ent­schließung gefordert, daß die bisherigen Grundsätze für An­stellung und Beförderung des Personals, sowie die unfündbare An­stellung der Beamten nach den im Reiche geltenden Vorschriften beizubehalten sind; er forderte gleichzeitig die Berpflichtung zur Auf­rechterhaltung der Beamtenschaft für alle Gruppen im bisherigen Umfange, sowie die Berhütung von Verschlechterungen der Rechts­verhältnisse des Personals gegenüber den Beamten der übrigen Reichsverwaltungen. Diese einstimmig gefaßte Entschließung forderte von der Hauptverwaltung auch die Verpflichtung zur Auf­nahme von Personalvertretern in den Verwaltungsrat, die Schaffung neutraler Berufungsinstanzen zur Wahrung der Rechte des Perso. nals und die Verpflichtung der Deutschen Reichsbahngesellschaft zur Auskunfterteilung an die gesetzgebenden Körperschaften und ihre Mitglieder. Unter der direkten Leitung des Herrn Dorpmüller ist diese einstimmig gefaßte Entschließung des Reichstages in jedem einzelnen Punkte glatt zur Seite geschoben wor den, als wenn der Reichstag überhaupt nicht da wäre. So fonnte man wohl in China das Personal regieren; für deutsche Verhältnisse foll Herr Dorpmüller nach der Meinung der Reichsregierung doch aber erst gewiffe Garantien bieten. Auf seine Anregung ist auch der Ausbau des Bahnschutes, der technischen Nothilfe, der Bersonalbetriebsstellen und anderer Einrichtungen zurückzuführen, die weder im Reichsinteresse, noch im Interesse des Personals liegen, sondern gewisse innenpolitische Aufgaben haben, auf die näher einzugehen, hier nicht der Platz ist.

Die Verhandlungen bezüglich der Bestätigung haben sich infolge des Herr- im- Hause- Standpunktes der Verwaltung äußerst schwierig gestaltet; am 6. Juli d. I sollen nun die Würfel fallen, man darf neugierig sein, ob die Reichsregierung gegenüber den schwer­industriellen Aspirationen der Reichsbahnverwaltung genügend Rück­grat aufbringen wird.

Eine revuemäßige Posse.

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1 350 000 m. Die

,, Darüber läßt sich reden", nennen Hellmuth Riedel und Emil Rameau ihren Berliner Bilderbogen, der gestern im Theater am Bülowplay zum erstenmal in Szene ging. Wir wollen mal sehen, ob sich darüber reden läßt. Die Alt­Berliner Bosse ist in der letzten Zeit wieder modern geworden. Bis her haben es aber nicht viele Bearbeiter fertig bekommen, die Stücke ganz auf neu zu bügeln. Sie sind immer ein bißchen verstaubt ge­blieben. Auch die acht Bilder des Bilderbogens von Riedel und Rameau treffen nicht ganz den Zug unserer Zeit. Aber sie ver­zichten wenigstens auf das Rührjelige und das gewollt Gemütvolle, das diesen Possen den altmodischen Schnitt verleiht. Die ersten Bilder spielen in der Inflation. Ein paar Jahre ist es bloß her und es tommt einem Gott sei Dank schon historisch vor. Heute fönnen wir darüber lachen, wenn der Kellner rechnet: eine Weiße mit, ein belegtes Brötchen und einen Schnaps Zeit, in der wir leben, hat ein mächtiges Tempo, und Tempo hat auch die Musik Friedrich Holländers. Er hat das Zeug dazu, die Revue zu schreiben, die seit Julius Freunds Metropol theaterzeit leider noch nicht wieder auferstanden ist. Seine Musit hat schmissige Melodien und er hat sie sehr geschickt instrumentiert. Er verwendet unaufdringlich das Saraphon und andere Jazzbandmittel und erreicht damit, was die Hauptsache einer solchen Sommerunter­haltung ist: nach den ersten Taften kommt das Publikum in Stim­mung. Es wird quietschvergnügt, es fingt mit und flatscht mit un­ermüdlichen Händen den Rhythmus. Darüber läftt sich reden", ist ein Mittelding zwischen Posse und moderner Revue. Eine durch gehende Handlung zieht durch das ganze Stück und es fehlt nicht an ultigen Anspielungen auf die Gegenwart. Was bringt die Deuligwoche?" fragt da einer. Erstens: den Reichstag bei der Ar­beit, Zeitlupenaufnahmen. Zweitens: deutsche Fürstenhöfe in Not, ein Trickbild."

Zwei Mann haben den Begen raus, wie man zweitausend müde Zuschauer wach fizelt: der Kapellmeister Theo Madeben und der Schauspieler Otto Ballburg. Dieser Komiker kommt auf die Bühne gepruſtet, fuchtelt aufgeregt mit seinen dicen Armen und Beinen herum, blubbert überſtürzte Worte ins Barkett, und wir lachen uns taputt. Mackeben ist Fleisch und Blut gewordener Rhythmus. Die nöhligste Musik bekommt unter seiner Führung den richtigen Schmiß. Dabei nimmt er sich gar nicht die Zeit, den Tatt­fted zu schwingen. Mit dem bringt er nicht genug Feuer in seine Musiker. Er fizt am Flügel und holt mit seinem virtuosen Spiel Tempo aus seiner Kapelle heraus. Der Schauspielerin Till Klotow dagegen fehlt das wirbelnde Tempo ganz und gar. Der jubelnde Beifall des Abends wäre noch größer geworden, wenn fie nicht durch ihre Schwerfälligkeit und ihr Phlegma ständig ihre Mitspieler gestoppt hätte. Dafür war aber Vidy Wertmeister eine ebenbürtige Partnerin des Matadors Wallburg. Die beste Nummer des Abends Ich tanze Charleston, du tanzst Charleston, er tanzt Charleston, und was tun Sie?" brachte das Publikum in cine aufgefragte Laune, wie man sie selten erlebt. Das Stück ist ein großer Erfolg für die Volksbühne. Darüber läßt sich gar nicht Ernst Deguеr

reden

Steuerausschüsse.

Die Entschädigung der Steuerausschußmitglieder.

Die Entschädigungen für Steuerausschußmit glieder waren bisher völlig unzulänglich geregelt, so daß die Mit­glieder sehr oft zur Bestreitung ihres Aufwandes noch Geld aus eigener Tasche zuzahlen mußten. Auch war die Handhabung der Bestimmungen durch die Finanzämter sehr fleinlich. Auf die viel­fachen Beschwerden aus den Kreisen der Steuerausschußmitglieder hat daraufhin die sozialdemokratische Reichstags= fraktion vor einiger Zeit an das Finanzministerum die Forderung gerichtet, die Entschädigungen zu erhöhen und die Finanzämter noch­mals auf ihre richtige Handhabung hinzuweisen. Auf Grund dieser Forderungen hat der Reichs minister der Finanzen nun mehr unter dem 15. Juni 1926 neue Entschädigungsgrundsätze für die Mitglieder der Steuerausschüsse und die ehrenamtlichen Mitglieder der Finanzgerichte" aufgestellt, die seit dem 1. Juli an die Stelle der bisherigen Borschriften getreten find. Es werden nunmehr folgende Entschädigungen geleistet:

1. Als Entschädigung für Aufwand wird für jeden Tag der Dienstleistung ein Tagegeld und für jedes durch die Dienst­leistung notwendig gewordene auswärtige Nachtquartier ein Ueber­nachtungsgeld gewährt. Das Tagegeld beträgt:

a) für Mitglieder, die am Sigungsorte wohnen, bei einer Sigungsdauer von über 3 bis 8 Stunden 2 M.

8 Stunden

NO

"

3

"

b) für Mitglieder, die außerhalb des Sigungsortes wohnen, bei einer Abwesenheit vom Wohnort

von über 3 bis 8 Stunden

8 Stunden.

"

"

.

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8 M. 6-

Das Uebernachtungsgeld beträgt 5 M. Danach wird für eine Sigungsdauer bei der Abwesenheit vom Wohnort von nicht mehr als drei Stunden ein Tagegeld nicht ge währt. Diese Vorschrift ist jedoch praktisch bedeutungslos, da die meisten Sigungen länger als drei Stunden dauern. Gegenüber der bisherigen Regelung bringen die neuen Bestimmungen eine wesent­liche Vereinfachung, weil künftig die Staffelung der Tage­geldsätze in drei Zehntel, fünf Zehntel usw., sowie die Unterscheidung zwischen besonders teuren Orten und anderen Orten in Fortfall kommt. Sie bedeuten aber auch eine beträchtliche Erhöhung der Entschädigung. Während bisher das Tagegeld für die am Ort ansässigen Mitglieder bei Sizungen in nicht teuren Orten von drei bis sechs Stunden nur 0,70 m. und bei Sigungen bis zu acht Stunden nur 1,15 m. betrug, ist jetzt in beiden Fällen 2 M. zu zahlen.

2. Für jede angefangene Stunde der versäumten Arbeitszeit wird eine Entschädigung für Berdienst ausfall geleistet, die 20 Pfg. bis 1,50 M. die Stunde beträgt und für höchstens zehn Stunden täglich gewährt wird. Diese Entschädigung darf natur­gemäß nicht gezahlt werden, wenn das Steuerausschußmitglied auch für die Zeit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit Lohn oder Gehalt fort. bezieht. Als versäumte Arbeitszett gilt bei Mitgliedern, die Wohn­fiz und Erwerbstätigkeit außerhalb des Sigungsortes haben, auch die Wegezeit. Das gleiche fann bei Mitgliedern angenommen werden, die zwar am Sigungsort ihre Erwerbstätigkeit ausüben, aber außerhalb wohnen. Mitgliedern, die am Sigungsort wohnen, tann die Beit für den Hin und Rückweg zur Sigungsstelle ange­rechnet werden. In einem Erlaß vom 15. Juni III R 5557/ I B 12 346 macht der Finanzminister es den Finanzämtern zur Pflicht, bei der Festsetzung dieser Entschädigung nicht leinlich zu verfahren.

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3. Die Fahrtoften, die durch Fahrten auf der Eisenbahn oder sonstigen öffentlichen Berkehrsmitteln entstanden sind, werden in wirklicher Höhe vergütet. Schließlich können diese Entschädigungen in Ausnahuefällen auch für besondere Dienstleistungen der Steuer. ausschußmitglieder, wie mündlichen Verhandlungen, Erstattung schriftlicher Gutachten usw. gewährt werden.

Durch diese neuen Vorschriften dürften die berechtigten Wünsche der Steuerausschußmitglieder, insbesondere, soweit sie Lohn- und Gehaltsempfänger sind, erfüllt sein. Weil die Entschädigungen bis here so niedrig bemessen waren, mußten es sich viele Arbeiter und

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und das

Ich schulde dir eine Frau." Diefe Komödie, die die Direktion Gustav Charlé im Neuen Theater am 300 ihren Sommerbesuchern vorfeßt, ist eins jener Werte, die die nur aus Kleidungsmangel nicht mehr leichtgeschürzte Muse uns jetzt als tägliches Theaterbrot aus Frankreich serviert. Alle bekannten und würzigen Ingredienzien find darin enthalten, von Yves Mirande und Henri Geroule mit feinschmeckerischem, in haut- gout geschultem Geschick durcheinandergequirit. Als Grundstoff des ganzen -gewissermaßen als Wiener Auszugsmehl fungieren natürlich Betten, die von den passenden oder unpassenden Baaren bevölkert werden. Allerdings sieht man diese Schlafgelegenheiten ist das originelle an dem Stück nicht mehr wie gewöhnlich auf der Bühne, sondern durchaus unmißverständliche Dialoge lassen sie nur hinter Türen vermuten. Ueberhaupt liegt in den Bermutungen die Stärke des Stückes; aber die Autoren haben die Mühe, sich die haarsträubendsten Dinge zu denken, wahrscheinlich in Anbetracht der zu erwartenden sommerlichen Hize, den Zuschauern abgenommen und zu diesem Zwede eine würdige Mama auf die Bühne gestellt, die diese Dinge mit erfrischender Klarheit ausspricht. Am Ende ist natürlich alles halb so schlimm; mit dem erfreulichen Ausblick, daß zwischen den Betten und den zugehörigen Personen feine Irrungen und Wirrungen mehr entstehen werden, schließt das Stüd. Dr. Reinh. Bruchs Regie brachte die Komödie gewissermaßen in Zeitlupenaufnahme. Ohne jede Gehirn, Gehör- und Gesichtsan­strengung ging auch dem mindestbegabten Zuschauer fein Detail ver­loren. Wiz und Esprit erfuhren dabei allerdings eine hundert prozentige Berdünnung, und die nicht ungeschickten fomischen Bühnen gestalten, von Albert Paulig, Toni Teglaff, Lotte Stein verkörpert, glitten mehrfach ins Hampelmannhafte ab. Otto Schmöle und Kurt Bespermann aber mußten ihre phlegmatische Breite ins Endlose dehnen, um feinen luftleeren Raum entstehen zu lassen. So wurde es dem guten Bühnenaufgebot schwer und stellenweise unmöglich, die Regiesünden zu verdecken.

Tes.

Ein Fetischist des freien Marktes. Der Professor des Russischen Wissenschaftlichen Instituts B. Brutus sprach am Donnerstag im Hörsaal des Russischen Wissenschaftlichen Instituts über Rußlands Kultur und Staatsleben". Der Reb­ner brachte einleitend interessantes Material über das große ruffische Experiment, die Zeit der herrischen Kommunismus von 1917 bis März 1921 und die folgende Nachperiode. Er kann sich den Sozialis mus nur auf gewalttätig hergestellter Grundlage mit schärfftem Terror vorstellen und sieht keinen Unterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus. Er sieht in beiden den Leviathan, der alle Kultur verschlingt, denn nur Privateigentum und freier Markt ohne Planwirtschaft erscheinen ihm als Höchstbegriff einer wirtschaftlichen und kulturellen Ordnung. Um das zu beweisen, operiert er mit so platten Vorstellungen der sozialistischen Wirtschaft, wie sie zum ABC des früheren Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie gehörten. Ueber die Planwirtschaft macht er sich luftig, weil der Preis der Schuhe auf dem Markt bestimmt werden müsse, und sieht nicht, daß Hunderttausende troh freiem Markt taum Schuhe anzu­ziehen haben. Für ihn ist Planwirtschaft dürftigste Kriegswirt schaft und Kartenjystem, statt der Indienststellung der ungeheuer ge

Angestellte überlegen, ob sie noch länger das Amt eines Steuerauss schußmitgliedes ausüben fonnten, durch das ihnen fortgesetzt Ause gaben erwuchsen, die ihnen niemand ersetzt. Nunmehr ist zu hoffen, daß durch die Neuregelung möglichst viele Steuerpflichtige in die Lage versezt werden, sich bei den bevorstehenden Neuwahlen zu den Steuerausschüssen für diese wichtige Arbeit zur Verfügung zu stellen.

Reichswehr und Reichswehrministerium. Immer dasselbe.

"

Das Oldenburger Reichswehrbataillon liebt es, bei öffentlichen Aufzügen die Wacht am Rhein" mit folgendem Refrain zu fingen: Noch steht an Ruhr und Rhein

Das welsche Schwein.

Die Oldenburgische Landeszeitung" führte darüber Be schwerde. Der Erfolg war schlagend. Abteilungen des Olden­ burger Reichswehrbataillons zogen darauf verschiedentlich unter demonstrativem Gefang des Refrains an der Redaktion des Blattes vorüber. Die Landeszeitung" begnügte sich natürlich mit diesem Erfolg nicht. Sie leitete die Beschwerde an das Reichswehr­ministerium weiter. Reichsinnenminister Külz als stellver­tretender Reichswehrminister gab der Oldenburgischen Landes­zeitung" persönlich Antwort. Eine Untersuchung sei eingea leitet. Sie schwebe:

Das Singen derartiger Lieder würde ich für unge hörig halten, und falls die Untersuchung den betreffenden Lat­bestand ergibt, würde ich entsprechend einschreiten."

Daß Herr Dr. Külz für seine Person derartige Taftlosigkeiten mißbilligt, ist ohne weiteres zu glauben. Wie es aber mit dem ,, entsprechenden Einschreiten" steht, ist eine andere Frage. Bisher ist es ihm in seiner Stellvertretertätigkeit im Reichswehr­minifterium nur vergönnt gewesen, durchgreifende Maßnahmen" anzufündigen.

Ermächtigungsgeseh für Bayern.

Ein Defizit von 50 Millionen. München, 2. Juli .( Eigener Drahtbericht.) Im Verfass des bayerischen Landtages begann am fungsausschuß des Donnerstag der Kampf um das von der Regierung geforderte Er= mächtigungsgesetz, mit dem die Vereinfachung der Staatsver waltung, die Entlastung der Landwirtschaft von der Wohnungsbau­abgabe und die Aufbürdung des dadurch entstehenden Defizits von 16 Millionen auf die städtischen Gemeinden durchgeführt werden foll. Die Oppositionsparteien stellten sich unter ausführ₁ lichen Begründungen auf den Standpunkt, daß das Ermächtigungs­gesetz verfassungsändernden Charakter habe und in­folgedessen zur Verabschiedung eine Zweidrittelmehrheit erfordere. Bei der Verteidigung der Vorlage machte Ministerpräsident Dr. Held die Mitteilung, daß das Defizit des bayerischen Staatshaus­halts für 1926 von 32,5 millionen bereits auf rund 50 Millionen angewachsen sei. Dieses Defizit gefährde die Existenz­grundlage des bayerischen Staates und deshalb brauche die Regierung die Ermächtigung unter allen Umständen, um die notwendigen Sparmaßnahmen durchführen zu fönnen. Egiftenzkampf des baŋerischen Staates. gegenüber dem Reich sei ganz unmöglich zu führen, wenn Bayern weiterhin der art ungesunde Finanzen beibehalte. Nach sechsstündiger Debatte entschieden die Regierungsparteien mit einfacher Mehrheit, daß die Gefeßesvorlage nicht verfassungsändernd sei. Daraufhin wurde ebenfalls mit einfacher Mehrheit der Artikel 1 des Gefeßentwurfes, durch den die Ermächtigung erteilt wird, angenommen.

Der

Islam wird nicht nach Medina, sondern nach Aegypten zurüd­ Der gestohlene und wieder aufgefundene heilige Teppich des gebracht werden. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß die. Begleitmannschaft erkrankte, die Art der Krankheit ist nicht bekannt(?!)

Der Antibolichewift Lloyd George ist von der Sowjetregierung nach Rußland eingeladen worden und will evtl. im September hin­fahren.

steigerten Produktivität zum Besten aller Staatsbürger und nicht nur zum Profit einiger. Auf diese Weise destilliert er sich die Schluß­folgerung, der Sozialismus jei unfähig, die Wirtschaftsprobleme zu lösen. Der Untergang der Kultur Europas sei nur zu vermeiden durch ein Zurückdrängen des kulturfeindlichen Sozialismus. Nebenbei wurden Marg, Kautsky und Hilferding abgeschlachtet, samt allen sozialistischen Theorien, und so konnte der Professor nach seinem 2½stündigen Vortrag, der ohne die vielen Wiederholungen gut auf eine Stunde weniger hätte fonzentriert werden können, fich als Don Quichote entfernen, der gegen Windmühlenflügel anfämpft. B. Sch.

Die Reichskunstwoche. Der Gedanke einer Reichsfunstwoche ges winnt allmählich mehr und mehr Raum. Die Beranstaltung soll zum ersten Male im Mai 1927 abgehalten werden. Breite Schichten des Bolkes sollen der Kunst und dem Künstler nähergebracht werden. Die jeweils im Monat Mai zu veranstaltende Reichsfunstwoche wird wechselweise in allen größeren Kunststädten Deutschlands stattfinden; es soll dabei auch möglichst Deutschösterreich Berücksichtigung finden. Durch diese Veranstaltungen hofft man auch auf das Ausland in für die deutsche Kunst förderlichem Sinne zu wirken. Gleichzeitig foll die Reichskunstwoche versuchen, nach der materiellen Seite hin der schwer ringenden deutschen Künstlerschaft Interesse und Hilfe ent­gegenzubringen. Alle führenden Verbände auf dem Gebiete der bildenden, redenden und spielenden Kunst stehen hinter dieser Be­wegung. Für die Förderung dieser Kunstwoche auch im Reichstag ist die Initiative durch den Zentrumsabgeordneten Dr. Schreiber ergriffen worden, indem Schreiber einen Antrag eingebracht hat, der von sämtlichen Parteien des Reichstags unterstützt wird und der ganzen Unternehmung einen gewissen materiellen Rückhalt ver­schaffen wird. Der Antrag fordert die Reichsregierung auf, zur Unterstützung der beabsichtigten Reichskunstwoche im Benehmen mit den Ländern einen angemessenen Betrag in den Nachtragshaushalt 1926 einzusetzen. Die Annahme dieses Antrags im Plenum des Reichetags ist gesichert.

Entschädigung für Schulfrankheiten. Die Stadtverwaltung von Manchester hat sich gegenwärtig mit einem Antrag zu beschäftigen, in dem verlangt wird, daß Eltern, deren Kinder in der Schule eine anstedende Krankheit bekommen haben, entschädigt werden. Ber­anlaßt wurde der Antrag durch zahlreiche Fälle von Grippe und Masern, die dieses Jahr in Manchester epidemisch auftraten. Die Antragsteller erklären, wenn jemand gezwungen werde, seine Kinder in die Schule zu schicken, sei es nur recht und billig, die Gefahren, die durch einen solchen Eingriff des Staates entstehen, wenigstens finanziell auszugleichen.

In der Ausstellung Berliner Bühnen- Bildner( Sezeffion Kurfürften­damm 232) wurden bisher Arbeiten folgender Künstler angetauft: Charlotte Berend- Corinth, Michel Fingesten, Rudolf Großmann, Prof. Emil Drli Lotte Prizel Eugen Spiro, Bruno Kraustopf.

Heiratserlaubnis nur gegen ärztliches Gefundheitsalteft. Die merikanische Regierung macht in Zukunft die Heiratserlaubnis von einem Gesundheits­attest abhängig. Nach dem neuen Gesetz darf niemand heiraten, ohne den Zivilbebörden ein ärztliches Zeugnis vorgelegt zu haben. Das neue Gefeß wird günſtig aufgenommen, da insolge von Krankheiten der Eltern in letter Reit die Kindersterblichkeit in Merilo gewaltig stieg und im letzten Jahr für Stinder unter einem Jahr 83% der Geburten betrug