Lanöwirtsthastliche Alns- unö Kreöitfragen.
Was ist mit öen Hochwasserschäden?
Die bevorstehende Erntebergung, die Bevorschussung der Ernte sus Reichsbantmitteln, die im Winter fälligen Rückzahlungen der Rentenbanlkredite und auch die beabsichtigte Regulierung der Hoch- Wasserschaden rücken die landwirtschaftlichen Zins- und Kreditfragen wieder in den Vordergrund des öffentlichen Interesses. Wir haben es immer für die Landwirtschaft als gefährlich bezeichnet, daß die Kredite und mit ihnen die laufenden Zinslasten gehäuft wurden, ohne daß gleichzeitig ausreichend Vorsorg« ge- troffen werden konnte, daß die laufenden Schulden in langfristigen Rcalkredit umgewandelt wurden. Wir können heute mit Genugtuung feststellen, daß insbesondere die landwirtschaftlichen Genossen- s ch a f t e n die Gefahr dieser Kredit- und Zinslastenhäufung er- kannt haben und sich dagegen zur Wehr setzen, wie auf der Rostocker und Hamburger Tagung deutlich geworden ist. Eine befremdliche Kundgebung. Aber eine Zuschrift aus Kreisen der landwirtschaftlichen Kredit- g« n o s s« n s ch a f t e n, die sich im Anschluß an die Zinsenquete der Reichsbank mit der Zinspolitik und dem Problem der Zinsspanne befaßt, erregt doch lebhafie Bedenken. Mit Recht wird da gesagt, daß das richtige Verhältnis zwischen Soll- und Habenzinssuß der Kernpunkt der genosienschaftlichen Zinspolitik ist. Wenn man aber erwarten würde, daß sich die Zuschrift grundsätzlich für eine möglichst niedrig« Zinsspann« ausspricht, um den Dienst der Genossenschaften für ihr« Mitglieder möglichst billig und vor allem nachhaltig und intensiv zu gestalten, so irrt man sich leider. Nicht dieser Gesichtspunkt ist in den Vordergrund gestellt, sondern der der Bildung von Eigenkapital, der Ver- waltungskosten und der Kreditrisiken. Man muß das um so mehr be- dauern, als genau das auch der Standpunkt der privatkapita- l i st i s ch e n Banken ist, die ebenfalls erst von ihren Kosten und Risiken ausgehen, daneben natürlich auch von der gewünschten Divi- dende und dann erst sich ihrer volkswirtschaftlichen Aufgaben er- innern. Nun sind wir weit entfernt, die landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften den Privatbanken in ihrem Verhalten irgendwie gleichzustellen. Aber es ist doch bekannt, daß die Verwaltungs- k o st e n bei sehr vielen landwirtschaftlichen Kreditorganisationen noch zu hoch und durch Rationalisierung noch stark abbaufähig sind, trotz der vielfach unproduktiveu Mehrbelastung, die die zahlreichen Sonderkredite gebracht haben. Angesichts dieser Tatfache ist es gefährlich und auch dem Ansehen der landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften abträglich, wenn diese in den Augen der Oeffentlich- kest in dasselbe Horn stoßen wie die Privatbanken. Außerdem wäre es oolks- und privatwirtschaftlich durchaus abwegig, wenn die ge- nosienfchaftlichen Kreditanstalten glauben würden, etwa durch Weit- Haltung der Zinsfpanne die Bildung von Eigenkapital bei den Ge- nossenschaften fördern und damit chre Leistungsfähigkeit st e i g e r n zu können. Dieses neu« Eigenkapital zahlt so oder so der Landwirt: für diesen aber wäre es viel nützlicher, wenn es von vornherein seinen Betriebsmitteln nicht entzogen würde, weil er es nur durch di« Derwaltungskosten der Kassen verteuert wieder erhalten kann. Der iluswer Nun weiß man sehr wohl, wo die landwirtschaftlichen Kredit- genossenschaflen der Schuh drückt. Einmal fehlt ihnen tatsächlich weitgehend die Einlage b afis der Mitglieder, von der aus sie früher selbständig ihre Hauptgeschäfte betreiben konnten. Zum großen Teil sind sie wie ihr« Mitglieder auf die Kredite angewiesen, die ihnen von oben zugeleitet werden: Staat, Golddiskont- und Reichsbank, Rentenbankkreditanstalt und Preußenkasse. Sie haben auch, im Gegensatz zu den Privatbanken, nichts anderes als dieses heute sehr gedrossell« Kreditgeschäft, die profitablen Börsenge- schäste von heute sind ihnen mit Recht verschlosien, und die Haben- zinse'n, die sie auf die dürftigen Einlagen gewähren, sind um so mehr der einzige Rückhalt, als ihnen in vielen Fällen die Kreditzinssätze nach oben vorgeschrieben sind. Es ist auch nicht zu verkennen, daß die verkehrte Politik der offiziellen Kcedithäufung die Verlustgefahr nicht geringer macht und daß die Bildung von entsprechenden Verlust- reseroen notwendig ist. So ist die Größe der Zinsspanne gewiß sehr wichtig. Ausgeschlossen aber muß fein, daß die Zins- spanne deshalb weitgehalten wird, um Eigen kapital bei den Organisationen zu bilden. Wenn heut« bei den Rentenbank- trediten«in letzter Satz von 8?L Proz. gilt und für Zentralkasse und Genossenschaft eine Zinsspanne von 2 Vi Proz. besteht, so mag das für zwei Vermittlungsstellen wenig sein. Das erste aber, was dann gefordert werden muß, ist der weitestgehende Abbau der eige- n« n Kosten, die Verbilligung des Gesamtapparats und darüber hinaus die Bekämpfung von Krediten, die nur neue Lasten und Kosten bringen, ohne dem Landwirt zu nutzen. Hier liegen große Möglichkeiten, die leider auch aus polltischen Gründen vielfach versäumt werden, weil gewiss« Kreise noch immer mit Kredltver- sprechungen die Landwirte politisch zu ködern suchen. Endlich aber mögen Wege gesucht werden, ohne Benachteiligung der Kreditnehmer, die Zinsfrage in den Einzelfällen so«lastisch zu gestalten, so daß auch die Genosienschaften auf ihre(notwendigsten) Kosten kommen. Jedenfalls würde aber d«r Schaden notwendig vergrößert werden, wenn ausschließlich auf die Kosten geachtet würde, die tausend Wege zur produktiveren Anwendung der ge- borgten Kredite aber unausgenützt blieben. * Politische Momente scheinen auch schon in die Reguli erun-g der Hochwasserschäden hineinzuspielen. Eine große Anzahl von Verbänden, welche dem Rcichsverband landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe angcschlosien sind, haben sich an Be- sichtigungen von Hochwasierschäden beteiligt: sie haben einst im- m i g erklärt, daß die von den Finanzämtern vorgenommenen Schadensfeststellungen durchaus nicht ausreichend sind und sehr flüchtig vorgenommen werden. Diese Einstimmigkeit in sachver- ständigen Kreisen sollte zu denken geben. Dabei scheint es sich aber nicht nur um eine gewisse Fm h r l ä s s i g k e i t zu handeln. Der Kreisbauernbund Hirschberg-Löwenberg erklärt in einer Bekanntmachung an seine Mitglieder: „Es besteht die Befürchtung, daß befangene Ab- schätzungskommissionen sich betätigen werden. Wir bitten, falls irgendein Bauernbündler sick> durch zu niedrige Ab- Ichätzung beschwert fühlt, dies unverzüglich an die Geschäftsstelle zu melden.* Daraug geht hervor, daß dies«„Befangenheit* sich gegen die kleinen und mittleren Bauern äußert, daß sie aber nicht vorhanden ist, wenn es sich um großagrarische Landbündler handelt. Diese Gefahr wird erhöht durch die Bestimmung, daß im all- gemeinen nur Schäden zu berücksichtigen sind, die mehr als 30 Pro z. der gesamten Anbaufläche umfassen Durch diese Regu- lierung wird der Großgrundbesitz immer profitieren, wenn auch die prozentual« Entschädigung niit der Größe des Gesamtbesitzes ob- nimmt, zumal da der kleinere Grundbesitz infolge der Zerstückelung unter Umständen nicht die 30prozentige Beschädigung erreicht Da- bei kann der mit 29 Proz. der Anbaufläche geschädigte Klein- bauer schwerer betroffen sein, wie der mit 30 Proz. der Anbaufläche geschädigte Großgrundbesitzer, der 40 Proz. des Schodens erhält. Also auch in dem Falle scheinalischer Bureau- kratismus, wo besonders individuelle und sozial« Behandlung not- wendig ist. Trotz dieser schematischen Behandlung liegt bis heute noch kein stichhaltiges Materiol übH: die Auswirkung und Verteilung der Hochwasserschäden vor. Es wäre dringend zu wünschen, daß dieses auf dem schleunigsten Wege zusammengestellt wird, damit sich die Oeffentlichkest ein Bild über die Ausdehnung
des Schadens machen kann. Es ist von sachverständiger Seite zweifelsfrei festgestellt, daß in verschiedenen Gegenden, besonders in solchen mit leichterem Boden, die Ernteau-sichten wesent- lich günstiger sind als in anderen Jahren, so daß ein gewisier Ausgleich für die Ernteausfälle in den Hochwafsergegend-n entsteht. lind daraus kommt es letzten Endes an. Wie die Dinge aber j liegen, besteht die große Gefahr, daß dem Großgrundbesitz wieder Millionen von Entschädigungen in die Tasche fließen, zu denen„och Steuererleichterungen kommen, Steuererleickterungen, die ohnehin schon in ausreichendem Maße vorhanden sind, da die Steuer noch dem Ertrage fehlt. Das führt zu geradezu grotesken Er scheinungen. Nach einem vorliegenden Protokoll über einen Sied- lungstermin, der am 3. April 1925 in Herzogswalde in Schlesien stattgefunden hat, beträgt dort der Wehrbeitragswert der G u t s f l ä ch e n pro Hektar 1800 M. Der Rittergutsbesitzer Neu gebauer forderte gber für den Hektar Ansiedlungsland 2700-M., das ist eine Differenz von 960 M. pro Hektar Da das Rittergut Herzogswald 360 Hektar umfaßt, ergibt das eine Diffe- renz von 345 660 M., um die sich das Finanzamt„geirrt* haben mußte. Und das nur in ei n e m Falle, bei einem nicht übermäßig großen Bcfitzl Der Gedanke mag nahe liegen, diesen Fragenkomplex in Zu sammenhang zu bringen mit den landwirtschaftlichen Krediten dergestalt, daß die weniger Betroffenen, vor allem die Landwirte mit guten Ernten, zur Zurückzahlung der Kredite angehalten werden sollen, und daß die so freiwerdenden Kredite anderweitige Verwendung finden können. Angesichts der ganzen Verteilung der Kredite In die Landwirtschaft besteht die Befürchtung, daß die bisher gewährten Kredite nicht allerwege und nicht in dem notwendigen Umfange produktive Ver wendung gefunden haben, und daß man sich den sonst nicht gerade beliebten Staat als Kreditgeber gerne gefallen läßt, ohne daran zu denken, daß dieser Kredit im Dienste der Allgemeinheit doppelt verpflichtet. Da dos Hochwasser abgeebbt ist, muß von diesen Dingen deutlicher gesprochen werden, schon im Interesse der notwendigen Klarheit und Durchsichtigkeit. Reich und Länder müssen diese Klar heit fordern, sie müssen wissen, wohin die Gelder kommen und wie sie Verwendung finden. Das erfordert auch das Interesse der kleineren und mittleren Landwirte, erfordert die Sorge um das Wohl der Allgemeinheit. ver �rbeitsmarkt in üer dritten Juliwoche. Nach den Berichten der Landesarbeitsämter für die dritte Juli- woche sind im Osten Deutschlands leichte Besserungen der Arbeitsmarktlige zu verzeichnen, während die Berichte aus Mittel- und Westdeutschland, insbesondere aus Berlin und Rbeinland-Weftfalen, weiterhin ein zum Teil recht u n g ü n st i- g e s Bild zeigen. Das allgemeine Kennzeichen ist schwankende Beschäftigungsmöglichkeit und im.Zusammenhang damit starte Fluktuation der Arbeitskräfte. Die Landwirtschaft zeigte gute Auf- nahmefähigkeit, auch für das Baugewerbe lauten die Meldungen etwas günstiger. Die Besserung im Bergbau hielt an. dagegen neigt die Lage der Metallindustrie, mit Ausnahme von Hannover , überall zur Verschlechterung. Unbefriedigend ist der Beschäftigungsgrad weiterhin im Beroielfältigungsgcwerb«, der Holz- und Bekleidungsindustrie. der üeutsthe Außenhandel im Juni. Die deutsche Außenhandelsbilanz ist, wie wir bereit» meldeten, im Juni zum ersten Male in diesem Jahre passiv. Der Einfuhr- Überschuß im Juni beträgt insgesamt 35 Millionen Reichsmart, im reinen Warenverkehr 33 Millwncn Reichsmark, während der Mai einen Ausfuhrüberschuß von 27 Millionen Reichsmark, der Aprll von 56 Millionen Reichsmark aufwies. Einfuhr«u«fuhr
Lebende Tiere.. SebenSm.».Getränke Rohstoffe und halb- fertige Waren Fertige Waren�_._ Rein. Warestverlehr Gold und Silber.
Sunt 10,0 292,9 880,8 102,3
Mai in 8,3 282,2 324,4 87,8
Jan /Juni Zun! Millionin 3 44,9 1,1 1514,2 27,0
2106.0 562,6
179,6 551. 0
Mai Ott 0,0 25,5 154,5 547,9
Iaiu/Zuni 6.0 242,6 1004,8 8316.0
791,9 4,0
702,9 8.8
4223,6 140.7
758,7 1.8
733,8 1,9
4763,3 21.8
Zusammen 795,9 706,7 4389,3 780,5 780.7 4790,1 Der Menge nach betrug die Einfuhr Ausfuhr Juni Mai Jan /Inn ! Zuni Mai Zan/Zuui Mengen in 1000 Doppelzentnern Lebende Tiere. 100,1 88,0 430,1 4.1 8.7 15,4 Lebensmittel u. Getränke.. 7437.3 7175.1 85209.4 1598.4 1229,6 11044,0 Rohstoffen halbfertige Waren 25265,4 23555,8 145228,9 42129,0 83908 2 184895,5 Fertige Waren 040,2 849,5 4716,8 5828.8 6642.2 86045.5
Waren aller Art 83733.0 31663,4 185584,9 49560,3 40781,7 232901,0 Gold und Silber 0.8 0 4 3,0 0,1 0,1 1,8
Zusammen 33733.3 31668.8 185537,9 49660,4 40781,8 282902,8 Im einzelnen ist zu den von un» bereits mitgeteilten Ergebnissen folgendes zu berichten: Die Einfuhr an Lebensmitteln und Getränken zeigt gegenüber dem Vormonat eine Zunahme um 10,7 Mlll. RM. Einsuhrsteigerungen sind festzustellen hauptsächlich bei Kartoffeln, pflanzlichen Oelen und Fetten. Äüchengewächsen und Schmalz. Zu- rückgegangen ist dagegen die Einsuhr an Weizen(um 10,9 Will. RM.) und an Südfrüchten. Die Einfuhr an Rohstoffen und halbfertigen Waren weist gegenüber dem Vormonat eine Zunahme um 62,4 Mill. RM. aus. Daran sind die Tertilrohstvosfe mit 2l.6 Mill. RM.(darunter Wolle mit 17,8 Mill. RÄi.) beteiligt. Beträchtlichere Steigerungen zeigen serner Felle zu Pelzwerk. Kupfer, Tierfett und Kalbfell« und Rindshäute. Die Fertigwaren einfuhr zeigt«irn�Zunahme um 14,4 Mill. Reichsmark. Davon entfallen" (Garn), 1,4 Mill. RM. auf! Die Ausfuhr an Lebensmitteln JL „ über dem Vormonat eine geringfügige Zunahme(um 1,5 Mill. RM) auf. Die Ausfuhr an R o h st o f f e n und halbfertigenWaron zeigt eine Steigerung um 25 Mill. RM. Daran sind hauptsächlich beteiligt: Steinkohlen (mit 13,2 Mill. RM., auch ein« Wirkung des englischen Kohlenstreiks) und schwefelsaures Ammeniak. Di« Aus- fuhr an Textilrohstoffen ist nahezu unverändert geblieben. Bei der Ausfuhr an F e r t i g w a r e n ist nur ein« unbedeutende Steigerung(um 3,1 Mill. RM.) festzustellen. Die Textilferttgwaren erzielten gegenüber dem Vormonat eine unbedeutende Zunahm»(um IL Mill. RM.): ebenso ist die Zunahme bei den Walzwerk»« erzeugnissen und Eisenwaren geringfügig(2.2 Mill. RM.). Ab- nahmen«eisen aus: Farben, Firnisse und Locke(um 3,7 Mill. RM.) und Maschinen(um 1,1 Mill. RM.). Ho»elbe<riebs-A.-G. Zu unserem Artikel in Nr. 164 bittet un« die G a st w i r t s ch a f t l> ch e B e t r i e b s g e> e l l s ch a f t m, b. H. (Gabege) niitzuteilcn. daß der Restaurationsbetrieb im Reichs» t a g seit 1921 nicht mehr durch die Hotelbetriebo-A-G -, sondern durch die Gabege bewirtschaftet wird, die dem Zentralverband der Hotel -, Restaurant- und Cafeangestellten nahesteht.
Zwei Seelen ln einer örust. Der BerlinerEinzelhandelhot mit seinen aus A b b a u der Angestelltengehälter zielenden Bestrebungen einen vollen Erfolg gehabt. Das beweist der Schiedsspruch des Schlich- tungsausschuffes, den wir früher gekennzeichnet haben. Es ist nicht uninteressant, darauf hinzuweisen, daß die Lohnabbaupolitik des Einzelhandels sich völlig im Widerspruch zu den theoretischen Grund- gedanken befindet, die die amtliche Organisation des Einzelhandels vertritt. Die Rr. 28 der„Textil-Woche*. des Organs des Reichsbundcs des TeMeinzelhandels. enthält einen Leitartikel mit der Ueberschrist „Ist das Arbeitslosenproblem unlösbar?* In die- sem Aufsatz wird die Lösung abhängig gemacht von einer grund- legenden Aenderung der Wirtschaftspolitik. Abbau der Zölle. Abbau der Kartelle, die den notwendigen Preisabbau hemmen, sind die Forderungen. Wörtlich heißt es da: „Ein großer Teil der Arbeitslosen könnte mühelos beschöstigt werden, wenn nur die Preise im richtigen Verhältnis zur Kaufkraft der Konsumenten stünden.* Da» ist unsere Ansicht. Aber wie sorgt der Einzel- Handel für die praktische Durchführung dieser richtigen Theorie? Dadurch, daß er die Kaufkraft durch Lohndrückerei abbaut und dem Markt noch mehr Konsumenten als bisher entzieht. Hohe Löhne— fordern sie für die Arbeiter. Rur zahlen sollen sie die anderem So macht es jeder Teil der Wirtschaft, bis der oll- gemeine Lohnabbau herauskommt. Und das ganze heißt„plan- mäßige Wirtschaftsführung* im Lichte kapitalistischer Interessen- Politik. der englische Muminiumtrust. Unser norwegischer Mitarbeiter schreibt uns: Der norwegische Staat hat die Wasserkräfte des Glomfjords an die englisch « Aluminium Corporation Ltd. verpachtet. Der Pachtvertrag läuft bis zum Jahre 1982. Der norwegisch« Staat selbst erwarb das Objekt mitsamt den ersten, damals dort bestehenden Kraftwerken, an denen deutsches Kapital stark beteiligt war, im Jahre 19�6. Di« Bedingungen, unter denen der Pachtvertrag zwischen der englischen Firma und dem norwegischen Staat abgeschlossen worden ist, kennzeichnen die Wasserkrastpolitik, die man in Norwegen jetzt betreibt. Darüber hinaus gewährt der Vertrag«inen mieressarnen Einblick in die englische Wirtschaftsexpansion der Nachkriegszeit. Es prägt sich hier der in letzter Zeit viel erörtert- „friedliche Imperialismus aus. Di« Aluminium Corporation Ltd. ist die H a n p t g e f e l l f ch a f t eines englischen Aluminiumtrusts, zu dem in erster Linie 6, zum größten Teil in Wales beheimatete Werke gehören. Der Trust arbeitet mit einem Aktienkapital von über 5 Millionen Pfund(100 Millionen Goldmark!), besitzt ein« Tochtergesellschast in Frankreich und setzt seine Produkte vorzugsweise in Japan . Australien und Indien ab. Jetzt hat er sich durch den Pachtvertrag mit dem norwegischen Staat verpflichtet, binnen drei Monaten eine Firma mit dem Sitz in Norwegen und unter dem norwegischen Namen A. S. H a u g e w i k S m e l t e o a« r k zu errichten. Dieses neue Werk ist auch im abgeschlossenen Vertrag formell Inhaberin der Pacht. Von englischer Seite ist ein Aktienkapital in Höhe von 3 Millionen Kronen zu beschaffen, wahrend der Aus- sichtsrat zum größten Teil aus in Norwegen ansässigen norwegischen Staatsbürgern bestehen soll. Im Jahre 1930 und 1932 sind Er- höhungen des Aktienkapital» vorgesehen. Von den bis jetzt vor- bandenen Werken übernimmt die neu« Gesellschaft zwei, die äugen- blicklich zusammen 36 000 Kilowatt liefern können. Weiter ist sie vertraglich osrpflichtet, sofort mit der Einrichtung einer Aluminium- raffineri« und-schmelze zu beginnen. Das Roher; liefert die englisch : Hauptfirma, der auch die Lieferung von Elektroden obliegt: das fertige Aluminium geht an die englischen Fabriken zurück. Hinsichtlich der ewzustellenden Arbrker be-, stimmt der Pachtvertrag, daß diese, bis auf die Spezialisten, Rprw«- ger sein müssen Man gedenkt für» erst« 50 Arbester beschäftigen zu können. Die Zahl soll dann, wenn der normal« Dollbetricb im Dana« ist. auf 600 gesteigert werden. Finanziell gesehen bedeutet der Pachtvertrag ein« gut« Ein- nähme für den norwegischen Staat, denn die Pachtsumm« be- trögt bis 1930 jährlich rund 600 000 Kronen und von da ob pro Jahr 2 Millionen Kronen. Außerdem bezahlt die Gesellschaft jährlich 3 Kronen für jeden Kilowalt Stromverbrauch. Aber auch di« englische Gesellschaft wird aus ihre Kosten kommen. Der wirklich« Lorteil für sie liegt in der durch dien Pachtvertrag vollzogenen E r- wetterung der Machtsphär« des englischen Trusts. Di« Annohm« de» Pachtvertrages im norwegischen Parlament ist so gut wie sicher. Di« englische Gesellschaft war übrigens nicht der einzig« Liebhaber für die Glommenkräfte. So hatte u. a. die deutsch « Rhetn-Elbe-Union(Ruhrtrisst) sich um«inen Pacht- vertrag bemüht. Sie hat aber davon Abstand genommen, da sie die günstigen Bedingungen, die die Engländer gewährt haben, nicht annehmen konnte oder wollte. Zur Veschaffung von tondmoschinen wurde bekanntlich vor Monaten ein« Kreditaktion eingeleitet, die auf eine Gewährung bzw. Finanzierung von Krediten bei dem Bezug von landwirtfchasUichcn Kraftmaschinen hinzielt. Jetzt wurde ein Aufsichtsrat für die Durch- führung der Krebst« eingesetzt. Dieser besteht au« 17 Mitgliedern, von denen je 7 den von der deutschen Rentenbonkkreditanstast unter. stehenden Organisationen und den privaten und öffentlichen Bank- anstauen angehöten. Das Reichesinanzministerium und das Reichs- ernährungsministerium ist durch je ein Mitglied vertreten. Vor- sitzender des Aufsichtsrats ist der bekonnte ehemalige Staats- letretär Dr. Hagedorn, der vor kurzem aus dem Er- nährungsmintsterium ausgeschieden ist und bei der Errichtung der Getrcidehandels G. m. b. H. eine Rolle gespielt hat.— Die Zahlungsbedingungen bei dem Bezug von Iraktprei, sind so geregelt, daß zunächst aus den Kaufpreis 20 Proz. an. zuzahlen sind. Die weiteren Zahlungstermine sind durch den Abnehmer festzusetzen, aber so. daß die Hälfte der verbleibenden Schuld des ersten Jahre» und die andere Hälfte nach Ablauf des zweiten Jahres getilgt wird. Das Reich übernimmt bei dem Ge- fchäft«ine A u e f a l l g a r a n t i e in Höhe von 20 Proz. bis zur Höhe von 15 Millionen Mark. Den einzelnen Traktorenfabriken wird außerdem ein Betrag zur.Finanzierung des Absatzes* ge- währt. lypisteruag de» Modeschuh». Der Luxusschuh macht im Echtch- oerbrauch den kleinsten Teil des Umsatzes aus und erfordert doch die größten Aufwendungen, nicht nur deshalb, weil die Modedamen. die ihn tragen, die Bedienung viel stärker in Anspruch nehmen a!» der Käufer von Gcbrauchsschuhen, der sich fast selbst bedient. Mehr noch fällt ins Gewicht, daß die Derschledenartigkeit der Muster, die in Lusiisschuhen auf den Markt kommen, dazu die ständig wechselnde Mode di« Unterhostung eine» umfangreichen Lagers ersordern und damit erheblich« Geldmittel binden, und weil der ständige Wechsel auch«in erhebliches Risiko in sich birgt. Eine Mode, die heute neu ist. ist morgen durch eine andere überholt. Es ist nicht uninteressant, daß der Schuheinzelhandel durch Errichtung eines M o d e a in t s glaubt, hier Wandel schaffen zu können. Da« Modeami soll nicht etwa di« Aufgabe haben, die Mode zu beseitigen, vielmehr soll da- Amt bestrebt sein, die U e b e r t r« i b u n g e n der Mode au» der Welt zu schaffen. Für jede Saison(also viermal im Jahr) sollen die«chuhsormen. die Schuhstofse und die Schuhfarben de, Luxus- chuhs festgelegt werden. Dos sind Bestrebungeii, wie sie ja auch auf anderen, mit der Mode in Berührung stehenden und von ihr ob- hängigen Wirtschaftszweigen zu beobachten sind. Unter dein Ge- sichtspunkte der Wirtfchastsrationollsierung verdienen sie die größte