geforderten Vollmachten ab, weil wir die gesamte kapital- freundliche, antisoziale Tendenz des Caillauxschen Finanz- programmes bekämpfen, weil uns insbesondere C a i l l a u x persönlich nicht die nötigen Garantien von seelischem Gleichgewicht bietet, zumal er bereits während des Krieges mit Staatsstreichplänen gespielt hat und weil die Möglichkeit der Ausübung einer Diktatur gerade durch diesen Mann ein zu großes Risiko für die Republik und für die De- mokratie enthält. Eine solche Begründung hätte sich eher hören lassen, und vielleicht war sie sogar das eigentliche Motiv des Hcrriotschen Vorgehens. Aber da sie nicht ausgesprochen, da vielmehr grundsätzlich gegen jede Art von Voll- machten von vornherein Stellung genommen wurde, verbaute sich Herriot selbst den Weg, den er sehr bald hätte einschlagen müssen, um den Franken zu stabilisieren, wenn er nicht schon gestern gestürzt worden wäre. Deshalb bedauern wir es, daß die französischen Sozia- listen nicht die gleiche Erkenntnis gehabt haben wie der Generalrat der belgischen Sozialdemokra» tischen Partei. Dieser hat mit erdrückender Mehrheit die Gewährung von weitgehenden Vollmachten beschlossen. Allerdings sitzen unser« belgischen Genossen i n d e r R e- gierung. Und das ist in der Tat ein großer Unter- schied mit der Lage in Frankreich . Wir fürchten, daß die künftig« Entwicklung beweisen wird, daß die Politik der belgi- schen Sozialdemokratie klüger war als die rem negative Politik, die die Mehrheit der französischen Partei in der Frage der Koalitionspolitik seit zwei Jahren getrieben hat. Was jetzt kommen wird, ist nicht gerade erfreulich für � die französische und für die europäische Demokratie. P o i n- c a r als Retter— selbst gemildert durch Briand als Außen- minister— das ist ein trüber Abschluß zweijähriger Politik des Linkskartells! Mögen sich unsere französischen Genossen die Frage vorlegen, ob sie wirklich diese Entwicklung nicht hätten verhindern können. Einstweilen herrscht ein wirres Durcheinander und die gestrigen wilden Kundgebun- gen vor der Kammer könnten sogar gedeutet werden wie das Wetterleuchten des Faschismus, der überall dort und immer nur dann fein Haupt erhebt, wenn die Demokratie versagt!
Die neue Klaffenfront. S Der Szenenwechsel in der Tschechoslowakei . Von Josef Stioin- Prag . Die tschechoslowakischen Wahlen vom November 1025 hoben eine gründliche Veränderung in den innerpolitischen Zuständen des Staates herbeigeführt. Der Schlüssel zu dieser Veränderung liegt in den Wahlziffern. Bei 7.1 Millionen Wahlberechtigten hat die t s ch e ch o s l o w a k i s ch e S o z i a l- d e m o k r a t i e 960 000 Stimmen verloren und die deutsche Sozialdemokratie 280000, während die ungarisch-deutsche Sozialdemokratie, die bei diesen Wahlen nicht mehr kandidierte, bei den Wahlen im Jahre 1920 über 100 000 Stimmen eingebracht hatte. Damals, im Jahre 1920, existierte die K o m m u n i st i s ch e Partei noch nicht, bei den Wahlen nn November 1925 hat sie 930 000 Stimmen aufge- 5'c sozialistischen Parteien haben also über 400 000 Stimmen verloren, trotzdem die Gesamtzahl der Wahler diesmal um 907 000 größer war. Es wurde nämlich in einigen Bezirken gewählt, in denen im Jahre 1920 Wahlen nicht ausgeschrieben worden waren. Die arbeiterfein d- l i ch e n Parteien haben 1,25 Millionen Stimmen g e- wonnen. Dieser Wahlausgang war ein Zeichen für die bürger» lichen und katholischen Parteien, eine Offensive gegen I r b e l t e r s ch a f t zu eröffnen. Die alte..allnationale" K o a l. i t i o n wurde zerschlagen, die tschechoslowakische Sozialdemokratie ging in die Opposi- t l o n. Sie war die einzige Partei der Internationale, die beinahe in der ganzen Zeit vom Kriegsende bis zu dieser
„Sunö für Männerrechte/ Von Dr. Constanze Glaser. Wien . * Wie der Titel einer Komödie von Thoma liest sich diese Ueber» schrist. Es handelt sich aber keineswegs um Spiel, sondern um Wirklichkeit, um einen. wirklichen Berein, der sich vor einigen Wochen in Wien gebildet hat mit der Bestimmung, den„Auswüchsen der Frauenemanzipation" entgegenzutreten, den Nachkommen wieder „brave Frauen und Mütter" zu geben.— Nun bliebe dies bei aller Komik schließlich doch eine Privatange- legenheit, wenn sich einige wohl nicht sehr beschäftigte Personen— pensionierte Beamte und Offiziere— aus Grund gemeinsamer schlech- ter Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht— zu einem Verein zusammenschließen, ähnlich wie sich die Anhänger von Heuschnupfen , Verzeihung, die an solchem Leidenden, zu einem Heuschnupfenver- , band organisieren, um ihre Erfahrungen in angeregter Wechselrede untereinander auszutauschen. Die Oeffentlichkeit hätte keinen Grund, sich mit den durch„schlechte Weiber" herbeigeführten Familientragö- 'dien einzelner zu befassen, auch nicht mit solchen, die in Vereins- . debatten bespiegelt werden, würde der Bund für Männerrechte sich damit begnügen, tm verborgenen zu blühen und zu schimpfen. Da er aber Im Parlament eine Reihe von Forderungen offiziell überreicht hat, scheint es geboten, diese ein wenig näher zu betrachten. Wenn nach dem französischen Sprichwort„Lbercker la lemme" die Frau der verborgene Beweggrund aller Handlungen ist, so müßte dieses Wort den Zeitverhältmssen entsprechender in„Chcrcbez l'argent" umgewandelt werden. Auch hinter den Forderungen dieser„Idealisten", dieser Kämpfer für edles Frauen- und Mutter- tum steht das Geld, der Urmetor des Geschehens. Propaganda gegen das Alimentationsgefetz Ist die erste Fordenmg der Männerrechtler, mit der allerdings— soweit es sich um Alimentterung geschiedener Frauen handelt— fortschrittliche Frauen einverstanden sind, da sie in der Ehe, noch dazu in der nicht mehr bestehenden, nicht eine lebenslängliche Rentenbezugsquelle erblicken wollen. Co deckt sich auch der von den Nationalrätinnen eingebrachte Ehereformantrag in dieser Hinsicht mit den Forderungen der Männerbündler, was ihnen aber nicht bekannt zu sein scheint. Karin Michaelis hat in einem Vortrag„Che und Scheidung, den sie vor kurzem in Wien hielt, den Borschlag gemacht, eigene Versicherungsgesellschaften zu gründen, bei denen der Dater sein« Töchter, der Gatte seine Frauen gegen Scheidung versichern könnte. Ein amüsanter Vorschlag, der aber von einem höheren Standpunkt aus zu verwerfen ist, da Ehe- losigkeit— auch der Frau— nur in sehr bedingtem Grade in eine Kategorie mit Krankheit, Unfall, Feuer, Einbruch usw. zu setzen, als feindliches, Leben oder Eigentum gefährdendes Element auszusasjen ist.— Anders steht es mit der Frage der Versorgung der Kinder. Die Männerbündler kämpfen gegen Gleichstellung der unehelichen Kinder mit den ehelichen in materieller Beziehung, sie treten gegen die oft ungerechte Verurteilung zur Vaterschaft aus und empfehlen die Blutprobe als geeignetes Mittel gegen Fehlurteile. Nun wurde diese zwar vor einiger Zeit als Beweismittel in einem Prozeß zu- gelassen: nach dem heutigen Stand der Wissenschost aber kommt Ihr bindende Bedeutung nur in negativem Sinne zu. d. h. auf Grund der Zusammensetzung des Blutes kann in bestimmten Fällen die Vaterschaft als ausgeschlossen angesehen werden, m den viel häusi-
Zeit an der Koalition mit den Bürgerlichen teilgenommen hatte. Die Niederlage der sozialistischen Parteien im No- vember 1925 ist ein trauriger Erfolg der Kommunisten, die im Arbeiterlager einen brudermörderischen Kampf entfaltet und dadurch Hunderttausende von Arbeitern h i n a u s g e- ekelt haben. Die katholischen Parteien haben um 580 000 Stimmen zugenommen, und zwar fast ausnähme- weise in d e n Gegenden, die vor Jahren am meisten vom Kommunismus verseucht waren. Nachdem die alte Koalition verschwunden war, entstand nun die Frage, was weiter kommen sollte. Und es folgte eine große Ueberraschung für diejenigen, welche die treibende Kraft der Klasieninteressen unterschätzen. Es hat sich sogleich eine Mehrheit aus den tschechischen und deut» schen Agrariern, aus den tschechischen, s l o w i k i» schen, deutschen und ungarischen Katholiken gebildet. Anfangs hieß es, daß diese Gruppierung nur für die Einführung der Agrarzölle gebildet worden sei: da- bei erhielten die Katholiken für ihre Stimmen bei der Rege- lung der Zollfrage ein Trinkgeld in der Form einer Regelung der staatlichen Zuschüsse zu den Priesterbezllgen. Aber im Laufe der letzten Zeit haben die deutschen und ungarischen Stimmen einigemal die Beamtenregierung, die nach der Koalitionsregierung die Ge- schäfte übernahm, gerettet und wurden auch bei der Abstim- mung über die neuen Steuern zur Verfügung gestellt. Die deutschen und ungarischen bürgerlichen Abgeordneten haben sich auch bei der scharfen Opposition der früheren sozialistischen Koalitionsparteien und beim rücksichtslosen Gebrauche der Geschäftsordnung als feste Stützen der Mehrheit bewäbrt. Und es ist heute schon ausgemacht, daß diese Mehrheit in der Herbstsession auch für den Etat stimmen wird. Die bürgerlichen Parteien der nationalen Minderheiten sind also heute sozusagen die Regie» r u n g s p a r t e i e n. Es hat sich eine reaktionäre Front ge- gebildet» die ihre starken Klasseninstinkte offen zur Schau trägt. In nationalpolitischer Hinsicht ist dies in der Tschechoslowakei ein Fortschritt, sozial- politisch ist es ein Rückschlag. Die frühere„all- nationale" Koalition war dagegen sozialpolitisch fördernd, aber ihre Existenz hat sehr viel zur Zuspitzung der nationalen Gegensätze beigesteuert. Die Teilnahme der bürgerlichen Minderheitsparteien an der parlamentarischen Koalition ist auch ein Beweis dafür, daß ihre Wähler auch eine sogenannte „reale" Politik vertragen, was bisher unter dem Vorwand verleugnet wurde, daß für die nationalen Minderheiten in der Tschechoslowakei nur eine rücksichtslose nationale Oppo- sition in Betracht käme. Leider sind die Zustände im Lager der Arbeiterklasse noch nicht so weit, daß man damit rechnen könnte, der Bourgeoisie eine geschlossene Klassenfront der Arbeiterschaft gegenüberstellen zu können. Die von K o m m u n i st e n be- setzten Bänke im Parlament— sie sind heute die stärkste Arbeiterfraktion— sind eine tote Insel, weil diese Herren das Parlament nur für eine Agitationstribüne halten und zur parlamentarischen Arbeit total unfähig sind. Man er- wartet einen Ansturm der bürgerlichen Koalition gegen das eben in Kraft getretene Gesetz über die Sozialversiche- rung, aber die Kommunisten predigen unablässig der Ar- beiterschaft. daß das Gesetz keinen Wert habe, daß es ein Betrug sei und daß die Arbeiter dieses Gesetz„verdammen" müßten. Dann kann die Bourgeoisie bei ihrem Ansturm sehr leichte Arbeit haben. Und dasselbe gilt für die übrigen An- griffsobjekte der Klassenfront der Bourgeoisie. Wir stehen also in der Tschechoslowakei schweren Kämpfen gegenüber. Vor uns eine geschlossene Front der Bourgeoisie, hinter uns die kommunistischen Deserteure. Trotzdem geht die Sozialdemokratie selbstbewußt in den Kampf. Die Organisationen wachsen, die Ver- breitung der Presse macht große Fortschritte, die Reihen der Arbeiterschaft sind kampflustig, das Proletariat ist durch diese Politik der Bourgeoisie über den Klassenkampf auf dem politischen Boden wieder einmal gründlich belehrt!
geren aber Ist sie als möglich, wenn auch nicht als erweisbar zu be- trachten. Bis auf weiteres behält da wohl der alte lateinische Satz „pater Semper incertus*(der Vater' ist immer unbestimmt) sowohl für eheliche wie für uneheliche Kinder Gültigkeit. Die unehelichen Kinder aber den ehelichen gegenüber zu benachteiligen, entspricht der heutigen Zeit, nach Ellen Key '? Wort: dem„Jahrhundert des Kindes", nicht mehr. Noch deutlicher offenbart sich aber der mammonistifche Geist dieser Idealisten in ihrem Kampf gegen„die schädliche Konkurrenz" der Frauen. Rur dort, wo diese Ausgezeichnetes leisten, sollen sie zu Aemtern und Berufen zugelassen werden, die Durchschnitts- und llnterdurchschnittsleiftungen sprächen aber gegen das Eindringen der Frauen in das öffentliche Leben.— Die Argumente für und wider wurden seit dem Auftauchen der Frauenfrage, die längst über eine Bewegung hinaus zu einer wirtschaftlichen und sozialen Notwendig- keit geworden ist, so oft diskutiert, daß jedes weitere Wort über- flüssig und durch die Tatsachen überholt erscheint. Ebenso lächerlich klingt es, daß„das Ueberhandnehmen der Scheidungen seine Ursache in den extremen Frauenemanzipationsideen" habe, wenn es auch sicher richtig ist, daß ein großer Teil der Scheidungen darauf zurück- zuführen ist, daß sich die Frauen von ihrem Nurfrauendasein befreit haben und dort, wo alle inneren Bedingungen der Ehe fort- gefallen sind, diele nicht mehr wie früher um jeden Preis äußerlich aufrecht zu erhalten suchen.—(Ein Abgeordneter(Großdeutsch) versprach eine Interpellation bezüglich des Alimentationsgesetzes ein- zubringen, um den Männern gegenüber den sozialen Gesetzen, die einen„allzu stark femininen Zug tragen, durch den diese benachteiligt werden", zu Hilfe zu kommen.
Das EnSe See ersten Seutfchen Eisenbahn. Die erste deutsche Eisenbahn, die am 7. Dezember 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet wurde, ist jetzt im Alter von S5 Jahren sanft entschlafen. Die Todesanzeige fand man in diesen Tagen in den Anzeigenteilen einiger großer Blätter. Die Direktion der Ludwigseisenbahn teilt mit. küß die gesamten Eisenbahnschienen in gutem Zustand in einer durchschnittlichen Länge von S Metern, sowie die Weichen und Schwellen zu verkaufen seien. Damit gehört nun die erste deutsch « Eisenbahn der Geschichte an. Wie unendlich viel Mühe hat es gemacht, um dies« Bahn in Deutsch .. land schassen zu könnenl Selbst nachdem in England der Widerstand der konservativen Hirn« überwunden war, brachten die deutschen Reaktionär« immer wieder die gleichen Bedenken gegen das neue Verkehrsmittel hervor, als Männer wie Harkort und List mit Energie für den Bau von Essenbahnen eintraten. Auch der Hinweis auf die Möglichkeit, Elsenbahnen für Heereszwecke ausnutzen zu können, die den Staat sonst immer geneigt zu machen pflegte, verfehlte zunächst auf die leitenden Staatsmänner jeden Eindruck. Wäre die Regierung damals den Borschlägen Harkorts gefolgt, so wäre die erste deutsche Eisenbahn fast«in Menschenalter früher in Westfalen gebaut worden. Mit Ach und Krach kam dann die nur sechs Kilometer lange Streck« Nürnberg— Fürth zustande. Bereit» 1814 hatte der Bergrat Ritter Joses von Baader aus diese Streck« hingewiesen. Aber erst 1833 gelang es dem Nürnberger Johannes Scharrer , die für die Verwirk- lichung des Planes notwendigen Kräfte zu mobilisieren. Man stellte
k Eine öeutschnationale Ente. y Tic Witwenpcnsion der Frau Haußmann. Der Demokratische Zeitungsdienst sieht sich(jenotitzt, wieder einmal einer„nationalen" Verleumdung die Spitze ab- zubrechen. Cr schreibt: „Die völkische„Deutsche Zeitung" brachte in großer Aufmachung und mit sensationellen Ueberschriften die Nachricht, die Witwe Conrad Haußmanns habe sich mit Rücksicht darauf, daß ihr Gatte kurz nach der Revolution das Amt eines Staatssekretärs ve» waltet habe, beim Reichssinanzministerium um eine Witwen- Pension beworben, und diese sei ihr ausnahmsweise be- willigt worden. Daran knüpfte die„Deutsche Zeitung" häßliche Bemerkungen über demokratische Führer als Vermittler und Be- williger dieses Witwengeldes. In Wahrheit verhält sich die Sache ganz anders. Conrad Hauß- mann, der fünfunddreißig Jahre Im öffentlichen Leben gestanden und infolgedessen auch keine Möglichkeit gehabt hat, sich Reichtümer zu sammeln, hat seinerzeit auf eine Pensson vom Reich ver- z i ch t c t, obwohl er auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen das Recht gehabt hätte, sie zu beanspruchen als langjähriger Notar, so wie sie beispielsweise der frühere Reichskanzler Fehrenbach bezogen hat. Als nun infolge der Inflation seine geringe Hinterlassenschast völlig zusammengeschmolzen war, richtete seine Witwe, die aus die Unterstützung durch ihre Kinder angewiesen war, in Unkenntnis der gesetzlichen Bestimmungen an die Reichsfinanzverwaltung das Gesuch um ein Witwengeld. Der R e i ch s s i n a n z mt n i st e r. der sich streng an die gesetzlichen Vorschriften hielt, lehnte dies Ge- such ab im Hinblick darauf, daß Haußmann selbst auf die Pension verzichtet hat. Die Gewährung eines Witwengeldes wäre nur im Gnadenwege möglich gewesen. Diesen zu beschreiten, versagte sich Frau Haußmann." Die Gewährsmänner der„Deutschen Zeitung", die offenbar im Reichsfinanzministerium sitzen, und denen der ablehnende Bescheid des Ministers Dr. Reinhold u n- bekannt geblieben war, haben ohne weiteres an- genommen, das Gesuch von Frau Haußmann würde ohne die erforderlichen gesetzlichen Unterlagen bewilligt werden und haben daraufhin das Dlatt der Claß und Sodenstern, der Hüter germanischer Moral, alarmiert. Der Schwindel ist zwar bald aufgedeckt, aber im Zitatenlexikon der„Sater- ländischen" lebt er trotzdem weiter wie unzählige seiner Ahnen.__ Internationaler VoAenreformerkongreß. Eröffnungssitzung in Kopenhagen . Kopenhagen . 21. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Der 3. I n t e r- nationale Kongreß für Bodenreform und Freihandel wurde am Dienstag im Kopenhagener Reichstagsgebäude in Anwesenheit von rund 3lX1 Delegierten au» 20 Ländern erösfnet. Die Zusammensetzung des Kongresses ist sehr bunt: anwesend sind sowohl Vertreter der verschiedensten Bodenreformbünde wie einzelne Mitglieder aus den Kreisen der Bodenreform- und Freihandelsbewe- gung. Aus Deutschland sind u. a. die Genossen P e u s und A l b r e ch t zur Stelle. Unter den Wortführern der verschiedenen Länder sprach an Stelle des wegen Krankheit nicht erschienenen Genossen Dr. Krüger Dr. Valetta- Berlin. Er gab einen kurzen Ueberblick über die deutsche Bodenreform, und Heimstättenbewegung seit Be- stehen der Weimarer Verfassung und fand außergewöhnlich starke� Beifall. Am Nachmittag sprachen ein dänischer Hochschulrektor über die Befreiung der dänischen Bauern, ein englischer Delegierter wie»: auf die Zusammenhänge zwischen Bodenvetteilung und Arbeit». losigkeit in England hin._
Der tandlag von Schaumburg-Lipp« befaßte sich am Mittwoch mit der Abfassung der Antwort an Preußen, wonach sich der Landtag auf Grund des Ergebnisses der Volksabstimmung nicht in der Lage. sieht, den beabsichtigten Staatsoertrag über den Anschluß an Preußen durchzuführen. Zeugenverhör In Germersheim . Der französische Kommandierende der Pfalz hat in Germersheim deutsche Zeugen über die Vorfälle vom 14. Juli vernommen.
durch«ine fast l'A Monate fortgesetzte Zählung fest, daß im Durch- schnitt 1720 Personen täglich zwischen Nürnberg und Fürth ver- kehrten, und errechnete daraus ein günsttaee Betriebseraebnis für die zu bauend« Bahn. Als dann am 14. Mai 1833 zur Zeichnung des Aktienkapttals ausgesordert wurde, dauert« es Monate, bevor die Mittel'zusammengekommen waren. Der bayerische Staat war sehr zurückhaltend. Erst al» das Geld ausgebracht war, gestattete König Ludwig huldvollst, daß die Eisenbahn, deren Förderer er nicht war. seinen Namen führen durste. Viel Mühe machte»». einen geeigneten Eisenbahnbauer zu finden. Man hatte sich schon an Stephmson in New Castle gewandt, als man durch Zufall den bayerischen Ingenieur Paul Denis entdeckt«, der bei seinen Auslandsreisen den Eisenbahn- bau kennen gelernt hatte. Er führt« den Bau der Bahn zur allge- meinen Zufriedenheit durch. Der Betrieb wurde anfänglich nur von einer Lokomotive und 11 Pferden bewältigt. Diel« Lokomotive war von Stephenson erbaut und unter unsäglichen Mühen nach Süd- deutschland geschafft worden. Sie hatte 24 000 Mark gekostet. Als Kuriosum möge erwähnt werden, daß der erst« Lokomotivführer, den man sich ebenfalls aus England oerschreiben mußt«, ein Gehalt von 2250 Mark jährlich bezog, 890 Mark mehr al» der erst« Direktor der Bahn. Schon nach einem Jahre konnte die Bahnleitung mitteilen, daß 450 000 Personen befördert worden seien und daß sie 102 000 M. eingenommen hätte. Heut« nun, nach fast lOOjährigem Betrieb, ist die Bahn ein Opfer der wirsschastlichen Schwierigkeiten geworden. Auch ihre Geschichte zeigt, daß nichts beständiger sst als der Wechsel. __ W. M. Petersburger Nachtasyle. In dem offiziellen Bericht des Peters- burger Gesundheitsamt, wird angeführt, daß sämtlich« Nachtasyle überfüllt sind, so daß auf jeden Besucher weniger als ein halbes Quadratmeter Raum fällt. Di« Mehrzahl der Asylbesucher sind ständige Gäste. Es gibt unter ihnen Leute, die schon seit 1913 jeden Abend erscheinen. Die Hälft« aller Frauen in den Nachtasylen sind Dirnen und etwa 12 Proz. Bettlerinnen. Trotz der Ramnbeengung und geradezu ungeheuerlichen BeHaftung mit Ungeziefer stellen sich Epidemien in den Asylen verhältnismäßig selten ein. Der Leiter der Desinsektionsabteilung Dr. Pajanowsky berichtet, daß Ungeziefer, besonders Kleiderläuse, in solchen Massen in die Nachtasyle geschleppt werden, daß nach jeder Desinfektion der Prisschen die Läufe. Wanzen und Flöh« buchstäblich herausgeschauselt werden müssen. U. a. wird ein Fall ge- »annt, daß an einem Menschen 2H! Pfund Kleiderläuse, sogenannte .Kreuzritter" abgetötet wurden. Der Pelz und da» Hemd des Be- treffenden sind als einzig dastehendes Muster an Verlausung dem Pasteurmuseum einverleibt worden. Der Bericht schließt damit, daß der sanitär« Zustand der Nachtasyl« alles zu wünschen übrig läßt, und daß sofort Maßregeln getroffen werden müßten, um die Nacht- asyle nicht zu Epidemieherden werden zu lassen.
Zn der volksbShae. Theater am valowplah, findet Freitag die 25. Ausführung von„Darüber läßt sich reden» ltolt.— Di« Rolle de« Triller hat Herr Ferdinand Werner übernommen, im übrigen iptelt die gesamte Premierenbcsehung. «enrralmofikdlrektor Wagner gestorben. In München starb der General- Musikdirektor deS badifchcn LandeStbeater» in Karlsruhe , Ferdinand Wagner, nach einer Blinddarmoperation an Herzschwäche.