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Frankensturz und Krisengerüchte. Caillaux   überläßt der Kammer, den Rettungsweg zu finden

Paris  , 2. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) In den letzten 48 Stun­den mehren sich, genährt durch die immer schärfer werdende Franken­baisse, die Krisengerüchte. Man spricht bereits in der Presse und den Wandelgängen der Kammer offen von einem bevorstehenden Sturz des Kabinetts Briand  . In zahlreichen politischen Kreisen be­fürchtet man, daß das kaum einige Tage alte Kabinett die große Finanzaussprache am Dienstag in der Kammer nicht über leben werde. Die Gerüchte sind immerhin mit Vorsicht auf zufassen. Ohne Zweifel hat die Dürftigkeit der Regie rungserklärung die Stellung der Regierung alles andere als gefestigt, aber man darf sich fragen, ob sich in der Kammer eine Mehrheit finden wird, im gegenwärtigen Fieber der Währungsfrise eine neue Ministerfrise zu provozieren. Caillaug foll entschloffen fein, am Dienstag die Kammer flipp und flar vor folgende drei Sanierungsmöglichkeiten zu stellen: entweder die Ver­wendung des Goldbestandes der Bank von Frankreich oder eine neue Inflation oder Auslandskredite. Zwischen diesen drei Möglichkeiten soll die Rammer auf eigene Berantwortung mählen. Der Ausgang der Debatte ist ebenso unsicher, wie die politis sche Lage.

Das Expertenfomitee hat am Donnerstag Caillaug feinen Bericht zugehen lassen. Dieser betont die Notwendigkeit von der Stabili­fierung des Franken   und seht als Voraussetzung die Ratifita. tion des Washingtoner Abkommens und ein Zusatz­ablommen zwischen der Bank von Frankreich und der Federal Reserve Bant  . Caillaug wird den Bericht in kürzester Zeit ver öffentlichen.

Um die Rheinräumung.- Stocken der Handelsvertrags­verhandlungen.

Paris  , 2. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die von amerikanischen  Blättern verbreitete Nachricht, die deutsche Reichsbahn habe sich zu einer Frankenstügungsaftion bereit erklärt gegen eine be­schleunigte Räumung der Rheinlande wird an hiesiger amtlicher Stelle energisch dementiert. Wir erfahren dazu von unter­richteter Seite, daß die Reichsregierung in der Tat am Quai d'Orsay eine Demarche in der Frage der längst ver­sprochenen Einschränkung der Rheinbesetzung unternommen habe. Diese Demarche fann aber in feiner Weise mit dem phantastischen Vorschlag einer Frankenstügungsaktion in Verbindung gebracht werden. Sie dürfte vielmehr im Zusammenhang mit den schweben­Handelsvertragsverhandlungen erfolgt sein. Diese sind übrigens erneut ins Stoden geraten. Die französische   Re­gierung hatte jüngst ein Provisorium von 6 Monaten auf ziemlich breiter Grundlage vorgeschlagen. Dieser Vorschlag scheiterte daran, daß die deutsche Regierung das franzöfifche Verlangen der Meistbe, günstigung französischer Weine von gewissen Kompenfationen politischer Art abhängig gemacht hat, über die eine Einigung bisher nicht erzielt werden konnte. Auch die deutsche Forderung auf Anpassung der 3olltarife auf Goldbasis stieß bisher bei den französischen   Delegierten auf großen Widerspruch.

den

Der Frank gleitet ab.

Von der Berliner Börse  .

Die heutige Börse glaubte die politische Lage ruhiger beur­teilen zu können als an den Vortagen und war anfangs recht fest geſtimmt, zumal ansehnliche Käufe in Montanaktien und sonstigen Spezialitäten vorlagen. Am meisten waren Gelsenkirchen  , Lugem­burger Bergbau und Bochumer   gefragt; man sprach hier von Majoritätsfäufen der Amerikaner. Zutreffend dürfte sein, daß man günstiges Börsenwetter für das Auflegen der Montantruftanleihe erzielen will. Der Rentenmarkt ist freundlich, Kriegsanleihe 0,465. Der Geldmarkt ist zwar reichlich versorgt, doch gehen die Säge bisher noch nicht herunter. Tägliches Geld 6 bis Broz. Die Franfen valuten   zeigen eine neue Verschlechterung, London­Paris 182.

Arbeitszeitverlängerung in England. Die Annahme des Bergbaugesetzes im Unterhaus. London  , 2. Juli.  ( EP.) Im Unterhause wurde gestern abend die Regierungsvorlage über die Einführung des Achtstundentages in den Bergwerfen mit 332 gegen 147 Slim­men angenommen. Verher hatte der Arbeiterführer Hart­ihorne die Regierung besonders heftig angegriffen und Bald. win als den größten Feind der Arbeiterllaffe der gegen­wärtigen Generation bezeichnet. Baldwin erklärte, daß die Regierung nur ihre Pflichten gegenüber dem Lande erfülle.

Cook gegen den Achtstundentag. London  , 2. Juli.  ( WTB.) Der Sekretär des Bergarbeiterver. bandes Cook sagte gestern abend in einer Rede vor Bergarbeitern in Dover  , das Land und die Bergleute wünschten so dringend Frieden, daß er bereit sei, eine Abstimmung vorzunehmen und dieses Verfahren dem Bollzugsrat anzuempfehlen. Er sagte weiter, die Bergleute scien noch nicht geschlagen, und selbst wenn sie durch Hunger schon jetzt zum Nachgeben gezwungen werden sollten, so würden sie in sechs Monaten noch einmal den Kampf eröffnen. Sie seien entschlossen, den Achtstundentag nicht anzunehmen. Die Grubenbefizer für die Wiederaufnahme der Arbeit London  , 2. Juli.  ( EP.) In den Verhandlungen zwischen der Regierung und den Grubenbesizern ist es gelungen, die letzteren dazu zu bewegen, sofort Anschläge mit der Aufforde rung zur Wiederaufnahme der Arbeit auszuhängen. Ob wohl das Gesetz über den Achtstundentag noch nicht alle Phasen durchlaufen hat, werden sich die Vorschläge der Grubenbefizer auf einen a cht st indigen Arbeitstag unter Beibehaltung der früheren Löhne in den meisten Fällen aufbauen. Mit der Annahme der Vorschläge würde die Wiedereinstellung von rund 850 000 Bergarbeitern zu den alten Lohnfäßen möglich gemacht. ( Von einer Gesamtzahl von rund 1 100 000. Die Red.) Die Hoffnungen gehen dahin, daß diese Tatsache die Arbeiter zur Annahme der neuen Bestimmungen veranlaßt. Für den Fall, daß diese Hoffnungen nicht in Erfüllung gehen und daß die Arbeiter nach den Erklärungen des Arbeiterführers Barley die Einführung des Achtstundentages verweigern, hat Baldwin sich im Unterhaus die Tür offen gehalten, indem er sagte, daß die Beilegung des Kon­fliftes auch jeht noch fefort möglich wäre, wenn die Arbeiter den Bericht der königlichen Kohlentommission als Ganzes an nehmen würden. Seine Erklärung führte noch in später Nacht stunde zu Besprechungen zwischen ihm und der Exekutive der parlamentarischen Arbeiterpartei, über deren Ergebnis noch nichts Endgültiges bekannt ist.

Ferien.

auf Senen Sie Ergebnisse in Zahlen auszubrüden find. Zum Beispiel in der Sparte Muttersprache polnisch und deutsch   als 46, dänisch  ) 7 und so fort, in der Sparte Religion Diffident 18, Mennonit 7 and so fort. Nach den Zählbogen werden die Karten gelocht, die dann durch die zählenden Hollerith- und Powermaschinen gehen. Die Schwierig­feiten bei der Behandlung der Zählbogen möge daraus erhellen, daß gebräuchlichen Flächenmaße gelassen werden mußte, da sie zumeist in beispielsweise bei den Flächenmaßen der Bauern die Angabe ihrer Hektar nicht rechnen. Furche, Garten, Gres, Himte, Hufe, Hunt, Jüd  , Metze, Pint, unzählige Arten von Morgen wie Waldmorgen, spani­fcher Morgen, Budde, Mudde und so fort, fünf gedruckte Foliobogen mit Umrechnung in Quadratmeter oder Ar. Zur Erledigung dieser Zählungen und Kontrollen wurden im Warenhaus Jordan mehrere Etagen gemietet, wo über 2000 Angestellte angeſtrengt arbeiten, die an 1 bis 2 Monate brauchen, um voll eingearbeitet zu sein. Es wird ein sehr großes Arbeitspenfum verlangt. Unange­bracht erscheint es, troß der Wichtigkeit der Zählung, Arbett mit nach Hause zu geben, da so eine Ueberanstrengung des Personals, das schon so fieberhaft arbeiten muß, hervorgerufen wird. technische Betrieb war von einer bewunderungswürdigen Bräzision. Außer Preußen arbeitet nur noch Sachsen   maschinell, die anderen Bundesstaaten arbeiten noch ohne Zählmaschinen.

Der

Eine Sonne, strahlend und heiß, brennt heute über den Straßen, gerave jo, als wollte sie die Schulferien freudig begrüßen. In dem Blut singt die Wandersehnsucht, das hinaus aus den engen Großstadtmauern!" wird, unterstützt von der leckenden Senne, immer eindringlicher. Kein Wunder, daß schon am frühen Morgen der Ferienverkehr stark einsetzte und mit jeder Stunde mehr anschwell. Also gibt es doch noch Glückliche, die hinaus fönnen in die Wälder, an die Ostsee  , das Gebirge. Wie manche davon mögen ein ganzes Jahr ängstlich jeden Groschen gehütet haben für ihren Ferienurlaub, den sie mit ihren Kindern irgendwo draußen, fern von der Großstadt verleben wollen. Wie manche Verbindung mit Bettern, Onkeln, Basen, Tanten auf dem Lande wurde wohl Monate por­her so lange angewärmt, bis die nötige Herzlichkeit zur Einladung der Kinder erreicht war. Bei so vielen Großvätern und Groß: müttern aber war es nicht nötig, die rechnen mit Freude auf ihre Enkelkinder zu den großen Ferien. Und wer diese Möglicheit nicht hatte und als kleiner Beamter, Angestellter oder noch halbwegs be­zahlter Arbeiter ein paar Ferientage hatte, der hatte vielleicht seinen wie ein fostbares Kleinod gehüteten billigen Ferienplay. Nur den allerbesten Freunden wurde er nach heiligster Versicherung des Ber. schweigens ins Ohr geflüstert. Wohl denen, die so hinaus fönnen. Der Staatsanwalt hat sich mit dem Urteil im Weber- Prozeß Der beschleunigten Personenzüge find noch immer viel zu wenig, nicht zufrieden gegeben und bereits Berufung eingelegt. Weber ist. die sie fortbringen. Eben noch in der Großstadt und nach ein paar wie aus dem gestrigen Urteil zu ersehen war, von der Anklage der Stunden an der See, im Gebirge, auf einem Dorf mit wogenden Brandstiftung wie des Versicherungsbetruges freigesprochen worden. Feldern, welch herrliches Wunder der Technit. Kein Wunder, daß war hat das Gericht in seiner Urteilsbegründung gesagt, daß alles die Schulkinder, die so in die großen Ferien fahren, heute um 11 Uhr dafür spräche. daß Weber die Brandstiftung begangen habe. Das doppelt froh hinausstürmen, denn schon monatelang vorher war Gericht habe sich jedoch nicht entschließen fönnen, zur Berurteilung ihre Phantasie davon erfüllt. Und die Zurückbleibenden? Es sind 3u gelangen, da ein völliger Beweis der Schuld nicht erbracht werden konnte. Ob sich die Berufung des Staatsanwalts Ferien. Die Sonne lacht goldene Berheißung. Planschbecken und Spielwiesen loden. Die märkischen Seen find wundervoll. Dech das fannt. Desgleichen, ob auch die Angeklagten ihrerseits Berufung auf alle Teile des Urteils beziehen wird, ist vorläufig noch nicht be= Fahrgeld summiert sich auch und macht bald das Fahrgeld für eine einlegen werden. Somit kann die Oeffentlichkeit sich auf einen neuen fleine Sommerreise aus. Hier müßten für die bedürftigen Kinderwochenlangen Weber- Prozeß gefaßt machen.. besonders billige Dauerferienfarten ausgegeben werden, die für den ganzen Vorortverkehr gelten.

Der Andrang auf den Bahnhöfen.

Auf dem Stettiner Bahnhof herrschte schon um 7 Uhr morgens ein starker Andrang, der in den Vormittagsstunden eine erhebliche Zunahme zu verzeichnen hatte. Unaufhörlich, in fast end­loser Folge brachten vor allem Kraftdroschten die Scharen der Reisen­den zum Bahnhof. Für die Zunft der vielen Dienstmänner gab es in Hülle und Fülle zu tun, die schweren Koffer, Körbe und riesigen Bettenpakete zu den Zügen zu bringen. Während der Zustrom der Reisenden sich am Vormittag noch immer in gewissen Grenzen hielt, nahm die Fülle vor und in dem Bahnhof sowie auf den Bahnsteigen am Nachmittag beängstigenden Umfang an. Dank den Bor fehrungen der Reichsbahn gelang eine im gewissen Sinne noch als reibungslos" zu bezeichnende Abwicklung. Ein großer Teil der Reisenden hatte sich zwar rechtzeitig mit Karten versehen, aber den­noch gab es vor den Schaltern die üblichen Bolonäsen. Auf dem Anhalter Bahnhof  , zu den Zügen nach Thüringen  , und dem Görliger Bahnhof, als Ausgangspunkt für die Fahrten nach Schlesien  , herrschte das gleiche Leben und Treiben. Ueberall ein Massenandrang, der in den Nachmittagsstunden den höchsten Grad erreichte, der sich voraussichtlich morgen vermittag noch er­heblich steigern wird. Die Reichsbahn hat auf den Bahnhöfen alle Borkehrungen getroffen, um die vielen Erholungsbedürftigen gut verpackt" an ihre Ziele zu befördern. Die Sonderzüge werden Dom Publikum in stärkstem Maße in Anspruch genommen, was sich aus der ungünstigen wirtschaftlichen Lage erklärt. Diesem Gesichts­punfte entsprechend hat die Reichsbahn etwa 120 Sonderzüge für die Monate Juli und August vorgesehen. Die Sonderzüge ver­fehren bis zum 10. Juli täglich. Allein heute fuhren neben den Haupt-, Bor- und Nachzügen 12 Sonderzüge. Davon drei nach München  , ein Zug nach Ostpreußen  , je einer nach Basel  , dem Riefengebirge und Köln  , zwei Züge nach dem Harz und drei Züge nach den Ostseebädern. Nach all diesen Vorkehrungen glaubt die Reichsbahn allen Anforderungen, die alljährlich zu Ferienbeginn an fie herantreten, gerecht zu werden. Wenn auch genaue Zahlen noch nicht feststehen, se dürfte die Zahl der heute reisenden Ferienfahrer mit 35 000 bis 40 000 nicht zu hoch beziffert sein.

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Endlich scheint es Sommer werden zu wollen. Bange genug hat uns die Unnatur eines mit bösartiger Hartnädigteit verregneten Frühjahrs und Borsommers geärgert und: immer, wenn uns die ver­zweifelten Wetterpropheten mit Illusionen über ominöfe Hochbruck gebiete narrten, gab es bittere Enttäuschung und Regen, Regen, immer wieder Regen. So manchem Juniferienreisenden wurde der Erholungsurlaub buchstäblich zu Waffer, die Grippe graffierte wie zu den schlimmsten Zeiten ihrer herbstlichen Hochsaison. Doch, wenn die Schwimmflut am höchsten, ist sozusagen die Sonne am nächsten. Nach den ersten vier trodenen noch bewölkten Tagen ist heute der erste Sommer- und Sonnentag bei schon beängstigender Schwüle gewesen. Mittags um 11 Uhr maß das Barometer 23 Grad im Schatten. Mit weiterem Ansteigen der Temperatur und weiteren heiteren Tagen ist zu rechnen. Dann fann's also los­gehen. Sollten wir doch noch auf unsere Kosten tommen? Juli und Auguft haben das Wort!

Der erste Ferieneinbruch.

Eine unangenehme Ueberraschung erlebte eine Familie, die jetzt von ihrer Ferienreise zurüdkehrte. Während ihrer Ab­mesenheit waren Einbrecher in die Wohnung in Alt- Moabit einge. drungen und hatten sich hier häuslich eingerichtet. Die un gebetenen Logiergäste durchwühlten alle Behältnisse und stahlen alles, was fie verwerten und unauffällig wegschaffen konnten, Wäsche, Nur die Möbel ließen sie großmütig für den Wohnungsinhaber Silberzeug, Kleidungsstücke, Schmucksachen, bares Geld und Aktien. stehen. Unter den Beuteſtücken befindet sich auch eine italienische Geige, die einen Wert von 15 000 m. hat. Im Innern ist der Name Bapt. Gnadagnini- Turin   eingebrannt. Mitteilungen über das Auf­tauchen der Sachen sind an die Dienststelle B. 3 im Polizeipräsidium zu richten. Für die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes ist eine hohe Belohnung ausgelegt.

Die Durchführung der Volkszählung. Der. Präsident des Preußischen Statistischen Landes­amts hatte am Donnerstag vormittag die Presse geladen, den technischen Apparat der Bolts, Berufs- und Betriebszählung zu besichtigen. Nach den einleitenden Worten des Präsidenten Dr. Saenger, der auf die ungeheure Wichtigkeit der erst seit 1910 wieder erfolgten Volkszählung hinwies, gab Bizepräsi­dent Dr. Höpfer einen instruktiven Vortrag über die Durchführung der Zählung. Eine flare Formulierung der Fragen mußte gefunden werden. Ueber 11 Millionen Haushaltungslisten und mehr als 6 Millionen 3ählbogen waren er forderlich und ein Heer von 400 000 3ählern stellte sich in den Dienst der Zählung. Außer dem Beruf wurde bei dieser Zählung zum ersten Male auch nach dem Wirtschaftszweig gefragt. doch ist trotz angestrengtester Arbeit erst in 14 bis 2 Jahren Sämtliche Wirtschaftskreise erwarten mit Spannung die Ergebnisse, an die vollständige Aufarbeitung zu denken, da die Arbeit mit den laufenden Statistiken erledigt werden muß. Immer­hin wäre das noch schneller als im rasch arbeitendem Amerika  . Als interessante Resultate laffen sich aber schon feststellen, daß ein großer Rentnerbund und Aufwertung. Die Vorsitzenden der Landes- Teil der Polen   aus dem Rheinland nach Polen  verbände des Deutschen   Rentnerbundes haben beschlossen, verzogen und in Oberschlesien   deutsch   und polnisch aus der sogenannten Reichsarbeitsgemeinschaft, die bekanntlich eine zugleich als Muttersprache angegeben worden sind. Die 100prozentige Aufwertung ferdert, auszutreten und das Pro- 3ählung selbst wird maschinell nach dem Lochsystem erledigt. gramm des Sparerbundes( Dr. Best) zu unterstützen. Ueber 39 Millionen Loch farten waren anzufertigen,

Berufung im Spritweber- Prozeß.

Die Arbeiter- Ruderregatta in Grünau.

Es ist erst zwölf Jahre her, daß Wilhelm von Hohenzollern  jedes Jahr in Grünau die Ruderregatta der feudalen Ruder­pereine abnahm und noch in diesem Jahr, vor wenigen Wochen, haben dieselben Vereine aus alter Tradition einen Kaiser= pierer" ausgefahren. Sie haben also seit 1914 trog Krieg und Staatsumwälzung nichts gelernt. Am kommenden Sonn­tag, 4. Juli, werden die Arbeiterrudervereine ihre Regatta in Grünau abhalten. An derselben Stelle, wo früher die Regatta für den Kaiser gefahren wurde und das Publikum nur die Raffen füllen durfte, werden am Sonntag die Arbeitersportler für die arbeitende Bevölkerung tätig sein. Eine ganze Reihe Ruderkonkurrenzen werden mit Paddelwettfahrten abwechseln; in friedlichem Wettstreit werden unsere Wasserratten miteinander fämpfen nicht um faiserliche Ehrenpeise, sondern um die Gunst ihrer Klassengenossen. Um 1 Uhr beginnt die Regatta vor den großen Tribünen, unweit des Sportdenkmals. Die Berliner   Ar­beiterschaft ist herzlichst eingeladen, die Eintrittspreise sind sehr mäßig.

Der Meinete'iche Männerchor Berlin   1900, Mitglied des DASB., Gaut Berlin  , Chormeister P. A. Joseph, veranstaltet am Sonntag, den 4. Juli 1926 im Schultheiß Pazenhofer Garten, Chausseestraße 64, ein Vokal- und In­strumentalfonzert. Eintrittspreis 30 Pi.

" Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Poftauflage bei.

Ein Todesurteil und eine Hinrichtung. Das Schwurgericht Offenburg   hat den 27 Jahre alten Landwirt Wilhelm Schütt von Stadelhofen  , der Anfang des Jahres seine aus Ober firch gebürtige Braut auf einem Spaziergang, wie das Gericht an­nahm, mit voller Ueberlegung erdrosselt hatte, zum Tode

verurteilt.

Heute früh 5 Uhr wurde auf dem Hofe des Er furter Gerichtsgefängnisses durch den Scharfrichter aus Magdeburg   der vom Schwurgericht Erfurt   zweimal zum Tode verurteilte Schlosser Rudolph, genannt Trödelsberger, der im November vorigen Jahres am Heidehaus bei Sondershausen  zwei reisende Automobilisten erschossen hatte, mittels Handbeil hin­gerichtet.

Sich selbst mit Petroleum begoffen und angezündet. Nach einer Meldung aus Chemnik hat eine in Hohenstein- Ernstthal   wohnende Kleinrentnerin Bu che, die früher sehr wohlhabend war, aber durch die Entwertung ihrer Ersparnisse in schwierigen Verhältnissen lebte und seit langem schwermütig war, gestern auf ungewöhnliche Art ihrem Leben ein Ende gemacht. Sie begoß ihre Kleider mit Betroleum und setzte sie dann in Brand. Als die durch den Brandgeruch aufmerksam gewordenen Hausbewohner die Tür öffneten, fanden sie die Frau halb vertohlt vor.

Gewerkschaftsbewegung

Die Delegierten zum Metallarbeiter- Verbandstag. Der Sieg" der kommunisten.

Stuttgart  , den 2. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Das end­

Gültige Resultat der Delegiertenwahl zur Generalversammlung des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Bremen   liegt nunmehr vor. Daraus ergibt sich die folgende Zusammensetzung der Delegierten zum Verbandstage:

Delegierte der Amfterdamer Richtung 156. Delegierte der Moskauer   Richtung 31.

Die Moskauer   Richtung hat mithin einen Rüdgang von 34,2 Proz. ihrer Vertreterzahl auf dem Casseler Verbandstage auf 16,6 Proz. zum Bremer   Verbandstage zu verzeichnen. Von den 31 Delegierten, der KPD.  - Opposition entfallen allein 13 auf Berlin  , die übrigen 18 verteilen sich auf das ganze Reich. Bei etwas mehr Verständnis für die Dinge, bei gehörigem Pflichtbewußtsein und etwas weniger Gleichgültigkeit war es für die nichtkommunistischen Berliner   Metallarbeiter eine Kleinigkeit, die 13 Mandate den Kommunisten nicht zufallen zu lassen. Dennoch, die kommunistische" Oppofition" fann auf dem Bremer  Verbandstage trotz aller Deflamationen fein Unheil anrichten. Geht es mit ihrer Eroberung" des Verbandes so weiter, könnten wir zufrieden sein. Allein wir müssen dafür sorgen, daß soche Siege der Oppofition" wie in Berlin  , fünftig vereitelt werden und der Eroberungsprozeß, der sich zwischen Caffel und Bremen   vollzogen hat, recht bald seinen Abschluß findet.

Die Zeiten sind zu ernst, die Aufgabe der Gewerkschaften zu schwer, als daß die Arbeiterschaft sich das Spiel der kommunistischen  Walzen noch lange gestatten fönnte.

Die Rote Fahne  " hat sich aus Moskau   die Aeußerung der " Prawda" zu dem Berliner   Wahlsieg melden laffen:

der Kommunistischen Partei in den Gewerkschaften ist dies ein ent ,, Nach langen Jahren dauernden Rüdganges und der Isolierung fcheidender Wendepuntt."

"

Wir beneiden die Prawda" um ihren Optimismus. Wie wird ihr Urteil lauten, wenn sie das Gesamtergebnis vor sich hat?

Die Lehrlingshaltung im Fleischergewerbe. Wie der Amtliche Breußische Pressedienst" einer Anordnung des Breußischen Ministers für Handel und Gewerbe entnimmt, er­hält Ziffer 1 der Anordnung vom 9. Mai 1922 betreffend die Lehr­