Jungdo- Kleinkaliberschießen.
Und seine Folgen.
Wir erhalten folgende Zuschrift:
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Ein Mord.
Nach Bericht der Verwaltungsstelle des Metallarbeiterverbandes in Elbing Sekretär Fischer- hat sich dort folgende Mord tat durch den Jungdo", unter folgenden Begleitumständen abgespielt:
Am 2. Juli 1926 stand in der„ Elbinger Zeitung" folgende Bekanntmachung:
Bekanntmachung.
Der Jung deutsche Orden E! lerwald hält am Sonntag, den 4. Juli 1926, morgens 6 Uhr, auf dem Gelände des Herrn Dölfs Ellerwald III ein Scheibenschießen ab. Schußlinie Norden- Süden. Vor dem Betreten der Schußlinie wird gewarnt.
Ellerwald III, den 2. Juli 1926.
Der Amtsvorsteher.
Am Dienstag abend ist nun die Tochter des Kriegs= invaliden Kuhn in Kraftfohlsdorf, Landkreis Elbing , auf dem Wege zur elterlichen Wohnung von dem Mitglied des Jungdeutschen Ordens Otto Gunwald erschossen worden. An diesem Dienstag abend fand in Ellerwald ebenfalls wieder eine solche Schießerei statt, an der der Mörder teilgenommen hat. Leiter der Bewegung und des Schießens sind ein Landjäger Domden und ein Lehrer Rebüschfe.
Wir hoffen, daß die beteiligten Beamten sofort ihres Amtes enthoben und der Mörder wie alle Mitschuldigen der gerichtlichen Bestrafung zugeführt werden.
Gießen , 19. Juni. ( srf.) Der Reichsbannerzeitung" zufolge hat der Gießener Stahlhelm auf den der Reichswehr gehörigen Schießständen verschiedentlich Kleintaliber= schießen veranstaltet. Als das Reichsbanner Schwarz Rot Gold mit einem gleichartigen Antrag an das Infanterieregiment Nummer 15 herantrat, erhielt es durch das Bataillon eine a b= lehnende Antwort.
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Krankenkassen und Gesolei.
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Die Bedeutung des Hauptverbandes deutscher Krankenkassen.
franfenfaffen 4800, Landkrantentassen 4400, Betriebsfrankenkassen 883 und Innungsfranfenfaffen 436.
So ist die Gruppe Krankenversicherung " eine Fundgrube für die vielen Mitarbeiter in der sozialen Versicherung. Auch die Dar Form und auch die Darstellung der Reliefs ist äußerst wirfungs stellung des spröden Zahlenstoffes in teils plastischer, teils bildlicher noll. Die Krankenversicherung schüßt die deutsche Arbeitskraft." Dieses Leitmotiv der Ausstellung wird in vollſtem Sinne in einem Rundgang durch die Ausstellung beftätigt.
Benachteiligung der Landarbeiter. Unzulängliche Rentenberechnung in der Unfall. versicherung.
Die Reichsversicherungsordnung schreibt vor, daß zur Berech nung der Unfallrenten für Landarbeiter durchschnittliche Jahresarbeitsverdienstfäße festgesetzt werden müssen. Die Festsetzung erfolgt durch einen Ausschuß, der aus je pier Vertretern der Arbeitgeber
ruhen, bis auch sie ebenso behandelt werden, wie die übrige Arbeiters schaft. Es ist zu fordern: Der volle Berdienst einschließ▾ lich aller nebenbezüge( Atfordverdienste usw.) muß als Grundlage zur Berechnung einer Rente gelten.
Wir wissen, daß man den Landarbeitern bei dieser Forderung mit dem Einwand kommen wird, die Landarbeiterlöhne ließen sich nicht für jeden einzelnen Fall berechnen, oder die Berufsgenossenschaften müßten ihren Beamtenstab vergrößern. Dazu sei folgendes gefagt: Was in den gewerblichen Berufsgenossenschaften möglich ist, muß nach unserer Ansicht auch bei den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften erreichbar sein. Der Deutsche Landarbeiterverband bearbeitet seit einigen Jahren an Hand der geltenden Tarifverträge eine Lohnstatistik für die Landarbeiter ganz Deutschlands . An einem bestimmten Stichtag( 15. Juli) werden die Löhne aller in der Landwirtschaft vorhandenen Gruppen so errechnet, daß beispielsweise das Statistische Reichsamt die Ausrechnungen für durchaus brauchbar bezeichnet. Ist es den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften unmöglich, dasselbe zu tun, liegt nichts näher als der Gedanke, sich einund sich von dort das notwendige verschaffen.
ſtellten Borsigenden besteht einem vom Oberversicherungsamt be- fach mit dem Deus enige material in Berbindung zu ſehen
Diese Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung werden vom Deutschen Landarbeiterverband bekämpft, weil es sich bei vielen der bisher festgesetzten durchschnittlichen Jahresarbeitsverdienstsätze gezeigt hat, daß sie wesentlich hinter den wirklich ver= dienten Lohnfäßen zurüd bleiben und dem Landarbeiter deshalb eine Rente gezahlt wird, die feineswegs gerecht ist. Wie groß das hier vorliegende Unrecht ist, wird durch eine Tabelle ver anschaulicht, die der Verband in Nummer 11 seines Verbandsorgans " Der Landarbeiter veröffentlicht. Wir entnehmen der Tabelle fol gende Angaben: Deputatarbeiter.
Bom Ausschuß festgefegter Jahresarbeits verdienst
für De für De
Wirklicher Jahresverdienst eines Deputanten Deputat
673,38 182,60 855,98 540 666,36 355,56 1021,92 656,33 339,96 996,29
Gesamt
putant. putant.
über
21 3.
von 18-21 3 9.
nach Barlohn Jahres Martt pro arbeits Jahr perpreifen berechn. Dienst W. M. M.
Dftpreußen, Ar. Königsberg Bommern, Kr. Randow.
600
480
720
Proving Sachsen, Bez. Börde
810
810
900
585
990
810
840
660
930
Freist. Anhalt , Bez. Dessau- Zerbst Freist. Sachsen , Bez. Dresden zu- Westfalen, Ser. Bielefeld... 780 Württemberg ...
Zum ersten Male haben sich auch die Krankenkassen in sammenfassender Weise an einer Ausstellung beteiligt. Es wäre auch faum möglich gewesen, eine umfassende Ausstellung für Ge sundheitspflege, foziale Fürsorge und Leibesübungen ohne die eigentlichen Grundpfeiler der Volksgesundheitspflege, die Krankenkassen, zu veranstalten. So verdient die Beteiligung des Hauptverbandes deutscher Krantentassen in Ber lin- Charlottenburg volle Anerkennung für das Bestreben, den Mil lionen Besuchern der Gesolei das wirken der Krankenkassen im Dienste der Volksgesundheitspflege in eindringlicher Weise ver Augen zu führen. Unter Zurückstellung all der vielen Einzelleistungen ciner einzelnen Stasse ist in übersichtlicher, teils ernster, teils humor. voller, aber eindringlicher Weise, ein Bild von der Entwicklung und den Leistungen der Krantenversicherung gegeben. Die gewaltige Steigerung der Aufwendungen der Krankenkassen auf allen Gebieten ihrer Tätigkeit wird treffend gezeigt, wenn wir die Entwicklung der Ausgaben betrachten. Im Jahre 1888 waren es 68 Millionen, 1894 bereits 128 Millionen, 1904 ftieg die Summe auf 272 Millionen, 1914 auf 659 Millionen und erreichte 1924 die Summe von 1038 Millionen. Allerdings ist auch gleichzeitig ein Anwachsen der Ber fichertenzahlen zu verzeichnen. Immer mehr Boltstreife müssen, bedingt durch die wirtschaftliche Entwicklung, dem Krankenversiche rungsschutz unterstellt werden. Troßdem ist infolge der Bevölte. rungszunahme der außerhalb des Krankenversicherungsschutzes stehende Teil im Jahre 1924 um 3 Millionen größer als im Jahre 1888. Damals ftanden 42 Millionen außerhalb des Schußes, heute find es 45 Millionen.
Die Kvantenversicherung hat unter einer erheblichen 3ersplitterung zu leiden. Im Jahre 1885 gab es für 4 200 000 Berficherte 18 900 Beicherungsträger. Obwohl 1924 bei 17 300 000 Versicherten nur nech 7700 Träger vorhanden waren, ist diese Zahl unverhältnismäßig groß. Biele fleine Zwergkassen verhindern die Bildung wirksamer, leistungsfähiger Versicherungsträger. Die Durchschnittsmitgliederzahl der einzelnen Rassenarten beträgt bei den Orts.
Ich lese Radio.
Bon Erich Grifar.
Wochen und Monate der Spannung. Wird man sich ent schließen können, das in meinem Hirn geborene, von meinem Gefühl geformte Wort in den Raum zu strahlen, meine Stimme mit millionenfacher Kraft zu begaben, daß fie gehört wird Meilen und Meilen entfernt von dem Orte, an dem sie ertönt?
750 645 645
316,40 687,50 1003,90 302,90 602,904,90 311,58 680,25 991,88 564,668,75 1232,75 1232,50 1282,75 217,45 757,48 974,98
Differenz zwifchen wirklichem und festgefektem Verdienst in Mart.
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•
Bei Deputanten Bei Deputanten über 21 Jahre von 18-21 S.
255,98
375,98
301,92
481,92
66,29
246,29
Proving Sachsen, Bez. Börde. Freistaat Anhalt , Bez. Dessau - Zerbst Freistaat Sachsen , Bez. Dresden . Westfalen, Kreis Bielefeld Württemberg.
198,90
94,90
91,83
452,75
242,75
358,90 259,90 331,83 647,75 422.75 314,93
•
134,93
Bei den Freiarbeitern sieht das Berhältnis nicht viel anders aus. Wenn man die über 21jährigen Freiarbeiter berücksichtigt, ergibt fich ein Differenzbetrag für Ostpreußen von 317,82 m., für Bommern Don 301,92 m., für Schleswig- Holstein von 61,55 M., für die Pro ving Sachsen von 193,40 m., für den Freistaat Anhalt von 94,90 m. und für Westfalen sogar von 557,50 M.
Die Bedeutung der Differenz zwischen dem wirklichen Lohnsatz und den festgesezten durchschnittlichen Jahresarbeitsverdienstfäßen zeigt sich am besten an folgendem Beispiel: Ein 20- bis 21jähriger Arbeiter in der Provinz Sachsen erleidet einen Unfall, durch den er vollständig arbeitsunfähig wird. Seine Rente würde 66% Pro3. von dem sich auf 645,00 m. beziffernden durchschnittlichen Jahresarbeitsverdienstsaß, also 430,00 m. pro Jahr betragen. Der wirkliche Berdienst macht aber nicht 645,00 m., sondern 1003,00 m. aus. Würden hiervon, wie es richtig ist, 66% Proz. berechnet werden, fäme eine Bollrente von 668,66 M., oder eine Summe heraus, die um 238,66 m. höher ist, als die erstgenannte.
Bei solchen Feststellungen dürfen die Landarbeiter nicht eher
meinem Körper. Es lockt mich, dieses Pult zu erheben zum Betpult, diesen dunklen Raum mit seiner Stille zu machen zum feierlichen Mittelpunkt der Welt. Beter sein! Einsamer Beter und doch mit reißen die Herzen der Tausende, die in dieser Stunde, gleichen Herzschlags mit mir, meinen Worten lauschen.
Doch ich darf die Augen nicht schließen. Festgelegt find meine Worte. Festgelegt, was ich sprechen darf. Festgelegt, was ich sprechen will. Die Einsamkeit dieser Stunde darf mich nicht ver geffen lassen, daß die Tausendfältigkeit, die da draußen in den Raum Bedenken waren zu zerstreuen. Neue Bedenken stiegen auf. horcht, tausendfältiges Ohr einer unendlich empfindlichen Seele ist. Aber schließlich kam der Tag. Die Stunde war bestimmt. Die Ich darf nicht vergessen, daß im Nebenraum jemand sigt, der Macht Brogramme verkündeten meinen Namen. Bielleicht hatten ihn, als hat, den Strom, der mich mit den Tausenden verbindet, abzus ich ihn zuerst sah, schon Taufende gelesen und sich die Stunde geschneiden, wenn ich hinausgehe über die Grenzen, die man mir merkt, der ich mit pochendem Herzen entgegenfah. Warteten darauf, steckte, wenn ich hinaustrete aus dem Innern meiner Herzkammer, mich sprechen zu hören. Oder waren es nur Hunderte? Ein Dußend wenn ich versuchen sollte, statt Windmaschine selber Wind zu sein, nur? Weiß denn der Mensch, ob er Freunde hat? Weiß er, ob er der die Herzen emporreißt, wie der Sturm die grünen Blätter reißt für die andern mehr ist als ein Hauch? und zerrt, daß sie ihm sich geben und den Zweig verlassen, an dem fie gut im Safte faßen, um sich emporheben zu lassen von seiner Kraft ins helle Licht.
Sehen den Fallen, der sich aufwärts in den hellen Himmel schwang, die Tausende, die er sieht, wenn er aus luftiger Höhe herabblickt?
Die Stunde fam, in der Wirklichkeit werden follte, was so lange nur Sehnsucht war. Man führte mich in einen dunklen Raum, den eine kleine Lampe nur schwach erhellte. Ein Pult, wie das Andachtspult einer Eatristei stand da. Ich legte meine Bücher darauf und setzte mich davor. Stoffüberzogene Wände schlossen mich ab vom Außen der Dinge.
Einfam in einer Ede eine Windmaschine. Ein Gestell aus ungestrichenen Holzlatten. Eine Achse und ein rauher Leinenlappen. Ich drehte diefen einfachen Apparat. Ein leises, durchdringendes Heulen rauschte auf. Das also ist das Geheimnis. So macht man den Wind, die Stimme der Natur nach. Ich mußte lächeln über die Kinder und Großen, die vor dieser Stimme fich ducken, die daran glauben. An diesen Radiowind. Dann dachte ich wieder an mich. Bar ich vielleicht auch nur eine raffelnde Windmaschine, die irgend ein Unsichtbarer dreht? Ich erschrat und wollte gehen. Da fah ich meine Uhr. Ihr Zeiger rüdte ungeftüm vor. Die erste Minute der Stunde, die mir gegeben war, begann.
Durch die Tür trat der Sprecher des Senders. Ein Gongschlag. Rotes Herz flammte eine Lampe auf. Das Zeichen, daß die Einsamkeit dieses Raumes fich geweitet hat zur Unendlichkeit. Die Borte, die jeßt die hauchdünne Membrane des weißen Kristall. blads vor meinem Munde erzittern machen, ertönen wieder in den Ohren Tausender. Es wird feierlich still in mir. Wie aus einer fremden Welt höre ich die Stimme dessen, der mich ankündigt. Dann bin ich allein. Die rote Lampe versinkt. Das Wissen um die Menschen da draußen an den Apparaten verläßt mich. Raum noch weiß ich von den Buchstaben, die aus den Büchern und Bogen, die meine Hand beschrieb, auftauchen, aufschreien, in mein Herz fich drängen, um Stimme geworden, wieder heraus zu drängen aus
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Das Schicksal der„ Lebenslänglichen".
Ziffern aus einem Zuchthaus.
Die Blätter für Gefängniskunde" veröffentlichen einen Vortrag des Medizinalrats Dr. Lumpp in Heidelberg , der in erschreckendem Maße die Notwendigkeit einer Reform des Strafvollzuges und die Problematik der lebenslänglichen Zuchthausstrafe beweist. Die meisten Kapitalverbrecher stehen im jugendlichen Alter. Bon 50 Lebenslänglichen in einem deutschen Zuchthause standen bei Begehung der Tat: 17 im Alter von 20-25 Jahren 14
8
6- 4
26-30
"
31-35
86-40 41-50
Nach einer Beobachtungszeit von 47 Jahren war das Schicksal der 50 Verurteilten folgendes: 16 befanden sich noch im Buchthaus, gestorben waren 13( darunter 2 durch Selbstmord), unheilbar geiftestrant 6, begnadigt 15. Unter diesen befand sich ein Schwachsinniger und einer, der verblödete. 10 hielten sich gut und genoffen die Achtung ihrer Mitmenschen, 2 davon verübten mehrere Jahre nach der Entlassung Selbstmord, miederbestraft wurde einer.
Die sozialen Verhältnisse der 50 Berurteilten gibt folgende Tabelle an: Im Armenhaus erzogen 6, schlechte häusliche Erziehung 17, unehelich waren 10, vorbestraft mit großen Strafen 21, vorbestraft mit fleinen Strafen 13, Truntfucht der Eltern 11, Geistestranfheit bei Eltern 2, Rriminalität der Eltern bei 8.
Aus dem weiteren Zahlenmaterial geht hervor, daß unter den Eingelieferten die Geistestranten einen erheblichen Prozentsaz stellen. Die Strafhaft selbst wirkt natürlich feineswegs verbessernd auf den Geisteszustand der Sträflinge ein. Im Gegenteil, die Strafhaft erzeugt eine geiftige Niedergeschlagenheit, und nur wenige Häftlinge entrinnen ohne Gefährdung ihres Geisteszustandes dem Zuchthaus. Es sind ausgesprochene geistige Störungen, die den Häftling befallen, die man als Haftpfychose, Berbrecherwahn, usw. bezeichnet und in ihrer Gesamtheit Haftsymptome genannt werden. Unterernährung, Fehlbitten, Heimweh, alles das sind Momente, die zerrüttend auf die Gesundheit einwirken und zu Geisteskrankheiten führen. Ein großer Teil der lebenslänglich Berurteilten geht früher oder später an den Folgen der Haft im Zuchthause zugrunde.
Wieder ein Schwindel verpufft. Die Bruhnsche Wahrheit" hatte in einem Leitartikel ihrer Nummer 27, der die Ueberschrift Eine geheimnisvolle Generalversammlung" trug, behauptet, daß der bekannte Vorsitzende der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, Herr Hermann Müller- Franten, in den Aufsichtsrat der Staller A.-G. gewählt worden sei". In ihrer Nummer 28 muß das Blatt nun berichtigend mitteilen, daß Genoffe Hermann Müller- Franken mit derStaller 2.-G. niemals etwas zu tun gehabt hat und so auch nicht in den Aufsichtsrat gewählt worden sei.
Fremd geht sie jetzt an mir vorüber zu ihrem Geliebten. Ich weiß nichts von ihr. Will nichts von ihr wissen. Eben noch war ich Mittelpunkt Tausender, jetzt trete ich still und schweigsam in den Kreis zurüd. Unbeachtet wie die Programme, die meinen Namen tragen, nun im Papierkorb ruhn; denn vorüber ist, was sie antündeten.
Vorüber bin ich. Berweht ist meine Stimme.
Infernationale Ausstellung in der Nationalgalerie. Ende dieser Woche eröffnet die Berliner Nationalgalerie im Kronprinzen- Balais eine kleine Bier- Nationen- Ausstellung. Mrs. Harriman, die Gattin des amerikanischen Eisenbahntönigs, hat eine alljährliche Wanderausstellung von Kunstwerken organisiert, an der in den letzten zwei Jahren nordamerikanische, englische und franzöſiſche Künſtler beteiligt waren. In diesem Jahre sind zum erstenmal Deutsche aufbeteiligten Länder: Gemälde und Zeichnungen von Bildhauern . gefordert worden. Jede Ausstellung zeigt 30-40 Kunstwerke der Geh. Rat Ludwig Justi hat das Kronprinzen- Balais mit Genehmigung der entsprechenden Behörden für diese Veranstaltung zur Berfügung gestellt. Die Ausstellung beschränkt sich in diesem Jahre nur auf jüngere Künstler. Der über europäische Dinge ausgezeichnet hat die Liste der einzuladenden deutschen Künstler aufgestellt, die unterrichtete Amerikaner de Zayas, der Berwalter der Ausstellung, Nationalgalerie hat es übernommen, deutsche Kunstwerte herbeigumaehlen und de Zayas mit den Künstlern im einzelnen getroffen.
Einmal höre ich meine Stimme nicht mehr. Ich vergaß, ein begonnenes Gebicht zu beenden, stockte. Bielleicht scheute ich mich, den symphonischen Schlußfaß, diefes tiefe Bekenntnis auszusprechen vor soviel Unsichtbaren. Doch dann fahre ich fort und wie Hammerschaffen." Die Auswahl der deutschen Gemälde wurde von Dr. Thor schläge fallen meine Worte schwer und einzeln in den Raum: Wir schufen dies Werk!
Wir leben in ihm!
Und wehe den Menschen, die es vergessen; Denn fein einzelner lebt ohne das Ganze! Das Ganze ersteht nur durch der Hände Verein.
Der Hände Verein segnet die Menschheit! Unwillkürlich blicke ich hoch. Das rote Herz flammt noch. Ich habe noch Bindung mit den Menschen. Man hat nicht gefürchtet, daß diefes Wir, dieses Wehe, die Ordnung stört, an der wir leiden. Man ahnt vielleicht nicht einmal, daß das Wissen um diesen Sag die Welt aus den Angeln heben könnte, wenn alle ihn hörten, wenn alle ihn lebten.
Oder weiß man, daß auch die, die hören, nicht hören?
Kriminalistisches Seminar in der Gefangenenanstalt. Auf Anregung des Kriminalisten Professor Erner hat die Universität Leipzig eine bemerkenswerte Neuerung eingerichtet, wie fie bis jetzt in ähnlicher Weise an deutschen Hochschulen nur noch in Graz zur Ver mirtlichung gelangt ist. Unter Leitung Erners und unter Mitwirfung des Gerichtsarztes Medizinalrats Schütz finden regelmäßig in der Leipziger Gefangenenanstalt in der Beethovenstraße Sizungen des kriminalistischen Seminars statt, bei denen unter Heranziehung der betreffenden Gefangenen zur Auskunfterteilung fonkrete Einzelfälle nach allen Richtungen durchgesprochen werden. Namen werden weggelassen; die Beteiligung des Gefangenen erfolgt natürlich nach deffen freiem Willen, in der Regel nach Aufklärung über den Zweck des Ganzen. Das Bedürfnis der meisten Kriminellen, über ihren Fall zu sprechen, trägt viel zu dieser Bereitwilligkeit bei; in einem Fall hat es sich sogar ereignet, daß ein bereits entlaffener Gefange Berner sich aus freien Stücken zur Besprechung seiner Sache in der Sigung einfand. Als Vertreter des Ministeriums hat fürzlich Ministerialdirekter Dr. Wulffen dem Seminar beigewohnt und dabei die hervorragende Bedeutung dieses praktischen Unterrichts gewürdigt.
Langsam, mit schweren, lastenden Worten, lese ich weiter. geffen ist wieder die Umwelt. Ich begeistere mich an den eigenen Borten, steigere mich an mir selbst empor und bin erstaunt, als die Uhr mich erinnert an die Zeit.
Das letzte Wort aus meinem Munde. Die rote Flamme ver. löscht. Geheimnis bleibt wieder das Wort, das dieser Raum hört. Aber ich habe nicht mehr das Bedürfnis zu sprechen. Schweigend gehe ich fort. Meine Aufgabe ist erfüllt, niemand hält mich, niemand sehnt sich nach meiner Stimme. Ein Mädchen begegnet mir. Biel leicht hat sie eben meinen Worten gelauscht, vielleicht ein Zu fammentreffen verzögert, um mich bis zum Ende hören zu können.
Reffor wahl an der Berliner Universität. Am 1. Auguft wird der weitere Senat der Berliner Universität zusammentreten, um den Neftor für das Jahr 1926/27, den Nachfolger des zurzeit amtierenden Prof. Dr. Josef Pompedj zu wählen. Nach dem bisher üblichen Turnus ift diesmal die juristische Fakultät an der Reihe, den Reftor der Hochschule zu steden. Generalfonful Neiderhan aus Breslau wurde zum Generaldirektor der österreichischen Bundestheater ernannt.