Zahlreich sind die Versuche, die europäische Zollunion zu einem schutzzöllnerischen Gebilde zu machen. Viele wollen das handelspolitisch geeinte Europa mit hohen Zöllen auf Lebensmittel. Rohstoffe und Jndustrieprodukte umgeben. Demgegenüber oertritt mit Recht Woytinsky den Standpunkt. daß die europäische Zollunion im wesentlichen dem Abbau der Zollgrenzen dienen müßte. In diesem Sinne fordert die deutsche Arbeiterschaft die europäische Zollunion. Das ganze Europa muß es sein, und es darf kein schutzzöllnerisches Europa sein. Europäischer Aollvereia. Ein vorbereitendes Komitee eines„Europäischen Zoll- Vereins" veröffentlicht einen Aufruf an alle Europäer, in dem es heißt: „Der„Europäische Zollverein" bezweckt die Befriedigung d erzwischen st aatlichenWirtschaftsbeziehungenin Europa . Der erste Schritt zu diesem Zweck ist die Sammlung und Organisation aller Bestrebungen, die auf eine B e r e i n h e i t- lichung der europäischen Wirtschaft und auf«ine Er- Weiterung seiner wirtschaftlichen Einzelgebiete gerichtet sind. In allen Ländern sind, bereits Bestrebungen vorhanden, die mit unseren Grundsätzen iibereinstimmen. Doch ihre Isoliertheit verspricht ihnen nur wenig Aussicht auf praktischen Erfolg. Denn die protektio- nifhsche Wirtschaftsanarchie der Cinzelftaaten ist«in internationales Problem, das sich nur mit gegenseitigen internationalen Ab- machungen lösen läßt. Und in der Erkenntnis der Notwendigkeit dieser internationalen Zusammenarbeit richtet der„Europäische Zoll- verein" an alle bereits bestehenden Bereinigungen und an alle Einzelpersonen ohne Unterschied der Nationalität, der sonstigen politischen Stellungnahme. Religion usw. die Ausforderung, mit vereinten Kräften den Kampf gegen das gemeinsame Elend, gegen die internationale Wirtfchafts» a n a rch i e aufzunehmen. Als von jeder Politik freies, auf rein wirtschaftlicher Grund- läge aufgebautes Sammelbecken aller Bestrebungen, die auf die Er>. Weiterung und Vereinheitlichung der wirtschaftlichen Einzelgebiete von Europa gerichtet sind, vertraut der„Europäische Zoll- verein" auf die Mitarbeit aller Gleichgesinnten." Als Mitglieder des vorbereitenden Komitees unter- zeichnen: Prof. Charles Gide . College de France . Paris : Prof. Irving Fisher , Yale -Unioersity, New Häven: Prof. Dr. Eduard M i l l e t. Bern : Norman An gell, London : Dr. EleiN(?r H a n t o s, Staatssekretär a. D., Budapest : Dr. Edgar Stern- Rubarth , Berlin-Zehlendorf: Dr. Moritz Elsas, Frankfurt a. M.; Prof. Dr. Ludwig Stein . Berlin : Ernö Blei er, Budapest : Dr. Anton van Gijn, Finanz- Minister a. D., Haag._
Das verspätete Nechtsbewußtsein. Betrachtungen eines Deutschnationalen . Der alte Graf Posadowsky beschäftigt sich In einem Aufsatz, den völkische Blätter bringen, in sehr bemerkensverter Farm mit dem Volksentscheid zur Fürsten - enteignung und besonders mit den heuchlerischen Gründen, die zu seiner Bekämpfung ins Feld geführt wurden. Er selbst ist, wie nach seiner ganzen Ueberlieferung nicht anders zu erwarten war, G e g n e r der entfchädigungs- losen Enteignung gewesen, wie er Gegner jeglicher Enteignung ist. Er weist aber darauf hin, daß das Reich mit entfchädi- gungsloser Enteignung ganzer Gefellschaftsschichten dem Volksentscheid bereits vorangegangen war: „Unzweifelhaft hat zu der überraschenden Stimmenzohl jenes Volksbegehrens auch der Borgang beigetragen, welcher sich in der Enteignung der bürgerlichen Gläubiger durch dei Aufwertungsgesetz. gebung abgespielt hat, ein Verfahren, welches sich mit einer enl- schädigungslojen Enteignung ganzer Gesellschaflsschichlen fast mathematisch deckt. Was ist es anderes wie eine entschädigungslose Enteignung, wenn für Pfandbriefe und Rentenbriefe ein fester Prozentsatz für die Abtragung der Schuld überhaupt nicht festgestellt
ist und die Pfandbrief, und Renten s ch u l d n e r hierzu nicht herangezogen werden? Wenn die Anleihen von Gemeinden mit 272 Proz. des Geldwertes abgelöst werden, wenn für alle diese Schuldtitel seit Jahren auch nichtderbescheidensteTeilder schuldigen Zinsen gezahlt ist, obgleich die Schuldner selbst in- folge der Inflation Jahre hindurch vielfach glänzende Geschäfte ge- macht und ihre wirtschaftliche Lage erheblich verbessert haben?" Mit berechtigtem Zorn sieht Posadowsky besonders bei den Deutschnationalen, deren Partei er gründen half, daß i h r.Rechtsbewußtsein" erst bei dem Volksentscheid erwachte. Er zitiert die Wamungen der deutschnationalen Fraktion vor den„Angriffen auf die Eigentumsordnung, die Grundlage unseres Staates", und verweist auf ähnliche Erklärungen des Industrie» und Handelstages, kirchlicher und anderer Körper- schasten— er hätte auch auf Hindenburgs Brief hinweifen können— und fährt dann fort: .Eine einseitige Enteignung des Gläubigers zugunsten des Schuldners ist eine Verletzung des bürgerlichen Rechts und damit der Grundlagen des Staates. Zu der als Entschuldigung der Aufwertungsgesetzgebung stets betonten„Wirtschaft" gehört der Gläubiger mit seinem Vermögen ebenso wie der Schuldner, welcher in seinem wirtschaftlichen Geschäfts- gebiet die gleichen wirtschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen hat. Fürsteneigenlum und Eigentum der privalleule stehen unter dem Schuh derselben bürgerlichen Gesetze." Die W a r n u n g des Grafen W e st a r p, daß„der Kom- munismus vor den Rechten der Kapitalgläubi- ger nicht Halt machen" würde, tut Posadowsky mit den Worten ab: „Diese Prophezeiung ist leider eine rückwärts gewendete Prophetie, da schon die Aufwertungsgesetzgebung. für welche die deutschnalionale Fraktion gestimmt hat. vor den Rechten der Gläubiger nicht hall gemacht hat. Nach den grundsätzlichen Erklä- rungen der Regierung, der bürgerlichen Parteien und zahlreicher Verbände und Körperschaften wäre die Aufrcchterhaltung des Auf- wertungsgesetzes eine rechtliche und sittliche Unmöglich- k e i t sowie ein schneidender Widerspruch gegen die jetzt abgegebenen Erklärungen." Aus seiner langen Praxis wird Graf Posadowsky wisien, daß die Erklärungen der Deutschnationalen , wie die ihrer Vorläufer, immer nur Zweckerklärunaen gewesen sind. Von jeher haben sie vor Wahlen und Abstimmungen das Blaue vom Himmel herunter versprochen, die Ver- sprechungen aber immer nur insoweit gehalten, als ihre eigenen Interessen dabei in Frage kamen. Deswegen wirb der alte Graf sie auch jetzt nicht bewegen, ihre Theorien vom„Einbruch in den Rechtsstaat" auf ihr eigenes Auf- wertungsgesetz anzuwenden. Das„Rechtsgefühl" kommt bei den Deutschnationalen immer verspätet und wird dann recht bald wieder vergessen."
Personalpolitik. Nur keine Demokratisierung der Verwaltung! Der Reichsinnenminister Dr. Külz hat einen Demo- kraten in das Ministerium des Innern berufen. Der Neu- berufene soll«zur Erledigung von Spezialaufträgen" ver- wendet werden. Ein einziger Demokrat in das Reichsinnen- Ministerium berufen— das gibt der„Täglichen Rund- schau" Anlaß zu folgender sanfter Kritik: „Es wäre interessant zu erfahren, wie die Schaffung dieses „Speziolpöstens"«tatrechtlich begründet wird." Das Versteckspiel der„Täglichen Rundschau" hinter dem Etatrecht verbirgt nur schlecht die politische Kritik. Die ,.Täc>- liche Rundschau" ist Organ einer Regierungspartei. Sie sieht mit Mißbehagen, daß ein Minister einen Vertrauens- mann aus seiner Partei, ebenfalls einer Regierungspartei, beruft; denn die Verwaltung ist nach der Ansicht der Volks- Partei reserviert für Volksparteiler, Deutsch- nationale und Völkische . Ein Demokrat mehr ist
schon zuviel— er könnte die Betätizungsmögttchkeit der Müh leisen einengen. Das kurze Sätzchen der„Täglichen Rundschau" spricht Bände. Nur keine Demokratisierung der Verwaltung! Um so entschiedener muß für die Demokratisierung der Verwal- wng gesorgt werden._\ Münchener Untersuchung. Die Methode wie mau nichts entdeckt. Di« Untersuchung gegen Schweikart nimmt ihren Fort- gang. Beweismittel stehen der untersuchenden Behörde zur Genüge zur Verfügung. Es gibt jedoch Methoden, um selbst bei er- drückendem Beweismaterial nicht zur Feststellung von Schuldigen zu gelangen. Diese Methoden hat die Münchener Polizei angewandt, als sie nach dem Morde an G a r e i s den Täter ausfindig machen sollte. Sie hat den Gareis-Mörder nicht festgestellt. Damit die Beweis- mittel, die zu jener Zeit schon in den Akten waren, und die erst jetzt ans Licht gebracht wurden, damals nicht zur Feststellung des Mör- ders führen konnten, wurde auf folgende Weife verfahren: Man ließ die Morde an dem Dienstmädchen Sandmeyer und an dem Abgeordneten Gareis nicht durch die gleichen Beamten untersuchen. Dies geschah, obwohl 1921 schon feststand, daß die beiden Mordtaten in engstem Zusammenhang miteinander stehen. Es wurden verschiedene Personen mit der Unter- suchung der beiden Morde beaustragt, und zwar so, daß sie nicht in der Lage waren, in die zusammengehörigen Akten Ein- blick zu nehmen und die Zusammenhänge festzustellen. Auf diese Weise erreichte man, daß die Untersuchung ergebnislos verlief, und daß der schwer belastende Janusbrief des Leutnants Schwei- kart unberücksichtigt blieb. Inwieweit die Akten, als sie den unter- suchenden Beamten übergeben wurden, noch vollständig waren, muß einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben. Diese Methode war natürlich nur möglich, wenn eine geschickte Regieführung in den oberen Dienststellen dafür Sorge trug, daß die untersuchenden Beamten nicht in Berührung miteinander kamen. Diese Regieführung setzte von vornherein Kenntnis der Zu- sammenhänge voraus, die nicht bekannt werden sollten, eine Kenntnis, die nur durch Mitschuld erworben werden konnte. Gibt es in der Untersuchung gegen Schweikart, die nach der Haftentlassung fortgeht, ebenfalls eine Regieführung? Ist der derzeitige Ausenthalt Schweikarts den Behörden bekannt? Serufungsverhanülung Kußmann-Knoll. Drei Tage vorgesehen. Gegen da« freisprechende Urteil im Prozeß gegen den früheren Staatsanwalt K u ß m a n n und den Hauptmann a. D. K n o l l wegen Beiseiteschaffung von Aktenstücken hatte die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt, die nunmehr vor der Großen Strafkammer des Landgerichts I zur Verhandlung kommen soll. Während der Prozeß in erster Instanz nur einen Tag dauerte, sind für die Berusungsoerhandlung bisher drei Tage vor- gesehen, und zwar der 2 7. und 29. September und der 1. Oktober. Der größere Umfang dieses zweiten Prozesses Kuß- mann- Knoll erklärt sich durch die vorgesehene Erweiterung der Beweisaufnahm«, und zwar sind bisher schon SO Zeugen geladen, darunter alle Beamten de» früheren Barmat-Dezernates der Staats- anwaltschaft I, sowie mehrere Abgeordnete und Journalisten. Die Anklage wird von Oberstaatsanwalt T e tz l a v oertreten, während die Angeklagten wieder durch die Rechtsanwälte Dr. Luetgebrune (Göttingen ) und Roetter(Berlin ) verteidigt werden.
wegen der Vorfälle in Germershcim Hot Botschafter von Hoesch den Generalsekretär des französischen Auswärtigen Amtes ausgesucht.
Magdeburger Zwiegespräch. Ben Hans Bauer. „Fabelhast, unsere Polizei-- da muß man doch schon sagen, daß sie eine Rase hat wie ein Bernhardiner Hund." „Sie meinen die Sache mit Haas? Ja, hier ist prompte Arbeit geleistet worden." „Prompte Arbeit nennen Sie das? Ich danke schön! Wenn es das bloß wäre! Aber es ist ja doch viel mehr als das. Eine Meister- leistung kriminalistischen Scharssinns ist vollbracht worden. Bedenken Sie, wie minimal die Anhaltspunkte waren...." „Das schon. Vieles sprach gegen die Annahme, daß Haas der Anstifter ist. Leicht hat er's der Polizei nicht gemacht." «Nicht leicht, ist gut gesagt. Ueberlegen Sie sich, was dazu ge- hört, um den Verdacht einer Mordanstiftung aussprechen zu können. Denken Sie beispielsweise an Bayern . Wieviel Indizien hat man dort gegen soundsoviel«, daß sie jemanden um die Eck« gebracht haben. Aber man will nicht recht zupacken. Man kann nicht so heran an sie. Da» Material reicht eben doch nicht aus--- und dabei könnte man fast sprechen, daß sie photographiert worden sind, als sie den Revolver abdrückten oder mit der Spitzhocke losschlugen. Ein Mord will eben bewiesen sein, das ist keine Kleinigkeit. Nun ver- gleichen Sie damit unseren Untersuchungsrichter. Keine einzige Blöße gegeben hat er sich, der Haas. Der gesunde Menschenverstand, über- Haupt alles sprach dagegen, daß er beteiligt gewesen ist. Aber die Untcrfuchungsbchörde hat es doch ausgeknobelt. Da läßt sich halt nichts machen. Ein kriminalistisches Genie bleibt eben«In krimlnali- stifches Genie." „Zugegeben, daß die Stellung und der Beruf des Haas schützend vor ihm gestanden haben, indessen...." „Weiß schon. Weiß schon. Jetzt werden Sie kommen und sagen" Aber der Schröderl Bitt' schön, damit können Sie den Spür- sinn unserer Polizei nicht verkleinern. Damit nicht. Wer ist Schrö- der? Wieso soll er im geringsten glaubwürdig sein? Und dann wird er sich nicht haben einfallen lassen, von sich aus den Haas zu ver- dächtigen. Nein, die Untersuchungsbehörde wird ihn darauf gebracht haben. Man kann also schon sagen: Au, dem Nichts, au, dem ab- soluten Nichts heraus hat sie den Haas gestellt. Bloß die Witterung hat sie gehabt. Das heiß' ich tüchtig sein. Da gehört wa« dazu." „Alles richtig, aber das habe ich nicht gemeint. Jndesien. so wollt« ich vorhin sagen, es heißt, daß der Haa, dem Reichsbanner nahegestanden hat." „Wollen Sie damit sagen, daß die Leistung des Untersuchung»- richters nicht dennoch staunenerregend wäre--«inen Anhaltspunkt hat er ja schließlich doch haben müssen."
va, Rodiu-Museum In pari» hat einen Abguß der neuen Si u r m i- Statuette von Rens Sinteni» angekauft: der erst« Ankauf«rsolgte vor ewiger Zeit durch das Museum in tzetswgsorS.
Srückenbau. Gurgelnd wälzen sich die Fluten der Elb« durch das Land. Weit- hin ist noch alles überschwemmt. Bon Sträuchern sind nur die Spitzen zu sehen; Di« Bäume stehen noch bis zu den Kronen im Wasser. Das Rattern hydraulischen Nietens, untermischt von schweren Hammerschlägen, dringt an mein Ohr. In ungeheurer Länge spannt sich die Brücke der Eisenbahn Berlin — Hannooer hinter Schönhausen über den Strom und sein« Niederung, die jetzt noch in ihrer ganzen Breite, von Deich zu Deich, überflutet ist. Di« alte Brück« ist dem Verkehr nicht mehr gewachsen. Ihr« Pfeiler stehen zu dicht und bilden tückische Gefahren für die Schiffer, besonders jetzt, da das Hochwasser noch immer die Gegend beherrscht. So ist man jetzt dabei, eine nue Brücke zu errichten. Ein gigantisches Bild menschlichen Schaffens entrollt sich da. Der eigentlich« Strombogen von 10S Meter Spannung ist in der Mitte noch nicht ganz geschlossen. Riesig« Krantürme ragen in die Luft, mit deren Hilf« das schwierige Wert vollendet wird. Ungeheure Kräfte sind dabei, den Brückenbogen über die Oeffnung zu ziehen, um die Berbindung beider Ufer herzustellen. In schwindelnder Höh« stehen die Männer der Arbeit auf dem Gerüst. Ich sah sie im strö» Menden Regen, als alles in tiefe» Grau gekleidet war: ich sah sie im glühenden Scmnenglanz, niemals müde, immer mit kräftigen Armen den Hammer führend. Der Tod hält immerzu die Hand ausgestreckt, um jeden, der die Sinn« nicht fortwährend straff zufammenhält, an sich zu reihen. Mehr als einen dieser Tapseren soll er sich schon geholt haben. Borbei fahren die Eisenbahnzüge, Güterzüge mit den schwarzen Diamanten de» Ruhrreviers, die Personenzüge und die v- und Luxuszüge. Aus den Fenstern sehen dann wohl die Reisenden im flüchtigen Vorbeifahren das Werk entstehen, sie sehen aber nicht die Gefahren und kennen nicht die Opfer, nnter denen es vollendet wird. Sie fühlen sich sicher über den gurgelnden Fluten de« Strome». Karl Suckert.
Wettbewerb für da» völterbundhau». Für das„Haus der Nationen" in Genf ist jetzt die Jury und das Bauprogramm fest- gelegt worden. Das Bölkcrbundhaus wird sich auf einem Gelände am Ende der Stadt Genf , mit altem Baumbestand, mit weiten Durch- blicken auf See und Gebirge, erheben. Die Grundstückkosten be- tragen 2sb Millionen Franken, die Baukosten für das Völkerbund - Versammlunashaus allein find mit 8 Millionen Franken in Rechnung gestellt. Außer Deutschland haben M Staaten da» Recht der Beteiii. gung, als Preise sind 165 000 Franken ausgeworfen. Da» Preis- gericht enthält zwei Architekten deutschen Stammes, den Wiener Joses Hoffmann und den Züricher Karl Moser . Der Bahnbrecher der hol- ländischen Baukunst H. P. Berlage , ist aber außer ihnen der einzige im Preisgericht, dessen Rame unbedingt im Sinne einer fortschritt- lichen Lösung ins Gewicht fällt: der Belgier V. Horta Ist, nach dem belgischen Pavillon auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung zu schließen, allzusehr bei der Weise seiner Frühperiode, dem Jugendstil der neunziger Jahre stehengeblieben. Wie der„Cicerone" schreibt, amtieren in dem Preisgericht neben dem Engländer I. Burnett. dessen klassizistische Baugesinnung seinem kühl-praktischen Sinn nicht
entgegensteht, noch der Italiener A. Muggia, der Franzose Levas- ouier, Stilqrchitekten im Sinne des 19. Jahrhunderts, serner der Schwede Tangboom, der sich in allen Stilen versucht. Da» Prcls- gericht formuliert die Ausgabe, daß die Architekten in neuem und prak- tischem Sinne die verschiedenen Probleme lösen und vor allem durch die Reinheit des Stiles und die Harmonie der Linien die hohe Be- ftimmung des Gebäudes symbolisieren sollen. So erfreulich diese Forderung ist, so kann ihre Verwirklichung doch jn sehr verschiedenem Sinne oerstanden werden. Dos Ergebnis wird davon abhängen, welche Mitglieder der Jury die Oberhand bekommen. Die Zusammen- setzung ist immerhin so, daß sortfchrittliche Lösungen durchaus nicht von vornherein unter den Tisch fallen müssen. Was die Watrosen lesen. Das englische Marineministerium hat ein« Untersuchung darüber angestellt, was von den Seeleuten an Bord der Kriegs- und Handelsschiff« am meisten gelesen wird. Dies« Untersuchung hat interessant« Ergebnisse gehabt, denn es stellt« sich heraus, daß die Matrosen am liebsten populäre Darstellungen von wissenschaftlichen Dingen lesen, besonders von astronomischen und physikalischen Vorgängen. Aber auch ander« Bücher, die sich mit der Fortbildung der Menschen befassen, werden vielfach versangt, so z. B. Bücher über Parteiwirtschaft, über Tiere und über den menschlichen Körper. Gar nicht oerlangt werden z. B. Reisebefchreibungen. Das kann man verstehen, denn dl« Matrofen haben selbst meist in ihren langjährigen Diensten Gelegenheit gehabt, sremde Länder kennen zu lernen, viele Reisen zu unternehmen, so daß sie nicht darauf an- gewiesen sind, sich mit fremden Erlebnissen zu unterhalten. Ihr Leben ist eben ein Leben des ständigen Wechsels, so daß gerade die- jenigen Bücher, die, wie die wissenschaftlichen, eine gewiss« Festigkeit des Leben» im ständigen Wandel darstellen, am meisten reizen. Sehr wenig oerlangt lverden auch Dichtwerk«: dagegen werden Unter- Haltungsroman« sehr viel gelesen. Ein« ähnlich« Untersuchung hat auch da» amerikanische Flottenministerium— und zwar zur selben Zeit— veranstaltet. Es stellte sich heraus, daß auch die omerika- nifchen Seeleute— ähnlich wie die englischen — Roman« gern« lesen und viel benutzen. Bei den amerikanischen werden hauptsächlich diejenigen Roman« oerlangt, die sich mit den Erlebnissen der Cowboys besassen. während die englischen Seeleute hauptsächlich die Romane lieben, die von Goldgräbern, Pelzsägern und ähnlichen Abenteurern handeln. Bei beiden ist jedenfalls die Sehnsucht nach Wild und tapferen Menschen groß, deren Schicksale sie innig mitempfinden. Auch die amerikanischen Matrosen lieben Tiergeschichten ähnlich wie die englischen und merkwürdigerweis« wurden am meisten Bücher über Hühnerzucht und über Schlangenfarmen verlangt. Dagegen hat der amerikanische Matrose nur sehr geringes Interesse für auf- klärende und fortbildend« Bücher wissenschaftlichen Inhalts. Drncksehler-Berichttgung. Jn der Notiz„Australiens neue Haupt- ftadt"(heutige Morgen-Nummer) wirb mitgeteilt, die Jnbstrieb- nahm« der Hauptstadt Canberra fei auf den 9. Mai 1926 festgesetzt worden. Es handelt sich um den 9. Mai 1927.
Ein Arelsansschrelbe« hts verein» Vevtscher Essenbahnverweltung« setzt für Sisindungen. Lerbesscrungen und schriftstellerisch« Arbeiten aus den: Gebiete des Eisenbahnwesen», die vom 1. April IftLZ btt 31. März 197! erschienen find, Preise vv» zusammen 30 000 M. und Einzelpreisc oo» 1500 bi« 7500 M. au».