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vielfarbigen Wirklichkeit aber wird sich etwas wieder­holen, was wir in der Kriegswirtschaft mehrfach erlebten. Die Unternehmer, denen heute niemand hineinreden kann, werden billige Preise aufstellen, was ihnen dann Gott bei der Be­rechnung der Teuerungszulage vergelten wird. Für die bil­ligen Preise werden sie entweder schlechte Ware geben, oder die Arbeiter nach dem Motto: Das ist gerade ausgegangen" versorgen. Wir werden wieder die Arbeiterfrauen anstehen sehen, damit sie ein Stückchen von der billigen Ware betom men, deren Zuschlag fie am nächsten Bahltag zahlen, nämlich durch den Abzug an der Teuerungszulage.

Wenn es dem Faschismus darum zu tun war, die Zwischenhändler auszuschalten, warum hat er dann die Arbeiterkonsumvereine vernichtet, die das in jahrelanger Arbeit in vielen Gegenden längst verwirklicht hatten? Will er den Zwischenhändlerprofit den leidenden Unternehmer und Agrariern zuwenden, wie wird er sich dann die Sympathie jener Kreise erhalten, die bei den Plünderungen der Konsumvereine den Schwarzhemden zujubelten, nicht nur, weil sie einen Beuteanteil bekamen, sondern vor allem, weil man ihre Konkurrenten vernichtete? Und wie wird das ver­schiedene Preisniveau der Unternehmerverschleiße und der andern auf den Handel wirten? Wenn der Unternehmer wirklich ohne direkten Profit an den Waren die Lebensmittel verkauft und sich mit dem indirekten Profit der herabgesetzten Teuerungszulage begnügt, wie will man da verhindern, daß die Nicht arbeiter in den billigen Verkaufsstellen taufen oder gar daß die Arbeiter mit den Produkten Handel treiben? Man wird die Brot, Zucker, Milchkarte usw. wieder ein­führen müssen. Und all das, um eine Art volkswirtschaftlicher Schonung einzuführen, innerhalb deren Italien billig für das Ausland produziert!

Die Pflicht, zum Benzin Alkohol zu mischen, greift nicht eben intensiv in die Dekonomie des Arbeiters ein. Das zu 15 Broz. mit minderwertigem Getreide gemischte Brot ist offenbar der Siegerpreis der Weizenschlacht", aber darüber weiß man nichts Genaueres, nur, daß der Getreidezoll nicht abgeschafft werden wird.

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für die Gefallenen niedergelegt. Anschließend formierte sich der Fest­zug, an dem etwa 40 000 bis 50 000 Personen teilnahmen, zum Marsch durch die innere Stadt.

Hindenburg O./5. vor dem Zusammenbruch.

am Sonnabend auf das Volkshaus unternehmen wollten, befam| mit schwarzrotgoldenen Schleifen versehener Lorbeerkranz weithin sichtbar befestigt. Die Abendveranstaltung war eine republikanische ihnen allerdings sehr schlecht. Sie mußten ohne Erfolg abziehen. Weimar , 5. Juli. ( Tul.) In der heutigen Sitzung des Thü- Riesenfundgebung, wie sie Leipzig seit Jahren nicht gesehen ringer Landtages beantragte der Abgeordnete Frölich hat. Etwa 60 000 bis 70 000 Menschen umfäumten den großen Platz. Am Sonntag vormittag wurde auf dem Südfriedhof ein Kranz ( S03). die Unterbrechung der Sizung und die Anberaumung einer zweiten Sizung, in der die Regierung zu den gestrigen Aus. schreitungen der Nationalsozialisten anläßlich ihres Parteitages in Weimar Stellung nehmen soll. Bei der Begründung feines Antrages erklärt Abg. Frölich wahrheitsgemäß, daß der Schuß auf den Polizeiwachtmeister Schmidt von einem National­sozialisten abgegeben worden sei. Abg. Dr. Dinter ruft da­zwischen: Das war ja einer vom Roten Fronttämpferbund!" Auf Seiten der Linken entstand darauf eine große Erregung. Der Abgeordnete Bed ( Komm.) sprang erregt auf Dr. Dinter zu und warf mit einem Löscher nach ihm, worauf ihn der Präsident von der Sigung ausschloß. Darauf warf der Abg. Tenner dem Präsidenten vor, daß er die Schandtaten der Böl­fischen decke. Auch Tenner wurde hierauf vom Präsidenten von der Sigung ausgeschlossen. Bei der darauf folgenden Abstimmung wurde dann unter großem Tumult der Linken der Antrag des Abg. Frölich mit den Stimmen der Rechten abgelehnt.

Republikanertage im Reich.

Tagung in der Nordmark.

Kiel , 5. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonnabend und Kiel , 5. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonnabend und Sonntag hatte sich in Kiel das Reichsbanner Schwar3­Rot- Gold zu einem Republikanischen Tag der Nordmark zu fammengefunden. Die Kundgebung war die größte und imposanteste, die bisher in Kiel gesehen worden ist.

Am Sonntag nachmittag marschierte vom Egerzierplatz der impo­sante Zug, dessen Vorbeimarsch dreiviertel Stunden dauerte, durch die mit zahllosen schwarz rotgoldenen Fahnen geschmückten Straßen der Stadt nach der Krusekoppel. Hier sprachen Minister präsident Otto Braun und General Deimling. Die Rede des Ministerpräsidenten Braun war ein entschiedenes Bekenntnis zur Republik und zum Reichsbanner, und unter lebhaften Bravorufen habe, habe ich kein Wort zurückzunehmen. Ich erachte es als meine rief er aus:" Bon dem, was ich am Bundestag in Hamburg gesagt höchste staatspolitische Pflicht als Minister eines großen Staates, treu zum Reichsbanner, zur Republit und der fortschritt­lichen Entwidlung zu stehen. General Deimling fand beißende Worte für die Gegner der Republik und ihre Farben. Er sagte u. a.: Ja, wenn alte Leute, die verkalkt find in ihren Gehirnen, beißende Worte für die Gegner der Republik und ihre Farben. Er ben schwarzweißroten Fahnen nachlaufen, so tann ich das begreifen. nach hinten durch die neue Zeit laufen, so sage ich mir, du bist mit deinen 73 Jahren noch viel jünger als diese Jungen." General Deim­ling betonte den Patriotismus des Reichsbanners und der Republik und forderte, die Republik müsse fester auftreten. Sie habe 3 Millionen Reichsbannerleute hinter sich, da brauche fie feinen Teufel zu fürchten.

Dies die Maßnahmen, durch die, um mit einem rmischen Faschistenblatt zu sprechen, Italien ,, der Welt ein Beispiel gibt, das sein Ansehen erhöhen und unserem Lande die Auf­merksamkeit aller zulenten wird, die angesichts der zerstören­den Anarchie, Willen, Disziplin und diese Energie zu schätzen wiffen." Wie schade, daß man diesen Willen, diese Disziplin und diese Energie nicht exportieren tann! Das italienische Bolt gäbe sie billig her, sogar unter dem Selbst- Wenn aber junge Leute, besonders Akademiker, mit dem Kopf

tostenpreise.

Hakenkreuzradau in Weimar .

Ausschreitung.

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Interpellation im Landtag. Weimar , 5. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die National­fozialisten hielten am Sonntag in Weimar ihren Parteitag ab, wobei die Vertreter der Linkspresse nicht zugelassen wurden. Die Tagung selbst war völlig belanglos. Aber unglaublich be­nahmen sich die" Delegierten" in den Straßen Weimars. An ver­schiedenen Orten tam es zu Schlägereien, teilweise zwischen den Teilnehmern selbst. Ein Oberwachtmeister, der einen Streit schlichten wollte, wurde von hinten durch die Lunge geschossen und lebensgefährlich verletzt. Der Täter, ein junger Hitlergardist mit Hakenkreuzbinde, entfloh. Die Polizei hat am, Montag die Massenquartiere der Nationalsozialisten durchsucht and" Babel zahlreiche Schuß- und Stichwaffen be­fchlagnahmt. Die Wut der Nationalsozialisten war deshalb so groß, weil die Bevölkerung von ihrem Parteitag faum Notiz nahm. Die Zahl der schwarzweißroten Fahnen, die heraus­hingen, war verschwindend gering. Dafür benahmen sich die Festgäste" außergewöhnlich rüpelhaft gegen die Einwohner und ganz besonders gegen die Frauen und Mädchen. Solche mit Bubitöpfen wurden nicht nur in der unflätigsten Weise beschimpft, sondern auch geschlagen. Ein Ueberfall, den die Hakenkreuzler

Das Unausgesprochene.

Bon Frank Crane( New York ). ( lebertragung von Mar Hayek.) Es gibt Gedanken, die von den Menschen nicht niedergeschrieben merden und die sie verbergen, als ob sie sich ihrer schämen müßten. Jeder Dichter und Schriftsteller hat Schauungen und Ideen, von denen er nicht berichtet, Befürchtungen, die er nicht ausspricht, Hoffnungen, Die er nicht äußert. Wenn seine schweigende Seele Stimme würde, welch ein Buch gäbe bas!

Die Welt ist voll großer Berschweigungen. Es gibt eine buntle Mondeshälfte, die unbeleuchtet und also unsichtbar ist.

Da sind die dichtgefäten Geheimnisse der Sterne. Wir empfan gen von ihnen nichts weiter als winzige Lichtfunken. Was geht auf jenen Welten vor, von denen viele über die Erde hinaus gewaltig find? Wir und das Sternenvolt bestaunen einander, ewig ftumm. Dein Hund sieht dich mit so forschenden Augen an. Wie gerne möchte er erfassen, was du denkst, was du meinst! Und er und das ganze Lierreich sind uns ein dunkler Abgrund. Was denken die Unter der spiegelnden Fläche des Ozeans lebt ein reicheres Leben als in der Luft. Und zwischen ihm und uns ist eine ge­schlossene Tür. Alles, was dort unten geschieht, ist undurchdringliches Geheimnis.

Bienen und Vögel?

Wir Menschen sind einer dem andern Rätsel. Und selbst im Beichtstuhl der Liebe wird ein Unausgesprochenes zurückgehalten. Da sind Dinge, die du noch keiner Menschenseele anvertraut haft. Eingebungen, die dein innerstes Ich dir zuflüstert, betörende Im­pulse, die du sogleich verdrängt haft. Ja, du weigerst dich fogar, dir felbst einzugestehen, daß du sie gehabt hast.

Welch verbrecherische Kräfte, welch lockere Anarchie, welch wilde Kräfte find da, sie alle niedergeschlagen von den Alerten der Seele! Zwei, bie jahrelang Seite an Seite gelegen sind, haben ge­Spenstisch bleiche Gefangene der Erinnerung in ihren Herzen verborgen gehalten und in den Verließen des Geistes eingesperrt, Gefangene, die wie aus vergitterten Fenstern hervorguden, in Träumen oder trübsinnigen Augenbliden und die mit den Zweien sterben.

Bir tennen nur die Oberfläche der Seelen, nur die Symbole der Dinge. Reiner von uns wohnte je der Vermählung des Waffer stoffes mit dem Sauerstoff oder der Geburt des Gewissens bei, leiner jah je den Tanz der Altome. Die bedeutenden Geschehnisse der

Welt vollziehen sich hinter Schleiern.

Manfred Fürst legt Gewicht auf die Feststellung, daß in der Erstaufführung von" Armut" im Lustspielhaus nicht( wie auf dem Theaterzettel und daher auch in den Zeitungsberichten irrtümlich angegeben war) M. Berger, sondern er, Manfred Fürft, die be­treffende Rolle gespielt hat.

Eine Kundgebung auf dem Neumarkt , wo Oberpräsident Kürbis die Ansprache hielt, beschloß die würdig verlaufene große republikanische Demonstration.

Das Reichsbanner in Mitteldeutschland .

Leipzig , 5. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold veranstaltete am Sonnabend und Sonntag in Leipzig einen Mitteldeutschen Republitanischen Tag. Tausend- und aber tausendfach waren aus ganz Mitteldeutschland Reichsbannerdelegationen nach Leipzig geströmt. Die Stadt zeigte reichlichen Flaggenschmud, und die Bevölkerung beteiligte sich an den Kundgebungen mit viel Aufmerksamkeit und Interesse.

Die Veranstaltungen wurden am Sonnabend eingeleitet mit einer würdigen Totengebentfeier auf dem großen Augustus plat. Bom hohen Ratajalt loderten nach Schluß der Feier die Opferflammen. Vom Turm aus ehrten die Sprecher unsere Freiheits- und Barrikadenfämpfer von 1848. Arbeiterchöre unter­stützten die würdige Feier. Am Schluß wurde am Turm ein großer

Nochmals die Staatsbibliothek .

Bor mehr als drei Wochen durfte ich an dieser Stelle mitteilen, daß ich Staatsbibliothekleseraspirantin bin. Leider ist es mir bis heute noch nicht gelungen, zur Staatsbibliothekleserin aufzurücken. Zwar habe ich mir alle erdenkliche Mühe gegeben; aber der profane Mensch denkt, und die Herren von der Staatsbibliothek lenten. Was half es, daß die ganze Redaktion geschlossen für mich eintrat und alle Mitglieder ihre Namen auf die Rückseite meiner Bürgschafts. erklärung setzten, daß man sogar Würden und Titel, wie Stadtver, ordneter und Hausbesizer" für meine Ehrlichkeit verpfändete? Einen Dred.

Genau wie beim ersten Male gebieh in der Leihfartenausgabe der Dialog bis zu der Frage nach dem Ausweis, und genau wie beim ersten Male wollte der Herr den Ausweis dann doch nicht sehen. ,, Ach, Sie sind das?" Was fonnte ich anders, als freundlich lächelnd bestätigen, daß ich ich sei? Ja, für meine Bürgschaft sei der Borsteher der Staatsbibliothet zuständig, gleich links neben der Treppe.

Gleich links neben der Treppe überraschte mich ein Herr mit einer überaus gründlichen Kenntnis meines vor drei Wochen ver­öffentlichten Artikels. Ich gestehe, daß mir das recht schmeichelhaft war. Man ist als Journalist so gewohnt, nur für den Augenblick zu schreiben, daß man schon beinahe erstaunt ist, wenn der Leser, der eben die Zeitung aus der Hand legt, noch zu sagen weiß, was darin stand. Um eine so eingehende Lektüre meiner Erzeugnisse aber von fo beachtenswerter Seite hätte mich sicher sogar ein angesehener Schriftsteller beneidet!

Die Folgen kommunistischer Mißwirtschaft. Hindenburg( Oberschlesien ), 5. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Im Hindenburger Stadtparlament ereignete fich heute ein in der Geschichte der oberschlesischen Städte einzigartiger Standal Der von dem Magistrat aufgestellte Haushaltsplan wurde Don sämtlichen Parteien einstimmig abgelehnt, weil die Steuern untragbar sind und der Etat auch sonst in feiner Weise den notwendigen Anforderungen entspricht. Dieses Bors tommnis stellt das Ergebnis einer jahrelangen fom. munistischen Mißwirtschaft dar, Die Kommunisten haben gemeinsam mit der Mieterpartei die absolute Mehrheit im Stadtparlament und haben es seit den letzten Kommunalwahlen- im Mai 1924 verstanden, den Magistrat teils mit unfähigen Infolgedessen war, nachdem noch der Oberbürgermeister feit Monaten Leuten zu besetzen und teils die wichtigsten Bosten unbesetzt zu lassen. fchwer erkrankt ist, der Magistrat nicht mehr imstande, die Leitung der Geschäfte regelrecht zu führen. Der vollständige finanzielle Zu­sammenbruch der durch die kommunistische Mißwirtschaft ins Elend

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geführten Arbeitergemeinde läßt sich nur dadurch vermeiden, daß mit der größten Befchleunigung ein Staatskommiffar bestellt wird, der das Stadtparlament auflöst und bis zu der nach den Eingemeindungen stattfindenden Neuwahlen mit großer Vollmacht die Geschäfte der Kommune in Ordnung bringt. Diese Maßnahme ist um so not­wendiger, als nunmehr auch der Vertreter des Bürgermeisters, ein befolbeter Stadtrat, der zweite Bürgermeister, der ein Kommunist sein sollte, ist von Severing nicht bestätigt worden, schwer er­tranft ift.

Die Maulkorbfraktion.

Von Verbannten und unauffindbaren. Die kommunistische Reichstagsfraktion ist im allgemeinen gehor fam wie ein gut gezogener Pudel. Sie springt über jeden von der KPD. - Zentrale auf Moskauer Befehl vorgehaltenen Stod. Hopp, für die Pferdezüchter. Hopp, für die Hohenzollern .

Die Dressur ist der Erfolg langer Erziehungsarbeit mit dem disziplinaren Maulforb. Wer nicht pariert, erhält ihn umgeschnallt als abschreckendes Beispiel für die Kollegen.

Ruth Fischer erhielt ihn und den Verbannungsbefehl hinzu. Berbannung ist überhaupt ein beliebtes fommunistisches Dressur­mittel. Es gibt in Rußland sehr angenehme Gegenden für solche Zwecke.

Iwan Ka erzählt jedem, der es hören will, daß er nach Lappland verbannt werden sollte. Zur Organisierung der Renn­tiere. Schließlich habe man ihn wählen lassen. Er habe Desterreich gewählt, dann aber vorgezogen, im Lande zu bleiben.

Es gibt auch eine Berbannung innerhalb Deutschlands für fommunistische Reichstagsabgeordnete. Die Betroffenen werden unauffindbar. Beispiel: Berner Scholem, dem jede Betäti­gung fowie die Ausübung seines Reichstagsmandats verboten worden ist. Erst wurde er still, und dann verschwand er.

Andere lassen sich den Maulforb nicht willig umbinden, Beispiel Korsch. Die bespudt man von Mostau aus: Möge ihnen das Brot der Bourgeoisie wohl schmecken."

Die anderen aber nehmen ihn an und springer über den Stod. Diese Uebung heißt: fommunistische Politik im Reichstag.

ich selbstverständlich umgehend eine so ausgefüllte Karte einreichen, ohne weitere Diskussionen über die Benuzungsregeln der Staats­bibliothek heraufzubeschwören. Ich tue das weniger, weil ich an ein bekanntes Sprichwort dente, als weil ich sicher bin, daß es trotz aller Bemühungen mir nicht gelingen würde, etwa zu verstehen, weshalb ich des Bücherdiebstahls unverdächtiger bin, wenn eine Person auf der Borderseite der Karte für mich bürgt, als wenn sie das gemeinsam mit einem halben Dußend anderer auf der Rückseite der Karte tut. Nur eins möchte ich richtig stellen: der Herr Staatsbibliothek­vorsteher erklärte, er begriffe meine Absicht, und auch deshalb lehne er die Sammelbürgschaft ab. Ich fürchte leider, daß er meine Absicht Trude E. Schulz. nicht verstanden hat, Sonst hätte er wohl die Bürgschaft boch an

genommen

Das neue Kunftverlags- Recht. Anstelle eines Berlagsgesetzes für bildende Kunst hatte die Reichsregierung einen Bertrag zwischen Kunstverlegern und Künstlern empfohlen. Während für Werke der Literatur und Musik die Gesetzgebung eingegriffen hat, waren so für die bildende Kunst die beiden Parteien auf eine per tragliche Einigung verwiesen. Die Verhandlungen, die sich bei den sehr entgegengesetzten Auffassungen durch viele Jahre hingezogen haben, sind jezt zu einem Abschluß getommen. Der Börsenverein der deutschen Buchhändler, zu dem die Fachvereinigungen der Kunst­verleger gehören, auf der einen Seite und der Reichswirtschafts. verband bildender Künfte auf der anderen Seite haben dieser Tage im Berliner Künstlerhaus nach fünftägiger Verhandlungsdauer den Vertrag abgeschlossen. Der Vertrag soll als Unterlage in allen Streitfachen auf dem Gebiete des Kunstverlages dienen. Er ist vor­läufig für 5 Jahre abgeschlossen. Der gefeßlose Zustand im Ber hältnis von Künstlern und Verlegern ist nun zu Ende, denn auch die Gerichte werden die Richtlinien ihren Entscheidungen zugrunde legen.

Leider ließ sich dieser Herr aber durch meine gewissermaßen von ihm selbst produzierte Popularität nicht bestechen. Er befah mit kritischen Blicken die gelbe Bürgschaftskarte und erklärte, daß die auf der Rückseite stehenden Namen nicht als Bürgschaft anzusehen Die arbeitslofen Künffler in Berlin . Im Schöneberger Magiſtrat feien, und daß außerdem diese sämtlichen Vorwärts- Redakteure der Staatsbibliothet unbekannt wären. Mein bescheidener Einwand, daß ist von der Werkhilfe eine Eintragungsstelle für Erwerbslofenunter der auf der Borderseite der Karte verzeichnete Herr, dessen Bürgschaft ftügung beziehende Künstler eingerichtet worden. Im letzten Monat vor drei Wochen als unzureichend abgelehnt wurde, in einem anderen find im ganzen 1620 Künstler unterstützt worden, davon Schauspieler Falle unbeanstandet der Bibliothek hätte Bürgschaft leiſten dürfen, 513, Opernfänger 186, Maler 335, Bildhauer 87, Runstgewerbler 33, wurde durch eine überraschende Erklärung widerlegt: jenem anderen Graphiker 13, Architekten 17, Filmschauspieler 41, Schriftsteller 76, Herrn hätte man vermutlich auch ohne Bürgschaft eine Leih- Musiklehrer 67, Konzertfänger 53, Chorfänger 52, Rapellmeister 25, farte ausgestellt. ungefähr 30 neue Eintragungen. Die Werkhilfe, die in dieser kurzen Vortragsfünftler 28, Tanzlehrer 55, Artisten 15, Studierende der Mufit 10, Komponisten 6, Theaterdirettoren 2. Täglich erfolgen Beit schon viel für die Berliner Künstlerschaft geleistet hat durch Berteilung der vom Berliner Magistrat ausgefekten Summen zur Unterstützung der notleidenden Künstler( ungefähr sind monatlich über 300 000 Mart verteilt worden), hat sich auch besonders dadurch ein Berdienst erworben, daß sie versucht hat, die Kalamitäten der Not­leidenden mit den Hauswirten zu ordnen.

Selbst an einer so hohen Stelle dieses publikumfreundlichen Staats­Immerhin gab mir das vermutlich" in diesem Saße zu denken. instituts ist man sich über die Bestimmungen, die seine Benutzung regeln, nicht ganz klar. Allerdings erscheint mir das nach den Er­fahrungen, die ich bisher dort sammeln durfte, nicht mehr allzu unverständlich. Sollte indessen irgend jemand meiner bescheidenen Hilfe bedürfen, so steht sie ihm gern zu Diensten. Aus meiner Bürg: schaftstarte tann man immerhin schon mit einiger Ausführlichkeit ersehen, was dort alles nicht erlaubt ist.

Borläufig befindet sich diese Karte also wieder in meinem Befig. Ich erhielt sie zurück mit dem Bedeuten, daß, wenn der völlig un­bekannte" Herr, der sich als Stadtverordneter unterzeichnet habe, seinen Namen auf die Vorderseite einer neu auszufüllenden Karte sehen würde, man das dann als zureichende Bürgschaft ansehen würde, Gerührt von soviel Entgegenkommen verabschiedete ich mich. Da ich notwendig Bücher aus der Staatsbibliothek brauche, werde

In der Städfischen Oper schließt Sonntag die erfte Spielzeit mit einer Auf­führung von Fatiniza". Die Wiedereröffnung findet am 4. September statt. Eine Sozialversicherung für bildende Künstler. Der Leiter des Wirt schaftsverbandes bildender Künstler, Genosse Marcus, arbeitet den Plan einer Sozialversicherung für bildende Künstler aus, um augenblidlich wirt. Ichaftlich noch gut daftehenden Künstlern die Möglichkeit zu geben, für Notzeiten gesichert zu sein.