Es lebe die Monarchie!
Die Reichswehr pfeift auf das Reichswehrminifterium. In der Pommerschen Kreisstadt Demmin fand am letzten Sonntag zu gleicher Zeit eine Fahnenweihe des Kreistriegerverbandes, eine Stagerraffeier und ein Kreisappell des Stahlhe Ims statt. Wie sich aus den Festreden ergab, war die Veranstaltung als und grabung der Leiche des seit mehr als einem Jahre vermißten auf der Firma geschieden. Wie man später feststellte, hatte Magdeburg , 16. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die Aus-| ling war ehemals dessen Angestellter und in eindschaft aus gebung gegen ein Reichsbannerfest gedacht, manns Helling im Keller des Schröderschen Hauses in Großroft- Helling nach seiner Entlassung im Januar 1924 beim Finanzdas kurze Zeit vorher veranstaltet worden war. Man hatte mersleben hat gewaltiges Aufsehen erregt. Die Ermittlungen der amt gegen die Firma Anzeige wegen Steuerbinter fämtliche monarchistischen Verbände zusammengefaßt, um eine magdeburgischen Kriminalpolizei schienen fich bis vor kurzem auf ganz ausgelöst hat. Auf Anfrage eines Magdeburger Bankdirektors ziehung erstattet, die jedoch bis heute fein Verfahren Stärke und Geschlossenheit vorzutäuschen, die tatsächlich nicht falscher Fährte zu bewegen. Die Auffindung der Leiche ist nicht beim Finanzamt wurde im Juli 1925 erklärt, daß die Sache vorhanden sind. Man brachte aus dem ganzen Kreise nur ihr Berdienst, denn bereits vor acht Tagen hatte der Berliner ganz bedeutungslos fei. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte auch 11 000 Kriegervereinler, 500 Stahlhelmer und 72 Bismard& riminalfommissar Busdorf am Fundort Untersuchungen die Firma Haas teine Ahnung von der gegen sie ergangenen bündler auf die Beine. Und auch das nur, weil die Draht vorgenommen und alle Maßnahmen zur Ausgrabung vorbereitet. Sie Anzeige. zieher 3. T. Transportkosten und Festessen aus ihrer Tasche sollte am Sonnabend vor sich gehen, mußte jedoch wegen plöh- Schröders sehr bestimmt und glaubwürdig erschien und weil ihr bezahlten. Ein klägliches Ergebnis also, das nicht der Rede licher Abberufung Busdorfs unterbleiben. Rudolf Haas blieb in Haft, weil der Polizei die Aussage wert wäre, wenn sich nicht wieder einmal Reichswehr zwischenzeit war dann auch die Magdeburger Polizei, durch die ErIn der die bedeutungslose Steuerfache sehr wichtig war. und Reichsfinanzamt an der Monarchistendemonstra- mittlungen Busdorfs angeregt, auf die Leichenfpur gekommen. Aus tion gegen eine Republikanerkundgebung in großzügiger der falschen Richtung, in der die Magdeburger Polizei Weise beteiligt hätten. Unser Parteiblatt Der Borforschte, erklärt sich auch die sensationelle Berhaffung des Fabrifoiret pommer" stellt fest:
Unter Führung von 2 Offizieren marschierten 60 Mann der Demminer Reichswehrgarnison im sonntäglichen Festanzug.
Aus einer Dienstwohnung der Kaserne wehte eine schwarzweißrote Fahne.
Das Finanzamt Demmin hatte eine schwarzweißrote Hausfahne gehißt. Schwarzweißrot auf der ganzen Linie! Reichsmarine, Reichswehr und Reichsfinanzamt beteiligen sich mit fliegender Monarchistenfahne an einer Kundgebung gegen die Republik , auf die sie den Diensteid geleistet haben! Was wunder, daß sich diese Art von Hütern des Staats mit höhnischer Berachtung über die Erlasse eines hohen Reichsministeriums hinwegseht. Das Reichswehrministerium, das ruhmredig für sich in Anspruch nimmt, die Tradition des alten Heeres hochzuhalten, scheint es nach seinem bisherigen Berhalten auch gar nicht anders zu wollen. Disziplin und Diensttreue der Republik und der vorgesezten Behörde gegenüber fallen jedenfalls nicht unter die Begriffe dieser Tradition, wenn sich das Reichsministerium dauernd derart von einer offenfundlich monarchistischen Offizierskamarilla auf der Nase herumtanzen läßt.
Stapellauf von drei deutschen Zerstörern. Auf der Marinewerft in Wilhelmshaven liefen die Zerstörer Greif, Seeadler und Albatros Dom Stapel.
Paul Wilhelm von Keppler , Bischof von Roffenburg, ist heute vormittag 9 Uhr in Rottenburg an den Folgen einer Herzlähmung, während er eine Meffe las, gestorben. Keppler hat sich in früheren Jahren als katholischer Sozialpolitiker einen Namen gemacht.
In der Fischbackstube.
An den Tischen difputieren zwischen Krabbensuppe und Rapt tänsschnitten oder Fischfrikandellen intellektuelle Gesichter mit scharfen Hornbrillen. Unten an den Stuhlbeinen die Attentaschen, gefüllt mit dicken Büchern aus der Staatsbibliothet, viel Apfelwein und Orangeade wird getrunken, fleinere Angestellte sigen daneben und hehen ihr Mittagessen herunter. Es ist fdywer, einen Platz zu bekommen. Der verhältnismäßig fleine Raum in der Mittelstraße reicht nicht aus. In furzer Zeit hat der gebratene Seefisch Interesse erweckt. Nichts erinnert in dem Lokal, daß hier nur Fische serviert werden, wie Rottelets sehen diese Bortionen aus, kein Fischgeruch ist zu spüren, und selbst der frische Geschmad ist feltfam neutral. Ohne großen Phantasiereichtum fann man sich vorstellen, Fleisch zu effen. Aber man hat faum Zeit, in Ruhe zu verdauen. Wenn jemand aufsteht, warten meistens bereits zwei auf den freien Platz.
Eine amerikanische Geschäftigkeit herrscht hier, die Kellnerinnen entfalten eine märchenhafte Behendigkeit, sie hetzen zwischen den Tischen herum, kommandiert von einem hoch gewachsenen, eleganten Herrn mit blondem, grau meliertem Haar und weichem, feingeschnittenem Gesicht. Er ist der beherrschende Geist in diesen Räumen und hat auch die Backöfen erfunden, in denen die Fische geröstet werden; er begrüßt liebenswürdig die Gäste und serviert selbst, wenn Not am Mann ist. Seine flare, weiche Stimme flingt durch das Lokal. Aber dieses Gesicht erscheint so bekannt, diese Stimme hat man bereits gehört, ja man hört sie heute noch auf einer Grammophonplatte, fie fingt mit einer befannten Sängerin ein Duett aus Aida". Früher stand dieser Herr auf der Bühne, er fang den Tannhäuser und Lohengrin und einmal wurde er von allen beneidet, damals, als ein Theater in Berlin ihm eine große Abstandssumme zahlen mußte, da es den Vertrag nicht aufrecht erhalten fonnte. Und vielleicht wird er heute ebenfalls von vielen feiner ehemaligen Kollegen neidet. Liebenswürdig begrüßt er die Gäste, ohne Bühnenallüren. Schnelles Umstellen ist heute eine bringende Notwendigkeit.
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eine unrühmliche Rolle in dieser Sache zu spielen. tors Haas. Ueberhaupt scheint die Magdeburger Polizei
Bor einiger Zeit nahm die Polizei einen gewissen Richard fest. Bei ihm fand man ein Sched buch und zwei Uhren, Schröder aus Groß- Rottersleben wegen Sched fälschung eine Armbanduhr und eine wertvolle goldene Taschenuhr. Alle drei Sachen wurden als Eigentum des verschwundenen Selling erkannt. Als Schröder gefragt wurde, wie er in den Besitz dieser Sachen gekommen sei, erzählte er eine lange Geschichte, in der ein Rolle spielte. Durch Bermittlung seines Freundes Karl Fischer habe großer Unbekannter, den er Adolf nannte, eine wichtige er den Abolf kennen gelernt und ihm während einer Autofahrt Uhr und Scheckbuch gestohlen. Als man Fischer festnahm, erklärte dieser wiederholt, niemals einen Adolf" gefannt zu haben, der als der große Unbekannte" in Frage fäme. Weitere Ausforschungen des Schröder führten zu der Berhaftung des Fabrikdirektors Rudolf Haas, in dem Schröder den Adolf wiedererkennen will. Fischer bestreitet jedoch nach wie vor einen Adolf oder auch ein Mitglied der Familie Haas zu fennen. Haas bestreitet, der Adolf zu fein. Die Polizei hat jedoch Berdacht gegen Haas gefaßt, denn Hel
Er klettert Fassaden zu seinem Vergnügen. Das Gericht glaubt ihm nicht.
Die beiden Einbrecher Erich Marggraf und Franz Leh nert standen gestern wegen schwerer Einbrüche vor dem Schöffengericht Charlottenburg ; Marggraf ist erst 24 Jahre alt, hat aber bereits nahezu vier Jahre Zuchthaus erhalten. Der Mitangeflagte Franz Lehnert ist jetzt in Blögensee, um eine dreijährige Gefängnisstrafe zu verbüßen, die aber in furzem in eine 3ucht hausstrafe umgewandelt werden wird, da er hinterher noch viereinhalb Jahre Zuchthaus zudiftiert erhalten hat.
richters erscheint um so verwunderlicher, als es sich bei Diese Auffassung der Polizei und des UntersuchungsSchröder um eine och staplernatur allerersten Ranges handelt. In feinen Kreisen sei Schröder als Bölkischer und Hafenkreuzler bekannt, alle seine Briefe und auch Photographien zeichnet er mit einem Hakenkreuz. Trotzdem bewarb er sich im Anfang 1926 um eine Stellung als fommunischreiben in der Hand gehabt. Schröder scheint also auch politi tischer Parteiredakteur. Ein Freund hat das Bewerbungsche Spizeldienste geleistet zu haben, oder wenigstens haben die Abfichten dazu ihm nicht fern gelegen.
Nachdem man die Leiche des vermißten Helling gefunden hat, wird die Aufklärung der Tat bald gelingen, zumal man auch den auf der Spur ist. Von der Magdeburger Bolizei ist über die Ermutmaßlichen Helfershelfern bei der Tat, einigen Freunden Schröders, mittlungen nichts Näheres zu erfahren. Der Kriminalkommissar Busdorf ist am Donnerstag nach Magdeburg gekommen, um seine Tätigkeit, die im Auftrage des Ministeriums des Innern erfolgt, wieder aufzunehmen.
Wolffs Bureau verbreitet eine Nachricht aus Berlin , daß Schröder und Fischer gestanden" hätten, auf Anftiftung von Haas den Mord verübt zu haben. Das ist vollkommen falsch. Schröder hat lediglich gestanden, daß die Leiche in seinem Keller ver/ graben war.
Dermögenden Mann bezeichnen fönne. Sein Einkommen betrage augenblicklich aus der Fabrik monatlich 590 M., doch werde es bald das Zehnfache und mehr sein. Auf so verlockende Aussichten hin gewann er nicht nur die Mädchen, sondern auch ihre Familienangehörigen, was ihm für seine weiteren Pläne besonders wichtig war. Bei einer Braut erschien er scheinbar in der größten Cile und teilte mit, daß er zur Weiterarbeit an seiner Erfindung einen Blatintessel brauche. Dieser tofte 7800 m., da ihm selbst aber nur 6000 M. zur Verfügung stünden, so bäte er die Familie, ihm auf turze Zeit 1800 m. zu leihen. Das geschah denn auch. Einige Tage später hatte Masuch angeblich eine wunderschöne Dreizimmerwohnung in Lichterfelde ausfindig gemacht, nur mußte er hier 2200 m. Abstandsgelder zahlen und die Miete für ein Bierteljahr im voraus entrichten. Auch dies Summe strefte man ihm vor. Masuch spielte nun den Gentleman und übergab seiner Braut einen Wechsel, der ihr die Hälfte der Erbschaft als Eigentum ihn in Berlin besuchen wollte, war er nirgends aufzufinden. In sicherte. Dann ließ er nichts mehr von sich höhren. Als die Braut seinem Quartier in der Schwerinstraße war er immer nur erschienen, um seine Postfachen abzuholen. Auf Grund der Beschreibung ertannte die Kriminalpolizei den Bräutigam als Werner Masuch und nahm ihn gestern fest.
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Gewerkschaftsbewegung
Beiden wurde ein, gemeinsamer Einbruch in der Bleibtreustraße, bei dent für 100 000 m. Werte erbeutet wurden, zur Last gelegt, außerdem auch in derselben Straße in dem Nebenhaus ein versuchter Einbruch. Der erstere Fall wurde von zwischen Berdacht geschöpft, daß diese Straftat auf Rechnung einer den Angeklagten glatt bestritten und die Kriminalpolizei hat in dritten Fassadenfletterertolonne zu setzen sei. Einen weiteren Einbruch in der Düsseldorfer Straße gab Marggraf ohne weiteres zu. Dagegen bestritten beide Angeklagte den Einbruchsversuch in der Bleibtreustraße. Soviel gab Marggraf zu, daß er an der Fassade des Hauses bis zum zweiten Stod hoch. geklettert sei und mit einem Stein die Balkontürscheibe eingeschlagen habe. Dann will er aber abgeklettert sein und sich beim Absprung den Fuß verlegt haben, so daß sein Freund Lehnert ihn nach Hause bringen mußte. Er bezeichnete diese Klettertour als ein Bravour st üd, das er lediglich unternommen habe, um seine Geschicklichkeit mehreren Begleitern zu beweisen. Daß es teine Faffabentour" gewesen sei, könne man daraus entnehmen, daß er tein Handwerks. zeug bei sich hatte. Der Darstellung Marggrafs stand aber die Angabe der Haus bewohner gegenüber, daß ein Schläfer imhof im Haag fürzlich mit der Frage zu beschäftigen, ob die InterBalkonzimmer durch das Geräusch beim Einschlagen der Scheibe auf daß Marggraf nur dadurch abgeschreckt worden sei und glaubte nicht gewacht war und Licht anmachte, Das Gericht nahm denn auch an, an das Bravourſtück. Es ließ sich aber bei Lehnert nicht beweisen, daß er unten gewartet hatte; deshalb mußte er diesmal freigesprochen werden. Bei Marggraf berücksichtigte das Gericht, daß die jetzt zur Aburteilung stehenden Straftaten in den Beginn seiner Verbrecher laufbahn gefallen sind. Deshalb gab es ihm hierfür nicht zuchtheus, sondern verurteilte ihn zu einem Jahr, neun Monaten Ge= fängnis und drei Jahren Ehrverlust.
Selbstmord nach der Hochzeitsfeier.
Einen traurigen Abschluß fand gestern nacht eine Hochzeits feier in der Steinmegstr. 47 zu Neukölln. Einer der Festteil nehmer, der Arbeiter Vieweg, begab sich plößlich zum Fenster und stürzte sich zum Entfegen der Anwesenden, ehe sie ihn noch daran hindern fonnten, aus der im vierten Stodwert ae. belegenen Wohnung auf den asphaltierten Hof hinab. B. zog sich so fchwere Berlegungen zu, daß er nach wenigen Minuten, noch vor Erscheinen der inzwischen herbeigerufenen Feuerwehr, verstarb.
Die ersten Berliner Fischbratfüchen. Zu unserem Artifel unter dieser Ueberschrift vom 2. Juli stellen wir nachträglich fest, daß die Bemerkungen über die Neuordnung des Fischtransports im zweiten Teil des Artikels nicht auf das Reichsernährungsministerium zurückgehen, sondern auf anderweitige Informationen von privater Seite.
Falsches Mordgerücht.
Ein mutiger Lebensretter.
In der Spree zwischen Hirschgarten und Friedrichshagen ereignete sich gestern abend, gegen 8 Uhr, ein folgenschwerer Bade. unfall, bei dem ein Arbeiter ertrant und ein junges Mädchen im legten Augenblick von einem anderen Badenden, unter Einfegung des eigenen Lebens, gerettet werden konnte. Der 19jäh rige Arbeiter Alfred Conrad aus der Kronprinzenstr. 15 zu Lichtenberg badete zusammen mit seiner Freundin, der 17jährigen Arbeiterin Erna Schulz aus der Gürtelstr. 18 zu Lichtenberg . Plöglich verfant Conrad und flammerte sich an feine Begleiterin. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihr jedoch, sich aus der Umflammerung zu befreien. Sie verlor aber im selben Augenblick die BefinAlfred Heppner aus der Laufener Str. 2 zu Hilfe gekommen wäre. Er sprang fofort nach und rettete das Mädchen. Die von ihm fofort angestellten Wiederbelebungsversuche hatten Er folg. Auch Conrad tonnte bereits 10 Minuten später von dem ihm blieben aber die von der Feuerwehr und dem Reichswasserschuß Schlosser Friedrich Erbe aus Hirschgarten geborgen werden. Bet Leiche wurde nach dem Leichenschauhaus in Friedrichshagen gebracht. angestellten Wiederbelebungsversuche leider refultatios. Die
In einem hysterischen Wutanfall ers choß sich heute morgen um 6 Uhr der 20 Jahre alte Buchhalter Hans Römfeld in der Wohnung seiner Eltern in der Frankfurter Allee 358. Der junge Mann hatte seine Anehörigen in ein Bad begleitet und war vor eini gen Tagen allein zurückgehrt, um seine Tätigkeit bei einer Film.nung und wäre gleichfalls verloren gewesen, wenn nicht der Arbeiter gesellschaft wieder aufzunehmen. Der Vater, der wußte, daß sein Sohn sehr nervös war, hatte einen Bekannten gebeten, während seiner Abwesenheit die Wohnung zu beziehen und auf seinen Sohn acht zu geben. Hans Römfeld drängte gestern abend den Be fannten und seine Frau zu einem Ausgang, von dem die drei gegen 4 Uhr zurückkehrten. Der junge Mann wollte zu Bett gehen und hatte sich schon teilweise entkleidet, als er plöglich einen Revolver hervorzog und vier Schüsse in die Decke abgab. Dann fiel ihm ein, daß er aus einem verschlossenen Schubfach der Anrichte etwas heraus. holen wollte. Als der Schlüssel nicht gleich faßte, geriet er in But, holte ein Beil und schlug damit blinblings auf das Holz ein. Als das Fach auch jezt noch nicht aufgehen wollte, schoß er mehrmals in das Schloß. Seine vergeblichen Bemühungen ver sekten ihn derartig in Raserei, daß er die Waffe gegen sich selbst richtete und sich durch einen Kopfschuß tötete. Der Bekannte und dessen Frau hatten alle Mühe, sich vor den Kugeln des Toben. den zu retten. Da die Vorgänge sich bei offenen Fenstern abspielten, so wurde die ganze Nachbarschaft in die größte Aufregung verseßt. Wilde Gerüchte über einen Mord liefen um, so daß die Mordkommission alarmiert wurde. Sie stellte aber bald fest, daß die Angaben des Bekannten vollkommen der Wahrheit entsprachen und daß der junge Römfeld durch Selbstmord geendet hatte. Seine Leiche wurde beschlagnahmt.
„ Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei.
Gegen die Internationale Arbeitsorganisation . Ein neuer Anschlag der Unternehmer.
Bekanntlich hatte sich der Internationale Gerichts nationale Arbeitsorganisation befugt ist, Regelungen zu beschließen, wobei bestimmte Verbote auch auf die Arbeit der Ar=
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beitgeber ausgedehnt werden. Wie man weiß, wurde diese Frage von der Internationalen Unternehmervereinigung anläßlich des von der Internationalen Arbeitsfonferenz von 1925 angenommenen Uebereinkommens betr. das mit dem in der Tat die Nachtarbeit der Arbeitnehmer wie ArbeitVerbot der Nachtarbeit in den Bäckereien aufgeworfen, geber verboten wurde. Es liegt auf der Hand, daß die Unternehmer mit ihrem Schritt nur den 3wed verfolgten, nicht nur diese Ronvention unschädlich zu muchen, sondern- da ja das Ver= bot der Unternehmerarbeit die Voraussegung für eine wirklich allgemeine Durchführung bildet jede Regelung durch inter= nationale Uebereinkommen unmöglich zu machen. Wollte man so naiv sein, die demagogische Erklärung des Sefretärs der Internationalen Arbeitgebervereinigung, Lecocq, der nur als Schrittmacher für den Advokaten der Arbeitgeber auftrat, für bare Münze zu nehmen, dann hätte die Genfer Arbeitsorganifation feine wärmeren Freunde als das internationale Unternehmertum. In Wirklichkeit ist es jedoch der Herzenswunsch der Unternehmer, der Internationalen Arbeitsorganisation jede Kraft und Autorität zu rauben und sie zu einem blutinsen Organismus zu machen.
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Will man einen neuen Beweis für diese Politit, so braucht man sich nur die Beschlüsse des Kongresses der internatio nalen werbe anzusehen, der anfangs Juli in Scheveningen abgehalten Arbeitgeberorganisation im Bäckerge wurde. Dort wurde nämlich einstimmig eine Entschlie Bung angenommen, in der erklärt wird, daß das in der internationalen Konvention festgelegte Verbot der Nachtarbeit in den Bäckereien durch teine hygienische oder menschliche Erwägungen zu rechtfertigen jet. Den anwesenden Delegierten wurde schließlich aufgetragen, ihre Regierungen zu ersuchen, das Uebereinkommen über das Verbot der Nachtarbeit in den Bäckereien nicht zu ratifizieren Die Herren find wenigstens aufrichtig. Und nicht eben bescheiden. Mit unverhüllter Unternehmerbrutalität und nicht ge= ringer Anmaßung wird hier nämlich nichts anderes verlangt, als daß die Regierungen aufgefordert werden sollen, ihren im Hinblick auf die Ratifizierung der angenom= Pflichten laut Teil XIII des Friedensvertrages menen Uebereinkommen nicht nachzukommen.
Daß die Unternehmer im Grunde ihres Herzens das Werk von Genf verabscheuen, ist nicht weiter überraschend. Immerhin darf man sagen, daß die Bäckermeister in Scheveningen einen artigen Reford erreicht haben.
Wenn die Haltung der Arbeitgeber im allgemeinen als Maßstab gelten fann, um nach ihr die Notwendigkeit irgendwelcher Schußmaßregeln für die Arbeiterschaft zu beurteilen, dann lehren diese beiden jüngsten Vorkommnisse, daß die orgonisierte Arbeitert laffe die Genfer Arbeitsorganisation mit allen Kräften unterstüßen muß.
Die epochale Erfindung. Eine sehr rührige Phantasie entfaltet ein Heiratsschwind ler, der jezt endlich festgenommen werden konnte. Ein 32 Jahre alter Chemiker Werner a such suchte und fand Bekanntschaften mit reiferen Mädchen, besonders aus der Proving und den Vororten Berlins und verlobte sich bald mit ihnen. Seinen Bräuten erzählte er, daß er eine Fabrit in Bindom bei Königswusterhausen besige und gerade eine epochale Erfindung zur besseren Ber wertung des Holzes gemacht habe. Er habe seine Erfindung für JAB. In Frankreich hat der Kammerausschuß fürzlich seinen eine Riesensumme" an Schweben vertauft, außerdem noch eine ErbBericht über den Gefeßentwurf betr. den bezahlten Urlaub vorgelegt. Ichaft von 40 000 m. zu erwarten, so daß er sich wohl als einen Der Entwurf steht nach einjähriger Betriebszugehörigkeit
Geseglicher Urlaub.