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fort.

Preußische Forstverwaltung.

Aus der Staatsbank.

zweiten Ferientage der Fertenverfehr den höchsten Grab erreichte,] ist heute auf teinem der Bahnhöfe ein außergewöhnlicher Andrang erfennbar. Außer 205 fahrplanmäßigen und einigen Vor- und

Der Landtag setzt die dritte Etatsberatung mit der Aussprache zum Nachzügen verkehren 15 Sonderzüge nach allen Himmelsrichtungen.

Forstetat

sonders für die ostpreußische Land- und Forstwirtschaft ein.

Abg. v. Trescow( Dnat.) betont, daß alle Parteien sich darüber flar feien, daß die im Forstetat eingesetzten 70 Millionen gar nicht gebraucht würden. Troßdem seien die deutschnationalen Anträge auf entsprechende Abstriche abgelehnt worden. Der Minister möge sich darüber äußern, was er mit den überflüssigen Mitteln beim Forstetat anfangen wolle. Redner fordert die Unterbindung der inflationiſtiſchen Holzeinfuhr aus Bolen, und tritt be­Abg. Graf zu Stollberg  ( D. Bp.) befürwortet die Einfegung eines Ausschusses zur Prüfung der Forst beamten und Organisationsfragen, und wendet sich gegen die Tarif. politit der Eisenbahn besonders in bezug auf Ostpreußen  . In der Frage der Holzeinfuhr aus Polen   ist ein Ausgleich der ver­schiedenartigen Interessen notwendig.

Abg. Schmelzer( 3tr.) weist darauf hin, daß eine praktische Parlamentsarbeit nicht möglich sein werde, wenn jede Beamten­gruppe ihre Sonderinteressen mit allen Mitteln durchsetzen wollte. Es ist ein Skandal, daß die Reichsbahn das polnische Grubenholz zu Ausnahmetarifen nach dem Ruhrgebiet   ver­frachte. Durch schlechten Zollschutz ist die deutsche Gerbstoffindustrie zum Erliegen gebracht, ein ähnliches Schicksal droht den Sägewerfen. Die Regierung müsse auf dem Gebiete der Forstwirtschaft mit An­regungen voranschreiten.

Abg. Müller- Frankfurt( Komm.) fet fich für eine bessere Be zahlung und Behandlung der Forstarbeiter ein und ver= urteilt scharf die Maßregelung von Forstarbeitern, die sich am Boltsentscheid beteiligt haben.

Abg. Barteld( Dem.) erklärt zu der Forderung der Deutsch­nationalen, die Grenze gegen die Holzeinfuhr aus Bolen zu sperren, hier sei nicht der preußische Landwirtschaftsminister zuständig, sondern dies sei Sache des Reichs. Im übrigen fönne man die Frage nicht einzeln, sondern nur im Gesamtrahmen eines Handelsvertrages regeln. Zu bedauern sei die Ablehnung des Antrags auf Verminderung der Zahl der Oberforstmeister.( 3u­rufe bei den Deutschnationalen.) Hier habe man wirklich sparen fönnen. Dafür feien aber die Deutschnationalen nicht zu haben ge­wesen, weil sie an Einfluß zu verlieren glauben, wenn gerade Be­amte in diesen Stellungen abgebaut würden. Die erhöhten Be träge für die Erhaltung von Dauerweiden seien zu begrüßen.

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Landwirtschaftsminister Dr. Steiger betont das Bestreben der Berwaltung, das staatliche Vermögen, das in den Forsten liegt, zu erhalten, auch in der Richtung, daß die Interessen der Wald­arbeiter gewahrt werden. Was die Verhandlungen mit Belen angeht, so hat die deutsche Delegation die Forderung der Bolen abgelehnt. Wir haben die Säge der Vorfriegszeit zur Grund­lage genommen, obgleich wir mit Rücksicht auf die veränderten Geldverhältnisse 30 Proz. mehr nehmen müßten. Benn die Polen   auf dieses Entgegenkommen nicht eingehen, so liegt die Schuld nicht bei uns. Den durch Hochwasser Geschädigten gegenüber übt die Forstverwaltung das größte Entgegenkommen.

Der Oberlandforstmeister äußert sich zu den Folgen des Fort­eulenfraßes.

Abg. v. Treskow( Dnat.) bemerkt, daß der preußische Landwirt schaftsminister in der Frage der Einfuhr aus Polen   selbst seine Initiative zugesagt habe.

Abg. Graf Garrier( Dnat.) bezeichnet es als tief bedauerlich, daß durch die Holzeinfuhr aus Polen   der preußische Forstfistus und der Privatbesig schwer geschädigt, und daß gegen diese Ausfuhr nicht mehr geschehen sei.

Damit ist der Forsthaushalt erledigt; es folgt die Beratung des Gestütetats.

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Bitte drei Mark mehr!

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Es gibt in jeder Stadt gewisse Gradmesser für den Reichtum und die Armut der Bewohner. Eine der besten und sichersten Aus­funftsstellen in dieser Beziehung sind die Pfandhäuser. Wir brauchen fein Schauspielhaus zu besuchen, um eine rührfelige Stimmung zu bekommen. Eine Stunde als Beobachter in einem Pfandhaus und wir erleben ein tiefgreifendes Trauerspiel des Lebens! Nicht die verlotterte, verkommene Gestalt, wie sie uns Bille zeichnet, begegnet uns hier. Verschämte, verhärmte, verbissene Armut steht vor uns in schlichten Gewändern, die ehedem teuer waren. Betrachten wir die teilweise vom Leid geadelten Gesichtszüge dieser Frauen, die stunden­lang am Warenabgabeschalter stehen, Frauen, deren Leben keine Freuden kennt, deren Hände von Arbeit, deren Augen nur von Sorgen und Madonnentum sprechen. Ein alter vergrämter Mann steht im abgetragenen, aber trotzdem sauberen Anzug stumpf und müde da. Einst hatte er ein ansehnliches Sparkassentonto als Re­fultat eines mühseligen, arbeitsreichen Lebens, ausgefüllt von Pflicht treue und wieder Pflichttreue, besessen. Heute wandert eine Roft­barkeit nach der anderen ins Pfandhaus. Dort die schmächtige, bleiche. Frau mit den hektischen Zügen, schwer fällt es ihr, so lange warten zu müssen. Immer wieder preßt sie das Taschentuch an die blutleeren Lippen, um den bösen Husten zu dämpfen, jezt im Sommer! Scheu blickt sie sich um. Wenn sie jemand von ihren ehemaligen Bekannten sehen würde. Die besseren Tage von einst. Wie lange ist es her, das langsame stetige Hinabgleiten in die Not und dazu die fraßenhafte Gestalt des Hungers, der an der Ge fundheit wie ein Vampyr mit Freude festsaugt. Endlich kommt sie an die Reihe. Der Tarator schäßt mechanisch, gleichgültig. Behn Mart" ,, Bitte drei Mart mehr, ich muß heute Miete be= zahlen.. ,, Wollen Sie oder wollen Sie nicht?" Zehn Mark haben und nicht haben... Einen Moment nur zögert fie. Bitternd nimmt sie den Ausweisschein in die hand. Und so betteln und bitten Dutzende mit flehentlicher Miene um eine Mart, ja um eint paar Pfennige mehr. Der Beamte, der oft gern helfen würde, muß hart bleiben. Meist erweist sich die Hoffnung, nach der abgelaufenen Frist sein Eigentum einlösen zu können, als trügerisch. Alle Kostbarkeiten wandern auf Nimmerwiedersehen zur Bersteige

rung.

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Der Ferienverkehr auf der Reichsbahn  . Troß des am ersten Ferientage, besonders am Nachmittag, ein­fehenden Massenandranges, bleibt die Zahl der in die Sommer­frischen reisenden Ferienjahrer erheblich gegen die des Vorjahres zurüd. Die allgemeine wirtschaftliche Notlage spiegelt sich hier in aller Deutlichkeit wider. Der gestrige Reiseverfehr ist zwar mit gut zu bezeichnen, doch ist auf feinem der fünf Kopfbahnhöfe jener große Ansturm wie zu Ferienbeginn des Vorjahres zu verzeichnen. Die Besetzung der fahrplanmäßigen 3üge betrug durchschnittlich 80-90 Broz, teilweise etwa 100 Broz. Einzelne Borzüge verließen nur halbt gefüllt, mit 50-60 Broz. Besetzung, Berlin  . Außer den fahrplanmäßigen Zügen wurden von der Reichs bahn 21 Vorzüge und 12 Sonderzüge eingesetzt. Der Verkehr wurde überall glatt und reibungslos durchgeführt und verlief ohne Störun gen. Alle Reisenden fanden bequem Sizpläge. Interessant sind einige Zahlen über den Reiseverkehr nach den verschie denen Landesteilen. An erster Stelle steht Süddeutsch land, dann folgen der Harz  , das Riefengebirge und endlich, ganz im Gegensatz zum Vorjahre, die Ostsee  . Während im vergangenen Jahre sämtliche Büge, die an die Ostsee   fuhren, start überfüllt waren, wiesen fie jezt nur einigermaßen gute Bejeßung auf. Besonders das unbeständige Wetter und die noch immer vornehmlich in Eeebädern herrschenden hohen Preise werden vielen die Fahrt berthin verleidet oder unmöglich gemacht haben. Während sonst am

Verderbliche Polizeimethoden.

Reviervorsteher verlangen möglichst viel Strafanzeigen.

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Bor furzem hatten wir in einer Notiz Polizei und Verkehrs­regelung" auf selbstbeobachtete Fälle hingewiesen, aus denen das schitanöfe und gerade hinterhältige Berhalten einzelner Beamten der Verkehrspolizei bei der Erstattung von Anzeigen deutlich her­vorging. Diese Notiz hat uns mehrere Buschriften ein­gebracht, die den besten Beweis dafür liefern, wie notwendig es war, jene Mißstände wieder einmal zur Sprache zu bringen. Ins besondere schreibt uns der Vorsitzende des Allgemeinen Preußischen Polizeibeamtenverbandes, Polizeibeamtenverbandes, Genoffe Betnaret, u. a.:

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Ein solches Benehmen von Polizeibeamten, die sich im Hinter­halt verstecken, um so auf ihre Beute nämlich Kraftfahrzeuge- zu lauern, deren Führer sie dann zur Anzeige bringen, ist uns ebenso zuwider wie Ihnen. Als die zuständige Be­rufsorganisation jedoch möchten wir nicht verfehlen, dar. auf hinzuweisen, daß die Schuldigen nicht die Beamten, sondern zum großen Teil die Borgelegten, nämlich die Reviervorsteher, find. Schon des öfteren haben wir Ge­legenheit nehmen müffen, den Herrn Polizeipräsidenten   von Berlin  auf einzelne Reviervorsteher hinzuweisen, die von ihren Beamten eine tägliche Mindestzahl von Anzeigen verlangen. Darüber wird eine fogenannte Tätigkeitsliste geführt. Diejenigen Beamten, die die meisten Anzeigen haben, erhalten ein bis drei freie Tage im Monat neben den sonst üblichen Ruhetagen.

Daß der Polizeipräsident damit nicht einverstanden ift, auf die Beamtenschaft einen Drud auszuüben, damit fie recht viel Anzeigen macht, ist selbstverständlich. Im Gegenteil, er hat die Führung einer jogenannten Tätigkeitsliste aufs ftrengte verboten. Trotzdem wird dieses Verbot umgangen. Uns nahestehende Revier­vorsteher haben uns einfach erklärt, daß die Inspektionstomman. deure( Polizeimajore) von ihnen verlangen, daß dem Revier im Monat eine gewisse Anzahl von Anzeigen ge­macht werden. Es gibt sogar Inspektionsfommandeure, die hierin die produttive Arbeit der Polizei erblicken. Im Gegen­fatz zu dem eigentlichen Zwed der Polizei, nämlich, daß sie eine Dorbeugende Tätigkeit ausüben sollen."

Dem Schreiben ist ein im Verbandsorgan vom 14. Mai d. 3. erschienener interessanter Artikel beigefügt, in dem unter der Ueber­schrift Mehr Anzeigen!" dieses widerwärtige Antreiber­system gründlich beleuchtet wird. Darin heißt es: Die Parole lautet überall: Anzeigen, Anzeigen um jeden Preis, was es auch sei... Treffen sich zwei Streifenbeamte an einer Ede, fo ist die erste Frage: Hast du schon eine Anzeige?"- Und du?" Beim Weitergehen sagt dann wohl der eine: Wäre es doch nur ein Radfahrer ohne Licht oder ein Hund ohne Maulforb". So werden Tausende von Strafanzeigen erstattet, so tommen sie zu stande. Aus der Strafanzeige wird Selbstzwed.

In einer anderen Zuschrift eines Kraftbroschtenfahrers wird zugleich im Namen vieler Berufskollegen unfere Notiz mit weiteren fonkreten Beispielen von schitanöfen Anzeigen ergänzt und bestätigt, daß die Gegend der Straße Unter den Linden  bei allen Kraftfahrern dafür berüchtigt ist. Hingegen erwähnt unser Gewährsmann mit anerkennenswerter Objektivität, daß z. B. die Beamten an der Herkules- oder Corneliusbrücke oder an der Kreu­zung Joachimsthaler Straße und Kurfürstendamm   sich allgemeiner Beliebtheit erfreuen und fügt hinzu: Wer dort eine Anzeige be­tommt, wird sie schon verdienen.

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Wir tönnen nur noch einmal den Polizeipräsidenten auf diese gegen feinen ausdrüdlichen Willen entstandenen Mißstände hin weisen, die zu einer ebensolchen von den Borgesetzten gezüchteten geistigen Rorruption führen müffen, wie sie sich im alten Heer bei Offizieren und Unteroffizieren entwickelt hatte.

Schwimmfest der Groß- Berliner Schulen.

Alle Berliner   Schulen hatten fürzlich ihr Sommer Schwimmfest, das geleitet wurde von der Schwimmvereini gung Berliner Lehrer. 5000 bis 6000 Zuschauer sahen von den fern des Spandauer   Schiffahrtsfanals zu.

Ein ganz außergewöhnliches Ereignis waren die Massen Trodenschwimmübungen. In fast endloser Reihe sah man die völlig erafte Ausführung dieser Freiübungen. Ein wunder bares Bild, das auch im Film startes Interesse erregen wird. Darauf folgte das Anschwimmen der Schulen; da tummelte fich die ganze große Maffe aller Beteiligten im Wasser. Dann richtet fich der Blick auf die Hauptkämpfe des Tages, auf die Staffeln der Schulen, es gingen alle Schularten in Wettbewerb. Beste Beit der 10 mal 50 Meter- Strecke in Bruststil mar 9,04 min. Den Abschluß bildete ein Stilschwimmen aller Teilnehmer. Es macht viel Freude, die Jungens und Mädels bei der Arbeit zu schen. Nachstehend die Ergebnisse: I. 10 mal 50 Meter, beliebige Staffel f. höhere u. Berufsschulen. 1. Diesterweg- Oberrealschule, in 8,26 min. 2. Oberrealschule Mariendorf  , in 8,43 II. 10 mal 50 Meter Bruststaffel f. gemischte Schulen. 1. Volksschule in 10.4,8 min. 2. 6a Schule Reinickendorf   in 10,44 Min. III. 10 mal 50 Meter Bruststaffel für Knaben- Boltsschulen. 1. 300. Boltsschule in 9,004 Min. 2. 301. Bolfsschule in 9,45 min.

Verspäteter Karneval.

Min. 262.

Der unpolitische" Kriegerverein Lichtenberg   veranstaltete am vergangenen Sonntag fein 50jähriges Stiftungsfest. Zu diesem Swede Straßen. Boran natürlich, wie immer bei diesen Zügen, ungefähr machte er auch einen sogenannten Propagandaumzug durch die 20 Hitlerjünglinge mit den bekannten, geradezu verbotenen Ge­fichtern. Ihnen folgte auf einem Schlachtpferde" eine Gestalt in Allongeperrüde, rotem Rod mit gelben Schnüren und weiterem Brimborium; man hörte allgemein, daß es sich um den alten Friz handeln sollte. Daß sich dieser Figur noch einiger solcher Rummel­gestalten anschlossen, versteht sich von selbst. Alsdann folgte der Clou des ganzen Festzuges in Gestalt eines Leiterwagens, auf dem fich zwanzig Ehrenjungfrauen" in sehr ehrwürdigem Alter be fanden, die sich mit je einem Kornblum.enfranz und einem um die rechte Schulter fallenden schwarzweißroten Bandelier befleidet hatten. Das fonderbarste Bild entstand dadurch, daß vor und hinter dem Zuge Dußende von Schupoleuten zu Fuß, zu Pferd, zu Rad und Wagen bewegten, während rechts und links des Zuges eine sehr dichte Eskorte von Grünen den Zug begleitete. Jede Straßenecke war außerdem noch mit dreifachen Schupoposten besetzt, außerdem traten noch Radfahr- und Autopatrouillen in großer Sahl in Erscheinung.

Verhaftung eines Raubmörders.

Er leugnet die Tat.

Am 27. vorigen Monats wurde in Stettin   am Kohlenmarkt der Juwelier Schollmann in seinem Laden ermordet und be­raubt. Die sofort angestellten Nachforschungen der Stettiner Kriminal­polizei ergaben, daß als Täter der 30 Jahre alte Arbeiter Ernst Lüdtke, dessen Vormund der Ermordete früher war, in Frage fam.

Verschiedene Anzeichen deuteten daraufhin, daß der Mörder sich nach Berlin   gewandt habe, und so wurde die Inspektion A. der Berliner   Kriminalpolizei um Mitfahndung ersucht. Sie ermittelte, daß Lüdike in Berlin   in den verschiedensten Stadtteilen weibliche Be

fanntschaften hatte. Die Mädchen waren als Hausangestellte tätig und steckten ihrem Freunde Geld und Lebensmittel zu. Lüdtke selbst ging feiner regelmäßigen Beschäftigung nach, sondern trieb sich planlos umher. Außer seinen Berliner   Beziehungen hatte er Freun binnen in Stettin   und anderen Orten, mit denen er in Briefwechsel stand. Da er in seinem Unterschlupf nicht gemeldet war, so mußte en feine Briefe selbst auf den einzelnen Bostämtern abholen. Auch das hatte die Kriminalpolizei erfahren und beobachtete die betreffenden Aemier. Heute morgen gelang es endlich, Lüdtke auf einem Post­amt im Zentrum der Stadt zu ergreifen und in das Polizei­präsidium zu bringen. Er wurde alsbald einem Berhör unterzogen, leugnet aber, mit der Tat etwas zu tun gehabt zu haben. Er trat einen Alibibeweis an, der augenblicklich noch nachgeprüft wird.

Warum wohl?

Beim Rundfunt hat man auch einen Theaterdienst. Täg­lich wird da den Rundfunkteilnehmern gesagt, welche Genusse die Theater Berlins   bieten. Für die Staatsopfer hatte die Ankündigung bisher etwa so gelautet:" In der Staatsoper am Königs­plaß wird gegeben usw." Als dann der Königsplatz" in einen Plaz der Republit" umgenannt wurde, erhielt die Ankündigung folgerichtig den Wortlaut:" In der Staatsoper am Play der Republik   usw." Das scheint aber irgendwem nicht gepaßt zu haben. Seit einigen Tagen verfündet der Rundfunk nur noch, daß in der Staatsoper" das und das gegeben wird. Wo die Staats­oper liegt, das wird nicht mehr gesagt.

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Ein Rundfunkteilnehmer, dem das auffiel, wandte sich an die Rundfunkgesellschaft und an das Reichspostministerium mit der An­frage, warum wohl plöglich der neue Plagname aus der Rundfunkanfündigung verschwunden sei. Reichspoſtministerium gab das Schreiben des Rundfunkteilnehmers weiter an die Rundfunkgesellschaft zur gefälligen Kenntnisnahme und erforderlichenfalls weiteren Beranlassung". Da der Beschwerde­führer in seinem Schreiben mitgeteilt hatte, daß er eine Abschrift davon dem ,, Borwärts" zugehen lassen werde, so schickt jetzt die Rund­funkgesellschaft unaufgefordert uns im voraus eine Erilärung. Darin fagt sie zu ihrer Entschuldigung:

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Wir gestatten uns, darauf hinzuweisen, daß es sich dabei um einen sogenannten Reflamedurchspruch handelt, der von der Staats­oper bezahlt wird und für den die Staatsoper uns den Tert vorschreibt. Wir sind daher gar nicht in der Lage, irgend­welche Aenderungen in dem Text vorzunehmen. Im übrigen ist es Wunsch der Auftraggeberin, nur furz als Staats­im Gegensatz zu den Staatstheatern oper genannt zu werden." Die Rundfunkgesellschaft lehnt also die Verantwortung ab. Nach. ihrer Darstellung ist allein die Verwaltung der Staatsoper dafür verantwortlich zu machen, daß nach der Umnennung des Königs­plages" in einen Platz der Republik" die früherc" Staatsoper am Königsplatz" jetzt plötzlich nur noch Staatsoper" genannt wird. Warum wohl?" hat der Rundfunkteilnehmer das Reichspost­minifterium und die Rundfunkgesellschaft gefragt. Warum wohl?" fragen jetzt wir die Verwaltung der Staatsoper. Warum wohl mag bei diesem Kunstinstitut der Republit der Wunsch fich geregt haben, den ,, Plaß der Republik" in die Versenkung verfchynin Den zu lassen?

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Der Schneidergeselle als Arzt.

Ein alter, unverbefferlicher Betrüger stand in der Person des Schneiders Robert Kläden wieder einmal vor dem Strafrichter. Kläden hat sein halbes Leben in Gefängnissen und Zuchthäusern zugebracht. Kaum auf freiem Fuße, trat er unter falschem Namen und Titel auf und verübte mit großem Raffinement Betrügereien. Auch seine legte 3% jährige Zuchthausstrafe vermochte ihn nicht zu bessern. Sofort nach der Entlassung wandte er einen feiner alten Trids wieder an. Diesmal trat er als falscher Arzt auf. Er ließ sich Rezepte mit dem Kopf Dr. med. Robert Kläden, prakt. Arzt" drucken und verschaffte sich in verschiedenen Apotheken Mor phium, wofür er noch als Arzt 10 Proz. Ermäßigung erhielt. Damit trieb er einen schwunghaften Handel. Daneben suchte er auch seine Kollegen" als notleidender Arzt auf. Bei einem be­fannten Professor erhielt er zehn Mark Unterstügung und wurde auf feine Bitten an den Leiter eines Sanatoriums empfohlen. Er erhielt auch Anstellung und war einige Tage dort tätig, bis es ihm gelang, einen Vorschuß von 100 Mart zu erhalten. Dann ver­schwand er. Das Schöffengericht schickte den alten Gauner von neuem auf 1% Jahre ins Zuchthaus.

Berzweiflungstat eines alten Gärtners. Einen blutigen Aus­gang nahm gestern abend eine Auseinandersehung zwischen dem Besizer des Kurhauses Wannsee  , Kurt Kundis und feinem Angestellten, dem 70jährigen Gärtner Wilhelm Bieje. Der Arbeitgeber war mit den Leistungen des alten Mannes nicht mehr zufrieden und fündigte ihm. Als es gestern abermals zu einer Unterredung fam, die einen sehr heftigen Verlauf nahm, zog der alte Giese in seiner Erregung plöglich ein Messer hervor, stach auf Kundis ein und traf ihn in den Unterleib, Rundis mußte schwerverlet in das Nowawefer Krankenhaus gebracht werden, während Biese verhaftet wurde.

Meldung aus Bern   zwei gewaltige Lawinen nieder. Die Spreit Ein Lawinenffurz. An der Grindelstraße gingen nach einer lawine vor Guttannen   brachte eine Schneemenge von etwa 400.000 Rubikmetern, eine andere Lawine bei Sommerloch sperrte die Straße den Berkehr aufrecht zu erhalten, ist in die Spreitlawine ein auf 300 Meter Länge und in einer Höhe von 10 Meter. Um Tunnel von 78 Meter Länge und 4 Meter Höhe ge graben worden.

Einsturz eines Tunnelgewölbes. Bei den seit einem Jahr dauern. den Umbauarbeiten am Tunnel vor der Station Gaildorf   ist heute früh gegen 3 Uhr, nach einer Meldung aus Badnang( Nedartreis), ein Einbruch des Gewölbes erfolgt. Zwei Arbeiter werden vermißt. Sie sind vermutlich tödlich verunglückt. Der Verkehr muß mit Hilfe von Autos aufrechterhalten werden.

Amundsen polmüde. Wie aus Seattle   gemeldet wird, ist dert Amundsen mit seinen 15 Kameraden eingetroffen, die mit der Norge" den Pol überflogen hatten. Der berühmte Forscher erschien den Journalisten, die ihn begrüßten, noch müder als im legten Oberflächliche Schägung zeigte schon ganz unzweideutig, daß Jahre, als er von seinem erfolglosen Flug zurückkehrte. Meine dieser Festzug mindestens von doppelt soviel Schupoleuten estortiert Aufgabe ist nun erfüllt," sagte Amundsen. Die wichtigsten Bro­murde als er Festteilnehmer in fich barg. Bei dieser starten polizei bleme der Polarregion find gelöst. Natürlich bleibt noch eine große lichen Bedeckung wunderte sich niemand, daß den mitmarschierenden Anzahl von Einzelfragen zu prüfen und zu erforschen, aber die künf­Heldenjünglingen von Hitlers   Gnaden die Aeuglein vor Stolz tigen Reisen, die noch unternommen werden müssen, werden fein leuchteten. Bezeichnend für den Geisteszustand dieser Leute ist die Neuland mehr zu entdecken haben. Ich werde mich zurüd­Tatsache, daß bei ihnen keine Beranstaltung vorbeigehen fann, anziehen, um anderen Platz zu machen, die an meine Stelle treten dem nicht die Geister längst verstorbener Herrschaften zur Schau und mein Wert vollenden werden." gestellt werden. Wer eben feine Zukunft vor sich hat, muß ja wohl netgedrungen in der Vergangenheit wühlen.

Der Männerchor Off Cyrania 1849, Mitglied des DASB, veranstaltet Montag, den 5. Juli, 7 Uhr im Saalbau Friedrichshain, Garten, einen Straußabend. Mitwirkung: Ballmujifdirektor Johann Strauß   aus Bien.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

47: Abt. Die Bezirksführer, die trok Aufforderung noch nicht abgerechnet haben, werden dringend ersucht, Sonntag, den 4., vormittags 11 Uhr, bei dem Genossen Jacob abzurechnen.