Einzelbild herunterladen
 

schlagene- Politik durchzusezen. Es deutet jedoch darauf hin, daß Spanien   nicht beabsichtigt, sich von Brasilien   ins Schlepp­tau nehmen zu lassen. In der Zwischenzeit hat sich auch seine Lage insofern erleichtert, als die Studienkommission für die Ratsfrage die Schaffung einer mittleren Art von Ratsmit­gliedern empfohlen hat. Zwischen den ständigen und den nicht­ständigen, dem Turnus unterworfenen, zunächst also nicht wiederwählbaren Ratsmitgliedern sollte ein Mittelglied ein geschoben werden: Ratsmächte, die ständig wieder wählbar sein sollen. Dieser auf Spanien  ( und übrigens auch auf Polen  ) gemünzte Borschlag würde in Verbindung mit der Ver­mehrung der Wahlmitglieder von sechs auf neun bewirken, daß die weder zu den Großstaaten noch zu den Kleinstaaten zu rechnenden Mittelstaaten zwar nicht als ständige Ratsmitglieder, aber doch st än dig dem Rat angehören tönnten. Würde dieser Borschlag rechtskräftig, fo fönnte er so Spaniens   Verzicht auf den ständigen Ratssig erleichtern. Auf jeden Fall aber sollte die deutsche   Regierung jede Gelegenheit benutzen, um erkennen zu lassen, wie sehr sie im Interesse der internationalen Zusammenarbeit Europas   es bedauern würde, wenn Spanien   dem Bundee nicht seine Mitarbeit erhalten wollte.

Angesichts der Entwicklung, die die Haltung der beiden Lateinischen Mächte genommen hat, stellt aber ein anderes Land einen weit unsicheren Faktor dar. Polen   gehört zwar nicht dem Rate an und es fann gegen die Zuteilung eines ständigen Ratssizes an Deutschland   formal nur in der Boll­versammlung Einspruch erheben, wo es in hoffnungsloser Minderheit bleiben würde. Dennoch hätte für die Zukunft Europas   ein Austritt Bolens aus dem Völkerbunde noch ernstere Folgen als der Spaniens  . Schon Strzynski stieß nach der Heimkehr aus Locarno   in Warschau   auf heftige Oppo­sition, als er feinen ständigen Ratssig für Polen   mitbrachte. 3war ist auch hier die Lage durch den Vorschlag erleichtert, die Wiederwählbarkeit der Ratsmitglieder dauernd einzu­führen und ihre Zahl zu erhöhen. Dennoch ist nicht abzusehen, zu welchen Maßnahmen die neuen Machthaber Bolens greifen werden, um sich außenpolitische Erfolge zu verschaffen. Auf jeden Fall werden sie alle diplomatischen Register spielen laffen, um die Erhebung Bolens in die Aristokratie der Groß­mächte durchzusetzen. Auch für den September droht eine Krisis des Völferbundes. Sie wird sich schon in den nächsten Wochen vorbereiten und erfordert schon jetzt die wachsame Aufmerksamkeit.

Die Völkerbundskrise entspringt überall aus derselben Ursache. Sie liegt darin, daß in Versailles   die Großmächte Verzögerung des deutschen   Eintrittes in den Bölkerbund, die Bertagung der deutschen   Aufnahme im März, das Ausscheiden Brasiliens   im Juni, die drohenden Kämpfe im September- fie alle stammen daher, daß der demokratische Grundsatz der Gleichheit bei der Gründung des Völkerbundes verletzt wurde. Statt dieses Privileg abzubauen, bemüht man sich auf allen möglichen Seiten, seiner ebenfalls teilhaftig zu werden. So gewinnen die Züricher   Beschlüsse der Internationale Dom 12. April unmittelbar praktische Bedeutung. Sie forderte damals, daß ,, die demokratische Tendenz im Bölkerbund stärker zur Geltung gelange, daß insbesondere die Bollversammlung in 3ufunft nicht mehr dem Rat unter­geordnet wird und die Ratssize durch weg durch Wahlen befekt werden". Die Internationale erfannte: Die Krisis des Bölferbundes fann nicht gelöst werden dadurch, daß die Oligarchie einer fleinen Staatengruppe anerkannt wird und ihre Borrechte von anderen Staaten erstrebt werden. Die Krise des Völkerbundes fann nur dadurch gelöst werden, daß man die Privilegien der Oligarchie abschafft. Die Reform des Bölkerbundes im demokratischen Sinne ist der einzige Weg, der aus seiner Krisis herausführt.

Abschluß des Maroffoabfommens. Nach einer amtlichen Mit­teilung ist das franto- spanische Marokkoabkommen von den Dele­gierten der beiden Regierungen paraphiert worden.

Der rote Kommiß.

Von Hermann Schühinger.

Als die erste Welle der Revolution über uns hinweggebrauft war und die feudalen Kavaliere der vornehmen Münchener   Regi­menter ganz flein   im Mausloch saßen, fam jede Woche ein alter Freund zu mir in die Provinzgarnison herausgefahren, um der Bolkswehr" des sozialistischen   Militärministers jeine guten Dienste anzubieten. Ich hab es bis jetzt keinem der nunmehr im bayerischen Heimat- und Königsbund paradierenden Herren krumm genommen; denn nach einem arbeitsreichen Leben beim ,, Kommiß" schmeckt der Bigarrenhandel und das Versicherungsgeschäft herzlich schlecht. Eines Tages tam einer unserer wildesten Exerzierer" zu mir:

Du, Schüßinger, hör mal, du bist doch bei der Roten Armee  "? I wo! Wir sind republikanische Schuttruppe" und fechten lediglich für die Republik  !"

Ach was, ist ja ganz egal! Db tommunistisch oder sozialistisch! Ihr habt doch wenigstens noch einen Beruf!" Bis auf weiteres ja."

Na also. Hast du nichts für mich?"

Ja, wie stellst du dich denn zur Republik?"

"

Mir wurscht! Weißt du, ich möchte bloß wieder einmal die Rerle rumfchwanzen können, daß ihnen die Aersche tropfen! Alles andere ist mir ganz egal!"

Dieses Bekenntnis einer schönen Seele, eines freuzbraven, un­verdorbenen Menschen, der nur eines kannte, ſein Metier, ist mir seitdem im Gedächtnis hängen geblieben, dieser Sehnsuchtsschrei einer zwangsweise zum Zivilisten degradierten Soldatennatur: Nur einmal noch, mur einmal im Leben fest rumschwanzen", als

Gipfel der Seligkeit!

Jüngst hat mir der Bericht eines Hugenberg- Korrespondenten aus Moskau   unter dem plastischen Titel Das rote Schwert" dieses Erlebnis wieder ins Gedächtnis zurückgerufen. Ein braver Lands frecht sieht sich durch die Not der Zeit gezwungen, seinen bunten Rock an den Nagel zu hängen und als Sonderberichterstatter des Herrn Hugenberg sein Brot zu verdienen und wählt sich unter Be­rücksichtigung der militärfrommen Gemüter der Leser des Lokal­Anzeiger" und des Tag" als Angriffsziel ausgerechnet die rote Armee  . Zunächst ein kleines Plädoyer zwischen den Zeilen für den Nationalboljchewismus und die große Bedeutung der ruffischen Armee, die neben dem französischen   Feldheer das einzige wirkliche Kriegsinstrument" Europas   fei; eine Unterschäzung ihrer Schlag fraft fönne sich an Europa   noch einmal bitter rächen.

Dabei hat sich der deutschnationale Rußlandfahrer mit dem selben Augenzwinkern, das den Herren Ehrhardt und Oberst Bauer eine besonders gute Behandlung durch die Moskowiter sicherte, einen richtiggehenden roten" Betaillonskommandeur als Führer beforat und sich dadurch Einblick in die tiefften feelischen Geheimnisse des Räteheeres verschafft. Dieser rote Bataillonsfommandeur ist trop feines Gesinnungsfehlers für den Korrespondenten ein famofer Goldatentyp". Er hat den ganzen Weltkrieg von Tannenberg bis zum Ende mitgemacht und sich dann an allen Eden Rußlands   mit den weigen Generalen herumgeschlagen, ein richtiger Landsknecht  , dem die ganze Politik höchft gleichgültig zu sein schien". Das gleiche

Gemeindewahlen im Saargebiet. Verstärkung der Flügelparteien als Folge der Inflation. Saarbrüden. 12. Juli..( Eigener Drahtbericht.) Bei einer Wall­beteiligung von faum 50 Broz. in der Großstadt Saarbrüden und dagegen einer auf dem Lande fast 80 Proz. erreichenden Wahlbeteiligung bei den am Sonntag stattgefundenen Gemeinde­rats- und Kreistagswahlen im ganzen Saargebiet ergab sich als Folge der Frankeninflation eine Stärkung der extremen| Flügelparteien, die den Kommunisten einen auch zahlenmäßig bedeutsamen und den Deutschnationalen einen dagegen nur relativ zu bewertenden Erfolg brachten. Indessen erfolgte die Ab­wanderung nach ganz links und ganz rechts lediglich auf Kosten der sogenannten bürgerlichen Mittelparteien: des Zentrums und der Boltspartei, während die Sozialdemokraten nicht nur ihre Mandatsziffer zu behaupten wußten, sondern in verschiedenen Orten Stimmen und Mandatszuwachs verbuchen fonnten. Der Rud nad links, den auch schon die Wahlen zum Saarländischen Landesrat 1924 aufwiesen, hat sich seitdem noch verstärkt. Die Sozialdemokraten 1924 aufwiesen, hat sich seitdem noch verstärkt. Die Sozialdemokraten vermochten nicht nur in Gemeinden, in denen sie seit der Revolution eine sozialistische Mehrheit hatten, ihre Mandatsziffer restlos zu behaupten, sondern in einer ganzen Reihe von Gemeinden wurden Lintsmehrheiten gewonnen, die entweder aus Sozialdemo­fraten und Kommunisten oder aus Sozialdemokraten, Kommunisten und Demokraten oder aus den beiden proletarischen Parteien unter Hinzuziehung einer sogenannten Arbeiterliste gebildet wurden. Das Ergebnis der Stadt Saarbrücken

Revierpolizei, die von Hausbewohnern geholt wurde, brauchte nicht mehr einzugreifen.

Die Rote Fahne" schweigt die Maslow- Demonstration tot.

Reichsbannertag in Düsseldorf  .

Kundgebung für die Republik  .

Düsseldorf  . 11. Juli.  ( Eigener Drathbericht.) Das Reichs: banner Schwarz- Rot- Gold hatte am Senntag in Düssel­torf anläßlich seiner Gautagung zu einer Rundgebung für die Republik   aufgerufen, die großen und nachhaltigen Eindruck hinterließ und die sich sehr vorteilhaft von dem Stahlhelmrummel, den Düsseldorf   Pfingsten fah, unterschied. Die bei der Demonstration gezeigte Ordnung und Disziplin wirkte gegenüber den Veranstaltungen der Baterländischen Berbände sehr vorteilhaft. Die Beteiligung an dem Umzuge durch die Stadt war außerordentlich start. Er zählte 10 000 bis 13 000 Teilnehmer. Außerdem waren aus den rheinischen Orten vieie tausend andere nach Düsseldorf   zusammen­Die geströmt, die demonstrativ republikanische Abzeichen trugen. Bevölkerung, die Pfingsten bei dem Aufmarsch der aus ganz. Deutsch­ land   nach Düsseldorf   transportierten Stahlhelmleute sehr fühl und reserviert blieb, jubelte diesmal den marschierenden Reichsbanner trupps begeistert zu. Als Vertreter des schwer erfrantten Bundes präsidenten Hörfing sprach Bundeskassierer Krohne- Magdeburg  . Am Nachmittag vereinigten sich die auswärtigen Teilnehmer des Re­publikanischen Tages zum Besuche der Gejolet. Zu Zwischenfällen ist es nirgends gefommen.

Caillaux   verhandelt in London  .

ist folgendes: Sozialdemokraten 13( bisher 13), Kommnisten 8( 4), Sentrum 17( 19), Saarländische Volkspartei 8( 14), Demofraten 2 Ein äußerer Erfolg für seine inneren Finanzmaßnahmen ( 2), Wirtschaftspartei 6( 5), Deutschnationale 6( 3).

Kreis Saarbrücken  - Land:

Sozialdemokraten 9( 9), Kommunisten 8( 5), Sentrum 15( 17), Saar­ländische Volkspartei 5( 8), Wirtschaftspartei 1( 0).

Kreis Ottweiler  :

Sozialdemokraten 7( 8), Rommunisten 5( 3), 3entrum 16( 16), Saar­ländische Bolkspartei 2( 2), Demokraten 1( 3), Wirtschaftspartei 2( 2), Wirtschaftspartei 2( 2). Ueber ein Mandat muß noch das Los ent­scheiden. Kreis Saarlouis  :

nötig.

Paris  , 12. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) mit der heutigen Reise Caillaur' nach London   wird die legte Phase der seit Mitte 1925 geführten Schuldenverhandlungen in Eng land angeschnitten, und wenn es nach dem Wunsche der politischen Kreise von Paris   geht, rasch abgeschlossen werden. Der Erfolg der Londoner   Reise wird beinahe ausschließlich den weiteren Erfolg bedingen, den Caillaug mit seinen Finanzentwürfen und seinen Vollmachtsgefeßen im Laufe dieser Woche vor der Rammer davonzutragen hofft. Caillaug wird um so mehr eines äußeren Erfolges bedürfen, als die Abneigung besonders gegen die Vollmachtsgesetze in der Kammer ziemlich allgemein ist und es nur einer geringen Stimmenverschiebung bedarf, um die Eristenz der Regierung in Frage zu stellen. Der Finanzminister läßt denn auch vorsichtig verbreiten, er wünsche feinerlei dik. deutend harmloser als diejenigen Poincarés im Jahre 1924. Gr erstrebe nur die Handlungsfreiheit zur Vornahme von Vers waltungsmaßnahmen zu Vereinfachungen auf fistalischem und ver waltungstechnischem Gebiet in einem in dem Vollmachtsgesetz ge­nau umgrenzten Rahmen..

Sozialdemokraten 4( 7), Kommunisten 5( 3), Sentrum 16( 20), Saar­ländische Volkspartei 5( 1), Wirtschaftspartei 2( 2), Sonderliste 1( 0). Kreis St. Wendel  ( Saar  ): Sozialdemokraten 3( 4), Arbeiterliste( freie Gewerkschaften) 5( 0), tatorische" Bollmachten und seine Absichten seien be­Kommunisten 1( 0), Zentrum 11( 14).

Kreis Merzig  :

Sozialdemokraten 5( 5), Zentrum 10( 12), Sondergruppe 7( 5). Bezirk St. Ingbert  : Sozialdemokraten 5( 4), Kommunisten 2( 0), 3entrum 14( 18), Saar­ländische Volkspartei 3( 0), Wirtschaftspartei 1( 0).

Bezirk Homburg  :

Sozialdemokraten 6( 6), Zentrum 9( 10), Saarländische Volkspartei Sozialdemokraten 6( 6), 3entrum 9( 10), Saarländische Bolkspartei 4( 6), Sondergruppe 4, Deutschnationale 1( 0).

Kommunistische Bruderliebe.

Prügeleien wegen der Maslowdemonstration.

In der Delegiertenversammlung des 6. Bezirks der KPD.  , die Sonntag in den Blücherfälen stattfand, entstanden bei der Aussprache des Falles Maslow, als die gemäßigten Elemente den Bericht des Borwärts"( Nr. 322) verlafen und in der Geschäftsordnungsdebatte nicht zu Worte kommen sollten, Differenzen, die sich nach halbstündigem Durcheinander in Prügeleien zwischen Radikalen und Gemäßigten im Saale und auf den Treppenfluren abwickelten.

London   will Entgegenkommen zeigen.

London  , 12. Juli.  ( WTB.) ,, Times" sagt in einem Leitartikel zu Caillaur' heutigem Besuch: Da in England der lebhafte Wunsch besteht, die Regelung der französischen finanziellen Laſten zu er. leichtern, und zwar sowohl aus Gründen der Sympathie und des eigenen Interesses, wie aus Gründen hoher Politik und des Handels, ist es so gut wie sicher, daß Caillaug sein Ziel erreichen wird, wenn er nicht geradezu unvernünftige Bors schläge machen sollte, was nicht wahrscheinlich ist, da er in der Rammerdebatte wiederum bewiesen hat, daß er flaren Blick für Realitäten hat.

Neue Frankenpanik.

An der heutigen Berliner Börje erregte der neue ff arte Rüd. gang des belgischen Franken großes Aufsehen. Man zahlte für ein Pfund Sterling nicht weniger als 227 belgische Franken. Auch der franzöfifche Franken ist in Mitleidenschaft

Als der Versammlungsleiter sich nicht durchsetzen konnte, wurde gezogen; er notierte gegen das Pfund 192%, nachdem dieses vorher die Versammlung vorzeitig geschlossen. 188 französische Franken geloftet hatte.

Empfinden" hat der schwarzweißrote Berichterstatter übrigens bei| fast allen Offizieren und Soldaten" gehabt. Er nimmt ihnen den Dienst unter der roten Fahne gar nicht krumm; denn erstens sieht die Sache ja sehr nett und flott aus und zweitens ist ein grob­schlächtiger Kommunist jedem deutschen   Mann doch nicht so in der Seele zuwider wie ein fnochenerweichter Pazifift!

Und nun rollt der Film von der herrlichen Roten Armee über ugenbergs Druckpapier: feldbraune Blusen und Waffenröcke mit farbigen Kragenspiegeln, Bruftrabatten, die dunkelblauen, elegant geschnittenen" Frenchs" der Flieger, die farbigen Müßen der G.-P. geschnittenen" Frenchs" der Flieger, die farbigen müßen der G.- P.­1.- Truppen, die nationale lange, Tscherkeßtaja der kaukasischen Reiter! Dann die große Parade am Roten Play"! Einfach herrlich! 30 000 Mann stehen in der Front und alte Feldsoldaten mit militärisch geschultem Blick" bestätigen, was für ein überaus glanzvolles, friegerisches Schauspiel" das gewesen ist! Dann diese Kriegsindustrie! Geschüße, Gewehre und Munition aller Kaliber er. zeugt man in Massen, in Tag und Nachtschicht, als stände der Krieg vor der Tür", eine für Offiziersafpiranten und Granaten­fabrikanten geradezu herrliche Beit! Dann: Disziplin herrscht bei dieser Truppe, eine geradezu blendende Disziplin! Für Vergehen, für die man bei uns höchstens ein paar Tage ins Loch gekommen wäre, friegt man da drüben 3wangsarbeit, Verschickung nach Sibirien   und nicht gerade selten" wird gehenft! Außer Dienst braucht man die Offiziere zwar nicht zu grüßen; die Bauernjungs", die im Dienst gerade wie früher die Knochen zusammenreißen müssen, fingern jedoch zum Entzücken des Lokalanzeigermannes, wie er mit seinem rofen Kommandanten die Kasernenstube betritt, an ihrer Hosennaht herum Sie hätten viel lieber falutiert": vor ihrem Major und dem flotten Zivilisten von Hugenbergs Tag"! Im übrigen fet es ganz wurscht, ob man seinen Borgesetzten Herr Major" anredet oder Genosse Bataillonsfommandeur" zu ihm sagt. Die Hauptsache ist: Es wird tüchtig gebimst. Auf den Kasernen höfen dröhnen die Gewehrgriffe, flappt taftmäßig der Einzelmarsch zum rauhen Schnauzen der Korporäle wie in Preußen des Alten Frizen". Wie sagt doch mein Freund von Anno dazumal: Nur einmal im Leben die Kerle rumgeschwanzt!"

Fords Bilanz.

4 Milliarden Mark Mehrwertaffumulation in 23 Jahren. Der Automobilfönig präsentiert seine Schlußbilanz für 1925. Seine Bureaumaschine arbeitet nicht ganz so geschwind wie das rollende Band und ihre Produkte haben für ihn schließlich nur inso­fern Bedeutung, als fie fich in dem stolzen Anspruch zufammen. faffen laffen, der reichste Mann der Welt zu sein. Die Aktiven der Ford- Motor- Company ſtehen heute vorsichtig bewertet mit 742 914 000 Dollar zu Buche, ihre Passiven sind relativ unbedeutend, so daß das Reinvermögen von der Bilanz mit 622 367 000 Dollar ausgewiefen wird, die größte in einem Privatunternehmen affumu. lierte Kapitalmaffe seit dem Bestehen der kapitalistischen   Wirtschaft. Dabei stellt diese ungeheure Kapitalaffumulation reinen Mehrwert dar, der in verhältnismäßig furzer Zeit im Fordschen Unternehmen dar, der in verhältnismäßig furzer Zeit im Fordschen Unternehmen felbst aufgehäuft wurde: Ford fing im Jahre 1903 seine Automobil wertstätte mit 28 000 Dollar an und hat nie einen Pfennig fremden Rapitals aufgenommen.

-

Um einen Begriff von den Dimensionen dieser in der Hand eines einzigen Kapitalisten vereinigten Rapitalmacht zu geben, sei die bemerkt, daß der allbeherrschende amerikanische   Stahltrust United States Steel Company nur über eine Kapitalfonzen­tration von 521 863 000 Dollar verfügt, also über glatte 100 Mil­lionen Dollar weniger als der Automobilproduzent.

Fords Kapitalbefiz zerfällt in 172 645 Attien, die alle in den Händen Fords, seiner Frau und seines Sohnes find. Wallstreet  schätzt den Wert der einzelnen Ford- Aftie auf 6000 Dollar. Benn man diese Notierung eines ungehandelten Bapiers mit der Zahl der Aktien multipliziert, fommt man auf einen Kapitalwert von 1 035 870 000 Dollar, das sind mehr als vier Milliarden Goldmark. Diese Ziffer übersteigt Fords Bilanzausweis um%; doch werden wir mit ihr der Wirklichkeit näher fommen, wenn wir bedenken, daß der Wert eines Unternehmens auf dem Kapitalmarkte nach feiner privatwirtschaftlichen Rentabilität berechnet ist. Ford gibt nun zwar feine Gewinn- und Verlustrechnung, er hat es sozu­fagen nicht nötig", aber sein legtjähriger Profit geht aus der Ver­mögensaufstellung eindeutig hervor. Er setzt sich zusammen aus: 79 891 000 Dollar

Bermögenszuwachs

Dividenden

.

Unnötige Abschreibungen

.

·

14 670 000

" 1

"

20 517 000 115 078 000 Dollar

Somit entfallen auf die einzelne Aktie 667 Dollar Jahresge­winn, was unter Zugrundelegung einer fetten 10 prozentigen Dividende ihr einen Wert von 6000 Dollar verleiht, und somit die Echägung der Geldriecher in Wallstreet   vollauf rechtfertigt.

Dieser Profit von 115 Millionen Dollar entstammt einer Pro­duktion von über zwei Millionen Wagen, so daß Ford also am einzelnen Stück genau berechnet, sich mit einem Reinverdienst von 55 Dollar begnügt.

Wieviel verdient am einzelnen Stück die bequeme deutsche Auto­mobilindustrie, die sich immer noch unter einem unverdienten Hoch­schutzzoll sonnt?

Fullballspiel und Heidenmiffion. Bei einem Vortrag in Jo­hannisburg berichtete der holländische Anthropologe G. Deubring über die Eindrücke, die er bei einer Fußwanderung durch die afri­fanischen Missionsstationen von Marokko   bis Kapstadt   gesammelt hatte. Am meisten war ihm aufgefallen, daß die Eingeborenen nicht das geringste Verständnis für die Unterschiede der zahlreichen christ­lichen Konfeffionen hatten. Drastisch zeigte sich dies in einem Dorfe im Nyassaland: bei einem Fußballspiel war die protestantische Mannschaft von der katholischen geschlagen worden. Darauf kamen in der nächsten Woche Hunderte von Nyassaleuten zum katholischen Missionar und erklärten ihren Hebertritt.

Opernnachwuchs. Von der Dpernschule ber Staatlichen oihule für Mulit zu Berlin   ist auch in diesem Semester wieder eine größere Bahl von Schülern an deutsche   Opernbühnen verpflichtet worden. Fräulein Margarete Berras, eine junge Künstlerin von 22 Jahren, iit vom Generalmusikdirektor Bruno Walter   an die Städtische Oper zit Städtischen Oper in Magdeburg  , Fräulein Clara Autenrieth nach Berlin   berufen worden. Frau Ellen Hamburger gebt nach der Bürzburg, Fräulein Annemarie Kuhl nach Mainz  , Frau Jacob. Bobland nach Leipzig  , Frau Ingrid Brebed nach Rojtod und Fräulein Gerda heuer nach Halberstadt  .

.