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Dan- Dicho fonnte die ganze Nacht lang nicht schlafen. So also| sieht das Vaterhaus aus! Als der blaue Morgen aufstieg, blickte Yan- Dicho auf das müde, grün gewordene Geficht seiner, auf ihre dünnen Arme und Beine und warmes Mitleid stieg in seinem Herzen auf. Gerne hätte er sie mit in die Stadt genommen, die ihn lockte wie eine Sünderin bei Nacht, aber er wußte, daß es unmöglich war.

Immer noch war ihm um das verbrauchte Reisegeld und die verbummelten Tage leid, wenn er nach seinen Besuchen im Bater hause Abschied von den Seinen nahm. Und so beschloß er in Ge danken, immer seltener nach Hause zu fahren. Aber immer wieder fam der Neumand und immer wieder zog es ihn mit unwidersteh licher Kraft zu der kleinen.

Erinnerungen an Napoleon .

Gonderbericht für den Vorwärts".

Bon Richard Huelsenbed.

Ajaccio , Korsika.

Ajaccio hat heute den Ehrgeiz, ein Weltreiseziel zu werden. Es gibt hier gute Hotels, in denen sich auch die verwöhnteste Ameri­fanerin wohlfühlen kann, die Straßen sind breit und reinlich, es gibt Pläge mit marmornen Denkmälern, Museen, Kirchen, also alles, was eine sensationshungrige und bädefergewohnte Seele sich wünschen fann.

Thronen Europas zu versorgen, ihn, der sonst immer die Klugheit besaß, den Begabtesten an die Spize zu stellen und von dem das Wort geht, daß der einfachste Soldat den Marschallstab im Tornister trage. Es gibt eigentlich in Ajaccio einen Mann, der noch populärer ist als Napoleon - das ist Paoli, der korsische Nationalheld. Er befreite die Korfen von der Herrschaft der Genuesen, er wollte die Insel weder unter die Herrschaft der Italiener noch der Franzosen bringen, er wollte Korsika den Korsen geben.

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Es gibt Korsen, die Napoleon hassen, die ihn einen Verräter nennen, weil er Korsika französisch gemacht hat. Sie lassen es gelten, daß der berühmteste Schlachtenheld Europas ein Sohn ihrer Berge gewesen ist, aber mit seiner Politik sind sie deshalb noch lange nicht einverstanden. Erstens aus Prinzip, weil nie ein Korse mit der Politik der anderen einverstanden ist, und dann, wie ich sagte, weil Napoleon die Franzosen ins Land geholt hat. Die Franzosen sind hier sehr mißbeliebt.

In dem Hause, in dem Napoleon geboren wurde, padt einem der Gedanke, was den Völkern erspart geblieben wäre, wenn die Gattin eines Landadvokaten nicht diesen Sohn geboren hätte. Die Sie war eine strenge und geizige Frau. Später, nach dem Erinnerungen an Lätitia interessieren fast mehr als die an Napoleon . 3usammenbruch des faiserlichen Sohnes, zeigte sich, daß sie soviel geizige Frau. Später, nach dem Geld erspart hatte, daß sie und ihre übrig gebliebenen Kinder davon leben fonnten.

Wenn man auf der Straße das Gesicht der Frauen genau an­Es gibt eine Société d'initiative", auf deutsch , ein Berkehrs- sieht, ist es nicht schwer, die Züge der Lätitia hier und da wieder find hier von einem einheitlichen Typus, kleine Napoleons und kleine Lätitias.

berein, der Autotouren durch das Land arrangiert, es gibt ein Theater, in dem man italienische Operetten hören kann. Mein Herz, was willst du noch mehr? Und dann, wenn man alle diese zivilisatorischen Güter begriffen und genossen hat und zufrieden ist, daß die nicht ganz ungefährliche Gewohnheit der Blutrache por den Goldligen der Hotelportiers Halt gemacht hat, fällt einem schließlich ein, daß Korsika ja noch eine ganz große Sensation hat, eine Sensation, die sich Mister Hopkins und Mister Smith mit allen ihren Dollars nicht nach Frisco und Kalifornien holen fönnen- die Erinnerungen an Napoleon .

Die Erinnerungen an Napoleon sind nämlich weniger an die Denkmäler gebunden, die man ihm hier errichtet hat, sie werden vielmehr wach beim Anblick der Landschaft und mit der Kenntnis des Charakters der forsischen Menschen.

Ich habe vor einiger Zeit in einem dicken Werk gelesen, daß das Genie Napoleons hauptsächlich zu erklären sei durch seine un­gewöhnliche Schnelligkeit des Entschlusses. Es habe in seinem Leben nie einen Augenblid gegeben, in dem er nicht mit einem wunderbaren Instinkt sofort gewußt habe, was er tun solle. Die Schnelligkeit seines Entschlusses und die Sicherheit seines Instinkts feien feine hervorragendsten Eigenschaften gewesen.

Das wird einem ffar, wenn man die Bewohner dieses wunder. baren Gebirgslandes beobachtet, sie bleiben bei ihrem Käse und bei threm Olivenöl trotz aller Verfeinerung, die die Unzahl von Touristen in das Land gebracht hat.

Ihre Hauptleidenschaft ist die Politif, es gibt nichts im Leben eines Korfen, was dem Reiz einer politischen Diskussion gleich käme. Gegen Abend sieht man sie auf den Bänken des Verkehrsvereins fizen und an Hand der Zeitungen die großen und fleinen Welt probleme durchhecheln. Selbst wenn sie hinter einem Leichenwagen hergehen, habe ich sie eifrig debattieren gehört.

Sie haben ein unbändiges Gefühl für persönliche Freiheit, des halb laffen sie sich schwer in eine soziale Gemeinschaft einfügen. Die Angestellten in den Fabriken und größeren Kaufhäusern find fast

immer Franzosen.

Die Stadt wird mit dem Korsen etwas Fremdes bleiben, am wohlsten fühlt er sich in einem fleinen Steinhaus im Winkel eines der gewaltigen Berge, die das Land durchziehen. Trotz des Wunsches nach äußerster Ungebundenheit ist nirgendwo auf der Welt der familiäre Zusammenhang so eng wie hier auf Rorfita. Das erflärt zum Teil die Blutrache, denn die Beleidigung, die man einem Glied der Familie angetan hat, hat man der ganzen Familie angetan, und mit dem Tode des Uebeltäters allein ist dem Gerechtigkeitsfinn des Korfen nicht genüge geschehen. Die ganze Sippe ist hierfür verantwortlich und muß daran glauben.

Ein fast übereriebenes Berwandtschaftsgefühl allein fonnte Napoleon dazu bringen, feine ziemlich unbegabten Brüder mit den

zu erkennen. Die Menschen

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Männer und Frauen

Verpaffte Millionen.

Der Lebenslauf einer Zigarette.

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25 ver­Ma­

Tabaternte. Aromafische Einfäufer." Der Tabakmeiffer. fchiedene Tabafe zu einer Zigarette. Nur ausländische Tabake. schineller Werdegang. Eine Maschine fertigt täglich 350 000 3igaretten. ( Genügt für einen Raucher, der täglich 10 3igareffen raucht, 100 Jahre lang.) 100 mm dides Zigarettenmundstücpapier. Verfeuernde Blechpadungen find mode. Zehnerpadungen. 25 Milliarden Zigaretten. forgen überall.

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Steuer­

Der Lebenslauf einer Zigarette ist viel komplizierter, als mir, die wir nur ihren Tod" herbeiführen, es ahnen. Zuerst sind es hohe und niedrige Tabafpflanzen, die unter der glühenden Sonne Mazedoniens , Griechenlands , der Türkei , Serbiens und der amerika­ nischen Staaten gedeihen und von geübten Händen der Tabakbauern oder Eingeborenen in große Rörbe-blattweise gepflückt werden. Im allgemeinen gilt dabei der Grundsatz: Je kleiner das Tabakblatt, Millionen einzeln aufeinandergelegt oder auf Bindfaden aneinander je besser der Tabat. Die einzelnen Blätter werden zu Tausenden und gereiht, dann in großen Haufen durch die eigene Feuchtigkeit zum Gären gebracht und schließlich gepreßt und getrocknet. Die großen 3igarettenfabriten haben dann ihre eigenen Auffäufer, die in den Ursprungsländern ansässig sind, und die Tabake schmecken und für das richtige Aroma zusammenstellen.

In großen Ballen kommen die gepreßten Tabakblätter in die Fabriten. Dort ist der Tabakmeister die wichtigste Persönlichkeit. Er macht hunderte von Probemischungen, bis er die Mischung heraus hat, die ihm nach Aroma, Geschmack, Asche, Brand richtig erscheint. Eine derartige Zigarette umfaßt bei billigerer Ware etwa 18 ver­schiebene Sorten, bei teureren Marten etwa 23 bis 25 verschiebene Tabafarten. Hierbei sei bemerkt, daß selbst die allerbilligsten deutschen Bigaretten fast ausschließlich aus ausländischen Tabaken zusammen geftellt werden.

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papier geschoben, wieber leimt ein fleiner Befen die Sette bes Papiers; dieses läuft nun auf die Tabaklinie, füllt sich, wird gedreht, geklebt, abgeschnitten. So in jeder Sekunde 12 Stüd.

Auf das Zigarettenpapier muß besonders geachtet werden. Es muß leicht brennbar sein, darf nicht schwarz werden, sondern foll liebteste Mundstückpapier ist wieder das Goldmundstück, wie vor dem fogar eigentlich, selbst beim Berkohlen, schneeweiß bleiben. Das be­Kriege, welches nur von einer deutschen Firma in Dresden durch ein Geheimverfahren in 3/100 Millimeter Dice hergestellt wird.

Die fertigen Zigaretten werden nun wieder in einen Raum ge­bracht, wo sie nochmals 48 Stunden trodnen fönnen. Dann paden sie geschickte Arbeiterinnen in die Schachteln. Diese Arbeit wird noch meiſtenteils mit der Hand geleistet, weil hierfür noch keine ganz zweckmäßige Einrichtung erfunden wurde. Also, Erfinder, an die

Arbeit!

Sehr beliebt find in Raucherkreisen die Blechpackungen geworden, obgleich diese durchaus nicht günstiger für die Zigaretten find als Pappschachteln, sondern nur die Ware verteuern. Neuerdings ist die Nachfrage nach Zehnerpadungen sehr start geworden. Die Schließung und Banderolierung der Packungen geschieht wieder automatisch. Die gesamte Tabakindustrie hat im und nach dem Kriege einen gewaltigen Aufschwung genommen. Die Zigarette ersetzte unseren Soldaten im Feld, und leider Gottes auch jezt noch vielen eine Mahl­unserem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Man rechnet zeit. Sie iſt, in ungeheurem Siegeslauf die Zigarre bei weitem über­holend, das Genußmittel unserer Zeit geworden, welches aus dabei auf den Konsum der Damen 15 bis 20 Broz. des Gesamt­bedarfs. So perpaffen wir im Jahre in Deutschland allein etwa 25 Milliarden Zigaretten; das ergibt ungefähr einen Betrag von einer Milliarde Mart, der im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft geblasen" ist.

Der berben überseeischen Zigaretten, die leichten füßen Tabake, die Neuerdings werden wieder, entgegen der letzten Borfriegsmode aus den Balkanstaaten fommen, bevorzugt.

Trotz alle den erreichten Erfolgen sieht die Tabatindustrie doch sehr pessimistisch in die Zukunft. Denn ab 1. Oftober tommt eine neue Tabatsteuer, die nach Ansicht der Industriellen für das ganze Gewerbe tatastrophal werden dürfte. Diese neue Berordnung setzt nämlich zwar die Banderolensteuer von 40 auf 20 Proz. herab, führt aber die Materialsteuer neu ein, die auf jedes Kilo Tabat 9 Mart Steuer beansprucht. Außerdem wird der Tabafeinfuhrzoll von 30 Mark auf 80 Mart pro Kilo erhöht. Diese neuen Steuerverordnungen werden nach Ansicht der führenden Industriellen die Produktion um zwei Drittel vermindern und werden auch dementsprechend zahlreiche Arbeiter und Angestellte entlassen werden müssen.

So ist es ein langer und fomplizierter Weg: Von den Tabak­pflanzen, die unter der glühenden Sonne erotischer Länder zu Millionen empormuchern, bis zu der zierlichen Zigarette in der Hand der mondänen Gesellschaftsdame. Heinz Liepmann .

Schuhmacher als Gelehrte. In London wurde in diesen Tagen Schuhmacher war. Daß die Schuster sich mit Literatur und Büchern die kostbare Bibliothek von James Manfield versteigert, der ein beschäftigen, ist ja teine feltene Erscheinung. Coleridge hat be hauptet, daß die Schuhmacher der Welt eine größere Anzahl her­vorragender Männer geschenkt haben, als irgendein anderes Hand­werk", und wir brauchen ja nur an die beiden berühmtesten Schufter der deutschen Geistesgeschichte zu denken, an den Dichter Hans Sachs und an den Philosophen Jakob Böhme , um zu verstehen, wie be= deutende Geisteswerke auf dem Schusterschemel entstehen können. Ein Schuhmacher war auch der Gelehrte William Gifford , der sich als Herausgeber ber Quaterly Review" einen Namen machte. wei englische Admirale, Sir Cloudesley Shorel und Sir Chriſtopher Hynge, haben ihre Laufbahn als Schuhmacher begonnen, und es gibt eine große Anzahl englischer Dichter und Gelehrter, die mit hle und Bfriem angefangen haben. Besonders häufig sind aber die Büchersammler unter den Schuhmachern. Der größte Sammler bes 18. Jahrhunderts, James Ladington, war ein Schuhmacher; er eröffnete um die Mitte des 18. Jahrhunderts einen Lempel der Musen", in dem er eine halbe Million Bücher zum Verkauf stellte, und rief eine Umwälzung im Londoner Buchhandel dadurch hervor, daß er das Prinzip des großen Umfazes und kleinen Nutzens

durchführte.

Haufen aufgestapelt, nachdem die Blätter durch die Arbeiterinnen( in Wenn die richtige Mischung gebraut" ift wird diese in großen der Tabakindustrie wird fast nur mit Frauen gearbeitet) gelockert, reitet, tommt er in die Schneidemaschine, wo die Blättchen mit sechs fortiert und angefeuchtet sind. Isi der Tabaf derart zweckmäßig vorbe Atmosphären Drud gepreßt und in Faserchen geschnitten werden. Dann kommt er in eine Entstaubungsanlage, die den unangenehmen Tabakstaub durch rotierende Trommeln auspreßt, umd lagert dann 1 bis 2 Tage, damit er trockener, und das eigene Aroma reiner wird. Nach allen diesen Vorbereitungen kommt der Tabat in eine Bigarettenmaschine, die, eine ungeheure Leiſtung, täglich 350 000 Zigaretten produzieren kann. Durch eine ungemein fomplizierte Ein­richtung fäuft eine Rolle Zigarettenpapier und eine Rolle Gold, Silber, Stroh oder Kortmundstücpapier mit. Das Meffer schneidet ein Stückchen Mundstückpapier ab, ein fleiner Besen streicht Leim darauf, das weiche, geleimte Stück wird auf das weiße Zigaretten- nutzt.

Die Weltstadt London . Groß- London zählt 8 Millionen Ein­wehner, 2 Millionen mehr als der australische Kontinent beherbergt. Auf die Quadratmeile tommen in London 11 000 Einwohner, in Australien 2. Nach dem Steuermert berechnet, würde man 60 Mil­lionen Pfund brauchen, um die Häuser Londons aufzukaufen. Die Straßen Londons haben eine Gesamtlänge von 2300 Meilen, ihre Unterhaltungskosten belaufen sich auf 3 Millionen Pfund im Jahre. Das Telephon wurde im vergangenen Jahre 805 Millionen mal be­

Lucy Doraine 5s

LIFE COS020

Mühselige Arbeit

und große Sorgfalt verbunden mit reicher Erfahrung erfordert die der Ernte folgende Behandlung und Sortierung der Tabakblätter. Diese wird seit Jahrzehnten in unseren eigenen Manipulationsdepots vorgenommen und gewährleistet gutes und gesundes Rohmaterial, welches uns dies Treue des Qualitätsrauchers erhält.

Zigaretten Fabrik

G.Zuban