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Nr. 310+ 43.Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Der glorreiche 4. Juli.

Zum 150. Jahrestag der amerikanischen Revolution.

Heute vor 150 Jahren, am 4. Juli 1776, wurde feierlich die Un-| zu sein mit ihrer schweren Abhängigkeit von den englischen Gläu­abhängigkeit der Bereinigten Staaten von Nordamerifa proflamiert. bigern und den englischen Rohstoffimporteuren. Der Kampf um die Unabhängigkeit, den die 13 aufständischen Ko Ionien gegen das mächtige Mutterland Großbritannien führten, hatte seinen Höhepunkt erreicht.

Die am 4. Juli vom Kongreß angenommene Unabhängig. feitserklärung war von gewaltigem Einfluß auf die Ent­wicklung der bürgerlich- revolutionären Ideologie Europas . Dies historische Dokument wurde zum Vorbild der berühmten ,, Defla ration der Rechte des Menschen und Bürgers", die nicht nur die große französische Revolution auf ihre Fahne schrieb, sondern auch alle bürgerlich- demokratischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts.

Es wäre ein historischer Fehler, zu glauben, daß die Bewegung, die mit der Errichtung der Teeeinfuhrsteuer begonnen hatte, die Trennung von England und die Einsegung der Demokratie von Dornherein zum Ziele gehabt habe. Die Unzufriedenheit über das Lorgehen der englischen Regierung, die die amerikanischen Kolonien als ein rechtloses Objekt imperialistischer Ausbeutung betrachtete, mus allmählich. Die Einführung der Teesteuer wirkte als letzter Tropfen, der den Becher zum Ueberlaufen brachte. Lange schon.5e­einträchtigte das Mutterland die selbständige wirtschaftliche Entwick lung der amerikanischen Kolonien. Bereits im Jahre 1719 stellte das englische Unterhaus fest, daß die Errichtung von Manufakturen in den Kolonien unerwünscht sei, da sie zur Berringerung der Ab­hängigkeit von England führe.

Der auf den 10. Mai 1775 einberufene Kongreß hatte zu wählen zwischen freiwilliger Unterordnung unter die Tyrannei und gewalt­famem Widerstande. Der Kongreß entschied sich für das legtere. Doch selbst auf diesem Kongres gab es, nach dem Zeugnis Frank lins, noch feine offenen Fürsprecher der Unabhängigkeit. Die neuesten Historiker sind darin einig, daß eine rechtzeitige Nach giebigkeit des Mutterlandes die Abtrennung der Kolonien hätte ab­wenden können.

Der Unabhängigkeitsfrieg war nur ein Teil jener gewaltigen Boltsbewegung, die vor anderthalb Jahrhunderten die amerikanischen Kolonien ergriffen hatte. Doch während die friegsrische und politische Geschichte der amerikanischen Revolution in all ihren Einzelheiten erforscht ist. taben ihre sozialwirtschaftlichen Ursachen und Folgen erst in den allerletzten Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der Historiker auf sich gezogen.

Eine der führenden Persönlichkeiten der amerikanischen Revo lution hatte geäußert, die Revolution sei ausgetragen worden in den Köpfen und Herzen der Kolonisten, ehe fie zur Waffe gegriffen. Das ist gewiß wahr. Doch ebenso gewiß ist diese Revolution in Röpfen und Herzen" nur verständlich, wenn man die fozialwirtschaftlichen Umstände in Betracht zieht, in denen sich die amerikanischen Kolonien am Vorabend der Revolution befanden.

Bor hundertfünfzig Jahren stellten die englischen Kolonien Ameritas faft durchgängig ein Agrarland dar. Kaum 2 bis 3 Pro3. Der Bevölkerung lebten in Städten. Die überwiegende Farmer bevölkerung wurde gebildet von energischen Auswanderern aus Eng­land, Irland, Deutschland , Holland und anderen Ländern der alten Welt. Es waren zum größten Teil Settierer, Gegner der offiziellen Kirche, unabhängige, beharrliche, arbeitsame Menschen. Die Ge­schichte der Bereinigten Staaten ist nicht zu verstehen ohne die Ge­schichte ihrer Kolonisation. In hartem Rampfe mit der jungfräu­lichen Natur bildeten und festigten sich die Grundcharakterzüge der Siedler das Gefühl der Unabhängigkeit und Gleichheit. Den Agrarverhältnissen westlich von der Küste lag das System der fleinen felbständigen Farmen zugrunde, in denen Landeigentümer, Besizer der Produktionsmittel und Arbeiter sich in derselben Person ver­einigten.

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Die politische Demokratie war in den Bereinigten Staaten in bedeutendem Maße das Resultat solscher wirtschaftlichen Demokratie oder, genauer gesagt, Agrardemokratie. Die Revolution führte zur Konfistation der ungeheuren Landbesitztümer, die in einer Reihe von Kolonien den Loyalisten", den Anhängern Englands und der töniglichen Gewalt gehörten. Diese gewaltigen Befißtümer, die in längst vergangenen Zeiten die Krone nach rechts und links an ihre getreuen Diener vergeben hatte, wurden nach der Konfistation in fleine Anteile zersplittert, was den demokratischen Charakter des Landbefizes noch verstärkte. Umfangreiches Landeigentum fand sich nur noch in den südlichen Kolonien, wo die Pflanzungen durch Sklavenarbeit der Schwarzen erhalten wurden. Doch auch in diesen südlichen Pflanzungen hatten die Pflanzer allen Grund, unzufrieden

Den tatkräftigsten Teil der Bevölkerung bildeten die Bewohner der Küste, die den gesamten Außenhandel vermittelten und in denen bereits Industrie erwagte. Die Handelskreise dieser Städte spürten am stärffien an sich selbst die verderblichen Folgen der englischen Monopolpolitik, der Verbote, Beschränkungen, Regelungen, ungesetz­mäßigen Besteuerungen. Der erste Aufstand flammte im Dezember 1773 in Boston auf, einem großen Handelszentrum. Das eben erst aufkommende Proletariat der Städte unterstüßte energisch die Handelsbourgeoisie. Die gleiche Unterstützung fand diese Bourgeoisie bei der Masse der kleinen Farmer und selbst wenn auch nicht so fort und vollkommen bei den Pflanzern der füdlichen Kolonien, Die Interessenwidersprüche der dreizehn Kolonien und Bevölkerungs­flaffen traten zurüd angesichts der gemeinsamen Gefahr und gemein­famen Aufgabe der Befreiung. Doch diese Widersprüche lagen flar auf der Hand. Adams schrieb in der Folge, die schlimmste Aufgabe während der Revolution sei es gewesen, 13 Gloden zu gleicher Zeit fchwingen zu lassen".

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Die Geschichte der amerikanischen Revolution ist nicht bloß die Geschichte des Kampfes der Patrioten" gegen die Loyalisten", son­dern auch die des Kampfes zwischen den" Patrioten" den Ge mäßigten" und den Radikalen". Die Gemäßigten" die Groß bourgeoisie, die Pflanzer, ein Teil der bürgerlichen Intelligenz- die die Bewegung begonnen hatten, erschrafen bald, als sie ge­wahrten, daß die Bewegung ins Uferlose geriet, fich radikale Ziele legte und in die Reihen der tatkräftig Handelnden das städtische Proletariat hineinzog. Die Radikalen" bemächtigten sich nur all­mählich der Situation, indem sie sich vor allem auf die Sunger­leider" stüßten, wie fich verächtlich die Gemäßigten" ausdrückten, breite Masse der demokratischen Farmer. d. h. auf die Handwerker und Arbeiter der Uferstädte und auf die

Die europäische Politik verhielt sich anfangs äußerst steptisch zur Broflamierung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten . Bloß Graf de Arender, der spanische Gesandte in Frankreich , schrieb zu jener Zeit: Diese föderative Republit ist als Zwerg zur Welt getommen; es wird ein Tag kommen, da sie zum Riesen wird, ja zum Koloß, furchtbar für andere Länder." Die Prophezeiung hat fidh ; vollkommen bewahrheitet.

Nicht sofort übermand die junge Republik das politische Chaos und vor allem die Finanzschwierigkeiten. Langsam nur gelang es, den Separatismus der einzelnen Staaten zurückzudrängen und die zentrale Macht zu befestigen. Doch immer segensreicher wurde der Einfluß der Revolution. Die Loelösung vom Mutterland, die Liqui­tierung der aus England auf den jungfräulichen Boden Amerikas übertragenen Feudaleinrichtungen, die Errichtung der Demokratie, die sich auf persönliche Freiheit und breite Selbstverwaltung gründete, die Befreiung des Handels und der Landwirtschaft- diefes alles zu­die Befreiung des Handels und der Landwirtschaft- dieses alles zu fammengenommen gab einen machtvollen Anstoß zur ötonomischen Entfaltung der jungen Republik .

150 Jahre vergingen. Der Zwerg wurde zum Giganten. Nicht England, einst das Mutterland der rechtlosen Kolonien, ist jetzt die eifte Weltmacht. Nicht England, sondern die Bereinigten Staaten schreiten an der Spitze der technischen und wirtschaftlichen Fortschritte Richt England, sondern die Bereinigten Staaten diftieren heute, nach dem Weltkriege, den Völkern von fünf Erdteilen ihren Willen, sich stützend auf ihre finanzielle und industrielle Ueberlegenheit.

Der Zwerg ward nicht nur Gigant, er ward auch der.cloẞ, furchtbar für andere Länder". Bor 150 Jahren eröffneten 13 Kolo­nien einen heldenhaften Kampf gegen den britischen Imperialismus um Freiheit und Unabhängigkeit. Heute stellen sich die Bereinigten Staaten selbst auf die Bahn des Imperialismus. Die Doftrin Monroes:" Amerika den Amerikanern" verwandelt sich aus einer Schuhwaffe in eine Kampflosung: Amerika für die Vereinigten Staaten ". 21 Republiken des lateinischen Amerika , die vor 100 Jahren dem Beispiel der Vereinigten Staaten gefolgt waren und sich von der spanischen Tyrannei befreit hatten, erblicken heute die größte Gefahr für sich im wirtschaftlichen Imperialismus ihres mäch tigen Nachbarn. Die demokratische Verfassung der Väter" ward zum Mittel der Herrschaft des Großfapitals, das den Parteikampf in Amerita verwandelt hat in ein Handelsgeschäft.

Die amerikanische Bourgeoisie wird im Rausch ihrer Macht den Jahrestag der Una by ängigkeit begehen. Der Jahrestag der Revolution läßt sie falt. Peter Garnŋ.

Sonntag, 4. Juli 1926

Dritte Lesung des Preußenetats.

Gestüte.- Landwirtschaft.- Bergbau.- Handel und Gewerbe.

Der Landtag beriet im weiteren Berlauf der gestrigen Sigung den Gestütsetat.

Abg. v. Plehwe( Dnat.) erklärt, die Gründe für den großen Notstand der deutschen Pferdezucht lägen insbesondere in der un­glückseligen Handelspolitik der Reichsregierung. Bei der Vergebung von Krediten dürfe die Industrie gegen­über der Pferdezucht nicht bevorzugt werden.

Bei der Beratung des Landwirtschaftshaushaltes erflärt Abg. Roeingh( 3.), die Wiederherstellung der Rentabilität müsse an erster Stelle stehen. Die Stickstoffabriken arbeiten mit zu hohen Dividenden. Es sei zu erwägen, ob man nicht die sozialen Lasten abbauen tönne. Die Handels. vertragspolitit müsse die Landwirtschaft beffer bes rüd sichtigen. Die ganze Handelsvertragspolitik seit dem Kriege hat die Industrie zum Nachteil der Landwirtschaft allzu start be­günftigt.

Abg. Schulze- Stapen( Dnat.): Die deutsche Bantwelt muß fich in ihrer Zinspolitik mehr als Diener der Wirtschaft fühlen, wie überhaupt der Dienst am Boltsganzen mehr unterstrichen werden muß.( Rufe links: Beim Landbund! Gegenfundgebungen und Bei­fall rechts.)

Abg. Pefry( 3.) fordert eine bessere Kreditverfor gung der Landwirtschaft. Die Sonderkredite der Renten­bant für die besonders notleidenden Kleinbauern müssen gesteigert werden. Die Landwirtschaft gebrauche billige langfristige Kredite und steuerliche Entlastung.

Minister Steiger erklärt auf Befragen: Bor Inangriffnahme einer ergiebigen Aktion in Ostpreußen ist noch ein Bericht der Land­wirtschaftskammer erforderlich, der bisher noch nicht vorliegt. Jns­gesamt soll die Landwirtschaft in diesem Jahre ungefähr eine Milliarde an Krediten zurückzahlen. Es ist ohne weiteres flar, daß diejenigen Gebiete, die vom Hochwasser betroffen sind, zu dieser Rückzahlung nicht in der Lage sind. Mein Be­ftreben geht dahin, daß Notstandsgebiete gebildet werden, in denen die Landwirtschaft davon befreit sein soll, ihre Schulden jetzt zurück­zuzahlen. Diese Maßnahme wird im Zusammenhang mit billigen Krediten der Rentenbankkreditanstalt namentlich auch den kleinen Landwirten zugute kommen.

Abg. Jakoby- Raffauf( 3.) wendet sich gegen die große Spanne zwischen Produzenten und Konsumentenpreisen.

Ohne Aussprache passieren die Etats der Lotterieverwaltung und der Seehandlung und Münzverwaltung. Es folgt die Beratung der

Bergverwaltung.

us.

Abg. Hein- Barmen( Dnat.) macht auf die ungünstige wirtung der staatlichen Subvention auf dem Welt­Einsicht, daß für die Kohlenwirtschaft internationale markt aufmerksam. Vielleicht bringe der Streit England zu der Vereinbarungen notwendig sind. Die Verringerung der Haldenbestände sei nicht etwa die Wirkung einer besseren Wirtschafts­lage, sondern erkläre sich aus dem englischen Streif. Redner setzt sich für den Abbau der Gebühren im Bergbau ein und befürwortet eine Arbeitsgeminschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Abg. Osterroth( S03.) weist auf das erfreuliche Ergebnis hin, daß durch die Hilfsmaßnahmen im Siegerland in furzer Zeit mehr als 2000 Bergleute wieder eingestellt

werden konnten.

Beim Haushalt der Handels- und Gewerbeverwaltung fordert Abg. Jäger( Dnat.) Berücksichtigung von Handel und Gewerbe bei den beschlossenen Notstandsarbeiten.

in den Pleinen Städten.

Abg. Perichte( Wirtsch. Bgg.) verlangt Minderung der Lasten der fleinen Handel- und Gewerbetreibenden. Die Sonntagsruhe laffe sich nicht schematisch in ganz Preußen durchführen, namentlich nicht traßenhandels muß endlich etwas geschehen. Die schärffte Gegen das leberhandnehmen bes Konkurrenz für den Handel ist der heimliche Handel, der sogar viel­fach von Beamten in Behörden getrieben wird.

Damit schließt die Aussprache zum Handelsetat. Ohne Debatte werden noch die Etats der Porzellanmanufaktur, des Gesezjamm lungsamtes, des Deutschen Reichs- und Preußischen Staatsanzeigers des Landtags und des Staatsrats erledigt.

Kleine Borlagen; darunter Aenderung des Stempelsteuergesetzes. Gegen 4 Uhr vertagt sich das Haus auf Montag 12 Uhr Einbringung staatlichen Bergwerksbesizes in die Preußag und Mittellandkanal. Außerdem: Fortsetzung der Etatberatung.

Für

Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin. ( Nachdr. verb.) Etwas fühler, mechselnde Bemöllung, strichtweise Gewitterregen. Deutschland : Jm Süden und Diten vielfach Gewitterneigung und etwas fühler, im Nordwesten noch troden und warm.

Mufitaufträge

KEIN AUSVERKAUF!

übergibt man nur dem Nachweis bes Deutsch. Mufiterverbandes, Berlin 027, Andreasstr. 21( Königstadt 4310, 4048). Gefchäftszeit 9 bis 5, Conntags 10 bis 2 Uhr. Auf Wunsch Bertreterbefuch

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