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Eine verpaßte Gelegenheit.

Zum deutsch - schweizerischen Handelsvertrag.

Das amtliche Kommuniqué zum deutsch schweizerischen Handelsvertrag meint, dieser Bertrag werde wesentlich dazu beitragen, die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz zu festigen". Diese Auffaffung scheint uns durchaus nicht zutreffend zu sein. Der deutsch - schweizerische Handelsvertrag mird in der Tat nicht dazu dienen, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz reger zu gestalten, den Handelsverkehr zwischen diesen beiden Ländern über den gegen wärtigen Zustand hinaus zu entwickeln, sondern tatsächlich figiert dieser Vertrag nur den bestehenden Zustand. Die Gelegenheit, über den bestehenden Zustand hinaus lebhaftere Be­ziehungen zwischen den beiden Bolkswirtschaften zu schaffen, ist gründlich verpaßt worden.

Der Vertrag mit der Schweiz ist ein üblicher Meist be günstigungvertrag, das heißt, die einleitenden Paragraphen ftellen fest, daß Deutschland und die Schweiz keinerlei Maßnahmen treffen werden, die die Angehörigen eines der beiden Länder schlechter stellen als die Angehörigen der meistbegünstigten Rationen. Ausgenommen davon ist nur der Fall von Verpflichtungen, die auf Grund einer 3ollvereinigung von einem der vertrag schließenden Teile gegenwärtig oder fünftig eingegangen werden sollten. Damit dürfte sich Deutschland handelspolitisch die Möglichkeit geschaffen haben, unter Umständen in engere Beziehungen von der Art einer 3ollunion mit seinen Nachbar. staaten, vor allem mit Deutsch - Defterreich, einzutreten. Insofern enthält der deutsch - schweizerische Handelsvertrag eine überaus wich. tige Bestimmung. Recht ungünstig sieht es aber mit den

gegenseitigen 3ollzugeständnissen ous. Die Liften, die dem Handelsvertrage beigefügt sind, und die die Bestimmungen über die Höhe der Zölle für die einzelnen Waren und Warengruppen enthalten, sind sehr lang; aber sie sind Listen des gegenseitigen Mißtrauens und nicht Listen, die zeigen könnten, daß den vertragschließenden Parteien daran gelegen wäre, durch Zollermäßigungen zu größerer Lebhaftigteit des wirtschaftlichen Austausch es zwischen den beiden Ländern zu gelangen. Der größte Teil der dort festgelegten Zoll­fäße ist bereits anderwärts festgelegt, sei es in Handelsverträgen mit anderen Nationen, sei es in den autonomen Tarifen selbst. Statt eines wirksamen Abbaues der Zollmauern hat man sich nur gegenseitig die Zusicherung gegeben, die

Zollmauern nicht noch weiter zu erhöhen.

Zölle ermäßigt wurden, noch immer Säge beibehalten worden, die die von 1914 um das Mehrfache übertreffen. Dem entspricht es völlig, daß auch die schweizerischen 3uge. ständnisse in verhältnismäßig engem Rahmen sich halten. Auch sie geben der deutschen Ausfuhr nicht die Möglichkeit einer irgendwie bemerkenswert stärkeren Entwidlung über den gegen wärtigen Stand hinaus.

Jeder Handelsvertrag hat seine Eigenart. Beinahe in jedem Falle gibt es irgendeinen Punkt, bei dem eine kleine deutsche Interessengruppe so hartnäckig bleibt und sich mit Hilfe ihrer politischen Verbindungen einen so großen Einfluß zu sichern versteht, daß um ihretwellen der Bereich und die Wirkung des Bertrages unverhältnismäßig herabgemindert werden. Bei Spanien , Italien und Frankreich war es der Weinbau, im Handelsvertrag mit Schweden waren es die Zölle auf Edelstahl, in dem Vertrag mit der Schweiz ist es der sogenannte Stiderei. veredelungsverkehr. Seit Jahrzehnten war es üblich, daß deutsche und schweizer Betriebe sich hier in die Arbeit teilten. Die Rohstoffe( Rohgewebe) tommen vielfach aus anderen Ländern, werden in Deutschland weiter verarbeitet, gehen dann in die Schweiz zur Fertigstellung und famen dann aus der Schweiz nach Deutschland zollfrei zurüd im Rahmen des sogenannten Beredelungs. verkehrs. Die Ware war durch die Bearbeitung in Deutschland zu deutscher Ware geworden und wurde auch weiterhin, trotz der schweizerischen Veredelungsarbeit, als deutsche Ware betrachtet, fo daß sie zollfrei blieb. Dieser Zustand wurde von den deut schen Stidereitreisen naturgemäß als eine Durchbrechung ihres Zollschußes betrachtet, und es ist ihnen jetzt lungen, aus dem deutsch - schweizerischen Handelsvertrag

barbierte Reichsschahwechsel. Geschäfte in Reisla. mechseln nach dem Gesez vom 8. Juli 1926 sind in dieser Woche noch nicht vorgenommen worden. Im Ausweis selbst werden die Reichsschazwechsel an zwei Stellen aufgeführt: einmal neben den Wechseln und Schecks als Bestand an Reichsschazwechseln", dann unter den Lombardforderungen als Darlehen auf Reichsschak wechsel". Die Guthaben der Reichsbankfunden sind um 126,1 auf 705,6 Mill. erhöht, die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 8,9 mill auf 335,4 mill. gesenkt. Die Veränderungen kommen Ausdrud: Der Umlauf ging insgesamt um 191,2 auf 4020,3 mill. im Umlauf der Reichsbanknoten und Rentenbankscheine zum zurüd, davon 2738,1 Min. Reichsbanknoten und 1282,2 mill. Renten­bantſcheine. Die Goldbestände sind mit 1492,3 mill. fast unver­ändert; die Dedung der Reichsbanknoten durch Gold und Devisen stieg von 63,5 auf 66,8 Proz.

Ruhrgebiet und englischer Bergarbeiterftreit. In der Entwid lung des Absages non Ruhrfohlen werden die Wirkungen des eng­lischen Bergarbeiterstreiks deutlich erkennbar. Die Lagerbe stände an Kohlen beliefen sich auf 8 160 000 Tonnen gegen 8 700 000 Tonnen im Mai und 9,6 mill. Tonnen am 1. Mai. Seit Beginn des Bergarbeiterftreits in England haben die Gesamt­Roksbestände haben in derselben Zeit etwas zugenommen. bestände um 1,4 mill. Tonnen abgenommen.

Die

Muratti- Dividende wieder 21 Proz. Die Berliner Zigaretten. Muratti- A.- G. verteilt auch für dieses Jahr wieder ihre Vorjahrs­dividende von 21 Proz. Die Bilanz ist mehr als glänzend. hech als das Aktienkapital( 500 000 m.). Sie find gegen das Vor­Kasse und Bantguthaben sind mit 1,04 mill. über doppelt so jahr( 0,66 Mill.) auch um rund 40 Proz. gestiegen. Die Waren. bestände sind mit 1,64 gegen 0,91 Mill. um mehr als 70 Pro­erhöht. Dagegen sind die Lieferantenschulden nur von 0,53 auf 0,74 Mill. und die Forderungen aus dem laufenden Geschäft von 0,65 auf 0,74 Mill. erhöht. Die Vermehrung der Bankguthaben und Bestände ist also fast ausschließlich aus dem Mehr verdienst gefloffen, so daß die Vermehrung des Vermögens und die Erweite erklären sind. Tatsächlich meldet der Geschäftsbericht eine ver. rung der Produktion aus der Steigerung des Absages zu geftärtte Zunahme des Absatzes auch im letzten Jahr. Dasselbe läkt die Erhöhung des Fabrikationsgewinnes von 1,92 auf 2,35 Miu! erfennen. Der ausgewiesene Reingewinn von 107 000 r. wurde künstlich niedrig gehalten, wie sich aus der Erhöhung der Abschreibungen um 50 Pro3.( 0,24 gegen 0,16 Mill.) und aus der über Betrieb" erfolgten Errichtung neuer Fabrikläger und dem Ausbau der alten ergibt. Natürlich ist der glänzende Abschluß nicht dem Ruf der Muratti- Marten allein zu danken. Man wird an nehmen dürfen, daß das außerordentlich niedrige Aftienfapital( weniger als die Hälfte der Bankguthaben und als ein Drittel der fertigen Waren!) außerordentlich zu dem finan ziellen Erfolge beigetragen hat. Außerdem stellt die Steuer. jahr nur 0,86 Mill.) ein mächtiges Betriebskapital fast kostenlos zur stundung des Staates mit nicht weniger als 1,85 Mill.( Vor­Berfügung, wovon die glänzend abseßende Muratti-.- G. im Gegen­fatz zu anderen Firmen natürlich besonders start profitiert

den zollfreien Sfidereiveredelungsverkehr auszuschalten. Dies hat naturgmäß insbesondere die Wirkung gehabt, daß die Schweiz in ihren Zugeständnissen an den deutschen Export außer ordentlich zurückhaltend war. Mit einem Partner, der in dieser Weise alte Geschäftsgewohnheiten aufgibt, ist man nicht gewillt, außerordentlich große Geschäfte zu machen. So fam es, daß der deutsch - schweizerische Handelsvertrag ein Wert tonservativer handelspolitik geworden ist. Er dient nicht den Export interessen der deutschen Wirtschaft, die Besseres hätte erwarten dürfen, und er fügt sich in den Rahmen der bisherigen Handelsvertragspolitik, mit deren Ergebnissen niemand zufrieden ist. Die übermäßigen Zollsteigerungen des Vorjahres sind handels­politisch erfolglos gewesen und haben nur den fartellierten deutschen Industrien übermäßige Gewinne ermöglicht. Sie haben nur dazu gedient, schwachen Betrieben, die zufällig das Glüd hatten, einen guten Zoll zu bekommen, Lebensfähigkeit zu ermöglichen, während an sich bessere Betriebe, denen die deutsche Handelspolitik die Auslandsmärkte nicht zu öffnen verstand, der Krise er. liegen mußten. So haben der Zolltarif und die Handelspolitik Schutzzolles die Rationalisierung des Wirtschaftslebens gehemmt und auch hier schon wieder zu volkswirtschaftlichen Fehlleitun gen geführt.

its seinerzeit die Reichsregierung die übermäßig hohen Zollsäge des Bolltarifgesetzes von 1925 zu verteidigen hatte, sprach sie sehr viel von der handelspolitischen Bedeutung der Zölle und von der Notwendigkeit, für die Handelsvertragsverhandlungen Sölle zur Verfügung zu haben, die man abbauen fönne. Bisher ist es mit diesem Zollabban nicht sehr weit gediehen, und fast an feinem Punkte hat der Zollabbau dahin geführt, auch nur die Bordes friegsfäße mieder einzuführen. So sind auch im deutsch schweizerischen Handelsvertrag selbst in den Fällen, in denen die

Die Ruhrindustrie verdient. Folgen des englischen Kohlenstreiks. Aus Essen drahtet unser Korrespondent: Bon schwerindustrieller Seite werden nach nahezu elfwöchiger Dauer des englischen Bergarbeiterstreifs die Auswirkungen dieser größten Krise der englischen Wirtschaftsgeschichte auf die Lage der Ruhrindustrie noch immer als unwesentlich und Dorübergehend dargestellt. Dieser mehr subjektiven Be urteilung der Ronjuntturentwicklung der rheinisch- westfälischen In­dustrie, die sich zurzeit erheblicher Steigerung der Auftragseingänge und der Vorteile der bereits erfolgten Durchführung des größten Teiles ihres Rationalisierungsprogramms erfreut, liegen bestimmte Tendenzen zugrunde. Auf dem Ruhrtohlenmarkt hat die lebhafte Geschäftstätigkeit im laufenden Monat weiter zugenommen. in den letzten Tagen haben bei dem Ruhrkohlensyndikat Nachfrage und Abschlußtätigkeit wieder eine starke Sunahme erfahren. Da mit einer Beendigung des englischen Bergarbeiterstreits allem An­ſchein nach so bald noch nicht zu rechnen ist, kommen auch lang fristige Abschlüsse an Ruhrtohle in weit größerem Umfange als zuvor zustande. Die arbeitstägliche Rohlenförde. rung im Ruhrgebiet hat in den letzten Tagen wieder ansehnlich zugenommen und an einem Tage mit rund 390000 Tonnen die arbeisttägliche Förderung des Jahres 1913 überschritten.

Namentlich

Die finanziellen Ergebnisse der Zechen haben eine erhebliche Besserung erfahren. Der katastrophale Rudgang der englischen Eisen- und Stahlerzeugung infolge des durch den Streif bewirkten Kohlenmangels hat eine be­trächtliche Steigerung der deutschen Eisenausfuhr zur Folge gehabt. Gleichzeitig haben die Exportpreise bedeutend angezogen. Alles in allem hat die Ruhrindustrie aus der fast drei­monatigen Dauer des englischen Bergarbeiterstreits sehr erheb liche Vorteile ziehen fönnen.

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Bianoforteinduſtrie ist in den letzten Monaten ähnlich wie die op­Fusion in der Klavierinduftrie. Die deutsche Klavier- und tische und Teile der Maschinenindustrie durch Bemühungen hervor. getreten, durch Verkaufs- und Finanzierungsgemeinschaften ihre Lage zu erleichtern. Man wird die Fusion zwischen der Pianofortefabrik Gebr. 3immermann 2. G. Leipzig und der L. Hup. feld A. G. Leipzig als erste bedeutsame Frucht dieser Annähe rungen verbucher dürfen. Die Hupfeld A.-G. geht in der Zimmer­mann... auf. Diese erhöht zu diesem 3med ihr Aktienkapital um 1,3 Mill. Mart; auf 4 Hupfeldaktien wird eine Zimmermann­attie gegeben. Bei der Zimmermann 2.-G. wird für 1925/26 eine Dividende von 10 Proz. erwartet. Die Gesamtfirma wird künftig heißen: Leipziger Pianoforte und Phonola- Fabriken Hupfeld­Gebr. Zimmermann, GO

Gesellschaft Ameritas, die Bistose Co., werden die Preise vom Allgemeen Handelsblad" für die Zeit von 1913 bis zum Juli dieses Jahres veröffentlicht. Für erfte und zweite Qualität in zmet Nummern zeigt sich dabei, daß die Preise für ein englisches Pfund Kunstseide von 1913 bis Februar 1920 ununterbrochen gestiegen find, und zwar im Durchschnitt auf das Drei- und Vierfache. Bom Höchstpunft 1920 fanten fie bis 1926 wieder ununterbrochen ab und haben im Juli 1926 den Stand von 1913 erheblich unterschritten. Das ist doppelt bemerkenswert angesichts der Tatsache, daß Amerike auf Kunstseide heute einen Wertzoll von 45 Broz. erhebt, der die Preise hochhalten müßte, und daß das allgemeine Preisniveau Ameritas gegenüber 1913 um min destens 50 Pro3. gestiegen ist. Aus der Preisentwicklung darf man also schließen, daß der Konkurrenzdrud in Kunstseide sehr start ist. Beachtlich für die Frage, ob die Rentabilität der Kunstseiden industrie durch leberkonkurrenz vielleicht schon in die Gefahren zone gefommen ist, ist ein anderes Moment, das aus England be richtet wird. Die Courtauldgesellschaft hatte zum 1. Juli darauf aber wurde die Herabfegung der Interimsdividende von die Herabseßung ihrer Preise um 10 Broz. angekündigt. Kurz 7% auf 6% Pro3. angekündigt, was für die Courtauldsaftien auf der Börse einen Sturz um 15 Proz. zur Folge hatte. Im vorigen Jahre hatte die Courtauldgeſellſchaft noch mit einen Re- Bandſchuld abgedeckt. Den Gläubigern wird valle Befriedigung zu­fordgewinn geschlossen. In dem Zusammentreffen von Preisermäßi­gung und Dividendentürzung erblickte die Londoner Finanzmelt wohl mit Recht ein Symptom für die Zuspigung der Lage in der Kunstseidenindustrie, und man wird auch die Lage bei der Cour: tauldgesellschaft als Zeichen dafür ansehen können, daß Kapitalifie­fritisches Stadium getreten sind. rung, Produftion und Absah in der Kunstseidenindustrie m ein

Die Reichsbank in der dritten Juliwoche. Die Reichsbank ver­zeichnet am Ende der zweiten Juliwoche den niedrigsten Wechselbestand für das Jahr 1926 überhaupt. Die Bestände an Wechseln und Schecks gingen gegen die Vorwoche um 80,6 auf 1192,5 Millionen zurück. Der absolute Bestand an Wechseln und Scheck's lag im Jahre 1926 zwar zweimal tiefer; am 22. Mai mit 1175 und am 23. April mit 1161 Millionen; jedoch waren an diesen beiden Tagen 149 bzw. 264 Millionen bei öffent­Kritisches Stadium für die Kunstseidenindustrie. lichen Stellen begebene Reichsbantwechsel hinzuzu zählen, fo daß das Gesamtportefeuille der Reichsbank an diesen Tagen doch Ob die Kunstseidenindustrie der Welt schon übergründet ist, ist erheblich höher lag als am 15. Juli. Heute fehlen weiterbegebene meniger für die Zukunft der Kunstseide selbst, als der Kunstseiden- Wechsel im Ausweis der Reichsbank ganz. Zum mindesten ist des. industrie eine sehr ernste Frage. Wie immer in solchen Fällen halb festzustellen, daß die Inanspruchnahme der Reichsbank auch hätte man dann mit internationalen Großfusionen und Syndikaten durch die vierte diesjährige Diskontherabjegung noch nicht gestiegen zu rechnen, für deren Möglichkeit fürzlich unser Artikel Kunstseide ist. Die Lombardbestände der Reichsbanf find um 5,2 auf 12,9 mil. und ihre Zufunft" einige wichtige Anhaltspunkte gab. Ein wichtiges lienen gewachsen, so daß der Rückgang der Wechselbestände sich Mertmal ist ferner die Entwicklung der Preise, für die nicht voll in der Kapitalanlage auswirfte, fondern nur mit 75,4 mil. bisher sichere Anhaltspunkte fehlten. Für die größte Kunstseide- lionen Mart. Zum erstenmal erscheint ein Bermerk über Lome

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Nicht Fürsten und Adel- die Masse fut es! Das mußte, wenn auch spät, auch die Firma F. W. Borchardt in der Französischen Straße begreifen, die jetzt Geschäftsaufficht beantragt hat. Die feit über 70 Jahren bestehende Firma, die früher fast ausschließlich Hof, Adels- und Großagrariertreise beliefert hat, hat dem Boden der neuen wirtschaftlichen Tatsachen, auf deffen Ausnutzung sich ihre Kunden viel besser verstehen, allzuwenig vertraut. Noch jetzt liefert sie jährlich wohl für ein Drittel Millionen Mark an die feudalen Kreise; aber diese zahlen entweder überhaupt nicht, oder sehr fpät. Die Wirtschaftstrife geht natürlich auch nicht spurlos an Firmen vorüber, zu denen sich ein Arbeiter oder kleiner Angestellter faum verirren dürfte. So sitzt die Firma Borchardt, die fürzlich noch Preislisten mit 13 Wappen von hohen und höchsten Herrschaften" verfandte, heute fest. Sie hat Bant, Lieferanten- und Steuerschul den für 800 000 m. Sie hat zwar wertvolle Grundstüce ,. Häuser und Lagerbestände, aber damit kann man drängende Lieferan ten nicht bezahlen. Eine Erleichterung der Situation wurde schon versucht; es wurde eine erste Hypothet von 1,8 Millionen vor einigen Monaten aufgenommen und aus dem Erlös die höher verzinsliche gehen, zu deren Sicherstellung eine zweite Grundstückshypothet ange.. gesichert, wenn sie auf eine langfristige Rüdzahlung ein boten wird. Die Hauptgläubiger sollen, wie wir erfahren, schon zu Wege offenstehen, da der Betrieb, der immerhin 250 Angestellte be­gestimmt haben. Der erfolgreichen Reorganisation dürften manche fchäftigt, fehr altväterlich geführt worden ist. Beabsichtigt ift insbe sondere der Ausbau zum Filialsystem, um zu größeren laufenden Einnahmen zu kommen. Der Betrieb läuft weiter. Der Fall Borchardt ist charakteristisch dafür, in wie gefährlicher Weise ge sellschaftliche und politische Boreingenommen heit den Blid für wirtschaftliche Realitäten trüben fann. Das macht den Fall Borchardt der öffentlichen Beachtung

wert.

Lancashire Baumwollfabriken haben soeben eine Gesellschaft ge­Ein englisches Baumwollgarn- Kartell. Dreißig der bedeutendsten gründet, die den 3wed hat, fämtliche aus amerikanischer Baumwolle hergestellten Garne zu fontrollieren. Die finanzielle Macht der zusammengeschlossenen Fabriken beläuft sich auf zirka 55 millio. nen Pfund Sterling. Die Gesellschaft wird minimal. preise für solche Garne festsetzen. Zu diesem Zwed wird ein aus 20 Fabritanten bestehendes Direttorium gebildet, welches von Zeit zu Zeit die Minimalpreise für die Standardgarne festsetzt, wodurch ein gewisses Mindestverdienst für die Fabriken gesichert werden soll. Auch ist ein Kampffonds gegen solche Spinnereien geschaffen, die dieser Gesellschaft nicht beitreten; gleichzeitig will die Gesellschaft, falls zu starkes Angebot am Markte ist, ihrerseits die überschießenden Garnmengen aufnehmen.

Man tanzt Man singt- Man raucht

Die auserwählte

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Fox v. Hugo Hirsch * Text v K.Alfredy von KARMITRI

Zigarette

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