Die Zusammenstöße in der Gormannstraße. er für feine Sammelaktion im republikanischen Berlin derlei bebent.| gedehnten Bestände an Hasel büschen, die teils das Unterholz
Starke Uebertreibungen. Nur eine Verhaftung.
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Die Zusammenstöße vor dem Arbeitsnachweis in der Gormannstraße, die sich in den ersten Nachmittagsstunden wiederholten, geben den gestrigen Spätabendblättern Gelegenheit zu fetten Ueberschriften auf der Titelseite. Diese Berichte sind maßlos über= trieben. Bedauerlich ist nur, daß durch solche unverantwortliche Sensationsmache die Bevölkerung künstlich beunruhigt wird. Insbesondere die„ Nachtausgabe" leistet sich ein starkes Stück, indem sie von der„ Erwerbslosenrevolte in der Gormannstraße" berichtet. Herrn Hugenbergs gut bezahlte Journaille, die so schamlos gegen Die Erwerbslosen hetzt, sollte sich einmal in glühender Sonnenhige vor einem Arbeitsnachweis mit hundert und aber hundert Wartenden anstellen dann würde sie am eigenen Leibe spüren wie Arbeitslosennot schmeckt. Das Polizeipräsidium gibt über die Zusammenstöße folgenden Bericht aus:
Am Dienstag vormittag kam es in der Textilabteilung des Arbeitsnachweises Gormannstraße zu Unruhen, die dadurch hervorgerufen sein sollen, daß in der Textilabteilung meh= rere Frauen ohnmächtig wurden. Ein Zug Schußpolizei stellte die Ruhe wieder her, mußte aber, nachdem er abgezogen war, furz darauf wegen erneuter Tumulte in der Textilabteilung ein greifen. Die erregte Menge griff den im Innern des Arbeitsnachweises anwesenden Revierleiter der Polizei an und brachte ihm Verlegungen im Gesicht bei. Die Beamten befreiten den Angegriffenen und räumten die umliegenden Straßen und Gebäude. Die nähere Umgebung des Arbeitsnachweises wurde vorübergehend polizeilich gesperrt. Insgesamt 5 Feststellungen wurden vorgenommen, jedoch nur ein Mann wegen Beamtenbeleidigung im Präsidium eingeliefert. Die Meldungen der Spätabendblätter find, wie die Polizei ausdrücklich feststellt, start aufgebauscht. Nach ver hältnismäßig furzer Zeit war die Ruhe wieder hergestellt. Von der Meldung eines Abendblattes, daß zehn Erwerbslose leicht verlezt sind, ist der Polizeibehörde nichts bekannt. Ueber die Ursache des Tumults war Genaueres nicht zu erfahren. Feststeht, daß die Erwerbslosen wegen des großen Andrangs in der glühenden Size lange warten mußten. Die unwillkürlich erregte Menge ließ sich dadurch zu Unbesonnenheiten hinreißen. Bon einer Revolte" fann schon deshalb nicht im mindesten die Rede sein. Allgemein wird anerkannt, daß ältere Erwerbslose alles taten, um Ausschreitungen weniger beherrschter Kollegen zu verhindern. Hoffentlich bemüht man sich jetzt auf den Arbeitsnachweisen um schnellere Abfertigung der Arbeitsuchenden durch Einstellung neuer Kräfte.
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liche und erfreulicherweise durchaus unpopuläre Hilfstruppen heran zieht. Das möge er fich in aller Bescheidenheit gesagt sein lassen.
Großer Dachstuhlbrand in Wilmersdorf .
Hausbewohner in Erftidungsgefahr.
Nachdem erst gestern nacht ein großer Teil der Berliner Feuermehr zu einem Großfeuer nach der Döberizer Straße in Moabit ausrücken mußte und bis in die Vormittagsstunden hinein an der Brandstelle tätig war, wurden gestern nachmittag abermals fünf Löschzüge nach der Prinzregentenstraße 28 in Wil. mersdorf alarmiert, wo der Dachstuhl eines Wohnhauses in seiner gesamten Ausdehnung in Flammen stand.
Da von verschiedenen Seiten zu gleicher Zeit die Feuerwehren alarmiert wurden, rückten die Wachen Wilmersdorf , Rankestraße, Schöneberg , Friedenau und Suarezstraße an die Brandstelle. Große Rauchmass en, die auf den Hof hinabgedrückt wurden und auch in die obengelegenen Wohnungen eindrangen, brachten die Bewohner des Hauses in größte Gefahr. Mehrere Polizeibeamte griffen aber noch vor Erscheinen der Wehren ein und brachten die Mieter, darunter einige ältere Damen, sofort in Sicherheit. Besondere Erregung rief es unter den Anwohnern der Nachbarhäuser hervor, daß in dem Praffeln der auflohdernden Dachstuhl balken fortwährend das Krachen kleinerer Explosionen hörbar wurde. In einer Bodenkammer war Jagdmunition Unter Leitung des Branddirektors Flöter wurde mit acht Schlaucheines Mieters aufgestapelt und von den Flammen ergriffen worden. leitungen gegen das Feuer vorgegangen. Das Feuer griff bald auf die Seitenflügel über und nur unter den größten An strengungen gelang es, diese sowie den Dachstuhl des Quergebäudes vor dem Niederbrennen zu schüßen. Eine ungewöhnlich starke Hize und Qualmentwicklung erschwerten die Löschaktion der schußgeräten erfolgreich zu bekämpfen. Von der Straße wurden Mannschaften, denen es nur möglich war, den Brand mit Rauch- zwei mechanische Leitern in die Höhe gewunden. Ueber die Treppenhäuser und von den angrenzenden Dächern mußte dann etwa eine Hauptgefahr zu beseitigen. Der Dachstuhl des Vorderhauses sowie Stunde lang Wasser gegeben werden, bevor es gelang, die die vorderen Teile des linken und rechten anstoßenden Seitenflügels sind vollkommen zerstört worden. Der Wasserschaden ist dagegen nicht erheblich, da es sich um ein gut gebautes Wohnhaus handelt. Die Ablöschmaßnahmen dauerten bis 5 Uhr nachmittags, während sich die Aufräumungsarbeiten bis 9 Uhr abends hinzogen. Die Entstehungsursache fonnte infolge des völligen Niederbrennens des Borderhausdachstuhles noch nicht einwandfrei gellärt werden. Immerhin besteht die Möglichkeit, daß Brandstiftung, zumindest aber fahrlässige Brandstiftung vorliegt. Vielleicht hat sich auch die auf dem Boden lagernde Jagdmunition bei der Hize selbst entzündet. Eine riesige Zuschauermenge, die ein großes Aufgebot von Bolizeibeamten notwendig machte, hielt die Umgebung der Brandstätte besetzt.
Jugendland.
bilden, teils die Lichtungen bekleiden. Betrüblich ist nur, daß die Früchte an diesen Gebüschen nie zur Reife fommen, weil sie von unnüßen Händen vorzeitig von den Zweigen, gewöhnlich aber mit diesen herabgerissen werden, das heißt, wenn diese Zweige nicht schon im ersten Frühjahr mit den goldigen Blütenfäßchen ihren Weg irgend wohin genommen hatten. Die Naturliebe der Berliner äußert sich eben nicht immer in den angenehmsten Formen. Der Botanifer findet hier vom Frühling bis Spätherbst so ziemlich alles, was sein Herz begehrt. Leider ist zu befürchten, daß die Vege tationsverhältnisse an einem fritischen Wendepunkt angelangt find, da durch die Anlage des Wasserwerks Wuhlheide eine bedeutende Senkung des Grundwasserspiegels der ganzen Umgebung stattge funden hat. Allgemeines Intereffe erregten einige Halbschmaroger gewächse, wie die Mistel, die in der Krone einer Kiefer entdeckt wurde, und Fichtenspargel, der in voller Blüte stehend, auf der Wurzel einer Kiefer gefunden wurde. Ein Idyll im Idyll stellte ein Horniffennest dar, das in einem Holzstapel entdeckt wurde. Naturbegeisterte Arfoleute haben inzwischen seine lebersiedlung in das Insektarium des 300 bewirkt. Bekanntlich bauen Hornissen und Wespen ihr Nest aus mürbem Holz, das sie vermöge ihrer Raumerfzeuge gebrauchsfertig machen. Um ihnen in ihrem neuen Heim die Sache zu erleichtern, hat man geeignetes Baumaterial in Honigwasser aufgeweicht. Zum Revier gehört auch eine Forstbaumschule, die eine Sehenswürdigkeit für sich bildet. Es werden dort nämlich eine große Zahl von ausländischen Waldbaumarten gezogen, die dann auf ihren forstwirtschaftlichen Wert in den verschiedenen Gegenden des Landes erprobt werden.
Mit dem Reichsbanner nach Wien . Begeisterter Empfang der Deutschen .
Bon einem Teilnehmer an der Wienfahrt des Reichs banners wird uns geschrieben:
Als sich der Zug in Bewegung gefeßt, trai in den Abteilen selbst noch lange nicht Beruhigung ein. Durchdrungen von dem Gefühl der republikanischen Verantwortung, die jeder Kamerad in sich barg, Deutschlands die schwarzrotgoldnen Banner zu zeigen, tam die Freude, endlich auch einmal außerhalb der Grenzen lebhaft zum Ausdruck.
In Leipzig stiegen Rottbuffer Kameraden zu. Weiter geht die Fahrt, vorbei an dem Grenzpfahl önigreich Bayern . Passau wird um 1 Uhr 15 Minuten erreicht, und gegen 10 Uhr früh läuft der Zug in Wien ein. Alle Kameraden stehen an den Fenstern und winken den Brüdern und Schwestern zu. Der Zug rollt in die mit Fahnen geschmückte Halle. Vorbei geht's an der Menge füllt. Die österreichische Kapelle intoniert den ReichsbannerEhrenkompagnie auf den Bahnhofsplay, den eine dichtgedrängte marsch, das deutsche Trommlerforps erwiderte die Mufit und dann heißt Gemeinderat Weismann die Kameraden herzlich will. tommen. Nicht aus der Frembe, so sagt er, tommt ihr hierher, ihr seid unsere Brüder und nicht eher vollen wir ruhen, bis der Anschluß vollzogen ist. Unter Vorantritt der Kapellen marschierte der Zug zu den Quartieren.
Das Polizeipräsidium erklärte mit Recht die Darstellungen gewisser bürgerlicher Blätter für übertrieben. Aber aus der Schilderung eines Augenzeugen möchten wir schließen, daß aud) einzeine Polizeibeamte den bedauerlichen Vorgängen eine übertriebene Bedeutung beigelegt haben. In der Nervosität, die sich bei solchen Zusammenstößen leicht der Polizei bemächtigt, wird manchmal zu Mitteln gegriffen, die der erfahrene und besonnene Beamte als unnötig ablehnt. Den Gummifnüppel scheint mancher reichlich gebraucht zu haben, auch gegen Leute, die durch die Alte Schönhauser Str. offenbar nur zu dem 3wed gingen, dort Einkäufe zu machen. War es nötig, daß die Nervosität aufgeregter Beamter in Schimpfworten sich Luft machte? Rann es zur Beruhigung der Menge beitragen, wenn bei solchen Borgängen ein Polizeibeamter von„ Gesindel" spricht? Wir zwischen Wald, Heide und silberklaren Bächen, bieten diese Plätze für eigenes Ich. Aus Kärnten , aus Steiermart, von überall
haben bereits im gestrigen Abendblatt gesagt, daß man in diesem Erwerbslosentumult cine Warnung sehen soll. Die Erwerbslosen fordern Arbeit und verzichten dann gern auf das„ Vergnügen", fich mit der Erwerbslosenunterstützung durchzuwürgen. Sie verlangen, daß ihnen, wenn sie beim Arbeitsnachweis anstehen, nicht unnötige Erschmerungen bereitet werden. Und sie haben ein Recht darauf, wie notleidende Volksgenossen und nicht wie„ Gesindel"
behandelt zu werden.
Ein großes Verdienst auf dem Gebiete der Jugendpflege hat sich der Verband für Deutsche Jugendherbergen durch die Schaffung sogenannter Rinder dörfer" erworben. Bisher wurden die ehe maligen Truppenübungspläße Begfcheide" im Speffart, " offen" in der Altmark und Staumühle" in der westfälischen
die Großstadtjugend, die so arm an Sonnenlicht und Waldluft it, ein wahres Paradies. Das ganze Jahr geöffnet, geben sie Raum ein wahres Baradies. Das ganze Jahr geöffnet, geben sie Raum für 1000 und auch mehr Schüler, die hier ihre Erholungswochen in vollen Zügen genießen tönnen. 3offen beispielsweise hat dieses Jahr allein bereits 1000 der jugendlichen Gäste zu gleicher Beit beherbergt und man hofft, daß das schöne Heim bald feinen Höchstbelegungsstand von 3000 Gästen erreichen wird. Früh morgens fchon geht's in hellen Scharen hinaus zu den Freiübungen. Es wird gebadet,
Sonntag um 8 Uhr steht das Reichsbanner auf dem Helden play. Formiert zu Achterreihen füllt es den weiten Platz voll. ständig. Ueberall wogt ein Meer Don roten Fahnen, getragen von Männern, denen die Republit höher steht als ihr
sind sie hergeeilt, um in Reih' und Glied mit ihren Genoffen aus Deutschland , aus Belgien , Frankreich , Polen , Jugoslawien und vielen anderen Staaten gegen die faſģi. stische Willfür zu demonstrieren. Desterreichische Behrturner, Turner aus Deutschland , Danzig , aus dem Auslande folgen. Dann tritt das Reichsbanner an. Borbei am Parlament, über den Ring, durch die ganze innere Stadt geht der Weg. Die Fenster der Häuser find dicht besetzt, die Gäste der Hotels sehen mit
dem roten Wien ein dreifaches Frei- Heil", brausend dröhnt der Ruf über den weiten Platz. Um 1½ Uhr erreicht die Spige des Reichsbanners den Rennplay, jubelnd von den Tribünen begrüßt. Plötzlich geht ein Blumenregen über die Kameraden nieder.
Auch auf dem Belle Alliance Plaz hat gegenüber den träftigen und von all bem Großstadtftaub zu reinigen. An blumen einigem Staunen auf den endlosen Zug. Das rote Berlin - Erwerbslosen, die sich dort vor dem Arbeitsnachweis anzusammeln pflegen, die Polizei eine ganz unberechtigte Schärfe gezeigt. Mit Attacken von Berittenen, die auf dem Bürgersteig umhertraben, wird man schwerlich Ruhe stiften. Die Drahtzieher, denen es darum zu tun ist, die Erwerbslosen zu Unbesonnen heiten aufzuputschen, werden an jedem schroffen Vorgehen der Polizei ihre Freude haben.
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War das Schuhaufsichti
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Der Jugendgerichtshilfe zur Beachtung. Hier ein Fall, der nachdenklich stimmt. Kurt D. wird sofort nach der Schulentlassung dem Justizret N. als Lehrling emp. fohlen. Der Knabe ist fleißig und willig. Der Justizrat gewinnt den Jungen wirklich lieb und schenkt ihm volles Vertrauen. Eines Tages etwa vor zwei Jahren stellt er fest, daß ein Klient, der wiederholt gemahnt worden war, einen Betrag von 250 M. auf das Bostscheckkonto des Justizrats bereits gezahlt hatte. Am nächsten Morgen kommt Kurt nicht zur Arbeit. Aus dem Polizeipräsidium wird aber angeläutet, daß er sich dort gestellt und sich der Urrundenfälschung und Unterschlagung bezichtigt habe. Der Justizrat tut nun alles, um die Angelegenheit gütlich beizulegen, behält Kurt bei sich, verbietet der Stenotypistin Fremden gegenüber etwas über den Fall verlauten zu laffen und verheimlicht auch vor seinem Bureauvorsteher Kurts Berfehlungen. Dieser foll von seinem Gehalt 20 m. monatlich abzahlen. Der Junge tut dies pünktlich, ist nach wie vor fleißig und willig. Im März d. J. stellt aber der Justizrat fest, daß er durch Abhebung Dom Postschecktonto neuerdings 7700 m. unterschlagen hat. Nun stand der Junge vor einigen Tagen vor dem Richter. Wo er das Geld gelaffen hat, war bei der Art der Befragung des Vorfizenden aus ihm nicht herauszubekommen. Es fonnte aber festgestellt werden, daß er sich in den Cafés der Friedrichstraße und des Kurfürstendamms herumgetrieben habe. Der Vater verweigerte feine Aussage. Das Urteil lautete auf 10 Monate Gefäng nis ohne Bewährungsfrist.
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Deffentliches Interesse verdient dieser mehr oder weniger interessante Fall aus folgendem Grunde: Der Junge war vom Jugendrichter wegen der ersten Verfehlung unter Schußauf sicht gestellt. Ein Jahr später damals begann er schon seine neuen Unterschlagungen- bat er den Justizrat, ihm ein Führungsattest auszustellen, was dieser auch tat. Wahrscheinlich wurde er daraufhin von der Schußaufsicht befreit. Ist denn aber diese, entgegen der allgemeinen Regel, nur formaler Natur gewesen? Hat sich der Jugend helfer gar nicht darum gefüm mert, woher der Junge das Geld für sein Kostgeld nimmt, mit mem er Umgang treibt, wie er seine Zeit verbringt? Wäre das der Fall gewesen, so hätte Kurt D. doch nicht 1½ Jahr hindurch jeine Beruntreuungen begehen können. Was wird nun jezt aus dem Jungen werden? So ist dieser Fall der Beachtung der Jugendgerichtshilfe empfohlen.
Schwarzweißrote Zeppelin- Propagandisten.
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Die Edener- Spende veranstaltet bekanntlich in der Woche vem 11. bis 18. Juli erneut eine Sammelwoche, über deren Zweckmäßig teit man zweifeln fann. Davon abgesehen, muß man jedoch erhebliche Bedenken aussprechen, wenn man sieht, welch' zweifelhafter Instrumente sich das Eckenersche Sammelorchester zur Belebung des Geschäfts bedient. Am letten Sonntag fonzertierte das „ Deutsche Tontünstlerorchester", die schwarzweißrote Rationalistentruppe des Clou" und der Wilhelma ", in feiner Phantasieuniform mit schwarzweißroten Aufschlägen und sonstiger monarchistischer Berzierung, auf dem Wittenberg Blag für pte Edener Zeppelin- Spende. Herr Edener ist schlecht beraten, wenn
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geschmückten Tafeln im Walde wird das Mittagessen eingenommen und eine große Liegehalle bietet Raft für ein Mittagsschläfchen. Neben der Erholung werden aber auch täglich 2 bis 3 unter richtsstunden erteilt. Wenn es das Wetter mur irgendwie erlaubt, ebenfalls im freien Walde. Hier sollen die Kinder das Be engende, Gefühlstötende der steinernen Schultaferne vergessen und zu freien Menschen erzogen werden. Alle dogmatischen, boktrinen Erziehungs- und Lehrmethoden sollen einer freien, persönlichen, rein gefühlsmäßigen Unterrichtsweise Play machen. Das Kinderdorf Staumühle" ist in diesem Sommer wegen dort stattfindender Manöver leider gesperrt. Dagegen hat sich die Kommandatur Munsterlager in der Lüneburger Heide ( zwischen Soltau und Uelzen ) bereit erklärt, Schüler aufzunehmen. Im dortigen Telegraphenlager" allein stehen zirka 500 Betten und im großen Lager 1000 Betten zur Verfügung. Die Tagegelder für voll ständige Verpflegung, mit Einschluß von Entgelt für den Lagerleiter, für die ärztliche Ueberwachung, Wäschereinigung und Licht werden sich nicht höher als auf 1,20 Mart stellen. Anmeldungen find an Studienrat D. Freund, Essen, Kurfürstenstraße 30, zu richten.
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Arthur Keil und kein Ende! Wiederholt mußten wir uns mit der beunruhigenden Geschäftigkeit des Herrn Arthur Keil befassen. Der vielseitige Mann scheint es auf die Spargroschen der kleinen Leute abgesehen zu haben, und trog verschiedener Warnungen in der Bresse fährt Keil in seiner Werbung fort. Seine Zeitungsgesellschaft m. b. S. arbeitet mit Postsched, Telephon und allem modernen Zubehör und läßt vor nehmlich in den Arbeitervierteln des Nordens Prospekte verbreiten, die sich mit einiger Pose am Kopf das Tagesgespräch von Berlin " nennen. Täglich 1000 Mart Gewinn!" heißt es strupellos, und dann weiter:" Wir haben für die Leser und Abonnenten unserer Zeitungen eine bankmäßige Verdienstabteilung eingerichtet, wo Beträge in jeder Höhe eingezahlt werden fönnen und hohe Zinsen bringen.... Das eingezahlte Geld wird in unserem Zeitungsbetrieb verwendet und hat mit unserer Rennwett abteilung nichts zu tun. Die Einzahler find gewissermaßen stille Teilhaber der Zeitungsgesellschaft." Für fleine Einzahlungen von 50 Bf. an" zahlt die noble Firma angeblich 10 Broz. Zinsen, für solche von 100 Mark will der Menschheitsbeglücker 65 Mart monatlich vergüten. Mit 300 Mark Einzahlung fann man also bis 200 Mart monatliches Nebeneinkommen erhalten, ohne jede Arbeit."() Am Schluß des famosen Prospettes lieft man in Schreibmaschinenaufbrud: Bertreter fommt morgen." Es scheint dringend erforderlich, daß sich die Kriminalpolizei mit diefer merkwürdigen Werbung befaßt. Wir haben an einem Klante in Berlin genug.
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Durch die Köpenicker Dammførst.
Die letzte von der Arbeitsgemeinschaft für Forst. schuß und Naturkunde E. V., Berlin - Friedrichs: hagen,( Führung: Oberförster Mudra und Dr. Stachowig) veran staltete Banderung nahm ihren Ausgang vom Bahnhof Köpenid und führte in das ausgedehnte Waldgelände um Restaurant Pferde. bucht, das wie fein anderes geeignet ist, dem müden Stadtmenschen nach des Tages Laft und Arbeit in seinen schattigen Hallen ein Stündchen Erholung zu gewähren. Denn die Kraft und Fruchtbarfeit der Mutter Erde, die so gewaltige Eichen und knorrige Kiefern erschaffen fonnte, wie sie dort auf märkischem Boden rauschen, hat schließlich auch noch etwas für ihre geplagte Menschheit übrig. Beim Anblick dieser Waldesherrlichkeit möge aber auch ein Augenblick dankbaren Gedenkens unseren verehrungswürdigen Vorfahren gemitmet sein, deren Voraussicht und Naturliebe diese unfere heimatlichen Wälder erschufen, die für uns Nachgeborenen Quell der Ge fundheit, Born törperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit wurden und bleiben sollen, Charakteristisch für jenes Gebiet find die aus
Diese Rundgebung ist wohl die größte, die Desterreichs Hauptstadt je gesehen hat. Um 3 Uhr haben die letzten Bataillone des Republikanischen Schutzbundes noch nicht die Rennbahn erreicht. Seftion auf Seftion marschiert vorbei, Deutsche , Belgier, Franzosen, Tschechen, alle grüßen die Fahne der Internationale, das Symbol fommender Zeiten. Die einzelnen Büge famen von ihren Sammelstellen zum Freiheitsplay. Um 10 Uhr kam die Spize des Zuges beim Parlament an. Es waren die Radfahrer und Radfahrerinnen Desterreichs und Deutschlands . Dann tamen die Radballer, die Kunstfahrer, die Rennfahrer. Plötzlich sieht man von der Ferne einen förmlichen Wald von roten Fahnen heranziehen. Es sind die Fahnen der proletarischen Organisationen Desterreichs. Unter ihnen viele historische, so die Fahne des ersten österreichischen Arbeitervereins, dann die von der Internationale gespendete Fahne des Republikanischen Schutzbundes. Nun marschierten die Wehrturner heran, hinter ihnen eine Trommler- und Pfeifferkompagnie, die die Genossen von St. Pölten , dem Beiſpiel des Reichsbanners folgend, gebildet haben. Ihnen folgten ein halbes hundert Reiter mit schwarz rotgoldenen Fahnen. An diesen Borbeimarsch der Fahnenträger schließt sich der Zug der deutschen Turner. Jede einzelne Gruppe wird bejubelt: Hoch Magdeburg !",„ Hoch Breslau !", Hoch München !" Deutschlands Sportlern folgen die von Danzig , hinter ihnen die von Jugoflawien, von Polen , von der Tschechoslowakei , dann der Verband der deutschen Turner und Sportler der Tschecho= flowakei. Die Arbeiterfamariter schließen den Bug ab.
Den Tod im Waffer. Außerhalb des Freibades Oberschöne meide ertrant gestern abend gegen 6 Uhr ein Mann, dessen Personalien noch nicht festgestellt werden konnten. Bom Ufer aus war beobachtet worden, wie der Schwimmer, als er sich in der Mitte der Wasserstraße befand, plöglich verfant. Reichswasserschutz, der sofort alarmiert wurde, konnte die Leiche des Ertrunkenen tro eifrigens Suchens bisher noch nicht bergen.
Sport.
Rennen zu Hoppegarten am Dienstag, den 13. Juli. 1. Rennen. 1. Gaisblatt( Schröder), 2. Rajela( 3. Sengel),
3. Thalyfia( Weiß). Toto: 20:10. Blaz: 13, 19, 91:10. Ferner liefen;
Fanal, Parioli, Benus, Humor, Zeus , Landrat, Gigiljaga.
2. Rennen. 1. Dianthus( Williams), 2. Bineta( W. Tarras), 3. Pilgerin( Vinzenz). Foto: 57:10. Platz: 13, 13, 12: 10. Ferner liefen: Steinhäger, Loisach , Sovora, Sigelgayola, Jrrmal, Mulatte, Iliade, Banne, Dder, Raute. 3. Rennen. 1. Theofrit( D. Schmidt), 2. Stolzenfels ( 2. Barga ), 3. General Höfer( Huguenin). Toto: 17:10. Plag: 13, 21:10. Ferner liefen: Lindwurm, Patrizier.
4. Rennen 1. Libertas( E. Krüger), 2. Sennerin( Haynes), 3. Batriotin( D. Schmidt). Toto: 55:10. Blag: 25, 30, 73: 10. Ferner liefen: Intrigant, Mainhardt , Die Afrilanarin, Stella maris, Banderer, Hohenfels , Dämmerstunde, Drgel, Verona II, Lotte.
5. Rennen. 1. Proda( Billiams). 2. Lolia( W. Tarras), 3. Panna ( Thielemann). Toto: 22:10. 3 liefen.
6. ennen. 1. Dlympier( D. Schmidt), 2. Corag( Binzenz). 3. Rüd grat( Hartwig). Toto: 14:10. Blaz: 10, 10: 10. Ferner lief: Rettelbed. 7. Rennen. 1. Heidjer( A. Bleuler), 2. Nutria( utter), 3. Streit. frage( Williams). Toto: 34:10. Blat: 18, 20, 14:10. Ferner liefen: Bing Bong, Bier, Pommer, Gansbart, Silvia,