einer Gefahr für die Staatssicherheit. Hier genügen keine papiernen Proteste und Fragen an den Herrn Reichswehr - minister Geßler mehr. Im parlamentarischen Staat stehen andere Druckmittel zur Verfügung. Den Republikanern darf diese sonderbare Reichswehr mitsamt ihrem Minister künstig kein Blümchen Rührmichnichtan sein. Wie sehr die Staatssicherheit— ohne augenblickliche Unruhen— gefährdet ist. beweisen die unaufhörlichen Waffenfunde, zuletzt erst wieder in Gießen . Man hat im Laufe der Jahre tausende solcher Waffenlager in reattio- nären Händen entdeckt; bis jetzt ist noch keiner der schwarz- weißroten„Lagerhalter" bestraft worden. Welche dunklen Zusammenhänge bestehen hier, welches geheime Kräftespiel unterbindet hier jedesmal erfolgreich die Strafverfolgungen? Die Behörden schweigen. Die Republikaner aber haben nun- mehr die verdammte Pflicht, unter Ausnützung der ihnen verfassungsmäßig zustehenden Mittel, hier endlich auf Klar- stellung und Abhilfe zu dringen. Die Staatssicherheit— ohne augenblickliche Unruhen— �ist gefährdet durch das Femesystem völkischer Ver- bände. Der preußische Untersuchungsausschuß hat in Sachen Wulle, Kube, Grütte-Lehder aufsehenerregendes Ma- terial zutage gefördert. Attentatspläne gegen Severing wur- den festgestellt: Erzberger und Bathenau fielen bereits durch geheim arbeitende Fememordbuben. Friedrich Ebert fand durch die systematische Verleumdungshetze ein zu frühes Grab Und ahne augenblickliche Unruhen ist die Staatssicherheit ge- sährdet durch die offene Sabotage der„königlich r e p u- bltkanischen" Bayernrcgierung gegenüber dem in Sachen des ermordeten Genossen Gareis arbeitenden Untersuchungsausschuß. Und die I u st i z? Nun, die Staatssicherheit wird— ohne augenblickliche Unruhen— in demselben Verhältnis ge- fährdet, als das Vertrauen zur Rechtsprechung im Volte schwindet. Diese Feststellung mag genügen; es ist kein Raum, an alle skandalösen Einzelfalle einer offen zutage tretenden politischen Justiz zu erinnern. Bleibt die Beamtenschaft! Nur ein Beispiel statt vieler: Von den dem preußischen Minister des Innern un- mittelbar unterstellten höchsten Beamten(ein Staatssekretär und drei Ministerialdirektoren) ist keiner Sozialdemo- trat und nur einer Demokrat! Alle anderen stehen �rechts". Von 14 Ministerialräten sind zwei Sozialdemokrate« und zwei Zentrumsleute. Die anderen stehen„rechts". Von 23 Oberregierungs- raten ist einer Sozialdemokrat, einer Zentrums- mann, zwei sind Demokraten. Alle anderen stehen„rechts". Ungefähr dasselbe Verhältnis besteht bei den Regierung?- räten, bei den Hilfsarbeitern und bei den Bureaubeamten. So und noch schlimmer sieht es bei allen Behörden aus. Wahrhaftig, eine treffliche Jlluftrierung des Satzes„Die Sicherheit des Staates kann auch in anderer Weise als durch augenblickliche Unruhen gefährdet werden." Wir wollten damit den„Mühleisen" in allen Behörden andeuten, daß für uns die Berufung auf verbriefte Beamten- rechte kein Freibrief sein darf für noch so versteckte Tolerie- rung reaktionärer Einflüsse. Das Beispiel des hessischen Mini st erpräsidenten, Genossen Ulrich, dessen Energie den republikanischen Farben Achtung verschaffte, ver- dient nach jeder Richtung hin Nachahmung. Es wird die höchste Zeit! Die Reaktionäre aller Schattie- rungen, innerhalb und außerhalb der republikanischen Be- Hörden, haben das lebhafteste Interesse daran, die Sicher» h e i t des Staates, d. h. der Republik , auch ohne augenblickliche Unruhen zu unterhöhlen. Was sie dem Potemkinfilm unterschieben, wollen sie selber. Was sie nicht durch Unruhen vermögen» oersuchen sie auf kaltem Wege. Das ist die größte Gefahr für den neuen Staat. Auf keinen Fall dürfen wir diese politischen Unwägbarkeiten aus lauter Rücksicht auf das Beamtendienstalter außer acht lasten.
Eine sozialöemokratische Anfrage. Von Mitgliedern der sozialdemokratischen Fraktion wurde im Reichstag folgende Anfrage ein gebracht: Die Filmoberprüfstelle hat den Film„Panzerkreuzer P o t e m k i n". dessen Ausführung sie selbst wenige Wochen zuvor erlaubt hatte, im Widerrufsversahren verboten. Das Verbot ist erfolgt wegen„Gefährdung der Sicherheit des Reiches", die nach der von der Filmoberprüfstelle erfolgten Freigabe des Films sich heraus gestellt habe. Dabei lautete das Gutachten des Vertreters des größten Landes, Preußen, dahin, daß in Zehntausenden von Ausführungen vor wohl mehr als einer Million Menschen nirgendwo eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit eingetreten ist. Danach charakterisiert sich das Verbot der Filmoberprüfstelle als eine Willkür liehe politische Tendenzmahnahme zugunsten reaktionärer und man- archistischer Kreise, die nach einem offenbar einheitlichen Plane sofort nach der Freigabe das Verbot des Films forderten. Wir fragen daher die Reichsregierung: Ist ihr bekannt, ob an diesen Treibereien Beamte des Reichs» Ministeriums des Innern, insbesondere des Reichskommissa- riats für öffentliche Ordnung sich beteiligt haben? Ist ihr bekannt, daß Beamte des Reichsministeriums des Innern und des Reichswehrministeriums in dieser Sache Gutachten abgegeben geben, die in ihrer Wirkung auf eine Verletzung des Reichslichtspielgesetzes, nämlich der Bestimmung hinauslausen, daß kein Film seiner politischen Tendenz wegen verboten werden darf? Billigt und deckt die Reichsregierung diese Haltung der Beamten? Ist die Reichsregierung bereit, bei der Auswahl der mit der Filmprüfung Beauftragten darauf zu achten, daß nur Personen betraut werden, die die Gewähr für eine unparteiische, dem Geist der demokrattscheu Republik entsprechende Tätigkeit bieten? Ist die Reichsregierung bereit, die Begutachtung von Filmstücken Personen zu übertragen, die neben anderen Qualifikationen auch die Gewähr bieten, daß sie ihr Gutachten nicht nach Parteirücksichten und aus republikfeindlichen Bestrebungen heraus abgeben, sondern ent- sprechend dem Sinn und Wortlaut der bestehenden Verfassung und Gesetze? Wir erwarten, daß der zuständige Reichsminister des Innern diese Anfrage umgehend beantwortet. Die Reichs- regierung sollte sich ledenfalls nicht der Täuschung hingeben, daß mit dem Verbot die Angelegenheit ein- für allemal er- ledigt ist.__ öas wahr? Stresemanns Blatt beschuldigt die demokratischen Minister. Auf unsere Frage, welche Maßnahmen der demokratische Reichsinnenminister Dr. Külz getroffen habe, um die ein- seitige Stellungnahme seines Amtes zugunsten der reaktionären Hetze gegen den P o t e m t i n- F i l m zu unterbinden, hat der„Demokratische Zeitungsdienst entschul- digend darauf hingewiesen, die Entscheidung der Filmober- prüfstelle sei die einer Spruchkammer und der Minister habe keine Möglichkeit gehabt, in ein schwebendes Ver» fahren einzugreifen. Wir haben diese entschuldigende Ausrede schon durch den Hinweis abgetan, daß der„Sachverständige" M ü h l e i s« n nicht zu dem Filmgeeicht gehört, s'« i n e Treibereien aber die eines Beamten sind, vitr den Weisungen des Ministers direkt untersteht. Nun aber kommt die„Tägliche Rundschau", die wenigstens zu 30 Prozent als Organ Stresemanns gilt, mit interessanten Ausplaudereien aus den Berhand- lungen des Reichskabinetts. Sie sagt gegen den �Demokratischen Zeitungsdienst": „Diese Entschuldigung rückt die Haltung des Reichsinnen- Ministers keineswegs in volles Licht. Es muß deshalb einmal fest- gestellt werden, daß das Reichskabinett, noch bevor der Potemkin-Film zum ersten Male aufgeführt wurde, einmütig be-
schlössen hat, bei der p r e u ß i s ch e n Regierung gegen dle Ge. nehmigung dieses Filmes vorstellig zu werden. Dabei hat sie damals bereits auf die aufreizende Wirkung dieses Filme» hingewiesen. Die preußische Regierung hat diesem Ersuchen der Reichsregierung nicht entsprochen. Al» dann die Vorführung de» Filmes die erwartete Wirkung ausübte, hat das Reichskabinett ein zweites Mal zu dieser Frage Stellung genommen, wiederum einmütig und wiederum in demselben Sinne. Alle demvokrotischea Minister haben dieser Stellungnahme des Reichskabinetts z u g e» stimmt. Der Reichsinnenminister Dr. Külz inebesendere hat sich nicht etwa, wie der Demokratische Zeitungsdienst glauben machen möchte, aus Rücksicht auf die Spruchtätigkeit der Prüfstelle zurückgehalten, sondern er hat sich Im Kabinett genau so wie Dr. Geßler und Dr. Relnhold für ein verbot de» Filme» eingesetzt und den erwähnten Schritt bei der preußischen Regierung mit unter- stützt. Wenn also die Linkspresse bei dem Verbot des Filmes von dem„Sieg reaktionärer Tendenzen" spricht, so muß sie schon die Freundlichkeit haben, die demokratischen Reichsminister mit zu den Reaktionären zu rechnen." Es ist nicht das erstemal, daß aus dem Lager Strese» manns oersucht wird, gewisse Einzelheiten aus den ver» traulichen Verhandlungen des Reichskabinetts der Ocffentlichkeit preiszugeben. Als das geschah zu einer Zeit, da noch Herr Schiele Minister des Innern war, haben die Deutsch nationalen begreiflicher Weise in der heftigsten Form gegen Stresemann selbst Sturm gelaufen. Ob sich die Demokratische Partei ebenso energisch gegen die Verletzung der Vertraulichkeit zur Wehr setzen wird, müssen wir ihr überlassen. Aber vorausgesetzt, daß die Angaben des Stresemann - organs richtig sind, so fragen wir die demokratischen Reichsminister, ob sie es mit ihrer Ueberzeugung und mit der Tradition ihrer Partei verein- boren können, ihre Zustimmung zu einem Beschlüsse zu geben, der an die bösartigsten Zensur st ücke der Vormärzzeit erinnert. Dielleicht haben sie die Freund- lichkeit, mitzuteilen, was an den Indiskretionen des S:rese- mannblattes richtig ist, damit sich dann ein jeder sein Urteil bilden kann._ Zentrum, Republik unü Reichsbanner. Tagung der rheinischen Windthorstbünd«. Köln , 20. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die rheinischen Windt- Horstbünde hielten dieser Tage in Duisburg Ihren ersten Gautag ab. Sie beschäftigten sich u. o. eingehend mit staatspolitischen Fragen. Reichstagsabgeordneter Ioos-München-Glodbach legte ein eindrucksvolles Bekenntnis zum republikanisch-demokratischen, schwarzrotgoldenen Grohdeutschland ab. Die Republik habe die Aus- gäbe, den wirklichen Volksstaat erst zu schaffen. Di« Flagge Schwarz- rotgold sei das Symbol dieser Republik . Die Aussprache zeigte, daß im rheinischen Iungzentrum, das sich bisher zu der Frage der Staatsform stets sehr zurückhaltend zeigte. der republikanisch-demokratische Gedanke in letzter Zeit starke Fort- schritte gemacht hat. Gegner der Joosschen Auffassung machten sich auf der Tagung überhaupt nicht bemerkbar. Dagegen wurde von einer Anzahl Redner, darunter auch katholischen Akademikern, drin- gend die stärkste Unter st ützung der Reichsbanner- bewegung gefordert. Eine Entlchließung fand Annahme, die den Mitgliedern den Eintritt in die sogenannten vaterländischen Ver- bände verbietet, dagegen die stärkste Unterstützung de» Reichsbanner» Schwarz-Rot-Gold empfiehlt. ver Fall pannler lm Feme -Ausschuh. Nachdem das Reichs- geeicht die Reoisiion der im Fememord- Prozeß Pann i er zum Tode oerurteilten Angeklagten verworfen hat. ist der demokra- tische Abgeordnete Riedel(Charlottenburg ) beim preußischen Mi- nisteroräsidentcn und bei dem Vorsitzenden des F« m e- A u s- s ch u s s e s vorstellig geworden, um nunmehr eine alsbaldige Be- Handlung dieses Falles im preußischen Feme -Ausschuß herbeizu- führen. Die Rakiflkallonsurtunden des dänlsch-schwedischea Schiedsvertrages sind— wie uns au» Kopenhagen gemeldet wird— am Dienstag ausgetauscht worden. Damit ist dieser Vertrag in Kkast getreten.
j von Hermann Schützinger, '■ Seit Wallenstein . Pikkolomini, Prinz Eugen , Friderikus Rex Und Napoleon Bonaparte verfügt das Militär als wirksamste« Requisit für junge und alte Esel über den.Zapfenstreich", eine Mischung zwischen Mondscheinserenade und nächtlichem Parade- .marsch. In Preußen-Deutschlond pflegt das Ding mit allerhand Pomp und Pathos vor sich zu gehen: In der Mitte auf hohem Roß, wie in Erz gehauen, der in pennanentem Stillgestanden verharrende Regimentsadjutant, um ihn herum die vom Fackellicht erleuchtete ' Regimentsmusik und als Rahmen um das ganze Bild die Bajonette der Begleitkompagnie. Der eigentliche„Zapfenstreich" aber rollt sich nach dem„Locken" und„Wecken" der Spielleute und nach dem obligaten Königsgebet aus Lohengrin ab im Stil eines in dröhnende Marschmusik umgesetzten Oratoriums, einer Mischung von Parade- schritt und Feldgottesdienst. Ganz anders der französische„Zapfenstreich". Er pflegt am Dorabend des Nationalfeiertages, des 14. Juli, Uber die Bühne der mehr oder minder freiwilligen französischen Garnisonstädte zu rollen. Wie überall muß der Zapfenstreich von irgendwem, einem General oder Obersten oder gar einem Reichspräsidenten„abge- nommen" werden, jo in Kaiserslautern , der militärischen Haupt- stadt der bayerischen Pfalz , vom Kommandierenden General de» 32. Korps. Ein Kommandierender General pflegt feit Menschengedenken, al» feiner Mann, in einer vornehmen Villa zu wohnen, und wenn sie ihm der Staat durch einen erhöhten Wohnungszuschuß allein nicht verschaffen kann, wie im besetzten Gebiet, so nimmt man sie sich von der in Frage kommenden«tadt. In Kaiserslautern hat man dem Kommandierenden das Schloß des in Frage kommenden Direktors der mech. Spinnerei und Weberei in der Lauterstraße gegeben, da- mit er den Troß seiner Automobile, Reitvferde, Adjutanten und . Pferdeburschen sachgemäß unterzubringen m der Lage ist. Dieses zwangsbewirtschaftete Schloß des Herrn Fabritdirektors glüht seit Einbruch der Dämmerung unter den farbigen Lichterketten an den Wohnhäusern und an der Partmauer, und neugierig staut sich die Menge vor dem durch Doppelposten abgesperrten Portal. Endlich ist es soweit. Die armen Teufel vom. Korren", von der Mühlstraße und der Bierstraße, die sich vor der Generalsvilla ver- sammelt haben, um nach dem öden Einerlei ihres Tagewerk» tosten- los da» in Aussicht stehende Theaterstück mit Tschimbum, Trara, Musik und Feuerwerk zu genießen, heben die Köpfe hoch. Ein Spaßvogel brüllt:„Achtung, die Feuerwehr! Di« Feuer- wehr!" Im Nu ist der Zug vom.Fackelrondell" in die Menschenmenge vorgestoßen und hat sich mit seinen hellen Trompeten und dem zuckenden Rataplan seiner Trommeln wie im Laufschritt Bahn gebrochen— voraus ein baumlanger, kohlschwarzer Riese, der Tam- bourmajor eines anamitischen Regiments, den Stecken meist verkehrt in der Luft, zwei gespenstige Augen unter dem Fez— hinter ihm die Regimentstapelle, mit blauen, roten und weißen Laternen flankiert— und dann ein bunter Troß von Lampions, ein nächt- licher Spuk ganz eigener Art:
Ein flammendes Schild kündigt die für den militärischen Kar - neval verantwortliche Truppe an:„32. Korps— Tie Division— Ties Regiment, Itc Kompagnie." Hinter dem leuchtenden Plakat ein Riesenkerl mit einem mächtigen Wasserkopf aus Papiermafchee: er hat eine ellenlange Pfauenfeder in der Hand und neckt damit einen gewaltigen Drachen, der sich bald ausbäumt und sein leuchtend rotes'Maul zum Himmel streckt, bald zur Seite springt oder sich vorn zusammenduckt und sein riesiges Hinterteil in die Höhe hebt. Ge» tragen wird das Gerippe des schaurigen Untiers von 6 kupferbraunen Anamiten, die bis auf eine rote Badehose ausgezogen sind und ledig- lich— 0 heilige Einfalt— ein schmale« blau-weib»rotes Studenten- band um den muskulösen Brustkasten gewunden haben. Diese sonder- bare Kreuzung zwischen Fakir und Soldat, zwischen Exzentrik-Clown und Kouleurstudent schnauft und spuckt und scharrt und brüllt und schmeißt die Arme, bezw. den Buckel des farbigen Drachen nach den Kommando» eines braunen Unteroffiziers, daß ihnen der Schweiß vom Körper trieft. Dahinter ein Wald von Lampions: fabelhafte Getier«, Pelikan«. Störche, Kamele, Elefanten, hohe(tzebetsimihlen mit anamitischen Buchstaben verziert, Schifssmodelle, Dampfschiffe, Dschunken— ganz zuletzt ein sonderbares Wägelchen: Eine Kompagnie französischer Zinnsoldaten, wie die Figuren eines Glockenspieles an die Räder des Wagens montiert. Ihre Gewehrläufe richten sich drohend auf einen hohen Kletterbaum, auf dem ein kühner Athlet die Trikolore schwingt. An den vier Ecken des Wagens leuchten vier Azethylenlampen auf und erhellen da» neckisch« Spiel. Sehr nett. Die Arbeiter der Firma Pfaff und Kayser lachen über den nächtlichen Spuk und die kaffeebraunen Kolonialsoldaten grinsen ihnen festesfroh in die verhärmten Arbeitergesichter. Sehr nett. Nur der Kommandierende General unter dem Villentor des Fabrikanten gefiel mir nicht recht. Seine fanatischen, hohlen Augen leuchten voller Gier noch dem nächsten Krieg und ängstlich stecken die Frauen die Köpfe zusammen: Hinter dem Karneval de, 32. Korps stampft die Bcglcit-Kompagnie der Garnison , den Stahlhelm am Kopf, den Karabiner hoch geschultert in die Nacht hinein— wie der Totentanz der nächsten Generation.
welche Plakatfarben wirken auf da» Auge am stärksten? Eine englisch « Plakatsirma hat eingehend« Untersuchungen darüber ange- stellt, welche Farbenzusammenstellungen bei Plakaten am deutlichsten ins Auge fallen. Die Versuche wurden in der Weise vorgenommen. daß man auf einem weiten Feld eine große Holztafel so ausrichtete, daß sie gut von der Sonne beleuchtet war. Aus der Tafel wurden sodann Plakate in den verschiedensten Papier - und Druckfarben be- festigt und nun nacheinander auf ihre Lesbarkeit hin geprüft. Da für die Wirkung eines Plakat» außer den Farben jedoch auch die , Formen der Druckschrift entscheidend sind, hotte man auf jedes der Derfuchsplakate je zwei Wortreihen aus verschiedenen, einfachen und undeutlicher erkennbaren, Buchstaben drucken lassen. Di« Prüfung ergab nun folgendes: Am deutlichsten erkennbar war schwarzer Druck aus gelbem Papier und grüner Druck auf weißem Papier. Hieraus folgten die Plakate mit rotem Druck auf Weiß, blauem Druck auf Weiß sowie weißem Druck auf Blau. Diesen Plakaten reihten sich dann erst der gewöhnliche schwarz« Druck aus weißem Papier an, so daß sich also merkwürdigerweise der Weißdruck auf blauem Papier
al» deutlicher erwies, al« der gewohnte Schwarzweißdruck. Nach diesen Farbenzusammenstellungen kamen dann noch die Plakate mit gelbem Druck aus schwarzem Grund, weißem Druck aus Rot und weißem Druck auf schwarzem Papier. Am undeutlichsten waren die Plakate mit rotem Druck auf gelbem Papier. Die Bedeutung dieser Ergebnisse ist übrigens durchaus nicht zu unterschätzen, da das im Hinblick auf das durch die verschiedensten Farben- und Lichteindrücke ohnehin schon reichlich angestrengte Auge de, modernen Großstadt- menschen jedenfalls mehr Lust verspüren wird, ein seinen Nerven wohltuendes Plakat zu lesen, al»«in«», da» nur durch grell« Farben wirkt, dem Auge aber wehtut. Neuregelung des Rundfunkwesen» ln England. Die englische Regierung beabsichtigt, im Herbst dem Unterhaus einen Gesetzentwurf über die Neuregelung des Rundfunkwesens vorzulegen. Bei Ge- legenheit dieser Ankündigung teilt« der Postminister mit, daß die Zahl der Härlizenzen zurzeit etwa 2 Millionen beträgt, gegenüber 1 387 000 Mitte d«, vorigen Jahre»; allein im Juni sind über 57 000 neue Hörer angemeldet worden. Der"Funkdienst soll künftig durch«ine Körperschaft öffentlichen Recht» durchgeführt werden, die al» Treuhänder den allgemeinen Interessen dient und die ein Monopol für mindestens zehn Jahre bekommen soll. Die bestehende British Brondcosting Co. soll zum 1. Januar 1927 auf die neue Monopol-Gesellschast übertragen werden. Der Nlagara-Fall ln Gefahr? Im Oberlauf de» Niagara» Stromes haben sich im Laufe der letzten Jahre geologische Ver» änderungen bemerkbar gemacht, von denen man ein« Gefährdung der großen Wasserfälle befürchtet. Schon im Lauf« de» vergangenen Jahrhunderts hat eine Verschiebung der Fälle von der amerikani» schen nach der kanadischen Seite stattgefunden. Ein« Kommission von amerikanischen und kanadischen Ingenieuren ist fetzt mit einer Untersuchung über die Zusammenhänge und mit der Feststellung von Abhilssmaßrcgeln beauftragt worden. Eine elgenarklge Geldstrafe. Di« Regierung von Kanton hat verfügt, daß bei den Gerichten eine neu« Form der Geldstrafe ein» geführt wird. Sie hat für Staatsbedarf eine Anleih« in Höhe von 500 000 Pfund Sterling ausgelegt, die offenbar niemand haben will. Daher sollen die Geldstrafen künstig in der Form eingezogen werden. daß der Verurteilte gezwungen ist. ein« entsprechende Anzahl An» leihestücke zum vollen Wert zu kaufen. Der Apostel paulu» und der Tanz. Lei einem Methodisten- kongreß, der dieser Tage in York stattfand, hielt einer der anwesenden Geistlichen eine Rede zugunsten des Tanzes. Die ganze Haltung der Kirche gegenüber dem Tanz und allen welllichen Vergnügungen sei bisher falsch gewesen. Diese Dinge seien ein wesenhafter Bestand- teil des Lebens, und kein Geistlicher braucht sich über Vergnügungen zu ereifern, gegen die der Apostel Paulu« nicht»«inzuwenden ge» habt hätte. Zu der SowSdle beginnen dl- Dorllellungen von»Dhckerbott« Erben" ab Mittwoch um 8'/, Uhr abend». ...®t'fon-®e',''»ol'» Prag . Der Prager Stadtrat bat beschlossen Jflt tU,,9.t'neä Wilson-Denkmatt einen Platz im Silldl�art vor dem «ilson-vahnhof zu reservlere».