über We� Tndstation hinaus und der energisch aussehende Herr kämpft noch immer mit der Müdigkeit. Autotrümmer, Tragbahren und Sanitäter sind vergessen: eine kleine Erschütterung ist unter- ' gegangen in der tausendfachen Unruhe der Millionenstadt.
Der falsche Namen. warum sie ihren wahren Aamea verschwiegen.> Der Name— ein unzertrennlicher Teil des Menschen, der Name— ein Fluch: der Name— eine Wohltat. Man kann ihn ändern, aber was Hilsts, man bleibt doch derselbe, auch in der neuen Haut. Wie die Vorfahren einen haben werden lasten, wozu die Umgebung einen gemacht, so muß man seinen Namen mst sich schleppen, wie man auch sein eigenes Ich mit sich schleppt. Und doch wie gern stöße man ihn manches Mal ab. Besonders, wenn '.man sich für ein Vergehen zu verantworten hat, die Polizei einen s sucht oder man steckbrieflich verfolgt wird. Das Strafregister ! notiert aber peinlich genau jede Kleinigkeit und läßt unbarmherzig ' das Geringste an den Tag kommen. Und immer wieder wird das i Sündenregister einem vorgehalten. Nicht immer zu Unrecht. � Was sollte nur werden, wenn ein jeder e!n unbeschriebenes Blatt : wäre. Hier ein paar Beispiele: Der Jürsorgezögling. Bald 21 Jahre, fürchtet er, in die Fürsorge zurück zu müssen und nennt sich bei der Verhaftung Hagedorn. Heißt aber Willy ; Köpfe. Einmal ließ er sich bereits in Hamburg auf einen falschen , Namen verurteilen— auf den seines Bruders Oskar. Auch diesmal � nannte er sich hinterher Oskar, mußte aber schließlich zugeben, nur ! der Willy zu sein. Sein Vergehen war gering. Er halle ge- ! b« t t e l t, um n i ch t st e h l e n zu müssen. Nun erhält er für den | falschen Namen 5 Wochen Gefängnis. Das Jugendamt will dafür | fcrgen, daß er in die F ü r s o r g e a n st a l t zurückgebracht wird. Der Strich junge. Auch dieser hat sich den Namen seines Bruders zugelegt. Es ist eine eigentümliche Sache mit dem Namen des Bruders. Viel- leicht treibt ihn die Sehnsucht dazu, so anständig, eben so an- gesehen in der Familie und bei Freunden zu sein wie jener. Der junge Tscheche wurde vom Schupömann auf einem Berliner Strich gestellt, weil er sich a u f f ä l l i g benahm. Eigentlich drohte 'ihm gar nichts. Das Polizeipräsidium hätte ihn laufen lasten müssen. Nun aber erhält er zwei Wochen Gefängnis. Man hätte sie chm erlassen sollen. Denn die Gesellschaft der Inhaf. tierten ist für solch' einen leichten Vogel nichts Richtiges. Auch in diesem Falle sollte sich jemand des jungen Menschen annehmen. Es war aber niemand zugegen im Gerichtssaal, der das hätte tun können. Die prostituierte. Sie ist natürlich unzählige Male vorbestraft. Wegen Nicht- stellung zur Kontrolle, wegen Betretens verbotener Straßen und j dergleichen mehr. Diesmal rumort in ihr sehr laut der im U e b e r- ! maß genossene Alkohol, und so randaliert auch sie auf der c Straße. Und wird festgenommen. Sie fürchtet, wegen ihrer Vorstrafen schärfer angefaßt zu werden. Da nennt sie einen falschen Namen. Er hilft ihr aber gar nichts. Die Polizei kennt f ihre Klienten zu gut. Auch die Heimliche dient der Göttin der Liebe— allerdings ohne Erlaubnis der Polizei. Was schert aber ! der Göttin der Liebe die Polizei? Die Polizei kümmert sich um so f mehr um ihre Priesterinnen. So muhte diese, als sie während einer Razzia in einem Hotel in Gesellschaft eines Herrn betroffen wurde, mtt zur P o l i z e i. Und da stellte sich heraus, daß sie g e s ch l e ch t s- krank war.. Wenn aber jemand, um seine Geschlechtskrankheit wissend,, feinen Partner msiziert, so steht daraus eine hohe Strafe. Der'-Ricliiucis kann jedoch sast n i e erbracht werden. Die Heim- lichAjf ürchtete aber bestraft zu werden oder in Zukunft gewerbsmäßige Unzucht treiben zu müssen und nannte deshalb einen falschen i Namen. Vielleicht hatte sie Angst, sie könnte ihre gesellschaftliche J Stellung verlieren. Wegen' des falschen Namens mußte sie bestraft ) werden, im übrigen durfte sie frei ausgehen. Der Obdachlose. Und was soll er tun, wenn seine Zeit um ist und er das Asyl ' für Obdachlose oerlassen muß? Da nennt er einen falschen � Namen, um einige Zeit länger ein Dach über seinem Kopf ! zu haben. Doch auch in' diesem Falle gelingt es größtenteils, den richtigen Namen festzustellen. Fingerabdrücke, Photographie und der- ! gleichen mehr bringt seinen wahren Namen ans Licht. Der Rück- > sä l l i g e hat dagegen Grund, seinen Namen zu verheimlichen, ' denn auf Rückfall steht Zuchthaus. Und waren der Rück- fälle mehrere, so droht eine schwere Zuchthausstrafe. Wenn aber argendwo det richtige Name festgestellt werden kann, so ist es in diesem Fall. Denn der Rückfällige ist ja bestimmt r e g i st r i e r t. . Er hoffte aber, nach der Protokollaufnahme sofort entlassen zu wer- den. Dann hätte man ihn suchen können. Und wa» tut's, wenn er ! auch einen falschen Namen genannt hat? Die paar Wochen Hast mehr, die zur Zuchthausstrafe hinzukommen, machen den Braten wahrlich nicht fett._ Filmzauber. - Ein f alscher Regisseur, der sich für den B e a u f- kragten großer bekannter Filmgesellschaften aus- . gibt,„engagiert" neuerdings wieder„Statisten" für angeblich in Arbeit genommene Großfilme. Er'- macht die jungen Leute darauf aufmerksam, daß die Ausnahmen nicht ungef ährlich sind und daß sie deshalb einer Unfallversicherung beitreten müssen. Den : Mitgliedsbeitrag, der zwischen 6 und 12 Mark schwankt, zieht i der„Regisseur der Einfachheit wegen gleich ein. Wenn die An- geworbenen dann am nächsten Tage zur Aufnahme erscheinen, er- fahren sie, daß sie geprellt worden sind. Die Filmgesellschaften haben auf die Ergreifung des Betrügers eine namhafte Be- l o h n u n g ausgesetzt. Mitteilungen, die geeignet sind, ihn un- i schädlich zu machen, nimmt Kriminalkommissar Dr. Wächter im ! Polizeipräsidium entgegen._____ Ein Reklamevortrag. In der gestrigen Monatsversammlung der Berliner Ortsgruppe des Einheitsverbandes sozialistischer Unternehmer, die in den Räumen des Holzarbesterverbande, ' stattfand, sprach Genosse G r u b e r t über das Thema:„Was ein jeder von neuzeitlicher Propaganda wissen sollte und was ein , sozialistischer Unternehmer davon wissen muß." Cr unter- > schied in seinem Vortrage zwischen Reklame, die da» Werben für Ware bedeutet, und der Propaganda, die dem Ein- fetzen für geistig« Werte gleichkommt. Häusig ist beides mit- einander verbunden. In einem geschichtlichen Rückblick über die Entstehung der Propaganda und Reklame wies Grubert darauf i hm. daß der liebe Gott der erste Reklamechef gewesen sei und daß die Glocken der Kirchen das Propagandasymbol für diese geworden ! seien. Auch die Heilsarmee habe es oerstanden, in außerordent- lich geschickter Weis« für ihre Ideen Propaganda zu machen. Wenn unsere Partei vor dem Kriege In den Propagandamethoden nicht aus der Höhe war, so lag es daran, daß es uns an geeig. . neten Kräften fehlte. Die Großindustrie und die Marken- ! industrie erkannten � sehr bald, welchen Wert die Reklame für den ,£ Umsatz hat und auch der Konsumoereinsbewegung kann man die ' Anerkennung nicht absprechen, daß sie es verstanden hat, in ge- , schickter Weise die Propaganda in den Dienst ihrer guten Sache zu stellen. Reklame hat nur dann Wert, wenn sie für eine gute Ware und für eine gute Sache gemacht wird. Eine minderwertige Ware hat durch eine große Reklame nur Verluste, da durch sie ja die Minderwertigkeit der War« bald überall bekannt wird. Zu fordern ist die W a h r h e i t. in der Reklame.- Di«:
schreiende Reklame, die das Kennzeichen der ersten Reklam«. bestrebungen war, ist heute überwunden und durch die künstlerische Reklame ersetzt. Auch die Hochschulen haben sich der Einsicht nicht verschließen können, daß die Reklame ein sehr wesentlicher Teil der Betriebswirtschaft ist und deshalb auch hier durch Erteilung von Lehraufträgen an Reklamefachleute und Reklameverbraucher Rechnung getragen hat. Der Vorsitzende wies in der Aussprache auf die Wichtigkeit des Verbandes sozialistischer Unternehmer hin, die beabsichtigten, bei den Kaufmanns- und Gewerbegerichts- wählen als Partei aufzutreten und damit auch dem sozialen Geist in die Unternehmerschaft Eingang zu verschaffen suchen. ver mitleiöige öauernfänger. Eine Partie künnnelbläiichen. Ein Landwirt aus P o m m e rn hatte in Berlin Geschäfte zu erledigen und wollte vormittags heimreisen, verpaßte aber den Zug. Als er nun durch die Straßen schlenderte, wurde er von einem Unbekannten um Feuer für seine Zigarette gebeten. Man kam ins Gespräch, und es stellte sich heraus, daß sie Leidens- geführten waren. Auch der Andere hatte den Zug verpaßt und wartete auf die Fahrgelegenheit, um mit dem nächsten Zuge nach Stettin heimzufahren. Um sich die Zeit zu vertreiben, lud er den neuen Bekannten zu einer Tasse Kaffee ein und führte den Landwirt in ein Lokal in der Ar t i l l e r i e st r a ß e. Bald erschien nun ein anderer Gast, der am Nebentisch Platz nahm und bald«in Gespräch anknüpfte. Es dauerte nicht lange, so hatte der neu angekommene Gast ein Spiel Karten in der Hand, und der Landwirt verfolgte nun ein spannendes Spiel mit drei Karten zwischen den beiden. das sogenannt« Kümmelblättchen. Das Glück wechselte zwischen den Spielern, und es ging jedesmal um eine Lage Schnäpse. Natürlich mußte der Landmonn an den Lagen teilnehmen. Es dauerte nicht lange, da fühtte er sich benommen und weiß nun nicht mehr, was mit ihm weiter geschehen war. Er erinnert sich nur noch, daß sein erster Bekannter mit ihm das Lokal verließ. Dann stand er plötzlich allein in einer Straße. In der frischen Luft war er allmählich wieder zur Besinnung gekommen, und nun entdeckte er zu seinem Schrecken, daß ihm die gesamte Bar- s ch a f t in Höhe von über 1000 Mark fehlte. Schließlich gelang es ihm, das Lokal wieder aufzufinden, doch der Wirt wußte von nichts. Nachdem der Landmann aber mit einem Kriminalbeamten wieder gekommen war, erinnerte sich der Wirt, daß der Begleiter des Pommern ihm ja 7 00 Mark in einem Umschlag übergeben habe. Der Betreffende sei ein gelegentlicher Gast gewesen. den er aber nicht mehr kennen wollte, und er habe ihm erklärt, daß es ihm leid tue, jemand soviel Geld im Spiel abzunehmen, der es vielleicht sehr nötig brauchen könnte. Der Landmann bemerkte aber in diesem Augenblick, daß jemand durch einen Seitenausgang das Lokal verließ und erkannte in dem Flüchtenden seinen angeb- lichen Landsmann. Dieser wurde darauf im Flur des Nebenhauses gestellt. Er entpuppte sich als ein vielfach wegen Betruges und Diebstahl» vorbestrafter Josef Schneeganz, der auch noch«ine Strafhaft zu oerbüßen hatte. Der Landmann erinnerte sich nach- träglich, daß in den Schnäpsen etwas geschwommen habe, so daß die Anklage annahm, es fei ihm ein Betäubungsmittel bei- gemischt worden. Deshalb wurde Schneeganz wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen D i e b st a h l s angeklagt. Der Geschädigte konnte sich nämlich überhaupt nicht erinnern, selbst ge- sviett zu haben. Der Angeklagte spielte die Rolle des reumütigen Gewinners auch vor Gericht weiter, behauptete sogar, daß der Landmann zuerst das Kümmelblättchen auf das Tapet gebrocht hatte. Dieser aber versicherte unter Eid, daß er von diesem Spiel vorher gar keine Ahnung gehabt hätte. So dunkel die Vorgänge waren, konnte das Schöffengericht Mitte zu einer Verurteilung de» Schnee- ganz sich nicht entschließen und mußt« ihn freisprechen.
Opfer-des Badens.. Am MIktwvch abend wurden im Freibad Wo nnsee die Kleidungsstücke. d«s Straßenbahnschaffners Josef Ka u.f au» der Kaiser-Friedrich-Straße 41 zu Eharlottenburg aufgefunden. Da K. in seine Wohnung nicht zurückkehrte, nahm man an, daß er un- bemerkt ertrunken sei. Gestern nachmittag gelang es. die Leiche des Ertrunkenen unweit des Freibades Wannsee zu bergen. K. wurde nach dem Leichenschauhaus Charlottenburg geschafft. In einem Tonstich bei der Ziegelei Lübars ertrank am F r e i t a g der 22jährige Schlosser Ernst Köper aus Berlin -Rosenthal , Sied- lung Eigene Scholl« 9. Wahrscheinlich hat K. einen Herzschlag erlitten. Sofort unternommene Bergungsversuche mit Fangleinen und Netzen blieben bisher ergebnislos.— Ein weiterer schwerer Badeunfall ereignete sich Donnerstag abend gegen 8 Uhr in der Badeanstalt Stubenrauchbrücke in der Oftmarkenftr. Z4 zu Johannisthal . Der sechzehnjährige Arbeiter Erich G o l d m a n n prang vom Dach der Badeanstalt in hie Spree, ohne wieder an die Oberfläche zu kommen. Man nimmt an, daß G. einem Herz- ch l a g zum Opfer gefallen ist. Seine Leiche konnte bisher noch nicht geborgen werden._ Zwei Reichsgerichtsurteile. An zwei Tagen hintereinander hat das Reichsgericht sich mit zwei schweren Verbrechen beschäftigt, deren Ausgang seiner- zeit nicht wenig überraschend kam. Mit einem Datermord tn Hamburg und der Ermordung eines jungen Mädchens durch den Studenten Meon in Darmstadt : im ersten Falle war ein Frei- p r u ch erfolgt, in letzterem ein Todesurteil. Das erste Urteil wurde bestätigt, da» zweite aufgehoben. Ein Vater, der Trinker ist, mißhandelt jahrelang Frau und Kinder. Der Sohn, der mit zärtlicher Liebe an der Mutter hängt, tritt wenn irgend möglich dazwischen— dann erhält er die P r ü g e l. Von einer Scheidung will die Frau nichts wissen. Verläßt sie den Mann, so fleht er sie solange, daß sie zu ihm zurückkehre, bis sie chließlich nachgibt. Die Polizei, an die die unglückliche Frau sich mehrmals wandte, kann ihr nicht helfen. Ein Ausweg scheint nicht möglich.— Einmal bereits war der Sohn, mit dem Revolver in der Hand, dem Vater entgegengetreten. Man hatte ihn gehindert, eine Absicht auszuführen. Da verprügelte wieder eines Tages der Later in Abwesenheit des Sohnes Mutter und Tochter. Am nächsten Morgen stellt« der Sohn den Dater zur Rede. Dieser drohte ihm. Da begleitete der jung« Mensch die Mutter zur Tante, kehrte nach Hause zurück, nahm den Revolver, begab sich in das Zimmer des Vaters, der noch im Bette lag, und ehe die Schwester Ihn daran hindern konnte, brachte er ihm einen tödlichen Schuß bei. Dann ging er zur Mutter und sagte Ihr:„Ich habe den Vater getötet, jetzt bist du gerettet." Das Gericht nahm Notstand an: der Sohn habe keinen anderen Ausweg gefunden: es bestand gegenwärtige Gefahr für Leib und Leben. Da» Reichs- [ericht schloß sich der Auffassung des Gerichts an und verwarf die Revision des Staatsanwalts. Es war dies eine menschliche, gerecht« Entscheidung. Der Student Meon hatte in D a r m st a d t einem jungen Mädchen für eine Nacht Gastfreundschaft gewährt und will am nächsten Morgen durch ihre Hänseleien in eine derartige Erregung leraten sein, daß er sie tötete. Ihr Geld nahm er an sich. Da» .Bericht glaubte e» mit einem Raubmord zu tun zu haben und ver- u r t e i l t e den Studenten zum Tode. Au» formellen Gründen hob das Reichsgericht das Urteil auf. Dieses entsprach auch wirklich nicht dem Gutachten der Sachverständigen und der ganzen Sachlage,— In diesem Zusammenhang muß auch dos aufgehobene Todesurteil gegen die Frankfurter Krankenschwester Flessa er, wähnt werden. Dieser Fall hatte ja auch in hohem Maße die offent- liche Meinung mobilisiert. Wegen eines geringen Formfehlers kam die Aufhebung des Urteils zustande. Naturlich war der Formfehler begangen worden, nicht zuletzt wird aber auch bei der Entscheidung des Reichsgerichts das Bewußtsein mitgespiett haben, daß da» Urteil ein Fehlurteil gewesen ist. Die Wege der Reichsgerichlsjprechung ind unerforfchlich. Es ist gut, daß die Reichsgerichtsräte nur Menschen sind, die hin und wieder auch anderen al» sor- melleu Gründen zugänglich sind.
Zar yebaftg Ser Vohauagsaot. Der Deutsche Architektenbund für die Unternehmer. Der Deutsche A r ch i t e k t e n b u n d hat sich jetzt eingehend mit den Fragen der Wohnungswirtschaft befaßt und ist bei dieser anstrengenden Tätigkeit sogar zu Resultaten gekommen, die natürlich vollkommen der Initiative des Unternehmertums entsprechen. Man glaubt geradezu, einen radikalen Bau- Unternehmer reden zu hären, wenn in dieser Entschließung von Mietserhöhung in den Altwohnungen und von anderen schonen Dingen gesprochen wird. Dazu wird uns aus Leserkreisen geschrieben: Bestrebungen zur Errichtung von spekulativen Bauuntcr- nehmungen'sind jetzt mehr denn je an der Tagesordnung und würden sicher auch schon zu Gründungen geführt haben, wenn der Geldmarkt ein besserer wäre. Die der Mieterschast in u n- s o z i a l st e r Weise auserlegte Hauszinssteuer soll nach den Wünschen dieser Unternehmer mehr als bisher zum Wohnungsbau ver- wendet werden. Damit könnten wir uns einverstanden er- klären, würden aber Gefahr laufen, daß diese von der Mieterschaft aufzubringenden Baugelder eine schnellere Knechtung derselben zur Folge haben würde, wenn diese Gelder dem Unternehmer tum in bevorzugter Weise zur Verfügung gestellt würden. Die Wohnungszwangswirtschaft soll aufgehoben und das Mieter- schutzgesetz beseitigt werden, damit dem Untemehmertum der Weg zum Mietwucher wieder frei wird. Die gemeinnutzigen Wohnung-- fürsorgegesellschaften bekämpft man. weil sie sich zu einem nicht zu unterschätzenden Faktor in der Niedrighaltung der Mieten herausbilden werden. Die Mieterschaft ist es sich selbst und ihrer Nachkommenschast schuldig, sich an dem Ausbau der gemein- nützigen Wohnungssürsorgegesellschaften in weitestgehendem Maße zu beteiligen, damit sie unabhängig von dem speku- lativen Bauunternehmertum wird. Wenn nun behauptet wird, die Wohnungsnot werde erst dann ein Ende erreichen, wenn da» Baucn wieder ertragverfprechend sein wird, so ist das eine Irreführung der breiten Masse, worauf wir noch zurückkommen werden. Hierzu fordert man die weitere Erhöhung der Mieten in den Altwohnungcn, ohne zu berücksichtigen, daß ein großer Teil der Mieterschast schon jetzt nicht mehr in der Lage ist. die gegenwärtige Miete zu zahlen. Und deshalb ist es Aufgabe der Mieterschaft, sich in hervorragendem Maße am Wohnungsbau zu beteiligen, indem sie sich der g e m e' n- nützigen Wohnungssürsorge anschließt.
Heute Ankunft des russischen Fliegers. Bereits gestern nachmittag erwartete man im Flughafen Tempelhof den russischen Flieger Schebanoff. besonders da Königsberg am Freitag vormittag die Nachricht verbreitete. Sche- banoff hätte mit seiner Maschine Königsberg bereits verlassen. Nach- her stellte sich die Meldung al, unrichtig heraus. Schebanoff, der, nach sieben st ündigenr Flug von Moskau kommend, gestern srüh Königsberg erreichte, verschob jedoch seinen Start auf Sonn- abend früh. Heute erwartet man ihn am Vormittag auf dem Tempelhofer Feld._ Der ausgeklärte„Steinwurf". Vor etwa zwei Monaten meldeten Fahrgäste eines Wannlee- zuges, daß unterwegs von Knaben«in Stein gegen den Zug g e- warfen worden sei, wobei eine Fensterscheibe in Trümmer gegangen und ein Fahrgast im Gesicht verletzt war- den sei. Die Nachforschungen blieben damals erfolglos. Jetzt hat der Vorfall eine überraschende Ausklärung gefunden. Die Beamten der Fahndungsinspektion der Kriminalpolizei verhafteten kürzlich«ine Bande von Taschendieben, die mit Vorliebe die Frc bäder, besonders in Wannsee. heimsuchten. Bei dem Verhör gaben die Festgenommenen an, daß sie vor zwei Monaten in Wonn�-' 400 M. erbeutet hatten und dann mit dem Zuge nach Berlln Hein- fuhren. Unterwegs kam es zwischen den Spießgesellen bei der V"- teilung des Geldes zu einer großen Prügelei. Im Eifer dcs Gefechtes schlug einer der Diebe mit der Faust statt auf seiner Gegner in die Fensterscheibe. Um für den angerichteten Schaden nicht haftbar gemacht zu werden, erfanden die Burschen das Märchen von dem Steinwurf. Auch die Verletzung des einen von ihnen rührte nicht von dem Stein, sondern von der kräftigen Hand eines Komplicen her.
Gepäckbeförderung auf StrasienbahnmonatSkarten. Wiederholten Anregungen aus Kreisen der Gefchästswett foka«u�. führt die Berliner Straßenbahn-Betriebs-G. m. b. H. vom Monat August d. I. ob versuchsweise für Inhaber von Monatskarten Zusatzmarken für Mitnahme eines gebührenpflichtigen Gepäckstücks ein. Bisher mußten Monatskartenmhaber. die be- ruflich ein Gepäckstück mit sich führen, für die Gepäckbeförderung im Einzelfalle einen Fahrschein lösen, jetzt können sie die Beförderungs- gebühr für da» Gepäckstück durch Lösung einer Zusatzmarke zu ihrer Monatskarte monatlich begleichen Die Zusatzmarken werden, ent- sprechend dem Gettungsbereich der zugehörigen Monatskarte, für 1. 2. 3 und alle Linien ausgegeben: sie kosten 7,30, 10,50, 13,50 bzw. 18 M. Die Marken sind in sämtlichen Markenoerkaussstellen lose«r- hältlich und müssen auf die Vorderseite der Monatskarte, längs dem Lichtbilde fest aufgeklebt werden. Die Mitnahme eines Gepäckstücks kann natürlich nur beansprucht werden, soweit der nach den in den Wagen aushängenden allgemeinen Beförderungsbedingungen für die Mitnahme von Gepäckstücken bestimmte Teil des Wagens Platz bietet.
Die Sonderzüge fahren bestimmt! Wie die Reichsbahndirektion Berlin mitteilt, werden die für den kommenden Sonntag, 1 8. I u l i. vorgesehenen Sonderzüge 4. Klasse zu ermäßigten Fahr- preisen nach Misdroy und nach Dresd -en und der S ä ch s sis che n Schweiz bestimmt verkehren. Zu beiden Zügen sind noch Fahrkarten bei den Fahrkartenausgaben des Stettiner bzw. Anhalter Bahnhofs sowie bei den Ausgabestellen der vier MEN-Bureaus Potsdamer Bahnhof, Bahnhof Friedrichstraße, Kaufhaus des Westens und Unter den Linden 57/58 erhältlich. Anklageerhebung gegen die Leiter der Sanitätsübong. In der Unglücksfallsache bei der Sanitätsübung vom Roten Kreuz sind folgende Personen angeklagt: Lehrer D e h l o w, Sanitätsrat Dr. Pritzell, Eanitätsrat Dr. Keßler, alle aus Berlin . Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung. Die Verhandlung findet im August vor dem Großen Potsdamer Schöffen- gericht statt. Für die Verhandlung, die Landgerichtsdirektor Dr. Westerkamp führen wird, find drei Tag� in Aussicht genommen. von einer Kraftdroschke totgefahren. Beim Ueberschreiten des Fahrdamme» vor dem Hause Friedrichstraße 28 in Friedrichshagen wurde gestern nachmittag der vierjährige Knabe Joachim Gärt- ner aus der Friedrichstraße 121 von einer Kraftdroschke er- faßt und überfahren. Ein sofort hinzugezogener Arzt konnte nur noch den inzwischen eingetretenen Tod feststellen. Die Schuld- frage bedarf noch der Klärung.
Ein deutscher Dampfer aus hoher See in Brand. Im Hafen von Cherbourg sind Notsignale de» Hamburger Dampfers„Jsebeck" aufgefangen worden. Der Dampfer be« ludet sich 25 Meilen westlich von Cherbourg in Brand und ver- ucht, den Hafen von Cherbourg zu erreichen. Die Präfektur hat einen S ch n elldampfer zur Hilfelei st ung entsandt. Ein wetterer Schleppdampfer mit Löschmaterial wird vorbereitet. Explosionskataslrophe. Auf Zeche„Friedrich-Heinrich" in Camp- Lindfort bei Duisburg ereignete sich«in folgenschweres Unglück. Durch Explosion einer Sprengladung wurden vier Bergleute schwer verletzt. Sie wurden dem Krankenhau» Bethanien in Moers zu- geführt. Zwei sind ihre» Verletzungen inzwischen erlege».