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Säuglingsheime nicht ausreichen, so ift man leht auf einen nicht unbedenklichen Ausweg verfallen. Man gibt die kinder in Gruppen von ungefähr sechs in Pilege. Die Stadt zahlt pro Kind 45 Mark Pflegegeld im Monat, mit allen Nebenleistungen beträgt die Ver­gütung zirka 50 Mart. Man kann nun eine einfache Rechnung auf machen: Es ist unmöglich, daß eine Person ohne Hilfe 6 Kinder be­treut, ordentlich fäubert, wäscht, und, in der Großstadt, hinreichend in Luft und Sonne bringt. Dazu gehört dann noch eine Dreizimmer­wohnung, die ir, Berlin nicht unter 60 Mark zu haben ist... Bon den 240 Mart, die übrig bleiben, müssen also noch 2 Erwachsene und 6 Kinder leben; man fann sich leicht ausrechnen, was da an materieller Sorgfalt, von Liebe ganz zu schweigen, auf jedes Kind tommen tann!

In ländlicher Umgebung, wo am Haus der Pflegerin ein Gärt chen Tummelplah der Größeren, Luft- und Sonnenbad der klei­neren ist, wo die Wohnungsmieten erheblich niedriger find, ließe sich eine derartige Idee hier und da ohne Schaden für die Kinder viel­leicht verwirklichen. Unter den Berhältnissen, in denen wir in Berlin leben, besteht leider die große Gefahr, daß aus diesen Restern" Engelfabriken werden... Aber für die, die Säuglingspflege aus Büchern und unsere sozialen Verhältnisse vom grünen Tisch aus fennen gelernt haben, mag die Idee bestechend sein. So bleibt dann in den meisten Fällen nur das große Heim für die Säuglinge und die Kleinkinder bis zu zwei Jahren, aus dem die Kinder dann in " Familienpflege" untergebracht werden. Selbst im günstigsten all werben sie der Mutter entfremdet und wachsen meist heimatlos und wurzellos auf.

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Unterkunftsadreffen für Schwangere und Mütter. Bezirksamt I: Unterkunft für hilfsbedürftige Wöchnerinnen Berlin D., Blumenstraße 97. Mütter, Kinder- und Wöchnerinnen­heim, Aufnahme ehelicher und unehelicher Schwangerer sowie von Müttern vom Tage ihrer Entlassung aus der Entbindungsanstalt an. Bezirksamt III: Drontheimer Str. 35, Heim des Vaterländischen Frauenvereins. Aufnahme Schwangerer einen Monat vor der Ent bindung; Mütter fönnen drei Monate nach der Entbindung mit ihren

Kindern im Heim bleiben.

Wöchnerinnenheim der Heilsarmee , Reinickendorfer Str. 55. Aufnahme obdachloser Schwangerer und Wöchnerinnen. Zufluchtsheim St. Michael, Aufnahme von Schwangeren bis

furz vor der Entbindung.

Bezirksamt IV: Heim Mutterhilfe, Schönhauser Allee 147, Auf­nahme von Schwangeren und Müttern mit Kindern.

Fröbelstr. 15, Station für Schwangere und Wöchnerinnen im städtischen Obdach.

Charlottenburg : Rüfternallee 24/26, Städtisches Säuglings- und Mütterheim. Aufnahme von Müttern mit ihren Säuglingen nach der Entlassung aus der Entbindungsanstalt.

Wilmersdorf : Heim des Deutschen Bundes für Mutterschutz. Canfwiß: St. Monifaftift, Aufnahme von Schwangeren vom britten Monat der Schwangerschaft an. Entbindungsanstalt und

Säuglingsheim.

Südende: Anhalter Str. 6, Säuglingsheim der Dominikane rinnen. 3 bis 4 Betten für Mütter. Neukölln: Städtisches Säuglings- und Mütterheim, Am Marien­

dorfer Weg 28-30.

Lichtenberg : Möllendorfftr. 62-69, Frauenheim des Deutschen Roten Kreuzes. Aufnahme von Schwangeren und Wöchnerinnen. Weißenfee: Beh- Elimstiftung( evangelisch), Säuglings-, Mütter und Schwangerenaufnahme, Barfstr. 18/19.

Raffeler Str. 2-4a, Mittersiedlung, Aufnahme zu dauerndem Aufenthalt von Müttern und Kindern. Pantow: Breite Sr. 6, Müttersiedlung, Aufnahme von Müttern und Kindern zu dauerndem Aufenthalt. Rosenthal- Nordend: Schönhauser Str. 40/41, Heim Maria Frieden. Aufnahme von Schwangeren und Müttern.

Mittag im Rosengarten.

Das ist ein Duften und Blühen in den prächtigsten Farben und Formen und der schwere, süße Geruch verbreitet, im Berein mit den leuchtenden Sonnenstrahlen, eine schwüle, satte Treibhausluft. Mit tag ist's, im Rosenhain des Tiergartens und die Natur spricht ihre blühende Sprache. In beiden Leichen blühen, wuchern fast, un­zählige Seerosen in weiß und rosa und bilden mit ihren tellerartigen Blättern einen Blütenteppich, daß man kaum die Wafferfläche sieht. Der Gärtner watet vorsichtig zwischen ihnen herum. Hier pflückt er ein welkes Blatt, dort stüßt er eine zarte Blüte. Zu wirklich wirkt der sorgliche Beschützer dieser Waffernigen. Ein Rautendelein müßte, selbst blütengleich, ihre Schwestern hegen und pflegen. Es ist alles so zart, so tropenhaft- geheimnisvoll, so unwirklich. Und hörte man nicht von draußen die Autohupen stöhnen und die Straßenbahnen poltern, man wähnte sich im Garten eines verwunschenen Schlosses. bis auf Eines: Inmitten eines üppigen Rosen­beetes prangt die Statue der verflossenen Landesmutter. Wie ein böser Tintenfled's im sauberen Reinschriftheft. Sie erinnert an die allbekannten Gipsfiguren der italienischen Straßenhändler. Die geschnürte Taille erhöht noch den lächerlichen Eindruck.

Schön ist's hier

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Den Eingang zu diesem duftenden Hain flankieren dichte, schwere Oleanderbüsche und hedenrosenumrantte Säulen. Und dann gibt's Rosen, nichts wie Rosen. Alle, alle sind sie da. Die tiefrote Marguerite d'Italie, fast ins Violette spielend, wie schwerer, alter Bordeaux , die stolze Maréchal- Niel, vornehm in ihrem zarten Gelb, die Betty Uprichard, deren Knospe anfangs leuchtend rot, fich lachs­farben entfaltet. Die ätherisch- zarte Ophelia mit ihren weißroja Blüten verbreitet einen schweren Duft, ähnlich den Tuberosen. Die irifierende Malmaison mit Blütenblättern gleich Chinaseide und viele, viele andere in- und ausländische Schönheiten. Den Hinter­grund schmücken Hortensien in ihren schönen, zarten Bastellfarben. Und die Sonne soweit sie noch vorhanden lagert auf den Blumen und entlockt ihnen all ihre Pracht und ihren Duft. Zur Mittagszeit sind die Bänke voll Menschen. Sie halten hier Mittags­raft und schließen ein wenig die Augen, denn die Sonne macht müde. Bald geht's wieder zurück an die Arbeit. Aber die kleine Bauſe in

Rosengarten tut doch wohl.

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Die Premiere

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aber zu spät. Die Strafanzeige wegen Betrugs war von den ge schädigten Musikern bereits gestellt. Nun tamen auch seine anderen Berfehlungen an das Tageslicht; der betrügerische Berkauf seines Verlagsrechts und dgl. mehr. Der Staatsanwalt beantragte brei Monate Gefängnis. Das Gericht verurteilte ihn zu sechs Wochen und verlieh ihm Bewährungsfrist unter der Be­dingung, daß er den erfolgten Schaden wieder gutmache. Der Angeklagte blickte glückstrahlend zu seiner Frau hinüber und ver sprach dem Richter, der ihm gut zusprach, alles, was der nur wollte. Er wird sein Versprechen vielleicht halten, wenn er einmal wirklich Geld hat. Sonst aber fann der ersten Premiere vor Gericht bald die nächste Borstellung folgen.

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Der Feuerwehrmann als Brandstifter. Taten eines geiffig minderwertigen.

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Bei Röpenid, in der Nähe des Restaurants afdföyl! er trant eine männliche Person, deren Personalien noch unbekannt find. Der Unfall war von Ausflüglern vom Ufer aus beobachtet worden, die sofort den Reichswasserschutz alarmierten. Trotz eifrigen Suchens gelang es bis jetzt aber noch nicht, die Leiche zu bergen.

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Wohltun erfordert Selbstkritik."

Antwort an einen Fachmann".

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Diefen Sammelartitel in der Morgenausgabe des Berliner Tageblattes" vom 10. Juli 1926 benutzt unter der Spigmarke Ver­fagende Krankenfürsorge" ein nach Ansicht des Berliner Tageblattes" ,, bekannter Fachymann", nämlich Herr Dr. Scheyer, Vorsitzender des Groß- Berliner Aerztebundes, um wieder einmal Angriffe gegen Die Berliner Kaffen- Ambulatorien loszulassen.

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In Dannenreich( Kreis Bestow- Stortom) brannte es fort. während 25 mal in wenigen Monaten. Wer mag der Brand­stifter sein? Wohl hatte man den Arbeiter Karl S. von der che. mischen Fabrik Kuhnheim in Bildau im Verdacht. Aber wo die Be­weise hernehmen? Er war selbst Feuerwehrmann und beim öfchen stets als erster dabei. Im Mai v. J. brannte aber der Schuppen der Fabrik Kuhnheim nieder das bedeutete einen Schaden von 12 000 m. Man nahm den S. ins Gebet. Er leugnete, man ließ ihn laufen. Im November entdeckte man zwei Brandherde: auf dem Dach des Kammergebäudes und des Konzentrationsgebäudes. Wäre ein Feuer entstanden, die Fabrik Kuhnheim und die anschließende andere Fabrit, die insgesamt 180 Arbeiter beschäftigten, wären in wenigen Minuten in Flammen aufgegangen. Nun war man auf der Hut. Aber schon wenige Tage später, am 2. Dezember, wieder- ,, meist junge, unerprobte Anfänger sich befinden"( wohl hinsichtlich holte sich das frevle Spiel. Wieder entdeckte man auf den Dächern glühende Kohlen, die in Lappen eingewickelt waren. Wer war nun der Uebeltäter? Man fand eine Fußipur, verglich fie mit den Holzpantoffeln des S. und siehe da, sie paßten auf ein Haar. Man nahm sich ihn vor. Er leugnete; man redete ihm ins Gewissen, den Schuppen angezündet und die beiden Brandstiftungsversuche be­mobilifierte seine Frau, er brach zusammen und war geständig; Erfahrung bringen. Er war bereits sechs Jahre in der Fabrik be gangen zu haben. Nur über seine Motive fonnte man nichts in fchäftigt, man war mit ihm zufrieden, es war ein gutmütiger Mensch und ordentlicher Arbeiter. Man stand wie vor einem Rätsel. Nur Fabrik geschieden; mit diesem verkehrte G. Ob der ihn zu den eine Vermutung fam auf: ein Arbeiter war in Unfrieden aus der Brandstiftungen nicht angeftiftet haben mag? Auch der Unter­suchungsrichter forschte nach Motiven. Und da erklärte plöglich S., Brandstiftungsversuche zu begehen. Die Scheune habe dieser aber fein Stiefvater hätte ihn unter Drohungen veranlaßt, die felber angestedt, weil er sich geweigert hatte, das zu tun.

Mit dem Stiefvater hat es seine besondere Bewandtnis. Er war ein Bandstreicher und Dieb und hatte sich schon seit Jahren in der Gegend nicht mehr sehen lassen. Seine Frau, Karl S.' Mutter, hatte er als ein bösartiger Trinter, jahrelang aufs schlimmste miß hanbelt feit zehn Jahren befand sie sich bereits im Irrenhaus. feit zehn Jahren befand sie sich bereits im Irrenhaus. Die Kinder mußten auf Beranlassung des Stief paters stehlen oder beim Bauern arbeiten, weil es zu Hause nichts zu effen gab. Die stärffte Erinnerung Karls von seiner Jugendzeit sind die Prügel zu Hause und in der Schule. Er war ein schlechter Schüler und wurde ein beschränkter Mensch. Der Sach verständige behauptete, fein geistiger Horizont wäre unge fähr der eines zwölfjährigen Dorfjungen. Allgemein hieß es, er habe einen laps". Er heiratete aber eine Frau, die nicht viel mehr Grips" hatte als er und hatte mit ihr fogar zwei Kinder auch eine Bereicherung der Menschheit. Den Stiefvater wollte er einige Male getroffen haben, als er zur Arbeit fuhr. Bhantasiegebilde? Weshalb hat er nun feine Brandstiftungen be gangen? Aus Lust am Feueranlegen? Beim Löschen des Schuppens, den er angeſtedt hatte, war niemand so eifrig dabet, wie er felbft. Also weshalb die Brandstiftungen? Dieses Ge. heimnis löfte auch die gestrige Gerichtsverhandlung nicht, auf der der Sachverständige Dr. Dürenfurth den Angeklagten für geistig 3wangshandlung im Sinne des§ 51 jedoch verneint. So verurteilte in höchstem Grade minderwertig bezeichnete. Das Borliegen einer ihn das Gericht unter Anrechnung von 8 Monaten Untersuchungs­haft zu 1 Jahr 9 Monaten Buchthaus, zu 5 Jahren Ehrverluft und zur Stellung unter Bolizeiaufsicht. Bielleicht wäre es doch richtiger gewesen, ihn für geiftestrant zu erklären und ihn als gemeingefährlich einer Irrenanstalt zu überweisen.

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Auch ein Kinderfreund".

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Reßler aus der Mädchenschule in der Hannoverschen Straße, Die fittlichen Verfehlungen des Schulhausmeisters Johann die feinerzeit in der Deffentlichkeit ungeheures Aufsehen erregten, wurden gestern vor dem Schöffengericht Mitte verhandelt. Wie noch in Erinnerung sein dürfte, hatte sich K., ein 56jähriger, ver­heirateter Mann mit erwachsenen Kindern, in den letzten zwei Jahren sieben Jahre tätig war, an einer großen Zahl von Schulmädchen der Schule, bei der er er ist seit 1905 als Schulhausmeister bei der Stadt Berlin beschäftigt in schamlosester Weise vergangen. Durch Geschenke, die fich zwischen 10 Pfennig und 1,50 Mart be wegten, lockte er die Kinder in die Turnhalle, in den Keller oder auf den Boden. Dabei war er so gewiffenlos, fein Treiben in Gegen­wart von drei bis vier Kindern zu vollführen. In einem Mädchen hatte er sich nicht weniger als in neun Fällen vergangen. Nach seiner Be­hauptung seien ihm die Kinder nachgelaufen und hätten immer einen Groschen von ihm verlangt. Da der Angeflagte erklärt hatte, daß er die Straftaten nicht bestreiten könne, hatte das Gericht von einer Ladung der Kinder Abstand genommen. Der von dem Ange­flagten versuchte Entlastungsbeweis, daß er in sinnloser Trunten heit gehandelt habe, mißlang völlig. Das Schöffengericht war, wie Landgerichtsdirektor ayl im Urteil aussprach, über das schamlofe Treiben des Angeklagten an Kindern, die der Obhut der Schule, zu Treiben des Angeklagten an Kindern, die der Obhut der Schule, zu deren Beamten er gehörte, anvertraut waren, so empört, daß es die ring erachtete und auf fünf Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Dom Staatsanwalt beantragte dreijährige Zuchthausstrafe für zu ge­Ehrverlust erfannte.

Der Mann im Schornstein.

Wer ist dieser ,, Fachmann" Dr. Schener? Er ist einer jener sechs Sanitätsräte und Aerztestreifführer, die unseren Lesern bekannt fini weil sie sich als Gewerkschaftsführer" aus dem Streiffonds 15 000 Mart als Gratififation für den verlorenen Streit zuſchuſtern ließe Wenn man mit solchen Summen zu rechnen gewohnt ist, wie He Sanitätsrat Schener, dann findet man 8 bis 10 Goldmark für ein dringenden Nachtbesuch um 10 Uhr abends bei einem franken Kir die ein Arzt einer Proletarierfrau abfnöpft, natürlich nicht für hoch. Wenn dagegen die Kasse, wie sich Herr Scheyer darüber l flagt, auf Grund gefeßlicher Bestimmungen nur 4,80 Mt. dem Mi glied zurüderſtatten darf, so ist natürlich die Kaffe im Unrecht und nicht der Arzt, der ganz genau weiß, daß die Frau, deren Mann wo­möglich noch arbeitslos ist, nicht mehr zurückerhalten kann. Herr Scheyer erzählt uns dann weiter, daß, obwohl in den Ambulatorien der Aufstellung hoher Aerzterechnungen. D. Red.), das Kind diesmal richtig behandelt wurde. Für wie unwissend Herr Dr. Scheyer die gebildeten Leser des Berliner Tageblattes" einschäßt, beweist seine Forderung auf freie Arztwahl für alle Versicherten. Jeder Prole­tarier weiß, daß diese besteht, daß sie aber für die wohlfituierten fein gequältes um das Bolfswohl bangendes Herz ausschüttet, nicht in Abonnenten des Berliner Tageblattes", denen Herr Schener hier Betracht kommt. Wie sich aber die unorganisierte, freie Arztwahl, die von den standestreuen Aerzten gefordert wird, bei den Familien­angehörigen der Kassen auswirken würde, darüber gibt der Geschäfts= bericht der AOK. Berlin Auskunft, der diese Mehrausgaben allein für Arzneimittel auf mindestens 3 Millionen Mart beziffert. Herr Dr. Schener glaubt bei den Lesern des Berliner Tageblattes" noch griffen gegen die Landesversicherungsanstalt er weit größere Unkenntnis annehmen zu können, wenn er sich in An- halb von acht bis zehn Wochen, solange dauert es, bis ein Ber­geht. Er behauptet, daß sich ein leichter Lungenspitzentatarrh inner­fchidungsantrag genehmigt ist, so verschlimmert habe, daß ein Erfolg des Heilverfahrens start in Frage gestellt fei. Der Schlußrefrain dieser Klagen gegen die Träger der öffentlichen Gesundheitspflege ist auch hier wieder, daß die Landesversicherungsanstalt zu wenige Aerzte habe. Wenn Herr Dr. Schener feinen Artikel überschrieben hätte: Was muß geschehen, um unbeschäftigten standes treuen Aerzten Arbeit zu schaffen?", so wäre das die passende Ueberschrift gewesen. Wir tönnen ihm aber nur empfehlen, daß er und seine Freunde auf die obenerwähnten Gratifitationen und die Geschäftsführer auf ihr lebenslängliches Jahresgehalt von nur 20 000 Gm. verzichten, das sie im Intereffe einer Heze gegen die tranfenfaffe zu beziehen scheinen, um vielen ihrer in Not geratenen Kollegen aus den von der Allgemeinheit der Aerzte aufgebrachten Geldern wirksam zu helfen.

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Feuer auf einem Spreefahn. Ein auf der Spree , an der Stra lauer Straße 44 veranferter Raftfahn, der mit Breßtohlen beladen war, geriet gestern mittag furz nach ½ 2 Uhr in Brand. Die Feuer wehr war etwa vier Stunden tätig. Nach längerem Wasser­geben gelang es, das Feuer zu erftiden. Etwa 150 3entner anges schwelte Preßtohlen mußten ins Freie befördert werden.

Unter den einfahrenden Zug gefallen. Auf dem Bahnhof Ge Unfall mit tödlichem Ausgang. Der Maurer Hermann Jahnte aus sundbrunnen ereignete sich gestern gegen 6 Uhr abends ein schwerer der Driesener Straße 8 stürzte wahrscheinlich infolge eines Schwin­delanfalles vor einen einfahrenden Ringbahnzug und wurde von diesem erfaßt. Das rechte Bein wurde ihm am Ober­schenkel abgefahren. In schwerverlegtem Zustand wurde J. in bas Birchowkrantenhaus gebracht, wo er furz nach der Einlieferung verstarb.

Die Beratungen des Berliner städtischen Haushaltes und die Blätter eingehend behandelt. In einem weiteren Artikel Stellung der einzelnen Parteien zum Etat wurden in der Juli- Nummer der Berliner Kommunalen fationsplänen ausführlich Stellung genommen. Dann behandelt diese Bentrale und Bezirke" wird zu den erneut aufgetauchten Reorgani Nummer noch den Ausbau der sozialdemokratischen tommunalen Berliner Tätigkeit und gibt Aufschluß über ein geplantes neues Ortsgefeg über die Zusam mensetzung der Bezirtsämter.

Zu unserer Nofiz: Einbruch ins eigene Geschäft vom 6. Juli dieses Jahre, die wir einer Korrespondenz entnommen hatten, teilt uns die Firma Borchardt u. Quasebarth, Kaffeegroßhandlung, Berlin W. 66, Wilhelmstraße 92/3, die übrigens in der Netiz nicht genannt worden war, mit, daß über diese Firma Konturs nicht verhängt war, sondern daß er durch Herrn Eduard Quasebarth und den Gene­ ralbevollmächtigten Herrn Hans Neumann beantragt, aber nicht angenommen worden war. Die Geschäftsräume waren von einer Treuhandgesellschaft nicht versiegelt worden, denn es war vom Ge­richt noch gar feine eingefeßt. Auch ist es unzutreffend, daß das lleberfalltommando den Geschäftsinhaber entfernt hat, vielmehr hatte der Inhaber, nachdem ihm durch einen innen anwesenden Polizei­beamten geöffnet worden war, die drei in seinen Räumen anwesen­den Herren schnellstens entfernt.

teilung in Nr. 304, wonach ein Stadtsekretär wegen versuchten Ein Stadtsekretär als Sifflichkeitsverbrecher. Zu dieser Mit­Sittlichkeitsverbrechens vom Schöffengericht Berlin- Lichtenberg zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden ist, erhalten wir vom Magistrat nachstehende Aeußerung:

worden, fobald feine Berfehlungen der Behörde bekannt geworben Der Angeklagte ist von seinem Amte suspendiert waren. Das Disziplinarverfahren mit dem Ziele der Dienst­entlaffung tann nach dem Disziplinargesez erst durchgeführt werden, wenn das Strafverfahren vor den ordentlichen Gerichten rechts­fräftig abgeschlossen ist. Infolge der Errichtung der Einheitsgemeinde Groß- Berlin war der Magiftrat verpflichtet, den Angeklagten von der Provinzialverwaltung, bei der er damals beschäftigt war, zu übernehmen; daß er vorbestraft war, war weder der Brovinzial­verwaltung noch dem Magistrat bekannt, da die Strafe im Straf­

spaziert und" die Effen reinigt, zuweilen in recht unangenehme Daß der schwarze Mann", der täglich auf den Dächern herum. Situationen tommen fanm, zeigt ein Vorfall, der sich gestern nach mittag auf dem Dach des Hauses Raumerstr. 40 im Norden Berlins abspielte. Ging da ein Schornsteinfeger von Dach zu Dach, 2. war Schauspieler, dann Kabarettist und schließlich Journalist um die Mietshausschlote zu fäubern. Er verfor plöglich den und Berleger. Zweimal ist er bereits wegen geringfügiger Betrüge- alt, rutschte in eine Schornsteinöffnung und fonnte reien vorbestraft. Jetzt steht er vor Gericht wegen erneuten Betrugs. fich nicht selbst befreien. Bis auf seine Hilferufe Hausbewohner auf Seine Frau er ist junger glücklicher Ehemann fizt im Zuhörer merksam werden und die Feuerwehr alarmieren. Es wurde raum. Er hatte die Schauspielerschule besucht und durfte sich hinter- vorsichtig versucht, den Mann im Schornstein" zu befreien. Es ge­her in der Provinz selbst in großen Rollen produzieren. Bom lang nicht. Blieb schließlich nichts weiter übrig, als den Schorn- register gelöscht war Jahre 1920 bis 1923 versuchte er sein Heil auf den Rabarettbrettern, stein abzutragen, um den stedengebliebenen Schornsteinfeger um dann Journalist zu werden. Im Jahre 1925 gründete er die Beit- aus seiner Lage zu befreien. schrift Die Premiere" gedacht als große Programmzeitung, die durch eine weit ausgebaute Inferatenabteilung nicht allein ihre Eri­stenz führen, sondern auch dem Verleger etwas abmerfen sollte. Es tam aber, wie oft im Leben, anders. Die Zeitschrift ging balb ein. Zuerst verpfändete er sie für 150 Mart einem guten Freunde, dann vertaufte er fie an einen Verlag für 250 Mt. ohne die ersten 150 mt. zurückgezahlt zu haben. Nun sollte ein neues Unternehmen ihm auf die Beine helfen. Für eine Mufiterschau warb er Interessenten, die fich hier verewigen laffen sollten. Er suchte in verschiedenen Cafés Rapellmeister auf, ließ sich je nachdem 3 oder 5 Mt. Anzahlungen geben, besorgte Klischees, die Photographien erschienen aber nicht. Hinterher gelang es ihm doch, den Schaden ein menig mett zu machen. Einige Photographien erblickten das Licht der Welt. Es war

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Beim Baden erfrunten. Am Freitag ereigneten sich wieder eine größere Anzahl von schweren Bafferunfällen. Im Freibad Oberfchönemeibe ertrant der Arbeiter August Radegti aus der Rigaer Str. 15 zu Berlin . Seine Leiche konnte vom Reichswasserschuh noch nicht geborgen werden. Beim Baden in der Ruthe ertrant infolge eines Herztrampfes der Arbeiter Albert Schmähdide aus Rehbrüde. In der Dahme bei Schmöd mig, in der Nähe des Vereins Schmödwiger Segler" ertrant der 27jährige Kaufmann Ernst Lichtenberg aus der Bandelstr. 2 in Moabit . Lichtenberg fonnte nach ganz furzer Zeit geborgen werden, doch hatten Wiederbelebungsversuche teinen Erfolg. Ein hinzugerufener Arzt ftellte den Tod infolge Herziglages fest.

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Sabarett der Komifer. Es ist halt Juli, Saison morte. Rurt Bobitschet, Chef des Hauses und der Propaganda in einer Person, empfiehlt sich einem geehrten Publikum bestens. Zwischen Qualitäts­ware gibt es auch Ladenhüter. Brachtvoll Mar Gülstorff als vertrottelter Querulant in dem Tschechow'schen Cinafter" Cin Heiratsantrag". Fast eine lustige Shakespeare- Figur und man wird start an Waßmanns Schneider Zettel im Sommernachtstraum" erinnert. Seine Partnerin Grete Schert, der Welbsteufel vom Fröhlichen Weinberg, auch hier eine Vertreterin dieser Spezies, fefundiert ihm trefflich. Im bürftigen Kinderkleibchen, mit unwahr scheinlich dünnen Beinchen und langen Kinderarmen, ein rührendes Rind der Golfe, Blandine Ebinger . Sie piepit findlich, schüchtern ihre Liedchen, halb Hannele, halb Straßenbalg. Fein ist fie, faft zu fein. Ein Modell nach Saisonschluß. Die anderen passen mehr oder minder in die Sauere- Gurtenzeit.