Einzelbild herunterladen
 

Deutscher Krankenkassentag. Ein Amerikaner über die Kriegsschuld

Düffeldorf, 26. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Auf dem 30. Deutschen Krankenkassentag des Hauptver= bandes, der am Sonntag in Düsseldorf eröffnet wurde, waren 521 Arbeitgebervertreter, 893 Vertreter der Versicherten, 641 An­gestellte des Hauptverbandes und der Krankenkassen und 107 Ehren­gäste, im ganzen 2555 Teilnehmer anwesend. In seiner Eröffnungs­ansprache erinnerte der 1. Vorsitzende des Hauptverbandes, Stadtrat Ahrens Berlin , daran, daß der Verband eine außerordent­lich günstige Entwicklung hinter sich habe. Bei der 13. Jahresversammlung, die ebenfalls in Düsseldorf stattfand, waren nur 155 Kaffen mit 320 Teilnehmern anwesend. In Zukunft wird die zahlenmäßige Entwicklung wohl nicht mehr so stürmisch weiter. gehen. Aber viele Aufgaben drängten sich vor, die der Lösung harr­ten. Die Reichsgesundheitswoche sei auf Anregung des Hauptver­bandes veranstaltet worden. Ein schweres Problem für die Kassen sei die Zunahme der Durchschnittstrantheitsdauer, die eine Folge des Krieges und der Arbeitslosigkeit sei, wodurch eine Steigerung der Ausgaben der Kassen erfolgt. Leider habe der Gesetzgeber bisher den Krankenkassen nicht das gegeben, was sie fordern müßten. Eine Herabsegung der Rassenbeiträge, sei un= möglich. Unmöglich sei aber auch ein Abbau der Sozial. versicherung, wie er in einer Denkschrift des Reichsverbandes der Deutschen Industrie gefordert werde.

Der geschäftsführende Vorsitzende Lehmann, der nach den Begrüßungsansprachen, an denen sich Dr. Mofes für die sozial­demokratische Reichstagsfraktion beteiligte, alsdann das Wort zum Geschäftsbericht erhielt, wies besonders darauf hin, daß von 11,6 Millionen Versicherten 10,25 millionen im Hauptver band zusammengeschlossen sind. Auf dem Gebiete der Gesundheits­fürsorge habe der Hauptverband Hervorragendes geleistet. Der Be­richterstatter betonte, daß

der Kampf mit den Aerzten,

bie unter sich einen Ronkurrenzlampf auf Leben und Tob führten, weiter gehe. 1885 gab es in Deutschland 50 000 Aerzte. Heute sind es 145 000, von denen nur ein kleiner Bruchteil außerhalb der Kaffen tätig sei. Der Beschluß des Preußischen Landtages , den 20prozentigen Rabattabschlag von der Aerztegebührenordnung aufzuheben, bringe den Kaffen eine 25prozentige Erhöhung ihrer Ausgaben oder im Jahr etma 55 Millionen Mehrausgaben. Die Ausgestaltung der Wochen­hilfe bedeute eine Belastung, die aber von den Kassen im Interesse der Bolksgesundheit hingenommen werden muß.- Der Bericht wurde ohne Aussprache entgegengenommen und dem Vorstand Entlastung

erteilt.

Ueber das Thema Gesundheitsfürsorge durch Ar­beitsgemeinschaft der Sozialversicherungsträ. Notwendigkeit der Zusammenarbeit der verschiedenen Träger der ger" sprach Oberregierungsrat Unger Berlin. Er unterstrich die Sozialversicherung. Die aus dieser Erkenntnis heraus bei vielen Ver­sicherungsanstalten entstandenen Arbeitsgemeinschaften zwischen den Organisationen der Kranken, Unfall, Invaliden, Angestellten- und Snappschaftsversicherungen haben praktische Erfolge gehabt. Auch die zwischen den einzelnen Sozialversicherungsträgern getätigten Ab­fommen ermöglichten ein reibungsloses Arbeiten, was im Interesse der Versicherten nur zu begrüßen sei.

=

Prof. Klein Jena sprach über das Naturheilverfah renim Dienste der Krankenversicherung . Wenn auch die Behandlung der Versicherten nur durch das Naturheilverfahren nicht zu erreichen fei, so müsse doch gefordert werden, daß auch den Naturärzten die Zulassung zur Kassenpraris ermöglicht werde. Bis heute hätten es die Organisationen der Aerzte fertiggebracht, die Raturärzte von der Behandlung der Krantenfassenmitglieder fern zuhalten und ihnen dadurch die Möglichkeit genommen, die Vorteile der Naturheilweise in der Krankenversicherung unter Beweis zu stelfen. leber Bas Frühheilverfahren in der Unfallver. sicherung sprach Berwaltungsdirektor Kohn Berlin . Durch das Gesez über Aenderungen in der Unfallversicherung vom 14. Juni 1925 ist dem Frühheilverfahren eine größere Bedeutung als früher eingeräumt. Die Zuständigkeit der Berufsgenossenschaften und der Krankenkassen greifen hier ineinander und ist durch gegenseitige Ab. tommen abgegrenzt und festgelegt.

Am Montag wies Ministerialbirettor Grieser vom Reichsarbeitsministerium in seinem Referat über die

.Internationale Sozialversicherung"

auf die große Bedeutung des Internationalen Arbeitsamtes hin. Auf der letzten Arbeitskonferenz habe man sich entschieden, bei der Beurteilung von Berufskrankheiten den Kreis der Betriebe weiter zuziehen. Ueber die Grundprobleme der internationalen Sozialver ficherung seien sich alle Mitglieder einig gewesen. Die foziale Lage habe sich in der ganzen Welt verschärft. Wenn die Weltwirtschaft wieder in geordneten Bahnen laufen solle, dann müsse erst die joziale Lage der Arbeiterschaft gebeffert werden und wenn im nächsten Jahre auf der Arbeitskonferenz über die Arbeiterversiche. rung verhandelt werde, dann müßte die Arbeiterschaft der ganzen Welt vertreten sein.

Als Vertreter des Internationalen Arbeitsamtes machte Dr. Schneider zu diesem mit großem Beifall aufgenommenen Referat noch Ergänzungen.

1

Prof. Barnes schiebt die Hauptverantwortlichkeit auf Rußland und Frankreich .

Unter der Bedeckung eines Dußend Schupobeamten sprach in| An die letzte Stelle auf der Stala der Kriegsschuld fäme Deutsch­der Aula der Universität der amerikanische Universitätsprofessor land und England, die beide einem Krieg in der Krisis von 5. E. Barnes über die Kriegsschuldfrage. Die Polizei 1914 entgegen waren, aber unfähig, ihn zu verhindern. Immerhin war jedoc; unnötigerweise von dem Arbeitsausschuß deut ist die öffentliche Meinung in Deutschland militaristischer gewesen scher Berbände, dem Veranstalter des Abends, bemüht worden. als die englische. Jedoch habe die deutsche Diplomatie fich mehr als es waren feine völkischen Studentenmassen versammelt, sondern Sir Edward Grey für die Erhaltung des Friedens eingesetzt. Lessere und gute Berliner Gesellschaft, jene nationalen Damen und Herren, die international genug gebildet sind oder sich dafür halten, einem Vortrag auf englisch zu folgen.

Ueber den Vortragenden, der wie ein Geistlicher seines Landes aussieht, erwähnte der den Abend leitende Neuphilologe, daß er, als er an das Studium der Kriegsschuldfrage heranging, in national bedingten Vorstellungen befangen gewesen sei, nun aber sich zu einem internationalen Standpunkt durchgerungen habe. Gouverneur Schnee, der Vorsitzende des Arbeitsausschusses bezeichnete Barnes als einen Mann, der der Wahrheit und Gerechtigkeit diene, die allein als einen Mann, der der Wahrheit und Gerechtigkeit diene, die allein eine Verständigung ermöglichen.

Prof. Barnes erklärte: Aus der Erkenntnis der Ursachen des Weltkrieges könne man Kriege überhaupt ertennen und dann vermeiden. Die Kriegsschuldfrage sei durchaus nicht etwa eine deutsche, sondern eine Weltfrage erster Ordnung.

Barnes unterschied in seinem Bortrag allgemeine Verantwort­lichkeit und besondere Berantwortglichkeiten. Bas

die allgemeinen Ursachen angeht, so find alle Großmäche schuldig. Sie sind durchweg mitschuldig an dein System des Wett rüstens, der Geheimbiplomatie, der Bündnis politit, der ständigen Drohung mit Krieg. Deutschland sei in dieser Hinsicht nur ein Teil des europäischen Systems, es hat als solches ebenfalls zum Kriege beigetragen.

Was die besondere Kriegsschuld, die Schuld an dem Ausbruch des Weltkrieges anlangt, so fönnte man eine Stala der Kriegsschuld

aufstellen. Nach Professor Barnes' Auffaffung fällt durchaus die einzige dirette und unmittelbare Berantwortung für den Weltkrieg auf Frankreich und Rußland , und zwar mit der Schuld ungefähr gleich verteilt. Beit hinter Frankreich und Rußland fäme Desterreich. An dessen Kriegsprogramm sei land insofern ein grundlegender Unterschied, als Desterreich kein Zweifel. Nur bestehe im Bergleich zu Frankreich und Ruß­einen totalen Krieg zur Bestrafung Serbiens führen wollte, während die Pläne der russischen und französischen Machthaber ein­während die Pläne der russischen und französischen Machthaber ein deutig auf einen allgemeinen europäischen Konflikt hinausgingen.

der einzelnen Einkommensteuersätze vor. Die Ausarbeitung der neuen direkten Steuern wird dem Handelsminister Bokanowsti übertragen.

Die ins Auge gefaßten indiretten Steuern umfaffen in erster Linie eine Vereinheitlichung der Warenumfaß ste u er auf 2 Broz, eine allgemeine Erhöhung der Tage auf Rolo nialwaren, eine Erhöhung der 3ollkoeffizienten und, nach Einholung des Einverständnisses des obersten Eisenbahnrates, eine Erhöhung der Eisenbahntarife um 15 Proz. Außerdem plant die Regierung einschneidende Sparmaßnah men in der Verwaltung in Anlehnung an einen Bericht, den darüber seinerzeit der jetzige Minister Marin ausgearbeitet hat. Poincaré wird außerdem von der Kammer das Recht verlangen, diese Spar maßnahmen

vorzunehmen.

auf dem Wege von Dekreten

Dieses außerordentlich phantasielose und schema­tische Poincarésche Finanzprogramm hält sich also, wie man sieht, sehr eng an die reaktionären, von seinem jezigen Mitarbeiter Bokanowski so und so oft auf der Kammertribüne entwickelten finanzpolitischen Rezepte mit starkem inflationistischen Einschlag. Zweifellos werden die neuen fistalischen Lasten, die Poincaré dem Lande abverlangt und die die Finanzkommission

mehreren seiner Borgänger hartnäckig verweigert hat, in der Stom. mission auf starten Widerstand besonders bei den sozialistischen mission auf starken Widerstand besonders bei den fozialistischen Mitgliedern stoßen. Poincaré wird diesen Widerstand dadurch zu paralyfieren suchen, daß er am Dienstag in der Rammer für sein Finanzprogramm das gegelentlich der jüngst von der Rammer vor­genommenen Reform ihrer Geschäftsordnung eingeführte sogenannte Dringlichkeitsverfahren beantragen wird. Falls die Rammer mit 3weidrittelmehrheit ihm zustimmt, wird die Finanz­tommission nur höchstens drei Tage zur Prüfung der Bor lage erhalten. Die Diskussion im Plenum hat dann 24 Stunden nach Beendigung dieser Prüfung zu erfolgen. Für die Debatte im nach Beendigung dieser Brüfung zu erfolgen. Für die Debatte im Plenum sieht das neue Verfahren ebenfalls eine Reihe von Ein­schränkungen, wie die Beschränkung der Redezeit auf 15 Minuten, schränkungen, wie die Beschränkung der Redezeit auf 15 Minuten, vor, so daß, da die geschlossene Opposition in der Kammer auf Sozialisten und Kommunisten beschränkt bleibt, die Finanz­vorlage aller Boraussicht nach entsprechend dem Wunsch Poincarés in höchftens einer Woche verabschiedet

Dann sprach Prof. Dr. Schloßmann Düsseldorf über Kinderfürsorge unter Mithilfe der Kranten faffen". Eine folche Fürsorge müsse gefeßlich geregelt sein. Mit der Kinderfürsorge eng verbunden seien Wöchnerinnen - und Familien­fürsorge. Auch die Kinder der Mitglieder hätten Anspruch auf Krantenhaushandlung. Dafür zu sorgen fei Sache der Gemeinden. Der Redner nahm dann Stellung gegen die Stadt Düsseldorf , die für Krankenhausaufenthalt nicht nur von einem Erwachsenen, sondern auch von einem Rinde 5 Mark pro Tag verlange. Das sei ein standa löser Zustand, der nicht länger geduldet werden dürfte. Die Kranken­faffen hätten die Pflicht, dagegen anzufämpfen. Der Redner wies fein dürfte. dann noch darauf hin, daß das Wohnungselend keine Folge der Borkriegszeit fei, sondern auf die öffentliche Indifferenz in der Vor­friegszeit zurückzuführen sei. Wer das Gegenteil behaupte, täusche die Deffentlichkeit.

=

Ueber die Organisation der Rinderfürforge" Sprach Verwaltungsdirektor Stroebig Hamburg, der verlangte, pak man fich frühzeitig genug für die Jugendlichen einsehen müßte. Borbeugende Tätigkeit sei das wichtigste. Dagegen wendet sich aber der Arbeitgeber. Es scheine der Geist der Borfriegszeit wieder zu fpufen. Man müsse sofort zugreifen mit der Kinderfürsorge, bevor es zu spät ist. Bon 220 000 tindern befinden sich 9000 in ärztlicher Behandlung. Vor allen Dingen müssen mit staatlichen und fommu nalen Behörden Arbeitsgemeinschaften gebildet werden, die die Pflicht hätten, die Kinderfürsorge zur Durchführung zu bringen.

Poincarés Finanzprogramm.

Eine Wiederholung der reaktionären Vorschläge Bokanowskis.

Paris , 26. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die Abendblätter melden, daß die Poincaréschen Finanzentwürfe in ihren großen Linien fertiggestellt sind. Sie umfassen zehn Artikel und ent­halten als Hauptbestandteil eine zum Teil

sehr starke Erhöhung der direkten und indirekten Steueru. Was die Erhöhung der direkten Steuern anbelangt, so hat Boin­caré beinahe in vollem Umfang die Borschläge des Expertenberichts angenommen. Dieser sieht u. a. eine Herabsehung der Höchstgrenze der Einkommensteuer, eine Erhöhung der Mindestgrenze derselben von 8000 auf 10 000 Franten, aber demgegenüber eine Revision

Die Erholung des Franken.

Die Erholung des Franken hat am Montag angedauert. Das englische Pfund notierte offiziell 188,75, der Dollar 38,83, die Reichsmart 10,15. An der Nachbörse zogen aber die ausländischen Devisen wieder leicht an. Die Regierung läßt das Gerücht, wonach Diese Frankenhauffe auf eine Intervention der Bank von Frankreich unter Verwendung eines Teiles des Restbestandes des Morgan­Fonds zurückzuführen sei, energisch dementieren und erklären, daß die Hausse einzig und allein durch die gute Aufnahme, die das Ministerium Poincaré im In- und Auslande gefunden habe, zu erklären ist.

Französische Heeresreform.

Geringere Friedensstärke- höhere Kriegsstärke. Paris , 26. Juli. ( WTB.) Auf einem Bankett anläßlich des Rongresses der französischen Reserveoffiziere in Lille hat Marschall Foch eine Rede über die Organisation der fünftigen französischen Armee gehalten und darin folgende Grund­fäße aufgestellt: 1. das Friedensheer wirb viel fleinere Effettivbeständ befizen als 1914, die Zahl der Armeekorps wird verringert werden, größte Sparsamkeit foll Play greifen. 2. Das Kriegsheer wird sämtliche Hilfsquellen der Nation einfegen und dadurch an Bedeutung gewinnen. 3. Sowohl das Kriegs. wie das Friedensheer werden eine den militärischen Be­dingungen immer mehr und besser angepaßte vervolltomm= nete Waffe befizen. Das Kriegsheer wird seinen Hauptwert durch die Reserve, ihre Quantität und ihre Qualität erreichen.

Professor Barnes begründete seine Einschätzung der speziellen russischen und französischen Kriegsschuld mit den bekannten Tat­sachen: Poincaré und Iswolski arbeiteten seit 1912 Hand in Hand, wenn nicht, um den Weltkrieg herbeizuführen, so doch um ihn vorzubereiten. Die österreichische allgemeine Mobil­machung fand 24 Stunden vor der russischen, 48 Stunden vor der deutschen Mobilmachung statt. Die voreilige Meldung des, Lokal­Anzeigers" von der deutschen Mobilmachung ist erst fieben Stunden nach der Anordnung der russischen Mobilmachung in Petersburg bekannt gewesen. Nach dem Mobilmachungserlaß des Zaren ist der russische Kriegsminister 24 Stunden von nie. mand zu erreichen gewesen, um eine Rücknahme der Order durch den Zaren zu verhindern. Die französische Regierung wurde Schritt für Schritt von den russischen militärischen Vorbe­reitungen informert, hat aber feinen Finger gerührt, um die russischen Machthaber zurückzuhalten. In der Nacht des 31. Juli entschied sich das französische Kabinett für den Krieg. Iswolski erfuhr diesen Entschluß um Mitternacht. Frankreich war das erste Land, das sich in der europäischen Krisis von 1914 offen für den Krieg aussprach.

Prof. Barnes sprach als Freund nicht Deutschlands , sondern der Wahrheit. In dem Kampfe um eine gerechte Verteilung der Kriegsschuld, den er gegen die in seinem Lande noch verbreiteten Propagandalügen führt, schießt er offensichtlich über das Ziel hinaus. Um so schlimmer ist es, daß sein ehrlicher Jdealismus zu politischen Zweden mißbraucht wird. Zur Bequemlichkeit des Publikums wurde nämlich ein Auszug des Vortrags in deutscher Sprache verlesen. Dieser, auch der Presse übergebene Auszug wurde vom natio nalen Standpunkt" aus verwertet.

Professor Barnes erklärte: Wenn wir die große Lektion. lernen, die in einer flaren Erkenntnis der Kriegsschuldfrage ent­Idealismus des nächsten Krieges ankündigen halten ist, werden wir ein mächtiges Argument benen gegen. über haben, die uns die Notwendigkeit und den wollen." Aus der pazifistischen Begründung seiner 2 wurde die nationalistische gemacht: werden wir ein magtiges Ar­gument für uns haben."( 1)

Die Mißstimmung in Elsaß- Lothringen . Umbenennung von franzosenfreundlichen Straßennamen.

Paris , 26. Juli. ( WTB.) Wie aus Straßburg gemeldet wird, hat der Gemeinderat von Schlettstadt auf Vorschlag des Bei­geordneten beim Bürgermeisteramt beschlossen, die Straßen ber Stadt, die die Namen Turenne, Joffre , Foch , General Castelnau, Gouraud, Gallieni tragen, umzubenennen. Gleichzeitig werden verschiedene Benennungen wie Rue du 17. Novembre( Einzug der franzöfifchen Truppen in Schlettstadt ) Rue de Verdun, Thiers, Gam­betta und Déroulède verschwinden. An ihre Stelle follen neutrale Bezeichnungen treten, die nicht an den letzten Krieg erinnern.

Das Manifest des Heimatbundes.

Paris , 26. Juli. ( WTB.) In dem Manifest, das der Heimat­bund für Elsaß- Lothringen verteilen läßt, heißt es u. a.: Elsaß­Lothringen den Elsässern und Lothringern! Andernfalls würden wir nur noch als Fremde in unserem eigenen Lande be­trachtet werden. Unsere Sprache, unser Geist, unsere Gewohn­heiten und selbst unsere Architektur beweisen die große Ver schiedenheit zwischen dem französischen und dem elsaß­lothringischen Volke.

Der Bergbaukonflikt im englischen Parlament

Baldwin will nichts tun.

London , 26. Juli. ( WTB.) Beide Häuser des Parlaments er­örterten heute die Lage in der Kohlenindustrie. Im Unterhause erklärte Lloyd George : Gegenwärtig verliert das Land wöchent lich 15 bis 20 Millionen Pfund. Eine Erneuerung der staatlichen Unterstützungen würde nicht einmal soviel ausmachen, wie während einer Woche verloren geht. Baldwin lehnte den Gedanken einer Erneuerung der Unterstützung ab und trat für schiedsgerichtliche Entscheidung ein. Er fügte hinzu: Wenn die Parteien zusammen­fämen, um zu verhandeln oder einen Schiedsspruch herbeizuführen, dann würde die Regierung alles tun, was in ihrer Macht steht. Sie fann aber nicht auf gesetzgeberischem Wege eine Regelung er­zwingen.

Der Führer der Arbeiterpartei, Macdonald, bezeichnete Baldwins Rede als durchaus unbefriedigend und sagte, Baldwin müsse wissen, daß sowohl die Arbeitgeber als auch die Bergleute es ablehnten, einen Schiedsspruch anzuehmen.

Wie hebt man den Lira- kurs? Durch Löwenjagd im Zubaland.

nunmehr das offiziöse Organ" L'Impero": die Jagd auf Löwen ! Ein neues Mittel für den italienischen Tatendrang empfiehlt Dieser Gedanke ist vor kurzem schon einmal durch eine römische Agentur aufgegriffen worden, die empfahl, zur Beseitigung des Defi­zils in der Handelsbilanz wilde Tiere in den italienischen Kolonien zu jagen und zu einem Handelsgegenstand zu machen. Der Impero" schreibt, nachdem ihm die Nachricht bekannt geworden ist, wonach der Gouverneur der neuen italienischen Kolonie 3 ubaland, Corrado Boli, umfassende Jagden auf wilde Tiere in jener Ge­gend veranstaltet, mit großem Pathos:" Der Zuba ist also nicht etwa ein literarischer Fluß, der lediglich in der Phantasie Gabriele d'An­nunzios existiert. Er ist vielmehr ein authentischer Fluß, an dessen Ufern sich Löwen , Tiger, Panther Elefanten, Rhinozerosse, Strauße, Hyänen( Ramele nicht? Red. d." B.") und alle anderen verschiedenen Vertreter der tropischen Tierwelt brängen. Nun wohl, was machen die Italiener? Was joll den ungeduldigen Tatendrang unserer faschistischen Freunde beunruhigt und unbefriedigt find, nichts mehr für ihre Fäuste zu tun zu haben aushalten, um sich auf dieses glänzende und ruhmreiche Feld der Betätigung zu werfen?" Das von Mussolini inspirierte Organ fügt hinzu, daß die private Initiative, der Handel, die In­dustrie, die Jagd im großen Stile von den zentralen und lokalen Behörden noch viel mehr ermutigt und unterstützt werden müsse, als es heute der Fall sei.

-

die

916