Nr. 310 43. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Krisenzahlen und ihre Bedeutung.
Eine Untersuchung über die Berechtigung des offiziellen Krisenoptimismus.
Daß Optimismus in wirtschaftlichen und politischen Krisenzeiten| nicht kredit wirtschaftlich; das heißt für die Volkswirtschaft angenehm ist, ist sicher. Es ist aber nicht sicher, ob er zweck im ganzen: die Zinspanne ist noch doppelt so hech als im mäßig ist. Verdächtig ist, wenn man sich in Krisenzeiten auf Frieden; die Kreditversorgung der Kapital bedürftigen die Notwendigkeit des Optimismus beruft. Doppelt verdächtig erfolgt, solange die Diskontopolitik der Reichsbant versagt, nicht nach ft, wenn das Verantwortliche tun; sei es im Staat, sei es in der pots wirtschaftlichen, sondern nach einseitig schwer- und finanzfapitalistischen Gefichtspunkten. Die Verarbeitungs- und Wirtschaft. Wer als Berantwortlicher sich auf die Notwendigkeit des Ronsumindustrie wird zugunsten der Schwer Optimismus beruft, erweckt den Verdacht, daß er die Hände in den industrie und der Landwirtschaft geopfert. Die Echoß legen möchte, weil er, sei es in Staats- oder Wirtschaftsdingen, Ersparnis" am Einfuhrüberschuß endlich ist zum größten Teil sich seiner Aufgabe nicht gewachsen fühlt. Für diese Leute hat die Krisendefizit der rüdgängigen inländischen Kauftraft; und soweit Statistit eine Gefahr. Da sie alles Gute hoffen, aber wenig die Lagerhaltung verringert wird, liegt der Knüppel beim Hund: leisten, deuten sie statistische Daten leicht so, daß ihr Optimismus bei rückgängigem Absatz hat große Lagerhaltung weder Zweck, noch sind die Mittel dazu da. begründet erscheint.
Alles im Staats- und Wirtschaftsleben Deutschlands weist daraufhin, daß die Krisenlage in Deutschland einen neuen Span= nungspunkt erreicht hat. Alle Verantwortlichen in Deutschland , ob Staatsbureaukraten oder privatkapitalistische Routiniers, deuten die Entwicklung optimistisch. Wenigstens nach außen, für die Deffentlichkeit; es wird Stimmung gemacht. In jedem Staat, in jeder Bolks. wirtschaft gibt es aber Schichten, die die Kosten tragen müssen, wenn der Optimismus der Verantwortlichen Unrecht behält. Deren Interesse zu wahren, ist im fapitalistischen System Sache der Arbeiterschaft. Ihm wollen wir mit diesen Betrachtungen dienen.
Je mehr der Kapitalismus fortschreitet, desto organisatorischer wird er. Das wiffen auch die Interessenten; aus beiden Klaffen, der Arbeit und des Kapitals. Gie geben statistische Daten der Deffentlichkeit nicht unkommentiert, sondern wie es in ihrem Intereffe liegt. lichkeit nicht unkommentiert, sondern wie es in ihrem Intereffe liegt. Absolute Unparteilichkeit gibt es auch bei offiziellen oder offiziöfen Schilderungen der Wirtschaftslage nicht. Immerhin lohnt ihr Kommentar die Prüfung. Bor uns liegt die letzte Beröffentlichung der Reichskredit A.-G. zur Wirtschaftslage, die man als die Wirtschaftsbant des Reiches bezeichnen darf. Auf ihre Daten stützen wir unsere
Kritit.
Scheinbar günstige Krisendaten. Entscheidend in der Betrachtung ist, wie sich die Dinge in den legten zwei, drei Monaten entwickelt haben und wie die Entwicklung zu deuten ist. Dabei gibt es allgemein als günstig und allgemein als ungünstig aufgefaßte Elemente. Wir beginnen mit jenen, immer nach den sehr ausführlichen und im allgemeinen wohldurchdachten Darlegungen der Reichskreditgesellschaft, die allgemein als günstig auf gefaßt werden.
Die arbeitstägliche Förderung von Ruhrkohle ift von 318 000 Tonnen im März auf 356 000 Tonnen in der dritten Juniwoche gestiegen, stärker als der Durchschnitt des Jahres 1925 betrug( 344 000 Tonnen). Die Roheisenproduktion betrug im März 717 000 Tonnen, im Mai 736 000 Tonnen. Die arbeitstägliche Wagenstellung der Reichsbahn stieg von 112 000 im Märzdurchschnitt auf 123 000 in der dritten Juniwoche. Die Intensität der Arbeitsleistung ist bedeutend gestiegen: im Ruhrtohlenberg bau pro Kopf der Gesamtbelegschaft( Schichtförderanteil) von 1068 Kilogramm im Februar(= 113,3 Broz. von 1913!) auf 1075 Rilogramm im April( 114 Proz.) In der Roheisenproduktion wuchs die Lagesleistung je Arbeiter, verglichen mit dem Durchschnitt 1925-100, von 96,6 im Februar auf 99,7 im Mai; in der Rohstahlproduktion Don 102,3 auf 144,4(!). Die Konzentrationsbewegung machte im letzten Halbjahre gewaltige Fortschritte( Stahltrust, Oberschlesischer Montantrust, Wintershall, Chemietrust, Miagtrust, Berliner Mühlen, Oberschlesische Bement, Daimler- Benz , Demag- Maschinentrust). Die Preisentwidlung zeigte im allgemeinen abwärts; wenigstens bei Fertigwaren insgesamt( 1913-100) von 147,4 Proz. im März auf 144,8 Proz. im Mai, davon bei Produktionsmitteln von 146,1 auf 144,0 Broz., bei Verbrauchsgütern von 148,4 auf 145,4 Prozent. Wenn auch die Ausfuhr in den letzten Monaten zurüdging, so ergibt sich für die Gesamtausfuhr eine Steigerung im Prozent faz der Gegenwartswerte, verglichen mit Borkriegswerten: von 133,2 im Durchschnitt 1925 auf 133,9 im Durchschnitt Januar bis Mai 1926. Die Zinsentwicklung ist, absolut gesehen günstig, auch noch in der allerlegten Zeit. Die Konkurse und Geschäftsaufsichten haben sich von Februar bis Mai zusammen von 3571 auf 1737 ge= senft; das ist auf weniger als die Hälfte. Schließlich der Rückgang des Einfuhrüberschusses. Die Reichskreditgesellschaft ftellt für No Dember 1925 bis April 1926 eine Ersparnis fast von 481 Millionen allein bei Baumwolle, Wolle und den entsprechenden Garnen, von 140 Millionen bei sonstigen Textilien und Garnen und von 412 Millionen Mark bei Nahrungsmitteln, verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum im Jahre vorher. Insgesamt bei Textilien und Nahrungs
mitteln allein über eine Milliarde.
Erste Bedenken.
Offenbar ungünstige Momente.
Diefen an sich schon nicht leichten Bedenken sind die offenbar ungünstigen Momente hinzuzurechnen. Wir zählen sie nur auf. Der Energieverbrauch im Inland ist bis einschließlich Mai ununterbrochen rüdgängig: bei Kohle sowohl wie bei elektrischer Kraft. Der Arbeitsmarkt ist seit spätestens Mitte Juni verschiedert. Auch die Ministerien rechnen zum Herbst und Winter mit weiterer stärkerer Berschlechterung. In der Elektro-, Maschinen-, Textilindustrie wirkt der Kauftraft- und Auftragsrückgang im Inland fonkurrenzerschwerend im Ausland. Die Stundenlöhne der gelernten Arbeiter sind noch stärker rückgängig, als es die offiziellen Statistiken erkennen lassen; die In landstauf traftsinft noch schneller, als die Freistellung von Arbeitsfräften wächst. Die Bauvorhaben sind, trok vermehrter Kredite im 1. Quartal 1926, im ganzen bedeutend niedriger als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Juniausfuhrbilanz wäre passiv gewesen, wenn nicht die Rohstoffausfuhr( England) die Baffivität verhindert hätte. Die majsenhafte Gründung internationaler Star telle regelt zwar die Verteilung auf dem zu knappen Markt, fchaltet aber die Konkurrenz und damit die preissenfenden und abfazfördern. den Faktoren weitgehend aus.
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Dazu kommen alle Momente, an denen die Reichskreditgesellschaft, offenbar aus Neutralitätsgründen, vorübergeht. Die Steuermilderungen in Deutschland werden vom Privatfapital, da die entgegenwirkende aftive Krisenpolitit des Staates fehlt, einfach tapitalisiert. Dasselbe gilt für die neuerdings wieder erhöhten Agrarzölle, die die Grundrente und die lückenlofen Industriezölle, die die Kartellrente aufbessern. Die Einnahmequellen des Staates und der Gemeinden versiegen, während ihre Belastung wächst. Werden Anleihen emittiert, gleichviel für melche öffentlichen Haushaltszwede, um den Ausfall zu decken, so wächst die Dauerbelastung der Gesamtwirtschaft. Jeder scheinbare privatwirtschaftliche Augenblids. vorteil wird mit gesamtwirtschaftlichen Dauernachteilen bezahlt.
Die großen Fragen der Wirtschaftssanierung. Die Reichskreditgesellschaft übersieht auch die großen Fragen der Wirtschaftssanierung nicht. Sie erblickt sie in der Kapitalversorgung und in der Bildung von Neufapital und auch ven( vom Ausland geborgten) Kapital reserven, die das Tempo der inländischen Wirtschaftsjanierung steigern und die Widerstandstraft gegenüber der Weltkonkurrenz erhöhen könnten( Auslandsanleihen inländische Sparkapitalbildung, Emissionsfähigkeit des Inlands, Gold- und Devisenstock der Reichsbank). Sie beurteilt auch diese große Frage günstig. Sie verkennt aber das gesamtwirtschaftliche Sanierungs problem: ob die deutsche Produktion sich im Inland oder Ausland verschuldet, sie verschuldet sich. Berschuldung hat in einer Volkswirtschaft mit einer flaren Unterbilang nur Ginn, wenn fie die Unterbilanz nicht nur im Augenblic, sondern auf Dauer beseitigt. Dazu gehört, daß auf Dauer die gesamtwirtschaft liche Kostenersparnis größer ist als die Umsagverluste durch die Krise, zuzüglich der Kosten für die Schuldzinsen und Schuldentilgung. Erst dann besteht ein Recht zum Optimismus. Das allerdings wäre ein Optimismus von Leuten, die rechnen, statt auf Ausreden zu finnen.
Die Arbeit der Reichskreditgesellschaft ist verdienstlich. Aber wenn man alles Für und Gegen prüft, besonders unter Berüdfichtigung der von der Reichskreditgesellschaft vernachläffigten wirt. schafts-, handels- und kreditpolitischen Momente, so tann man unmöglich zu einer optimistischen Auffassung der Dinge kommen. Die Bilanz ist passiv und, was das bitterste ist, alle Voraussetzungen sind erfüllt, daß sie noch passiver wird. Damit aber ist eine Schicksalsfrage gestellt von demselben Ernst, wie sie der deutschen Volkswirtschaft 1923 gestellt war. Die privatfapitalistische Wirtschaftsführung tritt abermals in die ernsteste Krise.
Zu diesen günstigen Momenten wollen wir sofort sagen, weshalb ein großer Teil von ihnen uns mur als scheinbar günstig erfcheint. Ueber die Besserung der Ruhrfohlenlage ist kein Wort zu verlieren; sie erklärt sich aus dem englischen Streit. Sie Seit Herbst vorigen Jahres besteht in Brasilien eine Birt wird uach zu einem Rückschlag führen, trotz der vorübergehenden schaftskrise, deren Ursachen und Ablauf den Wirtschaftskrisen der Vertragslieferungsvorteile, die auf einige Monate immerhin vorhanden sind. Zu beachten bleibt, daß die arbeitstägliche Kokserzeu- mitteleuropäischen Länder aufs Haar gleicht. Die Jahre 1920-24 gung, der Inder für die industrielle Kohlenverwertung, von März waren die Periode einer dauernden Geldentwertung. Der Milreis bis in die dritte Juniwoche start rückgängig blieb; sie fant von sant stufenweise auf weniger als ein Drittel seines Wertes von 1920. 58 000 auf 51 500 Tonnen. Die geringe Steigerung der Roheisen. Diese Periode war die Zeit einer fieberhaften Gründungstätigkeit produktion fam, wie bekannt, der Ausfuhr zugute und hatte anor- der Industrie und ungeheurer Inflationsgewinne. Durch die Geldmale handelspolitische Gründe. Die Roh st a hl erzeugung war im entwertung entstand eine Mauer, welche von der ausländischen Mai gegenüber März von 950 000 auf 901 000 Tonnen zurüd- Konkurrenz nicht durchbrochen werden konnte. Im Jahre 1925 gegangen. Die Steigerung seither hat, da die deutsche Abnahme vermochte man jedoch das Gleichgewicht des Staatsbudgets wieder geringer wurde, ihre Gründe ebenfalls in der Versorgung kohlenbestreifter Auslandsfäufer. Die Steigerung der Reichsbahnwagen herzustellen und damit wie auch durch die von der Zentralbent in die Wege geleiteten Krediteinschränkungen konnte die Steigerung des gestellung entfällt mindestens sehr stark auf diese Vorgänge in der Montanindustrie; die Umlagerungen im Gefolge der Konzentra- Geldwertes herbeigeführt werden, wenn auch diese den früheren Stand bei weitem noch nicht erreicht hat. Der Wert des Milreis tionsbewegung fommen hinzu. Der Rest dürfte sich saisonmäßig ( Landwirtschaft und Baumarkt) erklären. Die Steigerung der Ar- stieg von 5 Bence im Mai auf 7%, im Dezember. Dadurch entstand beitsintensität ist gewiß bedeutsam; wo sie auch auftrete. Krisenpoli aber die in Europa so wohlbekannte Deflationstrise mit untisch positiv wird sie aber erst, wenn auf Dauer Abfaggröße geheurer Kapitaltnappheit, wobei die Kreditzinsen auf etwa 36 Pro3. und Konkurrenzfähigkeit schneller wachsen, als die Kosten der durchsteigen. Die Folge war der Zusammenbruch zahlreicher. Unter für die Kenzentrationsbewegung hinsichtlich der ersparten Kosten. nehmungen; es mußten Hunderte von Konkursen angemeldet werden. Ueberall de, wo sie aber unter Erhöhung der Gewinnansprüche Verschärft wurde die Lage durch die Entwicklung des Kaffee des Kapitals erfolgt, wie beim Stahltrust und unter gleichzeitiger marktes, des Hauptartikels der brasilianischen Ausfuhr, wo die starker Verschuldung, müssen Absaz und Konkurrenzfähigkeit noch früheren hohen Preise trotz der Intervention der Regierung mittels um so schlechter wachsen, je größer die Ueberkapitalisierung und je der sogenannten„ Raffeevalorisierung" nicht mehr erzielt werden höher die Zinfen und Amortisationslast ist. Die Preissenfung ist zweifellos sowohl Kind wie Arzt der Krise; solange aber die Kreise der Schlüsselprodukte, Kohle, Kali, Stahl, Chemie, auf der einen und landwirtschaftliche Produkte auf der anderen Seite für das Inland künstlich stabilisiert und erhöht werden, ist die Preissenkung in den Produktionsmittel und Konjum industrien weitgehend als neue Erscheinung anzusehen, in der die erfolgreiche Abwälzung von Krisenverlusten von den Schlüffelindustrien auf die Berarbiter zum Ausdruck fommt. Die zunehmende Arbeitslosigkeit in den Berarbeiter und Konsumindustrien ist dafür Beuge, Die abfolut und äußerlich günftige Zinsentwicklung ist
fönnen.
Vermögen und Quoten des Stahltrusts.
Aus dem Prospekt der Vereinigten Stahlwerke 2.-G. zur Auflegung des deutschen Anleiheteils von 126 Millionen( 90 Millionen in Deutschland unterzubringen) wird folgende Zusammenstellung des Stahltrustvermögens befannt:
Der Grundbesitz umfaßt 121,7 Millionen Quadratmeter. Die Kohlenbergwerke betreiben 151 Schächte, Die Kohlenrejerven der
Sonntag, 4. Juli 1926
360 Millionen Quadratmeter aufgeschlossenen Kohlenfelder sind auf 5,3 Milliarden Tonnen zu schäzen. 71 Rofsbatterien haben eine Kapazität von über 9 Millionen Tonnen Kots. Der Erzfelderbefiz umfaßt im ganzen etwa 45 000 Hettar mit einem Gesamtvorrat von etwa 650 Millionen Tonnen. Dazu Kalfstein-, Quarzit- und Tou gruben( Rheinland- Westfalen , Lahn und Dill, Bayern , Spanien , Schweden , Brasilien ). Die Eisen- und Stahlwerke verfügen über 83 Hochöfen bei einer Kapazität von 9,2 Millionen Tonnen Roheisen, über 32 Thomas- und Bessemer Defen, 116 SiemensMartin- Defen mit einer Jahreskapazität von 7,76 Millionen Tonnen, Die Walzwerke erreichen eine Leistungsfähigkelt von 7 Millionen Tonnen im Jahre. Ferner betreibt die Gesellschaft eine Schiffswerft mit einer Jahreskapazität von 30 000 Tonnen, sowie drei 7800 Eisenbahnwagenbauanstalten mit einer Jahresleistung von Eisenbahnwagen. Die Gleislänge der Eisenbahnen der Vereinigten Stahlwerfe beträgt 1244 Kilometer. Das Unternehmen beschäftigt 16000 Beamte und 160 000 Arbeiter.
Die Syndikatsbeteiligungen sind folgende: Kohlensyndikat 22 Broz., Roheisenverband 34 Proz., Rohstahlgemeinschaft 38 Broz, A- Produktenverband 40,3 Broz., A- Produftenhalbzeug 53 Broz, A- Produften- Oberbaumaterial 44,8 Proz., A- Produkten- Formeisen 22,4 Proz., Stabeisenverband 32,5 Proz., Röhrenverband 50,2 Proz Bandeifenvereinigung 49,1 Proz., Grobblechverband 35,3 Proz.. Walzdrahtverband 19,3 Proz.
Die deutsch - französischen Verhandlungen.
Die deutsch - französischen Handelsvertragsverhandlungen sollen, da ein Abschluß im Großen im Laufe des Sommers nicht mehr möglich ist, vorläufig in einem Teilabkommen ihren Abschluß finden. Augenblicklich sind allerdings auch für den Abschluß dieses Abfommens neue Schwierigkeiten entstanden. Die französische Landwirtschaft fordert eine Reihe von Bollermäßigungen, die Deutschland nicht gewähren will, weil die französischen Agrarprodukte schon infolge der Frankenwährung einen gewissen Konkurrenzvorsprung haben. Neuerdings haben die Franzosen Berhandlungen auf der Bafis französischer Goldzölle gefordert. Deutscherseits will man davon nichts wissen, da bisher sämtliche Verhandlungen auf der Bafis des franzöfifchen Papierfranten geführt wurden. Die Vertagung des Reichstages macht das Inkrafttreten eines Teilabkommens nicht illusorisch, da der Reichstag der Regierung die Ermächtigung gegeben hat, nach Beratung des Abkommens mit dem Reichsrat und mit einem für die Ferienzeit vorgesehenen besonderen Ausschuß des Reichstages das Abkommen einstweilen zur Anwendung zu bringen. Selbstverständlich muß das Abkommen dann nach den Sommerferien sofort dem Reichstage zur endgültigen Stellungnahme vorgelegt werden.
Weil die Verbände verjagen In der Generalversammlung der Charlottenhütte 2.-G. begründete ihr Generaldirektor Flick die Notwendigkeit der Gründung der vereinigten Stahlwerfe mit dem Berjagen der Verbände. Die Verbände konnten die volle Ausnutzung der Produktionsfähigkeit der Betriebe deswegen nicht sicherstellen, weil sie nur die eingehenden Aufträge auf die einzelnen angeschlosses nen Unternehmungen gleichmäßig verteilen. Dem Trust aber ist es möglich, die Aufträge an die bestarbeitenden Betriebe zu geben, bei ihnen Höchstleistungen zu erzielen und damit im Sinne der Selbstfostensenfung zu wirken. Die Zweck: näßigkeit des Anschlusses der Charlottenhütte ergibt sich aus der Tatsache, daß die Beziehungen zu dem Rhein- Elbe- Union- Konzern, die ebenfalls dem Stahltrust angeschlossen sind, seit Jahren sehr enge find. Die Eisensteingruben im Siegerland erhalten hierdurch einen sicheren dauernden Abnehmer. Austauschobjekt ist. Es gehen in den Besitz der Vereinigten Stahlwährend für fie eine billige Bersorgung mit Kohle ein wertvolles werke über die Siegener Eisenbedarfs- A.- G. und die Charlottenhütte, während die übrigen Beteiligungen bei der Muttergesellschaft, die weiterbesteht, verbleiben. Die Charlottenhütte erhält 20 Millionen an Aktien und 7,5 Millionen an Genußscheinen der Bereinigien Stahlmerke. Die Vorräte, welche der Trust ebenfalls übernimmt, werden besonders in bar vergütet. Die Regelung der Kreditoren und Debitoren verbleibt der Muttergesellschaft. Der Bertrag ist im 1. Juli d. J. in Kraft getreten.
Finanzierungsgesellschaft für Traktoren. Im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist die Finanzierungsgesellschaft für Traktoren gegründet worden, die nach ihrer Sagung die Gewäh= rung und Finanzierung von Krediten zum Bezuge vornehmlich von Landkraftgeräten sowie die nachdrückliche Förderung fämtlicher Maßnahmen zur Verbesserung und Verbilligung derartiger Maschinen zum Gegenstand des Unternehmens hat. Das Attienkapital von 2 Millionen Mark ist von einer Gruppe privater und öffentlicher Banken einerseits, von der Deutschen Rettenbankkreditanstalt andererseits gezeichnet worden. In der Bantengruppe find die Commerz und Privatbant, die Deutsche Bank, die Deutsche Giro zentrale , die Diskontogesellschaft, die Dresdner Bank, die Breußische teiligt. Auf der anderen Seite ist ein maßgeblicher Einfluß den landwirtschaftlichen Spizenorganisationen gewährleistet. Auch das Reich ist im Aufsichtsrat vertreten, zumal es das Unternehmen durch die Uebernahme einer Ausfallgerantie unterstützt.
Eine Sammelanleihe zur Ablösung fommunaler Anleiheschulden. Der Plan des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, nach Mög lichkeit die Rückzahlung aller fommunalen Papiermarkanleihen eins heitlich zu finanzieren und zu regeln, femmt zur Durchführung. Der Vorstand des Verbandes ermächtigte den Aufsichtsrat der deutschen Girozentrale, eine Anleihe in der Höhe auszugeben, die ausreicht, um die Ablösung der früheren Markanleihen der Kommunal rerbände, die eine solche durch die Giroorganisation wünschen, durch. zuführen. Der genaue Betrag der Sammelablösungsanleihe fann erst festgestellt werden, wenn der Umfang der zu übernehmenden Ablösungsschuld der beteiligten Gemeindeverbände feststeht. Mit den Kommunalverbänden wird ein Tilgungsplan auf der Grundlage vereinbart, daß die Anleihe binnen 30 Jahren, und zwar alljährlich ein Dreißigstel der Gesamtschuld unter Hinzurechnung der im Anieihe ablösungsgeseh vorgesehenen 5prozentigen Berzinsung getilgt wird. Durch diese Regelung, die die Zustimmung der zuständigen Weinisterien gefunden hat, ist der Deutsche Sparkassen- und Giroverband in Preußen die einzige Zentralftelle für fommunale Sainmelablösungsanleihen geworden. Für den Gläubiger der Markanieihe liegt der besondere Vorteil der Beteiligung an der Sammelablösungsanleihe darin, daß er ein börsenfähiges, stets veräußerliches Papier erhält. Die fich beteiligenden Kommunen erreichen durch das Sammelablösungsverfahren eine erhebliche Berringerung der Ver. Für die kommunale Sammelablösungsanleihe waltungskosten. haften der Deutsche Sparkassen- und Gireverband und die ihm angeschlossenen Giroverbände, für die wiederum die in ihnen vereinigten Kommunalverbände die Haftung tragen, sowie die angeschlossenen
Lurdesbanken.
Größere Aufträge für die Automobilindustrie. Die Gemeinschaft deutscher Automobilfabriken meldet für ihre drei Werfe günstige Auftragseingänge. Die Nama Lloydwerte Bremen erhielten von der griechischen Regierung froß scharfer Konkurrenz 350 Stück 1½ bis 2- Tonnen- Schnellaftwagen. Die Nationale Automobilgesellschaft liefert, ebenfalls für Griechenland , eine Anzahl 3- Tonnen- Wagen. Nach Guatemala , Kolumbien und Persien gingen von derselben Gesellschaft 5 und 3- Tonnen- Laftwagen und Niederomnibusse. Die Brennabormerfe haben in der legten Zeit 60 Personenwagen an die jugoslawische Regierung zur Ablieferung gebracht,