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schwer wird es nicht den Unternehmern und den faschistischen Hierarchen gemacht, sich dem nationalen Gebot der Sparsam­feit zu fügen! Viele Textilfabriken verteilen in diesem Jahre 40 Broz. und darüber an Dividende, die Quecksilberwerke von Monte Amiata   gar 60 Proz.! Bei dem Mailänder Pferde­rennen vom 20. Juni verzeichnete man Wetten für den Be­trag von 30 Millionen Lire  . Das überschreit etwas grell die Sparsamkeitslitanei der Minister der Finanzen und der Bolkswirtschaft. Man möchte fast die verfluchte Opposition dafür verantwortlich machen, wenn sie nicht zermalmt, zer­stäubt, verwest usw. wäre, und außerdem dank der schon erwähnten Freiheiten authentisch arm und mittellos. Um die Schlußorgien der heute abflingenden Grün­derzeit mit der pflichtfchuldigen Sparsamkeit zu vereinigen, die die Valutasorgen fordern, haben wir zum Glück die hierarchische Gliederung. Die Schicht derer, die die 40- bis 60prozentigen Dividenden einstreichen und Mil­lionen verwetten, ist sauber abgetrennt von dem Arbeiterpac, auf dessen Sparsamkeit es ja eigentlich ankommt. Die italienischen Spinnereien haben beschlossen, der Gefahr der Ueberproduktion und Preisverminderung vorzubeugen, in­dem sie vorläufig für einen Monat ihre Fabriken jeden sech ften Tag schließen. Weitere Betriebseinschränkungen stehen bevor. Dabei wird alles teurer. Das Pad fann Gott danken, daß man ihm seine nationale Pflicht so leicht macht. Wie viel schwerer haben es die Faschisten, denen sich Amt auf Amt und Einkommen auf Einkommen türmt.

Auf dem Gebiet der Rechtspflege, das sich nicht gut unter die Rubrif der Freiheit und auch nicht unter die der Sparsamteit bringen läßt, haben wir den Freispruch des Senators Lucchini durch die Voruntersuchungskom­mission des Senats; Lucchini hafte in seiner, Rivista Benale" eine Rede Mussolinis abgedruckt mit der Bemerkung, daß er es um ihres friminologischen Interesses willen" täte. Der Freispruch erfolgte, weil die Bemerkung in den Bereich der juridisch- wissenschaftlichen Beurteilung" falle; auch wurde die beleidigende Absicht in Abrede gestellt. Die Borunter­fuchung 3aniboni schneckt ihrem Abschluß entgegen. Die Anklageschrift des Oberstaatsanwalts, die die Eröffnung des Hauptverfahrens beantragt, enthält fein einziges Element, das nicht schon in den ersten Tagen nach der Verhaftung Zanibonis bekannt geworden wäre. Sogar die Anflage megen Führung eines falschen Namens ist in Wegfall ge­tommen, denn offenbar konnte 3aniboni in einem Hotel, wo er Jeit Jahren bekannt war, nicht unter falschem Namen logieren. Auch das schon im Anschlag liegende Gewehr ist verflüchtet, wie der ausgesägte Fensterladen. Das Gewehr stand in einer Ecke, der Fensterladen war angelegt. Es wird fast ein ebenso großes Kunststück sein, hier das Material zur Anklage zu finden, wie es beim Prozeß gegen Dumini und Genossen war, Entlastungsmaterial zu schaffen. Genau be­sehen, muß man die italienische   Rechtspflege der faschistischen Aera mehr unter der Rubrik der Freiheit als unter der der Sparsamkeit unterbringen.

Aus dem Lande der., Freiheit und Sparsamkeit". Bei dem diesjährigen Herbstmanöver werden 2000 Reserve. offiziere einberufen.

Eine sechstausendköpfige Forst miliz" wurde ins Leben ge­rufen. poin Gegen den Journalisten und Zeitungsverleger Filippo Naldi  , der bereits in den Matteotti   Prozeß und neuerdings in einen Banttrach verwickelt war, ist haft befehl erlassen. Doch soll es Naldi bereits gelungen sein, nach Frankreich   zu flüchten. Die Mussolini  - Attentäterin Miß Gibson wird jezt in die römische Provinzialirrenanstalt übergeführt. Bekanntlich hatte der faschistische Böbel die ärgsten Gewalttaten gegen die Person und das Eigentum von Oppositionsführern verübt, obwohl es von Anfang an flar war, daß es sich um die Einzeltat einer Geistes. tranten handelte.

Die italienische   Währung hat jetzt einen neuen Tiefstand erreicht: das Pfund war gestern 140 Lire wert.( Ber 6 Wochen

noch 120.)

Coué  .

Dr. Emil Coué   ist im Alter von 69 Jahren in Nancy   gestorben. Einer der populärsten Männer der gesamten Kulturwelt ist mit Emil Coué   dahingegangen. Nicht nur Europa  , auch Amerita betete das Evagelium nach, das er lehrte: Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser." Aus allen Teilen der Welt kamen Patienten zu dem fleinen, bescheidenen Apotheker nach Nancy  , um wundergläubig bet ihm Heilung zu finden.

Dabei war Coué   felber der letzte, der seine Lehre mit geheimnis vollen Mysterien umgab. Er erklärte, nichts anderes als das Unter­bewußtsein, die Phantasie, sei der wirksamste Heilfaftor. Der Mensch sei oft nicht frank, weil seine Organe versagen, sondern seine Organe versagen, weil er sich frant glaubt. Dabei ftritt jedoch Coué feines falls die tatsächlichen Krankheiten ab; aber die Furcht, von der Phantasie genährt, sollte sie nach den Theorien seiner Lehre ver­schlimmern. Hier griff er mit seinem berühmten Satz ein; die Ge­danken an Gesundung sollten so start dadurch geweckt werden, daß der Bille, daß die Kraft des Körpers schließlich siegen. Reinesfalls lehnte Coué   eine medizinische Behandlung ab. Sie durch seine Lehre zu unterstüßen aber war sein Bestreben, und daß er damit Erfolge erreicht hat, ist unzweifelhaft. Man braucht nur an bie Depressionen zu denken, denen viele chronisch Kranke, 3. B. Lungenleidende, oft ausgefeßt sind und die jeder andere Arzt faft ebenso wie die Krankheit selbst fürchtet, um den Segen der Methode Coués zu ermessen. Der Mensch suggeriert sich den Gedanken: ich werde gesund und der Appetit hebt fich, die Stimmung beffert sich, der Schlaf wird ruhiger. Oft ist damit schon der Weg zur Heilung einer Krankheit beschritten.

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Aber aus Nancy   wurden auch Heilungen gemeldet, die an die Wunder der katholischen Kirche erinnern; Lahme gehen, Taube hören, Ausfähige werden gesund. Nun, wir leben in einem über nervösen Zeitalter, und Ausschlag, Lahmheit und Taubheit sind zuweilen nur Aeußerungen eines überreizten Nervensystems, das dann auf die Beruhigungen des Couéfchen Wundersatzes reagierte. Aber die Patienten, deren einziges Heilmittel eben ihr Glaube an die Autorität Coués war, beteten ihn dann wie einen Heiligen

an.

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Coué  , dessen Lehre ja eigentlich ein Bestandteil der gesamten modernen Medizin nicht nur der Psychatrie ist, hat n ver. fucht aus seinen persönlichen Erfolgen Kapital zu schlagen. Wer zu ihm hinfam, wurde behandelt; hatte er Geld, so konnte er dafür bezahlen, hatte er feines, so war die Behandlung unentgeltlich. Nicht zuletzt diese menschenfreundliche Eigenschaft hat die Populari

tät Coués begründet,

Und nun ist er plöglich gestorben. Es ist noch nicht bekannt geworden, unter welchen Umständen, Aber es ist anzunehmen, daß

Der Tag von Königgräh.

3. Juli 1866.

Heute jährt sich zum sechzigstenmal der Tag, an dem Preußen durch seine Sieg bei Königgräß die deutsche Frage in seinem Sinne löste. Desterreich wurde aus dem Deutschen Bund   hinausgedrängt und damit die Vormachtstellung Breu­Bens begründet. Der alte Rampf zwischen zwei Haus mächten" um die Hegemonie in Deutschland   war damit end­gültig entschieden. Vier Jahre später drückte Bismard dem widerstrebenden Preußenkönig in Versailles   die deutsche Kaiserkrone aufs Haupt.

Was durch Blut und Eisen geschaffen wurde, ist durch Blut und Eisen wieder zerstört worden. Weltenstürme sind über das damals Geschaffene hinweggebraust. All das, was vor sechzig Jahren war, die Handel und Händel des deutschen  Gottesgnadentums, der Bruderkrieg zwischen deutschen   Stäm­men, die Methoden der Kriegsführung, mutet uns beinahe schon vorgeschichtlich an.

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Und doch ist der Kampf der Geister, der vor zwei Men­schenaltern geführt wurde, noch nicht ganz zu Ende. Das demokratische Großdeutschtum tämpfte damals- nach 1848 nur noch mit schwachen Kräften für ein großes, freiheit­liches Deutschland  , das alle seine Stämme unter seiner Fahne, der schwarzrotgoldenen, vereinigte. Wer vermag zu sagen, wie sich Europas   Schicksal gestaltet hätte, wenn es gelungen wäre, ein einiges Deutschland   zu schaffen, das innerlich stärker und größer war und das, nicht so machtberauscht wie der preußische Militarismus, nicht so das Volk entzweiend wie das System der preußischen Reaktion, sich eine unantastbare Stellung in Mitteleuropa   geschaffen hätte?

Aber über die kleindeutsche, die altpreußische Lösung hat die Geschichte ihr unwiderrufliches Urteil gefällt. Was bei Königgräß und Sedan   aufgebaut wurde, ist im Weltkrieg wieder in Trümmer gefallen, und die von Hause aus groß­deutsch gerichteten Kräfte der Demotratie waren es, die trog alledem die Einheit des Deutschen Reiches aufrecht­erhielten.

Bei Königgräß wurde auch über das Schicksal wertvoller Teile des deutschen Bolkes entschieden, das sich dann im Welt­frieg vollendete. Sie gerieten in die Rolle von Minderheiten in fremdnationalen Staaten. Einem andern Teil wurde gegen seinen Willen die Pflicht zu staatlicher Selbständigkeit außerhalb Deutschlands   aufgenötigt. Und so ist es nur eine logische Folge der ganzen Entwicklung, daß es wieder die Kräfte der Demokratie sind, zu denen sich der politisch realisierbare Rest des großdeutschen Gedankens gereftet hat, denen die Wiedervereinigung mit dem rein deutschen   Kern­stück Alt- Desterreich am Herzen liegt.

Völkische Verleumder.

Strafanzeige gegen das Deutsche Tageblatt".

Es geht nichts über die schmuzige Berleumdera tattit der völkisch- antisemitischen Presse. Das Deutsche Tage blatt" veröffentlicht heute die Zuſchrift eines völkischen Reichs= tagsabgeordneten. Der Bursche selber ist zu feige, mit seinem Namen hervorzutreten, und überläßt die Berantwortung der Redaktion, die sich selber dann wieder auf den immunen Abgeordneten beziehen wird. Die Zuschrift beschäftigt sich mit dem Oberregierungs­rat Friz Schön bed vom preußischen Finanzministerium. Es wird ihm vorgeworfen, daß er sich aus dem früheren faiserlichen Ber­mögen bereichert habe. In der ganzen Notiz, die eine Spalte des sauberen Blattes füllt, befindet sich nicht eine einzige Zeile, die der Wahrheit entspricht. Für die niederträchtige Gesinnung dieser Ban­biten ist es fennzeichnend, daß sie die Adressen aller Familien­angehörigen Schönbecks mitteilt. Selbstverständlich wird das Finanzministerium gegen das Verleumderblatt offiziellen Strafan­trag stellen.

Ein vielsagender Vorbehalt.

Journalistische Methoden der ,, nationalen" Presse. Die Deutsche Zeitung" bringt in ihrer Freitagmorgen- Aus­gabe einen Artikel über die spanische Verschwörung von unserem H. J. Berichterstatter", datiert: Madrid  , 29. Juni. Der Verfasser schildert darin das Wesen der Offiziers­junten, dieser politisierenden und putschistischen Offiziersverbände, denen er natürlich grundsäglich sehr sympathisch gegenübersteht, nur weiß er nicht recht, wie er sich in diesem Fall zu ihnen stellen fell, da sie sich jetzt gegen eine militärische Diktatur verschworen haben. Und so schreibt er am Schluß:

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,, Um so bedauerlicher wäre es soweit sich die Dinge von hier aus verfolgen lassen wenn sie sich jetzt zum Werkzeug einiger abgewirtschafteter Politiker aus der Zeit des Cortes machen..

Datiert ist der Artikel aus Madrid  . Geschrieben wurde er offenkundig in Berlin  . Anders wäre nämlich dieser Borbehalt Soweit sich die Dinge von hier aus verfolgen lassen"(!!) garnicht zu erklären. Oder sollten sich die spani schen Angelegenheiten besonders schwer von Madrid  aus verfolgen lassen? Wenn schon das alldeutsche Blatt journa. listische Hochsta pelei betreibt, dann sollte es dabei etwas weniger plump verfahren und solche Wendungen vermeiden, die den wahren Charakter ihrer ausländischen Korrespondenten" dem auf. merksamen Leser sofort verraten.

Die Vorstellung, daß Berlin   und Wien   die Zentren zweier gegeneinander friegführenden Mächte sein können, er­scheint uns heute geradezu widerfinnig. Röniggräß ist ge wesen und fann nie wieder sein. Schade nur, daß die Stadt Berlin   die gute Gelegenheit versäumt hat, der König  - zeß gräßer Straße, bei der einst altpreußischer Taft den ehe­maligen österreichischen Kaiser bei seinen Besuchen in der deutschen Reichshauptstadt aussteigen ließ, einen andern Namen zu geben. Trösten wir uns damit, daß es trotz der Königgräger Straße" feine Straße gibt, die nach Königgräß zurückführt!

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úsice

Falle Hoefle mit ihrem Gefängnisarzt am Untersuchungs. Nichts gelernt. Die Niederlage, welche die Justizverwaltung im wesen zu sein. Sie hat dieselbe verantwortungsvolle Dienststelle mit gefängnis Moabit   erlitten hat, fcheint noch nicht ausreichend ge. einem in Bantow also ebenso wie Dr. Thiele in stunden weiter Entfernung vom Gefängnislazarettprattizierenden, 1923 approbierten Arzt als Vertreter des Vertreters" belegt. Es ist anzunehmen, daß das fürsorgliche Justizministerium gleich zeitig verfügt hat, daß während dieser Zeit alle Zwischenfälle zu mit einer so hohen Verantwortung belastet, ist ein weiterer Beweis unterbleiben haben. Daß diese Behörde aber einen so jungen Arzt dafür, daß sie immer noch nichts gelernt hat und daß ihr die Be schlüsse des Landtages gleichgültig sind.

er selber nicht lange frant war; denn noch vor nicht allzu langer| Zeit tam die Nachricht, daß er eine Vortragstournée nach Amerita abgeschloffen habe. Sicher ist, daß viele Menschen ihm nach Sicher ist, daß viele Menschen ihm nach

trauern werden.

Emil Coué   stammte aus Troyes   in Frankreich  , wo seine Eltern in sehr bescheidener Lage lebten. Nachdem er in Paris   Pharma fologie studiert hatte, war er dreißig Jahre lang Apotheker in seiner Heimatstadt, bis er vor einigen Jahren mit seinem Werf" Die Selbstbemeisterung durch Autosuggestion" hervor. trat und seine Lehre auf zahlreichen Vortragsreisen verbreitete. Er der Boden für psychiatrische Berühmtheiten war. Bernheim, ein hatte sich inzwischen in Nancy   ansässig gemacht, das schon vor ihn Lehrer Freuds  , wirfte hier; vor ihm Liébault, der gleichfalls fich auf diesem Gebiet einen Namen erwarb, Coué   bildete zahlreiche Schüler aus, die seine Lehre verbreiteten. Die Grundgedanken seiner Lehre finden sich bereits bei Kant, Hufeland und Feuchters

leben.

Theater ist die Sommer- Saison glücklich eröffnet. Das Publi­" Die leichte Jfabell". Im Staatlichen   Schiller. fum zeigt sich um so dankbarer, als der Berliner   Humor und die Berliner   gutmütige Schnauze in dem Schwant von 3erlett eine Hauptrolle spielt. Während in der vorigen Sommerzeit das Couplet Durch Berlin   fließt immer noch die Spree  " einschlug, tat es diesmal der Berliner   Refrain Romm' doch in den Grunewald  ". Auch der Altschluß zeigte wieder eine ähnliche Idee der Wanderung auf Drehbühnen. Das ist etwas für Berlin   und seine sommerlichen Leute. Die Mufit Robert Gilberts ist sehr fanft und be. tömmlich und sehr abhängig vom Cliché der üblichen Tänze. Der Inhalt des Stückes erinnert an eine wahre Begebenheit, daß nämlich Bigarrenhändler ihr Geschäft durch ein sonderbares Lotteriespiel zu heben suchen. Wer in der Zigarre, die den Namen leichte Isabell" führt, das Los findet, der erhält 100 000 Mart, ein Landhaus und die reizende Isabell aus Perleberg  . Der sich meldet, ist eine Aus­Ra, schließlich friegen sich die Richtigen doch. Gespielt wurde sehr geburt von Häßlichkeit, er tommt ausgerechnet von Johannisburg. luftig um die entzückende Grete Mosheim   herum. Löwenanteil am Erfolg hatten neben ihr der urechte, fesse Berliner  Den Junge Fischer Röppe und Paul Heidemann  . Auch Raiser Ties, Engers  , Ledebour   und Erita Nym. au gefielen allenthalben. Die Musikeinlagen dirigierte Hermann Stod.

K. S.

Strindberg im Residenz, Theater. Fräulein Julie   und Die Stärtere" war gls Bremiere des Residenz- Theaters in den meisten Blättern angezeigt, und man erwartete irgendeinen Ulf nach Strindberg. Es fam viel schlimmer: was man zu sehen befam, waren die beiden bekannten Einafter des tragischen Nord­länders, der sein Leben lang um das Problem Weib" rang, der es in seinen Werken wie in seinem Leben in immer neuer Beleuchtung schillern ließ, ohne daß es dadurch für ihn je etwas anderes wurde, ein Problem. Aber es verschob das dramatische Gleichgewicht in seinen Bühnenwerken. Nicht die Hand­lungen sind hier das Borwärtstreibende, sondern die Reflege, die

als was es eben war

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Schulrat Dudek verurteilt.

Polens   Kampf gegen die deutsche Minderheit. Kattowih, 3. Juli.  ( TU.) Am gestrigen Freitag begann vor dem Bandgericht in Rattowiß der mit großer Spannung erwartete Pro­gegen den in Verbindung mit den Vorgängen bei dem Deuts fchen Boltsbunde in Rattowiß verhafteten Schulrat a. D. Dudek, der von den polnischen Behörden des Verrates militärischer Geheimnisse angeflagt war. Nach Ver­lesung der Personalien des Angeklagten und Aufrufung der Zeugen und Erledigung der üblichen gerichtlichen Formalitäten beantragte der Staatsanwalt Ausschluß der Deffentlichkeit, was auch vom Gericht nach kurzer Beratung genehmigt wurde. Die Urteils­Berrates militärischer Geheimnisse auf ein Jahr sechs Monate verfündung erfolgte gegen 12 Uhr nachts. Das Urteil lautete wegen fünf Jahre Zuchthaus beantragt. Red.) Auf die bereits Gefängnis und fünf Jahre Chrverluft.( Der Staatsanwalt hatte erlittene Untersuchungshaft wurde eine Zeit von vier Monaten und 19 Tagen in Anrechnung gebracht. Auf Antrag des Verteidigers bewilligte das Gericht die Freilassung gegen eine Raution von 50 000 3loty.

Abordnung hat ihre frühere 3ufage, am tschechischen Sokolfongres Ehrung für die tschechischen Turner. Die italienisch- faschistische in Prag   teilzunehmen, widerrufen.

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nicht.

3wischentöne, die Nüancen, die ohne Rud, gleichmäßig und unsicht bar wie die Zeiger einer Uhr das Geschehen weiterrücken einem 3lele zu, sondern im ewigen Kreise. Sehr differenzierte Menschen müssen auf der Bühne stehen, um die unwägbaren Dinge, auf denen diese Werke balanzieren, den Zuschauern fühlbar zu machen, zumal heute, wo Strindbergs Probleme uns im wirklichen Leben faum noch Probleme darstellen. Die Bergner hat vor Jahren in den Kammerspielen immerhin eine Stunde lang die Zu schauer als Fräulein Julie  " erschüttern fönnen; Maria Neu­tirchen im Residenz- Theater vermag das nicht. Sie ist gewiß feine unbegabte Schauspielerin, und in einem festen Ensemble würde man wahrscheinlich an ihrer Entwicklung manche Freude haben; so, auf sich selbst gestellt denn die Regie Willy Gernhardts ist maßen routiniert Theater; nichts weiter. Walter Süßenguth  in einer Rolle, die ihr weltenfern liegt, spielt sie einiger­als Diener scheint Filmerfahrungen zu haben, die er aber noch nicht recht verwerten fann; nur Ea von Carlberg trifft manchmal, aber auch nur manchmal, glaubhafte Töne. Ueber die voraufae­gangene Szene Die Stärter e" sei der eiserne Borhang christ= licher Nächstenliebe gebreitet. Sz.

feine

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Das Theater in der Klosterstraße hat sich auch eine Sommer­Spielzeit zugelegt und eröffnet fie mit der Komödie ,, Scampalo" von Dario Niecodemi. Das Stüd wirkt wie ein altes Luft­fpiel mit rührjeligen Gemütsattaden und einem schüchternen Aus­flug ins Ordinäre. Mittelpunkt ist ein mit allen wertvolle Tugenden ausgestattetes Kind der Straße, das, mit Keßheit begabt, alle Manns­leute auf Roften ihrer legitimen und illegitimen Gefährtinnen ins Garn lockt. Einer bleibt dann schließlich gerührt an diesem ver fader Duft von Gartenlaube und das Publikum lachte und schluchzte, fannten Edelstein hängen. Durch das Theater wehte ein füßlich wie's eben tam. Die Darstellung war redlich bemüht", aber es langte nicht für ein anständiges Niveau.

R.

Urania- Borträge. Mont., Mittw., Freit., Sonnt.( 5,9), Dienst., Donnerst ), Dienst., Donnerst., Sonnab.( 9): 28 3 abre im brasilianischen Sonnab. 5,7): Süd. Tirolim film. Mont., Mittw., Freit., Sonnt, Urwald unter deutschen   Kolonisten".

Das Germanische Museum   in Nürnberg   veranstaltet Ende August Lebr gange für Gymnafials, Oberreal und Realschullehrer aus dem Bereich der deutschen   Kunst- und Kulturgeschichte.

Ein infernationales wissenschaftliches Erziehungsbureau. Das Institut Rousseau   in Genf   bat ein wissenschaftlich eingestelltes Erziehungsbureau er­öffnet. Leiter ist Prof. Bovet von der Univerfität Genf. Das Bureau foll einen Sammelpunkt bilden für Dokumente aller Art, die sich auf Erziehungs­wesen beziehen. Ferner soll es Rundfragen auf experimentellem und sta tiftischem Gebiete durchführen, und dadurch unmittelbar beitragen zur Lösung schließlich als vermittelnde und verbindende Stelle zwischen Einrichtungen von Fragen der Kinderpsychologie, der Pädagogit, der Prüfungen. Es will und Gesellschaften dienen, die sich mit den gleichen Problemen beschäftigen. haben die Präsetten von Benua   und Ancona   sowie einige andere Badeorte Fortschritte der Keuschheit in Muffolinien. Zu Beginn der Badesaison itrenge Berfügungen gegen unanständige oder zu verwegene Badeanzüge erlassen. An einigen Diten wurde außerdem verboten, in Badeanzügen oder Bademänteln den Strand zu verlassen und dariu Tanziale oder Stas binen zu betreten, was bisher in italienischen Badeorten gestattet war.